Blitz-Alleingeburt: Wenn das Baby schneller ist als alle

Mein Schwester hat ihr zweites Baby bekommen – und ich bin zum zweiten Mal Tante geworden! Vielleicht erinnern sich manche an ihre erste Geburt, die ich damals geschildert habe. Diesmal lief alles gaaanz anders als damals und diesmal meldet sie sich auch selbst zu Wort. 🙂

Jack Leonard ist mein zweites Kind. Und wie bei seinem Bruder vor ihm musste die Geburt mal wieder in irgendein Extrem ausarten …

Diesmal bin ich vorbereitet … hab ich gedacht. Diesmal hab ich so viel Bauchtanz gemacht … und ja, das Hüftewackeln ist nicht nur für die Ausrichtung des Kindes gut, sondern lindert auch die Hüft- und Bauchschmerzen gegen Ende der Schwangerschaft. Diesmal bekomme ich mein Kind zuhause und mein Mann ist dabei und alles in Ruhe bei Kerzenschein und Tee. Mal sehen, ob mein großer Sohn dann schläft. Mit Papa ist das aber auch egal, weil er ihn beruhigen kann, egal was ist … oder der Kleine geht zu den Nachbarn oder zu ner Freundin. Haben ja ne Auswahl am Start.

Hauptsache nicht wie beim letzten Mal … Geburt ziemlich genau 4 Tage nach Blasensprung … mit vielen, vielen, vielen Wehen … aber wenigstens natürlich. Da hat sich das Aushalten gelohnt. (Diese Geschichte findet ihr hier.)

Samstag kurz vor 24 Uhr Blasensprung. Ok, dann kommt es morgen … alles tutti … erstmal schlafen. Das ging auch erstaunlich gut.

Sonntag so hier und da ’n fester Bauch, mal regelmäßig und dann wieder nix. Gegen Abend noch kein Kind da. Na gut. Vielleicht wartet es, bis es ruhig ist und der Große schläft. Im Bett kommen wieder Wehen … aber nix, was ich ernsthaft als Start ausmachen würde.

Montag. Ich konnte wieder gut schlafen. Ein paar mehr Wehen waren es schon … aber das Kind ist immer noch nicht da. Ich schick mein Mann auf Arbeit. Schlimm genug, wenn einer wartet … aber wenn zwei sinnlos rumhocken, kann ich mich noch weniger entspannen. Treppenlaufen? Mich stressen mit Übungen? Öhm, neeee. Ich bin fit und gut vorbereitet.

Der Große spielt und ich male das Babybild, das ich schon die ganze Schwangerschaft über malen wollte. Hab während dessen regelmäßig Wehen. Bissel doller, aber noch kein Zeichen für mich, dass es los geht.

Mittag rückt ran. Der Große braucht Mittagsschlaf und ich muss nochmal auf den Topf. Na, schau an … wenn das nicht der legendäre Schleimpfropf ist! Dann geht es jetzt vielleicht mal richtig los.

Ich lege mich mit dem Großen hin und versuche ihn wie jedes Mal einzustillen. Da kommen sie … die Wehen, die veratmet werden wollen. Nur noch ein bisschen aushalten, bis der Große schläft … Pustekuchen. Das wird nix mehr. Erstmal dem Papa Bescheid geben, dass es jetzt auch wirklich los geht. Dann Geburtsplatz vorbereiten, solang das noch geht.

Ich versuche, die Wehen möglichst lustig zu veratmen … was nicht immer so funktioniert. Außerdem versuche ich zwanghaft, einen Notfallkontakt für Jim zu aktivieren … der steht nämlich noch immer nölend neben mir in Wohnzimmer, ist müde und will ne Brust. Und zwei die jammern … keine so gute Kombi.

Vergeblich warte ich auf Ablöse und mein Mann braucht mindestens ne Stunde, bis er hier auftaucht. Eine Wehe folgt der nächsten und zwischendurch versuche ich den Großen zu beruhigen. Ich bin wütend, dass ich niemanden für Jim finde … entweder nicht da oder nicht zu erreichen. Doch dann muss ich innerlich lachen über die skurrile Situation. So hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Aber ja … wann ist schon eine Geburt, wie man sie sich vorstellt?

Und dann, eine halbe Stunde nachdem der Papa informiert war … da kam sie. Die erste Presswehe. Ich glaub, so schnell hatte ich meine Hose noch nie aus. Da kam nicht nur ne Presswehe… da kam der Kopf und das ganze Kind wurde innerhalb dieser Presswehe geboren. Ich stand vor der Couch und fing was mir da in die Finger glitt. Fruchtwasser platschte auf die Auslage. Der Große fing an zu weinen. Da stand ich nun vor der Couch. Unter mir ne Sauerei, in meinen Händen der frischgeschlüpfte Erdenbürger und neben mir mein Sohn, der mit der Gesamtsituation überfordert war.

Was tun? Beruhigende Worte an meinen Großen. Mich selbst erstmal setzen, Klamotten aus und Baby auf die Brust. Das ist der Moment, in dem einem einfällt, was man alles vergessen hat. Küchentücher, warmes Wasser, Nabelklammer, ein großes Handtuch für mich und die Heizung aufdrehen. An meinen Händen war Schmiere und Blut, aber zum Glück war mein Handy in Reichweite. Als nächstes hab ich dem Papa und der Hebamme Bescheid gegeben … doch beide kamen gefühlt erst nach ner Stunde.

Was nun? Ich musste mir was zum Anziehen besorgen und irgendwie mein Chaos ordnen. Den Großen konnte ich ablenken, indem ich ihm mein Handy gab und er damit beschäftigt war, im Messenger Tiere und Autos einzugeben.

Nach einer Weile Sitzen entschied ich mich (nach meinem Gefühl und weil ich aufstehen und mir was anziehen wollte) nochmal zu pressen und die Plazenta los zu werden. Das tat ich … nur war ich irgendwie überrascht, als sie auf die Auslage platschte und darüber hinaus Blutspritzer auf Gardine und Teppich hinterließ. Oha … mein armer Mann … ein Glück hat er mit Backpulver alles raus bekommen. Ich war frei und kroch wie Rumpelstilzchen durch die Wohnung, zog mir was an, knuddelte den Großen und versuchte wieder, den Kleinen an die Brust zu legen … was der Große da grade gar nicht lustig fand. Dann kam die Hebamme im Doppelpack.

Sie haben ne Bestandsaufnahme gemacht und gecheckt, ob alles i.O. ist. Und dann kam mein Mann auch. Jeaaa … da war ich sehr erleichtert und der Große war versorgt.

Das war es soweit … bis auf einen Riss in der Schamlippe war alles intakt bei mir.

Mein letzter Tipp: Gottvertrauen und: Lasst euch nicht stressen vor und während der Geburt. Warum Gottvertrauen? Ich hab es maximal drauf angelegt, habe mich auf ihn verlassen und wurde nicht enttäuscht … die Ausführung würde hier aber den Rahmen sprengen.

Viel Erfolg euch da draußen mit euren eigenen Entscheidungen und selbst erlangten Erfahrungen. :*

 

Ihr möchtet euch auf eine Geburt in Eigenregie vorbereite – sei es allein, mit Partner, Doula, Hebamme oder im Krankenhaus? Mein Buch „Alleingeburt – Schwangerschaft und Geburt in Eigenregie“ vermittelt euch eine gute Portion Grundwissen und Vertrauen in die Geburt, die andere Ratgeber nicht enthalten.      – Sarah Schmid

 

Alleingeburt beim ersten Kind – in einer Jurte auf Sizilien

Die Frau in diesem Berich bekommt ihr erstes Kind und entscheidet sich für eine Alleingeburt – bei einer Gemeinschaft auf Sizilien in einer Jurte.

Fest stand, ich wollte eine Hausgeburt. Obwohl ich mich in der Großstadt nicht mehr wohl fühlte und obwohl ich keine Auswahl bei der Hebamme hatte, ging ich erst den Kompromiss ein. Ich dachte, so sei es sicherer bei der ersten Geburt. Aber im Laufe meiner Schwangerschaft fühlte ich immer mehr, dass ich mich gerne in die Natur zurückziehen wollte. Dass ich mich am besten mit meiner Urkraft verbinden könne, da wo ich mich wirklich wohl fühle. Und nachdem die Hebamme mir zum wiederholten Male drohte, ich könne keine Hausgeburt haben, wenn mein Eisenwert nicht höher sei oder mein Scheidenpilz wieder auftauchte und sowieso mit ihrer Liste wedelte, auf der tabellarisch Dinge standen, wie zum Beispiel: Wenn die Plazenta nach so und so viel Minuten nicht raus käme, müssten wir ins Krankenhaus, und ich davon sogar Alpträume hatte, fasste ich den Entschluss, meinem Instinkt zu folgen.

Wir organisierten alles, um uns auf Sizilien in der mongolischen Jurte von Freunden für sechs Monate in einem Ökodorf, indem wir zuvor zwei Jahre lebten, ein Nest auf Zeit einzurichten. Welch ein Segen! Ich erfuhr von der Option einer Doula, was sich super stimmig für mich anhörte und ich bestellte einen Geburtspool. Wir (ich hochschwanger am Steuer, denn mein Partner hat keinen Führerschein – ja, selbst ist die Frau) fuhren schnurstracks mit unserem Van von Berlin nach Sizilien. Und ja, es war wunderbar, meinem Impuls zu folgen. Alles lief wie am Schnürchen. Bis auf, dass die frei laufenden Kühe am Tag, als die Wehen einsetzten, die Schläuche der Zisterne verschoben hatten und wir kein Wasser bereit fanden für den Pool. Mein Partner rief die anderen Gemeinschaftsmitglieder zusammen und alle bildeten eine Kette zum Fluss, um Wasser im Kessel auf dem Lagerfeuer zu erhitzen, um den Pool in der Jurte zu füllen. Und so war ungeplant reges Treiben um mich herum, das ich aber nicht als störend empfand, sondern mir ein wunderschönes Gefühl von Zusammenhalt und Umsorgtsein gab. Ich war derweil im Zelt, mal auf allen Vieren, mal aufs bett gestützt, in einer anderen Welt in Geburtstrance, konzentriert atmend. Lange verstand ich nicht, wie weit der Geburtsverlauf schon voranging und so riefen wir meine Doula erst sehr spät. Sie kam und setzte sich ruhig im Abstand neben mich. Als es dann fast soweit war, erinnerte sie mich in einem Moment, als ich es vergaß, dass ich meinen Atem benutzen kann. Sie reichte mir Wasser, als ich es verlangte und ließ mich sein. An einem Punkt, wurde ich ungeduldig und fragte nach, ob der Pool denn schon voll sei. Ich wäre nun wirklich bereit fürs Wasser. Fast zeitgleich kamen mein Partner und ein helfender Freund und standen mit dem letzten Kessel verdutzt im Türrahmen, denn sie wurden Zeugen von einem lauten Urgebrüll und einem kleinen Wesen, dass dann doch auf dem Holzboden zur Welt kommen wollte.

Die Plazenta ließ ein wenig auf sich warten, aber ich war Gott froh, dass ich Zeit hatte dafür. Mein Scheidenpilz war nach der Geburt weg und mein Kind unversehrt. Wir machten eine Tinktur aus einem Stück der Plazenta und ließen sie im Lotusstil abfallen. Danach wurde darauf ein neuer Baum in der Gemeinschaft gepflanzt.

Nach diesem wunderbaren Geburtserlebnis habe ich inzwischen beschlossen, auch andere Frauen als freie Doula zu unterstützen – ganz zu ihren Bedingungen.

Gut zu wissen: Eine Doula ist eine Frau, in der Regel mit eigener Geburtserfahrung, die andere Frauen nicht-medizinisch bei der Geburt begleitet. Eine freie Doula ist eine, die auch Alleingeburten begleitet – etwas, das die meisten anderen Doulas sich verpflichtet haben, nicht zu tun.