Wenn es etwas länger dauert – Alleingeburt beim zweiten Kind

Manche Geburt verlaufen geradlinig nach Lehrbuch, andere tun das nicht. Meist dauert die Geburt des ersten Kindes lange und weitere Geburten gehen schnell. Aber auch das ist nicht immer so, wie der folgende Bericht zeigt. Fast vier Tage dauerte die Geburt, die diese Mutter als Alleingeburt gemeistert hat.

Die Schwangerschaft

Ich hatte in dieser Schwangerschaft keinerlei Vorsorgen. War nie beim Arzt oder bei einer Hebamme. Hatte zwischenzeitlich Bedenken, dass es Zwillinge werden könnten, weil mein Bauch so groß war und weil ich gefühlt überall etwas gespürt habe. Aber am Ende der Schwangerschaft war ich mir dann sicher, dass es nur ein Baby ist. Ich vermute aber, dass mein Baby mal ein Sternengucker war und nachdem ich die Spinningbabies-Übungen für Sternengucker gemacht habe, hat sie sich gedreht und ich habe unten links ihren Ellbogen nicht mehr gespürt.

Die Geburt

Am Freitag, um 5 Uhr morgens, haben mich meine ersten Wehen geweckt und da ich immer gelesen habe, dass die zweite Geburt immer viel schneller als die erste Geburt ist, habe ich mich schon gefreut, am gleichen Tag noch unser Baby zu begrüßen (es ist aber alles anders gekommen 😅🙈). Ich hab also den ganzen Tag meine Wehen schön veratmet und um 15 Uhr ist dann auch der Schleimpfropf abgegangen. Die Wehen sind ca. alle sechs Minuten gekommen. Je später es wurde, desto mehr wurde mir bewusst, dass es an dem Tag nichts mehr wird, da die Wehen einfach nicht mehr wurden. Die Nacht von Freitag auf Samstag habe ich dann auf dem Sofa verbracht, weil ich mein Sohn und meinen Mann in Ruhe schlafen lassen wollte. Das hab ich dann bereut, weil mir die Hüfte dann weh getan hat. Ich konnte aber wenigstens schlafen und mich erholen. Der ganze Samstag verlief eigentlich wie der Freitag, nur meine Wehen hatten dann Abstände von 6 – 10 Minuten. Den ganzen Tag über. Ich musste diese aber trotzdem schon gut veratmen. Abends habe ich mich dann in mein „Geburtszimmer“ verkrochen, da ich mein Sohn nicht stillen konnte und mein Mann ihn ins Bett gebracht hat. Auch in der Nacht konnte ich noch relativ gut schlafen und mich ausruhen. Dann ist der Sonntag gekommen … Ich hab in der Supportgruppe mal nachgefragt, was los sein könnte, und dann wurde ich gefragt, ob der Kopf denn schon fest im Becken ist. Als ich nachgesehen habe, habe ich festgestellt, dass ich den Kopf von unten noch gar nicht spüre 😩. Über die Bauchdecke habe ich ihn aber unten rechts gefunden. Ich habe dann mehrere Übungen gemacht, damit sich das Baby noch richtig legen kann. ( Indische Brücke, halber, abgestürzter Kopfstand und die seitliche Dehnung im Liegen habe ich gemacht.) Sonntag so gegen 17 Uhr habe ich nochmal gefühlt und ich hab das Köpfchen von unten gespürt, aber noch ganz ganz weit oben. Nachdem der Kopf dann im Becken war, wurden meine Wehen zunächst stärker und ab da war ich auch total geräuschempfindlich. ( Zum Glück hatte ich ja meinen eigenen Ruheraum.) Die Nacht von Sonntag auf Montag war schon sehr intensiv und ich konnte nicht schlafen, weil die Wehen im Liegen unerträglich waren. Konnte nur noch Stehen. Als es dann hell wurde, sind meine Wehen sehr viel weniger geworden. Da konnte ich dann nochmal Kraft tanken und einigermaßen schlafen. Auf dem Rücken waren die paar Wehen, die ich dann hatte,  einigermaßen erträglich. Am Abend, so gegen 17 Uhr, merkte ich wieder, dass es los ging. An Schlafen war die Nacht dann wieder nicht zu denken. Hab irgendwann nochmal gefühlt und hab den Kopf schon tiefer gespürt. Und die Wehen wurden immer intensiver. Gegen halb vier hab ich meinen Mann geweckt, weil ich schon einen leichten Pressdrang hatte. So um halb fünf ist die Fruchtblase geplatzt. Fruchtwasser war klar. Und dann hatte ich drei Stunden Presswehen. Die waren teilweise fast unerträglich für mich. Hatte aber dieses Mal fast immer zwischen den Wehen eine gute Verschnaufpause, teilweise von mehreren Minuten. Der Bauch tat mir dann auch mal richtig weh beim Pressen, das verging aber zum Glück wieder. Ich habe im Stehen, im Vierfüßler und in der tiefen Hocke versucht die Kleine zu bekommen. Im Vierfüßler habe ich unsere Tochter schließlich zur Welt gebracht und auch das hat etwas gedauert, weil meine Presswehe gedauert hat. Habs ohne Wehe versucht weiter zu drücken, aber da hat sich nichts getan. Erst bei der nächsten Wehe ging es weiter. Habe drei Presswehen gebraucht, bis sie ganz draußen war. Sie hat in mir wie wild gestrampelt, als sie noch nicht ganz da war. Das war ein eigenartiges Gefühl. 😅

Als sie dann ganz draußen war, hat sie noch paar Sekunden gebraucht, bis sie geatmet hat. Nach ausgiebigem Kuscheln ist mir aufgefallen, dass schon fünf Stunden seit der Geburt vergangen sind. Meine Plazenta ist aber noch nicht draußen gewesen. Hab bei einer Wehe mal wieder leicht gedrückt, fest drücken hab ich mich irgendwie nicht getraut.

Hab dann nochmal in der Support-Gruppe nachgefragt und auch sofort Hilfe bekommen. Also habe ich nochmal den Vierfüßler gemacht und bei der nächsten Wehe stark gepresst. Schon war meine Plazenta auch endlich draußen und ich konnte die Kleine abnabeln.

Anna: geboren am 19.04.22 um 7:30 Uhr, 3870 g, 50 cm und 37 cm Kopfumfang

Nachtrag: Wer Interesse an der im Bericht erwähnten Geburtsunterstützungsgruppe hat, kann mir auf Telegram @sarah_schmid schreiben.