Erstgeburt mit Doula

Sie sind nach Kroatien ausgewandert und erwarten ihr erstes Kind. In Begleitung einer Doula soll es geboren werden. Aber lest selbst dieses Geburtsabenteuer. 😊

Ein Kind entsteht – so empfinde ich das – lange vor Empfängnis. Und so bin ich froh, frühzeitig damit begonnen zu haben, mich mit dem Thema Schwangerschaft/Geburt kritisch auseinander zu setzen.
So war es für mich recht einfach, eine schöne Kugelzeit – komplett ohne Arzt/Ultraschall/etc – völlig im Vertrauen zu genießen (vielleicht half mir auch eine gewisse Naivität, so als Erstgebärende).
Ergänzend muss ich aber erwähnen, dass ich im ständigen Austausch mit einer lieben Hebamme war, die meinen Mann und mich intensiv auf die Geburt vorbereitet hat. Gemeinsam mit dem Buch „Alleingeburt“ von Sarah fühlten wir uns bestens gewappnet!

Am 24.7. gingen mein Mann noch unsere letzte große Abendrunde an der Küste, bei magischem rot-orangen Sonnenuntergang über der Bucht.

Kaum geschlafen, wurde ich am 25.7. um 00:45 wach, musste auf Toilette. Dort dann die Überraschung: eine Zeichnungsblutung!

Ich war komplett aus dem Häuschen, stellte das Foto in die Birth Support Telegram-Gruppe und schickte es auch meiner Doula. Kurz darauf ging ein Schwall Fruchtwasser ab, es hörte nicht auf zu tropfen. Noch konnte ich lachen, aber schon bald überkamen mich die ersten Wehen – die zu Beginn noch im Halbschlaf im Bett und am Ball veratmet werden konnten.

Als die Sonne überm Hafen aufging, zog es mich nach draußen – dort konnte ich im Stehen und Gehen weiter tropfen und veratmen. Die Stunden vergingen, die Wehen wurden intensiver, meine Doula vermutete aber – aufgrund ihrer Erfahrungen – dass das Baby erst nachts kommen würde. Ich hatte aber das Gefühl, es würde noch vor Sonnenuntergang passieren …
So wanderte ich also hin und her, lehnte mich an den Türrahmen; oder kopfüber übern Ball. Ich hatte in meinem Leben selten Begegnung mit körperlichen Schmerzen und empfand es als sehr intensiv … Am Vormittag musste ich mich ein Mal kräftig übergeben, dann wollte auch mein Darm noch sämtlichen Ballast abwerfen – somit verbrachte ich viel Zeit auf Toilette, was aber durchaus auch der entspannendste Ort war.

Wegen Reise-Tourismus stand meine Doula im Stau und ich hatte das beengende Gefühl, ohne sie nicht loslegen zu können. Mein Mann war die ganze Zeit über entspannt, versorgte mich mit Saft und Quetschies.

Am frühen Nachmittag wurden die Wehen so stark, hinzu kam Abwärtsdruck. Die Doula riet am Telefon, ich soll mich zur Schmerzlinderung in die Dusche begeben. Eine Stunde später fand sie mich dort vor – ihr Erscheinen gab mir Kraft. Sofort fing sie an, mich zu bestärken und ermutigen. Mit ihr kamen auch meine Presswehen.
Wir gingen ins Schlafzimmer, ich lag mit dem Oberkörper am Ball. Drückte, schrie, jammerte. Insgesamt dauerte diese Phase zwei Stunden! Zum Teil stand ich – zum Glück – wie betäubt neben mir. Ich betete zu Gott, dass er mir hilft und beisteht.

Im Nachhinein erzählte mir die Doula, dass Viktor seine Hand neben dem Köpfchen hatte. Zusätzlich ließ mein Muttermund ihn zwar durch, aber meine Haut konnte sich nicht dehnen! Die Doula, die ja eigentlich nicht eingreifen darf – aber meine ausdrückliche Erlaubnis bekam – half die Geburt etwas rauszuzögern. Erstens um die Hand zurück zu schieben; zweitens um meiner Haut mehr Zeit für Dehnung zu geben.
Ich zitterte am ganzen Körper, war am Ende meiner Kraft, hab meinem armen Mann die Ohren vollgebrüllt, meine Position tat weh.

Meine Doula erkannte meinen Wunsch nach Positionswechsel, aber auch meine Kraftlosigkeit. Sie half mir, ein Bein aufzustellen. Ich kniete wie bei einem Heiratsantrag und fühlte mich wie bei einem Ritterschlag.

Drei kraftvolle Wehen später und unser Kind erblickte – im wahrsten Sinne des Wortes – das Licht der Welt. Es war 17:11 Uhr; der Raum war in goldenes Licht getaucht.


Gleich nach überraschendem Schwangerschaftstest hatte ich den Namen „Viktor Karlo“ im Kopf; und meine Intuition sagte ganz klar, dass ich einen Jungen unterm Herzen trage. Ohne Ultraschall blieb dies bis zur Geburt eine Vermutung – die sich bestätigt hat.

Viktor kam rosig und schreiend zur Welt – „Juhu! Ich bin hier! Mein Leben beginnt!“ Wir kuschelten einige Zeit im Bett; dann wurde meine Doula etwas nervös: Die Plazenta war noch nicht da! Ich fühlte, dass alles ok war und ich nur etwas Zeit brauchte; aber sie bekam leider – und aufgrund ihrer Erfahrungen – Angst um mich und riet meinem Mann und mir, ins Krankenhaus zu fahren. Tatsächlich saßen wir im Auto Richtung Stadt. Da wir aber ausgewandert sind, waren wir noch nicht ganz ortskundig. Dann war auch der Handy-Akku, und somit das Navi aus! Wir stellten uns auf den Parkplatz einer Pizzeria, bei der wir noch zwei Abende zuvor essen waren. Die Situation war so absurd. Es war Nacht, ich hatte ein kleines Baby mit Nabelschnur unterm Kleid an der Brust, und nie und nimmer wollten wir eigentlich ins Krankenhaus … Schon gar nicht nach einer so friedlich-epischen Hausgeburt! Mein Mann hat laut zu Gott gebetet … und wir hatten beide im Gefühl: Wir müssen umkehren! So sind wir dann wieder heim, haben uns in Ruhe ins Bett gekuschelt. Dank Birth Support wurde uns Mut gemacht in dieser Plazenta-Angelegenheit. Und tatsächlich, 24 Stunden nach Zeichnungsblutung, 7 Stunden nach Viktors Geburt, kam die Plazenta – vollständig und einfach – auf Toilette und ohne Wehen aus mir rausgeflutscht. Meine Doula hat sich beim nächsten Wiedersehen bei mir entschuldigt und gemeint, sie hat noch nie jemanden mit so guter Intuition begleitet und nun durch dieses Erlebnis für ihre zukünftige Arbeit dazu gelernt. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, sie bei meiner ersten Geburt dabei gehabt zu haben! Viktor und ich genießen nun ein strenges Wochenbett. Registriert ist er noch nicht; schon längst sind wir über der Frist (weil uns der Kinderarzt-Check fehlt; zum Glück gibts hier eine gute kritische; leider ziemlich ausgebucht). Aber wir sind weiterhin im Vertrauen, dass wir auch diese Hürde schaffen; alles seinen Sinn hat – und am Ende ist kein Amt es wert, einen ruhigen und harmonischen Start ins Leben aufs Spiel zu setzen. (Mama und Baby müssen hier in Kroatien nämlich auch vor Ort zur Anmeldung kommen.) Ich bin so dankbar für diese erste Geburtserfahrung, die nun den positiven Grundstein für zukünftige Geburten gelegt hat. Mein Mann und ich reden heute schon von Viktors jüngeren Geschwistern. 🙂