Eine schöne Geschichte, die zeigt, dass Übetragen kein Drama sein muss, das man medikamentös beendet:
Mir kommt es so vor, als sei der kleine Janne schon so lange bei uns und zugleich war die Geburt doch erst vorgestern…… jedenfalls ist jetzt höchste Zeit, dass ich mich nach einigen computerfaulen Wochen endlich mal wieder länger an die Kiste setze.
Die letzten Wochen der Schwangerschaft waren ganz schön anstrengend für mich. Wir hatten schon viel früher mit der Geburt gerechnet und neben dem schweren riesigen Bauch hat es mich echt gestresst, wochenlang jeden Tag aufs Neue damit zu rechnen, dass es jetzt bald losgeht. Zum Glück hatte ich mich in keinen Vorsorgetermin-Automatismus reinziehen lassen, so konnte mir niemand einreden, meinem Kind ginge es da drinnen schlecht, nur weil ich schon über einem errechneten Termin war. Aber ich konnte und wollte einfach nicht länger warten, was schließlich zu einem kleinen nächtlichen Nervenzusammenbruch führte, der dem Kleinen aber immerhin klarmachte, dass er nun nicht länger warten soll. Am nächsten Morgen begannen die Wehen.
Den Tag über hatte ich unregelmäßige aber doch eindeutige Wehen, die dann am späten Nachmittag beim Filmgucken regelmäßig und häufiger wurden. Als ich nicht mehr still liegen konnte, wanderte ich in der Wohnung umher, goß die Pflanzen und erlaubte meinem Freund endlich, alles für die Geburt aufzubauen. Im Verlauf der nächsten Stunden wurde der Radius meiner Runden immer kleiner, die Wehen immer stärker. Es gab eine längere Phase, die ich im Bad verbrachte. Gefolgt von einer weiß-nicht-wie-langen Phase, in der ich von der vorangegangenen kurzen Nacht so müde war, dass ich mit einer Wärmeflasche am Rücken an den Sessel gelehnt immer wieder einnickte, um von der nächsten Wehe geweckt zu werden. Die meiste Zeit aber ging ich langsam im Zimmer auf und ab, stützte mich bei Wehen am nächstgelegenen Möbelstück ab, während sich mein Kopf und Gefühl für die Geburt immer und immer stärker in den Körper zurückzogen.
Schließlich setzte ich mich nach mehreren Positionswechseln, bei denen die Fruchtblase platschte, für die Geburt auf die Matratze. Ich redete laut mit dem Kind, während der Kopf immer tiefer kam. Meine Hand begleitete den Wuschelkopf nach draußen, das war das großartigste Gefühl der ganzen Geburt überhaupt. Mein Freund nahm ihn in Empfang. Ich gebar Janne nachts um ein Uhr, er begann sein leise quietschendes Atmen, lag auf meinem Körper, bis die Nabelschnur auspulsiert war und duftete ganz wunderbar nach neugeboren.
Nach einer durchkuschelten Nacht kamen am nächsten Morgen unsere ‚Große‘ und unsere MitbewohnerInnen zurück (die sich kurzfristig zur Nachbarin ausquartiert hatten) und begrüßten den neuen Menschen beim Frühstück im Bett.
Meine Hebamme, die auch schon bei meinem ersten Kind die Wochenbettbetreuung gemacht hatte und die mich in meinen Geburtsplänen ermutigt hatte, kam wie verabredet am nächsten Morgen bei uns vorbei und sie fand auch, dass Janne ganz gesund und munter aussieht und trotz 16 Tage ‚drüber‘ kein einziges Anzeichen von Übertragung zeigt (alle schwiegermütterlichen Sorgen also umsonst).
Ich hatte mir vorher immer vorgestellt, die Geburt würde ’schön‘ werden. Jetzt im Nachhinein empfinde ich ’schön‘ nicht als das treffendste Wort. Es war anstrengend. Es war ein sehr intensives Ereignis, viel intensiver und eindrücklicher als die erste Geburt, die schneller verlief und bei der wir noch einen Ortswechsel ins Geburtshaus vorzunehmen hatten. Es war toll, in unserem Zuhause zu sein und diesen Moment mit meinem Freund zu teilen.
Janne ist mittlerweile schön babyspeckig geworden, bekommt von seiner großen Schwester gezeigt, wie toll sie schon hüpfen kann und manchmal quietscht er immer noch beim Atmen.