Schlagwort-Archive: geburt

Meine zweite Alleingeburt

Nach einer unspektakulären Schwangerschaft, in der ich keine offizielle Schwangerenvorsorge in Anspruch nahm, dafür darauf achtete, Körper und Seele so zu pflegen, dass mein Baby ungestört wachsen kann, näherte sich der Geburtstermin, den ich für den 31. Mai 2010 errechnet hatte. Allerdings rechnete ich damit, bestimmt eine Woche über den Termin zu gehen, wie schon bei den beiden anderen Kindern. Deswegen nahm ich zwar wahr, dass ich am 30. Mai nachmittags und abends regelmäßig Wehen hatte, aber sie waren harmlos und verschwanden, als ich ins Bett ging. Genauso wenig dachte ich mir dabei, als sich das gleich Spiel am Tag darauf wiederholte, hatte ich doch beim zweiten Kind über eine Woche vor der Geburt ähnliches erlebt. Allerdings wurden die Wehen zum Abend schon heftiger, als sie am Vortag gewesen waren. Um 21 Uhr brachte ich die Kinder ins Bett und musste schon konzentriert atmen. Eine gute Übung wenn’s nachher losgeht, dachte ich mir. Die Kinder waren noch nicht sehr müde und mein Mann übernahm nach einer Viertelstunde. Ich setzte mich vor den Computer, beantwortete E-Mails und war noch im Hausgeburtsforum unterwegs. 21.18 Uhr schrieb ich:
„Heute ist Termin. Und ich wehe so vor mich hin. Aber ob’s das jetzt ist oder nicht? Mal schaun.“
Mein Mann kam kurz nach 10 runter, die Kinder schliefen. Ich sagte ihm, dass ich Wehen habe, aber wer weiß, ob es das jetzt ist oder nicht?
Er schlug vor, dass wir erstmal wie gewöhnlich duschen und ins Bett gehen und gucken, was in der Zwischenzeit noch passiert. Außerdem wollten wir ja noch ein paar ästhetische Bauchfotos machen. Gesagt, getan. Im Bad fror und schwitzte ich gleichzeitig, meine Beine zitterten. Ich bemerkte, dass ich mit diesen Wehen wohl nicht würde schlafen können. Mein Mann war besorgt, ob das normal sei, dass man friert. Ich sagte: Ja, in der Übergangsphase ist das normal.
Der rationale Teil in mir hatte also analysiert: Übergangsphase. Aber begriffen hatte ich das irgendwie nicht richtig. Das war doch noch viel zu früh. Das konnte gar nicht sein. Die Wehen waren viel zu harmlos. Außerdem wollten wir noch Fotos machen und am nächsten Tag hatte ich mit der Schwiegermutter eine Einkaufstour geplant, die Große brauchte Schuhe, eine Jacke, T-Shirts.

 

das sind jetz echt Wehen

Dann gingen wir also Fotos machen. Eine Glühbirne am Nachtschrank war defekt und da wir mehr indirektes Licht wollten, ging mein Mann eine neue Birne holen. Ich hockte auf dem Bett und hoffte, dass er schnell wiederkam, denn ich begann einzusehen, dass DAS wohl wirklich keine Wehenübung war.
Zum Stativ holen und ähnlichen Extravaganzen blieb keine Zeit. Wir schafften 3 Fotos, wobei ich noch wiederholte, dass es mir heute eigentlich gar nicht passt mit der Geburt. Beim letzten merkte ich die erste Presswehe anrollen (deswegen wurde es ganz ungestellt und das Beste der drei Fotos).

 

„das letzte Bauchbild

„Wir müssen uns beeilen!“, sagte ich. Bei der nun folgenden Wehe merkte ich, dass ich gleich Stuhlgang haben würde und sprang, sobald sie vorüber war, zur Toilette. An der Badtür die nächste Presswehe, die Fruchtblase platzte.
Jetzt hatte ich auf jeden Fall begriffen.
„Ich geh ins Tipi.“ Jetzt oder nie, dachte ich und lief so schnell es eben ging, die Treppe herunter. Denn im Tipi wollte ich doch gebären! Hatte ich mir das doch so schön ausgemalt, mich während der Wehen an den Strick in der Mitte hängen zu können und dann mein Baby zu gebären. Etwas zum Dranhängen hatte mir bei der Geburt des Zweiten gefehlt. Ich griff die Tasche mit den Geburtsutensilien, die ich erst im Laufe des Tages bereitgestellt hatte (glaubte ich doch noch bis vor einer Stunde, ich würde bestimmt eine Woche über den Termin gehen) und verließ das Haus. Ein paar Meter in den Garten rein die nächste Presswehe. Ich kam noch ein paar Schritte weiter bis zur nächsten Wehe, bei der ich schon den Kopf fühlte. Das Tipi war kaum 15 Meter entfernt, aber ich sah ein, dass ich da nicht mehr hinkommen würde. Eine gefühlte Ewigkeit später kam mein Mann. Er hatte noch Kohlen und Anzünder geholt, damit wir es im Tipi warm haben und zum Glück hatte er in der Eile an die Videokamera gedacht. Ich wollte die Geburt doch diesmal gern auf Film haben. Schon war der Kopf geboren und mit der nächste Wehe der ganze Kerl. Ich ging in die Hocke und ließ ihn ins Gras gleiten. Es war 22.56 Uhr (6 Minuten vorher hatten wir noch das letzte Bauchfoto geschossen). Ich nahm ihn auf und er guckte mich mit großen Augen an. Wir deckten ihn mit einem Handtuch zu, als er sich über die Kälte zu beschweren begann.

 

das ging fix

Dann saßen wir noch eine Weile im Gras und staunten. Alles war so schnell gegangen, dass sich die Situation ganz unwirklich anfühlte. Schließlich gingen wir zum Haus. Die Plazenta ließ ich noch auf dem Rasen rauskommen, so gab es drinnen nichts zu putzen. Dann duschte ich und wir kuschelten uns alle drei ins Bett.
Die beiden Großen bekamen von Geschehen nichts mit, bestaunten erst am nächsten Morgen den kleinen, frisch geschlüpften Bruder.

Wiegen und messen haben wir erst am 3. Tag geschafft. Da war er 3590 g schwer, 52 cm lang, Kopfumfang 36 cm.
Ich habe keine Ahnung, wie warm oder kalt es zur Geburt war. Schätzungsweise um die 15 Grad. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich nicht gefroren habe, wobei der Hormoncocktail unter der Geburt sicher einen Beitrag geleistet hat.
Während meine erste Geburt anstrengend, schmerzhaft, ein Marathon war, war die zweite schön und kaum schmerzhaft, aber anstrengend und nicht etwas, was ich jeden Tag würde machen wollen. Diese jetzt war leicht und schmerzfrei. Verstopfung ist schlimmer. So bekomme ich gern noch ein paar Kinder.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

 

 

Emanuel ist da!

Er hatte es plötzlich total eilig, am berechneten Termin und noch im Mai geboren zu werden, der Schlingel. Am 31.5., um 22.56 Uhr, eine Stunde, nachdem ich gecheckt hatte, dass es jetzt ernst wird, war er auch schon da.
Ich lag natürlich wieder falsch, es ist kein Mädchen und nicht mal über den Termin bin ich gegangen. Aber die Geburt war echt locker, kaum losgegangen, schon vorbei. In den Wald hab ich’s nicht geschafft, nicht mal in das extra aufgebaute Tipi. Er ist also ca. 15 Meter davor auf der Wiese geboren – im Beisein von Mann und Katze.

und dann war er da

ein paar Stunden alt

 

Ausführlicher und mit mehr Bildern später. :wave:

Schwanger in Deutschland: Über Termin wird bestraft

Eine Freundin von mir erwartete ihr erstes Kind. Sie hatte Angst vor der Geburt, wollte zuerst einen Wunsch-KS. Wir redeten viel, ich schenkte ihr ein gutes Buch und schließlich sah sie der Geburt doch recht optimistisch entgegen. Aber dann kam und ging der Termin und kein Baby kam. Das beunruhigte sie auch nicht weiter, sie war gern schwanger. Allerdings mußte sie nun alle 2 Tage zum CTG. Auch das war zunächst nicht weiter schlimm. Eine Woche verging, immer noch kein Baby. Jetzt sollte sie jeden Tag zum CTG erscheinen. Als der Termin um 8 oder 9 Tage überschritten war, erwähnte der Arzt im Nebensatz, daß man doch morgen die Sache ein bißchen anstupsen wollte. Meine Freundin horchte auf. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie rief mich an und mit allem was mir an Fakten und Ermunterung einfiel, ermutigte ich sie, die Sache abzulehnen. Was sie auch tat. Der Arzt war natürlich nicht begeistert, das Wochenende stand bevor und schon sein letztes war schlecht gewesen. Er meinte, er akzeptiere natürlich ihre Meinung, müsse aber darauf hinweisen, daß die Plazenta schon ein bißchen verkalkt sein und man nie wisse, wie lange die noch richtig arbeite. Die Herztöne seien ja auch gut, also solle man doch die Geburt beginnen, bevor sich das ändert. Von nun an ging meine Freundin jeden Tag zum CTG und jeden Tag wurden die Drohungen der Ärzte etwas schärfer. Sie traf gleichzeitig auch Hebammen, die sie ermutigten, zu warten, aber die verschwanden, sobald der Arzt auftauchte. Schließlich war sie mit den Nerven so fertig, daß sie auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus in Tränen ausbrach. Aber ihr Glaube an die Ärzte und das CTG (das immer gut war), war stärker als alle widerstrebenden Gefühle und so ging sie weiter brav hin, hörte sich jeden Tag von neuem an, wie verantwortungslos es wäre, zu warten und das Leben des Kindes zu gefährden, bis sie am 14. Tag nach Termin der Einleitung zustimmte („Die Geburt nur ein bißchen anstupsen!“). Es wurde Gel gelegt, früh und nachmittags. Leichtes Ziehen für 2 Stunden, sonst nichts. Nächster Tag: Gel früh und nachmittags. So wie am Tag vorher: Etwas Ziehen kurz danach, sonst nichts. Dritter Tag: Gel früh und nachmittags. Leichtes Ziehen, unreifer Muttermundbefund. Nichts passierte! Gar nichts. Es gab hitzige Diskussionen über das weitere Vorgehen zwischen dem Oberarzt und meiner Freundin, während sie mit ausgebreitetem Unterleib auf dem Gynstuhl lag. Es gab nämlich zwei Ärzte und die waren sich nicht einig, was man jetzt tun sollte und meine Freundin vertraute dem einen, der aber nicht für sie zuständig war. Der hielt den Tropf für die letzte Möglichkeit, bevor man einen Kaiserschnitt machen müßte, der andere wollte einfach mit dem bisherigen Schema des Einleitens weitermachen und ein dritter hatte eher am Tag geäußert, daß der Tropf bei dem unreifen Muttermundbefund Quatsch sei.
Nach 3 Tagen zermürbendem Hoffen und Warten und unzähligen vaginalen Untersuchungen, war meine Freundin schließlich am Ende. Da der Oxytocintropf die einzige Alternative war, die ihr angeboten wurde, verlangte sie den Kaiserschnitt. Das würde wenigstens die Quälerei endlich beenden. Der Arzt meinte, die Herztöne seien gut, es gäbe keinen Grund zur Eile, aber wenn sie darauf bestehe….
Dann aber siegte die Natur in letzter Stunde doch noch. Meine Freundin bekam am selben Abend einen Blasensprung und Wehen und in der Nacht wurde ihr Mädchen geboren, gesund, mit nur leichten Übertragunszeichen. Unter Anwendung von PDA, Wehentropf, Kristellern, Dammschnitt und in Rückenlage, aber es wurde wenigstens kein Kaiserschnitt!

Ich bin erleichtert, aber es tut mir weh, solche Geschichten zu hören. In welcher Erinnerung wird sie diese Geburt behalten? Wie wird sie das Trauma verarbeiten? Warum hat man ihr nicht die Traumgeburt gelassen, die ihr zugestanden hätte? Warum hat sie sich nicht die Bedingungen geschaffen, die ihre Traumgeburt möglich gemacht hätten?

Übrigens: Hier in Schweden darf man völlig unbehelligt 14 Tage über Termin gehen. Ohne CTG-Termin, ohne überhaupt irgendeine Kontrolle. Bis vor kurzem war es noch so, daß man nach 14 Tagen wieder hinging und dann wurde weiter gesehen. Weil die Frauen aber so ungeduldig sind, wird jetzt nach Punkt 14 Tagen eingeleitet. Ein Drama ist über den Termin gehen trotzdem nicht. Vielleicht liegt es daran, daß Ärzte mit der Schwangerenbetreuung nichts zu tun haben, solange alles normal läuft. Dafür sind hier ganz allein die Hebammen zuständig. Mit einer enstprechend niedrigen Kaiserschnittrate von immerhin nur 18%. (Deutschland inzwischen:30%)

Sabines Alleingeburt

Und wieder ist ein Baby ohne ärztliches oder hebämmliches Zutun auf die Welt geschlüpft. Nur ihr Mann war dabei, als Sabine ihr Baby zu Hause im Pool zur Welt brachte.
Hier ist ihr ausführlicher Bericht:

Heute ist es genau 2 Wochen her, als ich um diese Zeit schon Kontraktionen hatte, die ich als Wehen einstufte, aber noch dachte, das ist erst der Beginn. Aber der Reihe nach. Die beiden Nächte davor waren schon verdächtig, viel Rückenschmerzen und das Gefühl, dass untenherum alles so weich wird. Ich habe aber nicht darunter gelitten, sondern jede Veränderung freudig begrüßt. Am Donnerstagabend habe ich kleine Fruchtwassermengen verloren, jedoch zu wenig um von einem Blasensprung zu sprechen. Ab Freitagmorgen gab es dann zähen Ausfluss gemischt mit leichten Blutspuren, somit dachte ich, es kündigen sich langsam die nächsten Vorgeburtsphasen an. Aber noch kein Gedanke daran, dass es wirklich schon ernst wird. Das war so bezeichnend, ich habe es einfach nicht erst genommen und hatte einen so heiteren Tag, hab mich herrlich leicht gefühlt und jede Minute genossen. Es sind vormittags regelmäßige Kontraktionen gekommen, die ich als weitere Senkwehen eingestuft habe und wo ich mich über Übungsmöglichkeiten für entspanntes Atmen gefreut habe. Ich war wirklich der Meinung, das wird erst am nächsten Tag losgehen. Hab also auch kein einziges Mal auf die Uhr geschaut, um eine Abfolge festzustellen. Bin nochmal mit dem Hund auf den „Berg“ (ist nicht sehr hoch) gegangen, um nochmal in den Wald eintauchen zu können, war mit Mann und den beiden großen Buben nachmittags schwimmen bzw hab ich ihnen dabei zugeschaut, dann haben wir noch Bekannte besucht und abends haben wir einen lustigen Film im Fernsehen angeschaut. Ich habe die ganze Zeit über mit keinem Ton verraten, dass sich schon ganz schön was tut in meinem Bauch, hab mich über mein Geheimnis ganz allein gefreut! Beim lustigen Film hatte ich einige größere Lachanfälle, danach hab ich erstmals gemerkt – hui, das ist doch eine größere Sache mit den Wehen jetzt, ich geh jetzt mal die Hühnersuppe kochen. Da hat mein Mann erstmals gemerkt, da ist was am köcheln (außer der Hühnersuppe). Ich habe dann zu ihm gesagt, bauen wir doch jetzt zur Sicherheit alles auf, ich möchte lieber alles bereit haben. Der Pool war schon aufgeblasen, brauchte aber noch etwas Luft dazu, Wasser natürlich auch, ich hab mir Geburtstee gemacht, dann hab ich mir einen Art Götzentisch mit Kerzen, einer Geburtskette, lieben Briefen von Freundinnen und einer Duftlampe hergerichtet, Tücher auf den Boden drapiert, ein Schutztuch aufs Sofa etc. etc. es waren dann doch viele Rennereien. Da ist die Sache schon richtig in Gang gekommen. Ich hatte nun deutliche Wehen und bin herumgesaust auf die Toilette (ein guter Platz für Wehen!), in die Dusche, auf den Gymnastikball, auf das Sofa und die ganze Runde wieder von vorne. Die ganze Zeit unterwegs. Währenddessen war mein Mann beschäftigt mit dem Pool und dem Wasser, er hat einen Schlauch gelegt mit Anschluss von unserem Waschraum zum Schlafzimmer und sich um die richtige Temparatur gekümmert. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen und es war gut, dass er eine Beschäftigung hatte! Ich habe ihn ab einem gewissen Zeitpunkt gebeten, mich jetzt gar nicht mehr anzusprechen. Jedes Fragen und Ansprechen hat jetzt weh getan und mich rausgerissen. Er hat es sofort verstanden und mich wirklich kein einziges Mal mehr angesprochen. Ich konnte recht erfolgreich entspannt bleiben während der Kontraktionen, die zunehmend häufiger und intensiver wurden. Aber ohne die Möglichkeit, vollkommen mobil zu sein und dahin zu gehen, wohin ich gerade wollte, sprich immer meinen Impulsen nachzugeben, kann ich mir das gar nicht vorstellen! Es hat meine vollste Konzentration erfordert. Und ganz nebenbei gesagt – im Bett habe ich es gar nicht ausgehalten, hab das nur ganz zu Beginn versucht und bin gleich wieder aufgestanden. Von Liegen konnte überhaupt keine Rede sein, das kommt mir aus der heutigen Sicht so absolut unnatürlich vor! Ich bin relativ spät in den Pool gestiegen, da mein Mann sehr lange um die richtige Temperatur kämpfen musste (war zuerst zu kühl), so war es ca. 1h nachts als ich dann hineingestiegen bin. Das warme Wasser hat die Kontraktionen sofort in einer Intensität beschleunigt und intensiviert, dass ich beinahe sofort wieder raushüpfen wollte, doch ich habe das überwunden und das Wasser war gleich so entspannend und hat mich warm umhüllt, herrlich! Es trägt und schützt einen so stark, unbeschreiblich. Ich habe zu dem Zeitpunkt die Phase, in der ich mich befinde, eingestuft als: ein gutes Stück der Eröffnungsphase ist geschafft, aber wir sind noch mittendrin. Was soll ich sagen – nach 10 Minuten im Wasser mit raschen Kontraktionen ist eine Wehe gekommen, wo ich dachte – das wird noch eine große Herausforderung werden, entspannt zu bleiben, und ich habe automatisch dagegengedrückt, und plötzlich haben die Dinge sich für mich fast überschlagen: ich drücke also dagegen, plötzlich ein Drang nach unten, ein Plopp-Platzer in mir, die Fruchtblase platzt, ich muss dem Drängen nach unten folgen und presse und brülle auch gleichzeitig los wie eine Löwin, ewas rutscht mit einer Geschwindigkeit nach unten und füllt meinen Unterleib aus und ich greife automatisch hin und spüre an meinem Scheidenausgang plötzlich eine Erhebung, presse unter Gebrüll (ich kenne mich so gar nicht) weiter und fühle, wie das Köpfchen langsam heraus will. In der ersten Wehenpause fühle ich den Hinterkopf leicht herausragen mit vielen Haaren darauf und ich fühle auch Gewebeteile, die ich als Eihäute einstufe. Vorbewusst spreche ich mir und dem Baby gut zu, auch um meinen Mann zu beruhigen, der sicher aufgrund meiner plötzlichen lauten Urschreie Angst bekommen hat, sage, dass alles ok ist und dass das Baby seine Sache so toll macht, dann kommt auch schon die nächste Presswehe. Der Damm war ja meine kognitive Schwachstelle und ich hatte Bammel, dass der das nicht aushalten wird, dieses unglaubliche Spannungsgefühl! Ich wusste aber, Angst bringt niemandem was und egal was passiert, ich werde dieses Baby da rauslassen und jetzt alles tun um da mitzuhelfen. Also hab ich mitgepresst und wieder kommt der Kopf ein Stückchen weiter heraus, ich hatte die ganze Zeit meine Hand darauf. Meine Trance ist da noch stärker geworden, ich weiß noch die Stelle wo der Kopf zur Hälfte da war, nicht mehr aber als er ganz geboren war. Ich weiß nur, ich hab dann mit aller Kraft gedrückt damit das Baby ganz heraus kommt, weil ich es schon haben wollte, und flutsch ist plötzlich ein heller Körper im Wasser geschwommen. Ich hab es langsam und vorsichtig herausgehoben und im Kerzenschein hab ich kurz erblickt, es ist ein Mädchen! Es war aber im Moment sekundär, ich hab sie mir auf die Brust gelegt, mein Mann war dann auch ganz nah da, wir haben sie angeschaut und auf die langsam einsetzende Atmung gelauscht, das werde ich auch nie vergessen, wie alles seinen natürlichen Lauf nimmt und die ersten vorsichtigen Atemzüge einsetzen, ganz ruhig und ohne jede Hektik. Sie war so entspannt. Ein leiser Schrei von ihr hat uns auch beruhigt, dass alles passt so wie es ist, und sie war so wach, hat herumgeschaut, hat sich bewegt, war ganz da. Eben die ganz prägenden Augenblicke mit seinem Kind.
Wir sind nach 45 Minuten aus dem Wasser gestiegen, haben ins Bett gewechselt, nachdem die Nabelschnur komplett auspulsiert war (war nach 1 Stunde) haben wir abgenabelt, die Puppe hat dann genüsslich an der Brust gesaugt, dann nach einer weiteren Stunde habe ich nach Lagewechsel die Plazenta geboren. Dann duschen und frisch machen, Baby, das mittlerweile Kindspech auf Papa gemacht hat, waschen und anziehen, in die Mitte des Bettes legen und Hühnersuppe essen, Tee trinken, schlafen und den Atem des Babys bewachen.
Die Geburt war entspannt und intensiv zugleich, ich war überrumpelt, dass es dann so schell gegangen ist! Ich habe keinerlei Verletzungen, bin jetzt wieder topfit, hatte zu Hause einen wunderschönen Start mit diesem neuen Leben bei uns und habe viele schöne Rückmeldungen und Gratulationen bekommen. Mehr als erwartet! Vielleicht kann man ja doch noch etwas bewegen und eine Umkehr erreichen…

Eine magische Zeit

Ich war mal wieder am Geburtsplatz. Dazu komme ich gerade nicht oft und dann sind zwei Bäume über meinen Pfad gefallen, so daß es auch Kletterei bedeutet. Mit den Kindern nicht einfach so machbar.
Jetzt ist Jonathans Geburt ja bald ein Jahr her und die Natur, die Gerüche, alles ruft Erinnerungen an diese Zeit wach. Auch vor einem Jahr regnete es sehr viel und ich hoffte und bangte um gutes Wetter. Ich überlegte mir trockene Alternativen, aber nichts war so gut, so abgeschieden, so ruhig und ungestört, wie dieser Platz im Wald.
Dicke Tropfen hängen auch jetzt in den maigrünen Spitzen der Fichten, die Luft ist warm und dunstig, fast tropisch. Man muß schauen, wo man geht, weil der Boden auf weiten Strecken sumpfig ist. Der vorbeifließende Bach plätschert laut vom vielen Wasser. Und mitten auf dem moosigen Platz, da, wo ich unser Kind geboren habe, zwischen umgefallen Bäumen und murmelndem Bach, wächst ein Pilz. Bald blüht auch die duftende Kletterpflanze an unserer Hauswand wieder, die mir vor einem Jahr das Beatmen vieler Wehen versüßt hat. Es ist einfach eine magische Zeit.

Regentropfen

Dagmars 2. Alleingeburt

Hier die zweite Alleingeburt von Dagmar: ungeschminkt, drastisch und lebensnah, nach typsch Dagmarscher Art, so wie sie es bei www.parents.at gepostet hat.

Viel Spaß beim Lesen! 😀

Nachdem sich Yuriko (eine Frau aus dem Forum – Anm. von mir) gestern frech vorgedrängt hat, obwohl sie erst heute Termin hatte, gab es für mich natürlich kein Halten mehr, und ich hab Rizinusöl probiert.
Nach der obligaten Scheißerei hatte ich so ca. ab 20 Uhr Kontraktionen, die mich aber eher an Vorwehen/Übungswehen/Braxton-Hicks-Kontraktionen erinnerten, zwar regelmäßig, aber einfach nicht die „Regelschmerzen“, die ich von früher kannte. Und der blutige Schleimbatzen, den ich immer am Anfang der Wehen gehabt hab, kam auch nicht. Also bin ich frustriert schlafen gegangen. Um ca. 3 Uhr bin ich wie üblich das erste von drei Mal nächtlichem Lulumüssen aufgewacht, Bauch wieder einmal hart. Ich denk mir, Rizinusöl ist ein Schaß, da kriegst nur schmerzhafte Vorwehen, aber keine richtigen. Vorm Schlafen waren sie alle 7-8 Minuten, jetzt schon alle drei Minuten, und zwar so regelmäßig, dass mir das verdächtig wurde. Ich geh also in mich und versuche, den Muttermund zu erwischen (nicht mehr so einfach wegen blad). Ich spüre ein kleines Gupferl Fruchtblase von vielleicht 2 cm Durchmesser, und wie ich wieder aus mir herausgehe, hab ich blutige Finger und fang kurz einmal zum Blaazn an. Dann leg ich das große Gummituch mit einem Leintuch drüber auf mein Bett, drei Bettschutzeinlagen übereinander auf die Gebärbank im Badezimmer und verknipse noch die letzten Fotos vom alten Film und gib einen neuen rein.
Zwischendurchinformation: Es HAT diesmal weh getan. Ich musste mein ganzes Repertoire aufwenden, dass es zum Aushalten war. Ich glaube aber, das liegt an der Einleitung. Die Wehen haben sich nämlich ganz anders angefühlt als bei den beiden ersten Malen. Irgendwie dürfte bei der Rizinussache was fehlen, und zwar, dass der Muttermund weich gemacht wird. Deshalb ist mir auch der Schleimbatzen nicht rausgefallen, und den ersten Verdacht hab ich schon bei 2 cm statt bei 4 cm gehabt.
Ich hab dann noch eifrig im Forum herum geschrieben, aber nix gesagt. Und dann bin ich zwischen Badezimmer und Bett hin und her gewandert. Die Regina Zsivkovits hat einmal gesagt, das erste, was frau machen soll, wenn frau merkt, dass die Wehen losgehen, ist schlafen gehen. Das hab ich zwar schon gemacht, aber es fehlt mir noch was. Durch die hei-Hormone bin ich zwischen den Wehen außerdem ziemlich entspannt und sehr schlafbedürftig. Ich hab zwei hauptsächliche Stellungen: Breitbeinig am Betteck und Hintern in der Höh. Von beiden hab ich mir ein bisschen Schlafen versprochen, nachdem das Liegen nicht mehr möglich war. In der Badewanne ist es dann gegangen, dass ich mich drin verspreizt hab und sekundenweise eingeschlafen bin. (Da war auch ein Unterschied zu den früheren Geburten: Rücklings in der Badewanne liegen war diesmal angenehm.) Zwischendurch hab ich aber wieder rausmüssen. Es war mir angenehm, wenn ich zwischen den Bettstellungen und der Badewanne gewechselt hab, und zwar wie ich Lust hatte. Und nachdem ich abwechselnd in der Badewanne liegen wollte und nur Wasser über mich rieseln lassen wollte und zwischendurch auch blutige Schleimbatzen das Wasser verzierten, hatte ich sicher auch einen skandalösen Verbrauch in dieser Nacht.
Ich bin dann zwischen den Wehen – egal, wo ich grad war – IMMER eingeschlafen, auch im Sitzen, und die haben mich dann so überfallen, das ich beschlossen hab, lang mach ich das nimmer. Nachdem die DagmarR’sche Regel „Wenn es anfangt, weh zu tun, ist es Zeit zu pressen.“ diesmal eh nicht gestimmt hat, hab ich sie geändert auf „Wenn ich nimmer mag, leg ich einen gepflegten Abschluss hin.“ Ich hab noch schnell einmal mein Astrologieprogramm zu Rate gezogen. 12.34 Uhr hätte mir zwar am besten gefallen, aber das wollte ich echt nicht mehr abwarten. Die Badewanne rief wieder nach mir. Ich bin diesmal zwischen den Wehen so richtig lang und tief eingeschlafen, dass ich richtig erholt war, aber dann mit immer härteren Wehen brutal und überfallsartig aufgeweckt wurde. Und irgendwann kam eine Wehe, da hab ich mir gedacht AUS! – raus aus der Wanne, auf die Gebärbank und gepresst. Das Platzen der Fruchtblase und das Gefühl wie er runterrutscht waren einfach herrlich, hab keine Ahnung, was ich da für Geräusche gemacht hab. Dann den Kopf geboren. Ich hatte mir übrigens einen Spiegel hingestellt, damit ich es „von vorn“ sehen kann. Voll geiler Anblick! Das gehört zu den absolut unbeschreiblichen Dingen, die in diesem Moment so faszinierend und gleichzeitig eigentlich eh total einfach sind, und wo frau in dem Moment weiß, dass einer das absolut NIEMAND wegnehmen darf. Ich hab zuerst den Hinterkopf gesehen und gespürt, hab angedrückt, die Öffnung ist größer geworden, der Anblick wunderschön (ich hab übrigens nicht diesen komischen Dammwulst gehabt, den man sonst immer sieht), dann war der Kopf heraußen und ist da gehängt. Ich hab gleich hingegriffen und gespürt, dass auf einer Seite noch ein Stück wassergefüllte Fruchtblase war. Er hat sich nicht so schnell gedreht wie meine Töchter, die ja praktisch rausgefallen sind, wie der Kopf draußen war, und so ist er einmal eine Weile mit dem Kopf da gehängt. Nicht besonders lang, auch nur ein paar Sekunden, aber eben auch nicht gleich raus gefallen. Und dann hab ich noch einmal gepresst, und er ist rausgefallen und bäuchlings vor mir gelegen, die Nabelschnur ist einmal über dem Rücken gelegen. Und ich war BAFF! Ich hab zwar gewusst, dass das passieren wird, aber was frau dann wirklich empfindet, ist ganz was anderes, unbeschreiblich. Einfach ein Wahnsinn! Ich wollte ihn ja erst eine Weile anschauen, hab da ja auch einmal im Geburtsforum heftig drüber diskutiert, aber dann musste ich ihn einfach nehmen. Wie das ist, so ein dampfendes, warmes, verschmiertes, ganz frisches Neugeborenes, das brauch ich ja nicht beschreiben, kann ich eh nicht, einfach überwältigend. Heul! So schön!
Links und rechts neben der Gebärbank hab ich es plätschern gehört und hab noch Handtücher hingeschmissen, und mich dann auf die nächstuntere Bettschutzeinlage gesetzt. Die obere hat das nicht derpackt, ist übergegangen. Ich hab dann ein paar Anrufe getätigt, war aber eher kurz angebunden. Die Plazenta wollte diesmal schnell raus, und das war mir auch recht. Ich hab sie abgeschnitten, den Emil in eine große Flanellwindel eingepackt, weil es ja draußen kühler war als im schwülen Badezimmer, hab mich ins Bett gelegt und festgestellt, dass es doch fast eine Stunde war, die ich nach der Geburt noch im Badezimmer war. Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Und an die Zeit nachher im Bett kann ich mich auch nicht so gut erinnern.
Tochter2 ist dann gekommen, hat mir dieses und jenes gebracht, dann wollte meine Schwester unbedingt kommen, und ich hab sie auch unter den üblichen Bedingungen (Sushi) reingelassen. Später dürfte auch Tochter1 aufgewacht sein, ihre Box abgehört haben, ist sofort gekommen, und unter Einfluss von Restalkohol hat sie so eine bunte Faschingspapierspirale übern Emil ausgeblasen.

Der Emil hat übrigens einen kleinen Schönheitsfehler durch das lange Hängen: Er ist blau im Gesicht. Das ist aber nur ein Hämatom durch den Druck. Wenn er schlaft, geht es weg, und wenn man drauf drückt, ist es nachher rosa.
Er hat übrigens noch nicht richtig getrunken, nur ein bissl angesaugt, aber nicht richtig fest, so wie ich das von den anderen gewohnt bin. Er ist irrsinnnig rot, ich bin weiß, und zusammen schauen wir recht witzig aus.

Und das Schlimmste: Fotos gibt es keine. Das war mir in dem Moment einfach blunzn.

Dagmars 1. Alleingeburt

Hier eine schöne Alleingeburtsgeschichte von Dagmar aus Österreich.

Tochter #1 war von den Voraussetzungen schon ausgerüstet für eine Alleingeburt (Plazenta oben, Nabelschnur ok), hab mich aber nicht getraut, es allein zu machen, aber wollen hätte ich schon, bin aber dann hingefahren, wo ich mich angemeldet hab.
War auch nicht schlimm, hätte aber anders sein können. Aber ich hab gelernt, ich kann’s. Das war das große Aha-Erlebnis:
„Und für DAS bin ich jetzt da her gefahren?“
Meine zweite Tochter habe ich also zuversichtlicher erwartet.

Erste Wehen gespürt, nix dabei gedacht, weil errechneter Termin erst in 11 Tagen. Nächsten Tag in der Früh das „Zeichen“. Tochter #1 sagt irgendwann an dem Tag, ihr wäre faad, ich: „Du wirst heute sicher noch was aufregendes erleben.“
Badewannentest gemacht:
Wehen werden stärker, muss bald raus, weil sie ziemlich heftig werden. Der Muttermund ist ca. 4 cm offen. Alles klar.

Habe wie jeden Samstag Waschtag und den auch brav erledigt, dazwischen habe ich mich immer wieder auf die Couch gesetzt und Wehen überlebt.
Bücken, heben, hart arbeiten, Großkind tragen ist noch gut möglich, aber hinlegen nicht mehr. Besonders nach hinten hin tut es sehr weh. Fange an nachzudenken, wie das am-Rücken-liegen-Frauen überlebt haben…
Also ICH NICHT!
Ich absolviere also den Waschtag, Schwester ruft an, Freundin ruft an, Mutter ruft an,…

Zwischendurch schaue ich immer wieder, wie es dem Muttermund geht. Öffnet sich. Es fühlt sich übrigens urlustig an, wenn die Fruchtblase so prall in die Scheide hineinsteht, hab mich auch gespielt damit… zabong! zabong! und dabei jedesmal eine Wehe ausgelöst.
Waschtag fertig machen, Handtücher einpacken. Taxi rufen.

Die auserkorene Geburtswohnung war eine andere, da war schon alles vorbereitet.
Im Taxi habe ich drei Wehen gehabt, die echt nicht zu verbergen waren, habe mich am Griff festgehalten und fest geatmet.
Beim Zahlen wieder eine Wehe gehabt, Trinkgeld gegeben, was ich in der Hand hatte. Stiegen raufgegangen, Wehe gehabt. Aufgesperrt, endlich! Aufs Bett, hingekniet,… ah, wie angenehm! Endlich laut stöhnen dürfen! Heizbläser aufdrehen. Tochter #1 dreht den Fernseher auf. Im Knien laut gestöhnt, nur schnell einmal den Schmerz weggedrückt, auf einmal kracht und platzt es in mir, und ich kann mir gerade noch das rechte Hosenbein runterziehen, kann nicht anders, muss drücken, auf einmal sehe ich ein Kopferl zwischen meinen Beinen hängen, schaut richtig echt aus. Es schaut mich zuerst mit dem Hinterkopf an und dreht dann das Gesicht zu meinem linken Bein hin, während ich den Stoff von meinem rechten Hosenbein zum linken rüber tu, und da plumpst das Baby auch schon raus und schreit, weil es so kalt ist. Meine Hose ist trotzdem ziemlich trocken geblieben. Aber auf der Decke ist ein Fruchtwasserfleck.

Ich nehme schnell zwei Handtücher, waren Gott sei Dank in Griffweite, wickel Baby ein, Baby hört auf zu schreien, ich entferne mein linkes Hosenbein, lege mich daneben hin und zieh die Decke über uns beide.
Tochter #1 hat nebenbei gefragt, was ich da mach, es dann irgendwie kapiert. Helfe ihr aus der Jacke, wie es langsam wärmer wird im Zimmer. Die 2 Handtücher um Tochter #2 entferne ich nun und klemme sie mir zwischen die Beine.

An die folgenden zwei Stunden kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich die ganze Zeit fasziniert das Baby betrachtet habe, und dabei wahrscheinlich ziemlich doof geschaut.
Weil ich die Nabelschnur bis jetzt nicht durchgeschnitten gehabt habe, und dieselbe zwischen den Beinen von Tochter #2 gelegen ist, war ich mir bis zum letzten Moment nicht sicher, was es ist. Ich konnte mich zwar erinnern, ein weibliches Genital gesehen zu haben, aber weil dem armen Baby kalt war, konnte ich das nicht überprüfen, sondern habe es schnell eingewickelt. Ich bin also da gelegen, Tochter #1 hat sich langsam hergetraut und die geringe Größe von Nase, Fingern und Zehen bewundert, aber ich hab lange nicht gewusst, ob es jetzt wirklich ein Mädchen war!

Ich knie mich auf und warte, dass die Plazenta „kommt“, hab das irgendwo gelesen, dass sie nach 20 Minuten „kommt“. Dann wird’s mir zu blöd, außerdem tut’s weh, und ich drück einfach an. Nach zwei Stunden, in denen ich gut geruht habe, flutscht das Ding also raus und fühlt sich an wie ein weicher Zwilling. Wieder ein Aha-Erlebnis:
Das hat mir wieder einmal keine gesagt, dass ich bei der Plazenta genauso andrücken muss wie beim Kind. Hätte sonst bis zum St.-Nimmerleinstag gewartet.
Aber Hauptsache, das Ding ist draußen. Ich kann mich endlich bewegen, hol mein Taschenfeitl hervor und schneide die Nabelschnur durch. (Wahnsinn, geht das schwer! Sowas Zähes hab ich noch nie erlebt!)

Göttin sei Dank! Es ist tatsächlich ein Mädchen!
Ich nehme die Handtücher zwischen meinen Beinen hervor und packe die Plazenta drin ein, schaue sie mir aber noch genau an (nix auffälliges). Meine Hände sind koscher (wirklich nicht ein bisschen Blut o.ä.), also helfe ich Tochter #1 aus der Wäsche, aufs Topferl und in den Pyjama und gehe mich dann waschen.

Ich nehme mir eine normale Babywindel, zieh eine Unterhose drüber und gehe unter die Decke. Das Leintuch ist bis auf einen kleinen hellen blutigen Fleck, mehr wässrig als blutig, sauber geblieben. Tochter #1 hat derweil äußerst gewissenhaft und zu meiner vollsten Zufriedenheit das Baby bewacht.
Baby frisch einpacken, Licht abdrehen, Fernseher abdrehen und schlafen gehen.

Um Mitternacht kommt dann noch meine Schwester und weiß zuerst nichts damit anzufangen, dass ich „völlig heruntergekommen“ bin. Ich erklärte es ihr dann noch genauer: „Ich bin niedergekommen.“
Und sagte sie ungefähr eine viertel Stunde lang, dass ich verrückt sei, während sie das Baby anschaute. Sie sagt irgendwann: „Hallo! Ich bin deine Mama!“, und die Kleine lächelt. Dann hat sie sie mir wieder zurückgegeben, und mein Baby hat zu weinen begonnen. Diese kleine Episode hängt ihr bis heute nach.
Meine Schwester brachte mir dann Butterbrot und Orangensaft, und wir waren alle glücklich. Meine Schwester hat dann noch „mon chéri“ gegessen. Und Tochter #1 war ganz stolz und wollte allen alles erzählen.

In der Nacht habe ich mich einmal schlafend gestellt, obwohl ich wusste, dass das keinen Sinn hatte, und dann ist die „Große“ senkrecht im Bett gestanden und hat im Befehlston gesagt:
„Baby weint, Baby möch Titti ham!“
Am nächsten Tag fuhren wir dann in das für die Geburt theoretisch vorgesehene Krankenhaus. Dort wurden meine Tochter und ich untersucht, jedoch nicht die Geburtsbestätigung geschrieben. Später habe ich dann im österreichischen Gesetz gelesen, dass jeder Arzt und jede Hebamme, die zu einer Geburt gerufen werden, auch wenn die Geburt dann schon vorbei war, dazu verpflichtet wären – außer sie erkennen auf den ersten Blick, dass die Angaben falsch sind. Es war zwar kein Rufen, sondern ein Hingehen, aber geburtshilflich ausgebildete Menschen sind in Anspruch genommen worden. Diese Menschen hätten mir eigentlich bei der Erlangung der Geburtsurkunde behilflich sein müssen. Aber sie taten es nicht. Möglicherweise deshalb, weil ich allzu sehr vermittelte, dass es auch ohne Hebamme geht.

Na gut, dann war ich halt dran mit „auf-ins Mittelalter“-Mutterschaftsfeststellungsmethoden:
Bei mir wurde die Größe der Gebärmutter und der Wochenfluss festgestellt (Rückbildung geht bei Alleingeburt sehr schnell), bei meiner Tochter wurde die niemals erwünschte, weil harte und scheuernde Nabelklemme angebracht. Trotz dieser übertriebenen und unerwünschten geburtshilflichen Maßnahmen wurde so getan, als wäre ich nie dort gewesen. Am Standesamt wurde das allerdings nicht mehr akzeptiert. Die zur Befragung herangezogene Amtsärztin verlangte Untersuchungsergebnisse von mir – trotz Mutter-Kind-Pass! -, dass „es sein könnte, dass ich geboren habe“
(Originalzitat: „Ich glaube Ihnen ja, dass Sie schwanger waren. Aber wir brauchen eine Bestätigung, dass es sein könnte, dass Sie geboren haben.“), und vom Kind, dass „das Alter stimmen könnte“.
Irgendwann hat meine Mutter irgendwen angerufen, und am nächsten Tag konnte ich die Geburtsurkunde abholen.

Ich hatte bis zum Vaterschaftstest Angst, dass ich einmal mit einer Amtsärztin und ein paar Kinderhändlerinnen auf der Anklagebank lande, weil die Geburtsurkunde dermaßen unseriös zustande gekommen war.
Aber das Geburtserlebnis würde ich niemals gegen ein anderes eintauschen.

Alles selber machen dürfen… Herrlich!

(Anmerkung: Das war 1991)