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Schwangerschaft und Geburt: Selbst verantwortet

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Das ging fix …

Die Geburt eines Babys. Kaum ein Ereignis im Leben ist einschneidender. Ein risikoreiches Ereignis, das der medizinischen Kontrolle und Lenkung bedarf – sagen Ärzte und Klinikpersonal. Ein normaler, natürlicher, freudiger Vorgang – sagen Hausgeburtshebammen und selbstbewusste Frauen.

Wie kann es sein, dass die Wahrnehmung ein und desselben Ereignisses so unterschiedlich ausfällt? Wenn du schon ein Kind hast: Wie war deine Schwangerschaft und Geburt? War es eine Zeit, in der du die Verantwortung für dich und dein Kind in die Hände anderer gelegt hast oder eine Zeit, in der du gut informiert und selbstverantwortlich gehandelt hast? War es ein Ereignis, das dich verletzt an Körper und/oder Seele zurückgelassen hat, oder hat es dich stark gemacht für die Herausforderung des Mutterseins? Wie viel Einfluss hattest du auf das, was mit dir geschah?
Hat man als Frau überhaupt Einfluss darauf, wie die Geburt werden wird? Nur bedingt, versichern uns Schwangerenratgeber. Denn schließlich kommt es anders und zweitens als man denkt. Wir können doch nicht klagen oder um ein verlorenes Geburtserlebnis trauern: Wir halten schließlich ein gesundes Kind im Arm!
So lässt es die Gesellschaft uns Frauen glauben und wir schweigen meist brav – Mädchen sollen brav sein – und ertragen den Schmerz im Stillen. Es war eben so. Die beauftragten Profis mussten uns vor den Unzulänglichkeiten unseres eigenen Körpers retten. Wahrscheinlich wären wir sonst gestorben und unser Kind auch. Frauenärzte und Hebammen sind ja nicht umsonst ausgebildete ExpertInnen der Geburtshilfe. Die werden schon wissen, was sie tun.
Aber wissen sie das wirklich? Diese Frage sollten wir Frauen angesichts einer durchschnittlichen Kaiserschnittquote von über 30% und einer klinischen Interventionsrate von über 90% dringend stellen. Sind die Experten, denen wir unser Leben und das unseres Kindes anvertrauen, wirklich qualifiziert, den fein abgestimmten, intimen Vorgang Geburt so zu begleiten, dass das Ergebnis optimal ausfällt? Ist die Angst, die von Anfang an bei Vorsorgen und der Geburtsüberwachung mitschwingt, berechtigt, oder führt sie zu vorschnellen Interventionen und damit unnötigen Komplikationen?
Tatsache ist, dass eine Mehrzahl der geburtshilflichen Routineeingriffe in Studien entweder als nutzlos oder sogar potentiell schädlich belegt wurde (Routineultraschall in der Schwangerschaft, Routine-CTG (Herztonüberwachung), Rückenlage/Halbsitzen und sogenanntes „Kristellern“, also starkes Drücken auf den Bauch während der Geburt, Einleitungsversuche der Geburt bei rechnerischer Terminüberschreitung).
Was die ExpertInnen machen, beruht – so unglaublich es klingen mag – vorwiegend auf medizinischen Traditionen und Meinungen.
Es ist daher an uns Frauen, zu entscheiden, ob wir eine solche Geburtshilfe wollen, ob wir sie klaglos hinnehmen und die häufig vorgebrachten Scheinbegründungen für Komplikationen tatsächlich glauben („Es hatte die Nabelschnur um den Hals, deshalb konnte es nicht normal geboren werden.“), oder ob wir bereit sind, für unseren Körper und das Wohlergehen unseres Kindes auch in der Schwangerschaft volle Verantwortung zu übernehmen und uns selbst gründlich zu informieren.
Hört man anderen Frauen über ihre Geburten reden, klingt das häufig so: „Ich durfte noch nicht pressen.“ „Ich musste eingeleitet werden.“ „Es musste ein Kaiserschnitt gemacht werden.“

Tatsache ist: Jede mündige Frau muss überhaupt nichts, was sie nicht selbst will. Egal, ob ein Arzt oder eine Hebamme es für nötig erachtet oder nicht. Doch unter Wehen lässt sich schlecht diskutieren und noch schlechter recherchieren, daher ist Information im Vorfeld der Geburt angebracht.

Entspannt schwanger: In Eigenvorsorge oft viel besser möglich.

Sonne auf dem Bauch
Sonne auf dem Bauch

Du musst keine Schwangerenvorsorge machen lassen. Du musst dich nicht einleiten lassen. Du brauchst niemand Fremdes, um dein Baby zu gebären, wenn du lieber allein sein willst. Das einzige, was du tun solltest, ist, dich um dich zu kümmern und dir bewusst zu machen, was du selbst willst.
Wenn wir im restlichen Leben für uns selbst verantwortlich sind, warum lassen wir uns dann von Fremden vorschreiben, wie wir schwanger zu sein und wie wir zu gebären haben? Als Mutter ist man viele Jahre lang für sein Kind verantwortlich. Lassen wir uns vor unserem eigenen Körper so viel Angst einjagen, dass wir die wichtige Zeit der Schwangerschaft und Geburt in anderen Händen sicherer wähnen als in unseren eigenen?
Dabei traut man sogar Diabetikern oder Bluthochdruckpatienten heutzutage zu, sich selbst den Blutzucker oder den Blutdruck zu messen. Menschen mit Herzinsuffizienz werden angehalten, sich regelmäßig zu wiegen, um einem Entgleisen der Erkrankung rechtzeitig gegensteuern zu können. Wie viel mehr sollten gesunde, schwangere Frauen in der Lage sein, sich gut informiert um ihre eigene Schwangerschaft zu kümmern? Ärzte und Hebammen wären dann immer noch wertvolle Ansprechpartner für aufkommende Fragen und bei eventuellen Problemen – aber sie wären nicht mehr die unangetasteten Autoritäten, deren Entscheidungen die Frau sich kommentarlos zu beugen hat.

Eigenverantwortliche Schwangere, die das Vorsorgetamtam und Geburtsmanagement durch die ExpertInnen in Frage stellen und vielleicht sogar ohne dieses einfach schwanger sind und gebären? Dieses Szenario macht Angst. Vor allem den ExpertInnen, die sowieso schon Angst haben, weil sie den weiblichen Körper für störanfällig und potentiell krankhaft halten. Und sicher fürchten nicht wenige auch um ihre Macht. Der Kaiserschnitt als Höhepunkt, ein ultimatives Hochgefühl für den Arzt, der das neue Leben auf die Welt bringt. Ihm gebühren Dank und Bewunderung. Ob Kaiserschnitt oder nicht: Von der Frau wird erwartet, Objekt zu sein und sich entbinden zu lassen.

Viele Frauen wollen nicht mehr hinnehmen, dass man ihnen auf diese Weise die Geburt stiehlt. Sie hinterfragen die Ängste und Geburtsmythen unserer Gesellschaft. Sie entdecken, dass das Wissen um eine schöne, sichere Geburt in ihnen selbst ist, und dass ihr selbst gewählter Weg schön, freudig und alles andere als gefährlich ist.
So wie auch Tiere ohne jede Vorbildung wissen, wie sie gebären müssen, können auch Menschenfrauen auf ein instinktives Wissen zurückgreifen. Sich zurückziehen, dorthin, wo man sich geborgen und von Beobachtern geschützt weiß. Vertrauen haben und loslassen. Das Geburtshormon Oxytocin fließt dann ungehindert und sorgt für einen reibungslosen Geburtsverlauf.
Muttermund tasten? Pressen auf Anleitung? Unnötig. Ein geburtshilfliches Basiswissen hilft, besondere Situationen wie vorzeitigen Blasensprung, grünes Fruchtwasser etc. beurteilen zu können und entsprechend zu handeln. Stress dagegen (ausgelöst durch fremde Umgebung, helles Licht, fremde Menschen und ein Gefühl des Ausgeliefertseins) gehört nicht zum freudigen Gebären. Er lässt Wehen verschwinden und verursacht Probleme – und im Krankenhaus zahlreiche Interventionen.

So kompliziert sind Schwangerschaft und Geburt nicht. Letzten Endes muss das Baby aus dem Bauch und nicht aus dem Gehirn geboren werden. Für eine gute Vorbereitung und damit man von den heutigen Ammenmärchen nicht unnötig eingeschüchtert wird, lohnt sich allerdings die Lektüre guter Bücher wie zum Beispiel „Gebären ohne Aberglauben“ (Rockenschaub),“Die selbstbestimmte Geburt“ (Ina May Gaskin) oder mein Beitrag „Alleingeburt“ (Sarah Schmid). Auch das Internet bietet auf diversen Blogs und youtube-Videos so viel Wissen an, dass eine Geburt für niemanden mehr ein undurchschaubares Mysterium bleiben muss. So kann jede Frau, die das will, ihre Schwangerschaft und Geburt in eigene Hände nehmen. Ganz gleich, wo und mit wem die Entbindung letztlich stattfindet.

So kam es zur Alleingeburt im Wald

Ich habe meine Geschichte an verschiedenen Stellen zwar schon erzählt (und alle, die sie kennen, können hier einfach drüber springen), aber auf meinem Blog findet sie sich noch nicht, worauf ich von einer Leserin berechtigter Weise hingewiesen wurde. Hier also noch mal von Anfang an:

Alles begann noch bevor ich das erste Mal schwanger wurde. Im Medizinstudium galt es, diverse Famulaturen und später das Praktische Jahr zu absolvieren. Da ich später einmal Kinder wollte, nutzte ich die Gelegenheit, und famulierte vier Wochen lang in der Gynäkologie/Geburtshilfe eines kirchlichen Krankenhauses. Ich war unvoreingenommen und neugierig. Wartete mit Spannung auf jede Geburt, bei der ich dabei sein durfte. Einmal sogar eine Zwillingsgeburt! Und einmal, aber auch nur einmal, war ich bei einer Geburt dabei, die aufrecht und nicht in Rückenlage stattfand. Ich sah mir an, wie die Säuglingsstation organisiert ist und assistierte bei ein paar Kaiserschnitten. Das waren Highlights! Ich musste mit dem Sauger das Fruchtwasser auffangen, wenn die Fruchtblase kaputtgemacht wurde. Die Ärzte waren nett. Unter den Hebammen gab es ganz unterschiedliche Typen. Eine junge ist mir bis heute im Gedächtnis (bei ihr fand übrigens auch die Geburt im Knien statt, bei der ich dabei sein durfte!). Sie bekam immer ganz rote Wangen, wenn die Geburt kurz bevorstand. Sie musste quasi gar nicht den Muttermund tasten, um zu wissen, dass die Frau vollständig eröffnet war. Das hat mir inmitten aller Technik und Überwachung imponiert.

Meine nächste Begegnung mit der Geburtshilfe bekam ich im Praktischen Jahr. Ich war inzwischen verheiratet und frisch schwanger mit unserem ersten Kind. Ich durfte jetzt so ziemlich nichts Praktisches mehr machen (wie Blut abnehmen etc.), sondern war aus Sicherheit vorwiegend zum Zugucken und Papier hüten verdammt. Aber zugeguckt habe ich dafür um so genauer. Diesmal war ich im größten Krankenhaus der Stadt zwei Monate lang auf der Geburtsstation, auf der ich selbst einmal geboren worden war. Die Hebammen waren solche vom alten DDR-Schlag. Im Kreißsaal herrschte nicht selten Feldwebelton. Die Frauen wurden angeschrien und beleidigt, wenn sie nicht so taten, wie die Hebammen verlangten. Ein ordentlicher Dammschnitt war Routine und oft sehr wohl schmerzhaft, obwohl den Frauen vorher was anders erzählt wurde. Die Hebammenschülerinnen ubertrumpften sich damit, wer von ihnen schon die meisten Dammschnitte gemacht hatte. Ich habe vergessen, wie viele sie gemacht haben mussten, aber es waren nicht wenige. Es gab einige Szenen, die ich ganz schrecklich fand. Als hätte ich ein Verbrechen beobachtete, ohne etwas tun zu können, um das Opfer zu schützen. Die Entscheidung zur Hausgeburt fiel mir da nicht mehr schwer. Das Risiko, so gebären zu müssen, wollte ich nicht eingehen. Und mein Mann war mit meiner Entscheidung zufrieden, da besagte Klinik von unserem Haus nur fünf Minuten mit den Auto entfernt lag. Im Notfall war der „sichere“ Hafen ja nicht weit.

Ich fand auf Empfehlung eine ältere, erfahrene Hebamme. Ich hatte mit ihr ein gutes Gefühl und dachte, dass nun ja nichts mehr schief gehen könne. In dieser Zeit wohnten wir am Waldrand. Das PJ war stressig. Mein erstes Tertial (das PJ ist in drei Abschnitte a 4 Monate unterteilt, die Tertiale genannt werden) absolvierte ich in der Notaufnahme. Es verlief zwar spannend und lehrreich … aber ich konnte kaum aufs Klo gehen. Es gab dafür zum Glück ein wunderbares Heilmittel und das wirkte zuverlässig und oft schon nach einer Viertelstunde: Der Wald. Sobald ich dort spazieren ging, kam sozusagen alles in Bewegung. Und während ich durch den Wald streifte und sich in mir Entspannung breit machte, dachte ich immer wieder: Hier müsstest du gebären. Du verkriechst dich einfach, ohne dass einer weiß wo du bist, und dann kommst du mit dem Baby zurück. Kein Trubel, kein Stress, keiner, der etwas von dir erwartet, verlangt oder auf die Uhr guckt. Das muss doch herrlich sein! Wenn ich hier so schön meine Verstopfung lösen kann, muss das doch ein hervorrangender Ort sein, um auch die ganz große Verstopfung, also das Baby, herauszubekommen.
In diesem Wald war das allerdings nicht machbar. Zu viele Jogger und Hundegänger. Es gab da kein mit Sicherheit ruhiges, ungestörtes Örtchen. Trotzdem war der Gedanke so schön, dass ich ihm gern nachhing.

Unser erstes Kind kam dann in unserer Mietswohnung zur Welt. Ich dachte, ich hätte alles für eine sichere Geburt getan und war guter Dinge. Als ich über Termin ging, weigerte ich mich standhaft, alle zwei Tage zum CTG aufzukreuzen. Meine Hebamme meinte, ich wär der Typ, dem sie zutraut, die Geburt auch allein durchzuziehen und sie spät zu rufen. Und ich hatte mir insgeheim auch offen gehalten, genau das zu tun. Aber weil wir nett sein wollten, riefen wir am Morgen, als die Wehen begannen, schon mal an, um Bescheid zu sagen, dass es heute was werden würde. Dann trafen zwei Dinge ein, die sich nicht im Voraus hatten berechnen lassen: Meine Hebamme war just zu diesem Moment bei einer anderen Geburt. Und: Eine Vertretungshebamme aus dem Geburtshaus kam vorbei, obwohl wir gesagt hatten, dass noch keiner zu kommen bräuchte, sondern wir nur Bescheid sagen. Da war sie also, die Vertretungshebamme. Ich fühlte mich nicht wohl mit ihr und wollte eigentlich, dass sie so schnell wie möglich wieder verschwindet. Sie war schon auf dem Weg nach draußen, wir hatten ihre Nummer, unter der wir sie erreichen konnten und … plötzlich setzten bei mir die Wehen heftig ein. Sie blieb. Ich hatte nicht den Mut und die Nerven, sie herauszuschmeißen. Ich dachte: Augen zu und durch. Aber diese Rechnung ging nicht auf, wie sich schnell herausstellte. Ich war zwar bald vollständig eröffnet, eine zweite Hebamme wurde dazu gerufen, wie das so üblich ist, wenn die Geburt kurz bevorsteht. Aber dann ging stundenlang nichts vorwärts. Nur Wehen und Schmerzen. SCHMERZEN! Dann irgendwann die Erkenntnis: hoher Geradstand!
Nun schwebte also auch noch das Damoklesschwert Krankenkenhaus und Kaiserschnitt über mir. Dabei hatte ich die Geburt innerlich an die Hebammen abgegeben. Erst als ich merkte, dass sie auch nicht weiterwussten und ICH hier was tun muss, wenn ich nicht im Krankenhaus auf dem OP-Tisch landen wollte, nahm ich die Geburt wieder an mich. Wenn mein Körper wusste, wie er das Kind herausbekommen kann, dann musste ich auf ihn hören und nicht auf die Hebammen mit ihren sich so wirkungslos anfühlenden Schaukellagerungen. Das tat ich und fand es ganz angenehm, stehend das Becken hin und her zu bewegen und dabei meine Tochter aufzufordern, dich zu drehen. Glücklicherweise kam dann auch endlich MEINE Hebamme. Sie massierte eine angeschwollene Muttermundskante weg (sehr schmerzhaft, aber effektiv). Der Kopf des Babys hatte sich nun gedreht und kurze Zeit später hielt ich sie im Arm. Völlig fertig aber sehr sehr froh!

Nach dem ersten Glücksrausch begann ich, die Geburt zu analysieren. Was war schief gelaufen? Wie hätte ich die vielen schmerzhaften Stunden vemeiden können? Woran lag es, dass das, was bis zum Eintreffen der Hebamme so unspektakulär verlaufen war, danach so kompliziert wurde?

Ich las mich durch das Internet, las über Alleingeburt und das Aha ließ nicht lange auf sich warten. Ich war nicht die einzige, die sich von der Anwesenheit bestimmter Leute so aus dem Takt bringen ließ. Fremde Leute zu seiner Geburt einzuladen ist nicht selten ein Risiko an sich. Aber wenn ich noch ein Kind bekäme, wie konnte ich meine Geburt wirklich sicher machen? Wie konnte ich sicher sein, niemanden einzuladen, der mich hemmte, der meinem Körper nicht vertraute und mir mit seiner Angst die emotionale Kraft aussaugte, die ich zum Gebären brauchte? So wuchs in mir der Entschluss, dass das nächste Kind nur in Anwesenheit von Menschen kommen sollte, die keine Angst vor dem Ereignis Geburt hatten. Ob ich so jemanden finden würde?

Kurz nach der Geburt der Großen zogen wir nach Schweden um. Der Wald begann nun direkt hinter unserem Haus. Ich brauchte nur aus der Haustür zu fallen. Ein kurzer Weg, um jede Verstopfung aufzulösen. Und eines Tages, bei einem meiner Spaziergänge quer waldein, fand ich ihn, den Platz, an dem unser Sohn später geboren wurde. Weiches Moos, das von umgefallenen Fichten wie mit Wänden umgeben wurde. Daneben ein plätscherndes Bächlein. Hier war der Wald wild, ungepflegt und kein Wanderer, kein Pilzsammler oder Jogger würde sich jemals hierher verirren. Ich war begeistert. Von nun an pilgerte ich immer öfter zu diesem Platz. Plante, malte mir aus, wie es sein würde, hier zu gebären … und als mein Mann endlich überzeugt war, weihte ich auch ihn ein. Na klar, es war verrückt. Oder war es das? Betrachtet man die Menschheitsgeschichte, ist diese Art zu gebären durchaus üblich gewesen. Nur, weil etwas anderes heute Mode ist, muss das andere ja nicht gleich undenkbar sein.
Wie anders war diese Schwangerschaft als meine erste! Ich war einfach nur schwanger. Die Vorsorgeuntersuchungen bei der Großen hatten mich immer verunsichert und irritiert. Jetzt war ich frei. Ein unglaubliches, wenn auch manchmal beängstigendes Gefühl. Aber mir ging es gut, mein Baby bewegte sich in mir … alles war gut. Zuerst dachte ich: Gehst du ab der und der Woche zur Vorsorge. Das reicht auch noch. Aber dann kam die besagte Woche und in mir sträubte sich alles. Ich hatte das Gefühl, es würde meine selige Blase der guten Hoffnung zerstören, wenn ich mich von jemandem Frenden vermessen und beurteilen lassen würde. Irgendwann ließ ich den Plan fallen und war glücklich, dass ich den Vorsorgestress einfach boykotierte. Eine Hebamme zu suchen hatte ich noch früher aufgegeben. Erstens gibt es in Schweden fast keine Hausgeburtshebammen. Aus diesem Grund hätte sie sehr weit anreisen müssen. Zweitens hätte ich die 2000 Euro als Kosten für die Geburt selbst tragen müssen. Aber das auf die Gefahr hin, dass die Hebamme es zur Geburt gar nicht rechtzeitig schaffte. Das schien mir das viele Geld dann doch nicht wert zu sein. Und drittens: wie hätte ich die Hebamme von meinen Waldplänen überzeugen sollen?

Natürlich hätte es sein können, dass es regnet oder ein anderer Umstand mir den Wald vegrault. Ich war nicht stur darauf festgelegt, dass es unter allen Umständen der Wald werden musste. Aber alles passte am Schluss und der Rest ist Geschichte. Seitdem habe ich noch zwei weiteren Kindern im Alleingang auf die Welt geholfen. Der Wald hat sich aus verschiedenen Gründen nicht noch einmal als Geburtsort ergeben. Dafür einmal die Wiese und einmal das Wohnzimmer. So hat jedes Kind seinen ganz eigenen, besonderen Geburtsplatz.

Meine Ausbildung hat bei meiner Entscheidung eine untergeordnete Rolle gespielt. Vorallem hat sie mir geholfen, die Geburtsmedizin in ihren Begrenzungen zu sehen und keine falschen oder überhöhten Erwartungen an sie zu haben. Sicher, ein Arzt kann ein Baby auf die Welt holen. Das geschieht heute ja immer öfter, am liebsten per Bauchschnitt. Aber ein Kind zu gebären, über sich selbst hinauswachsen und im hormonalen Freudenfeuer das Fest des Lebens feiern, das kann nur die Frau selbst. Und dafür verdient sie die beste und demütigste Behandlung durch alle, denen sie die Ehre erweist, sie dabei begleiten zu dürfen. Wir Menschen mit all unsere angehäuften Wissen sind viel weniger schlau als wir denken. Wir haben viel weniger in der Hand, als wir uns gern vormachen. So vieles wird verkompliziert, nicht weil es gefährlich ist, sondern weil wir Angst haben und mit unserem Einmischen den natürlichen Prozess erschweren oder verhindern. Es erscheint mir sicherer, mich zuerst auf mich selbst, meinen Körper und meinen Schöpfer zu verlassen. Ich will nicht, dass Fremde für mich zweitklassige Entscheidungen treffen, wenn ich selbst eine bessere Entscheidung treffen kann.

Diese Jahr wird unser Waldvöglein schon fünf. Sich für die Geburt zu entscheiden, die zu einem passt, ist nur eine von vielen Entscheidungen, die man im Leben mit Kindern treffen muss. In einem Monat ziehen wir ins Elsass (Frankreich) um, weil Kinder dort die Freiheit haben zu lernen, ohne dafür jeden Tag in ein Schulgebäude eingesperrt zu werden.

Wie man sich selbst verlieren kann

Diesen Bericht bekam ich heute von einer Frau zugeschickt:

Eine Geburt wie sie so gar nicht sein sollten und die Folgen daraus… für mich jeden Tag noch schmerzlich, obwohl 1,5 Jahre vergangen sind.

Als ich noch ein Teenie war, wusste ich schon: Ich will Kinder. Und wenn ich mir damals darüber Gedanken machte, dann wusste ich auch immer das ich meine Kinder am liebsten geboren zu Hause oder alleine auf die Welt bringen möchte.
Damals in den 90iger Jahren waren vermutlich sogar noch Geburtshäuser exotisch und eine Geburt in mitten von Ärzten und fremden Leuten der Standard. Und selbst wenn ich das nicht wusste, so dachte ich mir das es das natürlichste der Welt ist, und ich keine fremden Leute dabei haben möchte und meine ruhe haben will.
Jahre zogen ins Land. Ich wurde erwachsen, stolperte in meinem leben, raffte mich wieder auf aber damals verlor ich nie wirklich mich selbst und mein Kinderwunsch und auch die Art und Weise wie sie zur Welt kommen sollten waren immer noch da und immer noch dieselbe Vorstellung.
Mit dem „richtigen“ Partner startete 2009 dann die Planung des Kinderwunsches die recht schnell von Erfolg gekrönt war. Ich war schwanger.. und keine 2 Monate später war ich nicht nur schwanger sondern auch wieder Single. Und zwar so dermaßen Single das nach der Trennung und vor allen den Gründen klar war das weder die Schwangerschaft, noch die Geburt gemeinsam erlebt werden.
Ich war gestolpert.. aber im nachhinein betrachtet habe ich dabei mich selbst verloren.
Meinen kleinen Wurm im Bauch liebte ich vom ersten Moment und mit dieser Erkentniss wuchs die Angst… die Angst das ich es verliere, das ihm was zustößt das etwas nicht normal verläuft. Geschürt wurde diese gleich bei der ersten Untersuchung von der Ärztin die mir teure weitergehende Untersuchungen anschwatzen wollte – grundlos, wohlgemerkt. Als „Grund“ nannte sie Statistiken in die ich nicht reinpasste, weder vom Alter noch von der familiären Vorbelastung etc. Da konnte ich noch ablehnen.
Die Schwangerschaft, obwohl sie eigentlich völlig problemlos verlief, war für mich seelisch anstrengend weil immer die angst mitlief es könnte etwas passieren. Der Herzschlag meines Babys könnte stehenbleiben. Vor lauter Sorge war ich deutlich häufiger beim Frauenarzt als vorgesehen und immer hieß es, es ist alles ok.. Keine Auffälligkeiten zu sehen.
Ich glaube es war ca in der 25. Schwangerschaftswoche. Nun hätte es eine Chance wenn es zu früh käme, und mit dieser Gewissheit die von Woche zu Woche wuchs und der Chance die von Woche zu Woche größer wurde, wurde ich etwas ruhiger und begann den Bauchzwerg zu genießen während die Vorfreude auf meine Tochter, wie ich zwischenzeitlich wusste, ins unermessliche wuchs.
Wie schon gesagt, ich war gestolpert und ich habe mich selbst verloren und ich fand mich nicht mehr. Der Gedanke an eine geborgene Hausgeburt, ich glaube der kam mir seit der Trennung nicht mehr. Ging auch gar nicht, musste ich mir ja eine eigene Wohnung suchen und die war dafür absolut nicht geeignet. Geburtshaus? Gab es, aber 30 km entfernt und unter wehen autofahren? Geburtstermin war mitten im Winter und die Winter hier sind hart und streng – mit viel Eis und Schnee… Nein… zu gefährlich.
Also war klar das nur die Geburt in der nächstgelegenen Klinik übrigblieb. Ich freundete mich mit dem Gedanken an. Kaiserschnitt, nein danke. Ich wohne alleine und habe einige Haustiere zu versorgen, das kommt nicht in Grage. Ausserdem WILL ich diese Geburt erleben, das ist was einmaliges. Nein ich will keinen Kaiserschnitt um keinen Preis.
Es gingen die Wochen dahin, ich glaube ca in der 35 Woche ging es los. Alle „Mitschwangeren“ bekamen ihre Babys. Zeitgleich wurde bei den US festgestellt, dass meine Tochter enorm gewachsen war und ziemlich groß würde. Ich hatte, was vermutlich fast jede Schwangere tut, Geburtsberichte gelesen. Möglicherweise die falschen, denn meine Angst wuchs mit jeder Woche in der meine Tochter in meinem Bauch wuchs… Angst vor einem Kaiserschnitt. Ich bekam wirklich fiese Beckenschmerzen mit denen Schritte, aufstehen, ja selbst das ruhige Liegen einfach nur noch eine Qual war und hörte dann mal das Wörtchen: Symphysenlockerung. *schreck*
Ich wollte, dass sie da rauskommt, jetzt sofort, bevor sie noch größer wird und die Gefahr eines Kaiserschnittes steigt, weil sie nicht durchs Becken passt… ich will diese Beckenschmerzen nicht mehr. Ich war am Ende, kein Gedanke mehr an geduldig sein… sich freuen, ruhig bleiben… die Geburt erleben, sie genießen. Ich will das es losgeht und dann auch damit vorbei ist wenn sie in meinen Armen liegt, diese nervenaufreibende Schwangerschaft.
Ich war völlig uneins mit mir, mit meinem Körper.. nichts merkte ich mehr. Senkwehen? Was ist das? Ein Zipen hier, ist das ne wehe, ne es sind nur Blähungen. Ich war abhängig, völlig abhängig von der Meinung meines Frauenarztes und des ctg-Gerätes. Am Termin angekommen. Keine Wehen, Muttermund noch da und zu. Ernüchterung, Verzweiflung! Kind? Groß, geschätzte 4100 Gramm.
Eine Einweisung in die Klinik zur Einleitung. Einer meiner eigentlichen Alpträume und doch nahm ich sie mit Kusshand. Immer noch besser als zu warten bis sie noch größer wird und es dann in einem Kaiserschnitt endet.
3 Tage Einleitung, 3 Tage leichte Wehen und keine Veränderung. Ein paar Tage zuhause… hoffen das es losgeht. Keine Veränderung. Wieder 3 Tage Einleitung, keine Veränderung… ich kann nicht mehr. Gebt mir den Kaiserschnitt. Und sie gaben ihn mir.
Sie hätten ihn mir schon viel früher gegeben. Damals, nach den ersten 3 Tagen Einleitung. Als ich völlig fertig vor der Ärztin im Krankenhaus weinte, dass ich nicht mehr kann aber keinen Kaiserschnitt will. Das ich Angst habe wg. einer übermäßigen Symphysenlockerung, als von ihr kam, ja das könnte schon sein das das dann den Symphysenring sprengt, wenn das Kind so groß ist. Da muss man mit rechnen. Ich bat darum ein anderes Mittel (ich hatte die Tabletten bekommen) zu versuchen. „das würde nichts bringen“… aber einen Kaiserschnitt, wenn ich den wollte könnte ich den haben.
Ich erklärte, dass ich keinen Kaiserschnitt will, dass ich sie so bekommen möchte aus vielen Gründen. Aber ein Wort der Aufmunterung, jemand der mich zur Seite nahm und versuchte in diesem Gebilde aus Angst und Verzweiflung MICH herauszulocken, mich zu beruhigen und mir die Angst zu nehmen – oder es zumindest zu versuchen? Fehlanzeige.
Ich „nahm“ den Kaiserschnitt. Die ersten Wochen danach redete ich mir wohl selbst auch ein, dass es das beste war. Aber dann begann die Fassade zu bröckeln und es wurmt mich bis heute. Es schmerzt. Es schmerzt so sehr das ich das Gefühl habe, mich immer weiter von mir zu entfernen als ich es damals war. Ich liebe meine Kleine abgöttisch, aber ihre Geburt wird immer einen faden Beigeschmack mit Selbstzweifel haben. Mit der Frage warum ich es nicht geschafft habe auf meine innere Stimme zu hören, mich selbst zu finden.
Anstatt dessen habe ich mir möglicherweise die Chance darauf eine weitere Geburt so zu erleben wie ich sie eigentlich haben wollen würde vertan. Denn nach einem Kaiserschnitt, ist eine Heimgeburt angeblich zu riskant. Keine Hebamme würde sie wohl begleiten und auch viele Geburtshäuser lehnen ab – und es wird einen von vornherein wieder Angst gemacht.
Ich las auf Ihren Seiten „jede Geburt würde uns stark machen“. Das denke ich auch, aber wenn sie nicht so geschieht wie man es selbst, ganz tief drinnen haben möchte, dann kann sie einen kaputt machen. Wie bei mir.
Es steht in den Sternen, ob ich überhaupt jemals noch ein Kind bekommen werde. Es fehlt der Partner und die Angst vor einer Enttäuschung ist noch zu groß. Alles was bleibt ist ein Traum, der Traum von einer selbstbestimmten Geburt, in Frieden, im Geborgenen ohne angstmachende Technik, verunsichernde Ärzte und Meldungen.
Ein Traum – der hoffentlich keiner bleiben wird.

Was wollen wir weitergeben?

Bei den Kindersprüchen in der letzten Eltern war unter anderem dieser zu lesen:

Eine Zweijährige, deren Mutter wieder schwanger ist, sagt zu ihrer Kita-Betreuerin: „Bald geht Mama ins Krankenhaus. Dann kommt der Arzt, holt das Baby aus dem Bauch, und dann sagt Mama danke.“

Ist es das, was unsere Kinder von uns über Geburt lernen? Der Arzt holt das Kind aus dem Bauch und das einzige, was die Frau macht, ist brav „danke“ sagen?
Wo sind wir hingekommen? Muß es dieses verzerrte Bild sein, mit dem die Mädchen heute aufwachsen und irgendwann ihre eigenen Kinder aus dem Bauch geholt bekommen?
Meine Tochter weiß, daß ich keinem Arzt höflich „danke“ gesagt habe. Niemand hat sie aus meinem Bauch geholt. Sie ist auf die Welt gekommen, weil sie es wollte. Ich habe sie geboren, unter Schmerzen und Gebrüll aus meiner eigenen Kraft. Und mein Dank galt allein meinem Schöpfer, der meinen Körper so wunderbar gemacht hat.

Meine 3. Schwangerschaft: 40. SSW

Der Termin nähert sich, aber keine Spur von einer baldigen Geburt. Habe von Anfang an eigentlich auch nichts anderes erwartet. Immerhin ist meine To-Do-Liste soweit erledigt:

Meine spezial abhaltetauglichen Windelüberhosen sind genäht und das Wichtigste bereit gelegt (wobei ich mir das Klamotten raussuchen bis nachher aufhebe, wenn ich dann weiß, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist).

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Das Familienbett auf 3 Meter erweitert (reicht dann für’s 4. Kind gleich mit). :yes:

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Das Tipi ist aufgebaut, eine schöne Option, die ich mir offen halte.

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Und gestern haben wir noch einen Gipsabdruck vom Bauch gemacht.

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Soweit ist alles getan. Nur das größere Auto haben wir noch nicht gefunden. Irgendwie sauschwer, hier einen gebrauchten VW-Bus zu bekommen. So was fährt der gemeine Schwede nicht.

Ansonsten geht es mir in jeder Hinsicht gut. Ich habe keine Eile, mein Bäuchlein loszuwerden und es erscheint mir irgendwie noch ganz unwirklich, daß ich bald ein Baby im Arm haben werde. Wenn nicht nur noch so wenige Tage übrig wären, würde ich noch mal richtig schöne Schwangerenklamotten kaufen gehen, jetzt wo mein Bauch so richtig schön schwanger aussieht und vor allem nichts anderes mehr paßt. Aber das lohnt nicht wirklich.
Wie gut, daß ich auch gemütlich über den Termin gehen darf, ohne daß irgendwer mir deswegen Stress macht. Das nenn ich Luxus. 😛

Meine 3. Schwangerschaft: 36. SSW

Das Arbeiten hab ich hinter mich gebracht. Seit ein paar Tagen ist auch hier richtig Frühling mit Sonnenschein und Wärme. Wir haben uns gerade alle von einer ordentlichen Erkältung erholt, so ziemlich jedenfalls. Bei mir setzt es sich immer noch so schnell in die Nebenhöhle und dann schleppe ich mich allein wegen einer blöden, kleinen Höhle völlig kraftlos durch die Gegend. Aber jetzt geht es schon wieder.
Vorgestern waren wir alle vier am Geburtsplatz im Wald, den ich auch diesmal wieder als Wunschgeburtsort oben auf meiner Liste habe. Nirgends kann ich so entspannen wie hier. Geht natürlich nur, wenn das Wetter mitmacht, worauf ich hoffe.
Dem kleinen Bauchbewohner geht es gut, ich genieße das Rappeln, Krabbeln und Treten da drinnen.
Mir geht es gut, bis auf zwei kleine Krampfadern keine der üblichen Schwangerschaftsbeschwerden. Allerdings fühle ich mich wie ein Wal. Obwohl mein Bauch eigentlich klein ist wie bei den letzten Schwangerschaften auch. Den Lego-Bausteinen hinterherzujagen, die Jonathan derzeit mit Wonne in Küche und Wohnzimmer verteilt, ist eine Herausforderung, die ich nicht mehr so oft annehme.

Knapp 5 Wochen noch bis zum Termin. Kopf ist unten, seit letzter Woche gelegentliche Vorwehen und ein bißchen tiefer sitzt der Bauch auch schon. Die Wochen vor der Geburt sind für mich vor allem seelisch-emotional herausfordernd. (Wissenschaftlich betrachtet ist daran die sich verändernde hormonelle Lage zum Ende der Schwangerschaft schuld, tröstlich zu wissen.) Jedenfalls, ich muß aufpassen, womit ich meine Gedanken füttere, u.a. was für Geburtsberichte ich lese. Auch unter den Alleingeburtsberichten bzw. Geburtsberichten, die als Alleingeburt geplant waren, gibt es ein paar wenige, die nicht so gut ausgehen, die mit Kaiserschnitt oder im seltensten und schlimmsten Fall mit einem toten Baby enden. Was zum Beispiel, wenn das Baby ein paar Tage vor der geplanten Alleingeburt im Mutterleib stirbt? Über einen solche Fall las ich neulich. Einer Frau der das passiert, die aber den gewünschten Weg geht, wird man sagen, daß es Schicksal war und gelegentlich passiert. (Möglicherweise wird man bei ihr beim nächsten Kind aus psychischer Indikation kurz vor oder am Termin einen Kaierschnitt machen.) Einer Frau, die die Verantwortung nicht abgibt und das Baby ohne Kontrollen, Ärzte und Hebammen zur Welt bringt, gibt man automatisch die Schuld am Tod ihres Kindes.
Oder was, wenn das Kind so behindert ist, daß es nach der Geburt stirbt? Auch das passiert gelegentlich. Im Krankenhaus sagen die Ärzte, es konnte aufgrund der Fehlbildungen nicht überleben. Bei einer freien Geburt zu Hause wird dasselbe zwar später auch eine Obduktion zeigen, aber der Schuldvorwurf wird trotzdem in der Luft bleiben.
Krankenhaus bedeutet für die Leute automatisch, daß das Maximale und Beste zum Überleben getan wird. Wenn Frau nur alle Verantwortung den Experten überträgt, lastet ihr im Fall des Falles keiner was an, selbst wenn ihre Entscheidung in ein Krankenhaus zu gehen möglicherweise erst das Drama heraufbeschworen hat. Wenn Frau aber entscheidet, selbstverantwortlich zu gebären, dann wird sie gnadenlos auf dem (virtuellen) Scheiterhaufen verbrannt, egal ob sie in irgendeiner Form am schlechten Ausgang Schuld war oder nicht.
Könnte ich also zu der Trauer auch noch die Schuldzuweisungen der Gesellschaft ertragen?

Geburt ist schon eine sichere Sache, aber eben nicht zu 100%. Nichts im Leben ist zu 100% sicher und vorhersehbar. Durch welche Maßnahmen auch immer diese 100% hergestellt werden sollen, es bleibt eine Illusion. Es braucht Mut und Glaube, um in diesem Leben nicht im eigenen Gefängnis aus Angst gefangen zu bleiben, um frei zu sein seinem Herzen zu folgen.
Ich habe mich entschieden, dieses Leben zu leben: frei, ungeschminkt, mit einem gesunden Maß Vernunft, mit Entscheidungen, die auf Wahrheit und nicht Angst basieren und bei allem meinem Herzen treu zu bleiben.

Also streichle ich zuversichtlich meinen Bauch, freue mich auf das kleine Wesen darin und vertraue Gott, der alles in seiner Hand hat und mich nicht fallen läßt.

unser Kater liebt meinen Bauch

Meine 3. Schwangerschaft: 29. SSW

Noch 2 1/2 Monate. Der Bauch wächst immer weiter und die ersten Walroßgefühle kommen auf. Man überlegt nachts dreimal bis man ein Umdrehmanöver startet. Je schwangerer ich werde, desto weniger hab ich Lust, das Haus zu verlassen oder irgendwen zu sehen. Dabei muß ich noch bis Ende April arbeiten. :-/
Mit einer, die sich zur Fachärztin für Psychatrie ausbilden lässt und in dem Rahmen zwei Wochen bei uns auf Station gearbeitet hat, hab ich mich nett unterhalten. Sie erzählte, daß ihr erstes Kind fünf Kilo schwer war und auf normalem Weg geboren wurde (wohl, weil damals das Gewicht noch nicht mit dem Ultraschall geschätzt wurde). Es ging auch ganz gut, außer daß sie (wahrscheinlich wegen hebammengeleitetem Powerpressen in Rückenlage plus Dammschnitt) eine Sphinkterruptur bekam (die aber problemlos heilte). Bei der nächsten Schwangerschaft wurde gleich mal prophylaktisch ein Kaiserschnitt gemacht, obwohl das Kind sich noch von Beckenendlage in Schädellage drehte und nachher weniger als 5 Kilo wog. Sie hätte schon gern normal geboren, aber die schlauen Gynnis hielten einen Kaiserschnitt für viel sicherer. Das dritte Kind wog ganze 3,5 Kilo und kam natürlich auch per Kaiserschnitt. Sie hat selbst ein Jahr in der Frauenklinik gearbeitet, scheint aber die Entscheidung für die Kaiserschnitte nie hinterfragt zu haben, obwohl sie selbst sagt, daß sie lieber normal geboren hätte und das viel leichter war als die Kaiserschnitte. Verrückte Welt.
Gestern war mein Blutdruck den ganzen Tag im Keller. Ich kann mich erinnern, daß ich das bei den anderen Schwangerschaften auch manchmal hatte. Nur gestern mußte ich arbeiten und war noch dazu übermüdet von einer zu kurzen Nacht. Ich weiß nicht, wie ich bis Mittag durchgehalten hab. Mir war schwindelig, konzentrieren war so schwer und als ich vor dem Mittagessen saß, wurde mir übel. Meine Rettung war eine Pritsche im sogenannten Parkinson-Raum, der nur wenige Stunden am Tag genutzt wird. Ich hätte nicht gedacht, daß ich dort schlafen kann, aber ich konnte und nach einer 3/4 Stunde war ich wenigstens nicht mehr müde und konnte mich konzentrieren. Am Nachmittag waren nämlich zwei Aufnahmen. Zwei nette, alte Leute nach Schenkelhalsbruch, die zu uns zur Reha kamen. Die eine war schon Uroma, aber für ihr Alter und trotz früherem Schlaganfall noch so neugierig und munter, wie ich auch gern mal sein will, wenn ich so alt bin.
Der niedrige Blutdruck (ich kam kaum auf 100/60, hab aus Neugierde mal gemessen) verfolgte mich noch bis abends. Heute ist’s als wäre nichts gewesen.
Draußen liegt immer noch viel zu viel Schnee. Bei 2 Grad taut es nur langsam. Eigentlich wollte ich Kaninchen schlachten heute, aber man kriegt noch nicht mal die Türen vom Stallgebäude richtig auf, weil der ganze Schnee vom Dach herunter gekommen ist. Ich hab den Schnee inzwischen so satt. 🙄

Meine 3. Schwangerschaft: 25. SSW

So weit bin ich nun schon wieder gekommen. Die Zeit vergeht so schnell und schwanger sein ohne Ärzte, Untersuchungen und Co. ist äußerst unspektakulär. Dafür sehr harmonisch, friedlich und ganz normal. Die Übelkeit zu Anfang hat mich diesmal verpaßt und ich hab sie auch nicht vermißt. Überhaupt ist diese Schwangerschaft so leicht und beschwerdefrei, daß ich oft das Gefühl habe, es wird von Schwangerschaft zu Schwangerschaft nicht schwerer, sondern leichter. Aber vielleicht liegt das einfach daran, daß ich diesmal nicht länger für meine Sache kämpfen muß und alle größeren Unsicherheiten beseitigt sind. Ich hab bewiesen, daß ich allein und trotzdem erfolgreich gebären kann, mein Mann ist von Anfang an mit im Boot, ich überlege nicht mehr, ob ich nicht doch diese und jene Untersuchung machen lassen soll, meine Umgebung hält mich inzwischen wahrscheinlich eh für verrückt… und so lebe ich sehr entspannt und genieße das stärker werdende Strampeln in meinem Bauch.
Vor ein paar Wochen waren wir bei der Mödravårdcentral (die machen hier die Schwangerenvorsorge, ähnelt der Mütterberatung in der DDR). Ich fragte, ob sie auch Elterntreffen für Paare anbieten, die das 2. oder 3. Kind bekommen. Hier ist es üblich, daß Erstgebärende in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Kindes regelmäßig andere Eltern treffen und sich über alles, was gerade interessant ist, austauschen können. Wie ich erfuhr, gilt das Angebot aber nur beim ersten Kind, was ich etwas schade finde.
Wie auch immer. Ich war ja offensichtlich schwanger, bin aber dort nicht angemeldet und sagte auch, daß ich das nicht wünsche. Das war schon spannend, ihre Gesichter zu beobachten, als wir so von den Vorzügen des Zuhausegebärens schwärmten und ich mich weder vom Kontrollangebot locken ließ („Aber wie wissen Sie denn, ob ihr Eisenwert in Ordnung ist?“) noch von der Aussicht auf eine Geburt mit Schmerzlinderung im Krankenhaus. Jonathan sprang herum, kletterte auf einen Schreibtischstuhl und fing an, Dummheiten zu machen. Sie beäugten ihn wie eine seltene Leguanart, als wir erzählten, daß er zu Hause und ohne Hebamme auf die Welt gekommen ist (das mit dem Wald lassen wir aus Rücksicht meist weg).
War schon eine interessante Begegnung. So ne komische Frau wie mich treffen die da nicht alle Tage. :b

Guter Hoffnung

Das bin ich! 😀

Termin Anfang Juni. Gute Chancen auf gutes Wetter. B)
Bin jetzt 13. Woche und genieße mein Bäuchlein. Viel mehr merke ich noch nicht von der Schwangerschaft. Dieses Mal waren auch die ersten Wochen problemlos. Kein bißchen Übelkeit, nur Müdigkeit. Das vorallem in der 7. Woche.
Meine Große weiß auch schon, was es wird: „Ein Junge. Der heißt Jonathan.“ :DD

Ich verzichte wieder auf Ärzte, Hebammen und Untersuchgungen solange ich es nicht für notwendig halte. Das nimmt den größten potentiellen Stressfaktor von mir weg. Einfach schwanger sein dürfen, ohne daß jemand anderes deswegen ein Recht darauf anmeldet, in mich reinstechen, reinfühlen oder meine Bauch vermessen zu dürfen. Ohne daß jemand mir meine Verantwortung abnehmen und mich zum Halbpatient machen will. Ohne daß jemand mir sagt, was ich eh weiß, nämlich das alles in Ordnung ist.
Nur ich und das Baby in mir, noch kaum von außen zu sehen, mein süßes Geheimnis, in das sich kein Fremder einmischen darf.
So gefällt mir das.

Schwanger in Deutschland: Über Termin wird bestraft

Eine Freundin von mir erwartete ihr erstes Kind. Sie hatte Angst vor der Geburt, wollte zuerst einen Wunsch-KS. Wir redeten viel, ich schenkte ihr ein gutes Buch und schließlich sah sie der Geburt doch recht optimistisch entgegen. Aber dann kam und ging der Termin und kein Baby kam. Das beunruhigte sie auch nicht weiter, sie war gern schwanger. Allerdings mußte sie nun alle 2 Tage zum CTG. Auch das war zunächst nicht weiter schlimm. Eine Woche verging, immer noch kein Baby. Jetzt sollte sie jeden Tag zum CTG erscheinen. Als der Termin um 8 oder 9 Tage überschritten war, erwähnte der Arzt im Nebensatz, daß man doch morgen die Sache ein bißchen anstupsen wollte. Meine Freundin horchte auf. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie rief mich an und mit allem was mir an Fakten und Ermunterung einfiel, ermutigte ich sie, die Sache abzulehnen. Was sie auch tat. Der Arzt war natürlich nicht begeistert, das Wochenende stand bevor und schon sein letztes war schlecht gewesen. Er meinte, er akzeptiere natürlich ihre Meinung, müsse aber darauf hinweisen, daß die Plazenta schon ein bißchen verkalkt sein und man nie wisse, wie lange die noch richtig arbeite. Die Herztöne seien ja auch gut, also solle man doch die Geburt beginnen, bevor sich das ändert. Von nun an ging meine Freundin jeden Tag zum CTG und jeden Tag wurden die Drohungen der Ärzte etwas schärfer. Sie traf gleichzeitig auch Hebammen, die sie ermutigten, zu warten, aber die verschwanden, sobald der Arzt auftauchte. Schließlich war sie mit den Nerven so fertig, daß sie auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus in Tränen ausbrach. Aber ihr Glaube an die Ärzte und das CTG (das immer gut war), war stärker als alle widerstrebenden Gefühle und so ging sie weiter brav hin, hörte sich jeden Tag von neuem an, wie verantwortungslos es wäre, zu warten und das Leben des Kindes zu gefährden, bis sie am 14. Tag nach Termin der Einleitung zustimmte („Die Geburt nur ein bißchen anstupsen!“). Es wurde Gel gelegt, früh und nachmittags. Leichtes Ziehen für 2 Stunden, sonst nichts. Nächster Tag: Gel früh und nachmittags. So wie am Tag vorher: Etwas Ziehen kurz danach, sonst nichts. Dritter Tag: Gel früh und nachmittags. Leichtes Ziehen, unreifer Muttermundbefund. Nichts passierte! Gar nichts. Es gab hitzige Diskussionen über das weitere Vorgehen zwischen dem Oberarzt und meiner Freundin, während sie mit ausgebreitetem Unterleib auf dem Gynstuhl lag. Es gab nämlich zwei Ärzte und die waren sich nicht einig, was man jetzt tun sollte und meine Freundin vertraute dem einen, der aber nicht für sie zuständig war. Der hielt den Tropf für die letzte Möglichkeit, bevor man einen Kaiserschnitt machen müßte, der andere wollte einfach mit dem bisherigen Schema des Einleitens weitermachen und ein dritter hatte eher am Tag geäußert, daß der Tropf bei dem unreifen Muttermundbefund Quatsch sei.
Nach 3 Tagen zermürbendem Hoffen und Warten und unzähligen vaginalen Untersuchungen, war meine Freundin schließlich am Ende. Da der Oxytocintropf die einzige Alternative war, die ihr angeboten wurde, verlangte sie den Kaiserschnitt. Das würde wenigstens die Quälerei endlich beenden. Der Arzt meinte, die Herztöne seien gut, es gäbe keinen Grund zur Eile, aber wenn sie darauf bestehe….
Dann aber siegte die Natur in letzter Stunde doch noch. Meine Freundin bekam am selben Abend einen Blasensprung und Wehen und in der Nacht wurde ihr Mädchen geboren, gesund, mit nur leichten Übertragunszeichen. Unter Anwendung von PDA, Wehentropf, Kristellern, Dammschnitt und in Rückenlage, aber es wurde wenigstens kein Kaiserschnitt!

Ich bin erleichtert, aber es tut mir weh, solche Geschichten zu hören. In welcher Erinnerung wird sie diese Geburt behalten? Wie wird sie das Trauma verarbeiten? Warum hat man ihr nicht die Traumgeburt gelassen, die ihr zugestanden hätte? Warum hat sie sich nicht die Bedingungen geschaffen, die ihre Traumgeburt möglich gemacht hätten?

Übrigens: Hier in Schweden darf man völlig unbehelligt 14 Tage über Termin gehen. Ohne CTG-Termin, ohne überhaupt irgendeine Kontrolle. Bis vor kurzem war es noch so, daß man nach 14 Tagen wieder hinging und dann wurde weiter gesehen. Weil die Frauen aber so ungeduldig sind, wird jetzt nach Punkt 14 Tagen eingeleitet. Ein Drama ist über den Termin gehen trotzdem nicht. Vielleicht liegt es daran, daß Ärzte mit der Schwangerenbetreuung nichts zu tun haben, solange alles normal läuft. Dafür sind hier ganz allein die Hebammen zuständig. Mit einer enstprechend niedrigen Kaiserschnittrate von immerhin nur 18%. (Deutschland inzwischen:30%)