Die Mama in diesem Bericht ist zum zweiten Mal schwanger: diesmal mit Zwillingen. Sie wünscht sich eine Hausgeburt wie bei ihrem ersten Kind. Da Hebammen in Deutschland seit wenigen Jahren keine Zwillingsgeburten mehr zu Hause begleiten dürfen, plant sie eine Alleingeburt. Leider geht die Geburt ab einem gewissen Punkt nicht mehr voran. Die Mama erhofft sich geburtshilfliche Unterstützung bei einer natürlichen Geburt im Krankenhaus. Leider ist dazu kein Arzt bereit und die Babys werden per Sectio entbunden.
****Triggerwarnung (grobe Behandlung/Gewalt durch medizinisches Personal)
Aus einer geplanten Alleingeburt wurde ein Kaiserschnitt 😢. Zwillingsschwangerschaft. 36 +5
Am 29.9 um zwei Uhr nachts wurde ich durch ein lautes Knacken wach. Sofort floss ziemlich viel Wasser im Schwall. Juhu, die Geburt beginnt! Wie bei meiner Erstgeborenen habe ich mich sehr gut vorbereitet und ging komplett ohne Angst an die Sache heran. Hatte ne tolle Frauenärztin während dieser Zeit der Schwangerschaft. Gleichzeitig machte ich Babystunden, eine Art Hypnose, und Verbinden mit den Kindern. Ich hatte glaube ich bis zu 7 Sitzungen. War mega und hat mir sehr geholfen.
Nach dem Blasensprung ging ich zurück ins Bett. In völliger Vorfreude. Von Wellen noch nix zu spüren. Es war alles ruhig. Den Samstag über hatte ich immer leichtes Ziehen, Wellen kamen so im 15 bis 10 Minuten Abstand. Mein Mann und meine Tochter begleiteten mich den Tag über. Ich saß gut 2 Stunden gegen Samstag Abend im Pool. Nochmal gestärkt, ging es etwas knackiger zur Sache. Ich konnte gut veratmen. Unsere Tochter schlief im Familienbett. Mein Mann massierte mich. Ich machte kreisende Übungen, um die Kids im Bauch bissle anzuschubsen. Aus einer Beckenendlage von Zwilling eins war wieder eine Kopflage laut Besuch beim Frauenarzt eine Woche vorher. Irgendwie kamen wir nicht vorwärts zuhause. Tasten traute ich mich nicht, zwecks Infektionsgefahr. Samstag Nacht gegen 22 Uhr beschloss ich, ins Krankenhaus zu gehen. Die Uroma wurde für unsere kleine Tochter organisiert. Mein Mann fuhr mit mir. Krankenhausweg war ca. 15 Minuten. Eingentlich sollte es einen guten Ruf haben. Alle anderen waren mehr als ne gute Stunde entfernt. Das hätte ich nicht mehr fahren können. Der Druck wurde immer schlimmer. Unterwegs musste ich im Auto noch gut vier starke Wellen unter lautem Tönen veratmen. Angekommen am Krankenhaus und der Horror begann. Eine Hebamme nahm uns freundlich auf. Ich denke sie war in unserem Alter. Knapp Mitte 30. Sie untersuchte mich. Muttermund 5 cm… Sie muss wie immer den Arzt hinzuziehen. Dieser kam. Ans Ctg und Ultraschall kam ich. Laut ihm war das Ctg schlecht. Herztöne fallend… ( ich bin im übrigen Pflegefachkraft). Ich sagte, dass es nicht stimmt, ich es selbst auswerten kann und ich lediglich Hilfe benötige zur normalen Geburt. Mein Mann wäre ihm fast an die Gurgel gegangen. Der Hebamme waren die Hände gebunden. Kein Wehenmittel, nix um es anzustoßen. So kamen noch zwei Ärzte … Jeder redete auf mich ein. Plötzlich lagen die Kinder laut Ultraschall in Beckenendlage usw… Ich war dermaßen fertig. Verlegung kam für sie nicht in Frage. So schnell kam es dann zum Kaiserschnitt. 4 Uhr Montag morgen. Ich wurde nicht ernst genommen, keinerlei Schutz der Intimsphäre. Ich war nackt allen und jedem ausgeliefert. Kein Abdecken, nix. Bei mir wirkt keine Teilnarkose. Das hat man mal festgestellt als ich 16 Jahre alt war beim Zahnarzt. Ich brauche eine Vollnarkose bei größeren Eingriffen. Nix hat man mir geglaubt. Die haben mich hingestellt, als wäre ich eine Spinnerin. Ans Bett gefesselt, ab in OP. Ich habe nur gebetet, dass ich es überleben werde. Mein Mann saß neben mir, weinte, schrie und beruhigte mich. Plötzlich zack, stach es im Unterleib und der Arzt legte mir einen Blasenkatheter, ohne mir Bescheid zu geben. Der Bauchschnitt kam und mir war ganz schwarz vor Augen … Ich schrie und zappelte auf dem OP Tisch. Keiner hat geholfen … Es hieß immer nur: Stellen sie sich nicht so an! Atmen sie tief ein und aus. Es war noch ne junge Ärztin beim Chirurg … Er sagte: „So, jetzt machen wir uns auf die Suche nach den Kindern!“ Er wurstelte im Bauch rum, nicht normal. Ich hatte einen starken Brechreiz. Das Mädel wurde zuerst geholt. Sie schrie ununterbrochen 20 Minuten. Mir hat es das Herz zerrissen. Dann kam der Junge. Völlig ruhig. Ich schickte meinen Mann sofort zu den Kinder. Ich hab im Vorfeld gesagt: kein Vitamin k, Plazentas nehmen wir mit. Der ganze Prozess im OP war in 40 Minuten vorbei. Ich hatte dermaßen Schmerzen. Um die Plazentas zu lösen, stieg der Arzt auf mich mit seinen Ellenbogen. Wie ein Stück Schlachtvieh wurde ich behandelt. Den Arzt bekamen wir nicht mehr zu Gesicht. Die Hebamme, die uns aufgenommen hat, verabschiedete sich sehr innig von uns, entschuldigte sich für die Situation und bat uns Hilfe für ein Gespräch an. Das lehnten wir ab, denn ich wollte nix Sehnlicheres als jetzt meine Kinder im Arm zu halten. Ich und mein Mann wurden auf Station geschoben. Völlig kalte Gänge, überall Zugluft. Die Babys nur im Handtuch. Als die Babys geholt wurden, waren sie voll mit Käseschmiere. Bekommen haben wir sie mehr als abgerubbelt mit blauen Flecken. Auf Station angekommen, haben wir beide massiv geweint und uns erstmal in den Arm genommen. Ich war dankbar, dass ich diese Prozedur überhaupt überlebt habe. Den ganzen Tag kamen ständig Schwestern ins Zimmer. Es klopfte niemand an. Ständig ging die Türe auf. Sämtliche Untersuchungen wollten sie machen, ständig die Kinder mitnehmen. Ich lehnte dankend ab. Nachts legte mir die Nachtschwester die Kinder trocken und hat doch tatsächlich an den Fersen beider Kinder Zucker gemessen … das Mädchen wog 2800 g, der Junge 2600 g. Beide putzmunter. Ich hab mich am Tag drauf selbst entlassen. Alle im Umfeld, meine Hebamme, sind einfach schockiert. Ich selbst komme mir dermaßen als Versagerin vor. Es ist alles eingetreten, was wir nie wollten. Trotz immer positiv zu fokussieren. Mir kommen täglich die Tränen. Ich bin dankbar, dass ich meine gewünschten Kinder sofort annehmen konnte und vor allem stille ich sie beide voll. Der Milcheinschuss kam Zuhause während wir in die Garage fuhren. Die erste Geburt war eine traumhafte Hausgeburt, die zweite eine Horrorgeburt. Mir wurde ganz tief im Inneren soviel Leid und Schmerz zugeführt. Daran werde ich noch sehr lange zu knabbern haben … Ich bin dankbar, einen so tollen Mann an meiner Seite zu haben, der mich in allem und jedem so unterstützt und mir beisteht. Auch er hat noch ziemlich zu knabbern. Ich weiß nicht, wie abgestumpft Menschen werden bzw. sein können. Im Lebtag würde ich nie so mit meinen Patienten umgehen. Im OP waren an die 14 Leute. Jeder hatte ein Herz aus Stahl.
Ich habe mir bei dem Horrorkaiserschnitt mit diesen Venenzugängen, die unter aller Sau gelegt wurden, in diesen 35 Stunden Krankenhausaufenthalt eine Hepatitis B mit nach Hause genommen. Eine Woche vorher waren die Blutwerte beim Arzt noch bestens gewesen.