In einem Fluss – Alleingeburt beim ersten Kind

Diese Mutter berichtet im Folgenden von ihrer ersten Geburt und wie es dazu kam, dass ihr Baby nur begleitet vom Papa auf die Welt kam.

Ende 2021 spürte ich, dass eine Seele um mich herumschwirrte und zu uns auf die Welt kommen wollte. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich ganz auf Verhütung verzichtet, für meinen Partner hingegen war es noch nicht der richtige Zeitpunkt. Die Seele kam trotzdem.

Der Start der Schwangerschaft forderte mich stark heraus, da mir vier Monate lang ständig übel war. Ich hatte Schwindelanfälle und konnte den Alltag nur knapp bestreiten. Zeitgleich suchte ich fast übermütig nach einer Hausgeburtshebamme. In der Schweiz ist es nicht schwierig, eine zu finden, und doch schien es in meinem Fall nicht klappen zu wollen: Entweder war die Hebamme gerade krank, verletzt, hatte selbst ein Kind bekommen oder die Chemie stimmte nicht. Schon hier gab mir die Seele im Bauch erste Hinweise, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu deuten wusste.

Eines Morgens gegen Ende des vierten Monats wachte ich auf und wusste: Heute will ich zum Ultraschall gehen! Ich sah das kleine Wesen auf dem Bild, zeigte es meinem Partner und wir freuten uns sehr. Da war eine tiefere Verbindung zu diesem kleinen Menschlein. Ausserdem bestätigte dieser Termin ganz klar meine Entscheidung für einen natürlichen Weg mit Hausgeburt (damals noch mit Aussicht auf eine Hebamme). Der Arzt hatte mir ein ganzes Dossier mit Gefahren und Risiken für mich und das Baby ausgehändigt und ich spürte, dass ich keine Seite davon lesen würde. Auf dem Nachhauseweg fragte ich mich immer wieder: Warum ist Schwangerschaft und Geburt in unserer Gesellschaft so sehr mit Angst behaftet?

Endlich liess die Übelkeit nach und schon bald kam ich richtig in meine Kraft, machte täglich Yoga, fuhr Fahrrad und meditierte. Ich fand eine Hebamme, die bei unserem ersten Kennenlernen sehr offen eingestellt schien. Beim zweiten Termin war alles anders. Es gab plötzlich Auflagen, die wir – in meiner Wahrnehmung – beim letzten Mal vollkommen anders besprochen hatten. Zudem verlangte sie von mir, dass ich bereits in den kommenden Wochen erneut zum Ultraschall gehen sollte. Als ich aus der Praxis kam, hätte ich weinen können. Ich war so traurig, denn ich spürte, dass ich diesen Weg nicht weitergehen konnte. Es fühlte sich nicht richtig an.

Als ich in den Zug stieg, meldete sich die Seele in meinem Bauch und sagte: Wir machen das alleine. Ich komme einfach auf die Welt. Was das wohl heissen sollte? So ganz verstand ich das (noch) nicht. Ich löste mich von meiner Hebamme und ging meinen eigenen Weg – was auch immer das bedeuten würde. Nun fühlte ich mich frei, weit und voller Vertrauen! Kurz darauf tippte ich „Alleingeburt“ im Spotify ein und landete auf dem Podcast „Skandal Alleingeburt“. Ich hörte die erste und einzige Folge des Podcasts an und war sofort begeistert. Also schrieb ich der Hosterin aus Deutschland eine Mail, in der ich mich bedankte und erzählte, wie toll ich ihr Engagement finde. Sie antwortete mir: Ich bin gerade bei einer Freundin in der Schweiz eingetroffen und sie kennt dich. Magst du zu unserem spontanen Frauenkreis am Freitag kommen? Ich traute meinen Augen nicht und sagte zu. Der Kreis von wunderbaren Frauen – zwei davon hatten alleine zu Hause geboren – gab mir Vertrauen und stärkte mich in meinem Vorhaben. Ich spürte, wie mich das Leben unterstütze. Alles fügte sich. Zudem war ich im ständigen Kontakt mit der Seele in meinem Bauch. Sie zeigte mir innere Bilder, in welchem Raum die Geburt stattfinden und wie ich ihn einrichten würde. Andere Bilder zeigten mich im Vierfüssler und wie ihr Körper in einem Fluss herauskam. Auch das Datum verriet sie uns bereits im Voraus. Ich versuchte aber, mich nicht zu sehr darauf zu versteifen. Meinem Partner erzählte ich immer wieder, wo ich gerade stehe und was ich fühle. Er war nicht gross an „technischen“ Informationen über die Geburt interessiert. Für ihn war Schwangerschaft und Geburt etwas ganz Natürliches, denn: Er kommt aus Afghanistan und seine Mama hatte ihn sowie sieben weitere Kinder ohne jegliche medizinische Begleitung mit einer Frau aus dem Dorf geboren. Unsere Ahnenkarten standen also gut 😉

Und doch war da auch eine Angst in ihm. Ich möchte einfach kein totes Baby, sagte er einmal. Damit spiegelte er mir meine eigene Angst: Was, wenn ich schuld sein würde, dass unser Baby stirbt? Obwohl ich wusste, dass es das Konzept von Schuld gar nicht gab und ich auch nichts „falsch“ machen konnte, strömten diese Gedanken durch meinen Kopf.

Die kommenden Monate waren ruhig und gleichzeitig kraftvoll. Ich entschied mich, im achten Monat an einem sechstägigen Schweigeretreat teilzunehmen. Dort sammelte ich Kraft. Ich fühlte mich bereit. Ab Ende November hatte ich immer wieder stundenlange, teils sehr regelmäßige Wehenphasen und doch wurde die Geburt (noch) nicht eingeläutet. Es war anstrengend und forderte mich körperlich sowie mental heraus – eine Geduldsprobe! Ich versuchte, mich hinzugeben und die Situation anzunehmen, wie sie war. Am 14.12. wachte ich um vier Uhr auf und etwas in mir sagte: Heute ist es so weit! Schon seit einigen Tagen verschwammen alle Daten nach dem 14.12. vor meinem inneren Auge. Ich begann, mit Aquarellfarben ein Bild zu malen und legte mich danach wieder ins Bett. Mein Partner ging normal zur Arbeit. Es fühlte sich richtig an. Um 10 Uhr rann Fruchtwasser aus mir heraus. Ich wurde nervös, machte aber mit meinem Alltag weiter. Eine Stunde später kam nochmals Fruchtwasser, aber dieses Mal war es gelb-grün. Dazu kam, dass ich keine Kindsbewegungen mehr spürten konnte. Ich bekam richtig Angst und fragte mich erneut: Was, wenn dieses Baby stirbt? Die Wehen kamen und ich schrieb meinem Partner, dass es bald losgehen würde. Aufgrund des Schnees hatte er eine Stunde Heimweg. In der Zwischenzeit suchte ich einen Umgang mit meiner Angst. Normalerweise lebe ich ohne Handy und ohne Telefon. In dieser Zeit vor der Geburt hatte mein Partner mir ein Notfallhandy eingerichtet. Damit erreichte ich eine Freundin und erzählte ihr, was ich gerade fühlte. Sie sagte: In mir bleibt alles still. Ich fühlte in mich hinein und merkte: Auch in mir war es still. All das Unruhige waren nur Gedanken in meinem Kopf. Ein weiteres Telefonat mit einer Freundin bestärkte mich zusätzlich und ich wusste: Diese beiden Frauen waren bei mir. In den Pausen zwischen den Wehen richtete ich das Zimmer so ein, wie es mir in meinen Visionen erschienen war und zündete die Kerzen auf meinem Geburtsaltar an.

Als mein Freund zur Tür hereinkam, war ich gerade dabei, eine Wehe zu veratmen. Er lächelte und fragte: Wo ist Sola? Das war unser Spitzname für die kleine Seele im Bauch, den wir aus unseren eigenen Namen gebastelt hatten. Er setzte sich neben mich und in diesem Moment kickte das Baby (endlich) wieder. Ich war so glücklich und weinte vor Freude. Mein Freund legte eine scharfe Schere ins kochende Wasser, brachte mir etwas zu trinken und kam dann neben mich. Ich bat ihn, den Abstand der Wehen zu messen, weil ich kein Zeitgefühl mehr hatte. Es waren 2.5 Minuten. Das gab mir Power, denn ich wusste: Wir sind mittendrin!

Ab diesem Moment blieb mein Partner an meiner Seite. Es fühlte sich an, als wäre er vollkommen in der göttlichen Kraft. Er erinnerte mich an Shiva: meditierend, einfach da und präsent. Während der Wehen strich er mir leicht über die Haut, sodass ich Gänsehaut bekam. Das half mir, mit den Wehen zu sein. Es war alles ruhig und friedlich. Kamen die Wehen, tönte und summte ich leise mit. Als ich die Übergangsphase erreichte, dachte ich während fünf bis zehn Wehen immer wieder: Ich will nicht mehr! Mein Partner spürte das und schlug mir eine neue Position vor. Sie war perfekt und ich konnte weiteratmen. Als die Pressphase begann, war dieses Gefühl von nicht-mehr-wollen wie weggeblasen. Ich spürte, wie der Kopf absank und sagte zu meinem Freund: Bald ist es so weit! Ich atmete weiter und mein Körper presste wie von selbst, wenn es Zeit dafür war. Plötzlich kam unsere kleine Tochter in einem Fluss aus mir heraus. Genauso, wie sie es mir im Voraus gezeigt hatte. Ich nahm sie zu mir und umarmte sie, sprach mit ihr und hiess sie willkommen. Mein Partner war zu Beginn etwas überfordert und sprachlos, tastet sich dann aber langsam zu uns vor und verliebte sich sofort in die Kleine. Er schaute mich an und lachte: Dafür haben wir jetzt wirklich kein Krankenhaus gebraucht.

Alleingeburt –13 Tage nach Termin

Im folgenden Bericht erzählt uns diese Mutter von der Geburt ihres zweiten Kindes. Das erste Kind war eine Hausgeburt. Das zweite soll jetzt in Eigenregie zur Welt kommen.

„Die nächste Geburt möchte ich alleine meistern.“

Direkt nach der ersten schönen, wenn auch anstrengenden HypnoBirthing-Hausgeburt, war mir klar, dass ich die nächste Schwangerschaft ohne Begleitung erleben möchte und die Geburt unabhängig von Ärzten und Hebammen sein wird. Ich wollte eine Alleingeburt. Ich wollte nur mit Gotteshilfe meinem Kind einen wunderschönen, stressfreien und friedlichen Weg in unsere Welt bereiten. Ich wollte und musste die Geburt „selbst“ erleben.

Der Kinderwunsch ließ nicht lange auf sich warten und wir wurden, acht Monate nach dem ersten Kind, erneut schwanger. Großes Glück und Freude auf die kommenden neun Monate und die Zeit danach kamen auf. Ich konnte die Geburt gar nicht mehr abwarten, obwohl ich doch erst den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Ein Arztbesuch zum Ultraschall in der 21. Schwangerschaftswoche gab uns die Gewissheit über die Lage der Plazenta und die Vorfreude auf unser Wunder wurde bestärkt. Unser Baby ist gesund, die Plazenta liegt nicht über dem Muttermund, das Geschlecht bleibt unbekannt und unserer Hausgeburt steht nichts im Wege. Eine Vor- und Nachsorge-Hebamme wurde mir von Gott gesandt, welche selbst schon ein Kind im Alleingang geboren hatte und von meiner Idee begeistert war. Sie unterstützte mich voll und ganz. Wir trafen uns nur zu den notwendigen Terminen und diese wurden inhaltlich übersichtlich gestaltet. Blutabnahmen auf meinem Wunsch hin, Abtasten und Herztöne hören. Unsere langen Gespräche taten gut und mein Wohlbefinden stieg in dieser so schönen, problemfreien und selbstbestimmten Schwangerschaft.

Mit den Büchern von Sarah Schmid „Alleingeburt“ und „Mein privater Mutterpass“ behielt ich einen guten Überblick über die Lage meines Babys, das Heranwachsen des Kindes und meines Bauches und über die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geburt. Mit „Meisterin der Geburt“ von Jobina Schenk lernte ich mehr über mein Gefühlsbefinden, eventuelle Sorgen und das „Wunderorgan“ Gebärmutter kennen. Ich studierte sozusagen eine positive Geburt.

Mein Mann wusste natürlich mit als erstes von meinem Plan, die Geburt allein durchzuführen. Er unterstützte mich trotz seiner Zweifel und vielen Fragen. Wir besuchten einen HypnoBirthing(1) Kurs, welcher eine Bereicherung für unser ganzes Zusammenleben und den familiären Alltag war. Mein Mann war angstfrei und freute sich nun auch auf unser Baby. Ich war noch entspannter und strahlte vor Glück und Energie. Mir konnte man meinen Plan nicht ausreden und schlechte Stimmungen, Geburtsberichte oder Erzählungen prallten wirkungslos von mir ab. Ich wusste einfach, dass mein Baby und ich dieses Abenteuer zusammen schaffen, weil es in meinem Gefühl so vorherbestimmt war. Gottesplan sieht nicht vor, dass man fremdbestimmt und voller Angst gebärt. Er hat Vertrauen in seine Schöpfung und begleitet jedes Baby und jede gebärende Frau in diesem Abschnitt des Lebens.

So verging Woche um Woche und der errechnete Monat rückte immer näher. Die Vorfreude auf unser neues Familienmitglied stieg ins Unermessliche. Wir waren so gut vorbereitet, so gut trainiert (sowohl körperlich, als auch geistlich mit Meditationen und Yoga), dass wir in die ersten starken Übungswehen, vier Wochen vorher, zu viel reininterpretierten … Wir zogen zu den Schwiegereltern, damit wir unsere Ruhe haben, sowohl unser großes Kind, als auch ich gut betreut sind und der Wunschgeburtsort nicht so weit weg ist. Eine Alleingeburt unterm Apfelbaum war mein Wunsch.

Die kommenden Tage bis zum eigentlichen Tag der Geburt waren gefüllt mit viel Ablenkung durch Familienfeiern und Treffen mit Freunden. Der Haushalt war weiterhin ein gutes Training und durch den andauerndem Nestbautrieb eine Herausforderung für meine Mitmenschen, da ständig ein neues System meinem Ordnungssinn scheinbar gerecht werden musste.

Unser großer Sohn begann nun auch immer selbstständiger zu werden. Wie aus einem Instinkt heraus wurden die Stoffwindeln plötzlich nicht mehr benötigt, da es bald einen neuen Träger dafür geben würde. Das selbstständige Essen wurde noch weiter perfektioniert, dass noch mehr im Mund und weniger im Lätzchen landete. Das Alleinlaufen wurde immer mehr, schneller und schließlich wurden die ersten Sprints hingelegt.

Die errechneten Geburtstermine, es waren bei mir drei an der Zahl, verstrichen nach und nach und unser Baby ließ auf sich warten. Zwei weitere Besuche beim Frauenarzt (in vollendeten Schwangerschaftswochen 40 und 41) gaben mir Gewissheit über eine sehr gut aussehende Plazenta, noch genügend Fruchtwasser und keine Aussicht auf eine erzwungene Einleitung im Krankenhaus. Ich probierte Geburtstee und Wehen-anregendes Bauchmassageöl aus, allerdings ohne Wirkung. Irgendwann war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr warten konnte. Ich nahm es von nun an so hin, dass unser Baby kommen würde, wenn es bereit wäre und dass ich darauf keinen Einfluss habe.

Ich war wieder mit mir im Einklang und konnte diese langwierige Schwangerschaft erneut in ihren letzten Zügen genießen.

Zahlreiche positive Berichte von Allein- und Hausgeburten wurden meine tägliche Lektüre. Einige Herausforderungen, welche während einer Geburt auftauchen können, wurden mir in den Berichten aufgezählt und die Lösungswege dafür auch gut übermittelt. Ich war bereit für alles was kommt. Auch für unseren Plan Z: Einleitung im Krankenhaus.

Wie durch Zufall oder eher durch Gottes Hand, kam ich an den Kontakt von Sarah Schmid. Eine unglaubliche Powerfrau mit neun Kindern, welche Sie alle Zuhause und acht davon alleine geboren hat. In ihre Gruppe „Birth Support“ (auf Deutsch „Geburtsunterstützung“) kam ich vier Tage vor Geburt. Ich kam somit schon in den Geschmack, wie sich rund 280 Frauen online unterstützen und Fragen, welche für die Gebärende während der Geburt aufkommen, zu beantworten. Eine unglaubliche Sache und ein wahnsinnig befriedigendes Gefühl, dass man mit seinem Plan nicht alleine ist!

Aber jetzt will ich von unserem Geburtserlebnis berichten.

Es sind mittlerweile 11 Tage über den letzten errechneten Termin. Ich wache 01.40 Uhr auf, weil ich von unserem Baby gesagt bekomme: „Ich bin bald da!“

Die ersten stärkeren Wehen (Schmerzskala 3/10) kommen alle 20 Minuten bis früh 7 Uhr. Ich kann sehr gut dazwischen schlafen und freue mich soo sehr auf das bevorstehende Abenteuer. Der Große wird wach, Wehen sind noch da, erträglich und alle 10-15 Minuten. Wir gehen auf dem Spielplatz und machen einen großen Spaziergang, damit die Wehen noch mehr angeregt werden. Einen Versuch ist es wert. Danach eine warme Badewanne, um die Wehen genau zu deuten. Flaute und somit Zeit, um mit meinem Mann für die anstehenden Prüfungen, in seinem Studium, zu lernen. Zum Abendessen beginnt es stark zu gewittern. „Perfektes Blasensprungwetter“ meint meine Schiegermutter. Tatsächlich kommen erneut sehr starke Wehen (4/10). Die Zeichnung(2) löst sich zum Teil. So neigt sich der Tag dem Ende und es ist wieder Schlafenszeit.

Wir sind 12 Tage über dem Termin.

Ich werde gegen 01.50 Uhr von Wehen (5/10) geweckt. Ich richte meinen Geburtsort her, packe mir eine Wärmeflasche an den Rücken und veratme bis 5 Uhr. Zwischenzeitlich ist die Zeichnung vollständig abgegangen.

Der Morgen kommt, der Mittag und auch der Nachmittag. Es bleibt alles ruhig. Mein Mann hat seine Prüfung überstanden und muss in zwei Tagen zur letzten. Vielleicht wartet das Baby ja, bis er alle Prüfungen geschrieben hat und auch mit dem Kopf bei der Geburt dabei sein kann? Um mich abzulenken und um die Familie weiterhin bekochen zu können, sind wir (Kind, Schwiegermutter und ich) einkaufen gefahren. Der Großeinkauf im Wagen wurde von mir geschoben und soll in den nächsten Tagen auch verkocht werden. Nach dem Abendessen gehe ich mit unserem Sohn schlafen. 22Uhr wird er wach und ist sehr unruhig.

13. Tag über Termin, in der Nacht.

Bei mir beginnen erneut die Wehen, welche nun länger andauern. Alle 8 Minuten kommt eine 2 Minuten andauernde Wehe. Kind schläft, nach einem starken Heulkrampf, wieder gegen 5 Uhr ein und meine Wehen kommen nun in unregelmäßigen Abständen. Ich schlafe auch weiter. Kurz vor dem Mittag sind alle außerhaus und ich bin allein Zuhause. Ich soll etwas kochen, was bisher nur die Schwiegermutter gekocht hat. Sie hat mir in einer Wehe die Zubereitung erzählt und ich war nicht ganz bei mir, sodass ich nur die grobe Zubereitung noch im Kopf habe. Die Wehen sind plötzlich in einer Intensität da, die vorher nicht da war. Ich habe Rückenschmerzen und einen sehr starken Druck im Becken. Ich hätte gerne meinen Mann um mich, aber wie gesagt „Frau allein zu Haus“. „Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.“ (Philipper 4:13 HFA) kommt mir in den Sinn. Ich beginne zu kochen und wechsle immer mal in den Vierfüßler. Die 80er laufen im Radio und ich singe und tanze beim Kartoffeln schälen mit. Geatmet wird schön tief und lang. Irgendwie habe ich es geschafft das Essen zu kochen, es sind alle wieder da und nun wird gegessen. Es schmeckt sogar.

„Ich denke nicht, dass es bald losgeht. Das fühlt sich noch nicht nach Geburt an.“ So mein Gefühl, Gedanke und meine Worte. An dem Tag war auch ein Geburtstag, zu dem ich gerne mitmöchte. In der Mittagsschlafzeit von den anderen mache ich mir meine eigene Spa-Behandlung. Meine Lieblingsmusik läuft, ich gehe ausgelassen und tanzend duschen, mache mir eine Gesichtsmaske und anschließend eine „Gesichtsmassage“. Mich überkommt eine Liebe, Freude und so viele Glücksgefühle auf eine baldige Geburt, dass ich einfach nur tanzen, singen und mich weiterhin wie auf Wolke 7 fühlen möchte. Folgender Bibelvers bereichert mich: „Er gibt mir neue Kraft, Er leitet mich auf sicheren Wegen und macht seinem Namen somit alle Ehre.“ (Psalm 23:3 HFA). Die Wehen sind plötzlich wieder erträglich (3/10), dauern 3 Minuten an und kommen ungefähr alle 5 Minuten. Ich bin fertig und gehe in die Küche, um aus den leckeren Zwetschgen einen Geburtstagskuchen zu backen. Mein Mann lernt im Hintergrund und ich muss leise sein, also Kopfhörer rein und weiter tanzen. Ich muss mich sehr auf die Atmung konzentrieren und bin voll und ganz bei der Sache. Als eine Freundin fragt, wie es bei uns aussieht, schreibe ich zurück: „Ich denke es geht bald los, aber ich muss noch den Geburtstagskuchen fertig backen.“

Gegen 17.30 Uhr fährt meine Schwiegermutter mit unserem Sohn schonmal zum Geburtstag, weil wir die Schlafenszeit (20Uhr) nicht verpassen wollen. Ich möchte mich noch einmal hinlegen und da ich langsam das Gefühl bekomme, dass die Geburt nun wirklich bald losgeht, bleibe ich zuhause. Es genügt, wenn unser Kind in unserem Namen mit dabei ist. 18 Uhr und mein Schwiegervater fährt auch weg. Ich höre, wie das Auto über den Kies fährt und als es plötzlich ruhig ist.

So richtig ruhig geht es auch endlich los. Die Wehen sind unverkennbar Geburtswehen. Alle 3 Minuten und auch 3 Minuten anhaltend. Über das Babyfon, welches zur Not angeschaltet ist damit ich meinem lernenden Mann kontaktieren kann, schreie ich: „Es geht los, ich brauche dich! JETZT!“ Er kommt sofort. Ich knie vor dem Bett. Mein „Geburtsduft“ (Kräutermischung, welche die Gebärende psychisch unterstützt) hängt in der Luft, meine Geburtsplaylist läuft und die selbstgemachte Geburtskerze steht bereit. Neben mir liegen meine Notizen für die Geburt. Ich lese die Stichworte, um zu wissen, in welcher Phase ich bin. Es fühlt und liest sich alles noch nach Eröffnungsphase, demnach Phase 1 von 4. Die Geburtskerze wird angezündet und mir werden Gemüsebrühe und Restkartoffeln vom Mittag gebracht. Wir versuchen verschiedene Positionen und machen ein paar Übungen, damit das Baby gut ins Becken rutschen kann. Sobald ich mich unwohl in einer Position fühle, wird gewechselt.

Mein Mann ist die ganze Zeit bei mir und unterstützt mich. Er flüstert mir meine Affirmationen zu und animiert mich für eine neue, andere Position. Gegen 20 Uhr fühle ich mich zittrig, jegliche Kleidung ist unbequem und ich habe keine Lust mehr. Soll das die ganze Nacht so weitergehen? Mein Mann lässt mir meinen Freiraum und verschwindet in Hörweite. Ich bin plötzlich in mir drin und fühle mich, als würde ich schweben. Meine Musik lässt mich innerlich tanzen und ich bin so schmerzfrei und leicht. Ein unglaubliches Gefühl ist das und ich bin dennoch bei mir.

„B A D E W A N N E !“

20.40 Uhr wird die kleine Badewanne von meinem Mann eingelassen. Ich bin in mir. Mit mir und meinem Baby. Als ich aufschaue, blicke ich auf die Uhr im Bad, es ist 21.02Uhr. Ich steige in die Wanne und finde nicht gleich genügend Platz für die tiefe Hocke. Schließlich habe ich mich in die richtige Stellung begeben, fühle nach und da ist bereits der Kopf. Mein Schrei nach Freiheit und Pause kommt von ganz tief unten und unerwartet. Ich habe den Drang mit zuschieben. Ein Plopp und die Fruchtblase ist geplatzt. Gleich im Anschluss kommt der Kopf, ich fühle ihn. Ich nehme die Hand meines Mannes und gebäre den Kopf unseres Babys in seine Hand. Kurze Pause und dann schiebt mein Körper von ganz allein den gesamten Körper des Babys raus.

Unser Baby ist 21.07 Uhr geboren.

Ein gurgelnder Schrei und ich sauge die Nase meines neugeborenen Kindes aus. Der daraufhin kommende Schrei ist kräftiger und frei. Als ich unser Baby mir angenehmer in den Arm lege, geht unser Blick zu dem Geschlecht.

Ein Mädchen! Wir haben eine Tochter!

Sie hat großen Hunger und ich lege sie noch in der Badewanne an. Unglaublich, wie gut sie schon trinkt. Wir lachen, weinen und strahlen uns an. Wir sind so voller Glück, Frieden, Liebe und können dieses Abenteuer noch gar nicht wahrhaben. Wir können unser Wunder noch gar nicht wahrhaben.

Wir rufen die Schwiegermutter an, um zu erfahren, wann unser Sohn seine kleine Schwester kennenlernen kann. Sie sind schon auf dem Weg und Kind schläft. Sie fragt: „Und die Hebamme? Habt ihr die Hebamme informiert?“ Stimmt, da war ja noch jemand. Nein, bisher haben wir gar nicht an die Hebamme gedacht … Meine liebe Hebamme kam gegen 22.30 Uhr und kurz darauf gebar ich mit Ihrer Hilfe die Plazenta. Diese sieht dem „Alter“ entsprechend noch sehr gut aus. Nur kleine, leichte Verkalkungen sind erkennbar. Nach dem Auspulsieren der Nabelschnur binden wir diese ab und mein Mann darf unsere Tochter von ihrem Lebensbaum(3) trennen. Wir haben uns gegen eine Lotusgeburt(4) entschieden, da wir ein Familienbett haben und es in den kommenden Tagen wieder sehr heiß werden soll.

Unser Sohn wurde wach und musste erstmal ankommen. Warum ist die Hebamme da? Warum ist Mutter nackig? Wo ist ihr großer Bauch hin? Wer schreit da? So viele Fragen waren in seinem Blick zu lesen, doch dann, als er seine Schwester sieht, sind alle Fragen vergessen. Er versteht sofort. Ein Lächeln breitet sich über sein gesamtes Gesicht aus. Er geht zu ihr hin und berührt sie ganz vorsichtig. Das ist das Baby von Mutters Bauch, dass ist SEINE Schwester. Die Liebe, Zuneigung, Achtsamkeit und das Verständnis für dieses noch so kleine Wesen hat er sofort entwickelt. Man sieht ihm an, dass er seine Rolle als Großer Bruder sofort einnimmt und versteht.

Irgendwann kommen wir zur Ruhe und wir schicken die Hebamme nach Hause, meine wunderbare Schwiegermutter ins Bett und wir kuscheln noch eine Weile mit unserem Baby.

„Wir haben es allein geschafft?!“ Mein Mann und ich können es noch gar nicht fassen. Eine Alleingeburt mit Gotteshilfe. Mein Mann bekam sehr wenig Schlaf ab, da er am darauffolgenden Tag seine letzte Prüfung schreiben musste. (Er hat diese mit 1,0 bestanden 😊)

Das Wochenbett verlief sehr entspannt und ich würde rückblickend sagen, etwas zu kurz. Ich war nach unserer unglaublichen Geburtserfahrung so voller Energie, dass ich meinen Geburtserfahrung in die Welt schreien wollte. Ich musste jedem davon erzählen und so bekamen wir am fünften Lebenstag den ersten Besuch. Die Tage darauf durften immer mehr Familienangehörige unser Wunder betrachten. An dem zehnten Lebenstag unserer Tochter besuchten wir eine Hochzeit und an ihrem ein monatigen Geburtstag eine weitere. Wir sind so glücklich, lebensfroh und voller Energie. Unsere Zufriedenheit und Zuversicht in alles was kommen mag, färbt sich auf unsere Kinder, welche zusammen unglaublich gut harmonieren.

Herr hab Dank für diese Erfahrung, deine Unterstützung und deine Kraft, welche du uns täglich schenkst. Amen!

Ich wünsche jedem schwangeren Paar ein so intensives, wunderschönes und von Gott begleitetes Geburtserlebnis! Alles Liebe und Gute an alle Leser*innen wünscht,

Eure Julia ☼

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1) HypnoBirthing nach Maria F. Mongan meint, dass eine Gebärende sich mit Meditation, Affirmationen und Entspannungsübungen eine schmerzarme und friedliche Geburt „erarbeitet“ und sich damit beschenkt.

2) Zeichnung ist die Umschreibung für den Abgang des Schleimpfropf. Dieser verschließt den Muttermund in der Schwangerschaft, damit keine Keime zum ungeborenen Kind gelangen können. Kurz vor der Geburt löst sich dieser durch die Veränderung des Hormonhaushaltes der Frau.

3) Plazenta ein Lebensbaum. Der Blick auf die dem Baby zugewandten Seite sieht aus wie ein Baum. Die Nabelschnur ist der Stamm, die Adern das Astwerk und die Plazenta die Baumkrone.

4) Lotusgeburt, d.h. die Plazenta und das neugeborene Baby bleiben so lange miteinander verbunden, bis die Nabelschnur und somit auch die Plazenta abfallen.

Erstgeburt mit Doula

Sie sind nach Kroatien ausgewandert und erwarten ihr erstes Kind. In Begleitung einer Doula soll es geboren werden. Aber lest selbst dieses Geburtsabenteuer. 😊

Ein Kind entsteht – so empfinde ich das – lange vor Empfängnis. Und so bin ich froh, frühzeitig damit begonnen zu haben, mich mit dem Thema Schwangerschaft/Geburt kritisch auseinander zu setzen.
So war es für mich recht einfach, eine schöne Kugelzeit – komplett ohne Arzt/Ultraschall/etc – völlig im Vertrauen zu genießen (vielleicht half mir auch eine gewisse Naivität, so als Erstgebärende).
Ergänzend muss ich aber erwähnen, dass ich im ständigen Austausch mit einer lieben Hebamme war, die meinen Mann und mich intensiv auf die Geburt vorbereitet hat. Gemeinsam mit dem Buch „Alleingeburt“ von Sarah fühlten wir uns bestens gewappnet!

Am 24.7. gingen mein Mann noch unsere letzte große Abendrunde an der Küste, bei magischem rot-orangen Sonnenuntergang über der Bucht.

Kaum geschlafen, wurde ich am 25.7. um 00:45 wach, musste auf Toilette. Dort dann die Überraschung: eine Zeichnungsblutung!

Ich war komplett aus dem Häuschen, stellte das Foto in die Birth Support Telegram-Gruppe und schickte es auch meiner Doula. Kurz darauf ging ein Schwall Fruchtwasser ab, es hörte nicht auf zu tropfen. Noch konnte ich lachen, aber schon bald überkamen mich die ersten Wehen – die zu Beginn noch im Halbschlaf im Bett und am Ball veratmet werden konnten.

Als die Sonne überm Hafen aufging, zog es mich nach draußen – dort konnte ich im Stehen und Gehen weiter tropfen und veratmen. Die Stunden vergingen, die Wehen wurden intensiver, meine Doula vermutete aber – aufgrund ihrer Erfahrungen – dass das Baby erst nachts kommen würde. Ich hatte aber das Gefühl, es würde noch vor Sonnenuntergang passieren …
So wanderte ich also hin und her, lehnte mich an den Türrahmen; oder kopfüber übern Ball. Ich hatte in meinem Leben selten Begegnung mit körperlichen Schmerzen und empfand es als sehr intensiv … Am Vormittag musste ich mich ein Mal kräftig übergeben, dann wollte auch mein Darm noch sämtlichen Ballast abwerfen – somit verbrachte ich viel Zeit auf Toilette, was aber durchaus auch der entspannendste Ort war.

Wegen Reise-Tourismus stand meine Doula im Stau und ich hatte das beengende Gefühl, ohne sie nicht loslegen zu können. Mein Mann war die ganze Zeit über entspannt, versorgte mich mit Saft und Quetschies.

Am frühen Nachmittag wurden die Wehen so stark, hinzu kam Abwärtsdruck. Die Doula riet am Telefon, ich soll mich zur Schmerzlinderung in die Dusche begeben. Eine Stunde später fand sie mich dort vor – ihr Erscheinen gab mir Kraft. Sofort fing sie an, mich zu bestärken und ermutigen. Mit ihr kamen auch meine Presswehen.
Wir gingen ins Schlafzimmer, ich lag mit dem Oberkörper am Ball. Drückte, schrie, jammerte. Insgesamt dauerte diese Phase zwei Stunden! Zum Teil stand ich – zum Glück – wie betäubt neben mir. Ich betete zu Gott, dass er mir hilft und beisteht.

Im Nachhinein erzählte mir die Doula, dass Viktor seine Hand neben dem Köpfchen hatte. Zusätzlich ließ mein Muttermund ihn zwar durch, aber meine Haut konnte sich nicht dehnen! Die Doula, die ja eigentlich nicht eingreifen darf – aber meine ausdrückliche Erlaubnis bekam – half die Geburt etwas rauszuzögern. Erstens um die Hand zurück zu schieben; zweitens um meiner Haut mehr Zeit für Dehnung zu geben.
Ich zitterte am ganzen Körper, war am Ende meiner Kraft, hab meinem armen Mann die Ohren vollgebrüllt, meine Position tat weh.

Meine Doula erkannte meinen Wunsch nach Positionswechsel, aber auch meine Kraftlosigkeit. Sie half mir, ein Bein aufzustellen. Ich kniete wie bei einem Heiratsantrag und fühlte mich wie bei einem Ritterschlag.

Drei kraftvolle Wehen später und unser Kind erblickte – im wahrsten Sinne des Wortes – das Licht der Welt. Es war 17:11 Uhr; der Raum war in goldenes Licht getaucht.


Gleich nach überraschendem Schwangerschaftstest hatte ich den Namen „Viktor Karlo“ im Kopf; und meine Intuition sagte ganz klar, dass ich einen Jungen unterm Herzen trage. Ohne Ultraschall blieb dies bis zur Geburt eine Vermutung – die sich bestätigt hat.

Viktor kam rosig und schreiend zur Welt – „Juhu! Ich bin hier! Mein Leben beginnt!“ Wir kuschelten einige Zeit im Bett; dann wurde meine Doula etwas nervös: Die Plazenta war noch nicht da! Ich fühlte, dass alles ok war und ich nur etwas Zeit brauchte; aber sie bekam leider – und aufgrund ihrer Erfahrungen – Angst um mich und riet meinem Mann und mir, ins Krankenhaus zu fahren. Tatsächlich saßen wir im Auto Richtung Stadt. Da wir aber ausgewandert sind, waren wir noch nicht ganz ortskundig. Dann war auch der Handy-Akku, und somit das Navi aus! Wir stellten uns auf den Parkplatz einer Pizzeria, bei der wir noch zwei Abende zuvor essen waren. Die Situation war so absurd. Es war Nacht, ich hatte ein kleines Baby mit Nabelschnur unterm Kleid an der Brust, und nie und nimmer wollten wir eigentlich ins Krankenhaus … Schon gar nicht nach einer so friedlich-epischen Hausgeburt! Mein Mann hat laut zu Gott gebetet … und wir hatten beide im Gefühl: Wir müssen umkehren! So sind wir dann wieder heim, haben uns in Ruhe ins Bett gekuschelt. Dank Birth Support wurde uns Mut gemacht in dieser Plazenta-Angelegenheit. Und tatsächlich, 24 Stunden nach Zeichnungsblutung, 7 Stunden nach Viktors Geburt, kam die Plazenta – vollständig und einfach – auf Toilette und ohne Wehen aus mir rausgeflutscht. Meine Doula hat sich beim nächsten Wiedersehen bei mir entschuldigt und gemeint, sie hat noch nie jemanden mit so guter Intuition begleitet und nun durch dieses Erlebnis für ihre zukünftige Arbeit dazu gelernt. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, sie bei meiner ersten Geburt dabei gehabt zu haben! Viktor und ich genießen nun ein strenges Wochenbett. Registriert ist er noch nicht; schon längst sind wir über der Frist (weil uns der Kinderarzt-Check fehlt; zum Glück gibts hier eine gute kritische; leider ziemlich ausgebucht). Aber wir sind weiterhin im Vertrauen, dass wir auch diese Hürde schaffen; alles seinen Sinn hat – und am Ende ist kein Amt es wert, einen ruhigen und harmonischen Start ins Leben aufs Spiel zu setzen. (Mama und Baby müssen hier in Kroatien nämlich auch vor Ort zur Anmeldung kommen.) Ich bin so dankbar für diese erste Geburtserfahrung, die nun den positiven Grundstein für zukünftige Geburten gelegt hat. Mein Mann und ich reden heute schon von Viktors jüngeren Geschwistern. 🙂

Alleingeburt mit 40 und nach zwei Kaiserschnitten

Die Mutter im folgenden Bericht erzählt von ihrer dritten Geburt – ihre erste natürliche Geburt nach zwei Kaiserschnitten.

Vorgeschichte

Für unseren Geburtsbericht werde ich etwas ausholen, damit Ihr auch die Hintergründe verstehen könnt. Zu meiner Geschichte: ich bin Jahrgang 1981, habe meinen Freund, mittlerweile Mann, erst spät (mit 26) kennengelernt. Als wir dann versuchten, schwanger zu werden, hat man uns gesagt, es käme einem 6er im Lotto gleich, wenn wir ein Kind bekämen. Mein Mann hat schlechte Spermien aufgrund eines Hodenhochstandes in der Kindheit und ich hormonelle Probleme durch eine überstandene Anorexie und Hashimoto. Kurz vor der künstlichen Befruchtung waren wir im Frühjahr 2013 dann endlich schwanger, ohne Zutun von außen. Um die 22.SSW hieß es dann: Das wird ein Kaiserschnitt wegen Beckenendlage. Mit wenig Selbstbewusstsein und Angst vor einem behinderten Kind wollte ich mich da auch nicht gegen entscheiden. Akkupunktur, indische Brücke etc. haben nicht genützt … Der Schnitt war ok für mich, da drei Wochen vor ET beim CTG zufällig Wehen festgestellt wurden. Muttermund war 4cm auf, aber ich hatte nur unangenehme Rückenschmerzen … So wurde unsere Große am 14.11.2013 um 21 yUhr geholt und wir waren überglücklich. Ich denke, die Plazenta war durch, denn sie hat nur 2450g gewogen und war 49 cm groß. Stillen und Tragen war unser Ding. Stillen bis in die nächste Schwangerschaft (also 2,5 Jahre). Dann 2015 im Dezember eine leere Eihülle mit anschließender Ausschabung. (Würde ich auch nie wieder machen lassen!) Und ohne Unterbrechung direkt wieder schwanger … Von wegen, wir sind unfruchtbar. Wieder um die 20.SSW wurde mir gesagt, dass das Kind wohl wieder in BEL liegen bleiben wird, da zu wenig Platz für die Drehung da sei, weil ich klein und zierlich bin. Und nun? Ich wollte unbedingt eine spontane Geburt, habe aber hier in der Gegend niemanden gefunden, der nach einer Sectio eine BEL-Geburt begleitet. Die Hoffnung, dass unsere 2te Tochter sich dreht, war riesig, die Anspannung dementsprechend hoch und die Enttäuschung noch größer, als ich am Morgen des geplanten Kaiserschnittes in der 40. SSW ins Krankenhaus ging, es war der 04.10.2016. Ich kam mir vor, als würde ich zur Schlachtbank gehen. Und wie ging es weiter? Im OP wurde mir die Spinale gesetzt und hat ewig gebraucht, bis sie gewirkt hat. Mein Widerwille war einfach zu groß. Der operierende Gynäkologe hatte scheinbar keine Zeit und fing an zu schneiden, obwohl ich noch Gefühl hatte. Ende vom Lied war, dass ich eine Vollnarkose bekam und nichts von meinem Kind wusste, bis ich von der Hebamme aus dem Aufwachraum abgeholt wurde. Unsere Zweite hat sich nur tragen lassen, nie mehr als 20min geschlafen und sich trotz Tragen und Stillen nur schwer regulieren können. Auch heute noch ist sie ein unruhiger Geist, was ich teilweise auf die Entbindung zurückführe. Gestillt wurde sie 2 Jahre und 10 Monate. Dann wollte ich nicht mehr …

Die Schwangerschaft

Lange wollte ich noch ein drittes Kind, weil mir die Erfahrung einer Spontangeburt so sehr fehlte und ich mich nicht als „vollwertige“ Frau fühlte. Aber mein Mann hatte mit den zwei Kindern genug. So habe ich die Verhütung auch ihm überlassen und er hat sie „unterlassen“. Nach 5 Jahren, meinem 40. Geburtstag und begonnener Abendschule war auch mein Wunsch auf Nummer 3 erloschen. Aber da wir so lange auch ohne Verhütung nicht schwanger geworden sind, hätte ich nie damit gerechnet, dass wir doch nocht ein Kind bekommen würden. Und Schwups, hielt ich ein gutes halbes Jahr später, Ende November 2021, einen positiven Test in der Hand. Erst mal brauchte ich zwei Wochen, um die Schwangerschaft überhaupt so richtig zu akzeptieren … Dann, als die Vorfeude auf unser drittes Kind plötzlich überwog, merkte ich, dass eine Spontangeburt nahezu unmöglich wird. Krankenhäuser hier in der Gegend greifen nach 2x Sectio bei der kleinsten Verzögerung ein, wenn überhaupt eine natürliche Geburt zugelassen wird. Außerklinische Geburt mit Hausgeburtshebamme oder im Geburtshaus ist nach 2x Sectio rechtlich nicht drin. Eine Nachsorgehebamme mit Geburtstermin kurz vor den Sommerferien war auch nur schwer zu finden. Eine Traumatherapeutin mit Schwerpunkt Hypno-Birthing, mit der ich die zweite Geburt aufarbeiten wollte, hat mich wegen einer Erkältung versetzt. Eine Hausgeburtshebamme, die die letzten Vorsorgen machen sollte, konnte dann plötzlich nicht, weil vor ihrem Urlaub so ultra viel zu tun war. Es war der Wurm drin. Ständig gab es Absagen, die mich kurz frusteten und aber immer mehr zur Alleingeburt führten. Irgendwann dachte ich: „Wenn mir niemand helfen will, dann soll es wohl ein Zeichen sind, dass wir es auch alleine schaffen!!!“ So habe ich mich dann auch die letzten 10 Wochen von den Vorsorgen distanziert. Ich hatte privat genug um die Ohren (Umbau zu Hause, Klausuren für die Abendschule, Tod der Schwiegermutter, kranke Kinder zu Hause, Vorbereitungen auf unser Baby…) und habe ja durch die regen Bewegungen von unserem Baby gemerkt. So war ich mir immer sicher, dass es ihr gut geht und konnte auf CTGs ohne schlechtes Gewissen verzichten. Auf der Seite von Jobina Schenk bin ich dann zum ersten Mal auf das Thema Alleingeburt und auf Sarahs Arbeit aufmerksam geworden und sah damit irgendwann meine einzige Möglichkeit, mir meinen Wunsch nach einer spontanen Geburt zu erfüllen. Ich habe mit Bensberg telefoniert und mich telefonisch angemeldet, weil mir die Klinik mehrfach empfohlen wurde. Da gäbe es wohl am ehesten die Möglichkeit einer selbstbestimmten Geburt. Würde aber auch heißen: die beiden Großen unterbringen, 2.5 Stunden Fahrt unter Wehen … und dann hatte mir eine Frau aus der Birth-Support-Gruppe ja noch gesagt, dass es auch Ärzte in Bensberg gäbe, die schnell intervenieren. So besuchte ich noch einen Osteopathen, der meine Muskulatur im Beckenboden und Kiefer lockerte. Danach lag unsere Maus dann auch kotinuierlich in Schädellage. Und ich entschied mich letztlich für den Versuch der Alleingeburt, denn ein Krankenhaus mit Kreißsaal ist hier im Notfall in 10 min zu erreichen. Dennoch habe ich mich für alle Fälle in dem Krankenhaus angemeldet, auch weil ich das Gespräch mit dem Arzt suchen wollte, der den zweiten Kaiserschnitt gemacht hat. Aber er hatte wenig Interesse an der Aufarbeitung der OP. Dennoch hat mir der Termin viel gebracht, da auf meine Ansage, dass ich keinen dritten Kaiserschnittt möchte, noch einmal genau untersucht wurde: Kind in Schädellage, Narbe gut verheilt, Vorderwandplazenta nicht in der Narbe eingewachsen, Kind eher klein). Alle Voraussetzungen standen gut!!! Die Zweifel meines Mannes konnten wir mit Sarahs Buch „Alleingeburt“ und den aufgeführten Lösungen für sämtliche möglichen Probleme aufösen. Durch den Film „Die sichere Geburt“ ist auch noch mal mehr deutlich geworden, was ich ihm vorher versucht habe zu erklären: Je mehr Intervention, desto eher gibt es Probleme bei der Geburt. Anfang Juni habe ich Sarah kontaktiert, die mich dann auch in die Birth- Support-Gruppe aufgenommen hat. Durch die Fragen, Antworten und unterstützende Mitteilungen dort konnte ich mich weiter auf unsere Geburtsreise vorbereiten und mir ist immer mehr klar geworden, wie gewinnbringend dieses Mitlesen war!!! Danke hierfür.

Die Geburt

Dann verstrich unser Termin am 17.07.22 und ich wurde immer nervöser, obwohl ich dachte tiefenentspannt zu sein. Seit fünf Wochen hatte ich immer wieder ein Ziehen in der Leiste, ab und an auch Schmerzen im Kreuz, Stich vom Rücken bis in die Leiste. Es schien, als würde mein Körper sich auf die Geburt vorbereiten. Aber ich konnte keine Änderung am Gebärmutterhals ertasten. Unser Baby war die ganze Zeit über sehr mobil im Bauch. Und immer wieder kam Angst hoch, dass ich keine Wehen bekomme oder mein Baby sich doch aus der Schädellage rausgedreht hat. Nachhelfen wollte ich nur ungern, aus Angst dass meine Narbe es nicht toleriert. Zum Frauenarzt o.ä. mochte ich nicht gehen, weil die in mir nur noch mehr Angst geschürt hätten. Ich wusste, dass Terminüberschreitung bis 3 Wochen harmlos sind, aber dieses Warten macht mich kirre, beonders weil ich mehrmals täglich gefragt wurde, ob sich noch immer nichts tut. Am 22.07.22 habe ich dann voller Unruhe in die Birth-Support-Gruppe geschrieben. Nach dem Jammern und dem guten Zureden dort ist dann gegen 22:45 Uhr die Fruchtblase geplatzt. Aus dem anfänglichen Ziehen im Rücken wurden innerhalb von 30 Minuten kräftige Wehen, direkt mit 7 bis 8 Minuten Abständen. Anfangs kam ich noch ganz gut klar damit, und bin oft zum Wasserlassen auf die Toilette gewechselt, konnte mir aber kaum vorstellen, dass das alles irgendwie noch an mehr Fahrt aufnehmen könnte … Nach zwei Stunden war ich dann völlig ausgelaugt (es war der 23.07.22 gegen 1 Uhr), ultra müde, Schweißausbrüche während der Wehe und ich fing an zu zittern in den Wehenpausen. Mein Mann hat mich mit allem unterstützt, was ging. Er hat mich trocken gerieben, wenn mir der Schweiß am Rücken stand. Er hat mich zugedeckt, wenn ich anfing zu zittern. Er hat mir ein Seil zum Dranhängen und Petzi-Ball besorgt, nasse Handtücher mit frischen gewechselt. Die heiße 7 hat er mir gemacht, als ich plötzlich kein Wasser mehr trinken konnte und wenn ich mich recht erinnere, ging es mir mit dem Magnesium-Schub auch etwas besser unter den Wehen. Mein Mann hat unsere Große beruhigt, die irgendwann wach wurde. Ich weiß gar nicht, was noch alles. Eben sagte er mir, dass die Wehen irgendwann im 2 Minuten Rhythmus kamen, also Wehentracker war er auch noch. Er hat sich von mir anfahren lassen, wenn ich gerade nicht anders konnte … Ich hätte so gerne geschlafen, aber die Wehen haben mir keine Chance gelassen. Die meiste Zeit habe ich im Vierfüßlerstand im Bett verbracht oder auch mal zwischen Waschbecken und Heizung abgestützt. Aber wenn ich im Bett lag um zu dösen, kam ich meist nicht schnell genug in den Vierfüßlerstand zurück und die Wehen im Liegen waren für mich unerträglich. So dass ich dann irgendwann verzweifelt in die Gruppe geschrieben habe. Ich habe Aua gejammert, Nein, Nein geschrieen… Die motivierenden Worte dort, plus die Angst vorm dritten Kaiserschnitt, sollte ich aufgeben, haben mich weiter kämpfen lassen. Zum Glück!!! Denn wieder 1,5 – 2 Stunden später (denke es war 2:30 / 3 Uhr früh) ging dann auch der Schleimpropf ab, auch wenn ich nie das Gefühl hatte, dass sich mein Baby gesenkt hat. Ich hatte auch das Gefühl, dass ich meinen Darm entlerren müsste, womit ich jedoch keinen Erfolg hatte. Aber nun wusste ich, dass die Presswehen los gingen und anfangs kam dabei auch immer Stuhl mit, den ich auf der Toilette leider nicht losgeworden war. Mein Mann wischte mich ständig ab, wofür ich ihm wirklich dankbar bin. Erst nach der Geburt sagte er mir zum ersten Mal, dass es für ihn unmöglich schien, dass der „GROSSE“ Kopf, den er irgendwann erblickte, rauskommen könnte. Aber ich fühlte, wie sich alles in mir weitete und auch mein Ziel mir immer näher kam. Jetzt hieß es ran zum Endspurt!!! … und meine Motivation kam zurück! Trotz aller Zweifel hat meine große Stütze mich angespornt und immer wieder gesagt: „Weiter, Du schaffst das!!!“ Dann bei der x-ten Presswehe gegen 4:15 Uhr spürte ich dieses viel umschriebene Brennen und wusste, dass der Kopf gleich geboren wird. Mein Mann wollte den Kopf halten und ich hatte das Gefühl, dass er unser Kind immer wieder zurückschiebt, was sehr unangenehm war. Dabei war sie es selbst oder auch mein Körper, der das Baby in meiner Scheide immer wieder mit rein und raus schob. Aber das erste Quäken gab sie schon in dieser für uns beide wohl ungemütlichen Stellung von sich. Naja, dann blieb die erwartete Drehung um die eigene Achse aus, aber irgendwie hat unsere Lisa es auch mit voller Breitseite aus mir geschafft. Und wir waren überglücklich, erleichtert, dankbar … Ich war so voller Adrenalin, dass ich bis 12 Stunden nach der Geburt gar nicht schlafen konnte, obwohl die Nacht zuvor ja ausgefallen war. Lisa hat direkt das Dauernuckeln angefangen und somit setzten auch die Nachwehen schnell ein, aber die Plazenta lies sich nicht blicken. Nachdem die Nabelschnur dann auspulsiert war, hat meine bessere Hälfte dann sein „Opinel“ gezückt und abgenabelt. Nach 2-2,5 Stunden habe ich ihm dann auch unser Neugeborenes übergeben, weil ich mich durch sie nicht auf die Geburt der Plazenta konzentrieren konnte. Meine Mann ist ziemlich bald mit der Kleinen an seiner Seite eingeschlafen, nachdem er 24 Stunden am Stück auf war und unzählige Male für mich treppauf und treppab gelaufen war. Und in seinem Arm brauchte die Kleine auch nichts zum Nuckeln … Als wir dann die Nachsorgehebamme kontaktiert hatten, kam so langsam Panik auf. Denn nach vier Stunden war die Plazenta noch immer nicht geboren. Und sie hat mir empfohlen, mich ins Krankenhaus zu begeben. Nein, das konnte doch nicht sein nach diesem kraftvollen Akt. Jetzt aufgeben? Sie rief mich um 9:35 Uhr an, dass sie jetzt kommen könne, aber einen Rettungswagen mitbestellen müsste. Sollten wir es dann zusammen schaffen, die Plazenta zu gebären, dürften die Sanitäter wieder fahren, aber ansonsten müssten sie mich mitnehmen (damit sie abgesichert sei). Ich muss es ihr hoch anrechnen, denn ich bat sie, uns noch 30 Minuten Zeit zu geben und sie hat sich drauf eingelassen. Zuvor hatte ich Sarah geschrieben, um auf Nummer sicher zu gehen, denn ich hatte in der Birth-Support-Gruppe erst mitgelesen, wie eine andere Frau auch lange mit der Plazenta zu kämpfen hatte. Also beschlossen wir schnell, dass mein Mann an der Nabelschnur ziehen sollte und ich mitschiebe, denn nachdem unsere Kleine ewig an mir genuckelt hatte und ich auch Nachwehen spürte, war ich mir fast sicher, dass die Plazenta sich schon gelöst hatte und sich selbst den Ausgang versperrte. Und wir haben es wieder geschafft. Auch die Plazenta wurde ohne Unterstützung von außen geboren und wird gerade unter unserem Spitzahorn vergraben. Also alles in allem eine Grenzerfahrung, anstrengend, zusammenschweißend, Mut und Selbstvertrauen gebend. Eine Erfahrung, für die wir sehr dankbar sind, auch dass es allen gut geht!!! Lisa kam mit 51 cm, 3290g, KU von 35 cm… Sie hatte 1,5 Tage noch viel mit der Verdauung zu kämpfen, aber Fliegergriff und vor allem Tragetuch haben schon nach 30 Stunden geholfen und endlich kam sie zu ihrem wohlverdienten Schlaf. Die Nachsorgehebamme hat bei mir lediglich eine Schürfung und ein Hämatom in der Scheide festgestellt.

Alleingeburt bei Typ 1 Diabetes

Diese Mutter berichtet von ihrer zweiten Geburt und wie sie diese trotz Typ 1-Diabetes in Eigenregie zu Hause gemeistert hat.

Ich bin Typ 1-Diabetikerin seit ich 2 1/2 bin und lebe seit 2017 mit meinem peruanischen Freund in Frankreich in Angers. Als ich 5 Jahre alt war, konnte ich die Hausgeburt meiner Schwester miterleben. 2018 habe ich unsere Tochter nach vielem Hin und Her in der 38ten Woche nach einer Einleitung hier in Angers im Krankenhaus geboren. Schon damals hätte ich gerne Zuhause geboren, doch ohne Hebamme – ich habe keinen Anspruch – und sonstige Begleitung hatte ich es mir beim ersten Kind noch nicht zugetraut. Die Folge nach der Einleitung war ein schwieriger Stillstart. Ich muss fairerweise sagen, dass damals das Personal auf der Wochenbettstation echt nett war. Doch die Diskussionen vor und während der Einleitung, das wollte ich nicht mehr. Ich wollte keine Einleitung. Deswegen war für mich letztes Jahr klar: Mein jetziges Kind bekomme ich zuhause.

Ich wollte anfangs auch „nur“ drei Ultraschalluntersuchungen. Normal ist hier in Frankreich ab dem dritten Monat jeden Monat eine, wenn man ein solches „Risiko“ aufweist. Doch im Nachhinein betrachtet war das schon zu viel. Denn beim 5-Monatsscreening kam dann heraus, dass mein Baby einen Klumpfuß hat. Im Nachhinein wäre es zwar gut gewesen, hier im Vorfeld zu planen, doch mir wurde nur gesagt, dass das für die Geburt keine Rolle spiele. Aber gut. Verunsichert habe ich also einem weiteren Ultraschall zugestimmt. FEHLER! Plötzlich gab es noch zwei weitere Auffälligkeiten und ich sollte im Krankenhaus überprüft werden. Bei meiner Tochter damals war immer alles in bester Ordnung, nur am Ende wurde sie als etwas zu schwer eingestuft, was bei Diabetes vorkommen kann. Ich wollte immer noch zuhause gebären, doch durch diese neuen Tatsachen war ich mir nicht mehr sicher. Mein Bauch war auch gefühlt riesig, weswegen ich keine Zweifel daran hatte, dass dieses Kind größer ist als mein erstes.

Einmal im Krankenhaus habe ich das Gefühl, sie verfolgen einen. Ich habe unterschrieben, dass ich auf jegliches Monitoring verzichte, habe den Termin verschoben und mir wurde trotzdem hinterher telefoniert. Also sagte ich nur: Ja, nächste Woche … Ich dachte auch, dass ich, sollte ich über die 40. Woche gehen, gegebenenfalls einer Einleitung zustimmen würde, da ich ja merkte, dass mein Kind groß war. Aber wenigsten bis dahin wollte ich gehen. (Hier in Frankreich leiten sie Typ 1 Diabetiker i.d. R. in der 38. Ssw ein, in Deutschland i.d.R. am ET.) Im Januar hatte ich ein sehr interessantes Chatgespräch mit Judith R. Danke dafür. Das hat mir Mut gemacht. Zudem hatte ich das Buch von Sarah Schmid gelesen, die ich schon seit einiger Zeit hier in Facebook und Youtube verfolge. Im März beschloss ich ihr zu schreiben. Im Zusammenhang mit den Untersuchungen bereitete ich mich also innerlich auf die Geburt zuhause vor. Meine Schwester kam. (Sie war schon bei meiner ersten Geburt dabei – damals haben die im Krankenhaus ein Auge zugedrückt – und ist so etwas wie meine persönliche Doula.) Ich habe noch etwas aus dem Internet über Geburtskomplikationen ausgedruckt und wir haben uns den Film „Die friedliche Geburt“ angeschaut. Trotzdem war bis zum Ende nicht ganz klar: Schaffen wir das zuhause ?

Nachdem ich seit Ende Januar/Anfang Februar immer wieder Wehen hatte (Hatte mich da auch mit C infiziert und in der Zeit stark gehustet, was das sicher nochmal gefördert hat.), dachte ich eigentlich, dass das Baby bestimmt schon Mitte/Ende März kommen würde. (Deutscher ET war der 11. April, in Frankreich rechnen sie eine Woche mehr.) Doch in der letzten Märzwoche war es plötzlich ganz ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm? Ich hatte in dieser Woche auch noch Fernunterricht (Ich studiere hier in Frankreich einen Master der Erziehungswissenschaften). Ich sprach mit meinem Baby, sagte ihm, am besten er komme zwischen Freitag Abend und Montag früh. Doch Freitag und Samstag war es so ruhig, dass ich schon nicht mehr daran glaubte. Ich hatte fast alle natürlichen Einleitungsversuche durch und ging dann am Samstag spazieren. Geplant war alleine, aber dann wollte mein Freund plötzlich mit. (Ahnte er von meinem Wunsch ganz alleine zu gebären? 😆) Ich dachte, wenn es am Sonntag nicht losgeht, probiere ich vielleicht doch das Rizinusöl …

Und dann erwachte ich am Sonntag gegen 6Uhr von einer Welle. Ich war just 39Ssw+0. Sollte es jetzt soweit sein ? Ich war mir nicht sicher. Es fühlte sich noch nach einer Übungswehe an. Ich legte mich wieder hin. Doch etwas später wurde ich wieder wach. Ok, er schien sich auf den Weg zu machen, aber ganz langsam. Meine dreijährige Tochter wurde wach gegen kurz vor 8 und gleichzeitig wurden die Wellen stärker. Doch ich war noch leicht verunsichert, also sagte ich meiner Tochter, ich wolle in die Badewanne „etwas entspannen“. Sie natürlich hinterher. Mit Mama baden ist schließlich super. Meine Idee vom entspannten Bad war also dahin, dafür gab mir die Wanne die sichere Antwort, dass es sich jetzt um die Geburt handelte. Denn die Wehen wurden stärker. Da wir zur zweit kaum Platz in der Wanne hatten, erklärte ich meiner Tochter, ich müsse raus wegen der Schmerzen. Diese waren doch stark, wenn auch lange nicht so stark wie bei meiner Tochter damals. Schreien musste ich nicht, ich versuchte zu atmen, wie ich es zuvor mit etlichen Youtube-Videos geübt hatte. Aber hauptsächlich versuchte ich mich zu bewegen. Das half. Gott sei Dank war mein Freund dann aufgewacht. Er duschte und kümmerte sich um unsere Tochter und fragte beim Runtergehen, ob es heute soweit sei. Ich so : „Ich weiß nicht, sie sind noch nicht 100% regelmäßig …“ Und wollte weiter reden, doch da war er schon unten. Es war kurz nach 10, fast halb 11 und meine Schwester wurde wach. Sie sah mich und fragte nur: „Ist es jetzt soweit?“ Ich nickte nur … ich lief im Zimmer umher, Hüpfball, wieder runter … etc. Und begann schließlich, die Sachen um das Bett zu schützen herauszuholen. Ich fing an, die Plane über das Bett zu legen, schaffte das jedoch nicht mehr so richtig gut. Meine Schwester kam, half, dann mein Freund. Der Freund meiner Schwester war jetzt auch wach und spielte mit meiner Tochter draußen. (Ich hatte sie viel auf die Geburt vorbereitet, wir haben Bücher gelesen, geredet und Ausschnitte aus Sarah Schmids Videos gesehen. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass sie die Geburt nicht sehen will, denn da sei „so viel Blut“, aber gleich danach kommen möchte, wenn das Baby da ist.)

Die Wehen wurden stärker. Ich hatte Schwierigkeiten zu laufen, gerade zu stehen … Und schließlich platzte die Fruchtblase auf Toilette. Meine Schwester „beschwerte“ sich später, dass ich nicht bescheid gesagt hätte, doch ich war zu dem Zeitpunkt vollkommen in meiner Blase. Ich musste sowieso die ganze Zeit auf Toilette. Ich habe mich gefragt, wie da so viel rauskommen kann, ich hatte ja kaum was gegessen … Es war gar nicht so viel Fruchtwasser. Zwischendurch meinte ja ein Arzt, ich hätte zu viel Fruchtwasser. Aber das hatte sich wohl gegeben. Doch, wie geahnt hatte ich ein großes Baby mit einem großen Kopf und ich merkte am Ende: Ok, jetzt wird es ernst. Er muss raus. Ich kniete mich im Vierfüßlerstand auf das Bett (welches mittlerweile bezogen war) und musste pressen. Aber er kam nicht. Kurze Angst. Ich zu meiner Schwester: „Du hast es gelesen.“ (Ich meinte die Notfallmaßnahmen.) Ich merkte, er war dazwischen. Dann presste ich nochmal und schrie. Der Kopf war da, im selben Moment kam mein Freund zur Tür rein, so dass meine Schwester den Körper nicht auffangen konnte. (So wurde mir später berichtet, mir war das mit dem Auffangen nicht so wichtig, ich war ja eh auf dem Bett. 😅) Unser Sohn Carlos wurde somit am 3. April 2022 um 13Uhr im hellem Sonnenlicht auf unserem Bett geboren. Ich frage mich manchmal, ob es zu hell war, aber es war ja Sonnenlicht. Was für ein Moment. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Meinen Schrei hatten der Freund meiner Schwester und meine Tochter gehört und kamen hoch. Wir waren alle fasziniert von dem großem Wunder in unseren Händen. Er trank sofort und auch die Plazenta kam kurz darauf rausgeflutscht. Sein Blutzucker war in Ordnung. Allerdings war unser Sohn etwas blau. Und das verunsichert mich etwas, da ich just am Tag zuvor mit einer anderen Typ-1 Diabetikerin geschrieben hatte, die auch alleine geboren hatte. (Danke für den intensiven Austausch, Doreen N. und danke @Sarah Schmid, die uns zusammengebracht hat und auch für alle weiteren Hinweise zur Alleingeburt.) Bei ihrer zweiten Alleingeburt kam ihr Baby auch blau zur Welt und hatte wohl etwas Atembeschwerden. Also doch ins Krankenhaus …? Es hätte einfach so bleiben können. Doch dann rief unsere Familie an (Meine Mutter, die zusammen mit meinem Bruder und meiner Nichte war.) Und dann wurde unsere Verunsicherung noch gestärkt. So dass wir schlussendlich doch noch ins Krankenhaus gefahren sind – war schließlich Sonntag und der Allgemeinarzt hatte zu. Mein Freund machte sich auch Sorgen wegen meiner Blutungen. Ich weniger. Ich wollte nur das Ok haben, dass mit meinem Sohn alles in Ordnung ist. Das war es natürlich. Auf ihn wurde nur kurz geschaut, einmal abgehört und fertig. Aber mich wollten sie nähen und ich stimmte schließlich zu. Ich war wohl 1,5 cm gerissen, bei meiner Tochter damals 2cm. Aber mein Sohn war ja auch riesig. 3900Gramm verteilt auf 51,5cm, im Vergleich zu meiner Tochter 2018: 47cm verteilt auf 3200Gramm. Das Ganze war dann wie eine weitere Geburt, nur schlimmer. Erschöpft willigte ich um Mitternacht nach der Tortur ein, die Nacht zu bleiben. Ich dachte einfach, am nächsten Morgen könnte ich dann gehen. Doch dann kam ein ganz anderer Aspekt ins Spiel, den ich bei der Idee, mein Kind alleine auf die Welt zu bringen, nicht beachtet hatte: Die zuständige Behörde wollte uns keine Geburtsurkunde ausstellen, sondern benötigte die Bestätigung eines Arztes (oder Hebamme), dass mein Sohn am Sonntag, den 3. April 2022 geboren ist. Hä??? Frankreich 🙄🙄🙄. Da ich meine Allgemeinärztin nicht erreichte und meine Hebamme keine Zeit hatte, bin ich schließlich noch eine Nacht im Krankenhaus geblieben, nur damit so eine Art Erstuntersuchung stattfinden konnte und wir schließlich den Behörden einen offiziellen Stempel vorlegen konnten. Was für ein Akt. Und wieder Diskussionen im Krankenhaus. Die hätten mich nämlich gerne drei Tage behalten, denn das sei die Regel. Naja, sollte ich die Chance haben, noch einmal schwanger zu werden, habe ich auf jeden Fall gelernt, dass ich mir in VORFELD jemanden suche, der mir die Geburt zuhause bestätigt. Leider weiß ich nicht genau, ob es noch weitere Kinder geben wird, denn mein Freund will nicht mehr. Und er hat auch etwas Recht, denn nachdem meine Große in meiner 35. ssw auch mit Typ-1 Diabetes diagnostiziert wurde und mein Sohn jetzt mit einem Klumpfuß auf die Welt gekommen ist, bin ich mir auch unsicher, inwiefern es schlau ist, noch ein weiteres Kind zu wollen … Aber gut, das entscheidet sich nicht heute, denn aktuell sind wir auf allen Ebenen ausgelastet. Warum schreibe ich diesen Bericht? Ich würde gerne allen, die Diabetes haben, auch Mut machen, auf ihren Körper zu hören. Mein Diabetes war immer gut eingestellt, aber natürlich gibt es manchmal Ausreißer. So eine richtig gute Begleitung habe ich hier in Frankreich auch noch nicht gefunden. Außerdem möchte ich noch erwähnen, dass sich bei meiner ersten Geburt im Krankenhaus niemand außer mir um meinen Diabetes gekümmert hat. Weswegen ich die Aussage „Wegen Ihres Diabetes müssen Sie im Krankenhaus gebären“ ziemlich sinnbefreit finde. Ich wünsche mir auch, dass sich mehr Hebammen solchen „Risikoschwangerschaften“ gewappnet sehen und sich bereit erklären würden, diese zu begleiten. Letztendlich ging es mir bei meinen beiden Schwangerschaften ziemlich gut (also körperlich), besser als vielen Nicht-Diabetikerinnen, die ich kenne. Deswegen würde ich mir wünschen, dass man weniger in eine Kategorie gesteckt wird. In diesem Sinne, noch einmal ein riesiges Dankeschön, an alle die mich unterstützt haben, insbesondere meine Schwester, ihr Freund und Sarah Schmid und an all die wertvollen Unterhaltungen, unter anderem mit Judith R. und Doreen N.

Neuntes Kind, siebte Alleingeburt

Ich habe es endlich geschafft, den Geburtsbericht von der Geburt unseres neunten Kindes einzutippen.

Unser neuntes Kind wurde Mitte Januar, 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin, geboren. Die Schwangerschaft verlief schön und unkompliziert wie die anderen. Nur dass ich diesmal eine Vorderwandplazenta hatte und ein Kind, das über weite Strecken der Schwangerschaft als Sternengucker lag, was mich lange annehmen ließ, dass es – oh Schreck – schon wieder Zwillinge sein könnten. Es tastete sich fast identisch. Ein Ultraschall in der 25. SSW brachte dann die ersehnte Klarheit. Dies war auch der einzige Ultraschall, den ich wahrnahm. Im Übrigen betrieb ich wieder meine eigene, unabhängige Vorsorge, was wegen Corona doppelt so gut war wie sonst schon.

Im Gegensatz zu den anderen Kindern stellte sich dieses Kind erst am Abend vor der Geburt ins Becken ein. Gegen 20 Uhr war es plötzlich drin, was ich am typischen Druck auf bestimmte Nerven merkte und allgemein dem tiefergelegten Gefühl beim Laufen, wenn das Kind den Kopf im Becken hat. Und dann gingen auch zart die Wehen los. Zuerst in 10-Minuten-Abständen. Sie verschwanden, als ich mich hinlegte, um einen der Zwillinge ins Bett zu bringen. Da rutschte es vorübergehend wieder höher. Aber sobald ich wieder aufrecht war, ging es weiter. Ich erledigte derweil noch, so viel ich konnte.  Ich habe aufgeräumt, gesaugt, Brotteig geknetet, das Geburtszimmer vorbereitet … Als es gegen 23 Uhr knackiger wurde, war ich immer noch zugange. Trotzdem waren die Wehen eigentlich sanft. Ich musste gelegentlich kurz veratmen oder innehalten, aber die vielen Minuten dazwischen erlaubten noch effektives Arbeiten. Irgendwann war ich fertig und die Geburt verlangte ihre Aufmerksamkeit. Unser drittes Kind, inzwischen elf Jahre alt, half mir ganz toll, das Wohnzimmer weiter für die Geburt vorzubereiten: Kerzen aufstellen, den Geburtsplatz mit Matte, Ball und Unterlagen richten, Wasser zum Trinken bereitstellen, Feuer im Kamin machen … Er fragte mich, wie ich dies und jenes haben will, aber ich war schon im Geburts-lala-Land und mir war alles ziemlich egal. Kerzen hierhin oder dahin? Ich wollte und konnte keine Entscheidungen dieser Art mehr treffen. Er hat es nichtsdestotrotz schön hinbekommen.

Kurz vor eins in der Nacht gab ich meinem Kamerateam Bescheid. Beide Frauen hatten eine Stunde Anfahrt. Zwischendurch war ich nicht sicher, ob sie es rechtzeitig schaffen würden.

Die Wehen ließen sich, wie beim sechsten Kind auch, am besten sitzend auf dem Gymnastikball veratmen. Der Gegendruck auf den Beckenboden war sehr angenehm. Langsam und sachte ein und aus atmen, festhalten, aufstützen – so ging es am besten.

Foto: Camena Krämer

Mein Kamerateam traf noch rechtzeitig ein. Bei der ersten Presswehe platzte die Fruchtblase – in meine Kleider, die ich noch anhatte, weil es trotz Heizung nicht so warm war. Also schnell Kleider aus. Da wurde mir dann auch warm. Nächste Presswehe, Kopf da. Ich hatte es eilig, weil es unangenehm war, und hab sie ziemlich schnell heruntergepresst. Das war wahrscheinlich keine so gute Idee. Die Schultern drehten sich nicht gleich – wahrscheinlich auch, weil sie vier Kilo schwer war. Nach drei Presswehen, wo nichts so richtig weiterging, wechselte ich vom Stehen in den Vierfüßler und das klappte. Mit der vierten Presswehe kamen die Schultern frei und sie wurde geboren.

Foto: Camena Krämer

Sie war etwas blau und atmete nicht regelmäßig, aber schaute mich direkt an. Ich wusste dadurch: Sie ist „da“. Mit etwas Stimulation war sie schnell rosig und atmete gleichmäßig. Die Nabelschnur war sehr kurz, so dass ich sie nicht hochnehmen konnte. Die Plazenta wollte so auch nicht kommen. Nach einigem Versuchen haben wir abgenabelt. Unser Dritter, der als einziges unserer Kinder bei der Geburt dabei war, schnitt die Nabelschnur durch.

Foto: Camena Krämer

Die Plazenta habe ich dann mit ein paar spürbaren Wehen im Stehen geboren.

Foto: Camena Krämer

Danach bin ich duschen gegangen. Unsere Jüngste hat anschließend gleich die Brust gefunden und war selig.

Foto: Camena Krämer

Im Ultraschall während der Schwangerschaft war übrigens zu sehen gewesen, dass die Plazenta mit einem schmalen Anteil sehr tief lag. Das machte mir in der Schwangerschaft vorübergehend etwas Sorgen. Am Ende lief aber alles problemlos. Zwei Wochen nach der Geburt kam noch ein ungefähr walnussgroßes Stück Plazenta heraus. Das war offenbar der Zipfel, der im Ultraschall so weit unten zu sehen gewesen war. Und der Grund, warum es nach der Geburt so aussah, als wäre an der Seite der Plazenta etwas rausgebissen. Der Wochenfluss war bis dahin ein bisschen blutiger, aber nicht stärker, als ich es von den anderen gewöhnt war.

Wenn es etwas länger dauert – Alleingeburt beim zweiten Kind

Manche Geburt verlaufen geradlinig nach Lehrbuch, andere tun das nicht. Meist dauert die Geburt des ersten Kindes lange und weitere Geburten gehen schnell. Aber auch das ist nicht immer so, wie der folgende Bericht zeigt. Fast vier Tage dauerte die Geburt, die diese Mutter als Alleingeburt gemeistert hat.

Die Schwangerschaft

Ich hatte in dieser Schwangerschaft keinerlei Vorsorgen. War nie beim Arzt oder bei einer Hebamme. Hatte zwischenzeitlich Bedenken, dass es Zwillinge werden könnten, weil mein Bauch so groß war und weil ich gefühlt überall etwas gespürt habe. Aber am Ende der Schwangerschaft war ich mir dann sicher, dass es nur ein Baby ist. Ich vermute aber, dass mein Baby mal ein Sternengucker war und nachdem ich die Spinningbabies-Übungen für Sternengucker gemacht habe, hat sie sich gedreht und ich habe unten links ihren Ellbogen nicht mehr gespürt.

Die Geburt

Am Freitag, um 5 Uhr morgens, haben mich meine ersten Wehen geweckt und da ich immer gelesen habe, dass die zweite Geburt immer viel schneller als die erste Geburt ist, habe ich mich schon gefreut, am gleichen Tag noch unser Baby zu begrüßen (es ist aber alles anders gekommen 😅🙈). Ich hab also den ganzen Tag meine Wehen schön veratmet und um 15 Uhr ist dann auch der Schleimpfropf abgegangen. Die Wehen sind ca. alle sechs Minuten gekommen. Je später es wurde, desto mehr wurde mir bewusst, dass es an dem Tag nichts mehr wird, da die Wehen einfach nicht mehr wurden. Die Nacht von Freitag auf Samstag habe ich dann auf dem Sofa verbracht, weil ich mein Sohn und meinen Mann in Ruhe schlafen lassen wollte. Das hab ich dann bereut, weil mir die Hüfte dann weh getan hat. Ich konnte aber wenigstens schlafen und mich erholen. Der ganze Samstag verlief eigentlich wie der Freitag, nur meine Wehen hatten dann Abstände von 6 – 10 Minuten. Den ganzen Tag über. Ich musste diese aber trotzdem schon gut veratmen. Abends habe ich mich dann in mein „Geburtszimmer“ verkrochen, da ich mein Sohn nicht stillen konnte und mein Mann ihn ins Bett gebracht hat. Auch in der Nacht konnte ich noch relativ gut schlafen und mich ausruhen. Dann ist der Sonntag gekommen … Ich hab in der Supportgruppe mal nachgefragt, was los sein könnte, und dann wurde ich gefragt, ob der Kopf denn schon fest im Becken ist. Als ich nachgesehen habe, habe ich festgestellt, dass ich den Kopf von unten noch gar nicht spüre 😩. Über die Bauchdecke habe ich ihn aber unten rechts gefunden. Ich habe dann mehrere Übungen gemacht, damit sich das Baby noch richtig legen kann. ( Indische Brücke, halber, abgestürzter Kopfstand und die seitliche Dehnung im Liegen habe ich gemacht.) Sonntag so gegen 17 Uhr habe ich nochmal gefühlt und ich hab das Köpfchen von unten gespürt, aber noch ganz ganz weit oben. Nachdem der Kopf dann im Becken war, wurden meine Wehen zunächst stärker und ab da war ich auch total geräuschempfindlich. ( Zum Glück hatte ich ja meinen eigenen Ruheraum.) Die Nacht von Sonntag auf Montag war schon sehr intensiv und ich konnte nicht schlafen, weil die Wehen im Liegen unerträglich waren. Konnte nur noch Stehen. Als es dann hell wurde, sind meine Wehen sehr viel weniger geworden. Da konnte ich dann nochmal Kraft tanken und einigermaßen schlafen. Auf dem Rücken waren die paar Wehen, die ich dann hatte,  einigermaßen erträglich. Am Abend, so gegen 17 Uhr, merkte ich wieder, dass es los ging. An Schlafen war die Nacht dann wieder nicht zu denken. Hab irgendwann nochmal gefühlt und hab den Kopf schon tiefer gespürt. Und die Wehen wurden immer intensiver. Gegen halb vier hab ich meinen Mann geweckt, weil ich schon einen leichten Pressdrang hatte. So um halb fünf ist die Fruchtblase geplatzt. Fruchtwasser war klar. Und dann hatte ich drei Stunden Presswehen. Die waren teilweise fast unerträglich für mich. Hatte aber dieses Mal fast immer zwischen den Wehen eine gute Verschnaufpause, teilweise von mehreren Minuten. Der Bauch tat mir dann auch mal richtig weh beim Pressen, das verging aber zum Glück wieder. Ich habe im Stehen, im Vierfüßler und in der tiefen Hocke versucht die Kleine zu bekommen. Im Vierfüßler habe ich unsere Tochter schließlich zur Welt gebracht und auch das hat etwas gedauert, weil meine Presswehe gedauert hat. Habs ohne Wehe versucht weiter zu drücken, aber da hat sich nichts getan. Erst bei der nächsten Wehe ging es weiter. Habe drei Presswehen gebraucht, bis sie ganz draußen war. Sie hat in mir wie wild gestrampelt, als sie noch nicht ganz da war. Das war ein eigenartiges Gefühl. 😅

Als sie dann ganz draußen war, hat sie noch paar Sekunden gebraucht, bis sie geatmet hat. Nach ausgiebigem Kuscheln ist mir aufgefallen, dass schon fünf Stunden seit der Geburt vergangen sind. Meine Plazenta ist aber noch nicht draußen gewesen. Hab bei einer Wehe mal wieder leicht gedrückt, fest drücken hab ich mich irgendwie nicht getraut.

Hab dann nochmal in der Support-Gruppe nachgefragt und auch sofort Hilfe bekommen. Also habe ich nochmal den Vierfüßler gemacht und bei der nächsten Wehe stark gepresst. Schon war meine Plazenta auch endlich draußen und ich konnte die Kleine abnabeln.

Anna: geboren am 19.04.22 um 7:30 Uhr, 3870 g, 50 cm und 37 cm Kopfumfang

Nachtrag: Wer Interesse an der im Bericht erwähnten Geburtsunterstützungsgruppe hat, kann mir auf Telegram @sarah_schmid schreiben.

Wunder mit Glückshaube

Die Mama im folgenden Bericht erzählt von der Geburt ihres sechsten Kindes. Es ist ihre zweite Alleingeburt, das Baby liegt zu Geburtsbeginn als Sternengucker (hintere Hinterhauptslage). Am Telefon von einer Freundin begleitet wird ihr Baby schließlich in der Fruchtblase geboren.

An einem Freitag im Frühling sagte mir meine 11-jährige, dass sie heute geträumt hat, ich hätte ein Baby geboren … Am Tag darauf machte ich einen Schwangerschaftstest, der positiv war! Dies war meine sechste Schwangerschaft. Die ersten vier Kinder bekam ich im Krankenhaus. Nummer fünf war eine Alleingeburt zuhause, und das sechste sollte auch zu Hause kommen. Diesmal machten wir uns früh genug an die Hebammensuche und fanden eine wirklich nette Hebamme. Leider mussten wir beide feststellen, dass der Umstände wegen es doch eine Alleingeburt ohne Hebamme werden würde. So weit so gut.

Die Schwangerschaft verlief sehr gut. Diesmal habe ich die Louwen-Diät eingehalten. Das wirkte sich positiv auf mein Allgemeinzustand, Gewichtszunahme und Geburtsgewicht des Babys aus. Auch diesmal beteten wir um Gottes Leitung und Segen während Geburt. Diesmal wünschte ich mir eine besondere Geburt mit Gegenwart Gottes. Ich las das Buch von Jobina Schenk „Meisterin der Geburt“ und ein Satz traf mich besonders: „Ist nicht gerade die Geburt eines Kindes die größte Begegnung mit Gott?“Das wollte ich hautnah erleben. Mein Begleitvers während der Geburt sollte folgender werden: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Jesaja 41,10 Das hat mich gestärkt. Die ganze Zeit lag die Bibel vor mir mit dem aufgeschlagenen Vers in Sichtweite und ich durfte ihn immer wieder lesen. Von meinen anderen Geburten kenne ich es so, dass es schnell und intensiv läuft und ca. nach 2-3 Stunden das ganze Programm dann beendet ist. Diesmal war es anders, was ich im Nachhinein jedoch positiv fand. ET+0 hatte ich einen Termin zur Massage, Vorbereitung zur Geburt so gesehen, Muskulatur lockern und bestimmte Stellen stimulieren. Das tat wirklich gut. Ich machte mir Hoffnungen, da alle anderen Kinder um den ET kamen. Die Tage davor hatte ich natürlich schon Übungswehen usw. An dem Abend ging ich dann in die Badewanne mit Heublumenblüten, das hat noch zusätzlich meine verspannte Muskulatur gelockert. In der Nacht wurde ich um 3.10 Uhr von einer Wehe geweckt, die aber mich nur geweckt hat und sonst nichts … Die nächste kam dann 20 Minuten später. Ich habe mir Hoffnung gemacht, wollte aber keine falschen Hoffnungen und schlief erstmal weiter. 40+1 der Tag war voller Energie, ich habe mein Sauerteigbrot und meine Lieblingskekse (Zucker- und glutenfrei, mit Macadamianüsse und gefrorene Himbeeren) gebacken. Was richtig gut war, weil ich die in der Nacht der Geburt nach und nach gefuttert habe. Wäsche wurde gemacht, gekocht und alles Mögliche noch erledigt. Wehen waren da, aber ja, alle 30 Minuten, oder gar eine Stunde dazwischen. Die wollte ich gar nicht mehr beachten. Ich ließ sie als Übungswehen gelten. Habe kurz mit meiner Freundin Beccy telefoniert (wir waren zusammen mit dem 6ten Kind schwanger, nur war sie 5 Tage später als ich ausgerechnet), hab mich bei ihr etwas ausgeheult, dass es so lange auf sich warten lässt mit der Geburt. Danach ging es mir besser. Mittags beim Abtasten ging etwas Schleimpfropf ab (das hatte ich noch nie bei den anderen fünf), was ich ziemlich motivierend fand, aber noch nicht als ungewöhnlich betrachtete. Einige Tage davor hatte ich Gott darum gebeten, wenn es wirklich losgeht, möchte ich ein Zeichen haben. Aber die Wehen, die waren wieder weg.

Abends gegen 18 Uhr fing ich an mein „Geburtszimmer“ vorzubereiten: Kerzen, Isomatte, Gymnastikball, Unterlagen, Bettwäsche für später, genug trinken, meine Geburtskiste und natürlich meine Öle, mit denen ich mich von oben bis unten eingeölt hab. Etwas zum Beruhigen und erden auf die Fußsohlen, zur Wehentätigkeit auf die Inneknöchel und Bauch, mein Lieblingsduft in den Diffuser. Die Bibel lag auch bereit. Hab dann ein paar Fotos geschossen und meinem Mann zufrieden mitgeteilt, dass ich heute unten schlafe … ähhh, etwas hat noch gefehlt: ach ja, die Wehen! Ach, was soll’s, dann ist es so. Wir beteten mit meinem Mann und segneten die bevorstehende Geburt; ich zog mich zurück und er übernahm die Kinder. Nach einer Zeit, so gegen 22 Uhr, kehrte auch im Haus Ruhe ein. Schlafen konnte ich nicht. Die Erinnerungen an Geburtsverläufe, die ich in den letzten Tagen mitgekriegt hatte, kreisten in meinem Kopf. Was, wenn es mir oder meinem Baby auch passierte? Was, wenn die Kleine sich während der Geburt nicht drehte? (Sie lag als Sternengucker.) Oder ich doch ins Krankenhaus musste… Hab mich dann hingelegt, aber eine Wehe kam und ließ mich nicht einschlafen. Na gut, wenigstens bewegte sich da was. Es war jetzt nicht so, dass ich sie veratmen musste, mich nervte diese Ungewissheit. Eigentlich sollte es ja theoretisch losgehen, aber mit solchen Abständen zwischen den „Übungswehen“ erschien es mir voll unlogisch, dass sich überhaupt was tut. Die Gedanken kamen, sie könnte falsch liegen und sich deswegen nicht in den Geburtskanal einstellen. Vielleicht muss ich irgendwelche Übungen machen, damit sie sich einstellen kann. Ich betete: „Jesus, du hast die Kleine so hingelegt, wie sie liegt und du zeigst ihr den Weg nach draußen.“ Das gab mir Ruhe. Hab mich dann noch mal abgetastet: Und weg war er, mein Muttermund. Keine Ahnung, wo der geblieben ist. Egal! Das war übrigens meine erste Schwangerschaft, in der ich anfing den Muttermund zu tasten. Viel Übung hatte ich also nicht. Bin dann auf mein Zimmer und ließ mich weiterhin so richtig demotivieren von meinen Gedanken. Aber wollte ich nicht ein Wunder erleben? Ein Wunder der Geburt mit Gott.

Irgendwann gegen halb zwei entschied ich mich Beccy zu schreiben und mich nochmal zu beschweren. Sie antwortete mir, sie würde sich auf den Weg machen. Das sind zwei Stunden Fahrt, alleine, eine hochschwangere Frau mitten in der Nacht … Ich verneinte natürlich. Sie rief mich an und ab dann ging es los. So eine Geburt hab ich noch nie erlebt. Kurz gesagt, die Nacht war einmalig: Wir haben ca. 5 Stunden telefoniert, Witze gerissen, uns kaputtgelacht, Kekse genascht, Wehen veratmet, verschiedenste Übungen ausprobiert … irgendwann ging mein Handy leer, ich musste es laden. Gut, dass es noch Festnetz gibt, dann ging es weiter. Ich habe mich beschwert, dass es nicht vorwärts geht und diese „Pups-Wehen“ mit riesen Abständen nie und nimmer produktiv sein können. Alles erschien mir unlogisch, sei es die Position, die mich Beccy mal wieder einnehmen ließ, oder die großen Abstände. Was ich nicht wusste, dass Beccy meine Wehenabstände und Länge mit der App gemessen hat. Sie wollte wissen, in welcher Phase ich mich befinde. Dann forderte sie mich auf, nochmal abzutasten, wie weit Muttermund offen ist. Der Pfropf ging weiter ab und ich beschwerte mich darüber bei meiner Freundin, die das ganz lustig fand. Ich musste feststellen, dass mir die zwei Finger nicht mehr reichten und holte ein Messband um abzuschätzen. Lustig, aber ich glaubte immer noch nicht, dass es in irgendeiner Form noch zur Geburt kommen würde. Wie auch, wenn „die Wehen“ in der Position Oberkörper unten und Po oben gut zu vertragen waren und auf kein Ende hindeuteten. Zwischendurch aß ich einen Keks und trank viel Wasser, was dazu führte, dass ich nach jeder Wehe zur Toilette laufen und meine Blase wieder leeren musste. Das fand Beccy gut, ich nicht so … Wir wetteten, Beccy sagte, dass das Baby noch vor 7 Uhr kommt. Ich musste lachen und sagte, bald stehen meine Kids zur Schule auf, dann werde ich erst recht abgelenkt sein. Ich hatte zwei Momente in der Nacht, als ich die Wehen alleine veratmen musste. Das waren heftige Momente, ich verspannte sehr und dadurch kam wieder der Schmerz, der mir von den anderen Geburten so bekannt war. Also war es enorm wichtig am Telefon zu bleiben und diese Worte zu hören „tieeef einatmen und laaaangsam ausatmen, alles lockerlassen“. Diese Anleitung bleibt mir noch lange im Gedächtnis, das hat so gut getan.

Mein Mann schlief in der Zeit und das war auch gut so, ich wollte sonst keine Gesellschaft weiter. Doch um halb sechs musste meine Große geweckt werden, eine Stunde später die anderen. Der Wecker klingelte, mein Mann kam kurz zu mir und fragte, wie es mir geht. Gut, es geht mir gut. Noch eine halbe Stunde verstrich, ich hatte ein Verlangen „meinen Platz“ aufzuräumen und mich umzuziehen. Ich hatte mir extra ein Kleid und ein Tuch vorbereitet, ich wollte ja meinem Gott begegnen. Beim nächsten Toilettengang schaute ich in den Spiegel und beschwerte mich erneut bei meiner Freundin, wie schlimm ich aussehe, dabei wollte ich doch in dem heiligen Moment besonders hübsch sein. Die Kerzen, die mich die ganze Nacht begleitet hatten, waren ausgegangen, nur die eine war geblieben. Die brannte auch noch, als das Baby da war. Ich sah diese Kerze an und machte meiner Freundin Komplimente, sie wäre diese treue Kerze, die mir beistand in dieser Nacht. Wir warteten noch auf die Übergangsphase, aber die blieb diesmal aus. Ein erneutes Wunder! Der Gymnastikball hat diesmal wieder gute Dienste geleistet. Bei Abstützen merkte ich sehr, wie die Kleine sich im Geburtskanal herunter bewegte. Ein unvergessliches Gefühl! Nach dem meine Große aus dem Haus war und die Schwägerin für die Versorgung der anderen ankam, ließ sich mein Mann wieder blicken und blieb. Im Verlauf des Telefonats hatte mir ja Beccy verschiedensten Positionen vorgeschlagen und erklärt, darunter war auch die tiefe Hocke, in der die Wehen sich ganz gut anfühlten. Deswegen ging ich intuitiv in die Hocke, als mein Mann reinkam und musste schon mitschieben. Nach der ersten Wehe kam ihr kleiner, warmer Kopf in meine Hand und ich hielt ihn fest, nach der zweiten Presswehe kam dann ein Etwas unter mir rausgeflutscht, platzte und es entpuppte sich ein schreiendes Mädchen! Die Kleine ist mit intakter Fruchtblase geboren, die dann erst draußen auf der Unterlage platzte. Wow!!! Sowas hab ich noch nie gehabt! Ein Baby mit Glückshaube geboren. Ein Phänomen, was bei 1:80.000 Geburten eintrifft. Mein Wunder! Ich rief zu Beccy, die immer noch am Telefon war, hörst du die schreien? Jaaa, sagte sie, Halleluja! Paar Minuten später hat sie dann aufgelegt, weil wir mit meinem Mann jetzt unsere ganze Aufmerksamkeit unserem Mädchen widmeten. Sie war so sauber und perfekt und vor allem klein, zierlich für meine Verhältnisse. Ich habe immer 4-4,6 kg schwere Babys, hab mir immer ein unter 4kg Baby gewünscht. Und jetzt bekommen! Wieder ein Wunder für mich. 3800g, 48cm, KU 33cm: Meine Puppi.❤️ THALEA

Wir beteten, dankten und segneten das Kind. Die Kleine lag in meinem Arm, eingewickelt in ein kuscheliges Handtuch mit aufgesticktem „Geschenk Gottes“ drauf. Halbe Stunde später kam die Plazenta, es wurde in Ruhe abgenabelt, ordentlich gekuschelt und aufgeräumt. Diese Hochleistung meines Körpers habe ich dann mit einer kräftigen Knochenbrühesuppe und Sauerteigbrot mit Butter belohnt. Ich hatte nämlich einen riesen Hunger. Wunder über Wunder … von Schwangerschaft bis in die Geburt! Nicht nach meinen Vorstellungen, nicht nach einem Lehrbuch, eine Geburt nach Gottes Plan!

Alleingeburt beim ersten und zweiten Kind

Diese Mutter berichtete von den Geburten ihrer beiden Kinder. Beides geplante Alleingeburten. Die erste wurde in die Klinik verlegt, weil die Plazenta nicht kommen wollte – mit unnötigem Stress von Seiten der Klinik und Jugendamt. Bei der zweiten Geburt kam dann auch die Plazenta ohne Probleme.

1. Geburtsbericht vom Oktober 2018

SCHWANGERSCHAFT

Eine Vorsorgeuntersuchung in der 12. Woche, um eine schriftliche Bestätigung meiner Schwangerschaft zu bekommen. Einen guten Monat Übelkeit, manchmal Schwindel (habe generell einen niedrigen Blutdruck), sonst keine Beschwerden. Bauch war bis zum Schluss relativ klein (aber nicht besorgniserregend klein). Habe mich spätestens in der zweiten Schwangerschaftshälfte kohlehydratarm ernährt, insgesamt oft rohes Fleisch, rohen Fisch, Leber, rohe Eier, Rohmilch von der eigenen Ziege gegessen. Meine Einstellung vor der Geburt war: „Die Schafe und andere Tiere – ich hatte nämlich Kontakt zu Schafen während dieser Schwangerschaft – schaffen das auch einfach selbst und lassen es geschehen, und außerdem vertraue ich auf Gott.“

BEGINN

Wehen haben an einem Samstag Vormittag an ET+10 begonnen, einfach nur als kurzes Anspannen alle 15 min, hab alles normal weitergemacht. Das ist bis 22 Uhr so gegangen. Da war der Abstand dann schon etwas kürzer, so 8 min vielleicht. Seit 19 Uhr hatte der Schleimpfropf begonnen abzugehen. Mit jeder folgenden Wehe, wo ich das Bedürfnis hatte mich aufs Klo zu setzen, ist das dann so weitergegangen. Ich hab unsere kleine Wohnung aufgeräumt und mein Mann hat Sauerkraut eingestampft. Sehr friedlich alles. Um 23 Uhr haben wir uns wie üblich zum Schlafen hingelegt, da waren die Wehen dann schon stärker, ich hab mir immer eine Meereswelle vorgestellt, die heranrauscht.

ERÖFFNUNG

Um 24 Uhr waren mir die Meereswellen dann herzlich egal. Ich hab aufstehen müssen, weil es zu unangenehm war im Liegen. Und müde war ich schon … hatte gehofft, dass das Baby nicht ausgerechnet die Nacht für die Geburt beansprucht. (Mittlerweile weiß ich, dass das wohl am häufigsten der Fall ist.) Bin also hin und her gewandert die 10 Schritte zwischen Klo und Lesesessel, bei jeder Wehe auf dem Klo und dazwischen müde auf dem Sessel … Herumgehen oder auf allen Vieren während einer Wehe mich zu bewegen versuchen, war gar nicht irgendwie lindernd oder angenehm. Also bin ich bei meinem Hin und Her geblieben und die Wehen sind auch gleich stark und regelmäßig geblieben. Während der Wehe hab ich immer mit einem tiefen Ton ausgeatmet-gestöhnt (hatte mir da vorher keine Anleitung zurechtgelegt, so war es intuitiv). Ab 2 in der Früh ist mir die Zeit endgültig zu langsam vergangen. Ich hab mich in Wollpullover und – socken gepackt, weil mir wegen Schlafenwollen schon kalt war. Trinken habe ich glaube ich vergessen (ein Fehler :(). Es wurde trotzdem 3, 4, 5 …

ÜBERGANG

Irgendwann hat es angefangen draußen zu dämmern. Ich bin im Bad geblieben – der heimeligste und wärmste Raum in unserer Wohnung – und irgendwann dann kam auf einmal eine wilde Wehe. Mir ist es kurz kalt und heiß geworden und ganz kurz sehr übel und es machte „Platsch“ ins Klo: klares Fruchtwasser, recht kleine Menge, und kurz darauf Blut, ein Ring aus Tropfen im Klo. Ich war mir recht sicher, dass jetzt etwas gerissen war, hat mich aber nicht sonderlich geschreckt in dem Moment. Dann auch schon die nächste wilde Wehe. Da hab ich in meinen inzwischen ausgezogenen Wollpullover gebrüllt-gekreischt, damit der Nachbar möglichst nichts mitkriegt. Dann hab ich meinen Mann zurückgerufen mit: „Warte, bleib bitte doch da, es kommt grad Blut!“ Der war da grade damit beschäftigt, noch ein Bettgestell aus der Wohnung zu tragen, und davor hatte ich allein sein wollen. Ich hab zum ersten Mal zwischen die Beine gegriffen und das Köpflein gespürt – und etwas Weiches darüber, wie eine dicke Ader. Die Nabelschnur, waren wir uns sicher. Dann hab ich meinen Mann auch noch kurz tasten lassen. Panik hat es gar nicht ausgelöst, in dem Moment war außerdem eh nichts zu machen außer weiterzumachen. Sofort war die nächste Wehe da. Ich bin noch gestanden und habe das als zu großen Druck empfunden in der Position. Da ist das Köpflein noch einmal ein kleines Stück zurückgerutscht.

GEBURT

Ich bin in den Vierfüßlerstand gegangen und die nächste und letzte Wehe ist auch schon gekommen und ich habe das Baby vor mir in den Händen gehabt. Rückblickend hab ich keine Ahnung, wie ich es aufgefangen habe.

„DAS BABY IST DA!“

hab ich zu meinem Mann zum Lesesessel rüber gerufen. So ungefähr 7 Uhr 30 war es da. Die Augen waren noch geschlossen und das Baby war komplett rosig, mit dem allerliebsten Gesichtchen (natürlich :)), kein Blut und kaum Käseschmiere drauf. Es hat die Augen aufgemacht und gleich losgeweint (Licht war noch an, wenn auch nicht allzu grell) und ich hab es an die Brust genommen und gleichzeitig gespürt, dass es kein Junge ist, wie ich gedacht hatte. Sie hat geatmet und unsere Notfall-Beatmungsvorbereitung war nicht notwendig, Gott sei Dank. Ein paar Minuten hab ich sie so gehalten – waren es 10 Minuten? Dann wollte ich meinem inneren Drehbuch nach mich ins Bett legen und das kleine Mädchen in bequemerer Position an die Brust legen.

PLAZENTA KOMMT NICHT

Ich bin also aufgestanden und ein paar Schritte los … „mir wird schwindlig“, hab ich zu meinem Mann gesagt. Und weil er das aus der Schwangerschaft kannte, war er gleich in „Auffangbereitschaft“, hat aber, als ich in die Knie gesunken bin, das glitschige Baby nicht mit erwischt. Sie ist auf den Holzboden geglitten und die Nabelschnur war ab. Bin am Boden sitzend ans Bett gelehnt aufgewacht, das Baby lag friedlich schlafend mit Handtuch zugedeckt auf dem Bett. Wir haben sie auf mich draufgelegt und versucht, ob sie trinken mag. Ich hab Nachwehen gespürt, dass immer wieder ein bisschen Blut kommt, und einen tiefen Widerwillen, nocheinmal was aus mir rausdrücken zu müssen, nachdem ich ja das Wichtigste geschafft hatte. Meine Vorstellung war, dass die Plazente eh von selber rauskommt. Bei allen Geburtsberichten (hätte ich noch andere gelesen …!) war das so komplett nebensächlich-selbstverständlich beschrieben, und die Hauptsache für mich war ja, dass das Baby wohlauf war … Der Uterus hat jedenfalls fleißig kontrahiert. Ich war noch benommen und hab bei alledem nicht so viel mitbekommen. Mein Mann hatte den Blutverlust im Auge und wir haben beschlossen, dass wir trotzdem erst einmal schlafen, waren alle so müde. Die Plazenta kam jedenfalls nicht „einfach so“ raus. Jetzt weiß ich, dass ich in der falschen Position war. Ich hätte im Bad noch die Plazenta abwarten sollen, im Hocken.

WIE LANGE NOCH ABWARTEN?

Nun gut, der Tag ist fortgeschritten, mein Mann hat das Alleingeburtsbuch nach Plazenta und Komplikationen diesbezüglich durchkämmt und das Internet. Nach dem Schlafen ist es mir besser gegangen und irgendwann am Nachmittag haben mein Mann und ich beschlossen, dass ich meine Kräfte zusammennehme und mich in Hockposition begeben muss. Es hat überhaupt nicht funktioniert, weil mir beim ganz Aufrichten sofort schwarz vor den Augen wurde und ich fast wieder zusammengesunken wäre. Wir haben gebetet, dass die Plazenta rauskommt. Mein Mann hat regelmäßig meinen Puls kontrolliert. So lange ich in Liegeposition war, ist es mir bestens gegangen. Dem Baby weiterhin auch. Mein Mann hat Hebammennummern rausgesucht und angerufen. Eine hat er erreicht. Die hat ihm gleich ordentlich Angst gemacht und gesagt, er muss jetzt sofort den Notarzt rufen. Ich hab noch den Versuch gestartet, mich halb hingelehnt hinzulegen, mit einer Schüssel drunter und sanft an der Nabelschnur zu ziehen und anzudrücken … hat nichts mehr gebracht.

KRANKENHAUS

Am späten Nachmittag haben wir entschieden, dass wir die Rettung rufen und ich ins Krankenhaus fahre. Ich war komplett friedlich und kooperativ gestimmt. Im Krankenhaus angekommen haben sie mir Oxytocin in den Arm geleitet, ich habe pressen sollen und husten, die Ärztin hat kurz so fest in den Bauch gedrückt, wie ich es mich selbst nie getraut hätte, und sofort war die Plazenta da und komplett. Ich hab es unprofessionell gefunden, dass die Ärztin sie mit einem wie ich finde leicht angewiderten Gesichtsausdruck betrachtet hat. Ich hab die Plazenta schlussendlich in einer Plastikdose mit heim genommen. Erledigt, jetzt also wieder nach Hause, hab ich mich schon gefreut und war zutiefst dankbar. Aber dann haben sie uns gezwungen, die Nacht im Krankenhaus zu bleiben. Sie hatten das Jugendamt informiert und die Drohung war, wenn wir heimfahren nimmt uns die Polizei das Kind weg. Die Krankenschwestern und Ärztinnen haben mich mit zwei Ausnahmen permanent mit Vorwürfen bombardiert. Ich war in der friedlichsten und interessanterweise energievollsten Stimmung, die man sich vorstellen kann, und habe freundlich erklärt und argumentiert, während unser Baby immer auf mir gelegen ist. Auch die ganze Nacht durch (wobei wir zumindest da schön unsere Ruhe hatten). Ich wollte weder mich waschen noch das Baby (sie haben sie aber vor meinen Augen etwas abgewischt, das war grade noch ok), sondern einfach nur nach Hause und die Geburtsstimmung friedlich fortsetzen dürfen. Der nächste Tag ging weiter mit Rechtfertigungen und zwei Besuchen von verschiedenen Jugendamtsleuten. Ich war mit nacktem Oberkörper im Bett, das Baby auf mir drauf und wir beide zugedeckt. Ich war ein richtiger Heizkörper. Wir sollten noch zwei Tage im Krankenhaus bleiben, hieß es am frühen Nachmittag. Da hab ich gemerkt, dass mir die Kraft langsam ausgeht, noch weiter zu „kämpfen“. Ich wollte endlich heim und meinen Frieden haben. Mein Mann und ich haben geweint und gebetet … Beim nächsten Jugendamtsgespräch danach haben sie sich, das war ein Wunder, überreden lassen und wir durften heim. Die Ärztin, die mich entlassen hat, war eiskalt. War mir aber egal. Wir sind heim geflüchtet (mein Mann musste mich im Rollstuhl schieben bzw. tragen, weil mir aufrecht noch immer sofort schwarz vor den Augen wurde) und haben uns erholt. Eine Woche später haben wir die Plazenta an einem für uns wichtigen Ort vergraben, erst dann war für mich alles gut. Die Tage davor hatte ich immer zu weinen angefangen, wenn wir von der Plazenta geredet haben. Das mit dem Krankenhaus war schon ein Trauma. Zwei Personen sind mir wie vorher angedeutet in positiver Erinnerung geblieben: Eine Krankenschwester hat mich nicht als verantwortungslos hingestellt und wie von selbst verstanden, dass ich unser Baby maximal in eine Stoffwindel wickeln will. Sie war diejenige, die es abgewischt hat, deshalb war das für mich auch zumindest ansatzweise in Ordnung. Und eine zweite (ältere, resolut wirkende) Krankenschwester hat meinen Blutdruck gemessen – alles in Ordnung, ich habe generell einen sehr niedrigen Blutdruck – und mir „unter uns“ gesagt, dass ich das mit der Geburt sehr gut gemacht habe und die meisten Frauen diesbezüglich gar kein Vertrauen und Gespür mehr hätten, und sie hat dem Baby über den Kopf gestreichelt und mir ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Bis heute fange ich bei der Erinnerung zu weinen an, weil es der schönste Moment in der unguten Krankenhausepisode war.

WOCHENBETT

Ich habe tagelang gewartet, bis ich das Blut zwischen und auf den Beinen wegwaschen wollte. Gerissen war ich übrigens überhaupt nicht. Der Wochenfluss war nicht stark. Mein Mann hat mir bestes Essen zubereitet (vor allem ganz viele rohe Eidotter mit rohem Sauerrahm, Honig und Blütenpollen, sowie Hühnerbrühe, und Leber). Erst nach ca. 5 Tagen haben ich ohne „Trampeln ums Lagerfeuer“-Pochen im Kopf aufstehen können, nach 1 Woche langsam drinnen herumgehen und nach 2 Wochen draußen langsam spazierengehen. Nach 1 Woche haben wir die Plazenta an einem für uns schönen Ort begraben. Seitdem war der gröbste Teil vom Plazenta-Trauma geheilt (davor habe ich immer geweint, wenn die Rede darauf gekommen ist).

Spätestens jetzt nach der 2. Geburt ist es ganz geheilt und vor allem hab ich aus der Erfahrung gelernt. Das Jugendamt hat uns nach einem Hausbesuch und der Dokumentation der ersten paar U-Untersuchungen endgültig in Ruhe gelassen.

2. Geburtsbericht vom Januar 2021:

SCHWANGERSCHAFT

Diesmal gar keine Vorsorgeuntersuchung, dieselbe Übelkeit wie in Schwangerschaft 1, viel weniger entspannte Monate (mehrmals umgezogen und Wohnungssuche fast bis zum Ende der Schwangerschaft). Ansonsten keine Beschwerden, aber größerer Bauch als in der 1. Schwangerschaft und in der 2. Hälfte starker Ausfluss, wie ich es aus der ersten überhaupt nicht gekannt hab. Ernährung etwas weniger konsequent. Es war schon ziemlich klar, dass ich wieder eine Alleingeburt haben würde. Diesmal war es wegen der C-Situation noch mehr Notwendigkeit als bei der ersten Geburt. Ich wollte nämlich, so es auch Gott wollte, diesmal nur keinen Krankenhauskontakt. Den neuen Nachbarn hab ich von den Plänen nichts erzählt, für besorgte Verwandte habe ich eine Vorsorge- und Hausgeburtshebamme erfunden und insgesamt habe ich gut auf meine friedliche „Blase“ in Bezug auf Baby und Geburt acht gegeben. Dabei hat mich auch mein Mann wieder sehr unterstützt. Ach ja, und ich habe mehr als in der ersten Schwangerschaft gelesen. Meine Einstellung diesmal war „alle sagen das 2. Kind kommt ganz leicht, außerdem bin ich gewappnet mit Gebärwissen und vor allem vertraue ich auf Gott“.

BEGINN

Es ist am ET+4 abends losgegangen, einen Tag früher als gewünscht, wobei ich schon seit Tagen das Gefühl hatte, dass das Baby komplett „ausgebacken“ ist und nur noch abwartet, bis ich alles ganz fertig vorbereitet hatte. Wir hatten niemand zum Babysitten für unsere Ältere, also war ich mir recht sicher, dass das Baby eh wieder in der Nacht kommt, wenn sie schläft, denn ohne Ruhe keine Wehen. Die Verdauung war in diesen Tagen ausnahmsweise etwas träge und das hat glaube ich den Geburtsbeginn rausgezögert. Als es also „losging“ an dem Abend um 21.30 Uhr, dachte ich noch, das sind vielleicht zum ersten Mal so eine Art Senkwehen. Es hat etwas nach unten gezogen, wenn ich aufgestanden bin, sonst nichts.

ERÖFFNUNG

Erst um 23 Uhr waren es erkennbar Kontraktionen wie bei der ersten Geburt und erst da hab ich es meinem Mann gesagt und bin dann bald ins Bad verschwunden, um einen Einlauf zu machen – damit was weitergeht. Ich war nämlich müde mit leichtem Kopfweh und die Vorstellung einer durchwehten Nacht war … unvorstellbar. Hat bestens funktioniert: Darm leer, also Bahn frei fürs Baby. Während der nächsten Wehen hab ich den Geburtsort fertig hergerichtet (Einweg-Wickelunterlagen ausgebreitet und Kerzenlicht) und mich ganz kurzfristig fürs Wohnzimmer umentschieden, weil ich mich nur entspannen kann, wenn ich mich möglichst ungehört und damit ungestört fühle. Mit meinem Mann habe ich wieder ausgemacht, dass ich ihn rufe, wenn ich was brauche. Ein Mischung aus Wasser mit Zitronensaft, Prise Salz und Honig hab ich in kleinen Schlucken zwischendurch getrunken. Dann ist es bis vermutlich 2 Uhr mit regelmäßigen und leider nicht schmerzfreien Wehen, an die ich eigentlich ganz fest hatte glauben wollte, weitergegangen. Uhrzeit und Abstand haben mich nicht interessiert. Gar kein Schleimpfropfabgang diesmal, interessant. Heizkörper aufgedreht bis zum Anschlag, ein bisschen zu kühl wars immer noch. Nachdem der Glaube an „schmerzfrei“ also nicht funktioniert hatte (stattdessen der bekannte symmetrische Schmerz aus „sich Weiten/nach unten Ziehen/Drücken“), bin ich zu natürlichen Beschleunigungsmethoden übergegangen und hab die Klitoris stimuliert, damit sich der Muttermund schneller öffnet. Während der Kontraktionen mit vibrierenden Lippen ausgeatmet, Mund weit aufgemacht … alles was mir als Hilfsmittel eingefallen ist. Dann hab ich mich doch kurz (seitlich) hingelegt, weil ich einfach nur müde war.

ÜBERGANG

Und bei der nächsten Wehe hab ich auf einmal das Köpflein schon ganz weit unten im Geburtskanal anschieben gespürt, juhu. Das hat mich sofort motiviert, wieder aufzustehen, weil ich gewusst habe, jetzt geht es dann schnell. Hab mich also hingekniet und den Oberkörper auf dem Stuhl abgestützt – angenehm.

GEBURT

Die nächsten ~3 Wehen waren wild, aber ich habe diesmal keine Angst gehabt. Nicht dieses hilflos-ausgelieferte Gefühl wie bei der ersten Geburt, sondern ganz aktiv und klar war alles und in einem ruhigen Gottvertrauen. Erste Presswehe: Plitsch, Fruchtblase geplatzt, viel Wasser wars nicht. Kurz getastet, ob nicht doch der Hintern als erstes kommt (obwohl ich oft genug in der Spätschwangerschaft die Lage kontrolliert und als beruhigend richtig befunden hab und ja auch das Gefühl hatte, dass der Kopf anschiebt), da hat irgendwas sich zurückgezogen so als hätte sichs geschreckt. Fast sofort der nächste Schub: aaaaauh, Mund weit auf, jetzt nicht zu schnell durchlassen (und mir gedanklich gesagt, es reißt noch lange nichts, alles dehnt sich gut, auch wenn es weh tut). Kopf ist da, passt, alles stimmt. Soll ich meinen Mann rufen? Aber lieber keine Unterbrechung. Außerdem war eh fast keine Zeit, da flutscht der kleine Körper auch schon raus. Aufgefangen, nein, eher einfach aufgenommen. Mann rufen. Nabelschnur ist nicht um den Hals. Baby halten und gleichzeitig wissen, dass es ein Mädchen ist. Es atmet und schaut im Schummerlicht rosig, schon eher rothäutig aus. Es ist ca. 2.15 Uhr. Das Baby hat Schleim in den Atemwegen und protestiert lautstark, so laut es kann zumindest, die dünnen Ärmchen und Beinchen von sich Strecken. Es war gar nicht leicht zu beruhigen, bevor es dann eingeschlafen ist. Keine Käseschmiere mehr drauf und etwas schrumpelig – mehr als ausgebacken also. Die Nabelschnur hat erstaunlich lange pulsiert. Alles ist gut gegangen, Gott sei Dank.

NACHGEBURT

Jetzt also noch die Plazenta und Blutverlust beobachten. Ein paar erträgliche Nachwehen. Nach 1,5 Stunden ist sie dann gekommen. Dazu habe ich mich auf eine Plastikschüssel gehockt und die nächste Nachwehe abgewartet und etwas mitgedrückt aaaaah – da ist sie. Wir waren durch und durch dankbar und haben gebetet. Alles geschafft. Ein Schwall klares Fruchtwasser ist auch noch mitgekommen, was wir im Halbdunkel erst für Blut gehalten hatten. Abgenabelt haben wir ca. 3 Stunden nach der Geburt, als die Nabelschnur schon längst kalt und schlaff war. (Von der Plazenta habe ich erst ein kleines Stück gegessen und schließlich den kompletten Rest in den nächsten Tagen als Fruchtsmoothie, wirklich wohlschmeckend. Mit dieser sinnvollen Verwendung war ich glücklich. Für mich war es nichts Ungewohntes, da ich auch sonst gelegentlich rohes Fleisch esse.)

WOCHENBETT

Mein Mann hat erst das Baby, dann mich vorsichtshalber ins Schlafzimmer getragen, damit ich nicht womöglich wieder zusammenklappe wie nach der 1. Geburt. Aber diesmal ist es mir richtig gut gegangen, ich hab ganz normal herumgehen können und war ganz fröhlich (die ganze Wochenbettzeit durch). Unsere ältere Tochter hat das Baby gleich freudig-fürsorglich begrüßt, dann waren wir alle im Bett und das Baby hat begeistert an der Brust genuckelt.


Eine Ergänzung hätt ich noch; und zwar einen Rat für andere, aus Erfahrung: Besorgt euch für die Anmeldung beim Standesamt einen „offiziellen Wisch“, am besten einen mit Hebammenstempel. Beim ersten Kind hat der Pampers-Zettel aus dem KH unerwartete Wunder gewirkt, beim zweiten haben wir über dreI Ecken eine Hebamme gefunden, die uns nachträglich eine Geburtsbestätigung verfasst hat; nachdem die Standesbeamten so unangenehm wurden, dass wir schon befürchtet haben, sie schicken uns wieder das Jugendamt.

2. Alleingeburt beim 2. Kind – Nach 20 Minuten war alles geschafft

In diesem Bericht erzählt eine Mutter von ihrer zweiten Alleingeburt. Mehr der Vorrede ist eigentlich nicht nötig. 😉

Hier kommt mein herzlich, ehrlich und ausführlicher Geburtsbericht meiner absoluten Traumgeburt.

Juhu ich bekomm noch ein Baby! Als ich im Dezember letzten Jahres eines Abends einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten habe, konnte ich es kaum glauben – was für ein Wunder! Dazu muss ich sagen, dass wir hier (mal wieder) eine ungeplante Dauerbaustelle hatten, die nun endlich in den nächsten Tagen abgeschlossen sein sollte. Juhu – ich habe nach einem halben Jahr endlich wieder eine Küche und einen Boden im Flur! Unsere bald 2-jährige Tochter ist zwar aufgewacht, wenn ein Löffel eine Etage tiefer auf den Boden gefallen ist, hat aber während der Stemmarbeiten geschlafen wie ein Murmeltier – naja sie findet Arbeiter immer noch super toll. Da Mamas Nerven in dieser Zeit eher blank lagen, war die Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt doch eben eine Überraschung. Das musste daher einfach von oben gewollt sein und konnte nur gut gehen! Da ich den 1. Tag meiner Periode immer notiere und auch die Dauer meines Zyklus kenne, konnte ich mir den Geburtstermin zumindest gleich selbst berechnen.

Meine Schwangerschaft in Eigenregie

Da ich bis auf die letzten zwei Monate meiner Schwangerschaft beim 1. Kind eine reguläre VorSORGE beim Frauenarzt erleben durfte, habe ich schnell beschlossen, in dieser Schwangerschaft von Beginn an nur eine nette Hebamme, die auf meine Wünsche eingeht, aufzusuchen. Außerdem wollte ich keinen typischen Gesundheitskurs für Schwangere besuchen, sondern einen regulären Aquagymnastikkurs, Thermenbesuche und Massage-Wohlfühltermine wahrnehmen. Dann kam jedoch C****a und alles kam anders. Alle Kurse wurden abgesagt, alles war geschlossen und ich habe keine passende Hebamme bei uns auf dem (eher konservativen) Land gefunden, die bereit war, mich bei einer geplanten Alleingeburt zu begleiten. So kam es also dazu, dass ich eine vollständig vorsorge- und terminfreie Schwangerschaft genießen durfte und es hat sich von Monat zu Monat immer besser angefühlt. Somit habe ich ganz für mich alleine beobachtet, wie der Bauch (und Fundus) wächst und sich das Baby immer mehr bewegt. Ab etwa der 37. SSW konnte ich auch mit großer Sicherheit selber im Liegen tasten, dass es sich in Schädellage befindet. Der Schluckauf war stets im unteren Bauchbereich spürbar und der Popo mit Rücken immer deutlicher zu fühlen. Gegen Ende der Schwangerschaft hatte ich überhaupt kein Bedürfnis mehr dazu, die Kindslage nochmal nachkontrollieren zu lassen – ich hatte inzwischen eine innige Bindung zu dem Kind und wusste außerdem im Herzen, dass alles in Ordnung ist. Den Muttermund abzutasten habe ich für mich persönlich als nicht notwendig angesehen, da ich bereits bei meiner 1. Alleingeburt erlebt habe, dass sich dieser bei mir erst unmittelbar bei Geburtsbeginn DEUTLICH bemerkbar mit dem Lösen des Schleimpfropfes geöffnet hat. Das tagelange Fühlen meines Muttermundes war damals zumindest eine tolle neue Erfahrung für mich (wieso sollte das auch nur ein Arzt dürfen?) und kann auch prima – wenn man das möchte – bei einer natürlichen Verhütung als Fruchtbarkeitszeichen angewendet werden. Meine Geburtsvorbereitung bestand größtenteils darin, die zwei Stunden Mittagsschlaf unserer Großen mit Garteln (Beete anlegen, Umgraben, Brombeeren entwurzeln – übrigens eine Sch…arbeit, Aussaat und Beetpflege) zu verbringen und ich habe die Zeit bei Wind und Wetter an der frischen Luft genossen und meinen grünen Daumen entdeckt. Wir konnten dieses Jahr bereits das erste Mal erfolgreich Gemüse aus dem Garten genießen. Als dann der Bauch und die Sommerhitze riesig wurden, ist mir das Unkraut wieder aus den Ohren geschossen – naja nobody is perfect … Auch diverse Reparaturarbeiten standen hier an und ich habe für mich festgestellt, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, wann ich wie viel tragen oder werkeln kann und nicht pauschal mich schone bzw. nichts über 5 Kilo hochhebe. Das war nämlich tagesverfassungsabhängig und ich habe gearbeitet („Abeida-Mama“) so lange und soviel es mir gut tat bzw. meine Große es zugelassen hat. Als typische Wehwehchen hatte ich lediglich eine nervige Krampfader, Wasser in den Beinen bei den besonders heißen Tagen im Hochsommer und die letzten 4 Wochen kamen noch leichte Rückenschmerzen dazu (die werden bei mir aber erst im Wochenbett unangenehm). Das ließ sich aber alles gut aushalten mit Beine hochlegen, kühlen (v.a. im Plantschbecken), einem Kleinkind das nun prima auf dem Rücken herumklettern kann (auch jetzt noch eine Wohltat) und täglichen Gymnastikübungen. Dabei habe ich kein bestimmtes Programm gemacht, sondern diese im Tagesverlauf zwischendurch eingebaut (z.B. im Sandkasten, vor der Badewanne am Rand abgestützt, im Bett beim Schlafenlegen von der Großen, beim Zähneputzen usw.). Als besonders angenehm habe ich auch jegliche Beckenkreis-Übungen empfunden, die ich beim Tanzen zur Kindermusik, unter der Dusche, beim Anstehen an der Kasse (ja mei, sollen die Leute wegschauen wenn’s stört …) oder beim Anschupsen an der Schaukel eingebaut habe (v.a. das seitliche Wippen des Beckens war übrigens genial). Bis zur Geburt hat es mir dann also gereicht, mehrfach täglich die Kindsbewegungen zu spüren und in mich in aller Ruhe hineinzuhören, ob es mir (also auch dem Kind) gut geht. Nach dem langen Vorbericht nun endlich …

Meine Geburt in Eigenregie

Acht Tage nach ET war es dann so weit: Ich hatte schon seit Tagen keine Lust mehr schwanger zu sein – mir war einfach nur heiß (heißester Tag des Jahres bei uns), meine Beine waren schwer und das Bücken wurde mühsam (und überall liegt natürlich Spielzeug rum und die Böden sahen auch schon wieder aus …). Mein Mann war schon bei jedem kleineren Ausflug nervös, ob es unterwegs losgehen könnte – ich hab mir das irgendwie nicht vorstellen können, die intensiveren Vorwehen kamen auch immer erst, wenn meine große Maus im Bett war und ich „Feierabend“ hatte. Diese waren aber auch mal intensiver und mal gar nicht da. Außer, dass der Platz im Bauch spürbar gering wurde, mein Stuhl schon seit Tagen weicher war und es in der Unterhose immer nasser wurde (sorry für die Details), hab ich bislang kein konkretes Vorzeichen gespürt. Dass es nun jeden Tag losgehen Könnte, war mir ja durchaus bewusst. An diesem Tag ging unsere Tochter viel früher als sonst ins Bett, weil sie bei der unglaublichen Hitze mittags nicht schlafen konnte – also was mach ich mit dem frühen Abend? Na logisch: Böden saugen und wischen. Und dabei meinen Ärger über den Göttergatten verschwitzen, der diesen Part nun eigentlich mir seit Tagen abnehmen wollte … (Ja klar, er macht das dann schon morgen … Ich mag es heute endlich wieder sauber haben – mir reicht’s jetzt mit dem Dreck!) Zwei Stunden später war nun alles aufgeräumt und blitzeblank, also setz ich mich in die endlich kühler werdende Abendluft nach draußen mit einem Teller Restenudeln vom Mittag, nur mit Butter, eigenen extrascharfen Peperoni und Parmesan – jaaa genial und dann Füße hochlegen und absolut NICHTS mehr tun. Kurz vor 21 Uhr: Letzter Bissen heruntergeschluckt und schon spring ich auf und renn aufs Klo. Na super. Vielleicht war das mit den Peperoni doch keine so gute Idee, denn mein Darm entleert sich schlagartig mit einem riesigen Karacho und ich spür einen großen Druck nach unten. Der Blick auf mein Geschäft bestätigt mir, dass es ausgerechnet heute soweit ist und die Geburt eindeutig spürbar losgeht – neben dem Durchfall war auch etwas Blut zu sehen (ich „zeichne“ also, sagt man glaub ich). Ich wusste, dass sich mein Muttermund zu öffnen begann. Ich war auf einmal wieder hellwach, ganz bei mir und voll einsatzbereit. Die Wehen beginnen natürlich wieder sofort – waren aber mit bewusster Veratmung in den Bauch noch aushaltbar. Also spring ich als erstes mit dem Babyfon zu meinem Mann hoch ins Büro, der vor dem PC sitzt und auch schon Feierabend hat, drück es ihm in die Hand und puste ihm entgegen, dass es JETZT losgeht und er wie ausgemacht für die Große zuständig ist und geb ihm noch letzte Instruktionen. (Er soll sich darauf einstellen, dass sie in der Nacht bestimmt aufwacht und Durscht hat bei der Hitze und vielleicht länger wach ist, weil sie so früh ins Bett gegangen ist.) Seine Reaktion war was in Richtung „Ehrlich? Oh super. Ähm dann alles Gute, ruf mich wenn du mich brauchst.“ Aber ich hab gesehen, wie er das Schwitzen anfängt und sich glaub ich erstmal ein Bier zur inneren Abkühlung aufgemacht hat. Egal, ich hab jetzt Wichtigeres zu tun. Dann renn ich wieder nach unten und bereite in Eile zwischen den Wehen (Abstände kann ich nicht sagen – sie waren sehr kurz) meinen Geburtsort vor: Ich hatte eine Luftmatratze aufgeblasen im Badezimmer unter das Waschbecken gelegt und ziehe diese vor die Badewanne. Dann mach ich noch geschwind das große Licht aus und die Lichtkugel, die ich mir aus dem Wohnzimmer ausgeliehen hatte, auf Dämmer-Orange an (wie bereits bei den starken Übungswehen). Ein Stapel alter Handtücher lag bereit. Ab jetzt verfolgte ich das weitere Geschehen minütlich auf der Uhr, da diese direkt neben dem Klo an der Wand im Badezimmer hängt. 21:00 Uhr: Der Schleimpfropf löst sich vollständig ins Klo. Ich hol doch noch schnell die restlichen Handtücher, die ich noch für alle Fälle auch im Wohnzimmer platziert hatte. Mir war aber weder nach Herumlaufen, noch nach einer entspannenden Badewanne zumute, ich wollte einfach nur am Klo sitzen und rauslassen was raus muss. 21:10 Uhr: Die Fruchtblase wölbt sich nach außen und entleert sich ins Klo. Das Veratmen von den Wehen klappt nicht mehr, ich tue alles um möglichst entspannt im Kiefer zu bleiben und nicht zu schreien. Obwohl meine 1. Alleingeburt auch ein wunderschönes und sehr intimes Erlebnis war, hatte ich doch einen unangenehmen Riss und tagelangen Muskelkater im Kiefer vom verkrampften Brüllen, das wollte ich diesmal unbedingt vermeiden. Ich hatte den tollen Tipp gelesen, dass Singen super helfen soll den Schmerz zu verkraften und trotzdem „entspannt“ zu bleiben – also was kam da aber noch raus bei mir? Eine Melodie wollte mir nicht mehr einfallen, ich habe wie eine Irre einfach nur „LA LA LAAAAAAAAA LAAAAAAA LAAA LAAAAAAAAA“ getönt. Zum Glück haben wir keine direkten Nachbarn nebenan. 21:15 Uhr: Das letzte Mal dass ich auf dem Klo auf die Uhr schau. Jetzt kann ich auch nicht mehr sitzen, sondern werde von einer Urgewalt in den Vierfüsslerstand auf meine Luftmatratze gedrückt. Auch mit meinem La-La-Lied ist es vorbei – ich brülle, aber nur kurz. Sch… ich halt das nicht mehr aus – und dann taste ich auf einmal den halben Kopf zwischen meinen Beinen und muss erstmal lachen. Ach was – das kann ja gar nicht sein, das war jetzt doch tatsächlich schon eine Presswehe? Da fang ich an, mit meinem Baby zu reden und streichle seinen Kopf. „Wir haben es schon fast geschafft, gleich bis du da!“ Ich freue mich riesig und spüre die Schulterdrehung meines Kindes – wow, was für ein Gefühl! Sanft gleitet der restliche Körper mit der nächsten Wehe auf die Matte und ich nehm das Kleine sofort hoch in meine Arme. Es kräht ein bisschen, atmet gleich röchelnd und entspannt sich aber direkt auf meiner Brust und schläft ein. Da muss ich wieder lachen – das ist ja ein entspanntes Baby. Alles dran und es ist ein Bub! Unsere Vermutung von Anfang an war also richtig. Ich wickel meinen Sohn gleich in ein großes Handtuch ein, klemm mir auch eins zwischen die Beine und schau auf die Uhr – 21:21. Ich konnte es nicht fassen, dass die Geburt vom Abgang des Schleimpfropfes bis zum Zeitpunkt, wo ich mein Kind in den Armen gehalten habe, nur 20 Minuten gedauert hat. Ich war einfach nur von den Socken und in diesem Moment die glücklichste Mami der Welt. Später habe ich erfahren, dass meine verstorbene Großmutter wohl bei einem Kind das gleiche erlebt hat – direkt nach einem langen Bodenputzmarathon ist die Geburt losgegangen! Hätte ich das gewusst … Als erstes hab ich die Badezimmertür aufgemacht und meinen Mann gerufen. Der hatte zunächst einen kurzen Schock (Ist was passiert?) und konnte es nicht glauben, dass unser Sohn schon in meinen Armen lag. Er war total überrumpelt und musste mir dann etwas überfordert im Anschluss die Kamera, Kissen und viel Wasser (im Bad hatte es eine unglaubliche Hitze!) holen. Ich hab es mir auf den restlichen Handtüchern mit den Kissen am Rücken gemütlich gemacht und der Kleine hat auch sofort probiert an der Brust zu nuckeln. Meine Gebärmutter hat gleich mit einem stechenden Schmerz begonnen sich langsam wieder zusammenzuziehen. So saß ich mit dem Kind an der Nabelschnur hängend bestimmt eine gute Stunde am Boden, hab Wasser getrunken und mich entspannt. Irgendwann wurde mir die Position dann doch eindeutig zu ungemütlich, da nicht viel Bewegungsspielraum da war. Auspulsiert war die Nabelschnur natürlich schon längst, also hab ich kurzerhand beschlossen, nicht länger so auf die Plazenta zu warten, sondern meinen Mann gebeten die Nabelschnur mit meiner Haarschere abzuschneiden (das hat er auch schon bei unserer Tochter machen dürfen). Er hat dann gleich wieder fluchtartig das Bad verlassen, weil er die Hitze nicht ausgehalten konnte, und ich aber noch nicht länger lüften wollte. Den Sohnemann in noch mehr Handtücher eingepackt auf den Badezimmerteppich abgelegt, konnte ich dann in aller Ruhe in unsere tolle neue Dusche gehen, Schweiß und Blut abwaschen und wie auf Kommando spür ich auch plötzlich die Plazenta kommen. Ich habe es sogar geschafft, mir meine große Edelstahl-Brotbackschüssel schnell zwischen die Beine zu halten und diese somit wunderbar aufgefangen. Bei meiner 1. Geburt war ich von dem Gefühl überrascht und sie ist im Stehen auf den Boden geklatscht. Ja da sah es dann aus wie beim Schlachter. Nun konnte ich sie in Ruhe am nächsten Tag auf Vollständigkeit untersuchen und die Sauerei hat sich echt in Grenzen gehalten. Einmal kurz das Bad durchgewischt und eine Waschmaschine mit den alten Handtüchern vollgemacht – das war’s. Praktischerweise wurde auch gleich die Restmülltonne geleert, also hat die Plazenta auch nicht in der Hitze das Stinken angefangen. Im Garten vergraben haben wir sie wegen unserem Hund wieder besser nicht. Noch vor dem Schlafengehen haben wir kurz unsere Eltern telefonisch über die tolle Geburt informiert und ihnen Geschlecht und Namen verraten.

Wie unsere zweijährige Tochter auf ihr Geschwisterchen reagiert hat

Mein Mann hat sich zu unserer Tochter ins Mama-Kind-Bett im Kinderzimmer gelegt und ich bin mit dem Baby ins Schlafzimmer gegangen. Kurz darauf hab ich unsere Tochter schon singen gehört – das hab ich mir ja gedacht, dass sie aufwacht und natürlich fand sie es absolut lustig, dass da auf einmal der Papa neben ihr liegt. Also bin ich mit dem Baby am Arm auch ins Kinderzimmer und hab ihr erzählt, dass es heute Abend endlich aus dem Bauch gekommen ist. Sie war total beeindruckt und neugierig. Seit Wochen schon haben wir ja jeden Tag am Esstisch davon geredet, dass bald das Baby zu uns nach Hause kommt und wir noch nicht wissen, ob es ein Bub oder ein Mädi ist (man kann ja nicht in den Bauch reinschauen) – wir dem Baby dann einen Namen geben. Ich hab ihr auch erzählt, was das Baby dann alles so machen wird (viel getragen werden, viel Mama-Milch trinken, viel AA in die Windel machen und auch weinen) und was es alles noch nicht kann (sitzen, laufen, essen, auf’s Töpfchen gehen usw.) und sie ja schon so groß ist und das alles selber machen kann. Außerdem haben wir ein nettes Buch zusammen angeschaut, in dem sie gelernt hat, was eine tolle „große Schwester“ sein bedeutet, die der Mama ganz viel mit dem Baby hilft. Bei allen Vorbereitungen war sie auch mit dabei und hat gut verstanden, warum da jetzt ein Bettchen im Wohnzimmer oder eine Autoschale herumsteht. Sie hat sich sogar riesig darauf gefreut, dass ihr Geschwisterchen im Auto dann neben ihr sitzen darf. Die ganzen Sachen sind wir dann gleich in der Nacht nochmal durchgegangen und wir haben ihr gesagt, dass wir jetzt wissen, dass es ein Bub ist und ob sie den Namen schon sagen kann. Dann hab ich ihr gezeigt, wie er Mama-Milch trinkt und sie war total fasziniert von seinen Bewegungen und Geräuschen. Ganz intuitiv war sie unglaublich vorsichtig mit ihm und hat ihn sehr lieb am Kopf gestreichelt und seine kleine Hand gehalten. Das aller Liebste war, als sie ihr Brüderlein ihrem heißgeliebten Bärli vorgestellt hat. Diese kleine, nächtliche Willkommensfeier hat bestimmt drei Stunden gedauert (Papa ist zwischenzeitlich schon ins Bett rüber, er ist wirklich müde und braucht etwas Erholung – Männer … ) Nach einer kurzen Nacht hab ich dann ganz gewöhnlich mit meiner Tochter gefrühstückt (wir haben unseren Alltag quasi gleich fortgesetzt – nur eben mit Baby) und ich hätte mir beim besten Willen nicht vorstellen können, nicht bei ihr zu Hause zu sein. Sie war somit – außer bei der Geburt selbst – überall mit eingebunden und dabei. Sie hat sich schnell an die neue Situation gewöhnt und alles besser verstanden, als ich gedacht hätte. Ab der dritten Nacht bin ich auch wieder mit dem Kleinen zu ihr ins Kinderzimmer übersiedelt. Sie hat erstaunlicherweise mit den lauten Babygeräuschen (nächtliches Stillen, Wickeln, lautes Atmen, mal ein Weinen usw.) besser als alleine geschlafen und so kann ich mit beiden wunderbar kuscheln. Vom Wochenbett habe ich nichts gemerkt. Sobald die Nachwehen nachgelassen haben, war ich – abgesehen vom wenigen Schlaf – topfit und recht schnell in einem neuen Rhythmus drinnen. Ich bin unglaublich dankbar für meine zwei tollen Geburten und wollte diesen ausführlichen Bericht meiner zweiten Traumgeburt mit anderen (werdenden) Mamis teilen, da mir die vielen ehrlichen Geburtsberichte und wertvollen Infos von Sarah unglaublich bei der praktischen und psychischen Vorbereitung auf meine Geburten geholfen haben. Ich möchte auch gerne dazu beitragen, anderen Mut zu machen, sich mehr auf ihr Gefühl zu verlassen, Vertrauen zu finden, Verantwortung für ihren Körper (und den ihrer Kinder) zu übernehmen und zurück zum natürlichen Verständnis einer Geburt zu kommen.