Die Frau im folgenden Bericht konnte ihren Mann nicht von einer außerklinischen Geburt überzeugen. Ihre letzte Option war, alles so lange hinauszögern, dass das Baby schneller ist. Da sie zu schnellen Geburten neigt, war das nicht so schwer. Wie sie die Geburt erlebt hat, schildert sie hier.
Nachdem ich die Schwangerschaftswoche 36+0 erreicht hatte, habe ich täglich dem Menschlein in meinem Bauch zugesprochen, dass er nun endlich kommen darf. Je früher, desto besser. Ich wollte nicht mehr! Die Schwangerschaft war wegen all der Übelkeit mehr als schlimm für mich. Geplant hatten wir eine ambulante Geburt im Hebammengeleiteten Kreissaal in Speyer. Ich selbst habe mir eigentlich eine Hausgeburt gewünscht. Zum einen weil ich mich zu Hause am wohlsten fühle und unter Schmerzen einfach nur alleine sein mag und zum anderen, weil ich mein erstes Kind vor 13 Jahren in weniger als einer Stunde geboren habe und mir schon damals gesagt wurde, dass ich bei einer nächsten Geburt zügig ins Krankenhaus sollte, um es zeitig zu schaffen. Markus war eine Hausgeburt zu riskant. Jegliche Gespräche führten immer zum gleichen Ergebnis: Er möchte, dass medizinische Versorgung zur Geburt parat steht.
Ich selbst habe mich während der Schwangerschaft trotzdem intensiv mit Hausgeburten und Alleingeburten beschäftigt – aus dem Bauch heraus 🙂 Die Geburtsreise begann im Nachhinein betrachtet sonntags. Markus und ich waren Hähnchen essen. Scharfes Hähnchen. Mir war zwar die komplette Schwangerschaft über immer übel, aber in dieser Nacht war es mir irgendwie anders übel. Ich habe das komplette Hähnchen nachts erbrochen. Am Tag danach war es, als sei nachts nichts gewesen. Ich dachte, dass wohl irgendetwas mit dem Hähnchen nicht gestimmt hat. In der Nacht von Montag auf Dienstag hat es mich wieder in die Toilette verschlagen. Dieses Mal mit starkem Durchfall. Meine Gedanken dabei: Würde jetzt die Geburt losgehen und ich müsste ins Auto einsteigen, würde ich das komplette Auto vollkacken. Ich hätte es nicht halten können. Nachdem ich nach diesen zwei Nächten vollkommen entleert war, hatte ich wieder einen ganz gewöhnlichen Tag. Ich war mit meiner Schwester im dm, Depot und Schuhladen shoppen. Der kleine Mann in mir drückte bei jedem Schritt extrem nach unten. Aber auch das war kein ungewöhnliches Gefühl, da es mir den kompletten Sommer über immer wieder so erging, dass ich beim Gehen einen extremen Druck nach unten spürte. Abends war ich innerlich sehr unruhig, hatte viele Gedanken und Ängste im Kopf. Zu Markus sagte ich beim Abendessen, dass sich manchmal der Körper vor einer Geburt entleert und die Geburt vielleicht losgehen könnte. Irgendwie machte mich das panisch. Nicht wegen der Geburt an sich – auf die habe ich mich gut vorbereitet. Ich hatte plötzlich große Panik und Zweifel, dem Leben mit Baby gerecht zu werden. Mit diesen schlechten Gedanken bin ich früh ins Bett gegangen und habe zwei, drei Tränen vor Angst vergossen. So richtig geglaubt, dass die Geburt los geht, haben wir beide trotzdem nicht. Schließlich bin ich wenige Tage zuvor sehr frustriert vom Frauenarzt nach Hause, weil er bei der Untersuchung alles fest verschlossen und das Kind voller Käseschmiere beschrieb.
Markus kam gegen 23 Uhr ins Bett. Wir schliefen miteinander. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bin ich wieder aufgewacht. Dieses Mal mit Bauchweh. Ebenfalls nichts ungewöhnliches für mich, denn Bauchweh hatte ich die komplette Schwangerschaft immer mal wieder. Da ich, wie so oft, nicht weiterschlafen konnte und nicht im Dunkeln liegen wollte, bin ich mit Wärmekissen aufs Sofa im Wohnzimmer und habe dort die restliche Nacht mit meinem Bauchweh verbracht. Ich war immer mal entspannt auf dem Sofa gelegen, habe gedöst oder bin im Wohnzimmer herumspaziert, bin in die tiefe Hocke (wie die ganze Schwangerschaft über). Um 5:30 Uhr habe ich gehört, dass Markus duschen geht, um sich für die Arbeit zu richten. Kurze Zeit später, etwa 5:40 Uhr, hat es links unten im Bauch geploppt. Ähnlich wie beim Blasensprung meines ersten Sohnes, nur das dieses Mal gar kein Wasserschwall kam. Ich war mir unsicher, ob ich mir das Ploppen eingebildet und einfach nur gewünscht habe. Irgendwie kam es mir trotzdem seltsam vor, sodass ich auf Toilette gegangen bin um nachzusehen, ob irgendetwas kommt. Tatsächlich habe ich auf der Toilette zwei Tröpfchen vergossen, war mir aber unsicher und dachte es könne auch Urin sein. Da mir das alles immer noch sehr seltsam vor kam, bin ich gegen 5:45 Uhr zu Markus ins Badezimmer, der mich perplex zwischen all dem Schaum in seinem Gesicht durch die Duschwand anschaute. „Ich weiß nicht, ob vielleicht grad meine Fruchtblase gerissen ist. Ich glaube es hat Plopp gemacht, aber da kommt nichts“. Markus: „Dann gehen wir eben ins Krankenhaus und lassen nachschauen“. Ich: „Ja, jetzt mach aber keinen Stress. Ich merke gar nichts und ich will auch noch Zähne putzen und duschen“. Während dem Zähneputzen spürte ich ein erstes ordentliches Ziehen, welches kam und ging. Um es besser auszuhalten ging ich dabei leicht in die Knie. Trotzdem habe ich mir meine 1-Minuten-Dusche nicht nehmen lassen und schlagartig kamen weitere Wehen mit einem enormen Druck im Unterleib. „Oh scheisse, ich kann die Duschwand nicht mehr abziehen“, meinte ich zu Markus mit dem Abzieher in der Hand und habe mich zwischen dem Wehensturm und Druckgefühl zwischen den Beinen angezogen, versucht Kosmetiktasche, Stillkissen und all das was ich mit ins Krankenhaus nehmen wollte und noch nicht in der Tasche war zu packen. Zwischendurch, kurz vor 6 Uhr, habe ich meiner Schwester Bescheid gegeben, dass sie kommen soll und noch schnell meinen großen Sohn für die Schule geweckt bzw. zugerufen, dass er aufstehen soll. Irgendwann ließ ich alles was ich noch packen wollte einfach stehen und liegen. Der Druck im Unterleib war so enorm und das Gefühl, Stuhlgang zu müssen, immer heftiger. Markus hat während meiner vielen Toilettengänge, bei denen weder Urin noch Stuhlgang kam, all das eingesammelt, was ich liegen gelassen habe. In dieser Zeit hat er mir den Beifahrersitz mit einem blauen Sack ausgelegt, den ich schon Wochen zuvor in der Beifahrertür deponiert hatte. Kurz bevor ich einsteigen wollte, hatte ich nochmal ein enormes Gefühl Stuhlgang zu müssen und habe Markus befohlen, mir ganz schnell die Haustür wieder aufzuschließen. Ich bin in die Gästetoilette gestürmt, doch es kam wieder nichts. Stattdessen bemerkte ich, wie der Kindskopf nach unten rutschte. Ich ging vor der Toilette in den Vierfüßler und sagte zu Markus, dass ich nicht mehr ins Auto steige, weil ich den Kopf spüre. Jetzt lief auch vermehrt rosa Fruchtwasser, sodass sich eine Pfütze zwischen meinen Beinen bildete. Markus gefiel es gar nicht, dass ich nicht ins Auto einsteigen wollte und er drohte mir, den Krankenwagen kommen zu lassen. Wir hatten vereinbart, dass dies im Falle einer schnellen Geburt ein No-Go für mich ist. Kein Sanitäter möchte bei einer Geburt dabei sein und ich möchte nicht deren Panik abbekommen. Also erinnerte ich Markus an unsere Vereinbarung und sagte nochmals, dass ich nicht ins Auto kann. Ich merke den Kopf schon. Markus blieb dabei, dass er dann den Krankenwagen rufen werde. Somit beschloss ich für mich, nicht weiter zu diskutieren und ins Auto zu steigen. Ich stand auf, konnte mich nicht bücken um Schuhe anzuziehen und schlüpfte barfuß und noch mit herabgelassener Hose in die Adiletten meines Sohnes. Mir war klar, dass ich mich nicht mehr auf den Po setzen konnte. Der Beifahrersitz war zu weit vorne, um sich dort in eine andere Position zu begeben, weil dahinter die schon Tage zuvor eingebaute Babysitzschale stand. Also bin ich direkt auf die Rückbank. Markus holte mir nochmal schnell ein Handtuch, weil das Fruchtwasser immer noch aus mir herauslief. Kniend mit Blick zum Kofferraum hielt ich mich an der Kopfstütze der Rückbank fest und hielt meine Beine geschlossen. Es war 6:13 Uhr als wir aus dem Hof gefahren sind. Im Auto hatte ich einige Wehen, die ich mit einem „Aaah“ vertönte und damit versuchte meinen Mund locker zu machen in Gedanken daran, dass sich meine Mundbewegungen auf meinen Muttermund auswirken. So waren die Wehen auch gut zu ertragen. Die kniende Position und das Halten an der Kopfstütze fand ich sehr angenehm. Schwierig waren für mich nur die Kurven. Aber das dürfte nicht verwunderlich sein bei dem Tempo mit dem Markus die 26 km zum Krankenhaus zurücklegte. Zwischendurch äußerte ich den Gedanken, dass wir vielleicht im Kreissaal anrufen sollten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich mit dem immer stärker werdenden Druck zwischen den Beinen dort die Treppen hochlaufen sollte. Markus meinte er fahre so schnell, er könne jetzt nicht noch telefonieren. Während Markus also ins Gaspedal trat und auf meinen Wunsch mir immer mal wieder mitteilte wo wir gerade sind, kommentierte ich ihm den Geburtsverlauf. So auch als sich der Kopf ohne jegliches Pressen ganz langsam und sanft nach draußen schob – erst zur Hälfte. Da waren wir bereits in Speyer. Am letzten Kreisverkehr zur Straße in Richtung Krankenhaus schob sich dann der komplette Kopf nach draußen. Ich hielt den Kopf mit meiner rechten Hand. Meine Hand und der Kopf waren wie aufeinander abgestimmt. Er war so schön warm. Markus gab immer noch Gas. In der Straße in der die Einfahrt zum Krankenhaus liegt, fing ich den kleinen Bauchmensch dann mit der anderen Hand zwischen meinen Beinen auf. Es muss ca. 6:25 Uhr gewesen sein. 12 Minuten nach Abfahrt aus unserem Hof. Und da war es: ein kleines, vollkommen weißes Päckchen Baby in meiner Hand. Kein Fleck an ihm war Hautfarben. Er war von oben bis unten überzogen mit Käseschmiere. Er gab sofort seinen ersten Schrei von sich. Ich befreite ihn zügig von der Nabelschnur, die um seine Schultern gewickelt war, hielt ihn vor mein Gesicht, um ihn anzusehen. Ich war etwas irritiert über die viele Käseschmiere. Man hat kein einziges Stück Haut gesehen. Die Augen hatte er geschlossen und ich drückte ihn dann einfach nur an meinen Körper. Markus nahm dabei die Einfahrt zum Krankenhaus mit vollem Karacho. Das Auto kam direkt vor der Eingangstür des Krankenhauses zum Stehen. Markus warf einen Blick zurück, riss die Autotür auf und weg war er. Da saß ich nun kniend auf meinen Beinen alleine auf der Rückbank im Auto und musste vor mich hinschmunzeln und lachen. Ich war so happy, dieses Kind ohne fremde Hilfe bekommen zu haben und konnte es kaum fassen. Markus kam zurück. Mit ihm kam eine Frau, die sich vorne auf den Beifahrersitz setzte und deren Auftritt ich wohl nie verstehen werde. Sie meinte zu mir, sie sei Ärztin, ob es mir gut gehe und hier sei ein Handtuch um das Baby zuzudecken. Ich sagte ihr zweimal, dass das die Jacke von meinem Freund sei und fragte mich, wie man eine schwarze Bomberjacke mit einem Handtuch verwechseln kann. Beim dritten Mal nahm ich die Jacke einfach und legte sie vor mich hin. Dann waren auch schon zwei Hebammen da. „So, wir nabeln jetzt mal das Kind ab“, hieß es zu mir mit ihren Utensilien in der Hand. Ich rief sofort: „Finger weg!“ und dass das Kind bei mir bleibt. Und sowieso seien sie die Hebammen aus dem Hauptkreissaal und gar nicht die Hebammen von dem Kreissaal, bei dem ich angemeldet bin. Sie sollen mir einfach die Handtücher geben und die Tür zu machen. Es ziehe. Ich fragte noch, ob die Kälte meinem Baby nichts mache. Die Hebamme schaute kurz das Gesicht von meinem Baby an und meinte „Dem geht es gut“. Ich bekam nicht mit, dass vor dem Auto eine Gynäkologin dazukam. Markus meinte später zu mir, dass er erwähnt habe, dass hier schon eine Ärztin war. Diese sei mit ihm in Zivilkleidung aus dem Empfangbereich des Krankenhauses mit zum Auto gelaufen. Die Gynäkologin sagte dann nur: „Wie eine Ärztin? Ich bin hier die Ärztin“. Wir wissen bis heute nicht, wer diese mysteriöse Frau gewesen sein soll und wie oder wohin sie auf einmal verschwunden war. Die Hebammen aus dem hebammengeleiteten Kreissaal, bei denen ich zur Geburt angemeldet war, kamen zu Zweit mit einer Liege. Ich sollte nun aus dem Auto aus- und auf die Liege aufsteigen. Das Baby könne solange die Hebamme halten. Markus, der eher im Hintergrund stand, meinte im Nachhinein zu mir, dass ich im Auto gesessen sei wie eine Affenmutter, weil ich unser Baby so festumschlungen hielt, dass es mir gar niemand hätte wegnehmen können. Ich wollte es niemandem geben. Dieses Baby gehörte mir und ich brauchte einfach nur jemanden der mir meine Leggings von den Füßen zieht. Das taten die Hebammen auch. So stieg ich dann untenrum nackt aus dem Auto und auf die Liege. Ich wurde an den Beinen zugedeckt, drückte mein Baby an mich, wurde dann von den Hebammen in den Eingang des Krankenhauses geschoben und mit dem Aufzug hoch in den Kreissaal. Die Hebammen waren total erfreut und meinten, dass sie Autogeburten nur aus den Medien kennen und jetzt sei hier sowas. Im Aufzug wurde nach dem Namen von dem Baby gefragt. „Ich glaube David“, war meine Antwort. Markus war aber nicht mit im Aufzug und wir hatten mehrere Namen in petto. Markus brachte derweil das Auto auf einen Parkplatz, weil es nicht vor der Eingangstür stehen bleiben konnte. Im Kreissaal war Schichtwechsel und man ließ mich auf der Liege kurz im Eingangsbereich stehen. Markus kam. Endlich war er bei mir. Bei uns! Er küsste mich, schüttelte den Kopf und wir schmunzelten beide. Ich erzählte Markus, dass ich gefragt wurde wie unser Baby heißt und wir blieben beide bei dem Namen David.
Die Hebamme Claudia kam und schaute sich die Nabelschnur an. Sie versuchte noch Nabelschnurblut zu entnehmen, aber es war nichts mehr daraus zu gewinnen. Dann ging sie und teilte uns mit, dass aufgrund des Schichtwechsels gleich eine andere Hebamme zu uns kommen werden. Die viele Käseschmiere von David hing derweil an meinem T-Shirt, welches ich hochgekrempelt habe, damit ich David auf meine nackte Haut legen konnte. So erkannte man auch endlich sein Gesicht. Sein Kopf sah noch etwas verschoben und nass aus. David begann, nach meiner Brust zu suchen. Ich half ihm und legte ihn an. Zeitgleich wurde mir immer übler und ich bekam starke Bauchkrämpfe. Die andere Hebamme stellte sich vor – Petra. Ich wechselte von der Liege auf das Luxus-Kreissaalbett. Das war gar nicht so leicht mit Kind in den Händen und Nabelschnur zwischen den Beinen. Wir wurden dann auf dem schönen großen Kreissaalbett alleine gelassen. David stillte weiter an meiner Brust. Meine Schmerzen im Bauch wurden immer heftiger und ich war froh, als Hebamme Petra wieder kam. Die Schmerzen müssen sein, war ihre Meinung. Schließlich müsse die Nachgeburt ja noch raus. Das müsste dann auch demnächst passieren. Ich sollte husten und verschiedene Positionen ausprobieren. Nichts passierte. Ich sollte mich wieder hinlegen. Petra begann an der Nabelschnur zu ziehen. Ich packte sie an der Hand und sagte „Nein, das will ich nicht“. Daraufhin meinte sie: „Es ist jetzt gleich eine Stunde seit der Geburt vergangen. Die Plazenta muss jetzt raus. Ansonsten muss ich die Ärzte informieren“. Mit diesem Satz sah ich mich in Gedanken im OP. Also ließ ich lieber alles andere über mich ergehen. Ich schaute Markus an. Er hatte doch meinen Geburtsplan durchgelesen, in dem vermerkt war, dass ich das nicht möchte. Markus sagte aber gar nichts dazu. Hebamme Petra knetete ein paar Sekunden meinen Bauch und zog an der Nabelschnur. Das war sehr unangenehm und schmerzhaft. Um etwa 7:15 Uhr, also 50 Minuten nach der Geburt von David, war die Plazenta geboren oder besser gesagt herausgerissen worden. Vollständig! Petra wollte, dass wir die Nabelschnur durchschneiden. Ich hätte sie gerne noch so belassen wie es war. Markus schnitt die Nabelschnur durch und Petra packte die Plazenta zügig in eine Tüte. Schade! Ich hätte sie so gerne noch bei mir liegen gehabt, angeschaut und fotografiert. Doch die Hebamme schien es eilig zu haben. Sie schaute sich anschließend noch an, ob ich Geburtsverletzungen habe. Bis auf eine Minischürfung an der Schamlippe war zu meiner Freude nichts passiert. Auf meinen Wunsch hin ging Markus nach der Plazentageburt zum Auto um meine Tasche zu holen. Während er weg war, hatte ich weiterhin mit starken Nachwehen zu tun. So stark, dass mir vor Schmerzen übel war und ich würgen musste. Die Hebamme hielt mir die Brechschale, während ich mit Baby im Arm würgte. Irgendwann übergab sie mir die Brechschale und verließ trotz meiner Bitte, ob sie nicht bei mir bleiben könne bis Markus wieder da, ist den Raum. Da saß ich nun, alleine mit Baby und heftigen Schmerzen und Übelkeit. Ich war froh als Markus zurück war und sich wieder zu uns aufs Bett legte.
David bekam den Morgen über immer wieder Schluck auf. Es war so schön, dass ich den Schluckauf anstatt im Bauch zu spüren nun bei mir liegen hatte. Wir machten Videos und Fotos, freuten uns über den Anblick dieses kleinen Wesens und informierten gegen 9 Uhr unsere Familien durch WhatsApp Nachrichten, telefonierten kurz mit Omas und Opas, die alle zuerst besorgt über die Geburtssituation waren und sich dann aber mit uns freuten. Zwischenzeitlich habe ich nach Schmerzmittel gegen die Nachwehen gebeten, die mir widerwillig gegeben wurden.
Gegen 10 Uhr kam Hebamme Petra und kündigte die U1 an. Ich habe sie gebeten, diese bei mir am Bett durchzuführen. „Nein, das geht nicht. Das geht nur auf dem Wickeltisch und der steht ja direkt hier neben dem Bett.“, war die Antwort der Hebamme und vertröstete mich damit, dass Markus ja mit zum Wickeltisch könne. Wieder konnte ich mich nicht gegen diese dominante Art wehren, obwohl ich wusste, dass die U1 sehr wohl bei der Mutter gemacht werden kann und ich es so auch in meinem Geburtsplan notiert hatte. David bekam von der Hebamme eine Windel an und ich wurde aufgefordert, demnächst mal auf Toilette und duschen zu gehen. Wir kuschelten weiter auf dem Kreissaalbett und freuten uns über die Maße von David – 51 cm, 2810 g und 34 cm Kopfumfang – und über die blonde Haarsträhne am Hinterkopf. Ich ging gegen 11 Uhr zur Toilette und duschen. David kuschelte derzeit mit seinem Papa. Leider kam die Hebamme nicht dazu unsere Papiere vor 12 Uhr fertig zu machen, damit wir gehen konnten. Ich wäre so gerne um 13 Uhr daheim gewesen, um den großen Bruder zu Hause von der Schule zu empfangen. Statt der Papiere brachte uns Hebamme Petra dann das Gerät zur Überprüfung der Sauerstoffsättigung von David. Diese zeigte über längere Zeit einen Wert zwischen 80 und 90 an. Immer wieder wurde das Gerät neu angelegt bis es gegen 15 Uhr hieß, dass sich das ein Kinderarzt anschauen müsse, weil die Werte zu niedrig seien. Zwischenzeitlich war Markus beim krankenhausinternen Standesamt, um David anzumelden. Da David nicht im Krankenhaus geboren wurde, wurden wir jedoch an das Standesamt der Stadt Speyer verwiesen. Nachdem wir nun gefühlt schon ewig auf den Kinderarzt gewartet haben, kam die Hebammenkollegin Birgit bei uns im Zimmer etwas holen und sah zufällig, dass das Gerät am falschen Arm von David angelegt war. Sie vermutete, dass der Wert deshalb falsch sei. So war es auch. Sie half uns das Gerät am anderen Arm zu befestigen und der Wert war sofort bei 99. Die Kinderärztin kam gegen 16:30 Uhr und bestätigte uns, dass wir heimgehen durften und alles okay sei. Endlich! Wir durften heim! Marlon, der zu Hause mit seiner Tante auf uns wartete, hielt um Punkt 18:00 Uhr seinen kleinen Bruder in den Händen. Gegen 19:00 Uhr kamen die Omas und Opas zum Bestaunen ihres Enkelkindes. Wir bestellten beim Italiener Pizza und Nudeln und um 21:00 Uhr gingen alle nach Hause. Am Abend gab es dann nichts schöneres als zu Dritt ins eigene Bett zu gehen. Schlafen konnte ich jedoch nicht – nicht nur wegen der immer noch heftigen Nachwehen, sondern weil ich die ganze Zeit dieses kleine Wesen ansehen musste und immer wieder Revue passierte, wie schnell und von jetzt auf gleich das morgens alles ging. Ich bin überglücklich dieses Kind ohne fremde Hilfe geboren zu haben und werde dieses Gefühl des warmen Köpfchens in meinen Händen, welches noch zwischen meinen Beinen hing, nie nie nie vergessen. Es gibt nichts schöneres als sein Kind in die eigenen Hände zu gebären. Für dieses Erlebnis bin ich sehr dankbar!