Ich hab wieder einen schönen Geburtsbericht für euch. Viel Spaß beim Lesen und genießen. 🙂
Am 27.07.2010 umd 5:35 wurde unsere Tochter im heimischen Badezimmer geboren. Die Geburt war einfach perfekt. Ich bin sehr dankbar dafür, denn so hätte ich es niemals planen können – ein tolles Geschenk meiner Tochter.
Vor ein paar Monaten habe ich sehr intensiv mit dem Gedanken gespielt, die Geburt alleine zu machen – auch bedingt durch die Versicherungsgeschichte – die Hebamme, die uns bei der Geburt unseres Sohnes vor drei Jahren begleitet hat, deutete an, offiziell keine Hausgeburten mehr betreuen zu können. (Inzwischen hat sie sich anders entschieden. Sie hört auf ihr Herz und „leistet“ sich das „teure Hobby“ Hausgeburten – auch wenn es sich wirtschaftlich gar nicht lohnt.) Ich hab mich also eingelesen und vor allem im Forum Luxus-Privatgeburt unheimlich viel Anregungen, Informationen und Bestärkung gefunden.
Für mich war also klar, ich kann es auch alleine. Allerdings war mein Partner nicht überzeugt von der Idee, und so stimmte ich zu, dass wir die Geburt mit Hebi machen.
Nun endlich zur Geburt: Vorgestern setzten unregelmäßig Wehen ein, die ich lange als Vor- und Senkwehen einstufte. Am Abend wurden diese aber dann doch seltsam regelmäßig und eine baldige Geburt wahrscheinlicher – aber natürlich längst nicht sicher. Ich schlug dann vor, dass wir erstmal schlafen gehen, wir würden es ja schon mitkriegen, wenn es dann tatsächlich losgeht. Wir schlafen alle zusammen, und die ersten Stunden hat mein nun „Großer“ (3) so schlecht geschlafen wie lange nicht mehr. Er war sehr oft wach – ich hatte jedesmal eine kräftige Wehe (Geschwister können also auch wehenfördernd wirken!). Wahrscheinlich hat er meine anfängliche Aufregung gespürt. Im Laufe der Nacht wurde ich immer ruhiger und es gelang mir unglaublich gut mich auf die immer kräftiger und häufiger werdenden Wehen einzustellen. Es war einfach perfekt. Ich war nicht alleine, mein Partner und mein Sohn waren da – und ich genoß ihre Ruhe, die ihr Schlaf mir vermittelte, das war eine unheimlich wichtige Stütze. So lag ich zwischen beiden, Wehen atmend, total entspannt zwischen den Wehen und war die Pause auch noch so kurz. Ich konnte richtig tief in die Wehen reingehen und hab mir dabei immer vorgestellt, wie der Muttermund sich öffnet. Es war unglaublich. Alle 1 bis 1,5 Stunden ging ich auf Klo, um mich zu entleeren und dort ein bisschen zu atmen (ich konnte in der Hockhaltung super loslassen). Dort tastete ich auch immer nach dem Muttermund und konnte einen sehr guten Fortschritt feststellen (bei drei Zentimeter wurde mir dann auch klar, dass es keine Vorwehen sind…). Dann legte ich mich wieder zwischen meine Lieben und genoss die Ruhe und die Nacht, die Schläfrigkeit und die Entspannung. Die Ruhe, die die beiden Schlafenden ausstrahlen, half mir, meinen Verstand ruhig, schläfrig, entspannt zu halten, so dass ich selbst in den kürzesten Wehenpausen entspannt vor mich hin döste. Immer wenn ich das Gefühl hatte, ich muss meine Position verändern (ich lag auf dem Rücken, Oberkörper und Becken etwas hochgelagert, die Beine aufgestützt und ausgebreitet – wollte ich die Wehe verstärken, habe ich meine Beine mehr gespreizt und das Becken gehoben, wollte ich sie etwas abschwächen, habe ich die Beine etwas mehr zusammen genommen – so konnte ich gut „dosieren“) ging ich aufs Klo, entleerte mich, atmete, trank ein paar Schluck, schaute nach dem Muttermund. Die ganze Zeit habe ich mich total ruhig und sicher gefühlt. Um 4 Uhr fühlte ich noch geschätze 4-5 Zentimeter, als ich um 5 erneut aufs Klo ging war der Muttermund vollständig geöffnet, nur ein kleiner Saum war noch zu spüren. Dass die Austreibungsphase losging, bemerkte ich an meiner veränderten Atmung. Das langsame Ein- und Ausatmen, dass mir bis dahin gut getan hatte, ging nicht mehr. Mein Körper stellte automatisch auf „kurz einatmen und dann feste nach unten atmen“ um. Wahnsinn, oder? Daran habe ich bemerkt, dass nun die „Presswehen“ dran sind. Ansonsten ging es mir unverändert gut. Die ersten dieser Wehen konnte ich auch super veratmen – bis hierher war die Geburt absolut still, lautlos – nur atmen. Nun find ich so langsam an zu tönen und dachte mir noch „Papa, werde wach und komm runter“. Ein paar Minuten später kam er auch – Sohnemann wurde auch gleich wach und schrie, also schickte ich den Papa erstmal wieder hoch um den Kleinen zu holen. Der war schon ziemlich verwirrt, zumal meine Töne immer tiefer und lauter wurden. Zwischen den Wehen konnte ich aber total entspannt und ruhig mit ihm Reden, hab ihn umarmt und ihm erzählt, dass gleich das Baby kommt. Der Papa hat die Hebamme angerufen und das Wohnzimmer hergerichtet – wie sich ein paar Minuten später herausstellte, für die Nachgeburt. Wenige Wehen später zwang mich mein Körper vom gemütlichen Klo in die Hocke und dann ins Stehen. Die Fruchtblase war immer noch nicht geplatzt und ich bat meinen Partner, mir Handtücher hinzulegen – ich rechnete natürlich damit, dass erstmal die Fruchtblase platzt. Ich wollte eigentlich gar nicht pressen, aber mein Körper schob einfach kräftig voran. Eine riesige Welle und die Fruchblase hing raus – und wie ich mit Erstaunen feststellte befand sich der Kopf darin. Also habe ich schnell hingegriffen, die Fruchtplase platzte und ich hatte meine Tochter in den Händen. Ich habe sie an mich gedrückt und „oh Baby, oh Baby“ gestammelt, und im nächsten Moment hab ich sie auf den Arm genommen und sie meinem Sohn gezeigt. Er stand mit Papa direkt hinter mir. Sie schrie ziemlich, bis wir mal auf die Idee gekommen sind, das helle Licht im Bad auszumachen. Dann zogen wir vier ins Wohnzimmer um, aufs vom Papa vorbereitete Sofa. Mein Sohn hat zwei Bücher geholt, die er dem Baby zeigen wollte und kuschelte sich neben mich und seine Schwester 😀 Eine viertel Stunde später kam unsere Hebi. Wir haben noch die Nachgeburt zusammen abgewartet und dann abgenabelt.
Ich bin nicht gerissen, habe kaum geblutet, fühle mich sehr wohl. Natürlich merke ich, dass ich eine ganze Nacht nicht geschlafen habe (naja, inzwischen sind es zwei …, Töchterchen wollte nämlich die ganze Nacht nur nuckeln und trinken, zwischen durch immer wieder Pipi und Kindspech und Sohnemann, der von der andren Seite rankuschelt…), ich erfahre aber ganz wunderbare Unterstützung von unserer Hebi, meinem Partner und meiner Familie. Ich fühle mich bestens versorgt und kann die Zeit richtig genießen – so, wie ich die Geburt genossen habe. Es war einfach unglaublich, wunderbar, perfekt. Die Zeit, die Umgebung, das Gefühl, alles hat gestimmt -so perfekt hätte ich es nicht planen können, nicht mal vorstellen können. Es war ein einziges Fließen, pures präsent sein, abgerundet mit dem schönsten Geschenk – meiner süßen Tochter. Zarte 2840 Gramm, 49cm, geboren mit Glückshaube – ich bin sehr dankbar!