Dagmars 2. Alleingeburt

Hier die zweite Alleingeburt von Dagmar: ungeschminkt, drastisch und lebensnah, nach typsch Dagmarscher Art, so wie sie es bei www.parents.at gepostet hat.

Viel Spaß beim Lesen! 😀

Nachdem sich Yuriko (eine Frau aus dem Forum – Anm. von mir) gestern frech vorgedrängt hat, obwohl sie erst heute Termin hatte, gab es für mich natürlich kein Halten mehr, und ich hab Rizinusöl probiert.
Nach der obligaten Scheißerei hatte ich so ca. ab 20 Uhr Kontraktionen, die mich aber eher an Vorwehen/Übungswehen/Braxton-Hicks-Kontraktionen erinnerten, zwar regelmäßig, aber einfach nicht die „Regelschmerzen“, die ich von früher kannte. Und der blutige Schleimbatzen, den ich immer am Anfang der Wehen gehabt hab, kam auch nicht. Also bin ich frustriert schlafen gegangen. Um ca. 3 Uhr bin ich wie üblich das erste von drei Mal nächtlichem Lulumüssen aufgewacht, Bauch wieder einmal hart. Ich denk mir, Rizinusöl ist ein Schaß, da kriegst nur schmerzhafte Vorwehen, aber keine richtigen. Vorm Schlafen waren sie alle 7-8 Minuten, jetzt schon alle drei Minuten, und zwar so regelmäßig, dass mir das verdächtig wurde. Ich geh also in mich und versuche, den Muttermund zu erwischen (nicht mehr so einfach wegen blad). Ich spüre ein kleines Gupferl Fruchtblase von vielleicht 2 cm Durchmesser, und wie ich wieder aus mir herausgehe, hab ich blutige Finger und fang kurz einmal zum Blaazn an. Dann leg ich das große Gummituch mit einem Leintuch drüber auf mein Bett, drei Bettschutzeinlagen übereinander auf die Gebärbank im Badezimmer und verknipse noch die letzten Fotos vom alten Film und gib einen neuen rein.
Zwischendurchinformation: Es HAT diesmal weh getan. Ich musste mein ganzes Repertoire aufwenden, dass es zum Aushalten war. Ich glaube aber, das liegt an der Einleitung. Die Wehen haben sich nämlich ganz anders angefühlt als bei den beiden ersten Malen. Irgendwie dürfte bei der Rizinussache was fehlen, und zwar, dass der Muttermund weich gemacht wird. Deshalb ist mir auch der Schleimbatzen nicht rausgefallen, und den ersten Verdacht hab ich schon bei 2 cm statt bei 4 cm gehabt.
Ich hab dann noch eifrig im Forum herum geschrieben, aber nix gesagt. Und dann bin ich zwischen Badezimmer und Bett hin und her gewandert. Die Regina Zsivkovits hat einmal gesagt, das erste, was frau machen soll, wenn frau merkt, dass die Wehen losgehen, ist schlafen gehen. Das hab ich zwar schon gemacht, aber es fehlt mir noch was. Durch die hei-Hormone bin ich zwischen den Wehen außerdem ziemlich entspannt und sehr schlafbedürftig. Ich hab zwei hauptsächliche Stellungen: Breitbeinig am Betteck und Hintern in der Höh. Von beiden hab ich mir ein bisschen Schlafen versprochen, nachdem das Liegen nicht mehr möglich war. In der Badewanne ist es dann gegangen, dass ich mich drin verspreizt hab und sekundenweise eingeschlafen bin. (Da war auch ein Unterschied zu den früheren Geburten: Rücklings in der Badewanne liegen war diesmal angenehm.) Zwischendurch hab ich aber wieder rausmüssen. Es war mir angenehm, wenn ich zwischen den Bettstellungen und der Badewanne gewechselt hab, und zwar wie ich Lust hatte. Und nachdem ich abwechselnd in der Badewanne liegen wollte und nur Wasser über mich rieseln lassen wollte und zwischendurch auch blutige Schleimbatzen das Wasser verzierten, hatte ich sicher auch einen skandalösen Verbrauch in dieser Nacht.
Ich bin dann zwischen den Wehen – egal, wo ich grad war – IMMER eingeschlafen, auch im Sitzen, und die haben mich dann so überfallen, das ich beschlossen hab, lang mach ich das nimmer. Nachdem die DagmarR’sche Regel „Wenn es anfangt, weh zu tun, ist es Zeit zu pressen.“ diesmal eh nicht gestimmt hat, hab ich sie geändert auf „Wenn ich nimmer mag, leg ich einen gepflegten Abschluss hin.“ Ich hab noch schnell einmal mein Astrologieprogramm zu Rate gezogen. 12.34 Uhr hätte mir zwar am besten gefallen, aber das wollte ich echt nicht mehr abwarten. Die Badewanne rief wieder nach mir. Ich bin diesmal zwischen den Wehen so richtig lang und tief eingeschlafen, dass ich richtig erholt war, aber dann mit immer härteren Wehen brutal und überfallsartig aufgeweckt wurde. Und irgendwann kam eine Wehe, da hab ich mir gedacht AUS! – raus aus der Wanne, auf die Gebärbank und gepresst. Das Platzen der Fruchtblase und das Gefühl wie er runterrutscht waren einfach herrlich, hab keine Ahnung, was ich da für Geräusche gemacht hab. Dann den Kopf geboren. Ich hatte mir übrigens einen Spiegel hingestellt, damit ich es „von vorn“ sehen kann. Voll geiler Anblick! Das gehört zu den absolut unbeschreiblichen Dingen, die in diesem Moment so faszinierend und gleichzeitig eigentlich eh total einfach sind, und wo frau in dem Moment weiß, dass einer das absolut NIEMAND wegnehmen darf. Ich hab zuerst den Hinterkopf gesehen und gespürt, hab angedrückt, die Öffnung ist größer geworden, der Anblick wunderschön (ich hab übrigens nicht diesen komischen Dammwulst gehabt, den man sonst immer sieht), dann war der Kopf heraußen und ist da gehängt. Ich hab gleich hingegriffen und gespürt, dass auf einer Seite noch ein Stück wassergefüllte Fruchtblase war. Er hat sich nicht so schnell gedreht wie meine Töchter, die ja praktisch rausgefallen sind, wie der Kopf draußen war, und so ist er einmal eine Weile mit dem Kopf da gehängt. Nicht besonders lang, auch nur ein paar Sekunden, aber eben auch nicht gleich raus gefallen. Und dann hab ich noch einmal gepresst, und er ist rausgefallen und bäuchlings vor mir gelegen, die Nabelschnur ist einmal über dem Rücken gelegen. Und ich war BAFF! Ich hab zwar gewusst, dass das passieren wird, aber was frau dann wirklich empfindet, ist ganz was anderes, unbeschreiblich. Einfach ein Wahnsinn! Ich wollte ihn ja erst eine Weile anschauen, hab da ja auch einmal im Geburtsforum heftig drüber diskutiert, aber dann musste ich ihn einfach nehmen. Wie das ist, so ein dampfendes, warmes, verschmiertes, ganz frisches Neugeborenes, das brauch ich ja nicht beschreiben, kann ich eh nicht, einfach überwältigend. Heul! So schön!
Links und rechts neben der Gebärbank hab ich es plätschern gehört und hab noch Handtücher hingeschmissen, und mich dann auf die nächstuntere Bettschutzeinlage gesetzt. Die obere hat das nicht derpackt, ist übergegangen. Ich hab dann ein paar Anrufe getätigt, war aber eher kurz angebunden. Die Plazenta wollte diesmal schnell raus, und das war mir auch recht. Ich hab sie abgeschnitten, den Emil in eine große Flanellwindel eingepackt, weil es ja draußen kühler war als im schwülen Badezimmer, hab mich ins Bett gelegt und festgestellt, dass es doch fast eine Stunde war, die ich nach der Geburt noch im Badezimmer war. Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Und an die Zeit nachher im Bett kann ich mich auch nicht so gut erinnern.
Tochter2 ist dann gekommen, hat mir dieses und jenes gebracht, dann wollte meine Schwester unbedingt kommen, und ich hab sie auch unter den üblichen Bedingungen (Sushi) reingelassen. Später dürfte auch Tochter1 aufgewacht sein, ihre Box abgehört haben, ist sofort gekommen, und unter Einfluss von Restalkohol hat sie so eine bunte Faschingspapierspirale übern Emil ausgeblasen.

Der Emil hat übrigens einen kleinen Schönheitsfehler durch das lange Hängen: Er ist blau im Gesicht. Das ist aber nur ein Hämatom durch den Druck. Wenn er schlaft, geht es weg, und wenn man drauf drückt, ist es nachher rosa.
Er hat übrigens noch nicht richtig getrunken, nur ein bissl angesaugt, aber nicht richtig fest, so wie ich das von den anderen gewohnt bin. Er ist irrsinnnig rot, ich bin weiß, und zusammen schauen wir recht witzig aus.

Und das Schlimmste: Fotos gibt es keine. Das war mir in dem Moment einfach blunzn.

Und die Sicherheit? – Eine kleine Statistik

201 Alleingeburten (vorwiegend im englischsprachigen Raum),
davon 18,4 % Hochrisikoschwangerschaften,
27,36% Schwangerschaften mit mittlerem Risiko.
46,76% sahen in der Schwangerschaft keinen Arzt, sondern machten ihre Vorsorge selbst.

Von diesen 201 Frauen sind 8,45% ins KH „umgezogen“
(4,97% vor der Geburt, 3,48% nach der Geburt),
2 Frauen brauchten einen Kaiserschnitt.
Das sind 0,99%
bei einer derzeitigen KS-Rate bei Krankenhausgeburten von bis zu 30%.
Neugeborenensterblichkeit: 0 %
Probleme in der Neugeborenenphase, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machten: 0 %

Mehr hier (allerdings auf englisch):

http://www.unhinderedliving.com/stats.html