12.02.2012 Majestätische Alleingeburt in RheinlandPfalz ET+12

Heute habe ich einen ganz frischen Bericht aus Rheinland-Pfalz für euch. Viel Spaß beim Lesen und Genießen!

Ich bin mal wieder über Termin und Geduld ist nicht meine Stärke. Da ich mir aber diesen Termin selbst berechnet habe, beschließe ich mit meinem Mann, dass wir uns einfach verrechnet haben und es kehrt eine innere Ruhe bei mir ein. Zehn Monate Schwangerschaft sind nun vorbei und ich blicke zurück auf eine wunderschöne Zeit ohne Untersuchungen, Ergebnisse und Wartezimmer. Eine komplett unbetreute Schwangerschaft.
Freitag 10.2.12, 22 Uhr Fruchtwasserschwall im Schlafzimmer vor dem Bett.
„Schaaaatz???“… „Die Fruchtblase muss geplatzt sein!“ … „Ach, veräppel mich nicht!“ … Stille… „Echt jetzt?“
Mist, ich verbrauche schon alle 10 Wochenbetteinlagen, bevor die Geburt überhaupt angefangen hat, um die schwallartigen Mengen aufzufangen.
Samstagmorgens beschließt mein Mann nun doch zu Hause zu bleiben, falls es los geht und arbeitet am PC. Ich spiele mit meiner 5jährigen Tochter Lego und wir gucken Kinderfilme. Draußen scheint die schönste Februar-Sonne, ich will heut nochmal raus. Nachmittags lege ich mich zum x-ten Mal trocken und ziehe mich für draußen an. Noch nicht mal zur Wohnungstür raus, stehe ich wieder unter Wasser. Mein Liebster schlägt vor, auf dem Balkon ein Winterpicknick zu machen, also trinken Kaffee und Tee aus der Thermokanne und genießen ein paar Minuten die Sonne.
Um 18 Uhr fahren mein Mann und meine Tochter nochmal einkaufen, mir ist nach Apfelsaft und Wochenbetteinlagen. Während dessen tanze ich mit Musik auf den Ohren durch die dunkle Wohnung und überlege, dass ich mal dringend wieder tanzen gehen will. Nach 20 min reicht mir das und ich geh wieder zum gemütlichen über.

Essen Abendbrot und ab ins Bett. Noch schnell ausruhen bevor es los geht. Alle 30 Minuten hüpfe ich aus dem Bett, knie mich davor und kreise und schaukel mein Hinterteil, weil sich die Wellen damit gut verschaukeln lassen. Zwischendurch schlafe ich aber selig.

Gegen 5 Uhr wandere ich ins Wohnzimmer, zünde zwei Kerzen an und höre meine Fokusmusik zum entspannen. Es gelingt mir nicht mehr während der Wellen meditierend sitzen zu bleiben, das Verschaukeln ist angenehmer.
Um 6.45 Uhr krabble ich wieder zu meinem Mann unter die Decke und wir kuscheln.
7 Uhr stehen wir gemeinsam auf und kochen Kaffee. Wellen viertelstündlich zwischen „Tür und Angel“ 😉 Ich stehe dabei im Türrahmen und presse meinen unteren Rücken und den Hintern an die eine Seite und stütze mich mit den Händen am gegenüberliegenden Rahmen ab und schnaufe. Meine Große fragt, was Mama da macht, Papa erklärt und ich gehe nochmal in die Waschküche Wäsche aufhängen. Immer schön aufrecht bleiben und laufen.
Gegen 8.45 Uhr ziehe ich ins Schlafzimmer um, Tochter vor TV geparkt und Mann macht wie immer seine Witzchen. „Wenn du dich beeilst können wir noch Mittag essen gehen!“ – „Ich will nicht mehr … mach du weiter!“ jammere ich – „Du hast ja noch nicht mal angefangen … du schwitzt ja noch nicht mal!“ (typische Übergangsphase) . Muss nochmal aufs Klo, Druck auf Darm. Zurück vors Bett. „Hol mir mal nen Eimer!“ – „Wozu?“ – „Mir ist so schlecht!“ – Spucke den Apfelsaft wieder aus. – Mann guckt skeptisch „Brauchst du den Eimer noch?“ – „Nee, kann weg!“ … sprach‘s und während er zugreifen wollte kam nochmal ein Schwall. Ich amüsiere mich innerlich darüber und staune über seine Standfestigkeit. Bin so froh, dass ich keine Pfeife geheiratet habe. Ich knie immer noch vor dem Bett, mein Mann sitzt und ich stemme mich mit den Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab.
Mann muss jetzt selbst mal auf‘s Klo, nutze den unbeobachteten Moment und will nach Muttermund tasten. Fühle eine Blase in den Geburtskanal hineinstehen, lässt sich zusammendrücken, wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon. Alles weit offen und Schleimpfropf an den Fingern. Dann Presswehe und leichtes Brennen. Jetzt spüre ich, wie Baby‘s Köpfchen den Muttermund passiert. Rufe „Es kommt gleich!“ … noch 2 oder 3 Presswehen, dann spüre ich den Kopf schon am Scheidenausgang und rufe dem Baby ein liebevolles „Ohhhh, mach langsam … mach langsam“ zu. Dann rutscht der Kopf durch und der gesamte Körper gleich hinterher. Ich knie quasi immer noch und halte mit einer Hand den Kopf und stütze mich mit der anderen Hand auf meinem Oberschenkel ab. Baby‘s Körper gleitet also auf den Boden und bewirkt, dass es sofort die Augen aufschlägt, meinen Mann ansieht und auch gleich anfängt zu jammern.

Hochgenommen an die Brust, bewundere ich eine Restschicht Käseschmiere am Rücken und bin so fassungslos, dass ich erst mal gar nicht denken kann. Ich halte das glitschige Bündel einfach nur irgendwie in Brustnähe und Mann ruft nach meiner Tochter. Sie kommt flink angelaufen und zählt die Finger und Zehen, dabei fällt unser Blick dann auch auf Baby‘s Geschlecht und wir sind allesamt überrascht, dass es ein Babysohn ist. Jetzt schauen wir auf die Uhr und einigen uns auf 9.30 Uhr als Geburtszeitpunkt. Baby ist lebensfrisch mit heller, fast bläulicher Haut, die schnell rosig wird. Bleibe ein paar Minuten sitzen und lehne mich rücklings an einen Sessel. Ist aber irgendwie unangenehm. Versuche mich hinzulegen und bemerke dass die Nabelschnur irgendwie zu kurz ist, um es mir so richtig bequem zu machen. Dann kommen zwei Nachwehen und ich finde diese im Liegen sowas von unangenehm. Mit der zweiten drücke ich ein bisschen mit und die Plazenta rutscht raus, zwischen meine Beine. Das war so ca. 20-30 Minuten nach der Geburt. Die Plazenta ist groß, mein Mann bringt eine Schüssel, versuche sie reinzutun, dabei platzt die dicke Blase und reichlich Blut ergießt sich auf die Betteinlage. Schneiden die Nabelschnur mit der Küchenschere durch, nahe an der Plazenta. Lotusgeburt und die Idee, davon zu essen wollten wir spontan entscheiden. Mir ist aber gar nicht nach Fleisch, als Veggi und so lassen wir die Plazenta auf der Unterlage und entsorgen das Ganze in einem. Papa nimmt seinen Sohn zu sich, ich bringe die Plazenta in den Abfalleimer und gehe erst mal duschen. Meine Drei sind inzwischen ins Wohnzimmer umgezogen und ich lege mich dazu aufs Familiensofa. Wir ruhen uns aus und betrachten unser Neugeborenes in eine warme Decke gewickelt. Nach ca. 30 Minuten bemerke ich einen Blutschwall und visiere das Klo an. Verliere dabei Blut einmal quer durch die Wohnung. Also wieder unter die Dusche und Wischeimer suchen. Der Papa liegt derweil mit dem Kleinen Brust an Brust und beobachtet mich und schüttelt ungläubig und grinsend den Kopf: „Die Frau wischt schon wieder die Wohnung!“ Ich fühlte mich einfach fit.

Beim ersten Wasserlassen kurzes Brennen, also eine kleine Schürfung, sonst keinerlei Verletzungen.
Wir staunen, wie schnell sich Mutter‘s und Baby‘s Körper umstellen und alles in einander übergreift. Mekonium geht am Sonntag gleich viermal ab. Während er an meiner Brust nuckelt, spüre ich wie sich die Gebärmutter zusammenzieht. Wahnsinn … die Natur hat das alles so wunderbar eingerichtet. Bleiben den ganzen sonnigen Sonntag zu viert auf dem Sofa liegen und genießen einfach nur.

Am Abend wiegen wir den Kleinen, Papa mit Sohn auf Personenwaage und einmal ohne. Das ganze dreimal, wegen dem statistischen Mittelwert 😉 aber die Waage zeigt immer das gleiche Ergebnis und so stehen 3900g für den Kleinen ins Gewicht. Die Größe und Kopfumfang sind uns schnurz.
Mein Liebster ist erfüllt von Stolz und Stärke und bringt mit einem Wort das Ereignis Alleingeburt auf den Punkt: MAJESTÄTISCH! (Er wollte schon immer etwas Majestätisches tun …)

Unsere Geburtsanzeige:
Dort, wo Angst und Zweifel nicht existieren,
Nur Bewusstsein und Vertrauen regieren,
Dort wird Leben geboren,
Und die Liebe knüpft unsichtbare Bänder.
Durch uns Zwei entstanden,
Nur durch unserer Hände Berührung geboren,
Begleitet durch unser beider Kräfte der Einheit,
Erblickte unser Sohn das Licht des Tages.
Für uns ein wahrhaft majestätisches Ereignis.