Die freie Geburt unserer Zwillinge

Heute darf ich wieder einmal von meiner eigenen Geburt berichten. Es ist meine 7. Geburt, meine 6. Geburt in Eigenregie. Das Besondere: Es sind Zwillinge!

Die Schwangerschaft

Meine 7. Schwangerschaft begann ein halbes Jahr früher als ich geplant hatte. Eigentlich halte ich einen Geburtenabstand von 3 Jahren für ideal. Aber sobald mein Zyklus nach der ersten Stillzeit wieder in Schwung ist, reden mir meine Eierstöcke ein weiteres Kind ein. Deshalb haben wir zwar eigentlich mit nfp und Kondom in der fruchtbaren Zeit verhütet, aber wir riskierten doch ein bisschen was. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, mit 36 Jahren 5 Tage vor Eisprung schwanger zu werden? Sehr klein. Ich hab mir das damals sogar mit nem Online-Rechner ausrechnen lassen. *lach* Tja, ein Treffer war trotzdem möglich und, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: ein Doppeltreffer.

Zunächst war diese Schwangerschaft nicht anders als die anderen zuvor. Mir ging es gut, ein bisschen müde und latente Übelkeit um die 7. Schwangerschaftswoche herum. Nichts, was mich im Alltag einschränkte. Ich genoss meinen wachsenden Bauch und meine vorsorgefreie Schwangerschaft.

Unbewusst muss das Zwillingsthema aber wohl doch präsent gewesen sein. Meine Schwester war zu diesem Zeitpunkt mit ihrem zweiten Kind schwanger, auch ultraschallfrei, und hatte in den letzten Wochen den Verdacht, es könnten vielleicht zwei sein. Ich freute mich, fand es spannend und sagte: „Ja, krieg du mal die Zwillinge. Dann krieg ich sie schon nicht.“ Ich fand Zwillinge spannend, aber kriegen sollten sie bitte die anderen. Mir reichte ein Kind auf einmal völlig aus.

Meine Schwester bekam dann doch nur ein Kind.

Seit ich in der 5. Schwangerschaft schon mal – fälschlicherweise – Zwillinge vermutet hatte, weil mein Fundus höher war als im Buche stand, vermied ich es, meinem Fundusstand vor der 20. SSW irgendeine Bedeutung beizumessen. Denn wenn man nicht das erste Kind bekommt, kann der auch bei Einlingen früh sehr hoch stehen. Nun blieb meine Gebärmutter aber auch jenseits der 20. SSW groß. Der Fundusstand entsprach einer Schwangerschaft, die 4-6 Wochen weiter war. Ebenso meine Gewichtszunahme, wenn ich sie mit den Schwangerschaften davor verglich. Ich ignorierte das gekonnt, bis ich beim Tasten glaubte, eine Beule neben der anderen zu tasten. Anfangs passierte das nur immer mal. Wenn ich dann wieder tastete, fand ich nur eine Beule und erklärte mir den vorigen Tastbefund weg. Aber die zweite Beule tauchte immer öfter auf und der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich kontaktierte die Hebamme, die ich auch schon in der 5. Schwangerschaft gebeten hatte, mir meinen Zwillingsverdacht auszureden. Bei 23+0 SSW tastete sie, suchte mit dem Dopton und fand nur eins. Warum der Fundus so hoch steht? Viel Fruchtwasser, andere Einnistung der Plazenta waren ihre Erklärungsversuche. Wenig greifbar, aber ich war beruhigt. Für ein paar Tage. Dann tastete ich wieder und da war immer öfter eine zweite Beule oben oder unten eine neben der ersten. Es gab dafür keine wirklich plausible Erklärung – außer Zwillinge.

An einem Abend ließ ich auch meinen Mann tasten. Er fühlte, was ich fühlte und meinte, er könne mir einen Ultraschalltermin besorgen. Männlicher Pragmatismus. Ich war nicht so überzeugt, ob ich das wollte, aber er führte praktische Gründe an. Wir würden ein größeres Auto oder zumindest einen weiteren Sitz im Auto brauchen, was man aufgrund behördlicher Vorschriften beim 10. Sitz nicht einfach so mal macht. Ich stimmte schließlich zu. Endlich würden das Spekulieren und die Ungewissheit ein Ende haben.

In der Nacht träumte ich von diesem Ultraschalltermin. Wir kamen dahin, der Arzt schallte und es waren zwei. Ich wollte das Geschlecht wissen und er fand zwei Jungs. Im Traum rannte ich aus dem Untersuchungsraum und brüllte meine Wut raus. Ich hatte ja schon zwei Mädchen und vier Jungs. Das konnte doch nicht sein, dass ich jetzt zwei kriege und es ist kein Mädchen dabei!

An Heiligabend, bei 25+4 SSW, bekamen wir recht spontan einen Ultraschalltermin im hiesigen Krankenhaus. Es lief zunächst ab wie in meinem Traum. Wir kamen hin und im Ultraschall sah man sofort zwei. Ich lachte – vor Erstaunen, Unglauben und triumphierend, dass mich mein Körpergefühl nicht getäuscht hatte. Im Fall von Zwillingen wollte ich das Geschlecht wissen, weil ich nicht gezwungen sein wollte, mich mit meinem Mann prophylaktisch auf vier Vornamen einigen zu müssen. Der Arzt schallte und fand einen Jungen. Da laut Plan gerade der Organultraschall vorgesehen war, nahmen wir den auch noch mit. Es dauerte also eine Weile, bis er Baby A zu Ende untersucht hatte. Endlose erscheinende Minuten. Bitte, lass das andere ein Mädchen sein!, betete ich im Stillen und sah schon meinen Traum aus der einen Nacht wahr werden. Aber Baby B war, sehr eindeutig für uns zu sehen, ein Mädchen! Yes! Ich wollte doch sooo gern noch eins. Alles war ansonsten in bester Ordnung. Die Plazenten lagen oben, beide Babys waren in der Ultraschallschätzung fast gleich schwer und lagen mit dem Kopf nach unten. Ich wusste nun alles, was ich wissen wollte.

Dem Arzt hatten wir von unseren bisherigen Alleingeburten erzählt. Mein Mann gibt gern ein bisschen damit an, vor allem vor Kollegen. Der Doktor war ein ganz entspannter Zeitgenosse. Aber absichern musste er sich natürlich. Er ließ mich unterschreiben, dass ich über die Vorsorgeroutine bei Zwillingen Bescheid wusste, sie aber ablehnte. Er gab mir Überweisungszettel für die üblichen Blutuntersuchungen mit. Mit der Zwillingsdiagnose wollte ich nochmal nachdenken, ob ich doch irgendeine Vorsorge in Anspruch nehmen wollte. Er kündigte mir an, dass engmaschige Kontrollen per Ultraschall, Muttermunduntersuchung etc. vorgesehen sind und man bei 38+0 den Termin ansetzt. Man hätte mich also bei 39+0 oder spätestens 39+3 eingeleitet.

Mir war schnell klar, dass ich keine Untersuchungen wollte, solange es mir gut ging. Als gesunde Schwangere zum Arzt zu gehen, hatte mir noch nie eingeleuchtet. Da ich dazu neige, über Termin zu gehen, sah ich den Stress schon auf mich zu kommen. Nein. Ich entschied mich komplett dagegen. Ich hielt mir lediglich offen, mich zur Geburt im Krankenhaus anzumelden – für den Fall einer Verlegung. Woraus dann lediglich eine Kreißsaalbesichtigung in der 39. SSW wurde.

Nach dem ersten Schock nahm mein Mann die Sache sportlich und begann, sich mit der Autolösung zu beschäftigen.

Die restliche Schwangerschaft verlief ganz normal und schön. Ich war früher als sonst ziemlich behäbig, bekam aber zum Schluss Hilfe von meiner Schwiegermutter in der Zeit, wo mein Mann in Schweden arbeiten war – was immer zwei Wochen Abwesenheit im Monat bedeutete. Sachen vom Fußboden aufzuheben vermied ich und entsprechend sah es zwischendurch aus. Meine Krampfadern störten diesmal kaum, so dass ich die Stützstrümpfe auch mal wegließ. Zum Ende hatte ich an manchen Tagen ein bisschen Wasser in den Füßen, das früh wieder verschwunden war. Sonst gab es nichts zu klagen. Ich hatte auch schon Schwangerschaften mit mehr Wehwehchen. Besonders die ersten drei. Ich schiebe es auf meine traditionelle Ernährung, dass die späteren Schwangerschaften so schön unkompliziert verliefen. In dieser Schwangerschaft war besonders, dass ich eine Abneigung gegen Kohlenhydrate hatte. Ich mochte weder Brot, Reis noch Kartoffeln und aß höchstens minimale Mengen. Sofort nach der Geburt änderte sich das wieder und ich mochte diese Dinge wieder.

Der Herr Doktor vom Ultraschall machte sich derweil wohl doch so seine Gedanken. Jedenfalls veranlasste er den Besuch einer staatlichen Hebamme, die uns die Risiken einer Zwillingshausgeburt darlegte. Etwas, das ich genauso gut hätte tun können.

In der 38. SSW kam mein Mann endgültig nach Hause. Jetzt durften die Zwillinge kommen. Aber erst drei Tage nach Termin machten sie sich schließlich auf den Weg.

In der 38. SSW

Geburtsvorbereitungen

Im Hinblick auf die Geburt hatte ich interessanterweise gar keine Angst. Ich hatte Geburtsberichte gelesen, Videos von Zwillingshausgeburten angeschaut und meine befreundete Hebamme ausgequetscht, die in ihren Jahren als Hausgeburtshebamme auch Erfahrung mit Zwillingsgeburten gesammelt hatte. Von den zusätzlichen Risiken einer Zwillingsgeburt machten mir nur die mögliche Querlage des zweiten Zwillings nach der Geburt des ersten etwas Sorge, sowie eine längere Pause zwischen der Geburt von eins und zwei. Auch dazu befragte ich „meine“ Hebamme, durchforstet das Internet nach Erfahrungsberichten und las Geburtsberichte. Mir schien, dass die Gefahr einer Querlage im Krankenhaus durch PDA, Geburt in Rückenlage und Wehentropf größer war, als wenn die Geburt instinktgesteuert und aufrecht passieren durfte. Meine Hebammenbekannte hatte den Fall einer Querlage beim zweiten Zwilling in einer von 50 Zwillingshausgeburten. Eine Korrektur der Querlage ist schwer möglich und meist ist ein Kaiserschnitt nötig.

Für den Fall einer größeren Pause zwischen eins und zwei besorgte ich mir ein Dopton, um ggf. die Herztöne überprüfen zu können. Allerdings sollte ich damit vorsichtig sein, riet die Hebamme, da sie im Krankenhaus miterlebt hatte, wie der Arzt mit seiner Suche nach den Herztönen des Zweiten diesen auch mal in Querlage gebracht hatte. Ich hoffte, dass Baby B schnell (innerhalb einer halben Stunde) hinterherkam, wie es bei den meisten Zwillingsgeburten der Fall ist.

Die Geburt

Wie in fast allen Schwangerschaften hatte ich keine nennenswerten Anzeichen, dass die Geburt bevorstand. Hier und da mal eine harmlose Kontraktion in den Wochen vorher, aber sonst nichts. Die Babys waren munter und ich hatte nur einmal Zweifel und das Bedürfnis, mit dem Doppler zu kontrollieren, ob beide noch „da“ waren. Am 7. April 2019 hatte ich dann um die Mittagszeit eine doch recht kräftige Wehe. Ich legte mich später wie gewohnt zu meinem Mittagsschlaf hin. Dabei träumte ich in einem anregenden Traum von meinem Mann und wachte von einer kräftigen Wehe auf. Offenbar wirkt Sex auch wehenanregend, wenn man ihn nur träumt. *lol* Ab da kamen die Wehen in kürzer werdenden Abständen. Sie waren nicht so stark. Manche musste ich veratmen, mehr nicht. Aber da es loszugehen schien, begann ich das Wohnzimmer aufzuräumen. Hier wollte ich gebären und hier sah es mal wieder aus nach kinderverursachtem Bombeneinschlag. Mein Mann war mit einem Teil der Kinder unterwegs und kam wenig später heim. Ich hatte inzwischen für Ordnung gesorgt und meinen Geburtskram herbeigeschafft. Begeistert stürzten sich die kleinen Jungs auf den Ball. Der Trubel war mir schnell zu viel. Mein Räumen wurde schon alle 3 Minuten etwa von einer Wehe unterbrochen, die veratmet werden wollte. Die Kinder wurden also schnell mit Abendessen abgefertigt. Ich habe nur noch einen Erdbeerquark gegessen und war ansonsten schon auf Rückzug in meine Gebärblase. Um 20 Uhr rief ich Cerstin an, die fotografieren sollte, und Monique, die filmen sollte. Mein Mann brachte derweil die kleinen Jungs ins Bett. Es wurde ruhig im Haus und wir drei Frauen machten es uns im Wohnzimmer bequem. In den Wehen hing ich kniend über dem Ball, zwischen den Wehen quatschen wir oder ich hörte meinen beiden Kamerafrauen zu, wie sie sich unterhielten. Ich machte Musik auf dem Handy an und dimmte das Licht. Ich hatte zuerst das Gefühl, die Ankunft der beiden habe die Wehen abgeschwächt. Aber obwohl die Wehen harmlos erschienen, war die Geburt mitten im Gange. Mein Lied für diese Geburt wurde diesmal „How can I keep from singing“, die Version von Audrey Assad. Das flog mir schon in den Tagen vor der Geburt zu. Die Wehen wurden etwas kräftiger, waren zum Teil im Rücken, was ich nur aus meiner ersten Geburt kannte. Aber alles gut auszuhalten.

Irgendwann hatte ich genug von Musik und checkte noch meine Facebook-Gruppen. Dann unterhielten wir uns über Gebärpositionen. Ich erzählte Monique und Cerstin, wie ich abgestützt zwischen zwei Stühlen die Babys rauspressen wollte. So abgestützt kann ich einfach am besten gebären. Und während ich das so demonstrierte, kamen die ersten Presswehen. Die waren aber nur so halbgar. Ich fühlte etwas (Kopf? Schultern?) sich über meiner Symphyse bewegen. Ob er noch die richtige Position suchte? Irgendetwas kam mit den Presswehen, aber nicht der Kopf. Es war die Fruchtblase, die für ein paar Presswehen prall herausstand, bis sie bei einer Presswehe schließlich platzte. Leicht grünes Fruchtwasser entleert sich mit einem großen Platscher auf die Einmalunterlage, die auf der selbstaufblasenden Isomatte unter mir lag. Schließlich kam er in einer Presswehe herunter. Mit der nächsten Wehe war der Kopf geboren, wenn ich richtig erinnere. Dann entstand eine längere Pause, aber er schrie schon, nur mit Kopf draußen. Schließlich die Schulterdrehung. Mein Mann fing ihn 22:56 Uhr auf.

Die Nabelschnur war so kurz. Weiter kam er damit nicht.

Die Nabelschnur war allerdings so kurz, dass er davon gerade am Ausgang gehalten wurde. Die Nabelschnur sah für mich auspulsiert aus, also haben wir sie durchtrennt. Es suppelte dann doch noch etwas Blut, so dass wir mit dem Nabelschnurbändchen von Eileen abbanden. Mein Mann übernahm ihn, nachdem ich ihn kurz gehalten hatte, denn die Wehen setzten schon wieder ein. Ich tastete den Kopf des Mädchens in Startposition. Keine Querlage. 🙂 Dann eine Presswehe und ich beförderte sie durch mein Becken nach draußen – mit einem Stopp für die Schultern. Mein Mann fing sie 23:05 Uhr auf und entwirrte die Nabelschnur, die zweimal um den Hals war. Sie war noch komplett voll Käseschmiere.

Da waren unsere zwei jüngsten Teammitglieder! Während wir die Ankunft der Babys feierten, kam auch ganz unspektakulär die Plazenta und plumpste unter mir auf die Unterlage, wo ich kniete. Der Blutverlust war so minimal wie bei den anderen Geburten.

Nach dem ersten Bestaunen ging ich duschen. Danach wurde Baby B, das Mädchen, abgenabelt und ich stillte beide zum ersten Mal.

Meine beiden Kamerafrauen verabschiedeten sich schließlich. Alle gingen ins Bett. Nur unsere Große (12) leistete mir noch Gesellschaft. Sie half mir, die Babys zu wiegen und anzuziehen. Ich aß noch was im Schein der Geburtskerze: meinen Mamas Spezialquark. *g* Dann trug ich meine beiden Frischlinge hoch ins Bett und ging irgendwann nach 2 Uhr schlafen.

Samuel: 2850g, 49 cm lang, 34 cm KU

Sarah: 2870 g, 49 cm lang, 34 cm KU

Die Geburt war eine meiner leichtesten. Vielleicht weil der Kopfumfang kleiner als bei den Einlingen war? Die klassische Übergangsphase mit den bekannten Gedanken, es nicht mehr auszuhalten, kam gar nicht. Auch mein Beckenboden war hinterher kaum mitgenommen und schnell wieder in der gewohnten Verfassung. Im Nachhinein würde ich lieber nochmal ne Zwillingsgeburt machen als nen Einling zu kriegen. Nur das Danach ist mit einem doch lauschiger. Wobei ich mich eigentlich nicht beklagen kann. Die zwei sind echt brav und ich bekomme fast immer genug Schlaf.

Eine freie Geburt 15 Tage nach Termin

Die Mama im folgenden Bericht entscheidet sich beim dritten Kind für eine Geburt nur mit ihrem Mann. Schließlich muss sie bis 15 Tage nach Termin ausharren, um ihr Wunder in Empfang nehmen zu können.

Die freie Geburt von Lone *14.7.2019

Völlig überraschend hat sich die kleine Dame in meinen Bauch geschlichen und nur durch Zufall und der Hartnäckigkeit meiner Freundin sei Dank, erfuhren wir am 5.11.2018 von unserem dritten Wunder. Ende August des gleichen Jahres mussten wir leider ein Baby aus den Bauch in den Himmel gehen lassen. Mit einer erneuten Schwangerschaft hatte keiner gerechnet, aber unsere Gebete nach Veränderung in unserem Leben wurden mit voller Liebe beantwortet. Die Schwangerschaft war kurz gesagt, wie auch bei den beiden Kindern zuvor, sehr anstrengend. Das volle Programm von Kreislaufproblemen, Übelkeit, Sodbrennen bis zum Erbrechen und einer Symphysenlockerung nach einem Sturz und damit verbundenen Schmerzen war leider allzeit präsent. Verständlich ist daher, dass die Nerven beim Überschreiten des ET völlig blank lagen. Ich weiß nicht, wieviele unzählige Gespräche ich mit meinem Herrn im Himmel geführt habe, war kurz vorm „Aufgeben“, zweifelte an den Fähigkeiten meines Körpers, haderte mit mir selbst. Nach 11 Tagen über ET bot mir meine Hebamme einen „Wehencocktail“ an, sie sah meine Not und wollte mir gerne helfen. Ich kaufte die Zutaten, weinte auf der Rückfahrt im Auto bitterlich. Seit Monaten hatten Tim und ich uns nun auf die Geburt vorbereitet, hatten um eine interventionsfreie Schwangerschaft gekämpft und unsere Pläne zu Hause alleine zu entbinden verteidigt – warum sollte ich jetzt eingreifen MÜSSEN? Ich fühlte mich nicht wohl und Tim stärkte mir den Rücken, weiter abzuwarten. Auch meine Hebamme war am nächsten Tag glücklich mit meiner Entscheidung abzuwarten und bestärkte uns zusätzlich. Unser Ausharren und Beten wurde bei ET +15 beantwortet.

Nach dem Aufstehen um 10 Uhr fingen leichte Wehen an. Allerdings glaubte ich absolut nicht an Geburtsbeginn, denn diese Wehen kannte ich nur zu gut von mittlerweile unzähligen „Fehlalarmen“. Auch mein vorhandener Appetit ließ nicht auf Geburtsbeginn schließen. Nach dem Frühstück hab ich mich auf meinen Gymnastikball begeben und ins Tragetuch gehangen. Gegen 11 Uhr bemerkte ich beim Bearbeiten der Wehen, dass mich zunehmend die laute Kulisse der beiden großen Kinder störte. Als mein Mann dann noch (zu recht) mit den Kindern schimpfte, war ich super angespannt und bat meinen Mann energisch für Frieden zu sorgen. Mein Mann sagt rückblickend, dass dies der Moment war, an dem er wusste, dass es jetzt losgeht. Leider fühlte ich mich auch weiter durch das rege Leben im Haus abgelenkt, so dass ich Tim bat, die Kinder zu meiner Mutter zu bringen. Bei ihr wäre das Zurückrudern bei einem Fehlalarm nicht so „peinlich“. Kurzzeit war ich enttäuscht, da ich ihnen beiden frei stellen wollte dabei zu sein. Aber es war die richtige Entscheidung – für Tim und für mich.

Bis ca. 13 Uhr glaubte ich nicht an den Geburtsbeginn, aber als ich dann das erste mal das Bedürfnis verspürte, die Geburtsplaylist zu starten, waren auch meine Gedanken in Richtung Geburtsarbeit fokussiert. Passend dazu erklang das erst Lied von „Hillsong – Be still“, was ich oft vorher gehört habe, wenn meine Gedanken zu viel kreisten. Die Wehen kamen von Beginn an in kurzen Abständen – ich schätze max. 3-4 Minuten. Sie nahmen einfach stündlich an Intensität zu. Ich erlebte sie zum ersten mal sehr intensiv als „Arbeit“ und nicht als Schmerz. Tim und ich lachten viel, beteten, hielten einander, fragten unser Kind, wie es ihm geht – und ja, wir bekamen immer eine Antwort. Ob durch Bewegung, einen Tritt oder Schluckauf. Eine unbeschreibliche, tiefe Verbindung herrschte zwischen uns dreien. Ich trank viel, lutschte zwischendurch einen Traubenzuckerlolli, weil mir etwas übel war. Das tat gut. Ich merkte zunehmend, dass ich Richtung Übergangphase unterwegs war, am meisten daran, dass ich anfing zu schwitzen und kleine Gedanken des Zweifels aufkamen. Schaff ich das wirklich? Bisher sind die Übergangsphasen von der Hebamme „beendet“ worden, indem die Fruchtblase eröffnet wurde. Schaff ich das jetzt alleine? Tim schrieb unserer Hebamme (die leider ohne Versicherung für die Geburt ist) eine Nachricht, dass das geplante CTG heute Abend wohl nicht mehr stattfindet, wir uns aber für die U1 melden würden. Er schrieb ihr zudem, dass er schätzte, dass ich mich Richtung 7cm befinden würde. Wahnsinn oder? Was hab ich für einen tollen Mann!

Gegen 15.30 Uhr nahmen die Wehen Fahrt auf, besonders im Unterbauch Richtung Oberschenkel und Kreuzbein. Gut, dass ich vorher vom „Türrahmenwehen“ gelesen hatte. Was war das eine Erleichterung!!! Und gut, dass wir massiv gebaut haben 😉 Vorher hatte ich selbst versucht zu ertasten, wo wir uns befanden, aber ich fühlte NICHTS. Keinen Muttermund noch irgendwas, was sich nach Kopf anfühlte. Ich war zugegebenermaßen enttäuscht, aber vertraute zu dem Zeitpunkt meinem Körper. Nach über einer Stunde starker Wehen wurde noch mal der Ofen angeheizt. Ich war sicher in der Übergangsphase, aber auch nach erneutem Tasten, NICHTS. Der Türrahmen und ich waren beste Freunde und mein Mann die beste Unterstützung, die man sich erdenken kann. Ruhig, gelassen, voller Vertrauen in mich und das Baby sprach er uns gut zu, ermutigte mich auch nach 40x „ich kann nicht mehr“.

Gegen 17.15 Uhr war der Höhepunkt der Intensität erreicht. Ich überlegte im Türrahmen vom Badezimmer stehend, ob ich es zum Telefon schaffe und 112 rufen soll, zweifelte aber an geeigneten Narkosemitteln auf dem Rettungswagen, die ich gerne hätte haben wollen. Ich wollte weglaufen, einfach hier aufhören. Das Gefühl kannte ich und trotzdem übermannte mich es erneut. Die Tatsache, dass ich bereits Druck verspürte, ließ mich noch mal vorsichtig versuchen, meinen Muttermund zu tasten. Wieder NICHTS. Endlose Weite, aber kein Muttermund, Kopf oder Fruchtblase. Ich fing an unruhig zu werden, veratmete die nächste Wehe wieder im Türrahmen und während einer erneuten Wehen mit Druck musste ich etwas mitschieben. In diesem Moment tropften zwei kleine Tropfen Blut auf die Fliesen. Der Höhepunkt der Unsicherheit war bei mir erreicht. Ich meinte zu Tim, dass Blut nicht gut sei. Er war total entspannt und meinte, dass es doch normal sei, wenn der Muttermund sich öffnet, dass es auch mal blutet – oder es sei vielleicht der Schleimpfropf, der sich löst. Wie weise er ist, dachte ich und war wieder beruhigter. Trotzdem zweifelte ich noch an der eigenen Fähigkeit, diese Fruchtblase zum platzen zu bringen. Der Druck war unbeschreiblich und so intensiv, wie bei noch keiner Geburt. Aber laut meinem Tasten war ja noch kein Kopf ansatzweise Richtung Ausgang unterwegs.

Interessanterweise wollte ich gegen 17.35 Uhr die nächste Wehe nicht mehr im Türrahmen stehend erleben, sondern wieder ins Wohnzimmer in mein Tragetuch. Ich kam gerade noch auf meine Gymnastikmatte mit Einmalunterlage drauf, hing mich ins Tuch und die nächste Wehe kam. Diese fühlte sich völlig anders an. Es brannte leicht im Bereich des Muttermundes und der Druck „bewegte“ sich. Ich spürte den Kopf, der sich nach vorne schob. Ich sagte Tim, dass sich der Kopf eindreht, war aber der Annahme, dass er sich noch „oben“ im Geburtskanal befand. (Ich hatte ja kurz vorher NICHTS er tastet.) Tim kniete hinter mir und beantwortete meine Frage mit: „Ich seh den Kopf, der Kopf kommt.“ Ich dachte, er meint, dass er einen kleinen ersten Teil sieht, aber dem war nicht so. Die Blase sprang, der Kopf wurde geboren, den kurzen Widerstand des Kinns konnte ich am Damm spüren und ohne Pause drehten sich die Schultern ein und Tim sagte: „Sie kommt – ich habe sie.“ Mit dem Aussprechen hatte er sie aufgefangen. Sie weinte sofort, auch wenn ich sie noch nicht sah. Ich war sprachlos. Vor 4 Minuten hatte ich noch nichts tasten können und jetzt schrie sie. Ich begriff gar nichts. Tim reichte sie mir durch die Beine (ich habe sie im Stehen geboren) und ich entwirrte die Nabelschnur die um Hals und Bauch gewickelt war. Sie war rosig, die Hände und Füße leicht blass/livide, aber ansonsten strotzte sie vor Leben, schaute mich ungläubig an. Mindestens genauso ungläubig schaute ich Tim an. Wahnsinn. 17.41 Uhr. Sie ist da, wir drei haben es geschafft – und wie?! Genau dort, wo Tim und ich von Beginn an gesagt haben, hier kommt sie zur Welt. Punktlandung – für alle.

Ich setzte mich aufs gegenüberstehende Sofa, hielt dieses wunderschöne Mädchen in meinem Arm und wir genossen den Moment. Heilig beschreibt es am besten. Die Geschwister waren 15 Minuten nach der Geburt bei uns, bestaunten dieses Wunder.

Die Geburt der Plazenta war nochmal mit starken Wehen verbunden, sodass wir uns nach einer Stunde doch fürs Abnabeln entschieden, damit ich mich besser bewegen kann. Geboren habe ich die Plazenta dann ca. eine Stunde später in der Dusche. Nochmal ein Wunder, diese in den Händen zu halten. Ehrfurcht beschreibt diesen Anblick wiederum am besten. Nach der Geburt der Plazenta ging es mir prächtig. Ich habe während der gesamten Geburt kaum geblutet, legte mich mit der Kleinen ins Bett, wir stillen und kuschelte und nach insgesamt drei Stunden kam unsere Herzens-Hebamme und führte die U1 durch. Alles bestens, genauso wie bei mir. Keine Verletzungen, die Plazenta war vollständig und wurde der Tiefkühltruhe zugeführt. 😉

Ich hatte bisher eine vorbildliche Rückbildung, trotz minimalster Nachwehen, der Milcheinschuss war heftig, aber ist nun auch bereits überwunden. An Tag 9 postpartum bin ich immer noch überwältigt von den Ereignissen und kann nicht fassen, dass unser Traum in Erfüllung ging – noch viel segensreicher als ausgemalt. Wie froh bin ich über meinen Mann, den kein Wort der Welt beschreiben kann und über meinen Herrn im Himmel, der sich für mich in diesem Wunder und den Geschehnissen verherrlicht hat.

„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzem Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Auf all deinen Wegen erkenne nur IHN, dann ebnet er selbst deine Pfade.“ Sprüche 3, 5-6

Aus Peru: Zweites Kind, zweite Alleingeburt

Die Mama in diesem Bericht erzählt von ihrer zweiten Alleingeburt. Genau wie die erste Geburt findet sie in Südamerika statt.

Im Folgenden möchte ich euch von meiner zweiten Alleingeburt im Ausland erzählen. Am 05.12.2016 kam unsere erste Tochter Mia Lorena in Paraguay zur Welt. Die Geburt war für mich ein kraftvolles und energetisches Ereignis. Ein Bericht dazu gibt es hier auf Sarahs Blog. Ebenso ein Video auf unserem YouTube-Kanal.

Jetzt zur Geburt unserer zweiten Tochter Enya Marie. Sie erblickte das Licht der Welt am 12.05.2019 (man beachte das Zahlenspiel zu Mia Lorena <3 ). Mittlerweile waren wir allerdings umgezogen und so fand diese Geburt in Peru statt. Da wir noch keinen festen Wohnsitz haben, leben wir aktuell in einer Stadt in einem kleinen Haus zur Miete. Deshalb war es für mich sehr wichtig, dass diese Geburt leise vonstatten ging. Ich wollte verhindern, dass die Nachbarn oder der Vermieter aus Sorge den Krankenwaagen rufen, weil Hausgeburten in Peru mittlerweile ungern gesehen sind. Ich sprach in der Schwangerschaft zu meinem noch ungeborenen Kind und erzählte ihm von meinen Vorstellungen der Geburt. So wünschte ich mir eine schmerzarme und schnelle Geburt. Die Tage um den Geburtstermin herum wurde ich zunehmend ungeduldiger und nervöser. Ich wollte unseren Nachwuchs endlich in den Arm nehmen und nicht länger die immer größer werdende Bauchkugel vor mir her tragen. Einen Tag nach ET war es dann soweit. Um 6 Uhr Morgens erwachte ich mit leichten Unterleibsziehen, wie sie wohl viele Frauen von der Periode her kennen. Es stellte sich sofort eine innerliche Freude bei mir ein und der Gedanke: “Heute kommt unser zweites Kind zu Welt!“ Mein Mann Sebastian erwachte neben mir im Bett und ich strahlte ihn mit breiten Grinsen an. Nachdem er fragte was sei, sagte ich ihm, dass wir unseren für diesen Tag geplanten Ausflug nicht machen werden, da es heute soweit sei und unser Kind sich auf den Weg machen würde. Wir starteten also in den Tag. Alles ging seine alltägliche Routine. Wir frühstückten, kümmerten uns um unsere erstgeborene Tochter und erledigten Hausarbeiten. Die Wehen kamen und gingen, völlig schmerzlos aber mal stärker dann wieder schwächer. Zwischendurch dachte ich schon, sie haben aufgehört aber dann kam wieder eine und so verlief der ganze Vormittag. Zum späten Vormittag hin war ich mir zwischendurch auch nicht mehr sicher, ob das jetzt Geburtswehen sind oder nicht. Mein Unterbewusstsein wusste es, aber jetzt fing mein Ego an, dies in Frage zustellen. Bei der Geburt von Mia, da ging alles so gestaffelt … zack, zack und jetzt scheinen die Wehen zu kommen und zu gehen wie sie wollen. So entschied ich eine warme Dusche zu nehmen. In der Hoffnung danach Gewissheit zu haben, ob die Geburt jetzt beginnt oder nicht. Nachdem ich mich an dem Morgen bestimmt schon das fünfte Mal entleert hatte, stieg ich also unter die Dusche aber irgendwie blieb der gewünschte Effekt aus. Die Wehen waren nicht verschwunden aber auch nicht stärker oder gar mehr geworden. Etwas deprimiert nahm ich dies zu Kenntnis und empfing einfach jede Wehe so wie sie kam. Sei sie schwach und kurz oder länger und stärker. Gegen Mittag waren die Wehen immer noch unregelmäßig, dennoch empfand ich es mittlerweile als angenehmer, wenn ich die kommenden Wellen im Gehen empfangen konnte. Ich hatte bei weitem noch keine Schmerzen, aber sie waren deutlicher zu spüren und im Sitzen einfach unangenehm. So aß ich mein Mittagessen mit kleinen Laufpausen im Raum und freute mich mit jeder Wehe mehr auf die bevorstehende Geburt. Jetzt schien mein Verstand wieder mehr der Meinung gewesen zu sein, dass es wirklich los geht. Ich fing auch vermehrt damit an, dass ich mir mit jeder Welle mein Mantra sagte: „Ich bin weit und offen. Jede Wehe bringt mich näher zum Kind!“ Gegen 13 Uhr waren die Kontraktionen so stark, dass sie jetzt meine ganze Aufmerksamkeit verlangten. So kam es mir sehr gelegen, dass mein Mann mit Mia das Haus verließ, um draußen im Auto zu spielen (das macht unsere Tochter sehr gerne). Derweilen hatte ich mich meiner Kleidung erledigt, weil ich sie nicht mehr tragen wollte. Die Wellen wurden jetzt regelmäßig und sehr präsent. Ich empfand es immer noch am angenehmsten, diese im Laufen bzw. Stehen zu empfangen. In den Pausen saß ich auf dem Gymnastikball. Manchmal kam Sebastian ins Haus, um für unsere Tochter Essen oder Trinken zu holen. Ich empfand das manchmal als störend. Ich bin jemand, der in dieser Phase der Geburt völlige Konzentration braucht und ich mag dabei nicht gestört oder gar angefasst werden. Nachdem mein Mann mich das eine oder andere fragte und ich nicht mehr konkret darauf antworten konnte und wollte, merkte er wahrscheinlich auch, dass es jetzt nicht mehr lange dauern könne und machte die Kamera an. Wie es meinen Wünschen entsprach, war ich wieder alleine, bei mir und meinem Kind. Ich war ganz konzentriert, um jede Wehe anzunehmen und mich nicht dagegen zu wehren. Denn ich merkte, sobald ich das tat, war es viel schmerzvoller. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht Schreien oder Tönen müssen. Das Einzige was ich machte um mit der Welle besser umgehen zu können war, dass ich die Luft zwischen meinen Lippen entweichen ließ. Dies reichte völlig aus. Dann ging alles sehr schnell. Ich stand noch in der Küche, um mich auf die kommende Wehe vorzubereiten und merkte plötzlich das ich einen Druck nach unten spürte. Jetzt wollte ich meine Geburtsposition einnehmen und so ging ich auf die vorbereitete Matte in den Vierfüßler, um dort die Kontraktionen empfangen zu können und dann war es soweit. Der Pressdrang setzte ein. Sofort rief ich nach meinem Mann. Schließlich wünschte ich mir so sehr, das er unser Kind diesmal auffangen möge. Das erste, was ich da aus mir drückte, war jedoch nicht das Kind, sondern die Fruchtblase, die mit einer kleinen Explosion wirklich platzte und eine kleine Sauerei auf dem Boden hinterließ. Das Fruchtwasser war grün, unsere Tochter hatte also Stress. Dies machte mir jedoch keine Sorge, da ich bereits Pressdrang hatte, würde sie ja jederzeit da sein und so folgte in den nächsten Wehen schon ihr Kopf, der sich nach unten drückte. Ich hatte das Gefühl, dass es zu schnell ging und so versuchte ich etwas zu Hecheln, damit ich mir mehr Zeit gab, um die Dehnung nicht zu schnell passieren lasse. Es dauerte dennoch nicht lange und der Kopf war geboren. Ich hörte sie bereits schreien. Ab da schien die Zeit für mich still zu stehen. Ich sagte meinem Mann, der bereits hinter mir hockte, dass ich auf die nächste Welle warten müsse, welche sich gefühlte drei Minuten Zeit lies, bis sie kam. Ich drückte mit und spürte deutlich die Schulterdrehung. Um 13:45 Uhr Ortszeit in Peru empfing der stolze Papa unsere zweite Tochter. Unsere ältere Tochter holten wir sofort ins Haus und zeigten ihr stolz ihre jüngere Schwester Enya Marie, die mit 2950g Gewicht und 34,5cm Kopfumfang zur Welt kam. Nach ungefähr 45 Minuten kam dann auch die Plazenta, welche ich auf Vollständigkeit überprüfte. Nach weiteren acht Stunden haben wir dann Enya abgenabelt. Ich bin so stolz, dass ich wieder eine so wundervolle Geburt erleben durfte. Eine Geburt, die alle meine Wünschen erfüllt hat. Sie war für mich schmerzarm und schnell. Kein Nachbar hat etwas mitbekommen. Des weiteren hat mein Mann unsere Tochter aufgefangen und als erster in Empfang genommen, genauso wie ich mir das vorgestellt habe. Ich habe nur einen kleinen Riss an einer inneren Schamlippe gehabt, welcher von alleine sehr gut verheilt ist. Bei einem weiteren Kind werde ich wieder diesen Weg gehen. Es fühlt sich für mich als das einzig Richtige an. Mein Mann ist ebenfalls sehr stolz auf mich und erzählte mir, dass es für ihn den Anschein erweckt hätte, als hätte ich das Kind mal ebenso nebenbei bekommen.

Hier der Link zum aktuellen Video:

Alleingeburt im Wasser beim 3. Kind

Die Mama im folgenden Bericht entscheidet sich nach zwei Klinikgeburten für eine Hausgeburt, begleitet nur von ihrem Partner.


„Die laufende Inhaltsanalyse für Geburtsberichte“ – so hat mich mein Freund in den letzten Schwangerschaftstagen scherzhaft genannt, wenn ich wieder einmal vor dem Notebook saß und gelesen habe. Ich weiß nicht, ob es diesen Bericht über eine Alleingeburt geben würde, wenn nicht so viele Frauen im Internet offen ihre Geburtserlebnisse geteilt hätten. Von daher ist es für mich selbstverständlich, dass ich nun auch meine Geschichte erzähle.
Meine ersten zwei Jungs sind beide in derselben Klinik zur Welt gekommen (2013 und 2015). Bei der ersten Geburt wurde ich von einer jungen, unsicheren Hebamme begleitet. Das hatte die üblichen Interventionen zur Folge: Einleitung nach unerkannten Blasenriss, Einlauf, vorgeschriebene Geburtsposition, Baustrahler (!), Wehenmittel für die Geburt der Placenta… Die Geburt war nicht traumatisierend, aber im Nachhinein ärgere ich mich doch sehr über die vielen Einmischungen, die die Geburt erschwert und ihr ein bisschen das Magische genommen haben. Die zweite Geburt war schon auf Grund meiner Erfahrung deutlich selbstbestimmter. Die Hebamme war viel entspannter und ist erst in der Pressphase richtig anwesend. Als ich dann mit Kind 3 schwanger war, las ich zum ersten Mal einen Geburtsbericht über eine Alleingeburt. Zuerst hielt ich Alleingeburten für fahrlässig und unverantwortlich. Aber dann begann ich zu lesen (Geburtsberichte, „Alleingeburt“ von Sarah Schmid, Fachartikel etc.) und hörte die nächsten 9 Monate nicht mehr auf. Am Ende habe ich mich für eine Alleingeburt entschieden, weil es bei uns im Umkreis von 90km keine Hebamme mehr für Hausgeburten gibt und die Klinik nicht die besser Alternative war. Die Gefahr unter der Geburt von einer Hebamme/Arzt begleitet zu werden, deren Eingriff in den natürlichen Geburtsverlauf das Risiko einer medizinischen Intervention erhöht hätte, wollte ich nicht riskieren. Ohne meinen Freund, der mich sofort unterstützt hat und mir die Alleingeburt ohne zu Zögern zutraute, hätte ich den Versuch allerdings nicht gewagt. Für mich passt der Name „Alleingeburt“ deshalb auch eigentlich nicht – ich war nicht alleine, mein Partner war immer bei mir – als Masseur, Stützte, Koch, Unterhalter oder Fotograf.


Aber nun zum eigentlich Teil: die Geburt. Am Abend zuvor lag ich, wie so oft in den letzten Tagen mit Übungswehen im Bett wach, dachte mir aber nicht viel dabei. Am nächsten Morgen brachten wir um 6 Uhr morgens die Kinder zu ihren Großeltern – mein Freund musste arbeiten und die Kinder sollten den Tag dort verbringen, damit ich nochmal etwas Ruhe hatte. Auf der 10 minütigen Fahrt hatte ich zwei sehr deutliche aber schmerzfreie Wehen. Als auf der Rückfahrt die Wehen weiterhin kamen, bat ihr meinen Freund, seine Termine am Morgen abzusagen. Durch die tagelangen Übungswehen war ich allerdings sehr unsicher, ob sich das Ganze nicht wieder als Fehlalarm herausstellen würde. Wir begannen deshalb den Tag mit einem langen Spaziergang in der Morgensonne. Dabei wurden die Wehen immer intensiver (wenn auch immer noch schmerzfrei). Wir entschieden uns also den Ofen im Geburtszimmer anzumachen und den Geburtspool mit Wasser zu füllen. Ich habe alle meine Kinder im Wasser bekommen und wollte auch zu Hause nicht auf den Luxus verzichten. Die Wärme entspannte mich auch sofort als ich in die Wanne stieg. Vielleicht entspannte sie mich auch etwas zu sehr, denn die nächsten 3 Stunden verbrachte ich mit Essen, Unterhalten und Film schauen im Wasser. Erst ganz langsam wurden die Wehen wieder intensiver, waren aber mit einer Massage des Steißbeins von meinem Freund immer noch sehr gut zu veratmen. Gegen 12 Uhr merkte ich, dass mein Kreislauf mit der vielen Wärme (Wasser und Ofen) langsam Probleme bekam. Zwischendurch versuchte ich immer wieder meinen Muttermund zu tasten – aber ganz ehrlich – so eine richtige Orientierung habe ich bis zum Schluss nicht gefunden. Schweren Herzens entschloss ich mich aus der Wanne zu steigen und veratmete einige Wehen im Türrahmen. Der Druck auf das Steißbein tat unheimlich gut. Doch dann wurde es plötzlich ziemlich schnell unangenehm. Niemand war da, der mir sagte, wie weit mein Muttermund ist, wie lange es noch dauert, ob ich alles richtig mache – die Antwort auf diese Fragen lagen alle bei mir. Ich konnte mich in den letzten Minuten der Eröffnungsphase nicht so sehr fallen lassen, wie bei den Klinikgeburten. Der Muttermund war (nach meinen Tastversuchen) noch nicht vollständig geöffnet und trotzdem waren die Wehen so heftig, dass meine Entspannungstechniken nicht mehr funktionierten. Es tat weh und ich wollte das es aufhört. Ich stand im Türrahmen und begann, mit den Wehen langsam und vorsichtig nach unten zu drücken. Es waren eindeutig noch keine Presswehen aber es fühlte sich gut an und machte die Schmerzen erträglicher. Da ich Angst hatte, bei vorzeitigen Pressen etwas „kaputt zu machen“, schob ich nur vorsichtig mit. Dieser Zustand dauerte ca. 10min und war durch die Verunsicherung und die Schmerzen die anstregenste Phase. Dann endlich platzte die Fruchtblase. „Jetzt beginnen gleich die richtigen Presswehen“, schoss es mir durch den Kopf und ich stieg schnell wieder in die Badewanne. Das warme Wasser entspannte mich augenblicklich und ich bereute es etwas, nicht früher wieder ins Wasser gegangen zu sein. Wie vermutet begannen nun die richtigen Presswehen. Die Umstellung des Körpers von Übergangs- zu Austreibungsphase war bei allen drei Geburten faszinierend. Es ist, als wäre der stechenden, atemraubende Schmerz plötzlich von einer Sekunde auf die andere verschwunden. Die Presswehen empfand ich auch diesmal als wenig bis gar nicht scherzhaft. Natürlich spürt man die Dehnung und das Brennen, wenn das Köpfchen sich nach vorne schiebt, aber es ist viel angenehmer, als die Übergangsphase kurz zuvor. Die Tatsache, dass ich nun endlich etwas aktiv „machen“ konnte, um die Geburt vorwärts zu bringen, nahm mir fast vollständig die Schmerzen. Bei den ersten beiden Geburten bin ich leider nie auf die Idee gekommen, den Austritt des Köpfchens mit der Hand zu begleiten. Nun hing ich im Vierfüßlerstand über den Rand der Wanne und tastete bei jeder Wehe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich merkte, wie sich das Köpfchen vorwärts schob und wieder zurückzog. Ich tastete die Haare und die weiche Haut. In der Klinik mit angeleitetem Pressen war dieser Moment viel unbewusster. Das Kind wurde von jemand anders aus mir herausbegleitet (ich war nur für das Pressen zuständig). Nun war ich diejenige, die es begleitete. Als das Köpfchen zur Hälfte draußen war musste ich lachen vor Freude und Glück. Angst, dass etwas nicht stimmen könnte (Nabelschnur, Herztöne etc.) hatte ich keine mehr. Mit der nächsten Wehe war das Köpfchen geboren. Nun war aller Druck weg. Ich war einfach nur glücklich und in der relativ langen Wehenpause unterhielt ich mich mit meinem Freund. Ich fühlte das Köpfchen vom Baby und die kleinen Ohren und mein Freund erzählte mir, wie das knautschige Gesicht aussah. Dann kam die nächste Wehe, die Schulter drehte sich (ein tolles, unbeschreibliches Gefühl) und 15.03 Uhr war unser drittes Kind geboren. Ich hob es langsam aus dem Wasser und es schrie sofort los. Sehr rosig und fast gar nicht blau lag es nun endlich in meinen Armen. Geschafft. Endlich. Ich hatte mein Kind alleine zur Welt gebracht und war stolz und glücklich. Nach ein paar Minuten schauten wir auch nach, was es geworden war: ein Junge, der entgegen der Prognose des Frauenarztes kein zu kleines, untergewichtiges Baby war, sondern ganze 3850g wog. Leider ging uns im diesem Moment das warme Wasser aus und so musste mein Freund während ich noch selig in der Wanne lag (und mich weigerte raus zu kommen) mit dem Wasserkocher nachhelfen. Vor zwei Punkten hatte ich bei der Alleingeburt am meisten Angst: das Kind atmet nicht oder meine Blutungen sind zu stark. Im Wasser lies sich der Anteil vom Blut nur sehr schwer einschätzen. Nach kurzer Zeit war das ganze Wasser rot. Ich wollte dennoch für die Nachgeburt im Wasser bleiben. Trotz meiner Sorgen vorher, hatte ich plötzlich keine Bedenken mehr wegen der Blutmenge. Ich fühlte mich gut – kräftig und kaum erschöpft – das gab mir die Zuversicht, dass die Blutungen nicht so stark sein können. Nach 30min kam dann endlich die Plazenta. Jedenfalls ¾ davon. Sie blieb quasi auf dem Weg nach draußen stecken und so saß ich nun in der Badewanne mit der Plazenta zwischen den Beinen und wusste nicht so recht weiter. Davon hatte ich noch in keinem Geburtsbericht gelesen. Durfte ich den Rest herausziehen? Ich entschied mich dafür die nächste Wehe abzuwarten. So saß ich da eine viertel Stunde. Dann hatte ich keine Lust mehr. Wir trennten die Nabelschnur durch und mein Partner nahm mir das Baby ab. Ich hockte mich in der Wanne hin und zog sehr vorsichtig mit Pressen den Rest der Plazenta heraus. Dann stieg ich endlich aus dem Wasser und machte es mir auf dem Sofa bequem. Der kleine Jorin lag in meinem Arm und machte die ersten Trinkversuche. Niemand war da, der uns in diesen ersten intimen Momenten zu Dritt störte. Nach drei Stunden riefen wir die Hebamme an. Ich wollte gerne jemanden haben, der sich noch einmal die Plazenta anschaut und meine Gebärmutter abtastet. Natürlich wusste sie nichts von der Alleingeburt und da sie mich während der Schwangerschaft nicht begleitet hatte, war ich mich wegen ihrer Reaktion unsicher. Eine Hebamme, die mir einen Vortrag über Risiken und mein unverantwortliches Handeln gehalten hätte, hätte die ganze Atmosphäre zerstört. Aber ich hatte Glück. Die Hebamme schien sich sogar zu freuen und war völlig positiv eingestellt. Die Plazenta war in Ordnung und ich hatte keinerlei Geburtsverletzungen davon getragen.