Leben ohne Schule – Wie wir lernen

Heute mal ein Beitrag nicht zum Thema Geburt. Aber da es einige interessiert, erzähle ich euch mal, wie unsere Kinder ohne Schule leben und doch was lernen. 😉

Die meisten Dinge lernen sie eigentlich aus dem Alltag mit uns. Kochen, Einkaufen, Nähen, Wäsche waschen, im Garten arbeiten …

Daran knüpfen sich automatisch typische Schulfächer: Einkaufslisten müssen geschrieben werden, Zutaten abgewogen, Pflanztiefen gemessen und Wechselgeld nachgezählt werden.

Vormittags haben wir meist eine Zeit, wo außerdem das schulisch geübt wird, was sich nicht so ganz von allein ergibt. Momentan ist das zum Beispiel die Schreibschrift. Mir ist es persönlich wichtig, dass die Kinder eine Schreibschrift lernen. Das Lesenlernen bringen sich manche Kinder selbst bei, manche wollen dabei aber gern begleitet werden. Das ist also auch etwas, das ggf. vormittags geübt wird. Genauso wie Englisch.  Wobei sich das auch gut über Filme und Besucher aus dem Ausland lernt. Dank Besuchern über workaway.info kann unsere Große schon ziemlich gut Englisch. Mit dem Französischen ist es für uns nicht so einfach, obwohl wir in Frankreich sind, da hier eben fast überall auch elsässisch (ein deutscher Dialekt) gesprochen wird. Da haben wir jetzt aber eine Lehrerin gefunden, die ins Haus kommen wird. Eine ganz Klassische, aber ich bin offen und gespannt, wie die Kinder das aufnehmen.

Das, was wir Schulisches machen, ist in jedem Fall auf den Vormittag beschränkt und der Nachmittag ist frei und entspannt.

Die beiden Großen lernen außerdem ein Musikinstrument – hier vor Ort an der Musikschule.

Welche Materialien nutzen wir? Unser Schulschrank quillt über und unsere Bücherkisten auch.

Eigentlich macht die Arbeit mit diesen Büchern nur ein Bruchteil des Lebens ohne Schule aus. Aber weil die meisten durch die Schule so geprägt wurden, hält man diesen Teil für besonders wichtig und entsprechend gibt es dazu häufig Fragen. Deshalb  im Folgenden die klassischen Schulmaterialien, die wir gern nutzen:

Zum Lesenlernen die Fibel von Mildenberger: Das Buch verwendet das Prinzip Lesenlernen nach Silben, was mir gut gefällt und das Lernen leicht macht.

Zum Erlernen einer Schreibschrift nutzen wir einen Schreibschriftlehrgang ebenfalls von Mildenberger: Zum Schreibenüben der besten Lehrgang den ich finden konnte. Auch wenn wir die Silben nicht mit blau und rot im Wechsel schreiben. Das haben unsere Kinder – jedenfalls die, die damit schon schreiben gelernt haben – nicht gebraucht. Aber trotzdem gefallen mir das Gesamtkonzept und die Illustrationen besser als die von vielen anderen Hefte, die ich mir angeschaut habe.

Besonders beliebt sind außerdem die Hefte der Stars-Reihe: Hier darf sich das Kind für die Bearbeitung von (meist) zwei Seiten einen Stern einkleben.

Und Alfons Lernwelt, ein Computerlernprogramm, mit dem auch unsere Fünfjährige schon begeistert arbeitet: Alfons, der kleine Geist, kommentiert geistreich und witzig und begleitet durch die Übungen. Man verdient sich mit dem Durcharbeiten der Übungen Heller, die man einsetzen kann, um sich ein Zimmer einzurichten oder andere spaßige Dinge zu machen.

Die Welt mit ihren Themen darf bei uns zu Hause auch nicht fehlen.

Diese Karte von www.weltkarten.de durfte ich für euch testen. Sie ist auf Leinwand, aber es gibt sie auch auf Holz, Alu und natürlich Papier. Ich mag die unaufdringlichen Farben dieser Version. Die Aufhängelösung ist erfreulich einfach gestaltet. Ein bisschen schade ist, dass die Schrift bei kleinen Städtebezeichnungen nicht mehr lesbar ist und sich manchmal farblich auch kaum vom jeweiligen Hintergrund abhebt. Da muss man ziemlich nah herangehen. Schade ist auch, dass die größeren Versionen gleich so viel teurer sind. Unsere ist die 100×50 cm Variante. Aber auf jeden Fall sehr dekorativ und ein schönes Accessoire für das Lernen zu Hause.

Was ist nun das schönste am Lernen ohne Schule?

man darf ausschlafen

man kann sich seinen Tag frei einteilen

nachmittags warten keine Hausaufgaben

und es gibt kein Mobbing und kein Ärger mit Lehrern.

Was sind die Nachteile?

In unserem Fall, dass die Kinder nicht automatisch französisch lernen, wie das der Fall wäre, wenn sie hier in die Schule gingen.

Freunde findet man nicht auf dem klassischen Weg, aber dafür gibt es zum Glück Nachbarn, Vereine und Schulfreitreffen.

Interessiert am freien Lernen? Lust, etwas für die Bildungsfreiheit in Deutschland zu bewegen? Werde doch Mitglied der Schulfrei-Bewegung

45 Gedanken zu „Leben ohne Schule – Wie wir lernen“

  1. Schön dass Du mal was zu diesem Thema schreibst. Vielleicht magst Du noch einen Link zur Schulfrei-Bewegung anfügen? Für alle Interessierten, die z.B. in Deutschland leben und noch Ideen bei der Umsetzung des Freislernens und dem Umgang mit den Behörden brauchen?
    Liebe Grüße
    Lara

  2. Danke,liebe Sarah! Auch hier wieder ein Vorbild! Ich möchte es genauso machen. Mal schauen wie wir den Weg hier in Deutschland gehen werden. Vielleicht dann ja doch im Ausland… Herzlich Fanny

    PS habe am 28.5. 17 ET… Mal sehen wie es diesmal wird. Leila kam ja vor zwei Jahren in der Wanne Et +12. Baby zwei… Auf jeden Fall auch zu hause 😉

  3. Liebe Sarah!
    Danke für diesen Einblick! Ich habe schon öfter davon gehört, Nadine Wenger macht das, soweit ich weiß, mit ihren Kindern ja auch so. Beeindruckend und eine Vision von Leben, wie ich es mir im tiefsten Inneren auch wünschen würde. Aber ich würde mich nicht trauen. Allein der Gedanke, ganz allein für jegliche Bildung meines Kindes verantwortlich zu sein, überfordert mich massiv. Meine Tochter geht hier in Österreich ganz regulär zur Schule und ich hoffe, sie überlebt es halbwegs unbeschadet. Ich selbst verdiene mein Geld aktuell auch noch in genau diesem Hamsterrad unseres Systems, mitunter bestimmt auch ein Grund, warum ich es immer mehr in Frage stelle, je länger ich die Entwicklungen und vorallem die Kinder, und was das System schlussendlich aus ihnen macht, so aus nächster Nähe beobachte. Natürlich soll das aber kein Pauschalurteil sein. Vielleicht ist es anderswo auch ganz anders…
    Eine Frage habe ich: Was passiert danach? Wie kommen eure Kinder zu einem anerkannten Abschluss und z. B. zu einer Zulassung zu einem Studium? Oder zu sonst einer weiterführenden Schule oder Berufsausbildung?

    Viele liebe Grüße
    Lisa

    1. Liebe Lisa,
      so eine große Bürde ist Bildung nicht. Es ist nur wie mit allen Bereichen des Lebens, die wir an irgendwelche Experten abgegeben haben: Man denkt, die können das ja viel besser, weil sie es gelernt haben. Irgendeine Kompetenz wird einem auch schnell abgesprochen, denn man hat ja das passende Diplom dazu nicht in der Tasche. Dabei ist Lernen etwas, das vom Kind ausgeht – schon von Anfang an. Laufen und Sprechen lernen braucht normalerweise ja auch kein geschultes Personal. So kann es mit allem anderen weitergehen, wenn man den Zwang aus dem Kopf bekommt, dass man dem Kind was eintrichtern muss oder es bleibt blöd. Das ist glaube ich die größte Hürde für Eltern, die selbst im Schulsystem groß geworden sind. Das Delegieren der Bildung an Experten führt dazu, dass das Vertrauen in das Lernen als natürlichen Prozess fehlt.
      Einen Abschluss können sie auf verschiedenen Wegen erreichen. Sie können sich entscheiden, irgendwann normal in die Schule zu gehen, um Abschlüsse zu machen. Sie können den Realschulabschluss auch als externe Kandidaten ablegen – um dann, wenn sie wollen, abiturvorbereitend auf ein Gymnasium zu gehen, oder auch hier sich in Eigenregie auf das Abitur in der externen Prüfung vorzubereiten. Da sollen sie dann selbst wählen, was sie wie wollen. Ich denke persönlich nicht, dass das Gelingen im Leben primär von einem Abschluss abhängig ist. So viele Jugendliche haben einen Abschluss und sind völlig planlos, wie sie ihr Leben leben wollen, was sie erreichen wollen. Sie haben nicht gelernt, etwas selbst zu wollen und zu verfolgen, denn die Schule hat ihnen solche Entscheidungen bis zu ihrem 18. Lebensjahr abgenommen. Da gab es keine Notwendigkeit, sich damit auseinanderzusetzen, wohin es im Leben gehen soll und meist auch keine Zeit, sich und seine Begabungen groß auszuprobieren. Aber wenn man eine Vorstellung davon hat, was man will und seine Ziele verfolgen kann, dann ergibt sich der Rest von selbst.

  4. Liebe Sarah,

    eigentlich habe ich sehr viele Vorbehalte gegen Homeschooling und Freilernen, finde dein Vorgehen aber doch interessant.

    Ich habe aber schon noch ein paar Fragen:
    – Orientierst du dich an einem deutschen Grundschul-Curriculum?
    – Wie willst du verfahren, wenn du dir die Wissensbestände nicht mehr aus dem Ärmel schütteln kannst? Mir ist klar, dass du Abitur und ein abgeschlossenes Studium hast. Aber zum einen kommt ja ständig neues Wissen hinzu, und zum anderen bist du zwar vermutlich noch ganz fit in Chemie und Biologie, aber was ist mit Mathe, Sozialkunde, Geschichte, Literatur?
    – Du schreibst, dass du Abschlüsse für überbewertet hältst, weil es Menschen gibt, die trotz eines guten Abschlusses keine Perspektive haben. Das mag in wenigen Fällen stimmen, wobei Perspektive für mich nicht heißt, dass man sechs Monate nach Abschluss des Studiums seinen Traumjob in Festanstellung gefunden haben muss. Die Umkehrung deiner Aussage, nämlich dass Menschen ohne (höheren) Schulabschluss oft gute berufliche Perspektiven haben, stimmt aber meines Erachtens ganz und gar nicht, vor allem nicht in
    unserer Zeit, wo schon die Mehrzahl eines Jahrgangs Abitur macht. (Ja, ich kenne die prominenten Beispiele von Schulabbrecher-Karrieren.) Ich würde deshalb meine Kinder –
    normale Intelligenz vorausgesetzt – auf jeden Fall motivieren, das Abitur zu machen, auch wenn sie dann einen handwerklichen Beruf ergreifen wollen, schon um sie mit einer breiten Allgemeinbildung auszustatten, die ihnen sehr unterschiedliche Wege eröffnet.
    – Du schreibst, ein Vorteil des Lernens zu Hause sei es, dass es kein Mobbing und keinen (!*) Ärger mit Lehrern gäbe. Offenbar siehst du Mitschüler und Lehrer grundsätzlich als Feinde deiner Kinder. Finde ich merkwürdig. Natürlich will ich echtes Mobbing nicht verharmlosen. Aber ist das an normalen Grundschulen, die nicht gerade in den ganz harten Vierteln von Berlin oder Hamburg liegen, wirklich so ein Problem? Ich finde es grundsätzlich wichtig, dass Kinder sich auch mit ihrer sozialen Umgebung auseinandersetzen, und auch Lehrer sind nicht in erster Linie da, um Kinder zu quälen.

    Beste Grüße

    Ulrike

    * Nix für ungut, aber das überall zu beobachtende Schwinden der Akkusativformen kann ich einfach nicht kommentarlos hinnehmen. Ja, ich bin Deutschlehrerin.

    1. Liebe Ulrike,
      Ja, ich orientiere mich am deutschen Grundschul-Curriculum. Unsere Kinder dürfen selbst entscheiden, was sie mal werden wollen und werden sich dann auch informieren und so auf die nötigen Abschlüsse vorbereiten, wie sie das für richtig halten. Ob das nun über die Schule laufen wird oder nicht ist ihre Wahl. Meine Aufgabe sehe ich darin, mit ihnen Grundfertigkeiten zu trainieren, die es ihnen ermöglichen, weiteres Wissen selbstständig zu erwerben. Im Zeitalter von Youtube und Internet ist das auch von zu Hause aus möglich. Wenn das immer noch nicht reichen sollte, kann man sich auch einen Lehrer ins Haus holen (wir wir es aktuell mit Französisch tun) oder eben in die Schule gehen – wenn das der vom Kind gewünschte Weg ist.
      Ich sage nicht, dass Menschen ohne Abschluss automatisch gute Chancen haben. Aber ich sage, dass Menschen, die motiviert sind etwas zu schaffen, die gelernt haben, aus Eigenantrieb und nicht aufgrund von Gängelung von außen Wissen zu erwerben, auch aus eigenem Antrieb einen Abschluss machen, wenn es das ist, was sie zum Erreichen ihrer weiteren Ziele brauchen.
      Um Allgemeinbildung geht es beim Abitur ja eher nebensächlich. Das meiste an Schulstoff ist wenige Jahre nach Abitur vergessen. Es geht um das Papier, den Darf-Schein, studieren zu dürfen oder um zu beweisen, dass man bestimmten Anforderungen gerecht werden kann. Wenn mein Kind diesen Darf-Schein braucht, wird es den erwerben. Ob auf der klassischen Schullaufbahn oder auf anderen Wegen. Dazu ist es nicht nötig, von der ersten Klasse an die Schule durchlaufen zu haben. Ein Einsteigen in der 10 Klasse wäre z.B. auch möglich. Oder die komplette Prüfungsvorbereitung zu Hause. Auf diesem Weg kann man als Externer zuerst den Realschulabschluss und dann das Abitur machen. Es gibt viele Wege.
      Mobbing IST ein großes Problem. Es ist sehr weit verbreitet und wird gern ignoriert. Noch mehr in den Zeiten der sozialen Medien und Smartphones. Soziale Umgebung und soziales Training haben meine Kinder auch ohne Schule.

      1. Also geht’s noch Sahra??????????????YouTube?????????????????????? und Internet als Ersatz für Schule, dafür aber geeignet für `’Homeschooling‘? bzw ‚Freies Lernen‘? Was bitte ist das?
        Geburt im Garten als Beispiel auf YouTube. Ist mir total unverständlich, dass man Kinder via YouTube und Internet bilden kann.. Das ist wie vor den TV setzen vor 25 Jahren. Auf welchem Niveau bzw. mit wem kommunizieren Sie? Warum ist Mobbing ein so großes Thema für Sie, wo doch Ihre Kinder im wohlbehüteten Elsass leben? Französisch lernen gehört halt dazu wie in Deutschland die deutsche Sprache zu lernen. Sie präsentieren sich im Internet und TV,
        sind aber keineswegs professionell unterwegs.

        1. Willkommen im 21. Jahrhundert. Klar geht Bildung über Youtube und das Internet! Nicht ausschließlich, aber es ist eine gute Ergänzung. Mobbingerfahrung musste unsere Große in einer deutschen Schule machen. Und ich übrigens meine ganze Schullaufbahn lang, deshalb weiß ich, was das bedeutet. Mit der französischen Sprache hat das nichts zu tun – die die Kinder natürlich lernen: mit einer echten Französischlehrerin, weil sich Sprache so am besten vermitteln lässt und ich so gut nicht Französisch kann. Warum Sie mir erzählen müssen, ich wäre nicht professionell unterwegs, entzieht sich mir … Ich habe zwar viel Wissen angesammelt, aber nicht das Bedürfnis, damit in den Augen überkritischer Menschen zu bestehen oder besonders professional zu erscheinen. Was ich erzähle, versuche ich so rüberzubringen, dass es ein normaler Mensch versteht. Darum geht’s mir. Mehr nicht.

          1. Liebe Sarah,
            nachdem ich mir Ihren YouTube Beitrag „Alltag mit 6 Kindern“ angeschaut habe , hat sich für mich bestätigt, was ich angenommen habe. Ich würde mich wirklich nicht getrauen solch einen Alltag ins Netz zu stellen. Sie reden mit den Kindern in einem Ton, den Sie sich von jeder/m Erzieher/Lehrer/in verbieten würden. Ihre Kinder gehen untereinander genauso empathielos um, wie Sie mit Ihren Kindern den Alltag verbringen. Ihre älteren Kinder scheinen total unterfordert und gelangweilt zu sein, während Ihre 3 jüngeren Kinder auch nur nebenherlaufen. Die Tischmanieren sind erschreckend sowie das ganze Ambiente in Ihrem Haus. Ja man kann Frei Lernen propagieren wie Sie es tun, aber das was Sie hier präsentieren , hat damit nichts zu tun. Sie leben im Opportunismus, grenzen dadurch Ihre Kinder aus, die sich bestimmt in ein paar Jahren nach mehr sehen, als nach einer Mutter die fern ab der heutigen Welt lebt. Kinder müssen auch andere Familienstrukturen und Lebenswelten kennenlernen. Das scheint es bei Ihnen nicht zu geben. Wir waren 6 Kinder und immer waren andere Kinder im Haus, zu Mittag oder zum Übernachten oder wir waren bei Freunden/innen. Sie leben abgeschottet im Elsass, verweigern Ihren Kindern die Schule, wegen eigenen Mobbingerlebnissen ! Haben Sie sie mal überlegt, warum sie diese Erlebnisse hatten. Sie bereiten Ihre Kinder gerade auf diese Erfahrungen vor, indem Sie Ihre Kinder nur auf Ihre Familie bzw. Erfahrungswelt reduzieren. Das Interview mit Ihrer Tochter Johanna ist total erschreckend und keineswegs lobenswert wie es die ’na ja‘ normalen YouTube User Ihnen bestätigen. Ich rate Ihnen dringend, Ihre Kinder nicht im Elsass zu isolieren, sondern in die Schule gehen zu lassen. Sie können das nie handeln, was Sie sich da ausdenken. Da mir klar ist dass Sie diesen Kommentar nicht veröffentlichen werden noch ein persönliches Wort an Sie: Ein Blick in den Spiegel und nicht nur Profilneurose via Internet.

          2. Hier ist niemand isoliert, hier sind jede Woche Kinder im Haus, es wird auswärts übernachtet, Leute besucht etc. Die Leute, die an dem Tag da waren, wo ich das Video gemacht habe, habe ich natürlich nicht auf Youtube gestellt, denn das darf ich nicht ohne ihr Einverständnis oder bei Kindern das der Eltern. Wenn Sie meinen, über mich so ein Urteil fällen zu können oder müssen, tun Sie das. Ich liebe unser freies Leben und wir sind glücklich als Familie und mit dem was wir tun. Wie viele andere übrigens auch, die es machen wie wir.

      2. Da kann ich nur zustimmen. Mobbing ist ein sehr großes Thema geworden. Auch in den Grundschulklassen auf dem Land, wo es keinen sozialen Brennpunkt gibt. Ich selbst musste dies am eigenen Leibe erfahren. Daher resultiert auch mein Interesse an Homeschooling.
        Momentan besuche ich die 12. Klasse und bin im Juni diesen Jahres mit der Schule fertig. Vorteile von Homeschooling sehe ich besonders in dem Prozess des Lernens. Obwohl ich in den letzten vier Halbjahren sehr oft in der Schule aus gesundheitlichen Gründen gefehlt habe , sind meine Leistungen stark gestiegen und ich bin entspannter und ausgeglichener geworden, da ich mehr Zeit für mich selbst habe und in kürzerer Zeit den Schulstoff in besserer Qualität nachholen und teilweise mir komplett selbstständig erarbeiten konnte.
        Den Unterricht finde ich heutzutage sehr belastend, nicht weil das Verstehen des Schulstoffes anstrengend wäre, sondern weil meine Mitschüler und auch die Lehrer mich am Lernen und wirklichen Verstehen hindern. Der Schulstress von dem Alle reden, wird nicht durch das Pensum des Stoffes ausgelöst, sondern durch die Interaktion mit den Mitmenschen. Ich bekomme soviel mit, was ich nicht mitbekommen wollte, und so überlege ich ständig wie ich die Probleme von anderen Menschen lösen kann, was ein großer Energiefresser ist.
        Aus diesem Grund habe ich auch schon seit ca. der zweiten Klasse rumgejammert, wann ich denn endlich studieren gehen kann, weil dort das Wissen im Vordergrund steht und ich weniger mit sozialen Problemen konfrontiert werde.
        Doch entgegen der Annahme, dass ich durch den geringeren Kontakt mit anderen Menschen eine geringere Sozialkompetenz habe, kann ich das Gegenteil bestätigen. Ich kann mir, wenn ich selbstständig und alleine lerne, selbstständig Zeiten raussuchen, wann ich mich mit Menschen konfrontieren möchte. Dadurch genieße ich die Interaktion deutlich mehr, als wenn ich dazu gezwungen werde. Daraus resultiert auch ein großer Punkt: Freiwilligkeit!
        Als Freilerner lernen die Kinder wirklich freiwillig und ihnen wird der Spaß und die Freunde am Lernen auch nicht so schnell vergehen, als Kindern, die in die Schule gehen, Kinder, die zum Lernen gezwungen werden. Meiner Meinung nach kann man Kindern nicht mehr schädigen, als ihnen Dinge aufzuzwingen, die sie wirklich nicht wollen.

        Leider besteht ja immernoch in Deutschland die Schulgebäudeanwesenheitspflicht bis zur 9Klasse. (Nur kurz zur Info: Ich weigere mich den Begriff Schulpflicht zu benutzen, da dieser für mich impliziert, dass ich dort Bildung verpflichtend erhalte. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass ich des öfteren im Unterricht saß und absolut nichts gelernt habe. Das hat die Lehrer auch nicht wirklich gestört…) Ich hoffe, dass wenn ich in vielleicht 10Jahren das erste Mal Mama werde, ich mir (bzw. das Kindchen sich selbst) endlich aussuchen kann, ob es zur Schule gehen oder Zuhause lernen möchte.
        Klassen mit über 30Schülern (ich bin in einer Solchen), werden aber für mich keine andere Möglicheit übrig lassen, als in ein anderes Land auszuwandern, wo Homeschooling erlaubt ist bzw. es kleiner Klassen gibt.

        LG Florentine

  5. Liebe Sarah,
    vielen Dank für diesen Einblick in euer schulfreies Leben! Ich bin Lehrerin und genau deshalb würde ich auch am liebsten schulfrei mit meinen Kindern leben. Ich habe unter anderem erkannt, dass unser Schulsystem Kinder und Jugendliche instrumentalisiert und z. B. das ganze Gerede von Individualisierung und Differenzierung nur Geheuchel ist. Besonders von der Lehrerausbildung weiß ich, dass es im Prinzip nur eine Linie gibt der alle zu folgen haben. Die Lehrerausbildung ist eine derartige Gehirnwäsche, nicht ohne Grund dauert die Ausbildung zum Lehrer mit beiden Examen so lange.
    Wir leben derzeit kindergartenfrei und ich sehe, dass meine Kinder sich bestens entwickeln und ihren Altersgenossen oft sogar voraus sind, dabei viel ausgeglichener sind und eine sehr gute Bindung zu uns Eltern haben. Hätten wir keine Schulpflicht in Deutschland, würde ich diesen Weg weiter gehen. Aber die Angst vor dem Jugendamt ist zu groß und ein Umzug ins Ausland ist hier nicht möglich. Ich freue mich für euch dass es bei euch möglich ist! Alles Gute!

    1. Hallo Janina,
      wo hast du denn studiert? Und für welches Lehramt? Ich studiere Grundschullehramt in Nürnberg und kann nicht bestätigen was du über die Ausbildung schreibst, ich finde, dass Themen wie Individualität, Inklusion, alternative Notengebung, dort ansetzen, wo das Kind steht, etc. einen sehr hohen Stellenwert haben. Im Praktikum sieht es mitunter anders aus, das ist schade. Aber von Gehirnwäsche kann auch da nicht die Rede sein, jedenfalls habe ich das bisher nicht erlebt. Ich hatte zu Beginn des Studiums natürlich das Bild vom Grundschulunterricht im Kopf, wie ich ihn selbst erlebt hatte. Davon ist so gut wie nichts mehr übrig geblieben, von Frontalunterricht und alle machen zur selben Zeit denselben Stoff mit denselben Zielen ist hier keine Spur!
      Ich glaube man darf das Ganze nicht schwarz-weiß sehen. Ich bin von daher weder prinzipiell für noch prinzipiell gegen Schule, fände es aber auch immens wichtig, dass es in Deutschland eine legale Möglichkeit für Homeschooling gäbe.
      Ich finde es toll, wenn Kinder so aufwachsen können, habe aber auch den Eindruck, dass Schule sich verändert und es nicht mehr überall so ist, wie wir Eltern es vielleicht selbst erlebt haben. Ich denke, Schule müsste transparenter sein, man müsste die Möglichkeit haben, sich eine Lehrkraft auszusuchen/zu wünschen, nachdem man verschiedene Lehrkräfte kennen-lernen konnte, man müsste jederzeit in der Klasse hospitieren dürfen und man müsste eben letztendlich auch das Recht haben, das Kind komplett von der Schule zu nehmen/von vornherein zu Hause zu lassen.
      So wird es wahrscheinlich nie kommen, das weiß ich auch. Aber selbst dann gibt es Lehrkräfte, die das wirklich gut machen! Ich hoffe ihr habt Glück, liebe Janina, und erwischt eine/n von den Guten, wenn es mal soweit ist! (-;
      Liebe Grüße

  6. liebe sarah

    auch ich danke für diesen bericht, er hat mich dazu motiviert, mich in die thematik ein bisschen einzulesen. da wir ja in indien leben und das schulsystem hier alles andere als attraktiv ist, bin ich sehr offen für alternative bildungswege. doch gerade das freilernen braucht auch mut. ich sehe schon, wie ich unsere entscheidung ständig rechtfertigen und erklären müsste, darauf habe ich eigentlich keine lust. das hält mich aber nicht davon ab, die möglichkeit trotzdem in betracht zu ziehen. als mutter jedoch mal ein paar stunden frei zu haben, wenn die kinder in der schule sind, finde ich jedoch auch ein verlockender gedanke 😉

    fanny, wenn du das liest, hast du schon entbunden? habe am 3.6. et, also auch nicht mehr lange 🙂 wird auch bei uns wieder eine alleingeburt und ich freu mich drauf!

    liebe grüsse
    radha

  7. Danke für deine ausführliche Antwort, Sarah. Ich setze mich gern weiter mit dem Thema auseinander, auch wenn ich nach wie vor meine Bedenken habe und aus übergeordneten Überlegungen (s.u.) für die Beibehaltung der Schulpflicht bin.
    Schule IST verbesserungsbedürftig. Das steht außer Frage. Dass Mobbing heute ein allgegenwärtiges Phänomen ist, finde ich erschütternd. Ich begreife einfach nicht, wieso ausgebildete Pädagogen dem nicht Einhalt gebieten können.
    Auch ich habe meine Referendarzeit (ist lange her) nicht als Gehirnwäsche empfunden, und ich finde auch, dass Schule sich sehr verändert hat. Vieles, was es früher nur an progressiven Reformschulen gab, ist heute normaler Standard. Gleichzeitig können die Lehrkräfte mit den steigenden pädagogischen Anforderungen gar nicht mehr Schritt halten. Immer mehr Kinder sind offenbar verhaltensauffällig (für mich kein Wunder, wenn sie mit sechs Monaten in eine Krippe gesteckt werden), viele Kinder können nicht richtig Deutsch. Besonders manche Jungen aus muslimischen oder osteuropäischen Familien haben gelernt, dass Gewalt und Herabwürdigung anderer Kinder ein normales Mittel ist, um sich „Respekt“ zu verschaffen. Das alles sind Probleme, die wir nur durch mehr und besser ausgebildete Pädagogen in den Griff bekommen.
    Ich bin trotzdem oder gerade deswegen nicht für eine Aufhebung der Schulpflicht. Ich zweifle nicht daran, dass Menschen wie du, Sarah, Interesse daran haben, dass ihre Kinder etwas lernen und sie dabei auch fördern. Wir haben es aber nicht nur mit Kindern europäisch geprägter Akademiker zu tun. Was tun mit den Kindern aus Problemfamilien? Was tun mit den Kindern aus Kulturen, in denen Bildung Nebensache ist, die Bildung von Mädchen gar Geld- und Zeitverschwendung? Die einzige Chance, die Kinder dieser Familien in unsere Gesellschaft zu integrieren, läuft über die Schule, so bescheiden die Erfolge auch sind.
    Wir haben keine Alternative. Denn ansonsten wird so manches Mädchen, noch ehe es lesen uns schreiben kann, als Hilfskraft der Mutter und Babysitter für die jüngeren Geschwister abgestellt – und kommt womöglich gar nicht mehr vor die Tür, weil seine „Ehre“ sonst in Gefahr ist. Und warum sollte ein Junge freiwillig zur Schule gehen, wenn man als Drogenkurier oder auf dem Strich zur gleichen Zeit richtig Kohle machen kann? Und wer, wenn nicht Lehrer oder Lehrerin, würde noch darauf aufmerksam, dass ein Kind in der Familie misshandelt oder missbraucht wird?
    In Afghanistan und manchen Regionen Pakistans werden regelmäßig (meist nachts) Mädchenschulen in die Luft gesprengt, weil bestimmte Fanatiker Bildung für Mädchen „unislamisch“ finden. Menschen dieser Geisteshaltung leben jetzt auch unter uns. (Nein! ich meine nicht alle Flüchtlinge oder alles Muslime!) Es darf nicht sein, dass sie freie Hand erhalten, ihre Töchter zu Hause nach eigenem Geschmack zu erziehen.
    Man kann jetzt natürlich einwenden: Ja, und was macht die Schule mit diesen Kindern? – Zu wenig!!! Viel zu wenig!!! Aber auch wenig ist besser als nichts.

  8. Liebe Ulrike!
    Deine Einwände erscheinen mir sehr berechtigt.
    Es muss eine gute Lösung für alle geben!
    Wenn Kinder spüren, dass die Eltern nichts von den schulischen Einflüssen halten, und die Pädagogen wiederum nichts von den Wertvorstellungen der Eltern, woran können sie sich dann sicher orientieren?
    Wäre es nicht möglich individuelle Lösungen zu schaffen? Freilerner Vereinigungen, neben herkömmlichen Schulen, sogar Schulformen, die Eltern mit anderem kulturellem Background, mit gutem Bauchgefühl für ihre Kinder wählen können.
    Ist es nicht am konstruktivsten jeden dort abzuholen wo er steht, um das Potenzial zu entfachen was in ihm steckt?
    Du schreibst Schule macht wenig mit dieser Gruppe von Kindern. Das glaube ich nicht. Ich glaube es macht warnsinnig viel mit ihnen! Es ist bestimmt eine komplett andere Welt. Und ich schätze meist keine heile.
    Ich hoffe in Zukunft wird mehr Raum geschaffen, für individuelle Bildungsbedürfnisse. Ob nun für die Freilerner, oder Menschen mit islamischem Hintergrund.

    1. Liebe EineMutter,

      genau das halte ich für einen Irrweg. Wir können nicht einen Bildungsweg für diejenigen schaffen, die auf dem Boden unseres Grundgesetzes stehen, und daneben einen Bildungsweg für diejenigen, die beispielsweise gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau sind. Wohin soll das führen? Eine Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn für alle ein minimaler gemeinsamer Wertekanon gilt. Also: Gleichberechtigung der Geschlechter, Toleranz, Gewaltfreiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit – um nur ein paar zu nennen. Und dies muss allen Kindern gemeinsam in einer gemeinsamen Schule vermittelt werden. Auch Privatschulen müssen auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und einen verbindlichen Stoffplan abdecken. Ob sie daneben ein besonderes pädagogisches Konzept verfolgen oder besondere Schwerpunkte setzen, ist ihre Angelegenheit. Aber 2 x 2 = 4, im Geschichtsunterricht gelten Fakten und nicht Propaganda, alle Kinder müssen am Sportunterricht teilnehmen, sowohl Mädchen als auch Jungen werden von Frauen und Männern unterrichtet, und im Kunstunterricht werden Werke der italienischen Renaissance gezeigt, auch wenn man da nackte Menschen sieht.
      Wem das alles nicht passt, der darf gern in ein Land seiner Wahl auswandern. Je nach persönlicher Neigung schlage ich Saudi Arabien oder Nordkorea vor.

  9. Noch ein Nachtrag zu der Möglichkeit, Freilernervereinigungen als Alternative zur Schule zu akzeptieren. Das kann ich mir im Prinzip vorstellen, wiederum mit der Einschränkung, dass der Stoff sich an den staatlichen Curricula orientiert und die Grundwerte unserer Gesellschaft vermittelt werden. Wünschenswert scheint mir auch eine regelmäßige Lernerfolgskontrolle (mindestens alle zwei Jahre), denn dass man das Abitur mal eben nachholen kann, wenn vorher nicht viel gelaufen ist, halte ich für eine sehr naive Vorstellung.

  10. Ich verstehe deinen Wunsch nach Gleichheit in den von dir genannten Punkten liebe Ulrike! Aber diese zu erzwingen ist nicht möglich, so wie man lernen nicht erzwingen kann. Man erreicht damit nur das Gegenteil. Ich empfinde deine Einschränkungen als Übergriffig und würde mir wünschen, dass Menschen die wie du denken, lieber mehr an sich selbst arbeiten. Darüber hinaus konzentriere dich aufs überzeugen statt aufs Überwältigen. Damit würdest du mehr erreichen!
    Kein Mensch ist besser oder mehr wert als der andere. Du bist kein Stück besser als der moslemische Familienvater. Die Tolleranzbereitschaft die solche Menschen dir abverlangen, verlangst du gerade mir ab. Du möchtest doch auch wahr und ernst genommen werden mit deinen Bedürfnissen und Vorstellungen! Biete bitte auch anderen Raum für ein anderes sein, ohne dich gleich in deinem Sein angegriffen zu fühlen. Du bist dein eigener Massstarb, nicht der anderer Menschen. Also sei bitte nicht übergriffig und stelle dich über alles. Erfreue dich lieber an dir, und lass andere so sein wie sie sind! Genau das wünsche ich mir auch von einer Schule!

    1. was für ein unmöglicher Kommentar ist denn das hier von ‚Eine Mutter‘ ? Sie scheinen nicht wirklich Ulrikes Beiträge verstanden zu haben. Rechtschreibung üben und Texte verstehen lernen!

  11. Oh ich verstehe den Beitrag gut. So wie es aussieht bringst du meinem Beitrag kein Verständnis entgegen. Meine Rechtschreibung ist mangelhaft, das stimmt. Üben hat da nicht weiter geholfen. Ist aber kein Problem für mich seit ich nicht mehr zur Schule gehe;-). Übt Toleranz ihr Lieben! Und werdet euch bewusst, das ihr in einer kleinen Seifenblase lebt.

    1. Tut mir leid, Eine Mutter, Sie haben Ulrikes Beiträge im Kontext überhaupt nicht verstanden. Ihre Antworten auf Ulrikes Beiträge zeigen dies.

  12. Also überhaupt nicht stimmt nicht! Das kann ich sicher sagen.-)
    Aber vielleicht habe ich ja einen wichtigen Aspekt übersehen?
    Vielleicht magst du auf diesen eingehen, um das Gespräch etwas konstruktiver zu gestallten!?

  13. Gut liebe Lydi! Dann nehmen sie bequem Platz auf ihrem inneren Trönchen, und hören Sie nie auf so wertvolle Beiträge zu leisten. Alles Gute

  14. Ich werde Lydis streitsüchtige Kommentare jetzt und in Zukunft löschen. Nicht wundern also. Und nicht nötig, sich von ihr provozieren lassen. 🙂

  15. Ich glaube das Problem ist nicht deine Meinung, hier gibt es ja sehr viele auch widersprechende Kommentare, sondern das Problem ist deine Art und Weise deine Sicht zu äußern. Nämlich tendenziell angreifend, aggressiv und abwertend. Ich denke, das hat in einer inhaltlichen Diskussion nichts zu suchen.

  16. Ich glaube für Sie ist das ein ganz wichtiger Kanal um mal was loszuwerden Lydi. Und das auf sehr selbstgerechte und unangebrachte Weise. Ich wünsche ihnen das sie Plattformen finden die Ihnen mehr entsprechen, und alles positive in Ihnen fördern. Und gegen die Wut könnte vermutlich helfen, dass sie im Alltag mehr für sich einstehen.

  17. Liebe EineMutter,

    ich wundere mich schon darüber, was du mir alles unterstellst. Ich will noch einmal versuchen, meinen Standpunkt zu verdeutlichen.

    Zwei Dinge muss ich vorausschicken.
    Erstens: Es geht mir hier nicht um Sarah und ihre Kinder. Auch wenn ich Homeschooling grundsätzlich kritisch sehe, gehe ich davon aus, dass eine Akademikerin den Lernprozess ihrer Kinder mehr oder weniger kompetent begleiten und organisieren kann. Ich sehe da keine Gefahr im Verzug.
    Zweitens: Es geht mir auch nicht darum, Muslime grundsätzlich zu verunglimpfen oder gar als minderwertig anzusehen. Religion ist für mich Privatsache, und die meisten Muslime, die in Deutschland leben, sind gut integriert und wünschen sich für ihre Kinder Bildung und eine gute berufliche Zukunft.

    Wenn wir aber darüber nachdenken, ob Schulpflicht sinnvoll ist oder nicht, kann ich nicht automatisch davon ausgehen, dass alle Eltern, die ihre Kinder nicht auf staatliche oder staatlich anerkannte Schulen schicken wollen, ihren Kindern akzeptable alternative Bildungswege anbieten.
    Zum einen gibt es nicht wenige deutsche Problemfamilien, die ihre Kinder nicht oder nicht regelmäßig zur Schule schicken würden, weil sich niemand dazu aufraffen kann, morgens aufzustehen, den Kindern Frühstück zu machen und sie loszuschicken. Einzig die Schulpflicht garantiert, dass diese Kinder täglich für eine gewissen Zeit dem Sumpf ihrer desolaten Elternhäuser entkommen. (In Berlin gibt es Lehrerinnen, die den Kindern morgens erstmal ein Brötchen schmieren und ein Glas Milch hinstellen, weil die Eltern das einfach nicht packen.)
    Dann wieder sind gerade in den letzten Jahren viele Menschen zu uns gekommen, die unserer Gesellschaft und ihren Werten völlig verständnislos gegenüberstehen. Da gibt es Eltern, die nicht wollen, dass ihr Sohn der Lehrerin die Hand gibt oder dass die Lehrerin ihm ins Gesicht schaut, wenn sie mit ihm spricht. Da gibt es Eltern, die ihre Söhne zur „Männlichkeit“, sprich: Gewalttätigkeit, erziehen wollen. Da gibt es Eltern, die ihre Töchter, spätestens ab der Vorpubertät, lieber zu Hause behalten wollen, um ihre „Ehre“ zu beschützen . Dann gibt es Eltern, die ihre Kinder lieber betteln schicken. Und, und, und.

    Muss man das alles „tolerieren“ und gar eine andere Art der Bildung bzw. Nichtbildung für diese Kinder akzeptieren, die den Anschauungen bzw. der Lebensweise der Eltern entspricht? Ich meine: Nein! Wer bei uns lebt, muss die Grundwerte unserer Gesellschaft akzeptieren. Und die Schule ist nun einmal der Ort, wo die Kinder diese Werte kennen und hoffentlich auch schätzen lernen und wo ihnen zumindest die Chance einer selbständigen und selbstbestimmten Lebensführung geboten wird – notfalls gegen den Willen der Eltern.

    Und damit sind wir bei der nächsten Frage: Dürfen Eltern mit ihren Kindern machen, was sie wollen? Ist Erziehung sozusagen die Privatsache jeder einzelnen Familie? Ich meine: Nicht, wenn es um die Grundrechte von Kindern und Jugendlichen geht! Dazu zählt das Recht auf Bildung, das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung (Thema Missbrauch und Zwangsverheiratung). Die Schule ist der Ort, wo Verstöße gegen diese Grundrechte am ehesten sichtbar werden und wo man gegensteuern und notfalls Hilfe organisieren kann.

    Liebe EineMutter, vielleicht setzt du dich einmal mit meinen Argumenten auseinander, ehe du mir unterstellst, dass ich mich für etwas besseres halte oder intolerant bin.

    Gruß

    Ulrike

  18. Liebe Ulrike!

    Danke für deine Antwort. Du scheinst dich tiefer mit den Bedürftigkeiten und Missständen solcher Personengruppen auseinanderzusetzen als ich.
    Ich bin grundsätzlich deiner Meinung. Für diese Kinder müssen Schutzräume und freiere Entfaltungsräume geschaffen werden. Auf jeden Fall in dem Rahmen der ihnen rechtlich zusteht!
    Ich sehe es in den derzeitigen Bildungsstätten jedoch nicht ansatzweise erfüllt.
    Dort entstehen zusätzliche Ansprüche an die Kinder. Oftmals Gegensätzliche, was ich mir sehr zerreißend vorstelle.
    Ich glaube, dass für diese Menschen viel mehr geschehen muss.
    Das kann aber doch nur gelingen, wenn man sie dort abholt wo sie stehen. Und wenn jetzt die Frage aufkommt wer das tun soll.. wie wäre es denn mit den Bildungsbeauftragten. Ich denke nämlich diese ganze Ausbilderrei die sie zur Zeit betreiben, ist eine riesen Verschwendung von Zeit, Kraft, Nervend Potenzial.
    Darauf komme ich, wenn ich mir anschaue was wissenschaftlichen Studien zum Thema lernen sagen.

    Entschuldige bitte wenn ich dir persönlich zu nahe getreten bin. Ich halte dich auf Grund deiner Aussagen nicht für übermäßig intolerant oder überheblich. Aber schwingt nicht immer eine Spur davon in der Luft wenn wir glauben etwas konstruktiver umzusetzen als andere? Glaubst du nicht auch du hättest bedürftige Kinder „besser“ begleitet wenn es deine gewesen wären? Ich kann mich davon nicht freisprechen. Auch nicht von gewissen Toleranzgrenzen.
    Deshalb ist es für mich um so wichtiger, mir bewusst zu machen das ich nicht besser bin. Denn nur wenn man anderen Menschen wirklich auf Augenhöhe begegnet, kann ein liebevoller respektvoller Austausche entstehen, und ein voneinander lernen stattfinden.

    Ich empfinde Schule an ganz vielen Stellen als gewaltsam und übergriffig. Es ist vorgegeben wann man was tut, mit wem man sich umgibt, und wie man zu bewerten ist. Und ich finde es genauso übergriffig wenn Eltern dies mit ihren Kindern tun.
    Deshalb empfinde ich persönlich „deinen Wunsch nach Kontrollinstanzen“ (nicht dich als Person!) als übergriffig.
    Für mich geht es ehr darum, Kinder in ihrer Wissbegierde zu begleiten. Ihre positiven Impulse zu erkennen und zu ergreifen. Wenn man ihnen dabei wertschätzend und anerkennend begegneten, glaube ich das sie näher zu sich selbst finden. Zu ihren persönlichen Stärken und Interessen. Und am Ende zu Menschen werden, die in ihrer Kraft stehen, und der Gesellschaft mehr zu geben haben als den Versuch ihr eigenes Ego anerkannt zu etablieren.
    Und diesen Ansatz mag ich nicht aufgeben, um gegen das Böse zu kämpfen. Lieber würde ich für das Gute kämpfen. Und was Gut ist unterscheidet sich von Mensch zu Mensch.

    Ich danke dir Ulrike, dass du mir zu mehr Achtsamkeit verholfen hast. Für Gruppen die anders betroffen würden, bei einer Abschaffung der Schulgebäude Anwesenheitspflicht!

  19. Liebe Ulrike, Sarah , dieser Versuch von Ulrike, sich gegen die Unterstellungen von ‚Eine Mutter‘ zu behaupten, scheinen Sarah in keinster Weise zu beeindrucken. Ich kann Sie, liebe Sarah, nicht verstehen, dass Sie den Kommentaren ‚Eine Mutter‘ so undifferenziert gegenüberstehen. Es ist vergebliche Liebesmüh, Personen wie ‚EineMutter‘ logisch und profund zu antworten. Sie versteht es einfach nicht. Aber sie, Sarah, finden das ok. Warum?

    1. Liebe Lydi, ich glaube, da prallen Welten und verschiedene Vorstellungen aufeinander, die z.T. allzu gegensätzlich sind um sie miteinander vereinen zu können. Das kann man auch einfach so stehen lassen. Jeder darf seine Meinung haben (und behalten), solange der Umgangston halbwegs respektvoll ist. Das ist er bis jetzt. Falls du eine Stellungnahme meinerseits dazu hören willst: Ich finde mich in EineMutters Meinung wieder, verstehe aber auch die Bedenken von Ulrike. Nicht umsonst gibt es in den meisten Ländern, wo man zu Hause lernen darf, stattliche geschaffene Strukturen, die eine gewisse Kontrolle der Zuhauselernenden vorsehen. Das ist nicht schwer und könnte Deutschland auch – wenn es das wollte.

  20. Diese Antwort ist total unbefriedigend und keineswegs aussagekräftig. Bitte um Nachtrag wie ich das verstehen soll. Was sind ’stattliche geschaffene Strukturen‘ ? Habe allerdings inzwischen verstanden mit wem Sie lieber kommunizieren wollen, obwohl Sie sich mit dieser Person noch nie im Chat unterhalten haben! Ist schon etwas seltsam.

    1. Jedes Land löst das etwas anders. Meist sind die Zuhauselerner an Schulen angeschlossen (z.B. in Österreich), manchmal werden sie auch direkt von der zuständigen Bildungsbehörde betreut (z.B. in Frankreich). In der Regel gibt es jährliche Prüfungen oder Kontrollen.

  21. Ich muss sagen, dass ich Ulrikes und Idyis Standpunkt teile!
    Nur in einem Punkt muss ich Ulrike widersprechen: Ich sehe auch in Menschen wie Sarah Schmid möglicherweise eine Gefahr für Kinder, wenn sie zuhause beschult werden. Denn hier besteht absolut die Gefahr, dass dieser Kinder ideologisch indoktriniert werden, eingeengt auf ihr hinterfragenswertes Weltbild und damit wie in einer Sekte groß werden. Die Kinder bekommen zb. eingetrichtert, wie schlecht doch alle Lehrer und Lehrerinnen, Mitschüler, wie schlecht Ärzte sind usw. Nur die Mutter weiß alles besser und hat die Weisheit mit Löffeln geschluckt.
    Also, das ist sehr wohl gefährlich für Kinder. Kinder brauchen auch andere Ansichten, andere Eindrücke, usw.
    Nur weil sie Akademikerin ist, sind Kinder nicht vor eingeengten seltsamen Weltansichten geschützt. Soll die Mutter ihre Ideologie leben wie sie will, aber es ist nicht gut, wenn die Kinder total abgeschottet aufwachsen.

    1. Achso, und die Schule vermittelt keine eingeengte Weltsicht?
      Du willst offenbar nicht kapieren, dass hier niemand total abgeschottet ist. Das passt wohl nicht in deine eingeengte Weltsicht. 😛

  22. Ideologisch indoktriniert sind wohl ehr jene Menschen, ohne eigene Prüfung dem folgen, was vorgesehen ist. Und wenn jemand wagt aus der Reihe zu hüpfen, spielen diese Menschen gern mal Polizei;-)

  23. Liebe EineMutter, traust du denn Menschen, die z.B. für die Schulpflicht sind, nicht zu, dass sie sich eigene Gedanken zum Thema gemacht haben, und dann genau zu diesem Schluss gekommen sind?

    1. Ich finde es schade, dass die Diskussion jetzt in so ein Gegeneinander mündet. Ich fand die genaueren Ausführungen von Ulrike und EineMutter nochmal sehr interessant und eher sich ergänzend, aber nicht prinzipiell widersprüchlich. Ulrike hat m.E. eher die Gesellschaft und die Möglichkeiten des Systems im Blick und EineMutter eher einzelne Individuen. Aber das sind ja beides sehr wichtige Blickwinkel. Es ist schwierig, dass immer Alle und Einzelne zufrieden sind. Immer wird es auch die geben, die unter einer Regelung leiden, und um das in den Blick zu nehmen, haben mir beide Kommentare geholfen.
      Mir selbst geht es ähnlich. Ich bin angehende Grundschullehrerin und möchte einmal an eine staatliche Schule, um dort mein Bestes zu geben, um für die Kinder, mit denen ich dann zu tun haben werde, da zu sein, sie dort abzuholen wo sie stehen, wenn nötig mit der Brötchentüte …
      Auf der anderen Seite denke ich an meine beiden Kinder und deren früher oder später anstehende Einschulung und bekomme manchmal Bauchschmerzen und hoffe, dass sie Glück haben werden mit ihren Lehrkräften, weiß aber sehr gut, dass es wirklich schief gehen kann und Schule viel kaputt machen kann …
      Für die einen ist Schule die Rettung aus einer schwierigen häuslichen Umgebung, weil sie in der Schule endlich mal gesehen werden. (Schulpflicht = Segen)
      Für andere ist es die Hölle auf Erden, weil sie in ein System gepresst werden, das nicht zu ihnen passt. (Schulpflicht = Fluch)
      Es ist sehr abhängig von der Lehrkraft, denke ich. Aber diese zwei Punkte sind es, die mir durch die Kommentare von EineMutter und Ulrike wieder vor Augen geführt wurden. Eine einfache Lösung gibt es wohl nicht.

    2. Doch selbstverständlich traue ich es den Menschen. Du bist doch ein Paradebeispiel. Schaust auf Seiten wie Sarahs über den Tellerrand, hinterfragst kritisch, teilst die dir wichtigen Aspekte der Debatte, und ziehst dein Fazit.
      Ich finde es auch nicht schlimm wenn Menschen sich anpassen ohne eigene Prüfung. Das mach ich auch in vielen Bereichen. Sicher sogar in mehr als ich mir bewusst bin;-).
      Ich finde es nur nicht konstruktiv, wenn solche Menschen dann debattieren.
      Was bringen diese negativen Beurteilungen. Bei Unverständnis hilft fragen weiter.
      Wer wie Pia Sorge hat, dass es beim freien lernen darum geht, Kindern etwas einzutrichtern, der hat sich entweder nicht damit beschäftigt, oder nicht verstanden worum es geht. Darauf bezog sich meine Aussage.

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