Alleingeburt in der Regentonne

Hallo liebe Leser! Heute ein ganz frischer Geburtsbericht einer Mama, die ihr zweites Kind bekommen hat. Ich kenne sie persönlich und hatte das Vorrecht, sie nach der Geburt zu besuchen und auch ihre besondere Plazenta mit eigenen Augen zu sehen. Aber lest selbst. 🙂

Am 04.06.16 war ich den ganzen Tag furchtbar faul und wollte viel Zeit mit meinem Erstgeborenen verbringen. Ein paar Tage vorher hatte ich abends regelmäßige Wehen gehabt und seither wartete ich auf die Geburt, obwohl der errechnete Termin erst der 12. Juni war. Wir fuhren morgens mit meiner Mutter einkaufen, wobei ich nur im Auto kugelrund vor mich hin döste, danach rollte ich mich auf meine Stammliege im großelterlichen Garten und von dort auf die Spielplatzbank , wo ich glücklich (und im Liegen) meinem Sohn beim Sandeln zuschaute. Es begann zu regnen und ich chillte mich nach Hause auf unsere Couch. Ich war ja schon länger ziemlich träge, aber dieser Tag übertraf jeden anderen maßlos. Nachmittags/Abends hatte ich immer mal ein paar nicht schmerzhafte Wehchen und mir fiel auf, dass sie nicht nur zuhause kamen, sondern auch draußen, was bis dahin ungewöhnlich für meine Senkwehen war. Aber mein Schleimpfropf war noch drin und ich hatte auch sonst bis auf meine Faulheit keine Anzeichen für eine baldige Geburt. Kein Durchfall, keine Übelkeit. Also war es ok für mich, dass mein Mann an diesem Abend auf den Geburtstag eines Freundes ging, der allerdings etwa eine Autostunde weit weg stattfand. Im Nachhinein stellte sich das leider als Fehler heraus, denn er war die ganze Geburt über eher unkonzentriert und es blieb vieles an mir hängen während der Geburt zu managen.

Ab 23 Uhr spürte ich deutlich, dass sich was tat. Klara war sehr aktiv und drückte sehr runter, Muttermund stach und Bänder an den Leisten dehnten sich stark … Aber nicht wirklich Wehen. „Vielleicht wird’s nächste Nacht was …“, berichtete ich meinem Mann und legte mich neben mein schlafendes Kind. Es entwickelte sich zu einem Menstruationskribbeln, verbunden mit nicht schmerzhaften Wehen. Schlafen konnte ich aber auch nicht und ich hielt meinen Mann auf dem Laufenden, der sich etwas gestört fühlte. Er wollte den Geburtstag für einen Fehlalarm nicht verlassen und ich wollte nicht, dass er dann sauer auf mich ist. Um kurz nach 24 Uhr beschloss ich, das in Kauf zu nehmen und bestellte ihn Heim. Ich fand es auffällig, dass vor jeder Wehe Kindsbewegungen voraus gingen, als würde Klara sie auslösen. Er wollte in einer Viertelstunde los fahren. Nach 10 Minuten wurden die Wehen schmerzhaft und regelmäßig alle 4 Minuten und dauerten 30s an. Ich forderte ihn auf, sofort loszufahren! In der nächsten Stunde bereitete ich das Wohnzimmer in den Wehenpausen vor. Ich brachte noch eine Kakawindel raus, machte Sprudel, Rolläden runter, zündete die Kerzen und Duftlampe an, räumte Spielsachen weg, legte meinen Alleingeburtsordner raus, machte meine Geburtsmusik an, bereitete das Badesalz und den Schlauch vor. Die Wehen musste ich schon hörbar verschnaufen und mich dabei im Vierfüßler über die Couch oder den Gymnastikball hängen. Gegen 1 Uhr war er dann endlich da und ich sagte ihm, er solle bitte sofort die Adapter anschließen und die Tonne füllen. Leider klappte das nicht reibungslos, da das Warmwasser nicht ganz reichte und wir immer wieder warten mussten, bis wieder warmes Wasser kam. Am Ende erreichten mir nur 36, statt 37 Grad und ich konnte ziemlich überfällig endlich ins Wasser. Ich bin definitiv nicht der Typ zum Trockengebären und die Tonne verschaffte mir Erleichterung, gleichzeitig wurden die Wehen natürlich heftiger (wegen des Wassers? oder einfach natürlich weil die Geburt voranschritt). Ich schickte meinen Mann immer wieder zu unserem Sohn, um nach dem Rechten zu schauen. Weil ich immer lauter wurde, befürchtete ich, dass er bald aufwachen würde und ließ meine Mutter rufen. Die Wehen kamen nun alle 3 Minuten und dauerten 1 Minute an. Ich war in der Eröffnung und hatte das Gefühl, es zerreißt mich innerlich. Entgegen meiner Erwartung, schaffte ich es gut in mich hinein zu spüren. Ich fühlte die Dehnung des Muttermunds und deutliche Kindsbewegungen. Es war etwa 2 Uhr als ich die Dehnung nur noch schwer ertragen konnte und meinem Mann sagte, er solle mir sagen, dass ich „unendlich weit“ bin. Doch er sagte das nicht, sondern schrieb es ins Protokoll. Die Wehen kamen jetzt jede Minute und dauerten auch eine Minute an. Dann geschah eine Veränderung: Klara stellte ihren Kopf unten irgendwie um, das konnte ich sehr deutlich spüren und die Übergangsphase begann. Ich musste mal groß und überlegte noch, ob ich in die Tonne machen sollte, weil ich Angst davor hatte, die Übergangswehen im Trockenen zu erleben und ging dann doch platschnass aufs Klo, um besser los lassen zu können. Jetzt bemerkte ich auch den Schleimpfropf am Papier und rannte so schnell ich konnte wieder zurück in die Tonne. Um 2:13 Uhr kamen meine Mutter und meine Schwester. Ich schickte sie sofort aus dem Wohnzimmer raus und startete in die nächste Wehe. Sehr laut und sehr lang musste ich tönen, aber es war kein hysterisches Schreien, wie bei Lars, sondern konzentriertes Energie ableiten. Meine Schwester verkraulte ich damit sofort wieder und sie verpasste leider die kurz bevor stehende Geburt. Ich tönte meistens „Aaaaa“ und „Aaaauuuuu“ und wenn ich „Nein“ dachte, tönte ich „Jaaaa „. Diese Phase war sehr schlimm und ich jammerte viel, dass ich nicht mehr mag. Ich überlegte die 5 Minuten ins Städtische in den OP zu gehen und scheiterte daran, dass ich es im Trockenen nicht aushielt. „Es muss doch einfacher gehen“ Kinder zu kriegen, dachte ich mir und warum ich so blöd war, dass ich nochmal eins wollte. Immer wieder belästigten mich die Anwesenden mit ihrer Anwesenheit. Mein Mann „wollte mal gerne nachsehen, wie weit“ ich war. Die Situation war so absurd in meinem Elend, dass ich ihn fast ausgelacht hätte, wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte. Um 2:30 Uhr fühlte ich dann selber mal und spürte die Fruchtblase prall aus dem Muttermund hängen. Kurz danach um 2:46 Uhr platzte sie. Ich presste den Kopf sehr laut nach unten und wollte einfach nur diese unangenehme Situation hinter mich bringen. Er war schon etwas aus der Scheide, da rutschte er plötzlich wieder recht tief rein. Ich war kurz irritiert und machte dann einfach weiter (was auch sonst?!). Die Kopfgeburt fühlte sich an, als würde mir gleich „der A*** platzen“ und das brüllte ich auch immer wieder. Ich sagte meinem Mann, dass er nun leuchten kann und er freute sich ganz aufgeregt, dass der Kopf schon da war. Er rannte raus, um Kind und Oma zu holen und ich rief ihm hinterher, dass er Fotos machen soll. Wir warteten alle gemeinsam auf die letzte Wehe und ein paar Minuten tat sich nichts, auch drehen wollte sie sich nicht. Um 2:58 Uhr schoss sie dann aus mir heraus. Ich schnappte mir ein Ärmchen und zog das Kind an die Wasseroberfläche. Sie fing sofort an zu schreien und beeindruckte uns mit ihrer Laut- und Willensstärke. Außerdem war sie wie Lars damals rosig und sauber. Nur zierlicher war sie ganz offensichtlich. Die Nabelschnur war so kurz, dass ich Klara gerade so an der Luft halten konnte und ich hatte Mühe sie richtig zu halten. Da kam ein Handtuchangriff von meinem Mann und ich sagte ihm, dass ich keins brauchte und warf es zurück. Er versuchte wieder es uns aufzudrücken und ich musste mich weg drehen, damit er kapierte, dass ich „den Scheiß nicht will!“. Ich konnte auch erst nicht nachsehen, ob sie jetzt wirklich ein Mädchen ist (wie bei Lars verzichtete ich auch diese Schwangerschaft vollständig auf Ultraschall), weil die Nabelschnur so spannte. „Was ist es denn jetzt, Steffi?“ Meine Mutter war ganz ungeduldig und mein Sohn und ich stellten fest, dass meine Klara also tatsächlich ein „Muschele“ hat. Wie damals Lars, sah sie gar nicht aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie hatte schwarze Haare (mein Mann ist rot, ich blond) und auch im Gesicht sah sie uns gar nicht ähnlich. Sie sah nur etwas wie Lars als Neugeborener aus. Schon nach wenigen Minuten bekam ich wieder eine Wehe und drückte sehr laut heulend die Plazenta raus. Sie blieb erst noch in der Scheide hängen und nachdem ich sie rausgepopelt hatte, hatte ich Sorge, dass sie nicht vollständig sein könnte. Auch, weil sie so komisch aussah.

Nun fand ich auch heraus, woher meine Sorgen um Klara kamen, die in der Schwangerschaft immer wieder auftraten. Eine ganz leise, rational nicht erklärbare Angst, sie könnte nicht gesund sein. Ich zweifelte viel, ob mir nicht ein Ultraschall Klarheit verschaffen könnte. Aber wahnsinnig viel erkennen kann der auch nicht und was, wenn er meine Sorgen bestätigen würde? Sie würden nur wachsen, denn ändern kann der Ultraschall nichts. Vielleicht kam die Angst ja auch nur, weil es eben eine große Aufgabe ist, selbstverantwortlich zu sein. Dann hätte ich ihn umsonst über mich ergehen lassen. Und wären die Sorgen dann weg? Vermutlich nicht, denn es gibt um einiges mehr Erkrankungen, die ein Ultraschall gar nicht erkennen kann, als die wenigen, die er sieht (oder auch oft genug fälschlicherweise zu sehen glaubt). Ich entschied mich dazu, die Ängste auszuhalten. Sollte im Zweifel etwas sein, würden die 5 Minuten Fußweg zur Kinderklinik reichen. Die allermeisten Fehlbildungen werden ohnehin erst Tage nach der Geburt bei der U2 vom Kinderarzt erkannt und bei sehr schweren Fällen, wenn ein Kind nicht lebensfähig ist, kann da auch kein Arzt was dran ändern. Der Grund für meine Sorgen musste Klaras Plazenta gewesen sein, die einen seltenen Nabelschnuransatz hatte, den man als „Insertio velamentosa“ bezeichnet und der etwa bei jeder 100. Plazenta vorkommt. Klara selbst ist völlig gesund, das hat die Kinderärztin mir bei der U2 auch bestätigt.

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Leider riss ich auch diese Geburt wieder schlimm am Damm (DR 2.Grades), obwohl ich Klara in der tiefen Hocke und im Wasser geboren habe und sie mit einem 35 cm Kopfumfang kleiner ist als Lars es war (37 cm). Ich vermute, dass die Hebamme bei Lars die beiden Rissseiten nicht so zusammen genäht hat, wie sie hingehören, und die Stelle deshalb nicht so stabil zusammen wachsen konnte, sodass die Naht bei diese Geburt wieder auf ging. Nun habe ich nicht nähen lassen in der Hoffnung, dass ich jetzt da unten wieder so verheile, wie ich hingehöre und evtl. etwas größer, damit das nächste Kind durchpasst. Außerdem war es das letzte Mal sehr schmerzhaft, unten zugenäht zu werden und zu sein und diese Plage habe ich mir diesmal erspart. Bis jetzt macht mir der Riss keine Probleme und laut Hebamme verheilt er gut. Also hoffentlich war das der letzte Riss meines Lebens.

Auch wenn diese Geburt wieder eine gewaltige Aufgabe war, wenn auch nicht so schlimm wie beim Ersten, würde ich es wieder so machen. Allerdings nicht in den nächsten zwei Jahren, so viel Pause muss sein. Evtl. würde ich auch ganz alleine gebären (also auch ohne Familie), denn es ist auch nicht leicht, es mir unter der Geburt recht zu machen, wenn mein Nervenkostüm vor Schmerzen sehr dünn ist und die Anwesenden vor lauter Aufregung (verständlicher Weise) unkonzentriert werden.

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Ich möchte mich auch hier nochmal bei dir bedanken, liebe Sarah, für die vertrauensvolle Beratung in allen Themen der Mutterschaft und des Lebens generell. So viele Mütter und damit natürlich Kinder profitieren von deinen Erfahrungen und Erkenntnissen und du bist mir ein großes Vorbild. Was hab ich für ein Glück, dass es dich gibt!

 

 

Liebe voll verbunden statt lieblos entbunden – Alleingeburt beim zweiten Kind

Hallo, liebe Leser! Ich darf heute einen – wie ich finde – ganz bezaubernden Bericht mit euch teilen. Die erste Geburt dieser Frau fand im Krankenhaus statt. Die zweite dann daheim in Eigenregie. Hier berichtet sie über diese Geburt Geburt, aber auch über ihren Weg hin zu mehr Selbstbestimmung. Eine Lieblingsstelle von mir: 

„Wenn es um einen herum ganz still wird, kann man unglaubliche Dinge wahrnehmen.“

Aber lest selbst. 🙂

Nach der Geburt meines ersten Sohnes war mir klar, so entmündigt möchte ich mich in meinem Leben nimmer mehr fühlen. Eine angstbesetzte Schwangerschaft, mit eingeleiteter Geburt als Finale. Durch Unwissenheit ließ ich all die Interventionen zu und fühlte mich dabei oft gar nicht mehr wie eine erwachsene Frau. Trotzdem war der Moment, in dem ich meinen Sohn das erste Mal im Arm halten und stillen durfte, der schönste meines Lebens. Nun hatte ich für das Leben meines Sohnes ab Geburt recht konkrete Vorstellungen: Stillen nach Bedarf, keinerlei Impfungen, Familienbett, Tragen, windelfrei … Ich hatte nur leider die Schwangerschaft und Geburt schlicht nicht berücksichtigt. Aber man entwickelt sich ja weiter. Von nun an machte ich die bewusste Erfahrung, dass wildfremde Menschen über mich und das Leben meines Sohnes bestimmen wollten. Da fiel irgendwie über die Zeit der sprichwörtliche Groschen.

Die Schwangerschaft mit meinem zweiten Sohn begann leider mit einer recht starken Blutung, was mich doch wieder in die Hände meiner Frauenärztin trieb. Dort wurde mir auch sogleich die Hoffnung auf eine intakte Schwangerschaft genommen. Meine Anmerkung, ich hätte einen sehr langen Zyklus und das kleine Wesen in meinem Bauch sei zwei Wochen jünger als es die gängigen Errechnungsmethoden sagen, wurde belächelt. Nun gut, zwei Termine später war da „plötzlich“ ein Kindlein und der voraussichtliche Geburtstermin wurde um meine bereits bemerkten zwei Wochen nach hinten korrigiert ;-).

Ich fühlte mich von Mal zu Mal unwohler und erlaubte keine vaginalen Untersuchungen mehr, was ich stichhaltig begründen sollte. Ich spürte die Verärgerung meiner doch sonst so zurückhaltenden Ärztin. Dann sagte sie mir, dass sie schließlich die Verantwortung trüge und das war der letzte Schups in die richtige Richtung. Von nun an gab ich mir und meiner innewohnenden Intuition eine Chance. Arztstimmen können ja so laut sein! Wenn es um einen herum ganz still wird, kann man unglaubliche Dinge wahrnehmen.

Von dieser Warte aus betrachtet, schmerzte mich mein erstes Schwangerschafts- und Geburtserlebnis noch bewusster. Eine Zeit der Aufarbeitung und Selbstfindung begann, was für eine Chance. Ich bin heute tatsächlich eine andere. Die, von der ich schon sooft träumte, wird realer und ich habe solch eine Freude, ihrer Entwicklung zuzusehen. Werde, wer du bist, sagte ein wissender Philosoph.

Meine Vorbereitung auf die Geburt, über Bücher und Geburtsberichte all dieser mutigen selbstbestimmten Frauen, mündete aufgeregt freudig und etwas ungewiss am 09.05.16, in mittäglichen regelmäßigen Zehnminutenwellen. Etwa zwei Stunden lang und dann plötzlich alle fünf Minuten regelmäßig ebenfalls zwei Stunden lang, jedoch nicht sehr kräftig. Dann… Ruhe. Die sprichwörtliche vor dem Sturm, obwohl es Sturm nicht wirklich trifft, ehr Brise.

So war es Abend geworden und ganz still um uns, meinen Sohn, meine Frau und mich. Gegen 21.00 Uhr dann eine sehr kräftige Welle, gerade zu Beginn vom aufgezeichneten Börne und Thiel Tatort. Den haben wir bis heute nicht zu Ende gesehen 😉 … Ab dort zehnminütig gut zu veratmen bis 23.00 Uhr, dann hielt ich es liegend im Bett nicht mehr aus und weckte meine Liebste aus ihrem wohlverdienten Schlaf.

Wir betteten unseren schlummernden Sohn auf dem Sofa und verkrümelten uns still und leise im Bad. Dort blieb ich, bis zum Impuls in die Wanne zu steigen, recht komfortabel mit jeweils einem Buch als Erhöhung unter den Füßen (alte und neue Rechtschreibung, hihi…), auf der Toilette sitzen und ganz in meinem Geburtsmikrokosmos versunken. Alle drei Minuten ganz mitreißende Wellen auf mein Baby zu. Ich war wie im Rausch. Es war urgewaltig wundervoll. Dann ein zartes Plop, Fruchtblase geplatzt, im gleichen Zuge der Schleimpfropf gelöst und nun wusste ich, es ist ganz bald soweit.

Meine Liebste war meine stille Begleiterin, meine Gefährtin, einfach nur da. Ich stieg in die warme Badewanne und die Wellen wandelten sich unmittelbar in den unbezwingbaren Drang zum Pressen. Es war ein so mächtiges Gefühl, ich lachte glücklich und flüsterte: Langsam… Ich tastete nach seinem Köpfchen, aber dort war nur absolute Weichheit zu spüren. Meine Berührung löste sogleich die nächste Welle aus und als ich wieder tastete, spürte ich die Wölbung des Kopfes. Mit einem euphorischen Lachen wurde der Kopf geboren und bewegte sich zwischen meinen Schenkeln hin und her. Ein irres Gefühl. Ein kleiner selbstbestimmter NEIN-Sager. Und so unendlich weiches Haar. Liebste, dass musst du fühlen und schon ihre Hand gepackt und an seinen Kopf geführt. Pure Glückseligkeit. Die nächste Welle brachte mit einer Drehung seinen kleinen Körper zu uns.

Die Zeit war dahin geflogen, um 1.57 Uhr am 10.5.16 entließ mein Tor zur Welt meinen zweiten Sohn ins warme Nass. Unter der Wasseroberfläche konnten wir ihn das erste Mal betrachten. Er hatte seinen Mund zu einem Begrüßungsschrei geöffnet und es fiel mir schwer, ihn nicht in einem Anflug von Panik unsanft aus dem Wasser zu reißen. Kaum mit dem Kopf aus dem Wasser gehoben, brüllte er auch schon ein kräftiges Hallo und kuschelte sich im warmen Wasser auf meiner Brust zusammen. Alles gut, rosig und wundervoll. 3400g, 57 stolze cm und einen Kopfumfang von 36 cm.

Für die Geburt der Plazenta zogen wir auf’s Sofa nach nebenan. Etwa zwei Stunden nach der Geburt, gegen vier Uhr, mit einer recht starken Welle war es soweit. Unser verschlafener Erstgeborener kam im perfekten Moment dazu und bestaunte seinen kleinen Bruder und auch die Plazenta interessierte ihn sehr. Wir hatten im Vorfeld viel darüber gesprochen und er hatte so überhaupt keine Berührungsängste.

Ein traumhaftes Wochenbett mit Lotusgeburt und Selbstabnabelung vier Tage nach der Geburt folgten. Ein kräftiger Tritt und der Übergang in unsere Welt war vollendet. Eine Geburt, welche so wundervoll perfekt, in unserem heutigen Gesundheitssystem niemals möglich gewesen wäre.

Danke, Sarah und all den tollen Frauen da draußen, welche um diese vollkommene Weiblichkeit wissen.