Blasensprung ohne Wehen – Geschichte eines Geburtsmarathons

Heute teile ich mit Euch eine Geschichte aus meiner Feder bzw. Tastatur. Unser sechstes Kind braucht zwar noch ein paar Monate, bis es auf die Welt kommt, aber meine Schwester hat gerade ihr Baby bekommen. Ihr erstes. Und das war ein ganz schöner Brocken. Doch ich erzähle mal der Reihe nach:

8.4.2016

Für heute hat meine Schwester ihren Geburtstermin ausgerechnet. In der Schwangerschaft hat sie sich von einer Hebamme betreuen lassen und dabei auf Ultraschall und Blutabnahmen verzichtet. Die Geburt will sie allein mit ihrem Mann machen. Ich soll sie dann im Wochenbett unterstützen. Das Baby ist noch nicht da, aber die Ferienwohnung ab heute gebucht. Ich fahre also mit allen Kindern im Gepäck in meine alte Heimatstadt. 6 Stunden Fahrt – irgendwie gehen sie rum. Die Ferienwohnung liegt zentral und in der Nähe meiner Schwester. Hier quartieren wir uns für die nächsten zwei Wochen ein. Meine Mutter stößt zu uns und wird uns in der nächsten Zeit unterstützen. Mein Mann will eine Woche später dazu kommen.

Letzte Nacht hat meine Schwester fiese Zahnschmerzen bekommen, so dass sie nur schwer schlafen konnte. Ein Zahn mit tiefer Füllung, der seither schon immer etwas sensibel war. Zum Glück kennt sie die Ernährungsprinzipien nach Weston Price. Damit war sie in der Schwangerschaft eher nachlässig. Jetzt gibt sie alles, um die Wurzelbehandlung abzuwenden. Und über die nächsten Tage klingen die Zahnschmerzen tatsächlich ab, pünktlich bis zum …

12.4.2016

Blasensprung um 1.00 Uhr nachts! Es geht los. Denken wir. Denn Wehen sind auch bis zum Abend nicht in Sicht. Erst nachts nehmen sie etwas Fahrt auf, alle 6-8 Minuten, flauen zum Morgen aber wieder ab.

13.4.2016

Die Wehen sind wieder verschwunden. Nachmittags nehme ich meine Schwester mit auf einen langen Spaziergang, in der Hoffnung, Bewegung in die Sache zu bringen. In der folgenden Nacht schon kräftigere Wehen, aber auch die sind morgens verschwunden.

14.4.2016

Tagsüber zum Teil schon etwas stärkere Wehen. Wir vertreiben uns die Zeit. Meine Schwester ist guten Mutes, meint, dass Baby hat ihr sicherlich Zeit gegeben, bis die Zahnschmerzen ganz verschwunden sind. Ich äußere den Verdacht, dass das Baby ungünstig liegen könnte und es deshalb so schleppend geht. Aber davon will meine Schwester noch nichts wissen.

In der Nacht dann heftige Wehen bis alle 1-2 Minuten. Sie erwarten die Geburt, rufen eine Freundin dazu, die meine Schwester gern dabei haben will. Aber trotz durchwachter und durchwehter Nacht kein Baby.

15.4.2016

Heute wird meine Schwester 30! Früh um 7 Uhr klingelt mein Handy. Müde und ernüchtert erzählt sie mir von der letzten Nacht und fragt mich, was wir noch tun können. Ich ziehe die Kinder an, überlasse sie meiner Mutter und fahre hin. Um 9 Uhr bin ich da. Taste zuallererst einmal, wie das Baby liegt. Der Kopf unten und im Becken, der Rücken links. Auf den ersten Blick eine gute Lage. Aber im Nabelbereich taste ich eine Delle. Ich erinnere mich, was ich im Buch „Optimierung der Kindslage“ (Sutton) gelesen habe. Das Baby liegt gut, wenn der Bauch der Frau am bzw. kurz unter dem Nabel rund und fest ist. Tastet man dort eine Delle, deutet das auf eine potentiell ungünstige Lage hin. Dann ist der Rücken des Babys nicht weit genug vorn für eine schnelle Geburt.  Diese Seite erklärt das ganze mit schönen Bildchen: http://wellroundedmama.blogspot.de/2009/04/belly-shape-and-fetal-position.html Auf deutsch würde man die Lage, die das Baby meiner Schwester eingenommen hatte, wohl als seitliche Hinterhauptslage bezeichnen. Der Kopf des Babys liegt quer, der Rücken zeigt nach links. Dass der Kopf sich quer ins Becken einstellen muss, ist klar, das haut hin. Aber wenn dabei der Rücken seitlich oder auch nach hinten liegt, kann das Baby – bedingt durch die anatomischen Verhältnisse im Becken – den Kopf nicht gut auf die Brust nehmen und schiebt ihn in einem größeren Durchmesser nach unten. Und das macht die Sache unter Umständen sehr schwierig. Nachforschungen zufolge scheint diese Lagevariante im Deutschen nicht gesondert wahrgenommen zu werden. In Englischen wird sie als Left Occiput transverse (LOT) bezeichnet. Eine geburtsfähige Lage, aus der sich viele Babys noch mit dem Rücken nach vorn in die günstige vordere Hinterhauptslage drehen. Aber wenn das Baby das nicht macht, ist eine solche Geburt im Schnitt ähnlich kompliziert wie eine Sternguckergeburt (Geburt aus hinterer Hinterhauptslage = Baby mit Rücken nach hinten). Vor allem, wenn bestimmte Faktoren gegeben sind, die auch meine Schwester aufweist: großes Baby, Erstgebärende und wahrscheinlich etwas schmales Becken. Manche betrachten diese Lagevariante deshalb auch als eine Form der hinteren Hinterhauptslage. Das ganze erklärt jedenfalls den Blasensprung ohne Wehen, den langsamen Start und die anstrengende, lange Geburt bisher. Solche Geburten laufen typischerweise so ab.

So weit so gut zur Theorie. Ich weiß: Hier müssen wir alles versuchen, um das Kind noch irgendwie zu drehen. Allerdings schwierig, da der Blasensprung schon stattgefunden hat (Fruchtwasser wirkt als Drehung-erleichterndes Polster) und die Wehen das Kind auch schon stundenlang in die falsche Richtung gedrückt haben.

Eigentlich habe ich von allem viel theoretisches Wissen, aber kaum praktische Erfahrung. Aber zu verlieren gibt es nichts. Die Hebamme empfiehlt nur, ins Krankenhaus zu fahren. Aber was da passiert, wissen wir schon. Da wird nicht lange gefackelt mit Antibiotika und Kaiserschnitt. Dort lässt man eine Geburt niemals so lange laufen. Der Blasensprung ist nun mehr als drei Tage her. Aber meiner Schwester geht es ansonsten gut, kein Fieber oder ähnliche Anzeichen einer Infektion, das Kind bewegt sich munter, Fruchtwasser unauffällig. Und sie ist bereit, alles zu tun, damit es doch noch klappt. Also turnen wir, was ich mir auf spinningbabies.com und mit dem Rebozo (mexikanische Massagetechnik mit Hilfe eines Tuchs) abgeschaut habe. Sie findet auch die Beckenpresse angenehm (habe ich mir von der Hebamme Ina May Gaskin gemerkt), die das Becken nach unten weiter macht und die dann ihr Mann während jeder Wehe übernimmt. Treppensteigen scheint ebenfalls ganz wirksam zu sein. So arbeiten wir uns bis um 12 Uhr durch die Wehen. Dann beschließen wir eine Mittagspause. Ich fahre zur Ferienwohnung. Nach dem Essen versuche ich, noch ein Stündchen zu schlafen, aber mir gehen zu viele Sachen durch den Kopf. Als ich um 14 Uhr wieder hinfahre, ist das Baby an dem Hindernis vorbei, an dem es bis dahin gehangen hat und endlich tiefer gerutscht. Erleichterung. Die Geburt geht nun voran. Mit Turnen, Tanzen und Massage lässt sich meine Schwester trotz Erschöpfung bei Laune halten. 15.30 Uhr endlich die ersten Presswehen. Zunächst sieht es aus, als wäre das Baby nun gleich da … aber dann geht es irgendwann wieder nicht weiter. (Auch typisch bei dieser Lage, da das Baby mit einem größeren Durchmesser heraus muss und sich der Kopf dafür stärker verformen muss. Das dauert.) Meine Schwester ist nicht nur erschöpft, sondern langsam auch desillusioniert. Das Pressen schmerzt im Rücken und scheint nichts zu bringen. Um 19 Uhr bin ich auch erst mal fertig und fahre heim. Abendessen. Kinder ins Bett bringen. Ich überrede meine Mutter zu übernehmen. Ich bin einfach nicht mehr frisch nach einer 5-Stunden-Nacht wegen hustendem Kind und den vielen Stunden Turnen und Massieren.

Meine Mutter ist dann bei ihr und hält sie noch eine Weile bei Laune, obwohl meine Schwester nicht mehr will und kann. Aber das Krankenhaus fürchtete. Irgendwann ist sie zu erschöpft und entscheidet sich doch für die Verlegung.

16.4.2016

Um 0.15 Uhr, fast 4 Tage nach Blasensprung und nach fast 9 Stunden Presswehen, fahren sie in die Klinik. Meine Mutter hält mich per Handy auf dem Laufenden. Da man im Krankenhaus so lange nach Blasensprung gern Panik schiebt, erzählen sie eine abgemilderte Geschichte mit Blasensprung vor 2 Tagen und lassen auch die Details unserer Turnstunden weg. Die Hebammen dort sind erstaunlich nett und motiviert – und der Kreißsaal ansonsten leer. Die Oberärztin hatte selbst eine Hausgeburt, erzählt sie. Man befindet, dass das Baby durchaus normal geboren werden kann. Mit Wehentropf, in Käferstellung (Rückenlage) und mit klassischem Press-Coaching wird das Baby eine gute Stunde später geboren. Es hat sich derweil in die vordere Hinterhauptslage gedreht (so, wie ich gelesen hatte, dass viele Babys aus dieser Lage das noch tun, wenn der Kopf auf Beckenbodenebene angekommen ist), kommt also ganz normal zur Welt. Durch die lange Geburt – und vielleicht auch mit durch den Wehentropf – verliert meine Schwester 1,6 l Blut. Aber sonst ist alles gut. Ein Baby von fast 4 kg, 53 cm Länge und mit 36 cm Kopfumfang.

Weil der Blasensprung länger her war, soll Blut aus der Nabelschnur entnommen und auf Entzündungswerte untersucht werden. Meine Schwester besteht auf Auspulsieren der Nabelschnur und das nötige Blut wird aus der Plazenta gewonnen. Ein Wert, der allerdings nicht sehr aussagekräftig ist (Interleukin 6), ist erhöht und das reicht der Kinderärztin, um drastische Maßnahmen ergreifen zu wollen – unter Androhung von Tod und Verderben, falls man ihr das Kind nicht in fünf Minuten mit auf Kinderstation zur Antibiose mitgibt – für mindestens 3 Tage. Meine Schwester und ihr Mann lehnen ab, da das Kind völlig unauffällig ist. Sie einigen sich auf einer Verlaufskontrolle (regelmäßige Kontrolle der Körpertemperatur und Blutwerte ein paar Stunden später). Alles ist dann auch ganz normal. Am Nachmittag lässt meine Schwester sich nach Hause entlassen. Bleich aber sehr froh, dass alles trotzdem ohne Kaiserschnitt oder sonstige Schnitte und auch ohne Gewalt verlaufen ist. Eine Freundin hatte in selbigem Krankenhaus nämlich eine ganz andere Geschichte erlebt, mit gewaltätigem Kristellern (auf den Bauch drücken) und heftigen Verletzungen der Geburtswege. Vielleicht lag’s mit daran, dass sie dort die Hebamme meiner Schwester gut kannten …

Die frischgebackene Familie sechs Tage nach der Geburt:

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Mein Fazit:

  • Kindslage ist wichtig, aber eine Schädellage allein garantiert keine reibungslose Geburt. Leider haben da auch viele Hebammen offenbar nicht viel Ahnung. Dabei muss man nicht unbedingt ein Kindslagebestimmungsprofi sein. Kann man in Rückenlage eine Delle in/unter der Nabelgegend tasten? Taste mal, wo der Rücken liegt, fühle, wo die Füße treten und werde Dir – wenn nötig mithilfe einer erfahrenen Hebamme – klar, wie genau das Baby liegt. Liegt es tatsächlich nicht optimal, dann gibt es Übungen, die man machen kann, um den Rücken des Kindes weiter nach vorn zu drehen.
  • Je früher man eine ungünstige Lage entdeckt, desto besser. Am besten, bevor das Kind sich mit dem Kopf ins Becken senkt und bevor die Blase springt, denn das macht eine Drehung sehr viel schwieriger. Am besten aber, bevor die Geburt beginnt und man noch in aller Ruhe daran „arbeiten“ kann. Dann hat man sehr gute Chancen, stressfrei und erfolgreich die Kindslage durch gezielte Übungen zu verbessern. Ich vermute auch, dass meine Schwester die Kraft gehabt hätte, die Geburt ohne Krankenhaus zu beenden, wenn wir mindestens einen Tag früher angefangen hätten, das Kind herunterzuturnen.
  • Es ist wichtig, zu wissen was man will, und dabei das nötige Wissen dafür zu haben. Wäre meine Schwester nach Blasensprung und ohne Wehen ins Krankenhaus gegangen, wie man es hierzulande empfiehlt, sie wäre ohne Kaiserschnitt nicht aus der Geschichte herausgekommen – so wie es vielen anderen Frauen ergeht. Dabei ist ein Abwarten nach Blasensprung nicht riskant, solange die Mutter kein Fieber bekommt, sich wohl fühlt, gut isst und trinkt und die Kindsbewegungen im Blick hat. Das Vermeiden vaginaler Untersuchungen und das heimische Keimmilieu wirken zusätzlich als Schutz.
  • Glaube und Gottvertrauen geben Kraft und machen Unmögliches möglich. Meine Schwester glaubte daran, dass Gott bei ihr ist und sie nicht im Stich lässt. Während der Geburt gab es viele Leute, die für sie und einen guten Ausgang gebetet haben. Manche Umstände kann man nicht beeinflussen. Da ist es gut, sich in den Händen unseres liebevollen Vaters zu wissen.

Hinweis: Nicht alle Geburten aus hinterer oder seitlicher Hinterhauptslage verlaufen wie bei meiner Schwester, aber es ist ein gängiges Muster. Viele Faktoren beeinflussen zudem, ob und wann sich das Baby bei der Geburt noch dreht oder ob es auch aus dieser Lage leicht geboren wird. Bei manchen Frauen klappt es trotz guter Körperhaltung und Turnen nicht mit dem Dreh, weil ihr Becken nicht optimal geformt ist. Aber auch da kann das Baby mit Zeit, Geduld und Vertrauen meist geboren werden. Bei anderen Frauen (in der Regel, wenn es nicht das erste Kind ist) schlüpfen Babys aus dieser Lage mühelos durch’s Becken. Also keine Panik, wenn ein Baby sich trotz aller Mühe vor der Geburt nicht drehen will! Eine aufrechte Körperhaltung und freie Bewegung unter der Geburt sind allerdings in jedem Fall hilfreich – und Zeit und Geduld unter Umständen der entscheidende Faktor.

Nachtrag: Wie gesagt bin ich (leider) vor allem Theoretikerin. Falls hier eine mit diesem Thema erfahrene Hebamme, Doula oder Mama drüberstolpert, freue ich mich über Erfahrungsberichte, Tipps oder Korrekturen.

 

 

 

 

Zwei Frauen, drei Geburten – davon eine Alleingeburt

Hallo, liebe Leser! Ich darf wieder eine interessante Geschichte mit Euch teilen. Genau genommen sind es gleich drei – von zwei Frauen: Eine klassische Krankenhausgeburt, eine Geburtshausgeburt, die wegen Sternguckerlage im Krankenhaus mit Kaiserschnitt endete, und eine turbulente Alleingeburt (vorsicht, viel Blut 😉 ). Aber macht Euch selbst ein Bild …

Wir sind eine Regenbogenfamilie: ich habe unser erstes Kind geboren, meine Partnerin unser zweites und ich wieder unser drittes.  Das ist vielleicht von dem her speziell, dass beide die Seite des Zuschauers und der Gebärenden kennen …

Ich dachte schon in der ersten Schwangerschaft: Ich gehe nicht so viel zu den Untersuchungen und gebären würde ich am liebsten alleine – habe dann aber doch alles mitgemacht, was man so macht. Irgendwie freute ich mich auf die Kontrollen, weil man übers Kind redete, aber irgendwie war es im Nachhinein immer etwas überflüssig. Zuerst in einer antroposophischen Klinik in der Schweiz, danach zogen wir aber Ende Schwangerschaft nach Deutschland wegen der geplanten Stiefkindadoption, welche für uns in der Schweiz verboten ist. Dort war ich bei einer konventionellen Ärztin und nervte mich extrem über sie, da ich den Zuckertest nochmals machen musste, weil im Ultraschall der Baby angeblich zu groß sei. Ich glaubte dem Ultraschall sowieso nichts und ich hatte in dieser Schwangerschaft weitgehend auf Zucker verzichtet.

Zur Geburt fuhren wir nach dem Blasensprung und ca. zwei Stunden ziemlich starker Wehen im 3 Minuten-Abstand in ein Riesenkrankenhaus, wo sie mich nicht untersuchen konnten, weil ich mich zu viel bewegte. Darauf schickte mich die Hebamme noch auf ein Stationszimmer. Dort duschte ich ca. vier Stunden auf dem WC sitzend. Dann trocknete ich mich irgendwann ab und bekam Presswehen. Das ganze kam mir viel zu schnell vor und ich sagte meiner Partnerin die schlief, sie solle jemanden rufen. Die packten mich auf ein Bett, fuhren mich in den Kreißsaal, sagten ich solle so fest ich kann pressen und drückten mit aller Kraft auf dem Bauch mit. Auch spritzten sie Oxitocin wegen den langen Wehenpausen. Ich war gut drauf wegen der Geburt und fand das alles gar nicht so schlimm in dem Moment, nur das ich extrem zitterte und nachher lange nicht alleine aufstehen konnte wegen dem Kreislauf. Am meisten hat mich gestört, dass unsere Tochter so lange einfach da lag, bis sie sie mir gaben, obwohl ich die ganze Zeit sagte: Darf ich sie mal! Die Nachgeburt wollte ich auch anschauen. (Ich bin Landwirtin und es interessierte mich, wie das bei einem Mensch aussieht.) Sie hielten sie mir von weitem kurz hin, das machte mich irgendwie traurig. Die Nabelschnur wurde natürlich sofort durchgeschnitten und als meine Partnerin fragte, ob sie auspulsiert sei, meint die Ärztin: nein.

Bei der zweiten Geburt gingen wir zu den Vorsorgeuntersuchungen und zur Geburt in ein Geburtshaus. Ich tastete durch den Bauch meiner Partnerin, dass irgendwie alle Füsse und Hände zu spüren waren. Die Hebammen sagten, er liegt verkehrt herum, dann sagten sie, sie wissen es nicht, wie er liegt, dann sagten sie, er liegt wie ein Sterngucker. Und immer, aber nicht in dem Zusammenhang, sagten sie, wir können auch gerne in ein Spital gehen, weil sie dachten, meine Partnerin schaffe so eine Geburt nicht. Als die Fruchtblase platzte, ließen die Wehen auf sich warten, kamen dann aber doch sanft. Die eine Hebamme kam vorbei und bezweifelte, dass die Fruchtblase geplatzt sei. Dann gaben sie uns eine Frist bis am Abend ins Geburtshaus zu kommen. Als wir kamen mit Wehen in 7 min Abstand, bezweifelten sie, dass es Wehen seien. Ich nervte mich innerlich extrem. Meine Partnerin hatte sich mit Hypnobirthing vorbereitet und man merkte ihr keine Wehe an, wenn man sie nicht kannte. Als die Hebammen am Muttermund feststellten, dass die Geburt ja doch schon weiter war als sie dachten, waren sie erstaunt. Dann ging aber alles sehr langsam und sie kamen immer wieder für Herztonkontrollen (waren immer bestens) und sagten dann und dann muss der Muttermund so und so viel weiter offen sein und nach so und so viel Wehen kontrollieren wir ihn wieder. Weil unser Sohn nicht weiter runter rutschte, sollte sie Treppen laufen, das half, aber er lag immer noch falsch und die Presswehen drückten ihn aufs Steißbein, was nicht zum Aushalten war. Wir wurden ins Spital gebracht und eine PDA wurde gemacht. Meine Partnerin hatte großes Mitleid mit dem Kind, weil er ja immer noch gegen den Knochen drückte und für sie hatte das nichts mehr mit Geburt zu tun, wenn man nichts merkt. Dann wurde ein Kaiserschnitt gemacht, weil der Blasensprung schon 28 Stunden her war und angeblich schlechte Blutwerte da waren. Es gab auch keine Veränderung bei der Kopfstellung des Kindes und der Muttermund blieb bei 8 cm. Wir fanden die Hebammen im Spital viel entspannter, evt. da sie nicht so eine große Verantwortung alleine tragen müssen. Sie gaben mir auch als Partnerin homöopathische Kügelchen, da ich bei dem Wort Kaiserschnitt in Tränen ausgebrochen war …

Der operierende Arzt sagte nachher. Das wäre nie gegangen, so wie der lag. Unser Sohn weinte als Baby sehr viel, war sehr verkrampft und lag immer etwas schräg da, sodass wir mit ihm zu einer Osteopatin mussten.

Bei der dritten Schwangerschaft (meiner zweiten), ging ich in der zwölften Woche in ein Geburtshaus für die Krankschreibung bei der Arbeit und wegen den Stützstrümpfen. Schon das Herzton abhören mit dem kleinen Ultraschallgerät war mir nicht so recht fürs Kind. Eigentlich wollte ich nur einmal richtig Ultraschall machen und fertig. Die Stützstrümpfe musste dann aber doch ein Arzt verschreiben, also machte ich bei dem auch grad den Ultraschall. Krankschreiben wollte mich aber noch niemand 100%. Bei der zweiten Kontrolle im Geburtshaus, die ich irgendwie netterweise machte, fühlte ich mich sehr sehr  unwohl bei dem Herumgedrücke auf den Bauch. Auch dass ich mich dringend für die Geburt anmelden sollte und das Bereitschaftsgeld zahlen sollte, war mir zuwider. So sagte ich ihr für die Zukunft ab und fühlte mich extrem befreit. Zu einem sehr netten Arzt ging ich einmal nur für die Krankschreibung und er verschrieb mir Bryophyllum, weil meine Bauch schon so früh ständig hart wurde, was für mich sehr unangenehm war. Die Krankschreibung schickte er mir dann jeden Monat per Post und das Bryophyllum half sehr gut.

Da mich einmal der Schafbock ca. 20 Meter durch den Wald schleifte, ging ich, ungefähr in der Mitte, zur Kontrolle, ob alles gut ist, ins Unispital. Die sagten am Schluss: „Haben Sie nächste Woche eine Kontrolle bei Ihrem Frauenarzt und den Zuckertest?“  Ich sagte einfach: „Ja genau“  und sie schrieb das auf.

Vor der Geburt machten wir noch eine Liste, was wir alles nicht wollen bei der Geburt, falls ich doch den Wunsch hätte, ins Spital zu gehen. Mir ist ein Spital lieber als eine persönlich Hebamme, weil es anonymer ist und die Tage nach der Geburt im Spital zu verbringen finde ich eigentlich auch toll (man hat seine Ruhe vor dem Alltag und es ist wie in einem Hotel). Wir überlegten auch, dass man bei einer Alleingeburt nicht über die teilhabenden Leute reden kann, weil es keine gibt, man hat irgendwie diese ewig in Erinnerung bleibenden Begegnungen nicht .

Zwei Wochen vor dem von der Hebamme errechneten Termin und eine Woche vor meinem errechneten Termin ging um sechs Uhr morgens der Schleimpfropf ab. Ab und zu kam eine ganz zarte Wehe zwei Stunden, später beim Frühstück alle viertel Stunde eine Wehe. Gegen halb zwölf kam eine sehr starke Wehe, ich musste mich übergeben und blieb grad im Badezimmer bei laufendem Wasser. Die Wehen kamen fast pausenlos und wurden wahnsinnig schmerzhaft. Ich ging in die Badewanne zum Duschen. Meine Partnerin brachte mir einen Hocker und ich duschte meine Beine und den Unterbauch die ganze Zeit kalt ab. Ich dachte kurz, ich falle vielleicht in Ohnmacht und sagte zu meiner Partnerin: Ich kann wirklich nicht mehr! Ich hatte richtig Angst vor der nächsten Wehe und atmete ganz schlecht oberflächlich. Dann merkte ich den Kopf Richtung Ausgang rutschen – ein sehr spezielles Gefühl. Die Wehen hörten plötzlich auf, es gab eine Pause und es kamen nur noch Presswehen. Die waren nur noch örtlich und nicht wirklich schmerzhaft (nur das Brennen und reißen tat weh) und es gab Pausen dazwischen. Ich sagte: „ jetzt ist alles sehr gut!“ Ich fand es sooo angenehm, dass mir niemand sagte, wann und wie ich zu pressen hatte.

Der Kopf kam schnell und dann das ganze Kind – und es fiel in die Badewanne! Weil meine Partnerin nicht dorthin kam mit der Hand wegen dem Waschbecken und ich mich auf keinen Fall anders setzten wollte und erst recht nicht weg von dem Wasser (meine Partnerin schlug ein paar Mal vor, aufs Bett in den Vierfüßlerstand zu gehen).  Er fiel ungefähr 30 Zentimeter, aber wir machen uns schon Vorwürfe deswegen …

Meine Partnerin rief die Kinder, die am Ostereier anmalen waren und nur ab und zu vorbeigeschaut hatten. Wir gingen ins Bett und der Kleine trank an der Brust. Die Uhrzeit war zehn vor eins! Da die Wehen für die Plazenta so stark waren, wechselte ich die Position in den Vierfüßlerstand und legte mich danach wieder. Weil die Nabelschnur sehr kurz war und ich mich wegen der starken Wehen nicht richtig um das Kind kümmern konnte, schnitten wir die Nabelschnur nach ungefähr einer Stunde weit weg vom Kind einfach durch. Ich dachte vor der Geburt immer, bei der Nachgeburt werde ich überhaupt keinen Stress haben, die kann kommen wann sie will, und die Nabelschnur lassen wir einfach dran. Die Wehen waren aber nicht zum Aushalten, die Nachgeburt kam nicht und ich blutete schon ziemlich, sodass meine Partnerin den netten Arzt anrief (es war Sonntag). Er war ganz aus dem Häuschen dass wir keine Hebamme hatten und rief die Chefin von dem Geburtshaus an. In der Zwischenzeit hatte sich unser mittleres Kind beim Birne essen geschnitten und blutete extrem. Meine Partnerin verzweifelte fast, bis sie unter all dem Blut die Schnitte fand. Die Hebamme kam sehr schnell und war sehr nett und zurückhaltend. Sie spritze mir Oxitocin, nachdem sie versucht hatte, vorsichtig zu ziehen, und die Nachgeburt kam. Sie zeigte mir im Spiegel wie groß der Dammriss war und ich entschied mich zum Nähen, da ich fand: Das sieht riesig und so tief klaffend aus. Meine Partnerin fand, ich hätte es nicht machen sollen, da mich die Naht der ersten Geburt immer noch stört und ich vorher gesagt hatte, ich will nicht nähen. Ich sagte einfach nach dem inneren Zusammenheften, außen müsse sie nicht mehr weiter machen – keine Ahnung ob das gut war…  leider hatte das Baby in der ganzen Aufregung um die Finger und die Nachgeburt etwas kalt bekommen, nur so in Wolldecken gewickelt. Wir wogen ihn dann irgendwann abends und er war ziemlich viel leichter als meine erste Tochter.

Die Hebamme kam dann am nächsten Tag wieder wegen der Anmeldung, zu der sie verpflichtet ist, wenn sie bei der Nachgeburt dabei war (was für uns natürlich von Vorteil war). Danach hatte die Hebamme Ferien und schickte eine andere. Diese half mir mit Akupunktur sehr bei den Nachwehen, die mich vier Tage lang völlig fertig machten. Ein sehr guter Kinderarzt (mein eigener) kam nach zwei Tagen und fand, der Kleine sieht sehr fit aus, er fand den Sturz nicht schlimm. Er bewunderte auch die Alleingeburt, die sich anscheinend schon herumgesprochen hatte. Leider bekam das Baby von den beiden Großen Husten und Schnupfen in der ersten Woche, und macht uns jetzt mit eineinhalb Wochen immer noch Sorgen damit. Die Hebammenbesuche werden mir langsam zu viel, aber einmal kommt sie jetzt halt noch, ich konnte sie nicht abwimmeln, und eigentlich ist sie ja nett …