Ich darf wieder einen schönen Geburtsbericht mit euch teilen!
(Damit keine Verwirrung aufkommt: Dies ist nicht mein Bericht, sondern ich veröffentliche hier neben meinen eigenen auch die Geburtsfreudenfeste anderer Frauen, die damit natürlich einverstanden sind.)
Die perfekte Geburt unseres Sohnes (Töchter sind 5 und 2) im März 2013
Geplante Alleingeburt im Pool
Dauer: 5 Stunden
Vorab, das Erstaunlichste an der Geburt unseres dritten Kindes war, dass die Wehen gänzlich anders waren, als ich sie kannte, nämlich von Anfang an sehr schmerzhaft. Es war wie zum ersten mal Gebären, aber trotz der stärkeren Schmerzen war es die schönste Geburt – kraftvoll, selbstbestimmt, spirituell. Auch erstaunlich: Nach 5 Std war der Muttermund erst bei 4 cm, dann öffnete er sich innerhalb von 10 Min auf 10 cm!! Aber lest selbst …
Die Vorsorgen machte unsere Hebamme. Ich war nicht beim Gyn, wollte keinen Ultraschall und ließ mich auch nicht vaginal untersuchen, statt dessen spürte ich intensiv in meinen Körper und kommunizierte sehr stark mit meinem Kind. Schon vor der Schwangerschaft konnte ich mein Kind „sehen“ und wissen, dass es ein Junge ist.
Wir hatten uns intensiv auf eine Alleingeburt vorbereitet, sprich: medizinisches Fachwissen angeeignet (v.a. über Dr. Rockenschaub), „Unassisted Childbirth“ gelesen sowie „Luxus Privatgeburt“ und Bücher von Odent und anderen Autoren, Geburtsvideos auf You Tube angesehen, die Wunschgeburt visualisiert, Selbst- und Gottvertrauen gestärkt, Umgang mit Menschen reduziert, die uns nicht gut tun, ausreichend Bewegung usw.
Am 26.03., eine Woche vor ET, beschloss ich, zu einer Freundin zu fahren, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Während die Kinder im Garten spielten, bei eisigen Temperaturen, tranken die Freundin und ich unseren Kaffee. Ich spürte 4 bis 5 Wehen, die nicht schmerzten, aber meine Aufmerksamkeit erregten, da in den letzten Tagen Stille herrschte und ich mich schon fragte, geht denn hier nie was los. Okay, werden wohl Senkwehen sein, dachte ich mir.
Als die Kinder im Bett waren, ging ich duschen und stellte fest, dass der Bauch merklich tiefer gerutscht war. Unter der Dusche stellte ich einen Schleimabgang fest, der nur der Schleimpfropf sein konnte, da er aussah und sich anfühlte wie Leim.
Kurz darauf im Bett wurde plötzlich mein Laken nass und das machte mich stutzig. Da dämmerte mir, dass die Fruchtblase geplatzt war! Männlein und ich freuten uns, dass die Geburt losging. Ich war so voller Glückshormone, dass ich vor Freude hätte springen können.
Nach etwa einer halben Stunde Schlaf schreckte ich auf, geweckt durch eine Hammerwehe. Sie rollte so schmerzhaft an, dass ich aufstöhnte und mich gleichzeitig freute: Jetzt geht es wirklich los! Die Uhr zeigte 00.00 Uhr an. Ich weckte meinen Mann. Bis halb eins blieben wir noch liegen, in der Zeit hatte ich schon fünf Wehen. Also bereiteten wir die Geburtsräume vor. Stellten in Schlaf- und Wohnzimmer Kerzen auf, schützten Boden und Bett teilweise mit Wickelunterlagen, Männlein pumpte den Pool mitten im Wohnzimmer auf und befüllte ihn. Die Wehen waren von Anfang an so schmerzhaft wie bei den anderen Geburten in der Übergangsphase! Daher war mir recht schnell klar, dass unser Kind im Wohnzimmer kommen wird, wo der Pool war, der Erleichterung versprach.
Nach der ersten halben Stunde kamen die Wehen mit einer Minute Pause dazwischen bis keine Pause! Also bis zur eigentlichen Geburt insgesamt viereinhalb Stunden Hammerwehen von einer unglaublichen Schmerzintensität. Zum Glück konnte ich in den Pool steigen (ca. 01.35 Uhr), wo es halbwegs auszuhalten war. Ich schaute ins Kerzenlicht und lauschte der Gitarre meines Mannes. Es war so schön, im eigenen Haus zu sein, die Kinder und den Hund in der Nähe zu wissen, das warme Kerzenlicht, die Stille…
Ich bin mit Wehen immer super klargekommen, hab sie veratmet und war ziemlich ruhig dabei. Aber diese Geburt sollte anders werden. Ich konnte die Wehen nur mit lautem Tönen auf A und O ertragen. Kaum Pausen zu haben machte mir zu schaffen. Der Muttermund öffnete sich nur langsam, was mich verwunderte angesichts der Wehenstärke. Die Wehen strahlten vom Kreuzbein bis in die Beine, Bewegen war nur eingeschränkt möglich, und die Wehen dauerten teils fast 2 Minuten. Wenige Male habe ich den Versuch gewagt, aus dem Wasser zu steigen und mich zu bewegen. Aber Vierfüßer ging gar nicht, am Seil hängen auch nur kurz, Umherlaufen ebenso. Ohne das warme Wasser hätte ich die Wehen nicht ausgehalten.
Um 04.50 Uhr tastete ich, wieder im Pool liegend, wieder nach dem Muttermund. Er war noch immer sehr weit oben und hinten und erst 4 cm geöffnet. Ich war frustriert, obwohl ich wusste, dass es auf einen Schlag schneller gehen kann. Es kamen aber Gedanken wie: Was, wenn die Kinder bald wach werden? Kommt unser Kind evt. erst mittags zur Welt? Jetzt wäre es doch perfekt! So eine Ruhe! Und was, wenn ich diese Wehen noch stundenlang aushalten muss?
Also rief ich die Hebamme an (04.55 Uhr). Sie sollte kommen und eine Vermutung äußern, wie lange es wohl noch dauern wird. Übergangsphase. Aber das wusste ich in dem Moment nicht, denn die Wehen waren die ganze Zeit so heftig, dass ich die Eröffnungs- und die Übergangsphase nicht trennen konnte. Die Hebamme sagte, sie fährt bald los. Kaum hatte ich aufgelegt, verstärkte sich der Druck im Becken. Ich spürte schon seit 2 Stunden einen Pressdrang, der schwer zu ertragen war, aber jetzt wurde er übermächtig. Ich saß in der hohen Hocke am Beckenrand und legte die Arme über den Rand, Männlein saß mit einem Stuhl rechts neben mir. Ich wollte den Muttermund wieder tasten, da stellte ich fest, dass er vollständig eröffnet war! Und ich spürte den Kopf meines Babys und sagte meinem Mann, dass das Baby kurze, aber viele Haare hat!
Ich konnte es einfach nicht glauben, innerhalb von etwa 10 Minuten war der Muttermund von 4 auf 10 cm aufgegangen und ich hatte Presswehen!
Mit der nächsten Wehe spürte ich, wie der Kopf sehr tief ins Becken rutschte. Es war so befreiend! Ich redete und redete irgendwas von Gleich kommt der Kopf! Komm, Kind, komm! Komm! und mit der nächsten Wehe war der Kopf am Ausgang. Ich hielt die ganze Zeit meine Hand hin und drückte bei der nächsten Wehe mit. Erst leicht, dann einmal unter einem Schrei kräftig, und ich spürte, wie der Kopf meines Kindes geboren wurde. Ich hielt meine Hand immer noch am Kopf und sagte Er ist da, der Kopf ist da!. Ich fühlte, ob die Nabelschnur um den Hals ist, aber was ich ertastete, was nur Halsspeck von meinem Kind:-) Und mit der nächsten Presswehe kam mit einem weiteren Schrei der Körper hinterher. 05.10 Uhr. Vor 15 Minuten hatte ich die Hebamme angerufen, nicht ahnend, dass ich bereits kurz vor der Geburt war.
Ich nahm mein Kind sofort hoch, drehte mich im Wasser um, setzte mich hin und legte mein Kind auf meine Brust. Ich war die ganze Zeit in einem vollbewussten, gar nicht tranceartigen Zustand, und überglücklich und stolz. Von 4 cm bis zur Geburt waren vielleicht 15 Minuten vergangen, unser Sohn war mit zwei Presswehen geboren. Der Durchtritt war im Vergleich zu den Wehen vorher ein Leichtes. Ich spürte, dass ich nicht verletzt war. Mein Sohn ist wirklich fast rausgefallen. Er schrie, sobald ich ihn aus dem Wasser gehoben hatte, und hörte lange nicht auf. Er röchelte ein wenig, atmete aber gut und ich streichelte ihm den Rücken, der als einziges noch Käseschmiere hatte.
Ich stand nach einigen Minuten auf, wir wickelten Babylein in ein rotes, dickes Handtuch, und dann stieg ich aus der Wanne. Ich legte mich in mein Bett, mein Kind dauernd bei mir, und kaum 10 Minuten nach der Geburt saugte er kräftig an meiner Brust. So herrlich! So ein hübscher kleiner Mann, so ein süßer Saugmund, so dicke Backen!
Um 05.35 Uhr, also noch keine halbe Stunde nach der Geburt, wurden die Kinder wach. Was für ein Glück, dass sie durchgeschlafen hatten und nun, im genau richtigen Moment, aufwachten! Sie bestaunten ihr Brüderchen bei mir im Bett, waren voller Ehrfurcht. Schön war dieser Moment, aber gleichzeitig hatten bei mir die Presswehen noch nicht so richtig aufgehört. Die Plazenta wollte kommen, aber ich hatte solche Schmerzen im Kreuzbein, dass ich mich kaum bewegen konnte. Ich fühlte mich wie gelähmt in den Beinen und konnte, mit Baby auf dem Arm, dessen Nabelschnur auch noch so kurz war, dass es gerade zum Stillen reichte, der Plazenta nicht helfen.
Als die Nabelschnur auspulsiert hatte, durchtrennte ich sie um 05.45 Uhr mit einer sterilen Schere und war froh, meinen Sohn seinem Papa auf den Arm geben zu können, als kurz darauf die Hebamme vorbeikam. Die Geburt war bereits 1 Stunde vorbei. Alle gingen ins Wohnzimmer und die Hebamme half mir bei der Nachgeburt. Natürlich hätte ich die Plazenta gerne einfach kommen lassen, von mir aus hätte sie auch stundenlang auf sich warten lassen können, aber ich wollte die Schmerzen endlich los sein. Ich kannte nur Nachgeburten binnen 15 Minuten, ohne große Schmerzen, aber das hier war etwas völlig Anderes. Ich spürte einen lähmenden Schmerz aus dem Kreuzbein bis in die Beine, gab mir aber alle Mühe, in unterschiedlichsten Positionen die Plazenta zu gebären. Es half nichts, also ließ ich mich akupunktieren mit zwei Nadeln auf dem Bauch. Ich erlaubte der Hebamme auch, an der Nabelschnur zu ziehen, denn ich hatte selbst durch leichtes Ziehen festgestellt, dass die Plazenta sich gelöst hatte. Gleichzeitig drückte sie sanft auf den Bauch. Ein paar mal pressen, was sehr schmerzhaft war, und da kam sie endlich. Es war ca. 06.15 Uhr, also mehr als eine Stunde nach der eigentlichen Geburt.
Später machte ich noch einen Plazentaabdruck auf ein Papier und trank mit meinem Schatzemann einen Plazenta-Shake.
Unser Baby durfte stundenlang in seinem roten Handtuch mit mir kuscheln und wurde erst am Vormittag von mir angezogen. Mein Mann und ich haben ihn auch selbst gewogen und gemessen, so kamen wir auf 4000-4100 g und ca. 51 cm, der Kopfumfang war 37 cm (der bisher dickste Kopf kam am leichtesten durch!).
Die Hebamme kam dann am 3. Tag wieder, untersucht wurde unser Kind aber nicht und mich auch nicht.
Nicht nur bei der Geburt, auch im Wochenbett herrschten Ruhe und Frieden. Die heilige Stimmung in den Wochen vor der Geburt gipfelte während der Geburt in einem völligen Gottvertrauen, in dem Wissen, dass es richtig ist, was wir tun, und keine Sekunde waren wir uns unsicher es war selbstverständlich, dass wir unser Kind alleine bekommen, und wunderschön trotz der Schmerzen. Insgeheim hatte ich nach der schmerzarmen Geburt meines zweiten Kindes auf eine fast schmerzlose Geburt gehofft, aber so war es auch gut, denn es hat mir gezeigt, was ich zu leisten in der Lage bin. Ich hoffe, unser Kind hat genau die Geburt bekommen, die er sich gewünscht hat. Und ich fühle mich als Frau noch einmal mehr bestätigt und bin unendlich stolz darauf, empfangen, gebären und nähren zu können.