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35. SSW

Wieder eine Woche weiter. Inzwischen weckt mich Krümels Strampelei fast jede Nacht. Dazu wach ich garantiert immer noch einmal auf, weil mein linkes Ohr nach einer Weile drauf schlafen tierisch schmerzt… Am Anfang der SS und bei Johanna hatte ich das auch. Nervt ziemlich. Zum Glück schläft Johanna ja gut in letzter Zeit, aber zu wenig Schlaf krieg ich trotzdem. Gestern hat’s dann unsere sämtlichen Gäste außer meinen Papa und Tim mit Brechdurchfall hingehauen. Im ganzen Haus lagen die Sterbenskranken herum. Mein Papa und ich waren die Einzigen, die noch auf den Beinen waren. Johanna war halbwegs fit, hatte aber auch Durchfall. Sie hat auch brav jedes Mal Bescheid gesagt, so daß nur ein paar feuchte Pupse in der Hose landeten. Aber anstrengend war’s so und so. Heute sind die meisten zum Glück wieder fit und ich hab ganz gut Schlaf nachgeholt, weil Tim Johanna früh nehmen konnte.
Ich hab mal wieder vom Baby geträumt. Daß ich Wehen kriegte, aber keinen Platz fand, an dem ich mich genug entspannen konnte und die Wehen wieder weggingen. Irgendwie brach gerade Krieg aus da. Dann träumte ich, Baby war da und ich hab immer sehr deutlich gemerkt, wenn es Pipi mußte und es dann abgehalten. Das war nett. Ich freu mich schon auf windelfrei mit dem kleinen Wurm.
Lange hin ist jetzt nicht mehr und ich überleg immer schon, was ich alles mitnehmen will, wenn ich in den Wald geh, was ich anziehen will. Wie wird wohl das Wetter sein? Werden mich Mücken oder Zecken doch zwingen, im Haus zu bleiben? Werde ich Tim nachts wecken, weils losgeht, damit er auf Johanna ein Augen hat? Wie wird er reagieren, da er weiß, was ich vorhab? Sich einfach rumdrehen und weiterschlafen wie als bei Johanna die Wehen losgingen? Schlußendlich weiß ich, daß ich zwar viel planen kann, aber wenn’s dann soweit ist, muß ich meinen Instinkten folgen. Dann klappt das schon. Ich hoff nur, ich vergess vor lauter Instinkt den Fotoapparat nicht.

34. SSW

Meine Eltern samt Bruder und dessen Kumpel sind zu Besuch gekommen. Dementsprechend ist viel los und Johanna genießt es. Für mich gibt es viel zu tun, aber da ich immer mit Johanna Mittagsschlaf mache, krieg ich genug Schlaf und hab genug Kraft. Mein Bauch ist zeitweise sehr mobil, ich spüre die kleinen Füße auf meiner linken Seite, den Popo rechts unter den Rippen und ab und zu Schluckauf. Tim kann sein Herz schlagen hören, wenn er sein Ohr auf meinen Bauch legt. Sonst geht’s mir rundum gut, nicht mal ein Zwicken oder Zwacken. Nur schwerer bin ich und entsprechend schwerfälliger. Je näher die Geburt rückt, um so bewußter wird mir, wie exklusiv doch die Zeit ist, die ich jetzt noch ganz allein mit Johanna habe. Und das genieße ich auch.

33. SSW

Diese Woche arbeitet Tim und ich bin mit meinen beiden Kleinen allein zu Hause. Die Tage sind unterschiedlich, aber ich bin ganz froh, daß der kleine Zwerg noch so gut im Bauch aufgehoben ist, nicht schreit und allgemein sehr unkompliziert zu pflegen ist. Ordentlich erkältet waren wir auch und da kommt man, selber kraftlos und verrotzt mit einem ebenso verrotzten, quengeligen Kleinkind schon schnell an seine Grenzen.
Die letzten Tage bin ich irgendwie ein bißchen deprimiert. Keine Ahnung, vielleicht weil ich merke, daß meine Schwangerschaft in die Endphase geht und ich das Gefühl hab, als fliege die Zeit nur so an mir vorbei. Durch Johanna hab ich so viel zu tun, daß ich kaum Zeit für mich oder zum Nachdenken habe. Meist denk ich abends im Bett noch eine Runde, wenn ich nicht zu müde bin. Aber dieses Entspannt-durch-den-Wald-spazieren und sich, das Baby und die Welt genießen, davon gibt’s diesmal nicht viel. Wenn, dann hab ich ein Kleinkind im Tragesack auf dem Rücken, das sich bisher mittagsschlafresistent gezeigt hat und auf meinem Rücken bei einem Sapziergang schnell kleinzukriegen ist. Ich hab gelesen, daß am Ende der Schwangerschaft das b-HCG (Schwangerschaftshormon), das im ersten Trimenon sehr hoch ist und einen sich nicht so doll fühlen läßt, auch am Ende wieder ansteigt. Vielleicht ist das ja eine gute Ausrede, ich nur Opfer meiner Hormone. Das Wetter kann’s nicht sein. Draußen ist bester Frühling, Sonnenschein, blauer Himmel, traumhaft! *seufz*

32. SSW

So, gestern nun haben wir den hiesigen Kreißsaal besichtigt. Da es das einzige Krankenhaus weit und breit ist (knapp 1000 Geburten im Jahr), hat hier keine Frau die Wahl. Praktisch alle entbinden hier. Man schaut sich eigentlich nur an, was einen erwartet. Eine nette Hebamme nahm uns in Empfang und in einem der Kreißsäle saßen wir alle (vier Paare plus Hebamme) zusammen und redeten über Schmerzlinderung. PDA, Lachgas, TENS und Akupunktur. Aufrecht sein und herumgehen, Beckenbodenbetäubung. Von Psychoprofylaxe hatte sie keine Ahnung, man konzentriere sich eher auf die medizinschen Verfahren wie PDA. Aha. Dann der normale Ablauf einer Geburt mit allen üblichen Interventionen (Wehentropf, CTG, Kopfschwartenelektrode…) und was das Kind über sich ergehen lassen darf, wenn’s draußen ist. Warum man Vit. K in Schweden dem Neugeborenen spritzt und nicht wie in Deutschland als Tropfen gibt, wußte sie nicht. Daß man Maßnahmen verweigern kann scheint hier (wie an vielen Stellen der Geburtshilfe) noch nicht offiziell. Als ich fragte, was passiert, wenn man eine Beckenendlage spontan bekommen will, meinte sie, das müsse man mit dem Arzt besprechen. Früher hätte man das ja gemacht, aber wegen irgendwelcher Studien mache man jetzt immer Kaiserschnitt. Ich fragte, ein bißchen provokativ, ob bei ihnen auch Frauen nicht im Bett liegend entbinden. Geantwortet hat sie darauf lieber nicht, nur gesagt, daß man natürlich auch stehend oder knieend darf. Johanna war dabei, aber nicht sehr geduldig und wollte schon nach der ersten halben Stunde nach Hause. Sie bekam die Demo-Babypuppe zum Spielen und als das Stillen demonstriert wurde, erkannte sie die Brustattrappe sofort und tat dies lautstark kund, probierte sogar kurz, ob sich daran nuckeln ließ. Die Hebamme ließ uns schwedisch nett verstehen, daß Johanna sie störte und so war Tim mit ihr die meiste Zeit draußen im Flur. Sie zeigte uns dann die Station, Aufenthaltsraum, Untersuchungsraum, Patientenzimmer. Drei Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer gibt es, wo, falls Platz ist, auch der Papa nächtigen kann. Nach viel Platz oder Gemütlichkeit sah es aber nirgens aus. So winzige Zimmer und Kreißsäle hab ich in Deutschland nie gesehen. Im Kreißsaal kein einziges Bild an der Wand. Nur ein Bett, eine Babyuntersuchstation, ein Tisch, ein Stuhl und die Technik. Nicht viel besser als eine Knastzelle. Keine Ahnung, wie man da während der Wehen entspannen soll. Johanna teilte meine Meinung. Sie konnte, nachdem sie die ganzen zwei Stunden eingehalten hatte, erst wieder draußen auf dem Parkplatz Pipi machen.
Jetzt, nachdem ich gesehen habe, was mich dort erwarten würde, gibt es für mich noch viel mehr Grund, zu Hause zu bleiben. Ich weiß nicht, was in aller Welt Frauen dazu treibt, so einen tristen, fremdbestimmten Ort für eine Geburt aufzusuchen, wenn nicht die von der Medizin geschürte Angst vor der Geburt und die kulturelle Indoktrination, daß eine Geburt um so sicherer wird, je mehr Technik und Personal man auffährt. Ich freu mich schon auf die Geburt und ich bin so erleichtert, daß ich weiß, daß ich eine Wahl habe. Wo sollte eine Geburt angenehmer und schmerzärmer sein, als dort, wo man am besten entspannen kann?

31. SSW

Wir sind zurück im schönen Schweden (seit einer Woche ist hier Sonnenschein und Frühlingswetter) und ich genieße die Zeit mit Johanna. Bald werde ich mich ihr nicht mehr so ungeteilt widmen können. Bauchzwerg macht ordentlich Rabatz, liegt, wie Johanna schon, Kopf nach unten, Rücken nach rechts. Beim Graben im Garten ist der Bauch schon im Weg, aber wie schon bei Johanna finden alle meinen Bauch klein. Fragen tut mich inzwischen keiner mehr, ob ich schon bei der Hebamme/Arzt war. Ich hab mir ja vorgenommen, in der nächsten Zeit einmal zur Mödravårdcentral gehen, damit die eine Akte von mir haben. Ich denke zwar nicht, daß ich das KH brauchen werde, aber sicher ist sicher, vorallem Tim kann ich damit beruhigen. Richtig Lust hab ich nicht, die Mühle zu betreten. Aber was können sie mir? Habe vor, meine Pläne offen zu legen. Dann werden ihnen die Kinnladen runterklappen, sie werden höflich schwedisch schweigen und tun, was ich von ihnen will. So stell ich mir das momentan jedenfalls vor.
Ansonsten geht’s mir super, merke kaum, daß ich schwanger bin.

29. SSW

Bauchbaby und ich haben den Lernmarathon samt Prüfung gut über- und bestanden. Jetzt bin ich wirklich mit meinem Studium fertig und kann meine restliche Schwangerschaft genießen ohne an Lernen u.ä. denken zu müssen. Bauchzwerg scheint der Stress der letzten Tage nicht beeindruckt zu haben. Strampelt und knufft wie eh und je da drinnen. Eine meiner Mitprüflinge meinte, sie wundert sich, wie ich das mache. Sie hätte schon längst vorzeitige Wehen gekriegt.
Habe in dem ganzen Trubel vergessen, mein alle-4-Wochen-Bauchfoto zu machen. Vielleicht heute abend. Morgen will ich mal zum Zahnarzt. Ich wette, ich hab ein Loch. Ich hoffe, der behandelt mich ganz normal trotz meiner Schwangerschaft.

28. SSW.

Bauchzwerg und ich sind wieder eine Woche weiter. Ich glaub, der Kleine hat einen ordentlichen Schub gemacht. Gestern hat es sich so angefühlt, als ob er einmal komplett umgeräumt hätte. Am Freitag hatte ich meinen letzten Arbeitstag! Morgen fahren wir nach Deutschland und am 9.4. hab ich das 3. und damit letzte Staatsexamen. Dann kann ich das Kapitel Medizinstudium erstmal abhaken und mich ganz auf meine zwei Kinder (außer und inner Bauchs) konzentrieren.
Eigentlich wollten wir heute zur Kreißsaalbesichtigung fahren, aber es wird wohl zu stressig mit der Packerei. Das machen wir also ein andermal, wenn wir wieder zurück sind aus Deutschland. Ich hab ja nicht vor, im hiesigen Kreißsaal zu entbinden, aber neugierig bin ich trotzdem. Nachdem ich einige deutsche Kreißsäle im Rahmen von Praktika von innen gesehen hab, interessiert mich der Unterschied zwischen Schweden und Deutschland.
Die Packerei ist diesmal zäh. Packen für ein Kleinkind und dann noch die Ansichten der Oma, welches Spielzeug aber unbedingt noch mitmuß. Ich hoffe nur, daß ich die 12 Stunden Fahrt ohne viele Wehwehchen übersteh. Bin ja eigentlich noch nicht sooo dick.

Meine 2. Schwangerschaft: 27.SSW

Da ich bisher meine Meinung allgemein gehalten habe, habe ich mich nun entschlossen, etwas mehr über mich zu erzählen. Ich hab eine Weile hin und her überlegt, ob ich bereit bin, mich der Öffentlichkeit in dieser Weise auszusetzen oder ob es zu viel Stress für meine sensiblen Schwangeren-Nerven bedeutet. Ich lasse es auf einen Versuch ankommen. B)Also:

Ich bin mit meinem 2. Kind schwanger und aktuell in der 27. SSW angekommen. Bisher war alles ungefähr genauso wie in meiner ersten Schwangerschaft: ein bißchen Übelkeit und viel Müdigkeit zu Beginn, um die 20. SSW ein bißchen Wasser in den Beinen, in letzter Zeit ein bißchen Sodbrennen, wenn ich abends zuviel gegessen habe. Ansonsten geht’s mir gut, der Bauch wächst und der Zerg strampelt tüchtig. Der einzige wirkliche Unterschied zu meiner ersten Schwangerschaft ist, daß ich beschlossen habe, mich dieses Mal auf meine eigenen Sinne zu verlassen und die Schwangerenvorsorge selbst zu machen. Ich bin ausreichend informiert und ich weiß, daß ich wissen werde, wenn es an der Zeit ist, einen Arzt aufzusuchen. Und was soll ich sagen? Im Vergleich zu meiner ersten Schwangerschaft ist diese viel entspannter, angstfreier und ich fühle mich stark und fähig, ein Kind hervorzubringen.
Keine blank liegenden Nerven vor Ultraschalluntersuchungen (oh Gott, gestaute Nieren! Ein Softmarker für Trisomie 21!), kein Aneinandergeraten mit einer Ärztin wegen unterschiedlicher Meinungen, keine Bevormundung in irgendeiner Form, als wüßte ich nichts über meinen Körper. Einfach nur ich und das kleine Wesen in mir, der sich rundende Bauch, die kleinen Tritte von innen. Und es wächst, einfach so. Sogar ohne daß ein Arzt es erlaubt. 😉

Geburt? Macht das ohne mich!

In diesem Blog soll es um Geburt und Schwangerschaft gehen. Aber nicht in rosa-bläulichen Pastelltönen und auch nicht um das Standardprozedere oder die Standardwehwehchen. Jedenfalls nicht vorwiegend.
Vor nicht langer Zeit entdeckte ich einen Cartoon, der mich immer noch bewegt und inspiriert:
Eine Frau, offensichtlich in den Wehen, umgeben von ihrem treusorgenden Ehemann und einer kompetenten Hebamme. Ein Gebärstuhl ist da, ein Ball, ein Seil. Sie ist nicht in unbequemer Lage an ein CTG gefesselt oder von sterilem Krankenhaus umgeben. Es sieht so aus, als ob diese Frau nach ihrem Wunsch gebären darf und bald ihr Kind in den Armen halten wird. Trotz allem sieht sie nicht zufrieden aus. Mit dem Ausspruch „Ich hab’s mir anders überlegt. Macht das ohne mich!“ läuft sie davon.
Der Cartoon hängt jetzt an unserer Badtuer und amüsiert mich immer wieder.
Vor allem soll er wohl den plötzlichen Wunsch der Gebärenden darstellen, dem was vor ihr liegt, der Geburt, zu entkommen. Jemand anderen die Sache zu Ende fuhren zu lassen aus Angst vor Schmerzen, Rissen oder Komplikationen.
Aber vielleicht, und das geht mir durch den Kopf wenn ich das Bild sehe, wünscht sie sich nur einen stillen Ort ganz allein für sich. Einen Ort ohne die angstvolle Aufmerksamkeit des Partners, ohne die sie in ihrer Konzentration unterbrechenden Untersuchungen und Bemerkungen der Hebamme, ohne das ganze Tamtam und Gewese. Einfach nur für sich sein, um mit ihrem Körper zu arbeiten.
Und da sind wir bei dem Tabu, um das es mir geht: Was, wenn eine Frau sich ausdrücklich wünscht, ohne die Hilfe einer Hebamme, eines Arztes, eines Krankenhauses (und vielleicht sogar ohne ihren Mann) ein Kind zu kriegen?
Darum soll es unter anderem in diesem Blog gehen.