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Die freie Geburt von O.

Ich darf wieder einen sehr schönen Geburtsbericht mit euch teilen! :yes:

„Mit meinem riesigen Bauch bejammere ich schon seit Tagen meine Unbeweglichkeit, das Kribbeln im linken Bein nach kurzen Fußmärschen, nicht zu wissen, wie ich noch bequem liegen kann. Trotz dieser deutlichen Schwangerschaftsunlust zusammen mit der sich mir aufdrängenden Frage, warum man sich das nochmal antut mit dem Kinderkriegen deutet nichts auf eine nahe Geburt hin. Kein Vorwehchen weit und breit, das mir Hoffnung macht.

Stattdessen Freund L. und die beiden Großen zu hause krank im Bett. Wie soll ich hier auch gebären können, wenn ich keine Sekunde für mich selbst habe? Also raus aus der Wohnung, an diesem ersten und für lange Zeit auch letzten frühlinghaften Tag weit und breit. ‚Wichtige‘ Sachen sind schließlich zu erledigen, wir haben ja noch gar keinen Sekt fürs Anstoßen nach der Geburt besorgt, die Kranken brauchen Gemüsesuppe und außerdem muss ich unbedingt im Sonnenschein das erste Eis des Jahres essen.

Schon beim Losgehen das erste Ziehen im Bauch, aber ich traue mich noch nicht, das auch ernst zu nehmen. Auch nicht, als es bei dieser und jener Erledigung, die ich nebenbei noch mache, stärker wird. Bepackt mit großen Taschen und Tüten und Eis in der Hand mache ich einen Sonnenscheinspaziergang, damit die Wehen nicht einfach wieder verschwinden. Zu meiner großen Freude tun sie das auch nicht, sondern werden immer stärker. Die Runde wird größer als beabsichtigt und gegen Ende muss ich mich unter besorgten Blicken anderer Schwangerer schon am Brückenpfosten aufstützen bei einer Wehe.

Zu hause auf dem Sofa beim Entspannen verschwinden die Wehen auch nicht wieder und so entsteht in der Wohnung erst mal große Hektik. Die beiden großen kranken Kinder sollen mit den beiden Mitbewohnern kurzfristig ausquartiert werden und das Losgehen dauert und dauert, während ich im vom Losgehtrubel am weitesten entfernten Kinderzimmer meine Runden drehe und mich bei jeder Wehe an Schränken oder Türrahmen festhalte. Die Wehenabstände werden immer kürzer und ich sehne den Moment herbei, da ich mich endlich nur auf die Geburt konzentrieren kann.

Um fünf Uhr sind sie endlich draußen. Jetzt geht alles ziemlich schnell, die Wehen werden sehr intensiv und ich bin endlich ganz bei der Geburt. Ich nehme keine Zeit wahr, nicht die Welt draußen vor der Wohnungstür. L. währenddessen rennt herum und bereitet alles mögliche vor, schließt Vorhänge, legt Planen aus und Handtücher bereit. Ich vor dem Bett in der Hocke maule vor mich hin, hab nun absolut keine Lust auf Gebären, ichwillnichtwillnichtwillnicht.

Es folgt eine mustergültige Übergangsphase mit zitternden Knien, literweise Wasser trinken, fast-kotzen und lautstarkem ich-will-nicht-mehr-Gejammer. Nun will ich gerne in die Pressphase übergehen, aber die Presswehen kommen nicht. Ich bemerke, dass ich nicht richtig loslassen kann, weil ich lieber noch eine Runde auf dem Klo einlegen will. Also raus aus dem abgedunkelten, geburtsölduftbewehten, liebevoll mit Polstern und Planen ausgelegten Gebärzimmer ins grelle enge kühle Badezimmer. Dort L. erstmal raus schicken und mich entleeren. Dann soll er wieder kommen, weil nun die Presswehen beginnen und die Fruchtblase platzt, praktischerweise über dem Klo.

Runter von der Schüssel und mich davor hingehockt, an den Badewannenrand und L. geklammert. Mit geschlossenen Augen gegen das grelle Badezimmer schreie ich verzweifelt es-geht-nicht-ich-will-eine-Pause. Ich weiß ich schaffe diese Geburt gut, aber ich will eine Pause, jetzt sofort!, doch es gibt keine. Mein Körper presst sehr angestrengt und stark. Trotzdem habe ich das Gefühl, es geht nicht gut voran. Mit der Hand spüre ich außer Kopf noch etwas anderes, was da nicht sein sollte. So geht es nicht weiter. Erst mal in den Vierfüßler. L. soll die ganze Zeit bei mir vorne bleiben und mich dort stützen. In dieser Position rutscht das Baby wieder ein Stück zurück und was auch immer im Weg gewesen war ist es anschließend nicht mehr. Nun kann das Kleine nach unten rutschen. Ich will, dass diese anstrengende Geburt vorbei ist! In aufrechter kniender Haltung wird der Kopf geboren, der seitlich gedreht ist. Mit der nächsten Presswehe kommt der Rest des Körpers und das kleine Geschöpf beginnt laut zu weinen.

Irgendwie landet das Baby in meinen Armen und beruhigt sich. Wir Eltern beruhigen uns auch. Wir ziehen wieder um ins Gebärzimmer in den großen Sessel. Im Vorbeigehen ein Blick auf die Uhr: 18.12. Nun bestaunen wir das kleine Wunder, das auf meiner Brust liegt, trocknen es ab, schnuppern an ihm, streicheln es. Mir fällt wieder ein, warum man sich das mit dem Kinderkriegen nochmal antut. Wir warten auf die Plazenta. Trinken will der Kleine noch nicht, hustet zuerst Fruchtwasser hoch, das ich mit dem Mund absauge. Ich verschlinge eine ganze Packung Traubenzucker, während ich weiter mit dem Kleinen kuschele.

Die beiden Großen, die ich eigentlich abgenabelt und geduscht empfangen wollte, kommen nun schon nach hause und können noch bestaunen, wie die Nabelschnur von Babys Bauch in meinen hinein reicht. Während sie im Wohnzimmer sind, stehe ich aus meinem Sessel auf und da rutscht die Plazenta knapp zwei Stunden nach der Geburt des Kindes heraus. Endlich. M., meine Große, schneidet die Nabelschnur voller Stolz durch.

Die nächsten Tage verbringen wir zu fünft im Bett, die anderen drei sind ja noch krank. Das ist neben wunderschön auch ziemlich anstrengend, weil J. die ganze Zeit mit mir kuscheln will und M. die ganze Zeit mit dem Baby kuscheln will. Meine Schwester kommt für zwei Wochen und spielt mit den Kindern, kocht, putzt, kauft ein, was für eine tolle Unterstützung.

Da die Hebamme, die eigentlich kommen sollte, nun doch verhindert ist (hatte sie vorher angekündigt, dass das passieren könnte), finde ich kurzfristig eine andere, die am dritten Tag auch findet, dass der Kleine ganz gesund und munter ist. Sie beruhigt mich, dass meine Rückbildung normal ist, ich fühle mich nämlich – obwohl äußerlich nicht die kleinste Verletzung entstanden ist – als könnte jeden Moment mein komplettes Innenleben aus mir herausfallen. Das kenne ich so überhaupt nicht und das beunruhigt mich.

Noch mehr als bei den beiden vorangegangenen Geburten habe ich das Gefühl, dass die Geburt eines Kindes länger dauert als die eigentliche Geburt. Mein Baby, bisher im Bauch, ist nun auf meinem Bauch, trinkt an meiner Brust und die Geburt selbst war nur der Beginn einer langsamen Ablösung, die bis heute andauert.“

So kam es zur Alleingeburt im Wald

Ich habe meine Geschichte an verschiedenen Stellen zwar schon erzählt (und alle, die sie kennen, können hier einfach drüber springen), aber auf meinem Blog findet sie sich noch nicht, worauf ich von einer Leserin berechtigter Weise hingewiesen wurde. Hier also noch mal von Anfang an:

Alles begann noch bevor ich das erste Mal schwanger wurde. Im Medizinstudium galt es, diverse Famulaturen und später das Praktische Jahr zu absolvieren. Da ich später einmal Kinder wollte, nutzte ich die Gelegenheit, und famulierte vier Wochen lang in der Gynäkologie/Geburtshilfe eines kirchlichen Krankenhauses. Ich war unvoreingenommen und neugierig. Wartete mit Spannung auf jede Geburt, bei der ich dabei sein durfte. Einmal sogar eine Zwillingsgeburt! Und einmal, aber auch nur einmal, war ich bei einer Geburt dabei, die aufrecht und nicht in Rückenlage stattfand. Ich sah mir an, wie die Säuglingsstation organisiert ist und assistierte bei ein paar Kaiserschnitten. Das waren Highlights! Ich musste mit dem Sauger das Fruchtwasser auffangen, wenn die Fruchtblase kaputtgemacht wurde. Die Ärzte waren nett. Unter den Hebammen gab es ganz unterschiedliche Typen. Eine junge ist mir bis heute im Gedächtnis (bei ihr fand übrigens auch die Geburt im Knien statt, bei der ich dabei sein durfte!). Sie bekam immer ganz rote Wangen, wenn die Geburt kurz bevorstand. Sie musste quasi gar nicht den Muttermund tasten, um zu wissen, dass die Frau vollständig eröffnet war. Das hat mir inmitten aller Technik und Überwachung imponiert.

Meine nächste Begegnung mit der Geburtshilfe bekam ich im Praktischen Jahr. Ich war inzwischen verheiratet und frisch schwanger mit unserem ersten Kind. Ich durfte jetzt so ziemlich nichts Praktisches mehr machen (wie Blut abnehmen etc.), sondern war aus Sicherheit vorwiegend zum Zugucken und Papier hüten verdammt. Aber zugeguckt habe ich dafür um so genauer. Diesmal war ich im größten Krankenhaus der Stadt zwei Monate lang auf der Geburtsstation, auf der ich selbst einmal geboren worden war. Die Hebammen waren solche vom alten DDR-Schlag. Im Kreißsaal herrschte nicht selten Feldwebelton. Die Frauen wurden angeschrien und beleidigt, wenn sie nicht so taten, wie die Hebammen verlangten. Ein ordentlicher Dammschnitt war Routine und oft sehr wohl schmerzhaft, obwohl den Frauen vorher was anders erzählt wurde. Die Hebammenschülerinnen ubertrumpften sich damit, wer von ihnen schon die meisten Dammschnitte gemacht hatte. Ich habe vergessen, wie viele sie gemacht haben mussten, aber es waren nicht wenige. Es gab einige Szenen, die ich ganz schrecklich fand. Als hätte ich ein Verbrechen beobachtete, ohne etwas tun zu können, um das Opfer zu schützen. Die Entscheidung zur Hausgeburt fiel mir da nicht mehr schwer. Das Risiko, so gebären zu müssen, wollte ich nicht eingehen. Und mein Mann war mit meiner Entscheidung zufrieden, da besagte Klinik von unserem Haus nur fünf Minuten mit den Auto entfernt lag. Im Notfall war der „sichere“ Hafen ja nicht weit.

Ich fand auf Empfehlung eine ältere, erfahrene Hebamme. Ich hatte mit ihr ein gutes Gefühl und dachte, dass nun ja nichts mehr schief gehen könne. In dieser Zeit wohnten wir am Waldrand. Das PJ war stressig. Mein erstes Tertial (das PJ ist in drei Abschnitte a 4 Monate unterteilt, die Tertiale genannt werden) absolvierte ich in der Notaufnahme. Es verlief zwar spannend und lehrreich … aber ich konnte kaum aufs Klo gehen. Es gab dafür zum Glück ein wunderbares Heilmittel und das wirkte zuverlässig und oft schon nach einer Viertelstunde: Der Wald. Sobald ich dort spazieren ging, kam sozusagen alles in Bewegung. Und während ich durch den Wald streifte und sich in mir Entspannung breit machte, dachte ich immer wieder: Hier müsstest du gebären. Du verkriechst dich einfach, ohne dass einer weiß wo du bist, und dann kommst du mit dem Baby zurück. Kein Trubel, kein Stress, keiner, der etwas von dir erwartet, verlangt oder auf die Uhr guckt. Das muss doch herrlich sein! Wenn ich hier so schön meine Verstopfung lösen kann, muss das doch ein hervorrangender Ort sein, um auch die ganz große Verstopfung, also das Baby, herauszubekommen.
In diesem Wald war das allerdings nicht machbar. Zu viele Jogger und Hundegänger. Es gab da kein mit Sicherheit ruhiges, ungestörtes Örtchen. Trotzdem war der Gedanke so schön, dass ich ihm gern nachhing.

Unser erstes Kind kam dann in unserer Mietswohnung zur Welt. Ich dachte, ich hätte alles für eine sichere Geburt getan und war guter Dinge. Als ich über Termin ging, weigerte ich mich standhaft, alle zwei Tage zum CTG aufzukreuzen. Meine Hebamme meinte, ich wär der Typ, dem sie zutraut, die Geburt auch allein durchzuziehen und sie spät zu rufen. Und ich hatte mir insgeheim auch offen gehalten, genau das zu tun. Aber weil wir nett sein wollten, riefen wir am Morgen, als die Wehen begannen, schon mal an, um Bescheid zu sagen, dass es heute was werden würde. Dann trafen zwei Dinge ein, die sich nicht im Voraus hatten berechnen lassen: Meine Hebamme war just zu diesem Moment bei einer anderen Geburt. Und: Eine Vertretungshebamme aus dem Geburtshaus kam vorbei, obwohl wir gesagt hatten, dass noch keiner zu kommen bräuchte, sondern wir nur Bescheid sagen. Da war sie also, die Vertretungshebamme. Ich fühlte mich nicht wohl mit ihr und wollte eigentlich, dass sie so schnell wie möglich wieder verschwindet. Sie war schon auf dem Weg nach draußen, wir hatten ihre Nummer, unter der wir sie erreichen konnten und … plötzlich setzten bei mir die Wehen heftig ein. Sie blieb. Ich hatte nicht den Mut und die Nerven, sie herauszuschmeißen. Ich dachte: Augen zu und durch. Aber diese Rechnung ging nicht auf, wie sich schnell herausstellte. Ich war zwar bald vollständig eröffnet, eine zweite Hebamme wurde dazu gerufen, wie das so üblich ist, wenn die Geburt kurz bevorsteht. Aber dann ging stundenlang nichts vorwärts. Nur Wehen und Schmerzen. SCHMERZEN! Dann irgendwann die Erkenntnis: hoher Geradstand!
Nun schwebte also auch noch das Damoklesschwert Krankenkenhaus und Kaiserschnitt über mir. Dabei hatte ich die Geburt innerlich an die Hebammen abgegeben. Erst als ich merkte, dass sie auch nicht weiterwussten und ICH hier was tun muss, wenn ich nicht im Krankenhaus auf dem OP-Tisch landen wollte, nahm ich die Geburt wieder an mich. Wenn mein Körper wusste, wie er das Kind herausbekommen kann, dann musste ich auf ihn hören und nicht auf die Hebammen mit ihren sich so wirkungslos anfühlenden Schaukellagerungen. Das tat ich und fand es ganz angenehm, stehend das Becken hin und her zu bewegen und dabei meine Tochter aufzufordern, dich zu drehen. Glücklicherweise kam dann auch endlich MEINE Hebamme. Sie massierte eine angeschwollene Muttermundskante weg (sehr schmerzhaft, aber effektiv). Der Kopf des Babys hatte sich nun gedreht und kurze Zeit später hielt ich sie im Arm. Völlig fertig aber sehr sehr froh!

Nach dem ersten Glücksrausch begann ich, die Geburt zu analysieren. Was war schief gelaufen? Wie hätte ich die vielen schmerzhaften Stunden vemeiden können? Woran lag es, dass das, was bis zum Eintreffen der Hebamme so unspektakulär verlaufen war, danach so kompliziert wurde?

Ich las mich durch das Internet, las über Alleingeburt und das Aha ließ nicht lange auf sich warten. Ich war nicht die einzige, die sich von der Anwesenheit bestimmter Leute so aus dem Takt bringen ließ. Fremde Leute zu seiner Geburt einzuladen ist nicht selten ein Risiko an sich. Aber wenn ich noch ein Kind bekäme, wie konnte ich meine Geburt wirklich sicher machen? Wie konnte ich sicher sein, niemanden einzuladen, der mich hemmte, der meinem Körper nicht vertraute und mir mit seiner Angst die emotionale Kraft aussaugte, die ich zum Gebären brauchte? So wuchs in mir der Entschluss, dass das nächste Kind nur in Anwesenheit von Menschen kommen sollte, die keine Angst vor dem Ereignis Geburt hatten. Ob ich so jemanden finden würde?

Kurz nach der Geburt der Großen zogen wir nach Schweden um. Der Wald begann nun direkt hinter unserem Haus. Ich brauchte nur aus der Haustür zu fallen. Ein kurzer Weg, um jede Verstopfung aufzulösen. Und eines Tages, bei einem meiner Spaziergänge quer waldein, fand ich ihn, den Platz, an dem unser Sohn später geboren wurde. Weiches Moos, das von umgefallenen Fichten wie mit Wänden umgeben wurde. Daneben ein plätscherndes Bächlein. Hier war der Wald wild, ungepflegt und kein Wanderer, kein Pilzsammler oder Jogger würde sich jemals hierher verirren. Ich war begeistert. Von nun an pilgerte ich immer öfter zu diesem Platz. Plante, malte mir aus, wie es sein würde, hier zu gebären … und als mein Mann endlich überzeugt war, weihte ich auch ihn ein. Na klar, es war verrückt. Oder war es das? Betrachtet man die Menschheitsgeschichte, ist diese Art zu gebären durchaus üblich gewesen. Nur, weil etwas anderes heute Mode ist, muss das andere ja nicht gleich undenkbar sein.
Wie anders war diese Schwangerschaft als meine erste! Ich war einfach nur schwanger. Die Vorsorgeuntersuchungen bei der Großen hatten mich immer verunsichert und irritiert. Jetzt war ich frei. Ein unglaubliches, wenn auch manchmal beängstigendes Gefühl. Aber mir ging es gut, mein Baby bewegte sich in mir … alles war gut. Zuerst dachte ich: Gehst du ab der und der Woche zur Vorsorge. Das reicht auch noch. Aber dann kam die besagte Woche und in mir sträubte sich alles. Ich hatte das Gefühl, es würde meine selige Blase der guten Hoffnung zerstören, wenn ich mich von jemandem Frenden vermessen und beurteilen lassen würde. Irgendwann ließ ich den Plan fallen und war glücklich, dass ich den Vorsorgestress einfach boykotierte. Eine Hebamme zu suchen hatte ich noch früher aufgegeben. Erstens gibt es in Schweden fast keine Hausgeburtshebammen. Aus diesem Grund hätte sie sehr weit anreisen müssen. Zweitens hätte ich die 2000 Euro als Kosten für die Geburt selbst tragen müssen. Aber das auf die Gefahr hin, dass die Hebamme es zur Geburt gar nicht rechtzeitig schaffte. Das schien mir das viele Geld dann doch nicht wert zu sein. Und drittens: wie hätte ich die Hebamme von meinen Waldplänen überzeugen sollen?

Natürlich hätte es sein können, dass es regnet oder ein anderer Umstand mir den Wald vegrault. Ich war nicht stur darauf festgelegt, dass es unter allen Umständen der Wald werden musste. Aber alles passte am Schluss und der Rest ist Geschichte. Seitdem habe ich noch zwei weiteren Kindern im Alleingang auf die Welt geholfen. Der Wald hat sich aus verschiedenen Gründen nicht noch einmal als Geburtsort ergeben. Dafür einmal die Wiese und einmal das Wohnzimmer. So hat jedes Kind seinen ganz eigenen, besonderen Geburtsplatz.

Meine Ausbildung hat bei meiner Entscheidung eine untergeordnete Rolle gespielt. Vorallem hat sie mir geholfen, die Geburtsmedizin in ihren Begrenzungen zu sehen und keine falschen oder überhöhten Erwartungen an sie zu haben. Sicher, ein Arzt kann ein Baby auf die Welt holen. Das geschieht heute ja immer öfter, am liebsten per Bauchschnitt. Aber ein Kind zu gebären, über sich selbst hinauswachsen und im hormonalen Freudenfeuer das Fest des Lebens feiern, das kann nur die Frau selbst. Und dafür verdient sie die beste und demütigste Behandlung durch alle, denen sie die Ehre erweist, sie dabei begleiten zu dürfen. Wir Menschen mit all unsere angehäuften Wissen sind viel weniger schlau als wir denken. Wir haben viel weniger in der Hand, als wir uns gern vormachen. So vieles wird verkompliziert, nicht weil es gefährlich ist, sondern weil wir Angst haben und mit unserem Einmischen den natürlichen Prozess erschweren oder verhindern. Es erscheint mir sicherer, mich zuerst auf mich selbst, meinen Körper und meinen Schöpfer zu verlassen. Ich will nicht, dass Fremde für mich zweitklassige Entscheidungen treffen, wenn ich selbst eine bessere Entscheidung treffen kann.

Diese Jahr wird unser Waldvöglein schon fünf. Sich für die Geburt zu entscheiden, die zu einem passt, ist nur eine von vielen Entscheidungen, die man im Leben mit Kindern treffen muss. In einem Monat ziehen wir ins Elsass (Frankreich) um, weil Kinder dort die Freiheit haben zu lernen, ohne dafür jeden Tag in ein Schulgebäude eingesperrt zu werden.

Wenn das Baby nicht atmet

Das Youtube-Video einer (nicht geplanten) Alleingeburt, das im hinteren Teil zeigt, wie die Mutter ihrem Neugeborenem beim Atmen auf die Sprünge hilft. Die Frau hat eine Hebamme angeheuert, die aber nicht rechtzeitig zur Geburt kommt. Die Frau hat bereits zwei Kinder, wovon das erste eine Alleingeburt war, das zweite eine Hausgeburt mit Hebamme.

Mehr über diese Geburt, das Beatmen eines Neugeborenen und das Drumherum dieser Geburt schreibt diese Frau auf ihrem Blog (engl.)

Blitzgeburt im Kinderpool – Januar 2012

Diesen Geburtsbericht einer Mama, die ihr viertes Kind mal eben schnell im Pool auf die Welt bringt, wollte ich eigentlich schon lange einstellen. Sorry, N., dass es nicht schneller ging! Hier ist er endlich.
Die Geburt ging dafür um so schneller. :yes:

erste Allein-Wasser-Geburt
zweite Allein-Geburt
dritte Hausgeburt
viertes Kind

18:00 Erste Wehe, die sich von den leichten Senkwehen der letzten Wochen unterscheidet. Ein Zeichen für Geburt? Nein, sicher nicht. Kids wollen gern im „Pool“ baden (ein aufblasbarer Kinderpool, der in unsere Riesendusche passt, ca 20 Euro amazon).
18:20 Doch immer mal wieder eine Wehe, ich laufe herum, mache Dinge im Haushalt. Keinerlei Zeichen für eine Geburt. Mein Mann ahnt auch noch nix. Taste den Muttermund, fühle 3 cm.
18:30 Plötzlich doch eine heftigere Wehe, die ich zwar im Stehen, aber doch veratmen will. Noch immer glaube ich nicht so richtig an eine Geburt, alles noch zu harmlos. Kids fragen mich, warum ich so komisch atme. Ich sage, vielleicht kommt das Baby bald.
18:45 Jetzt will ich plötzlich unbedingt in den Pool, werfe die Kids raus, mein Mann zieht sie an. Baby im Bauch arbeitet fleissig, strampelt, hat Schluckauf, drückt nach unten. Es will raus!
18:50 Mein Mann kommt ins Bad, weil er mich pressen hört! Bei einer Wehe platzt die Fruchtblase, jetzt geht alles ganz schnell. Kind gleitet ins Wasser, alles ziemlich schmerzfrei und schön, mein Mann fischt es direkt raus. Ein Junge also.
19:00 Kind 4 ist da und völlig entspannt, mit mir im warmen Wasser, trinkt. Wir alle staunen.
19:40 Plazenta will raus, danach nabeln wir ab. Ich dusche, bin ganz und gar unversehrt (keine Risse, kein Brennen, nichts) und topfit, ziehe ins Wohnzimmer um, die ganze Familie bestaunt weiterhin das Baby. Mein Mann räumt dann den Pool auf. Jetzt sind wir also zu sechst, sehr schön!

Geburt auf der Toilette

Geht nicht? Geht doch!
Auf Youtube findet sich das Video einer Frau, die (nur zwei Tage vor Elisabeths Geburt) auch ihr Kind gekriegt hat – auf dem stillen Örtchen. Wobei ich während der Geburt überhaupt nicht auf der Toilette sitzen konnte. So unterschiedlich sind Frauen gestrickt.

In der Beschreibung zu ihrem Video findet sich außerdem ein Link, wo sie (für den, der englisch kann) eine weitere Alleingeburt beschreibt, nämlich die ihrer Zwillinge.

Elisabeth – meine dritte Alleingeburt

Jetzt habe auch ich mal wieder ein Baby bekommen und darf euch davon berichten. Es schon wieder fast 3 Wochen her, dass unser viertes Kind auf die Welt gekommen ist. Wie schnell die Zeit vergeht und wie schnell man den großen Bauch vergisst, den man so lange mit sich herumgetragen hat!
Meine Schwangerschaft verlief wie die anderen auch: unspektakulär. Ich verzichtete wieder auf die offizielle Vorsorge und den damit verbundenen Stress und sorgte selbst dafür, dass es mir und dem Baby gut ging. Deshalb gab es auch keinen Termindruck, als der von mir errechnete Geburtstermin überschritten war. Fünf Tage über Termin hatte ich dann ab dem Nachmittag immer mal eine deutliche Wehe, aber das war auch schon ein paar Tage eher passiert, ohne dass die Geburt begonnen hatte. Nachts nahmen die Wehen an Intensität zu, so dass ich sie beatmen musste. Die Abstände waren aber mit 15 bis 30 Minuten zu groß um eine baldige Geburt erwarten zu lassen. Ich zwang mich, im Bett liegen zu bleiben und zwischendurch zu schlafen. Gegen 2 Uhr in der Nacht dachte ich dann doch, dass ich das im Liegen nicht mehr aushalte. Ich begann, die notwendigen Sachen im Wohnzimmer zusammenzutragen – für eine Draußengeburt war es auch jetzt Ende April immer noch deutlich zu kalt – und mich auf die Geburt einzustellen. Aber während ich räumte kam keine einzige Wehe mehr. Also ging ich wieder ins Bett, wo die Wehen wie gehabt in großen Abständen aber kräftig wiederkamen. Ich schlief trotzdem in jeder freien Minute. Man weiß ja nie, wie lange man noch durchhalten muss. Vormittags ging es dann so weiter. Ab und zu eine kräftige Wehe. Bald fiel es mir immer schwerer, die Kinder mit ihren vielen Forderungen zu bedienen und gleichzeitig meine Wehen zu beatmen. Ich ging schnell ins Bad, schloss zu, beatmete die Wehe, und kam wieder raus, um den davor wartenden Jungs eine Banane zu geben, den Popo zu putzen und was sonst so minütlich mit kleinen Kindern anfällt. Jetzt kamen die Wehen auch dichter und wollten vertönt werden. Es ging also endlich richtig los! Die Jungs kriegten das nicht wirklich mit und begannen mich zu stören.
„Mama, mach mir Apfelsterne!“, forderte unser Zweiter fröhlich, während ich tönend über dem Küchentisch hing.
„Ich kann jetzt nicht, ich muss jetzt das Baby kriegen.“
„Mama, ich will Apfelsterne!“
„Jonathan, ich kann jetzt echt nicht. Das Baby will rauskommen!“
„Mama, mach mir APFELSTERNE!“
Dummerweise war unsere Oma gerade an diesem Vormittag unterwegs, und zwar recht weit weg. Wir hatten sie auch ohne Vorwarnung ziehen lassen, weil es bei den großen Wehenabständen ja nicht klar gewesen war, wann es nun richtig losgeht. Mein Mann rief eine Nachbarin an, die sich angeboten hatte, einzuspringen. Da ging aber keiner ans Telefon. Also schlug mein Mann vor, die Kinder zu nehmen und einfach wegzufahren, damit ich in Ruhe gebären konnte. So ein Vorschlag von meinem Mann! Ich war platt. Aber das wollte ich dann doch nicht. Jetzt hatte ich mich darauf eingestellt, dass er dabei war, und wer sollte denn sonst die Fotos machen und filmen?
Gleichzeitig brütete die Große noch an ihrem letzten Trotzanfall. Ich hatte ihr eigentlich versprochen, dass sie bei der Geburt dabei sein durfte, aber jetzt reizte sie mich mit ständigem „Nö, aber“ und ihren Diskussionen so sehr, dass ich sie mit den Jungs ausquartieren wollte. Mein Mann telefonierte noch einmal mit seiner Mutter, die irgendwo unterwegs war. Die hatte den Einfall, noch eine andere Nachbarin zu fragen. Wir riefen also Bodil an, die tatsächlich zuhause war und Zeit hatte. Gegen halb 12 brachte mein Mann die Jungs dorthin. Johanna versprach hoch und heilig lieb zu sein und durfte im allerletzten Moment bleiben. Endlich kehrte Ruhe im Haus ein und ich konnte mich auf mich und meine Wehen konzentrieren. Ich hatte das Bedürfnis herumzulaufen und wanderte im Wohnzimmer auf und ab. Die Wehen veratmete ich mal auf das Klavier, mal gegen den Türrahmen gestützt. Mein Mann war schnell wieder da. Er setzte sich mit Johanna hin und die beiden guckten ein Buch an, während ich mich durch die Wehen tönte. Erst begann er laut vorzulesen, aber das konnte ich gar nicht ertragen. Stille war das Beste. Ich wanderte weiter wehend durch die Stube. Bei den Übergangswehen zog es mich dann nach nebenan ins Spielzimmer. Das Bedürfnis, nicht gesehen und beobachtet zu werden machte sich bemerkbar. Die Übergangswehen waren schon heftig. Ich versuchte zu singen, was mir bei den letzten beiden Geburten so gut geholfen hatte, aber das ging diesmal irgendwie gar nicht. Dann die erste Wehe, die sich am Schluss schon nach Pressen anfühlte. Endlich! Jetzt war es bald geschafft. Viel mehr von diesen Übergangswehen hätte ich nicht haben wollen.
„Jetzt kannst du filmen“, sagte ich zu meinem Mann.
Stehend, abgestützt zwischen Kachelofen und Regal, ließen sich die Presswehen am besten bewältigen. Ich presste was ich konnte. Ich musste pressen. Sanft rausatmen? Pustekuchen. Presslust trifft es eher. Ich spürte, wie der Kopf sich zu bewegen begann. Nach der ersten Presswehe rutschte er wieder zurück, bei der nächsten kam er tiefer. Es war heftig, gewaltig, wenn auch nicht ganz schmerzfrei. Dann spürte ich schon den Kopf kommen und im nächsten Moment glitt unser Baby in meine Hände. Ein Mädchen! Ich habe ein Mädchen! Ein kurzer Blick auf die Uhr: 12.16 Uhr. Dann wurde unser Lieschen ausführlich bewundert, nicht zuletzt von seiner großen Schwester, die eifrig alles beobachtete und kommentierte. Wir zogen schließlich aufs Sofa um und eine halbe Stunde nach der Geburt stillte sie zum ersten Mal richtig. Dann kam auch die Oma von ihrer Fahrt zurück (hat zum Glück trotz aller Aufregung keinen Unfall gebaut). Sie ging zur Nachbarin, die Jungs holen, die ihre kleine Schwester schon eine Stunde nach ihrer Geburt ebenfalls begrüßen konnten.

Gewicht: 3400g, Länge: 49 cm, Kopfumfang: 35 cm

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
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Benedikts Geburt – wenn die Hebamme zum Frühstück kommt

Ich hab die Ehre, euch wieder an einem schönen Geburtsbericht teilhaben zu lassen. :yes:

Donnerstag, 15.03.: Nach gut 2 Wochen mit Nebenhöhlen- und Mittelohrentzündung und der Befürchtung, mein Ältester könne seinen Grippevirus mit mir teilen, bin ich über Nacht wieder topfit und tobe mich den ganzen Tag aus: Rosen schneiden, Küche Aufräumen, Kuchen backen und, und, und. Abends kommen dann immer mal wieder Wehen, nix aufregendes, eigentlich so, wie ich es seit inzwischen Wochen hab. Gegen Mitternacht gehe ich ins Bett und wundere mich noch ein bißchen, daß ich nicht gleich einschlafen kann wo der Tag doch eigentlich anstrengend war…

Um 2:00 Uhr werde dann wieder wach und springe aus dem Bett, Fruchtblase ist geplatzt. Gibt eine schöne Fruchtwasserspur vom Bettrand durch Schlafzimmer und Flur bis zur Toilette. Super, genau so hab ich’s mir gewünscht! Mann schläft beim kranken Sohn und kriegt nix mit, also schnell Kinderzimmertür schließen.

Nach den letzten Blasensprüngen hat es je 3 Stunden gedauert, bis die Wehen anfingen. Was mach ich jetzt? Nach nochmal hinlegen is mir nicht. Also Ablenken. Mal schnell ins Netz schauen, dann mein Arbeitszimmer für die Geburt herrichten. Bügelbrett und den ganzen Haufen Bügelwäsche (oh Gott, wann hab ich zuletzt gebügelt??) ins Gästezimmer räumen, Couch beziehen, Schreibtisch aufräumen (WER hat meine Schokoriegel aus der Schreibtischdose geklaut?!), Bassin zurechtrücken, Handtücher raussuchen, Plazentagefäß holen, Kerzen aufstellen, … Achja: Will nachher ja nicht durch’s ganze Haus brüllen, sollte also mein Handy laden und später geladen zu meinem Mann ins Kinderzimmer legen…

Beim nächsten Blick auf die Uhr ist es 3:30 Uhr. Man bin ich langsam. Außer nem Ziepen ab und an nix zu spüren. Nur Fruchtwasser läuft permanent weiter, Kopf ist also doch noch nicht in Startposition…

Ich beschließe mich doch nochmal auszuruhen und lege mich auf die Couch. Interessant, das einzige was grad erträglich im TV ist ist das Kaminfeuer auf dem KIKA. Sehr entspannend, das Knacken und Knistern. Um 4:00 Uhr geht da dann irgendein Talk oder so los und ich schalte aus. Oh, Toilette! So langsam kommen Wehen, laufe auf und ab. Ich beschließe daß es jetzt an der Zeit ist, den Pool einzulassen, schließe den Schlauch im Bad an und versuche, die Knicke aus dem Schlauch zu bringen.

Gegen halb fünf rollt mein Wehenzug langsam los. Ich versinge und –summe die Wehen und muß immer an die Wasserfälle in Yosemite denken, aus dem Urlaub in dem das Babyle gezeugt wurde. Vielleicht auch wegen des Wasserrauschens im Hintergrund? Inzwischen sind die Wehen ziemlich heftig. Ich sehe die Kerze mit der Aufschrift „LUXUS Privatgeburt“ und muß lachen: Wie soll das hier grad LUXUS sein? Nee, Champagnertrinken fühlt sich anders an… Auuuhuuuuutsch, nächste Wehe.

Nach ner guten Stunde ist der Pool voll. Sehr verlockend! Aber ich mag nicht zu früh in den Pool, nicht daß es noch ewig dauert und mein Kreislauf abklappt. Nächste Wehe, ich gehe auf alle Viere. Na denn schau ich doch mal, was mein Muttermund so sagt? Dem Gefühl nach dürfte er so halb offen sein. Aber: MIST: er ist immernoch nicht zu tasten. Also volle Cervix. SCH… wozu mach ich das hier eigentlich alles wenn‘s sich da unter noch immer anfühlt wie vor 3 Wochen?? Bin echt angesäuert. Nächste Wehe, auch recht heftig. Hm, wenn ich meinen Mann jetzt nicht wecke, schaff ich das nachher vielleicht nicht mehr? Außerdem isses eh 6:00 Uhr, bringe ihn also nicht um zu viel Schlaf. Hey Schatz, das Baby ist unterwegs, Fruchtblase ist geplatzt, oh is mir schlecht – ab auf’s Klo.

Jetzt: die heftigste Wehe meines bisherigen Lebens. Der ganze Körper krampft, die Beine schlagen im Sitzen 10 cm vom Boden hoch und runter, lehne mich an die Wand damit ich nicht vom Klo falle. Als diese Megawehe vorbei ist und ich grad wieder zu mir komme steht mein Mann in der Tür: Katharina, und was soll ich jetzt mit den Kindern machen? Später hat er mir erklärt, daß ich die ganze Zeit nur leise „Laudate omnes gentes“ vor mich hin gesummt hab und er die Situation daher völlig unterschätzt hat. Ich keuche was von wegen MIRGRADSCHEIßEGALISTECHTDEINPROBLEM und schleppe mich in den Pool. Das einzige, was mir jetzt hilft ist warmes Wasser, Muttermund hin oder her. Mein Mann kommt hinterher, kaum kniee ich im Becken rollt die nächste heftige Wehe an, diesmal aber besser zu verkraften. Er hat die Hand auf meinem Rücken, tut gut. Die Wehe geht und mein Mann meint, er geht sich jetzt mal anziehen. Ich bin etwas verwirrt (Hää?) bin aber eigentlich ganz froh, wieder allein zu sein. Oh, ich war doch grad auf dem Klo, kam da nicht alles? Naja, jetzt auch egal, dann muß Moritz die Sauerei halt gleich rausfischen. Drücke ein wenig. Tut sich nix. Noch ein wenig. Hoppla, das Gefühl kennst Du. Dann eine PRESSWEE-fühlen, ja das ist der Kopf, wo kommt der denn plötzlich her? Brennt nur ein bißchen, gutes Gefühl!-EEEHHHEEEE. Kopf ist da. Kurze Pause, fühle den behaarten Schopf. Leichte Wehe, bringt uns nicht weiter, dann noch eine und der Körper schlüpft zwischen meinen Beinen durch in meine Hände. Ich lehne mich nach hinten, nehme das Baby hoch oder versuche es wenigstens, sehr kurze Nabelschnur und die um den Hals gewickelt. Also kurz noch abwickeln und dann SCHMUSEN! Baby quakt. Liebe. Und noch völlige Überraschung. Eben war der Muttermund nicht mal zu fühlen und jetzt ist das Kind da! Höre, wie Moritz den großen auf’s Klo schickt und rufe „Unser Baby ist da“ durch die halboffene Tür. Er kommt und kann’s nicht glauben. Und fragt, ob’s denn nun ein Bab oder ein Mädchen ist. Ich muß lachen denn ich hab noch gar nicht geschaut… EIN JUNGE!

Unser Benedikt ist also am 16. März um 6:10 Uhr wie geplant völlig ungestört zuhause auf die Welt gekommen. Er war 49 cm groß, 3280g schwer und KU 36cm.

Die Hebamme kam kurz nach 7:00 Uhr. Wir waren immer noch im Pool und ich mußte dann leider zum AusdemWassersteigen Abnabeln, die Nabelschnur reichte grad so um Benedikts Kopf über Wasser zu halten. Nach über einer Stunde war sie noch voll durchblutet, Abbinden war nach dem Schnitt leider nötig. Platzentalösung hat noch recht lang gedauert, knappe 3 Stunden.

Anschließend hat mein Mann dann ein herrliches Frühstück gezaubert und wir haben zu dritt geschlemmt, naja, zu viert, Benni liebt die Brust und trinkt wie ein Tiger (leider hat er eine sehr eigene Technik, malmt die Warzen mit den Zahnleisten, AUA!)

Ansonsten:

Wir sind alle wohlauf, die Verwandten alle schockiert, die Hebamme begeistert. Ich bin wie erwartet weder gerissen noch geschürft! Und: irgendwann zwischen den heftigsten Wehen hab ich mich gefragt, ob die Anwesenheit einer Hebamme grad was ändern würde. NEIN. Gebären tu ICH. JA. Ich könnte mich nie so gut auf mich und das Baby konzentrieren. Grad bei dieser Geburt wär‘ wohl fast jeder Geburtshelfer in den letzten 10 Minuten in Hektik verfallen, war bei den letzten, nicht so schnellen Geburten ja schon so – so konnte ich in unserem Thempo ohne Einmischung und in ruhiger Atmosphäre gebären.

12.02.2012 Majestätische Alleingeburt in RheinlandPfalz ET+12

Heute habe ich einen ganz frischen Bericht aus Rheinland-Pfalz für euch. Viel Spaß beim Lesen und Genießen!

Ich bin mal wieder über Termin und Geduld ist nicht meine Stärke. Da ich mir aber diesen Termin selbst berechnet habe, beschließe ich mit meinem Mann, dass wir uns einfach verrechnet haben und es kehrt eine innere Ruhe bei mir ein. Zehn Monate Schwangerschaft sind nun vorbei und ich blicke zurück auf eine wunderschöne Zeit ohne Untersuchungen, Ergebnisse und Wartezimmer. Eine komplett unbetreute Schwangerschaft.
Freitag 10.2.12, 22 Uhr Fruchtwasserschwall im Schlafzimmer vor dem Bett.
„Schaaaatz???“… „Die Fruchtblase muss geplatzt sein!“ … „Ach, veräppel mich nicht!“ … Stille… „Echt jetzt?“
Mist, ich verbrauche schon alle 10 Wochenbetteinlagen, bevor die Geburt überhaupt angefangen hat, um die schwallartigen Mengen aufzufangen.
Samstagmorgens beschließt mein Mann nun doch zu Hause zu bleiben, falls es los geht und arbeitet am PC. Ich spiele mit meiner 5jährigen Tochter Lego und wir gucken Kinderfilme. Draußen scheint die schönste Februar-Sonne, ich will heut nochmal raus. Nachmittags lege ich mich zum x-ten Mal trocken und ziehe mich für draußen an. Noch nicht mal zur Wohnungstür raus, stehe ich wieder unter Wasser. Mein Liebster schlägt vor, auf dem Balkon ein Winterpicknick zu machen, also trinken Kaffee und Tee aus der Thermokanne und genießen ein paar Minuten die Sonne.
Um 18 Uhr fahren mein Mann und meine Tochter nochmal einkaufen, mir ist nach Apfelsaft und Wochenbetteinlagen. Während dessen tanze ich mit Musik auf den Ohren durch die dunkle Wohnung und überlege, dass ich mal dringend wieder tanzen gehen will. Nach 20 min reicht mir das und ich geh wieder zum gemütlichen über.

Essen Abendbrot und ab ins Bett. Noch schnell ausruhen bevor es los geht. Alle 30 Minuten hüpfe ich aus dem Bett, knie mich davor und kreise und schaukel mein Hinterteil, weil sich die Wellen damit gut verschaukeln lassen. Zwischendurch schlafe ich aber selig.

Gegen 5 Uhr wandere ich ins Wohnzimmer, zünde zwei Kerzen an und höre meine Fokusmusik zum entspannen. Es gelingt mir nicht mehr während der Wellen meditierend sitzen zu bleiben, das Verschaukeln ist angenehmer.
Um 6.45 Uhr krabble ich wieder zu meinem Mann unter die Decke und wir kuscheln.
7 Uhr stehen wir gemeinsam auf und kochen Kaffee. Wellen viertelstündlich zwischen „Tür und Angel“ 😉 Ich stehe dabei im Türrahmen und presse meinen unteren Rücken und den Hintern an die eine Seite und stütze mich mit den Händen am gegenüberliegenden Rahmen ab und schnaufe. Meine Große fragt, was Mama da macht, Papa erklärt und ich gehe nochmal in die Waschküche Wäsche aufhängen. Immer schön aufrecht bleiben und laufen.
Gegen 8.45 Uhr ziehe ich ins Schlafzimmer um, Tochter vor TV geparkt und Mann macht wie immer seine Witzchen. „Wenn du dich beeilst können wir noch Mittag essen gehen!“ – „Ich will nicht mehr … mach du weiter!“ jammere ich – „Du hast ja noch nicht mal angefangen … du schwitzt ja noch nicht mal!“ (typische Übergangsphase) . Muss nochmal aufs Klo, Druck auf Darm. Zurück vors Bett. „Hol mir mal nen Eimer!“ – „Wozu?“ – „Mir ist so schlecht!“ – Spucke den Apfelsaft wieder aus. – Mann guckt skeptisch „Brauchst du den Eimer noch?“ – „Nee, kann weg!“ … sprach‘s und während er zugreifen wollte kam nochmal ein Schwall. Ich amüsiere mich innerlich darüber und staune über seine Standfestigkeit. Bin so froh, dass ich keine Pfeife geheiratet habe. Ich knie immer noch vor dem Bett, mein Mann sitzt und ich stemme mich mit den Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab.
Mann muss jetzt selbst mal auf‘s Klo, nutze den unbeobachteten Moment und will nach Muttermund tasten. Fühle eine Blase in den Geburtskanal hineinstehen, lässt sich zusammendrücken, wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon. Alles weit offen und Schleimpfropf an den Fingern. Dann Presswehe und leichtes Brennen. Jetzt spüre ich, wie Baby‘s Köpfchen den Muttermund passiert. Rufe „Es kommt gleich!“ … noch 2 oder 3 Presswehen, dann spüre ich den Kopf schon am Scheidenausgang und rufe dem Baby ein liebevolles „Ohhhh, mach langsam … mach langsam“ zu. Dann rutscht der Kopf durch und der gesamte Körper gleich hinterher. Ich knie quasi immer noch und halte mit einer Hand den Kopf und stütze mich mit der anderen Hand auf meinem Oberschenkel ab. Baby‘s Körper gleitet also auf den Boden und bewirkt, dass es sofort die Augen aufschlägt, meinen Mann ansieht und auch gleich anfängt zu jammern.

Hochgenommen an die Brust, bewundere ich eine Restschicht Käseschmiere am Rücken und bin so fassungslos, dass ich erst mal gar nicht denken kann. Ich halte das glitschige Bündel einfach nur irgendwie in Brustnähe und Mann ruft nach meiner Tochter. Sie kommt flink angelaufen und zählt die Finger und Zehen, dabei fällt unser Blick dann auch auf Baby‘s Geschlecht und wir sind allesamt überrascht, dass es ein Babysohn ist. Jetzt schauen wir auf die Uhr und einigen uns auf 9.30 Uhr als Geburtszeitpunkt. Baby ist lebensfrisch mit heller, fast bläulicher Haut, die schnell rosig wird. Bleibe ein paar Minuten sitzen und lehne mich rücklings an einen Sessel. Ist aber irgendwie unangenehm. Versuche mich hinzulegen und bemerke dass die Nabelschnur irgendwie zu kurz ist, um es mir so richtig bequem zu machen. Dann kommen zwei Nachwehen und ich finde diese im Liegen sowas von unangenehm. Mit der zweiten drücke ich ein bisschen mit und die Plazenta rutscht raus, zwischen meine Beine. Das war so ca. 20-30 Minuten nach der Geburt. Die Plazenta ist groß, mein Mann bringt eine Schüssel, versuche sie reinzutun, dabei platzt die dicke Blase und reichlich Blut ergießt sich auf die Betteinlage. Schneiden die Nabelschnur mit der Küchenschere durch, nahe an der Plazenta. Lotusgeburt und die Idee, davon zu essen wollten wir spontan entscheiden. Mir ist aber gar nicht nach Fleisch, als Veggi und so lassen wir die Plazenta auf der Unterlage und entsorgen das Ganze in einem. Papa nimmt seinen Sohn zu sich, ich bringe die Plazenta in den Abfalleimer und gehe erst mal duschen. Meine Drei sind inzwischen ins Wohnzimmer umgezogen und ich lege mich dazu aufs Familiensofa. Wir ruhen uns aus und betrachten unser Neugeborenes in eine warme Decke gewickelt. Nach ca. 30 Minuten bemerke ich einen Blutschwall und visiere das Klo an. Verliere dabei Blut einmal quer durch die Wohnung. Also wieder unter die Dusche und Wischeimer suchen. Der Papa liegt derweil mit dem Kleinen Brust an Brust und beobachtet mich und schüttelt ungläubig und grinsend den Kopf: „Die Frau wischt schon wieder die Wohnung!“ Ich fühlte mich einfach fit.

Beim ersten Wasserlassen kurzes Brennen, also eine kleine Schürfung, sonst keinerlei Verletzungen.
Wir staunen, wie schnell sich Mutter‘s und Baby‘s Körper umstellen und alles in einander übergreift. Mekonium geht am Sonntag gleich viermal ab. Während er an meiner Brust nuckelt, spüre ich wie sich die Gebärmutter zusammenzieht. Wahnsinn … die Natur hat das alles so wunderbar eingerichtet. Bleiben den ganzen sonnigen Sonntag zu viert auf dem Sofa liegen und genießen einfach nur.

Am Abend wiegen wir den Kleinen, Papa mit Sohn auf Personenwaage und einmal ohne. Das ganze dreimal, wegen dem statistischen Mittelwert 😉 aber die Waage zeigt immer das gleiche Ergebnis und so stehen 3900g für den Kleinen ins Gewicht. Die Größe und Kopfumfang sind uns schnurz.
Mein Liebster ist erfüllt von Stolz und Stärke und bringt mit einem Wort das Ereignis Alleingeburt auf den Punkt: MAJESTÄTISCH! (Er wollte schon immer etwas Majestätisches tun …)

Unsere Geburtsanzeige:
Dort, wo Angst und Zweifel nicht existieren,
Nur Bewusstsein und Vertrauen regieren,
Dort wird Leben geboren,
Und die Liebe knüpft unsichtbare Bänder.
Durch uns Zwei entstanden,
Nur durch unserer Hände Berührung geboren,
Begleitet durch unser beider Kräfte der Einheit,
Erblickte unser Sohn das Licht des Tages.
Für uns ein wahrhaft majestätisches Ereignis.

Im Leben gelandet – K.s Alleingeburt

Eine selbstbestimmte Schwangerschaft ohne Ärzte, Ultraschall und andere Untersuchungen, führte zu einer selbstbestimmten Alleingeburt.

Ich möchte euch gerne von der Ankunft meines 2. Sohnes erzählen:

In der Nacht vom 3. zum 4.5.2011 hatte ich schon „leichte“ Wehen, die ich teilweise im Halbschlaf schon veratmen musste. Und auch in der Früh gingen die Wehen nicht weg sondern kamen im 5-10 min. Abständen. Ich freute mich darauf, denn ich konnte es kaum noch erwarten, endlich die Geburt zu erleben. Ich war zwar erst in der SSW 38+0, doch es fühlte sich einfach richtig an. Nur mein 3jähriger Sohn machte mir etwas zu schaffen. Bei jeder Wehe, die ich doch gerne veratmet hätte, hat er mich so dermaßen beansprucht und „gestört“, dass ich wusste, so geht das nicht. Deshalb entschied ich mich, gegen 6:45 Uhr meinen Mann zu wecken. Der war zwar weniger erfreut, da er ausgerechnet an diesem Tag 2 Stunden länger schlafen hätte können, doch als ich ihm ankündigte, dass er heute gar nicht mehr in die Arbeit fahren muss, wurde er doch ganz schnell hellwach. Seine erste Frage lautete: „Und, hast du die Hebamme schon informiert?“. Das brachte mich doch etwas zum Grübeln, denn er wusste, dass ich bei der Geburt gerne alleine wäre, und die Hebamme nur für den „Notfall“ bzw. für den Papierkram und zur seiner „Sicherheit“ gebucht war. Ich meinte nur „das hat noch Zeit“ und das Thema war erledigt.

Den Vormittag verbrachten wir alle 3 zu Hause und bei jeder Wehe versuchte mein Mann, meinen Sohn abzulenken, doch irgendwie gelang das nicht. Also schickte ich die Beiden einkaufen (der Kühlschrank musste eh noch gefüllt werden) in der Hoffnung, mich besser auf die Wehen einlassen zu können. Kaum waren die zwei aus der Tür raus, waren auch die Wehen weg. Mich überkam eine totale Müdigkeit, deswegen legte ich mich auf die Couch und genoss die Ruhe. 45 min. keine einzige Wehe, dafür hab ich schön vor mich hingedöst.

Als meine Männer wieder da waren, kamen auch die Wehen wieder (ca. alle 10-15 min.) und auch der Schleimpfropf ging ab. Meine Hoffnung auf eine baldige Geburt stieg wieder, und da mich mein Sohn wieder ablenkte, blieb mir nichts anderes übrig, als sie nach dem Mittagessen zum Spielplatz zu schicken. Und wieder das gleiche Ergebnis – ich tanzte und sang, um die Wehen am laufen zu lassen – wurde hundemüde, legte mich auf die Couch und schlief für ca. 1 ½ Stunden ohne einer einzigen Wehe ein. Eigentlich ein toller Mechanismus des Körpers, noch mal vor der bevorstehenden Anstrengung Kraft zu sammeln. Dennoch hatte ich ein leicht schlechtes Gewissen, dass ich meinen Mann den ganzen Tag daheim behielt, die Geburt jedoch nicht voranging.

Abends, gegen 17:50 Uhr legte ich dann meinen Sohn ins Bett. Da er noch einschlafgestillt wird, gab es für mich auch keine andere sinnvolle Möglichkeit ihn rasch ins Bett zu bringen. Zum Glück schlief er innerhalb von 10 min. ein, und ich musste nur eine einzige Wehe liegend im Bett ertragen (aber die war dafür umso heftiger). Endlich raus aus dem Schlafzimmer, ab aufs Klo, wo ich kräftig Durchfall und leichten Schüttelfrost bekam. Jetzt war mir klar – es geht los! Ab in die Dusche! Da ich bei der ersten Geburt im KH nirgends die Möglichkeit hatte mich festzuhalten, mir dass aber so wichtig war, hat mein Mann extra in der Dusche einen Haltegriff montiert, wo ich mich richtig reinhängen konnte. Und das nutzte ich auch aus. So verbrachte ich dann Wehe um Wehe hängend und atmend in der Dusche. Entweder begleitete ich die Wehen mit einem tönenden „aaaaauuuuf“ oder wie ein Pferd schnaubend. Damit kam ich gut zurecht. Zwischendurch rief ich immer wieder meinen Mann zu mir um kurz durchzulüften, damit mein Kreislauf nicht schlapp macht. Und da ich dann doch hungrig wurde, hab ich mir zwischendurch noch Energiebällchen gegönnt, die ich erst vor 2 Tagen gemeinsam mit Sohnemann gemacht habe.

So ging es dann einige Zeit weiter. Die Wehen waren manchmal besser, manchmal schlechter auszuhalten, wobei ich jetzt sagen würde, dass ich immer, wenn ich gerade mit was anderem beschäftigt war, als zu gebären (meinen Mann rufen, kurz auf die Uhr schauen, essen) ich von einer Wehe überrascht wurde, und sie dadurch auch schmerzhaft war. Wenn ich aber nur geistesabwesend war, begab ich mich schon vor der nächsten Wehe in meine „Veratmungsposition“ und dachte danach oft – war das überhaupt eine?
Zwischendurch ging ich auch in den Vierfüßler – aber nur zum Entspannen, da meine Beine von der Wärme und dem langen Stehen doch schon sehr angeschwollen waren. Zum Schluss hin – also ca. 2 Stunden später – wurde es doch anstrengender. Jetzt weiß ich, dass eine gute Hebamme eine Gebärende nicht untersuchen muss, denn jeder kann hören, wie weit sie ist. Das ist sogar meinem Mann aufgefallen. Mein Tönen wurde lauter, tiefer, und manchmal auch verzweifelnder. In der Austreibungsphase spürte ich, wie sich mein Baby mit dem Kopf durch den Geburtskanal drehte und schob – das war eine irre Erfahrung, denn das kannte ich von der ersten Geburt nicht. Ich rief wieder meinen Mann dazu und sagte ihm, dass das Baby jetzt wohl kommt. Er war doch etwas nervös und fragte, ob er endlich die Hebamme anrufen kann. Ich verneinte. Doch bei der nächsten Wehe fragte er nochmals und ich erlaubte es ihm, da mir klar war, dass sie es sowieso nicht mehr schaffen würde.

Ich hatte im Gegensatz zur ersten Geburt keinen wirklichen Pressdrang. Ich fühlte, dass das Baby raus möchte und schob sanft, manchmal stärker mit. Mit dem Durchtritt des Kopfes platze auch die Fruchtblase – in meine Hand. Es war nicht viel, nur ein kleiner Spritzer. Und endlich war der Kopf geboren und der Kleine riss gleich 2mal schnaubend den Mund auf. Also das fühlte sich wirklich komisch an. Ich wartete auf die nächste Wehe – doch es kam nichts. Also schob ich langsam weiter – fühlte, wie sich die Schultern drehten. In dem Moment sackten meine Beine zitternd zusammen. Eine Hand hielt den Babykopf und die zweite krallte sich an dem Haltegriff fest. Eigentlich hätte ich jetzt loslassen sollen und in die Hocke oder auf die Knie gehen. Doch meine Hand war so verkrampft und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich zu Boden zu begeben, während der Kopf aus mir rausschaute. Mein Mann stützte mich von hinten (und sagte mir später, dass er bereit war, das Baby zu fangen), doch mein Becken schob nach vorn – und das Baby plumpste aus mir raus. Es landete doch sehr unsanft in der Duschwanne, gefolgt von einem Schwall Fruchtwasser und Blut.

Ich kniete mich sofort hin und hob mein Kind hoch, das bereits zu schnaufen begann. Der nächste Schreck nach dem Sturz folgte gleich – die Nabelschnur war durchgerissen. Ich hielt sie so gut wie ich konnte zu und schickte meinen Mann in die Küche, um so eine Haushaltsklemme zu holen. Ich wunderte mich dann doch, dass kein Blut aus der Nabelschnur kam, wir klemmten sicherheitshalber trotzdem ab. Im Nachhinein gesehen wäre es nicht nötig gewesen, denn auch bei Tieren reißt die Nabelschnur, und sie verbluten nicht. Erst jetzt fragte mich mein Mann: „Und, was ist es denn“? Ich sah nach – ein kleiner Bub – so wie ich es schon seit der 10 SSW gefühlt habe. Er bekam auch ganz schnell eine rosige Farbe, wir deckten ihn mit einem Handtuch zu und ich legte ihn an meine Brust, wo er auch bald zu saugen begann. Die Plazenta kam dann auch ca. 5 min. später. Ich habe mir schon in der Schwangerschaft überlegt ein Stück Plazenta zu kosten, doch dann wusste ich einfach nicht wo ich was abschneiden soll – sie sah einfach so „schön vollständig“ aus. Und daher ließ ich das Vorhaben auch sein.

Die Hebamme, die mein Mann in der Austreibungsphase gerufen hatte, war natürlich nicht erreichbar. Erst jetzt rief sie zurück, hatte aber keine Zeit und schickte uns eine Ersatzhebamme, die dann 2 Stunden nach der Geburt eintraf. In der Zwischenzeit kuschelte ich mit meinem Sohn gemütlich auf der Couch, während mein Mann das Bad putzte. Mein großer Bub verschlief die ganze Geburt. Um Mitternacht, als uns die Hebamme wieder alleine ließ, weckten wir ihn, damit er seinen kleinen Bruder begrüßen konnte. Er war ganz begeistert. Und schließlich fielen wir als 4-köpfige Familie erschöpft ins Familienbett.

Ich bin so froh, dass ich eine Alleingeburt gewagt habe. Es war für mich schon fast eine perfekte Geburt! Aber ich hab ja noch Gelegenheiten, diese zu übertrumpfen. Ich würde mir beim nächsten Mal wünschen, noch besser abschalten zu können. Ich hatte so viel im Kopf was als nächstes zu tun ist, hatte auch kurz daran gedacht die Hebamme doch zu rufen, den Gedanken aber wieder verworfen, da sie mir den Schmerz nicht hätte nehmen können und mich dann vielleicht doch gestört hätte.

Auch mein Mann ist von der Hausgeburt jetzt überzeugt. Er schaute während der Wehen eine DVD und unterstütze mich nur dann, wenn ich ihn auch brauchte. Dennoch wünscht er sich fürs nächste Mal eine Hebamme dazu, da ihm der Schock des Sturzes doch noch etwas zusetzt.

Die Kinderärztin, die uns am nächsten Tag aufsuchte, beruhigte uns dann auch etwas, indem sie meinte, dass die Nabelschnur so wie ein Bungee-Seil funktionierte, bevor sie riss, und damit auch den Sturz linderte. Und außerdem ist unser Babysohn kerngesund und kräftig. Er hat nicht einmal eine Beule davongetragen.

Und hier noch die Daten:
4.5.2011, 20:36 Uhr – SSW 38+0
3260 g, 48 cm, KU 34 cm

Wir freuen uns sehr, dass du uns als deine Eltern ausgesucht hast und unsere Familie erweiterst!