Alleingeburt trotz Diabetes Typ 1 und B-Streptokokken

Dieser Geburtsbericht hat es in sich. Eine Mama bekommt ihr viertes Kind. Sie hat Typ-1-Diabetes und dann werden während der Schwangerschaft auch noch B-Streptokokken festgestellt. Das Aus für den lange gehegten Traum von der freien Geburt? Drei Geburten musste sie wegen ihrer Zuckerkrankheit schon im Krankenhaus haben, weil keine Hebamme sich eine Begleitung zutraute. Jetzt hat sie beschlossen, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Gut vorbereitet und mit Vertrauen in ihren Schöpfer packt sie das Vorhaben an.

Meine 4. Schwangerschaft war genauso mit Komplikationen behaftet wie die anderen drei auch – nur noch mehr. Ich musste monatelang wöchentlich zu Ärzten und alle meine Hoffnungen und Pläne schienen umsonst – es kann leider doch keine Geburt zu Hause werden – oder?!

2.-4. Monat: Spucken, spucken, spucken – den ganzen Tag. Hält der Stoffwechsel das aus? Und nimmt das Baby bei den wechselnden Blutzuckerwerten keinen Schaden?

23. SSW: Placenta Praevia part.: Also Kaiserschnitt??? Nein Gott, dass muss sich noch verwachsen! – tat es dann auch bis zur 30. SSW! Umsonst gesorgt!

25. SSW: Polyhydramnion = zu viel Fruchtwasser, Gefahr einer Frühgeburt: Sorgen über Sorgen. Meine Blutzuckerwerte sind doch eigentlich überwiegend gut wie in den anderen SS auch! – Ab der 28. SSW war die Fruchtwassermenge wieder normal!

7.-9. Monat: wahnsinnige, wochenlange Rückenschmerzen in Höhe BWS: Nierenstau und 4 ausgerenkte Wirbel: Zähne zusammenbeißen, Schmerzmittel schlucken, Physio und durchhalten!

32. SSW: „Sie haben B-Streptokokken! (Und als Kinderkrankenschwester wissen Sie ja, was das heißt!) Aber in der Klinik bekommen Sie dann ja Antibiose zur Geburt.“ …

36.SSW: Meine Gyn: „Sollen wir das Kind holen? Oder halten Sie noch aus???“ …
„Nein! Ich spiel nicht Gott! Ich bestimme nicht über den Geburtstermin!“ (Und außerdem will ich nicht ins Krankenhaus! Ich will den ganzen Überwachungsschnickschnack nicht mehr. Ich will das Kind allein bekommen, zu Hause bei meiner Familie und zwar so wie ich es will, ohne Fremde, die mir sagen, was ich wann wie zu tun habe! Ich bin die Mama!!! Und ich weiß, was am besten ist für mich und mein Baby!)

Der von der FÄ errechnete Termin war der 18.3. Ich wusste aber, dass es früher sein musste, der 18.3. war eigentlich nicht möglich.

Die letzten Tage im Februar hatte ich immer wieder Wehen, nichts regelmäßiges. Beim nächsten Routine-Check-up am 2.3. saß Babys Köpfchen dann fest :).

Das war mein letzter Arztbesuch. Natürlich wusste keiner meiner Ärzte etwas von meinen Alleingeburtsplänen. Das können Schulmediziner natürlich auch nicht gut heißen. Gegen eine Hebamme hätte ich prinzipiell gar nichts gehabt, aber ich wusste, dass keine Hausgeburtshebamme Risikopatienten übernehmen darf und wahrscheinlich hätte ich gar keine gefunden, die mir sympathisch gewesen wäre und mich hätte machen lassen.

Ich wusste nun auch nach schon drei spontanen Geburten, dass ich gebären kann und wie Gebären bei mir funktioniert – nämlich schnell und leistbar. Also war nun alles startklar für mein „verrücktes Vorhaben“! (Mittlerweile wussten leider zu viele von meinen Plänen, hatten nachgefragt – und eine Alleingeburt stieß fast ausschließlich auf Unverständnis, v.a. in der eigenen Familie. Man wurde direkt verurteilt – ohne Nachfragen! Die Angst ist eben stärker als der Verstand! Da mir das in der eh angespannten (Hormon-)Lage zu viel war, igelte ich mich in den letzten Tagen ein und legte alle Kontakte auf Eis. Alles andere war zu kräfteraubend.)

Mein Mann hat sich im Laufe der Schwangerschaft an meine Idee gewöhnt und war nun ganz entspannt und ohne Einwände. Es tat mir gut, zu wissen und zu spüren, dass er mir vertraute und mich unterstützte.

Die letzten Wochen waren geprägt von meinen Schwangerschaftsbeschwerden. Fast jeden Abend badete ich heiß und malte mir meine Geburt aus. Hier in diesem – meinem Lieblingszimmer: Zur Entspannung in die Wanne und zur Geburt dann davor an meinem Gebärseil (unser umfunktioniertes Tragetuch). In der Badewanne entbinden wollt ich nicht. Zum einen, weil es zu eng war und zum anderen für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich trotz wochenlanger Milchsäurezäpfchen und Knoblauchkur (wirkt antibiotisch) doch noch B-Streptokokken haben sollte. Mein Gebet war, dass die Fruchtblase möglichst lange intakt bleibt, damit sich unser Baby gar nicht erst anstecken konnte.

Am Mittwoch dann merkte ich deutlich, dass mein Insulinbedarf nun drastisch abnahm. 50% weniger in der Basalrate.
Das 1. Zeichen für eine bevorstehende Geburt! 🙂 – Wie freute ich mich!

Am Donnerstag, den 5.3. war Vollmond! Das purzeln ja bekanntlich die Babys und so lag ich nachts wach mit Eröffnungswehen alle 15 Minuten. Aber immer wieder schlief ich auch ein und stufte die Wehen als harmlos ein. Morgens gingen die Wehen wieder weg aber viel milchiger Schleim ging ab (also ein gesundes – kein krankes Schleimhautmilieu!). Das 2. Zeichen! 🙂

Am Freitag, den 6.3. hatte ich dann einiges vor. Immer wieder gingen Schleim und Durchfall ab und ich hatte immer wieder leichte Wehen, teilweise sogar in regelmäßigen Abständen, aber dann auch immer wieder lange Intervalle ohne Wehenarbeit. Mittags ließen mich die Kinder schlafen – zum Kräfte sammeln :). Abends kam Papa von der Arbeit und ich ließ ihn und die Jungs auf den Spielplatz, holte noch meine Tochter von ihrer Freundin und ging allein zur Kinderbörse/Basar. „Mit diesen Pillepalle-Wehen bekommt man eh keine Kinder!“

Ich genoss es sehr – ohne Kinder – auf der Börse, kaufte noch dieses und jenes und auf einmal wurden die Wehen heftiger. So, dass ich inne halten musste! ENDLICH! Grinsend und im Herzen dankend, dass die Ungewissheit nun endlich ein Ende hat, machte ich mich bei einem 5-Minuten- Abstand auf den Heimweg. Rief noch zwei Freundinnen an zum Sturm-Beten und war dann 19:30 Uhr daheim, wo alle noch am Abendbrotstisch saßen. Ich sagte meinem Mann: „Heute kommt unser Baby!“ Aber so ganz wollte er es mir wohl nicht glauben.

Schnell noch was essen und dann die Kinder ins Bett bringen. Gegen 20:00 Uhr kamen die Wehen 3-minütlich und ich bereitete im Bad alles vor. Mein Schatz machte noch ein paar Bauch-Fotos und ich ging dann in meine Lavendelbadewanne. Ich freute mich wie ein Honigkuchenpferd!
Endlich darf ich mein Kind gebären! Endlich meinen Traum einer Hausgeburt verwirklichen.
Die Insulinpumpe legte ich ab, meine anderen drei Geburten waren immer so schnell, dass ich kein Insulin gebraucht hatte.

In der Wanne nun wurden die Wehen stärker und ich massierte zwischendurch meine Füße mit einem da rumliegenden Massageball. Ab 20:50 Uhr mussten die Wehen dann kräftig veratmet werden. Mein Mann kommt ins Bad und meinte nur: „Und, ist das Baby schon da!?“ Aber wie er dann mitbekam, dass ich schon am Veratmen – langsam auch schon Vertönen war, merkte auch er, dass es nun ernst wurde!

Ich redete mit meinem Baby und meinem Körper und versuchte, mich mit allen Sinnen zu öffnen. Die ganze Zeit über war mir ein Kinderlied („Der Frieden ist gekommen“) im Ohr und das summte ich zwischen den Wehen und spürte wirklich einen ganz tiefen Frieden in mir. Keinerlei Sorge, keinerlei Angst – wie sonst im Kreißsaal oft. Ich sang und betete mich durch die Wehen und war dankbar für meine Freiheit, freute mich, zu gebären!

Mein Mittlerer kommt ins Bad, meinte, er hätte so „komische Geräusche gehört wie eine Rakete draußen“ 🙂 und hatte nun Angst einzuschlafen. Ich erklärte ihm, dass Mama die Geräusche macht und dass das Baby nun bald kommt und mein Mann brachte ihn wieder ins Bett.

Irgendwann zwischen 21:30 Uhr und 22:00 Uhr hielt ich es in der Wanne nicht mehr aus. Jede Wehe musste ich nun am Seil hängend vertönen und hatte auf einmal einen riesen Druck auf den Damm. Auf Toilette kam aber nichts und so kniete ich vor der Wanne, immer mal wieder auch im Vierfüßler, aber kniend und am Seil hängend konnte ich die Geburtsarbeit am besten bewältigen. Ich spürte, wie das Baby tiefer und tiefer kam. Und auch wenn ich von diesem Visualisierungsschnickschnack nichts halte, so kam ich durch meine „AAUUUF“-Rufe und mein „AAUUUF“-Getöne in eine Art Trance-Zustand. Eine absolute neue Erfahrung für mich! Ich war völlig ohne Zeitgefühl und blendete alles aus – nichts war mehr wichtig, nur noch ich und die Geburt meines Babys!

Plötzlich kam mir bei meinem konzentrierten Vertönen eine Kindheitserinnerung hoch. Das sich nach beiden Seiten öffnende, riesige Scheunentor vom Pferdestall! Dieses sich öffnende Holztor und meine AAUUUF-Töne halfen mir wirklich ganz immens, mich spürbar zu öffnen. Eine unglaubliche Erfahrung für mich.

Mein Mann fragte, ob mir nicht kalt sei, aber ich schwitze wahnsinnig und konnte gar nicht so viel Trinken, wie ich „verschwitze“. In welchen Abständen die Wehen jetzt kamen, kann ich nicht sagen. Wie gesagt, hatte ich kein Zeitgefühl mehr. Ich spürte in mir nur eine so gewaltige Kraft, eine solch enorme Anspannung – schwer zu beschreiben. Es ist, wie eine der Frauen aus Sarahs Buch schrieb: Entdecke die brüllende Löwin in dir!
Und dann plötzlich ein enormer Druck! Die ganze Zeit wartete ich auf Pressdrang, wie sonst bei den Geburten – aber der blieb völlig aus diesmal.
Ich rief meinem Mann zu: „Der Kopf kommt!“ Und er meinte nur: „Was, jetzt schon!?! O ja, da kommt was!“ Und in dem Moment platze die Fruchtblase und das Köpfchen ward geboren!

„Danke, Herr Jesus! Danke, Herr Jesus!“

Puh! Einmal tief durchatmen! Jetzt ist es gleich geschafft! Ich spürte, wie das Baby ein letztes Mal in mir strampelte, die Schultern sich drehten und dann wurde er geboren in die Hände meines Mannes! Ohne Pressen, ohne Reißen, mit ganz viel Fruchtwasser. Da war er, unser dritter Sohn, und schrie gleich!

Unfassbar!!! Ein wahrhaft magischer, gewaltiger, kaum glaubhafter Moment! Das schönste Gefühl auf Erden!

Ich sagte voll Staunen und Lachen und Freude wohl zehn Mal: „Er ist da!!! Er ist da!!!“

Ja, und da war er! 10 Finger, 10 Zehen, kaum noch Käseschmiere dran – da war unser Baby! (Der Kleine war topfit, keinerlei Nebenwirkungen vom Diabetes seiner Mutter!) Unglaublich schöne Glücksminuten voller Unfassbarkeit folgten. Wir hatten gedämpftes Licht (schlecht für Fotos), Wärme, rotes Handtuch, alles ganz ruhig, nur Liebe und Dank waren spürbar, unsere Gebete hörbar.

Irgendwann fragte ich meinen Mann nach der Uhrzeit: 22:25 Uhr! Unglaublich! Das war genau die Uhrzeit, die ich in die schon provisorisch vorbereitete Rundmail geschrieben hatte! Ist Gott nicht ein Gott, der Wunder tut??!!

Zum Anlegen fand ich erst keine gute Position. Der Boden war mir auf einmal zu hart und unbequem und die Nabelschnur im Weg. Die schnitt mein Mann dann durch und dann konnte ich unser Baby stillen. Mir war es wichtig, dass er gleich gut vom Kolostrum trank (da hab ich immer reichlich), damit sein Blutzucker nicht zu stark abfällt (was möglich war, da meine Werte bei dieser Entbindung doch zu hoch waren) – aber das tat er auch. Und dann machte es auf einmal „Platsch“ und die Plazenta war geboren! Schmerzfrei. Auch ein ganz neues Gefühl für mich, da sie sonst immer mit Hormongaben und Drücken und Ziehen rausgeholt wurde. Es war 23:00 Uhr.

Unser „Raketenjunge“ kam wieder ins Bad und konnte kaum glauben, was er sah! Da war sein Brüderchen und er war hin und weg, für die nächsten zwei Stunden noch. Wir kuschelten uns nach dem Waschen und Wiegen (3500g – 600 g mehr als von der FÄ geschätzt) ins große Bett und die Männer schliefen alle schnell ein. Ich kontrollierte noch den Blutzucker unseres Sohnes (prima Werte!) – untersuchte auch sonst, ob es ihm gut geht (Probleme mit der Atmung? (RDS), Calciummangel? …), legte ihn noch mal an – alles in Ordnung!

Schlafen kann ich nach Entbindungen nie und so schwebte ich reflektierend und staunend auf Wolke 7. Wir hatten es geschafft! Und es war gar nicht schwer! Ich will nicht sagen, dass die Geburt schmerzfrei war, aber es war alles viel schöner, einfacher und relaxter als im Krankenhaus, und ein Wochenbett daheim, mit der Familie (das wäre mir wieder verwehrt geblieben, wenn ich in die Klinik gegangen wäre), was kann es Schöneres geben? Was für ein Geschenk! So eine schöne – in meinen Augen perfekte – Geburt heilt alte Geburtserlebniswunden und glättet manche Narbe des Versagens und der Enttäuschung. Von diesem Erlebnis werde ich noch lange zehren! 🙂

Lob und Dank sei Gott, der allein Wunder tut!

SAMSUNG CAMERA PICTURES

Leserpost: Alleingeburt beim ersten Kind

Heute wollte ich euch einmal schreiben, wie sehr ich mich über eure Emails und Nachrichten freue. Ich bekomme immer wieder so schöne Geschichten zu lesen, die mir Hoffnung machen. Es macht mir Hoffnung, dass immer mehr Frauen es wagen, ihre Ängste zu überwinden und die Verantwortung für ihre Geburt in die eigenen Hände zu nehmen. Die Folge sind immer mehr schöne, glückliche Geburten. Und dass meine Arbeit hier und da den Stups in die richtige Richtung gibt, freut mich natürlich besonders.
Letztens bekam ich Post von einer Frau, die ich aus Kindertagen kenne. Seitdem hatte ich von ihr bis zu dieser Email nichts mehr gehört. Umso mehr hat mich ihre Email gefreut. Mit ihrer Erlaubnis darf ich sie hier – anonymisiert – mit euch teilen.

Hallo Sarah,

ich bin’s, S. aus J., kennst du mich noch? 🙂 Ich wollte dir schon länger mal schreiben und dir sagen, wie dankbar ich für deine Blogs, und vor allem dein Buch zur Alleingeburt bin.

Ich hatte deinen Blog schon länger immer einmal verfolgt, weil ich es schön fand zu sehen, wie ihr euren Weg im Ausland beschreitet. Und eure Fotos von den Kindern sind wirklich sehr süß. Natürlich fand ich deine Geburten auch ziemlich interessant, dadurch bin ich zum ersten Mal überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass man ein Kind auch zu Hause bekommen könnte, oder sogar zu Hause allein. Schon verrückt, wie das vorher nicht mal als Möglichkeit für mich existiert hat. Zudem hat mich fasziniert, dass du deine Geburten als schöne und wunderbare Momente empfunden hast, was mir vorher auch nie in den Sinn gekommen wäre. Dem musste ich auf den Grund gehen. Meine Mama hatte bei meinem Bruder und mir leider keine schönen Geburten. Beide wurden eingeleitet mit Wehentropf, weil ein paar Tage über dem Termin, bei meinem Bruder wurde eine Vakuumextraktion gemacht, Plazenta gerissen, bei mir eine Sonde am Kopf angebracht, eine schwere Thrombophlebitis, beide Male liegend im Bett, beide Male wirklich unsensible Behandlung durch die Geburtshelfer, beide Male Dammschnitt, natürlich. Schon als Kind habe ich deswegen den Glauben verfestigt, dass Geburten schwer, unendlich schmerzhaft, und einfach die Hölle sein müssen. Bestätigt wurde dies von Geschichten, die man nebenbei immer mal von Leuten hörte, was hier und dort passiert ist.

Wie gesagt hatte ich die Möglichkeit einer Alleingeburt damals schon bei dir aufgeschnappt, und letztes Jahr war es dann so weit, dass ich mein erstes Kind erwartete. Ich muss sagen, dass ich am Anfang wirklich Angst vor der Geburt hatte, so sehr, dass ich mich nicht einmal traute, irgendetwas dazu zu lesen – und sonst recherchiere ich wirklich alles, was mich nur irgendwie interessiert. Nach einer Weile kam ich jedoch wieder auf deinen Blog zurück und las, dass dein Buch im August erscheinen würde, worüber ich mich sehr freute. Inzwischen hatte ich durch deine Berichte auch etwas Mut gefasst hinsichtlich der Geburt. Ich hatte mich sogar getraut, einen Dammschnitt zu googlen. 🙂
Insgesamt fühlte ich einfach, wie in mir eine Zuversicht wuchs, irgendwie ein so großes Vertrauen in die Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit der Dinge. Ich ging auch die ersten fünf Monate nicht zum Frauenarzt, was meine Familie schon sehr besorgniserregend fand. Aber ich sagte mir jedes Mal, in zwei Wochen rufe ich dort an. Aber wenn die zwei Wochen rum waren, hielt ich es einfach für so unnötig und ließ es bleiben. Mein Bild zu Geburten hatte sich inzwischen so stark gewandelt, dass ich kein bisschen Angst mehr davor hatte, im Gegenteil, ich freute mich darauf und war gespannt, wie es sein würde. Dann erschien dein Buch, was ich nur so verschlang. Als ich meiner Mama das erste Mal erzählte, dass ich gern eine Geburt zu Hause allein hätte, oder überhaupt gern allein wäre dabei, fragte sie mich, ob ich wahnsinnig sei. Natürlich sah sie die Geburt bisher auch nur als riskanten Prozess, so wie man es ihr „beigebracht“ hatte. Also ließ ich mich breitschlagen, doch zum Arzt zu gehen und eine Hebamme zu suchen.
Ich muss auch gestehen, dass mein Kopf diese Absicherung doch noch brauchte. Beim Frauenarzt kam heraus, dass alles in Ordnung war, so wie ich es vorher schon wusste. Aber den Termin empfand ich als irgendwie entwürdigend. Ich komme mir selbst komisch vor, es so zu bezeichnen, wo doch alle diese Vorsorge mitmachen, aber so fühle ich es. Blutdruck messen, wiegen, Befragungen, Urintest, Bluttest, Abstrich – ohne mich zu fragen, fingen sie einfach an, Buch über mich zu führen, und der Arzt ließ sich schließlich unterschreiben, dass ich den Glucose-Toleranz-Test und den Test auf Toxoplasmose ablehnte. Mit der Hebamme wurde es nicht besser. Ich hatte mit meiner Familie, und vor allem mit meinem Freund, den Kompromiss geschlossen, in ein Geburtshaus zu gehen. Da musste ich dann auch noch ständig zur Vorsorge hindackeln. Der Sinn des CTG wird mir einfach nicht deutlich. Nur damit die Hebamme auf einem Blatt Papier sieht, was ich doch sowieso spüre, muss ich doch nicht eine halbe Stunde da rumliegen. Kurzum, die Vorsorgetermine ärgerten mich einfach nur und kosteten Zeit und Kraft. Noch schlimmer war, dass mir die Hebamme mit der Zeit immer unsympathischer wurde. Sie hatte so eine autoritäre Art und akzeptierte keine anderen Meinungen, als die, die sie gelernt hatte. Zudem war sie dauergestresst und gleichzeitig auch sehr abweisend und ließ nichts an sich heran – keine guten Eigenschaften für eine Hebamme. Innerlich wuchs in mir der heimliche Plan, die Geburt allein zu Hause zu machen. Auch wenn ich nicht wusste wie (mein Freund und ich steckten auch noch im Umzug kurz vor der Geburt), ich wünschte es mir einfach voller Vertrauen.

Mittlerweile hatte ich meine Familie immer mehr an das Thema Alleingeburt „herangeführt“ und auch viel von dir erzählt, und sie begannen, sich dafür zu öffnen. Besonders wichtig war mir, dass meine Mama mich unterstützte, da mir ihre Meinung viel bedeutet. Sie sprach sich zwar nach einer Weile dafür aus, sagte aber gleichzeitig immer, dass es ihr zu riskant wäre. Mein Freund bestand jedoch darauf, in das Geburtshaus zu gehen. Er hatte sich einfach nicht so sehr mit dem Thema beschäftigt, wie ich es mir gewünscht hätte. Mein Plan zu der Zeit war, einfach abwarten und gucken, was sich ergibt. Wie gesagt, ich hatte meinen Wunsch abgesandt und war voller Vertrauen.

Am 18. Dezember dann hatte ich schon in der Nacht leichte Wehen. Sie kamen alle zehn Minuten, also schloss ich daraus, dass es das sein müsste, auch wenn ich wusste, dass sie wieder abklingen könnten. Morgens kam dann auch noch die Hebamme, um mal wieder ihr CTG zu machen und meinte, dass die Wehen noch gar nichts sind und dass es bestimmt noch ein paar Tage dauert. Aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt, dass es das nicht würde. Schon allein weil ich keine Lust darauf hatte, dass sie dann ab 19. (dem Geburtstermin) täglich kommen würde. Am 18. hatte ich also den ganzen Tag Wehen und mein Freund und meine Eltern waren in freudiger Euphorie. Nun da es so weit war, begann mein Freund, sich immer mehr damit anzufreunden, zu Hause zu bleiben, weil er jetzt sah, wie stressig es wäre, erst in das Geburtshaus zu fahren und dann dort rumzulungern. Also beschlossen wir schließlich, zu Hause zu bleiben. Wir blieben noch ein bisschen bei meinen Eltern und gingen dann nach Hause. Die Wehen waren derweil etwas intensiver, aber immer noch nicht sehr schlimm. Ich ging dann in die Wanne, wo sie sogar schwächer wurden. Das war mir dann zu langweilig, und so machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich und schauten noch etwas fern. Dann pegelten sich die Wehen wieder ein und kamen in engeren Abstand, ab Mitternacht wurden sie schon intensiver. Ich lief dann immer im Zimmer auf und ab. Entlastend fand ich es auch, mich mit den Armen an die Tür zu hängen. Das einzige war, dass ich so müde war und deswegen keine Lust mehr hatte, ansonsten fand ich es nicht so schlimm. Die (im Nachhinein ermittelte) Übergangsphase verunsicherte mich etwas. Ich hatte erwartet, dass da eine Wehe nach der anderen kommt und ich an einem Punkt der völligen Erschöpfung kommen würde. Aber so war es nicht. Die Wehen hatten immer noch einen Abstand von 1,5 Minuten, nur spürte ich so einen Druck auf meinen Muttermund, was mich verunsicherte. Ich wunderte mich, warum es nicht weiterging. Deshalb fragte ich meinen Freund (der die ganze Zeit auf dem Sofa gedöst hatte, der Glückliche), ob er mal die Hebamme anrufen wolle. Das machte er, und sie sagte, dass sie sofort losfährt und uns abholt zum Geburtshaus. Das passte mir gar nicht. Dann fingen mein Freund und ich noch an, uns zu streiten, weil ich natürlich keine Tasche gepackt hatte und er derweil etwas verunsichert wurde. Irgendwie war es eine komische, aber auch lustige Situation. Während ich weiter diese starken Wehen hatte, lief er durch die Wohnung und suchte Sachen zusammen, obwohl ich schon wusste, dass ich nirgendwo mehr hingehen würde. Auf einmal spürte ich, dass der Kopf in den Geburtskanal eingetreten war und die Presswehen begannen. Ich war total aufgeregt und freudig. Ich ging noch einmal auf Toilette und mit der ersten richtigen Presswehe platzte die Fruchtblase. Mein Freund hatte mir inzwischen Sachen hingelegt, die ich anziehen sollte für die Fahrt. Dann kam wieder eine Presswehe und ich hing mich erstmal an ihn dran, weil die Kraft, die über mich kam, so stark war. Er bugsierte mich schließlich zum Tisch rüber, um weiter packen zu können. Nach der nächsten Wehe fühlte ich nach unten und spürte das Köpfchen. Als ich das meinem Freund erzählte, sagt er: „Na toll!“ Im Nachhinein haben wir so darüber gelacht. Dann die nächste Wehe, und der Kopf war da. So ein krasses Gefühl, wie die Wehen einfach über einen kommen. Mein Freund sagte dann, „Der Kopf ist da, du musst jetzt pressen“. Er war total aufgelöst. Ich wartete ab und mit der nächsten Wehe kam dann der restliche Körper rausgeflutscht und unsere Tochter glitt in die Hände ihres Papas und schrie sofort. Ich war so glücklich und erleichtert. Eine halbe Stunde später traf die Hebamme ein und wir durchtrennten die Nabelschnur. Die Kleine ist kerngesund und auch ich hatte kaum Blutungen und auch keinen Riss. Ich bin so unendlich dankbar, dass die Geburt so schön abgelaufen ist, dass wir zu Hause geblieben sind, und vor allem dass ich meine Ruhe hatte. Und dafür möchte ich dir vor allem danken! Durch deinen Blog bin ich erst darauf aufmerksam geworden, und dein Buch hat mir das nötige Selbstvertrauen gegeben; vor allem hat es meinen Verstand überzeugt. Jeder, dem ich von meinem Wunsch erzählt habe, hat mir stark abgeraten, darunter natürlich Ärzte, Mediziner, Krankenschwestern. Aber das Kuriose ist, dass mich der Gegenwind nicht gestört hat. Dein Buch hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben und Wissen vermittelt, um dem entgegenzuhalten. An keinem Punkt hatte ich Sorge, dass etwas nicht natürlich abläuft. Ich hatte einfach den Mut, auf meine innere Stimme zu hören.

Dein Buch zur Alleingeburt ist mit Abstand der beste Ratgeber zur Schwangerschaft überhaupt. So umfassend, so prägnant, interessant gestaltet, und wirklich gut und witzig geschrieben, dazu noch persönlich. Jede Schwangere sollte bei ihrer Vorsorge ein Exemplar bekommen, um sich bewusst zu werden, dass man selbst die Verantwortung für seine Schwangerschaft und Geburt tragen sollte und Dinge hinterfragen sollte. Ich kann wirklich nicht genug betonen, welch positive Auswirkungen dein Buch auf mein Leben hatte! Ich hoffe, das war jetzt nicht zu lang, aber ich wollte dir unbedingt meine Geschichte erzählen. Hätte ich es kürzer gemacht, hieße es einfach nur Danke. 🙂

Liebe Grüße,
S.

Blau und atmet nicht?

Hier ein schönes Video einer Alleingeburt, bei der das Baby etwas mehr Zeit brauchte um anzukommen. Sein Kopf ist blau und anfänglich atmet es nicht. Ein schweres Baby und eine sehr schnelle Geburt führen etwas öfter zu diesem Szenario.

Außerdem interessant bei dieser Geburt ist, dass die Schultern sich zunächst nicht drehen – was mit einem großen Baby häufiger mal passiert und in der Klinik ein Notfall ist (sog. Schultersystokie). Woran erkennt man das? Wenn der Kopf geboren ist, guckt das Baby zunächst nach hinten. Mit der nächsten Wehe drehen sich normalerweise die Schultern und das Baby guckt zur Seite, dann gleitet es auf die Welt. In diesem Fall bleibt die Drehung der Schultern zunächst aus. Das Baby guckt trotz Wehe weiter nach hinten und dreht sich erst nach einiger Anstrengung von Seiten der Mutter. Diese sogenannte Schulterdystokie tritt häufiger auf bei mütterlichem Übergewicht und/oder schwerem Kind – wie es hier auch der Fall ist. Eine Entbindung per Saugglocke begünstigt dieses Geschehen übrigens ebenfalls. Eine aufrechte Gebärhaltung und Positionswechsel können die Schultern meist schnell lösen. Das ist auch nötig, denn viel Zeit darf mit stecken gebliebenen Schultern nicht vergehen.  Die Mutter reagiert hier intuitiv richtig und hilft ihrem Kind vorbildlich beim Geborenwerden und Ankommen.

Wie Maggie auf die Welt kam

Kurz nach unserem jüngsten Sohn kam noch ein Februar-Baby in Eigenregie auf die Welt. Hier darf ich seinen Geburtsbericht veröffentlichen, wie ihn seine Mama aufgeschrieben hat. Mehr von dieser Mama findet ihr auch auf ihrer Seite.

In der Nacht vom 08. auf den 09.02.2015 wache ich ab drei Uhr etwa stündlich auf. Die Wehen, die in der letzten Woche schon ordentlich angezogen haben, sind wieder verändert, ich kann gar nicht genau sagen, auf welche Weise, aber sie sind anders. Ich watschel also in schöner Regelmäßigkeit aufs Klo und hoffe, dass es diesmal vielleicht doch was zu sagen hat.
Um sechs Uhr muss ich aufstehen, es ist unangenehm zu liegen. Ich laufe ein bisschen in der dämmrigen Wohnung umher und beschließe irgendwann, die Wehenapp zu bemühen. Die erzählt mir dann, dass meine Wehen alle 2-3 Minuten kommen und durchschnittlich etwas über eine Minute dauern. Ich bin überrascht und hoffe, dass es so bleibt. Ich räume auf, bereite das Sofa vor (Malerplane, für alle Fälle und Inkontinenzunterlagen), koche mir schmunzelnd einen „Bald-Mami-Tee“ und schleppe den Pool vom Wohn- ins Badezimmer.

Markus und Milan schlafen noch. Gegen acht Uhr steht Markus kurz auf und fragt, mehr im Scherz, ob das Baby heute kommt und warum ich ihm denn nicht Bescheid gesagt hätte wegen des Pools. Ich ächze ein bisschen (Wehe!) und meine, dass ich schwer hoffe, dass das Baby kommt, bei den Wehen, die ich schon habe. Er fragt, ob ich meiner Mama Bescheid sagen will, aber ich bin mir noch nicht hundert Prozent sicher, was das hier jetzt ist und will noch etwas warten. Markus legt sich noch mal hin, was mir ganz recht ist und ich wandere weiter durch die Wohnung, knie mich bei jeder Wehe vors Sofa und kuschel mich in Milans Kissen, welches noch vom Vorabend dort liegt.
Um 08.50 Uhr kommt eine Whatsapp-Nachricht von meiner Mama „Wie ist die Lage?“. Ich lache ein bisschen und schreibe nach kurzer Rücksprache mit Markus zurück. Da hat wohl jemand ein Gespür, hä? 😉 Wehen seit sechs Uhr alle 2-3 Minuten mit Länge von 1-1,5 Minuten. Noch ganz gut auszuhalten, also so 100% sicher bin ich mir nicht, wäre ganz froh über einen Blasensprung zur Gewissheit (Anmerkung: Beim Großen ging die Geburt mit Blasensprung los!). Kannst dich ja langsam fertig machen, dass du so halb elf/elf da bist? Sie ist einverstanden und ich sage Markus Bescheid, der noch ein bisschen dösen will. Zwischendurch jammert Milan ein wenig, trinkt einen Schluck Wasser und schläft dann auch weiter.
Gegen elf sind dann beide wach und meine Mama ist da. Mir ist es plötzlich zu viel Trubel, ich will lieber wieder alleine sein. Milan ist immer noch krank, seit drei Tagen fiebert er zwischen 39 und 40, und braucht jetzt, wo er wach ist, seine Mama. Ich kuschel mit ihm, trage ihn herum und wir schaukeln gemeinsam durch die meisten Wehen. Ich erkläre ihm immer wieder, dass ich Bauchweh habe, weil das Baby bald kommt, so, wie wir es die letzten Wochen immer wieder im Buch nachgelesen habe. Dass alles okay ist und er keine Angst haben muss. Hat er auch nicht, obwohl er merkt, dass ich zeitweise Schmerzen habe. Einige Wehen sind stärker, da muss ich ihn unter lautem Protest meiner Mama in den Arm drücken. Ich bekomme eine kleine Krise, Markus muss eigentlich um 13.15 Uhr zur Arbeit, außerdem haben die Wehen wieder nachgelassen, ein Test unter der Dusche brachte auch nur die Erkenntnis, dass Wasser schön, aber den Wehen die Wärme reichlich schnuppe ist; mir ist alles zu viel und ich bin frustriert und habe Angst, dass es nun doch ein Fehlalarm war.
Ich jammere ein bisschen im Hausgeburtsforum, merke, dass ich mich selbst mehr und mehr unter Druck setze und ständig auf die Uhr schaue. Ich will, das Markus da bleibt, weiß aber, dass er zumindest zwei Stunden arbeiten muss, das geht nicht anders, die anderen Fahrstunden kann er absagen, aber diese nicht. Gleichzeitig will ich alleine sein, will am liebsten alle wegschicken, sage aber nichts. Da die Wehen nur noch alle 15-20 Minuten kommen und viel kürzer und weniger anstrengend sind, bin ich einverstanden, dass Markus arbeiten geht. Meine Mama bleibt da, doch ich nehme mir vor, auch sie zum eigentlich locker geplanten Treffen mit meiner kleinen Schwester zu schicken, wenn es so weiter geht. Milan schläft und jammert im Wechsel, ich weine hier und da eine Runde und verabschiede mich von Markus.
Als er aus der Tür ist, werde ich interessanterweise etwas ruhiger. Der Zeitdruck ist jetzt nicht mehr da, er ist nun ja sowieso arbeiten gegangen. Ich weine eine Runde, mein Mama tröstet mich und ermutigt mich, es ruhig zuzulassen und nicht so tapfer sein zu wollen und ich beschließe, als ich fertig geweint habe, dass es mir jetzt mal gerade egal ist, ob das ein Fehlalarm ist. Ich bin mir sicher, dass es spätestens am Abend, wenn Milan wieder im Bett ist, auch weiter gehen wird.
Ich mache meiner Mama einen Kaffee und mir einen Espresso, plappere ein bisschen über dies und das, erzähle, wie toll das Gefühl ist, zu merken, wie die Kleine tiefer rutscht und sich dreht und wie sie mitarbeitet (bei Milan habe ich da nicht drauf geachtet, glaube ich) und gehe schließlich die Kiste mit den Babysachen holen.
„Weißt du“, erkläre ich meiner Mama, die an der Babydecke strickt und deren Anwesenheit mir jetzt, wo Markus weg ist, sehr gut tut, „ist ja kein Wunder, dass die jetzt doch nicht kommt, ich habe ja noch gar nichts zum Anziehen für sie rausgelegt! Am Anfang braucht sie ja nichts, aber irgendwann schon. Komm, wir gucken jetzt mal!“
Gemeinsam breiten wir also die Babysachen auf dem Esstisch aus und sortieren sie in kleine Sets. Ich jammere wieder ein bisschen, weil ich es nicht geschafft habe, mehr für die Kleine zu nähen. Kurzerhand gehe ich ins Schlafzimmer (wo auch mein Arbeitsplatz ist) und schneide noch die Bündchen für ein fast fertiges Set aus Hose und Shirt zu. Kurz überlege ich, mich an die Overlock zu setzen, aber danach ist mir dann doch nicht. Die Wehen sind wieder stärker, die Abstände kürzer. Ich gehe zurück ins Wohnzimmer, grinse meine Mama an und meine „Von wegen Ingwertee! Espresso!“ und verpuste dann eine Wehe. Sie lacht und meint, dann soll ich mir doch gleich noch einen machen. Das tue ich dann auch und fühle mich sehr wohl.
Milan schläft die meiste Zeit, meine Mama sieht nach ihm, zwischendurch nehme ich ihn in den Arm, bin aber froh, als er weiter schläft. Die Kleine tritt sich im Bauch ab, ich stupse sie ein bisschen und freue mich, dass es nun doch weiterzugehen scheint.
So verbringen wir die Zeit, ich überlege immer mal wieder, ob ich schon in den Pool will und entscheide mich dagegen. Markus ruft um 14.20 Uhr an, um sich zu erkundigen und erklärt, dass er die Theorie und die Nachtfahrten abgesagt hat, er sei um etwa halb sieben zu Hause. Ich bin froh, frage mich aber gleichzeitig, ob das wohl reicht.
Um 15.07 Uhr bin ich sicher, dass es so lange nicht mehr dauert, ich schreibe ihm eine Whatsapp, dass er die Fahrstunde um viertel vor fünf besser auch absagt.
Außerdem bitte ich Mama, nun doch das Schild an die Tür zu hängen (ein Sternenhimmel und „Geburt, Bitte nicht stören! Danke!“), auf klingelnde Vermieter kann ich jetzt doch verzichten und ich merke, dass ich vermutlich noch lauter werden muss.

Um etwa 16.20 Uhr beginne ich, den Pool zu füllen. Das Badezimmer wird warm und gleichzeitig werden meine Wehen noch etwas stärker, die ich schon seit einiger Zeit (wenn ich es jetzt so schreibe, kann es gar nicht so lang gewesen sein, auch wenn es mir so vorkommt) auf Oh und Ah veratmen muss. Im warmen Bad werden die Ohs und Ahs dann auch lauter, meine Mama steckt kurz den Kopf rein „Du meldest dich, wenn was ist?“ Ich nicke und wandere zwischen Badezimmer und Esszimmer (wo meine Mama wieder am stricken ist, ich lächle bei dem Gedanken an den Comic mit der im Hintergrund strickenden Hebamme) hin und her, schaue zwischendurch rüber zum Sofa, wo Milan zum Glück seinen Fieberschlaf schläft und sich von seiner stöhnenden Mama nicht stören lässt. Bei einer stärkeren Wehe fange ich auf den Esstisch gestützt an, nach Markus zu jammern und zu weinen; meine Mama beruhigt mich „Er wird’s schon schaffen, konzentrier dich auf dich!“

Im Bad vor dem ¾ vollen Pool, reißt dann endlich auch die Fruchtblase, fast gleichzeitig klingelt um 16.47 Uhr das Handy. Ich schaffe es noch dran zu gehen und „Hallo!“ zu ächzen, da bahnt sich eine Wehe an. Markus fragt, ob das Baby schon da ist, ich verziehe das Gesicht und presse ein „Nein, Wehe“ hervor, halte dann das Handy von mir weg und rufe nach meiner Mama, die dann weiter mit ihm redet, während ich vor mich hin-ooooh-e und gleichzeitig versuche, ruhig und tief in den Bauch zu atmen.
Mama kommt ins Bad und sagt, Markus ist in etwa zwanzig Minuten da. Der Pool ist voll und ich stehe unschlüssig davor, weiß nicht, ob ich mich rein traue, veratme noch eine Wehe am Rand stehend, blinzel auf die Uhr und hoffe, dass Markus bald kommt. Dann gehe ich doch in den Pool, wünschte, das Wasser wäre noch zwei Grad wärmer (es waren etwa 37 Grad) und bekomme wieder eine Wehe. Ich erkundige mich zwischendurch nach Milan, der noch schläft und werde von Wehe zu Wehe lauter. Endlich ist Markus auch da (so gegen zwanzig nach?), steckt den Kopf in die Tür und fragt „Ist das Baby schon da?“ und witzelt ein bisschen „Was hast du denn bloß?“ Ich bin froh, dass er da ist und gleichzeitig amüsiert und genervt von seinem bübischen Verhalten. Er geht nach Milan schauen, meine Mama bleibt nun bei mir. Nach einer fiesen Wehe fange ich an zu jammern „Ich kann das nicht! Ich will jetzt schlafen!“, weiß genau, dass das natürlich Quatsch ist und dass ich es bald geschafft habe. Trotzdem wiederhole ich den Satz noch mal, es tut so gut, es zu sagen. Ich will wirklich schlafen, ich will nicht mehr, lasst mich doch in Ruhe. Und gleichzeitig genau zu wissen, jetzt erst Recht, jetzt kommt mein Baby, NATÜRLICH kann ich noch und danach kann ich dann auch schlafen. Der Druck wird größer, aber ich habe noch nicht das Bedürfnis mitzuschieben, also mache ich, wonach mir ist: ich muss schreien. Ich höre aus dem Wohnzimmer Milan weinen und nach mir rufen und kurz darauf steht er auf Markus Arm in der Tür, ein bisschen verweint, doch er hört sofort auf, als er mich sieht, obwohl ich immer noch am schreien bin. Er wirkt verwirrt, aber nicht verstört oder ängstlich, es ist schwer, das zu beschreiben. Mama und Markus erklären ihm, dass alles okay ist und ich sage ihm, dass seine Schwester nun bald da ist und dass er keine Angst haben muss. Markus nimmt ihn mit in die Küche. Ich beschließe mal nach dem Kopf zu fühlen und kann ihn auch schon kurz vor dem „Ausgang“ tasten. Ich freue mich und fluche innerlich, als die nächste Wehe mit Wucht einsetzt.
Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber es müssen wohl noch so zwei Wehen sein, in denen ich schreiend nur wenig mitschiebe. Übrigens habe ich meine Hand dann gleich zwischen meinen Beinen gelassen, der leichte Gegendruck tat gut – das Köpfchen fühlend und mich selbst und das Mädchen immer wieder ermahnend „Langsam! Langsam!“, erleichtert, wenn die Wehe vorbei ist.
Meine Mama versucht es dann noch mit Gegendruck im unteren Rücken (wohl auch, damit mein Poppes unter Wasser bleibt? Ich weiß nicht, ich frage sie nicht), aber ihre Hände sind so kalt und ich will nur mich spüren, also bitte ich sie, das zu lassen und so sitzt sie dann nur ruhig neben mir (und ich blende sie größtenteils aus, ganz auf mich und das Mädchen konzentriert, bin aber dennoch froh, sie neben mir sitzen zu wissen; noch glücklicher bin ich über das Wissen, dass Markus sich um Milan kümmert).
Dann kommt doch der „richtige“ Drang zu pressen, also halte ich zwischen meinem Schreien inne und schiebe kräftig mit, fühle – in mir und in meiner Hand – wie das Köpfchen halb raustritt und wieder zurückrutscht (während der Wehe, zwischen schreien und still mitschieben, immer wieder „Langsam! Langsam!“, zwischen den Wehen dann frustriert „Nicht wieder zurück! Du sollst RAUS!“). Das muss auch so zwei oder drei Wehen gedauert haben und schließlich schiebe ich instinktiv über den Schmerz hinaus weiter und dann ist der Kopf da. Ich fange an zu lachen.
„Mama, Kopf da! Aufschreiben! Uhrzeit aufschreiben!! Ooooh, sie hat ganz viele Haare. Oooooh, der Kopf ist da.“ 17.43 Uhr.
Ich muss ein urkomisches Bild abgeben, wie ich da halb lachend, halb weinend im Pool hänge.
„Wie lustig, der Kopf ist da und sie bewegt sich in mir drin! Oh, der Kopf ist da!“
Mama sagt Markus Bescheid und ich sitze da, erschöpft und erleichtert, dass der anstrengendste Teil geschafft ist, und lachend, weil sich ihr Kopf in meiner Hand dreht und ihr Körper noch in mir drin am hampeln ist, ein wunderbares, verrücktes, magisches Gefühl (Milan kam ja nach Dammschnitt in einem schwups „am Stück“ rausgeschossen).
Mama kommt pünktlich zur nächsten Wehe zurück und ich merke, dass ich mein Mädchen nicht nach vorne nehmen kann, also bitte ich sie, sie zu nehmen, wenn sie da ist und schiebe sie raus. Schwupps, da ist sie.
„Ich hab sie! Soll sie immer noch unter Wasser bleiben?“ (Das hatte ich beiden eingeimpft: Der Kopf muss unter Wasser bleiben, bis sie ganz raus ist!)
Ich verneine, jetzt sei sie ja ganz da, und lasse sie mir geben.

Sie quäkt ein bisschen und blinzelt und ist einfach wunderbar. Da stehen auch Markus und Milan in der Tür und ich stammele und weine und freue mich und bin total überwältigt. Ich sage Markus, er solle auf die Uhr schauen und die Uhrzeit aufschreiben, 17.46 Uhr. Ich bettel um Fotos, aber Mama ist schon längst unterwegs und holt die Kamera. Milan steht neben mir, ein bisschen verwirrt, aber interessiert und ich zeige ihm seine Schwester und bin glücklich zu Hause zu sein und dass er da ist. Ich bitte meine Mama, vorsichtshalber schon eine Tasse Hirtentäscheltee zu kochen, falls ich nach der Plazentageburt doch viel Blut verlieren sollte.

Die ersten Versuche aus dem Pool zu kommen (das Wasser ist doch merklich abgekühlt, ich schätze, es sind noch 35 Grad, und ich will nicht, dass der Kleinen kalt wird), werden von Wehen vereitelt, aber ich merke, dass die Plazenta nicht mehr im Pool kommen wird. Irgendwann schaffe ich es doch und tappse rüber ins Wohnzimmer, wo dann vorm Sofa hockend auch die Plazenta geboren wird, es ist 18.35 Uhr – unser Wohnzimmer sieht zwischenzeitlich wohl aus wie ein Schlachtfeld. Ich blute, viel, aber nicht bedenklich, bitte aber doch um ein Kühlpad und bleibe mit dem Kühlpad noch eine Weile halb hockend, halb stehend vor dem Sofa.

Mama platziert eine Inkontinenzunterlage auf dem Sofa, wir legen die Plazenta in die vorbereitete Schüssel und ich kuschel mich mit dem Mädchen und dem Hirtentäscheltee aufs Sofa, immer wieder betonend, dass ich dann aber auch mal aufs Klo müsse demnächst, weil die Blase ja nun nicht mehr sofort merken würde, wenn sie voll ist.

Mama, Milan und Markus essen zwischendurch Suppe und Pizza und Markus flößt mir auch etwas Hühnerbrühe ein, während unsere Kleine zum ersten Mal stillt und ich über die wirklich heftigen Nachwehen jammere und sie veratme. Um kurz nach acht nabeln wir dann auch ab und ich kann aufs Klo gehen, wo das Brennen beim Pipimachen bestätigt, was ich mir schon im Pool gedacht habe: Ich bin wohl doch gerissen. Schade, ich hatte gehofft, dass nichts passiert. Nichts Schlimmes, aber doch unangenehm. Ich taste auch noch die Gebärmutter ab, fühlt sich gut an, und untersuche die Plazenta auf Vollständigkeit. Dann kuschel ich mich wieder aufs Sofa, erschöpft, aber glücklich: Wir sind jetzt vier.

 

      

Bilder (m)einer Alleingeburt

Unsere neue Kamera hat eine tolle Funktion: Man kann aus dem Film Fotos extrahieren. Der Film dauert zwar noch etwas, aber die Highlights könnt ihr hier schon einmal betrachten.

Achtung: Weiterlesen auf eigene Gefahr! Die folgenden Bilder zeigen eine GEBURT und was man eben bei einer Geburt sieht. Wer damit nicht klar kommt, der liest lieber was anderes. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! 😉

Presswehen zwischen Regentonne und Bücherregal. Das Baby hatte es eilig und die Tonne, in der ich während der Wehen im Wasser sein wollte, wurde nur halbvoll.

Der Kopf kommt. Ein irres Gefühl.

 

Bereit zum Fangen …

 

und da ist er schon.

Das Dream-Team nach getaner Arbeit.

Meine vierte Alleingeburt

Heute bin ich mal wieder an der Reihe, euch von einer meiner Geburten zu erzählen. 🙂 Unser fünftes Kind wurde nämlich am 1.2. geboren. Danach hat uns erst einmal die Grippe niedergeworfen, so dass ich erst jetzt Zeit und Nerven gefunden habe, hier einen Geburtsbericht zu posten.

Der von mir errechnete Termin fiel diesmal auf Ende Januar. Wir erwarteten ein Winterbaby. Die Schwangerschaft verlief – bis auf die Nasennebenhöhlengeschichten am Anfang – schön und unproblematisch. Da ich noch kein Kind vor Termin geboren habe, erwartete ich auch keine Geburt vor dem 25.1.. Einen Tag über Termin lag ich nachts zwei Stunden mit regelmäßigen Wehen alle sieben Minuten wach. Die Wehen waren knapp an der Veratmungsgrenze und mir wurde jetzt erst richtig bewusst, dass ich meinen Bauch bald hergeben musste. Ich verabschiedete mich also schweren Herzens von meiner Prachtkugel, aber als es Morgen wurde, verschwanden die Wehen und kein Baby war in Sicht. Erst sechs Tage nach Termin wurde meine Gebärmutter tagsüber wieder merklich aktiv, allerdings nicht sehr kräftig und nur unregelmäßig. Als ich halb 1 in der Nacht ins Bett ging dann eine kräftige Wehe. 15 Minuten später die nächste. Dann 12 Minuten später, 10 Minuten, 7 Minuten, 5 … Sie waren im Liegen gut zu beatmen und da mir kalt war, wollte ich auch nicht aus dem Bett raus, holte mir nur schnell ein paar Socken für die kalten Füße und musste zwischendurch unser viertes Kind, das neben mir schlief, auf den Topf setzen. Mein spontanes Mantra, um während der Wehen entspannt zu bleiben, wurde: „Es sind nur krasse Muskelkontraktionen der Gebärmutter. Nichts weiter.“ Während der ganzen Zeit turnte der Bauchzwerg aktiver als meistens in mir herum. Wahrscheinlich war er schon ganz gespannt und aufgeregt so kurz vor seinem Geburtstag. Die letzte Wehe ließ mich dann doch aus dem Bett flüchten. Wir hatten ein Filmteam eingeladen, die Geburt zu begleiten, und die wollten ja rechtzeitig gerufen werden. Als ich aufstand, fühlte ich mich schon leicht zittrig, die Zähne klapperten und mein Gehirn analysierte: Übergangsphase. So weit schon? Jetzt musste es schnell gehen, wenn ich noch in der Regentonne gebären wollte, denn das Befüllen dauerte eine halbe Stunde! Ich weckte also meinen Mann, der alles andere in die Wege leitete: Filmteam anrufen, Regentonne befüllen, Ofen befeuern etc.. Ich entleerte mich derweil mehrfach auf der Toilette und begab mich dann zur Regentonne. Als das Filmteam eintraf, kam auch schon die erste Presswehe, die Fruchtblase platzte. Das Baby würde schneller da sein als die Tonne voll werden konnte. Aber bei so einer flotten Geburt brauchte ich jetzt wohl auch keine Wehenerleichterung im Wasser mehr. Links auf die halbvolle Regentonne, rechts auf das Bücherregal gestützt, versuchte ich diesmal, nicht wie wild mitzupressen (auch wenn die Versuchung da war), sondern das Baby à la Hypnobirthing herunter zu atmen. So hatte ich es mir vorgenommen und es ging wehenweise ganz gut. Dann, 2.41 Uhr, gut 25 Minuten nachdem ich meinen Mann wachgerüttelt hatte, war unser dritter Sohn geboren. Er begann zu atmen, sobald der Kopf draußen war und als ich ihn im Arm hielt, schimpfte er erst einmal lautstark über sein Schicksal. Eigentlich wollten die großen Geschwister bei der Geburt dabei sein, aber sie schliefen so fest, dass sie nicht wach zu kriegen waren.

Am nächsten Tag haben wir den Zwerg gewogen und vermessen: 3450 g, 49 cm lang, Kopfumfang 36 cm.

Der kleine Mann ist bisher ein ganz ausgeglichener, friedlicher Charakter, der uns ruhige Nächte beschert.

 

Alleingeburt am See

Da ich ja gerade auf meine eigene Geburt warte (heute ET+5 und noch alles recht ruhig), nutze ich die Ruhe, um den Geburtsbericht einer anderen Mama mit euch zu teilen. Hier bei uns schneit es seit dem Morgen und an eine weitere Draußen-Geburt ist für mich leider nicht zu denken. Diese Mama hatte dank wärmerer Jahreszeit mehr Glück mit dem Wetter und entschied sich für eine Geburt im Freien am See. … Ob ich auch irgendwann noch mal in den Genuss einer Draußen-Geburt komme? Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Ich hatte eigentlich im Geburtshaus gebären wollen, da aus unserer damaligen Wohnsituation heraus eine Hausgeburt nicht möglich gewesen wäre. Da ich aber aus gesundheitlichen Bedenken der Auswirkungen auf mein Baby gegen die Verwendung von Ultraschall war und somit kein Abschluss-Ultraschall existierte, dadurch auch keine Beobachtung der Herztöne mit Dopton für mich infrage kam, fiel diese Option weg.
Ich las sehr viel im Internet, auch Bücher wie die selbstbestimmte Geburt, Hypnobirthing oder Geburt und Stillen. Daraus erwuchs in mir die Überzeugung, dass die risikoärmste Geburt die ist, bei der ich mich zu 100 Prozent wohlfühle.
Also konzentrierte ich mich auf mein Inneres und fragte mich: Wie stellst du dir eine Geburt am schönsten vor? Und da wusste ich, dass ich in der Natur gebären wollte. Mir war klar, dass eine Geburt nur ohne Angst gut verlaufen konnte und beobachtete stark meine Gefühle und Träume, die ich in Verbindung mit der Geburt hatte. Ich träumte ständig von der Geburt, wie ich unser Kind schnell und schmerzlos bekam. Es flutschte einfach mal so beim Laufen heraus oder ich gebar es innerhalb von fünf Minuten hinter einer Hecke mitten im Prenzlauer Berg. Nicht alle Träume waren grundsätzlich positiv – die negativen waren die, wo sich plötzlich irgendein Arzt oder eine Hebamme einmischen wollte.
Schon seit Beginn der Schwangerschaft war mir die ärztliche Vorsorge zuwider. Meine Frauenärztin feuerte mich, weil sie meinte, ohne Ultraschall wolle sie meine Schwangerschaft nicht mehr begleiten. Mein neuer Frauenarzt tolerierte zwar diese Entscheidung, aber machte auch Kommentare, ebenso wie das Personal. Dazu noch dieses ständige Rumgefummel da unten (was mir nun mal wehtut), ich fühlte mich danach jedes Mal vergewaltigt, diese Panikmache und Vorwürfe wegen meiner Ultraschallverweigerung, diese Tests (wie der Schwangerschaftsdiabetes-Test) ohne dass ich in irgendeine Risikogruppe fiel … Ab dem 6. Monat ging ich einfach nicht mehr hin. Sollte ich spüren, dass etwas nicht stimmt, klar. Aber solange alles gut ging, wollte ich nicht mehr zum Arzt. Das machte mir sonst nur wieder tagelang schlechte Laune.
Vor der Geburt selbst hatte ich keine Angst, sondern eher davor, dass dann mit dem Baby etwas nicht stimmte, wenn es draußen war. Ich versuchte, mir für solche Fälle etwas Wissen anzulesen (damals war das Alleingeburts-Buch leider noch nicht heraus), hauptsächlich bereitete ich mich aber mit Entspannungsübungen auf die Geburt vor.

Vorbereitungen wurden getroffen, eine Generalprobe abgehalten. Essen war tiefgekühlt, das Auto bepackt mit Luftmatratze, Decken, Handtüchern, Wasser, Plane und was man sonst noch braucht.
Drei Tage vor Entbindungstermin und einen Tag vor der Geburt war ich den ganzen Tag über müde, abends futterte ich der Familie den Tisch leer. Ich dachte mir dabei nichts, da man mir prognostiziert hatte, über den Termin zu kommen. Ich verließ mich auf das „Zeichnen“ (das ich aber nicht hatte).
Gegen drei Uhr morgens wachte ich auf, tat das, was ich fühlte, als Vorwehen ab und schlief weiter bis um vier. Dann wachte ich wieder auf, war aber auch sofort richtig wach und fühlte, dass sich die Vorwehen diesmal anders anfühlten. Es tat nicht die ganze Zeit weh, sondern es kam alle paar Minuten wieder, und vor allem zog es in den unteren Rücken rein. Ich weckte meinen Freund und wir statteten der Badewanne einen Besuch ab. Bis zu dem Punkt konnte ich eigentlich noch nicht glauben, dass es wirklich losging. Ich badete und die Schmerzen ließen nach, aber alle drei Minuten fühlte ich dennoch leichte Krämpfe in meinem Bauch. Da wussten wir dann Bescheid. Ich versuchte, meine beste Freundin anzurufen, die bei der Geburt mit dabei sein sollte, aber sie ging nicht ran.
Tom und ich packten alles, was noch gepackt werden musste und los ging es. Im Auto kamen die Wehen alle drei bis vier Minuten und ließen sich gut mit der Hypnobirthing-Atmung veratmen. Gegen 8 waren wir da. Den schlimmsten Regen hatten wir gerade verpasst, das Gefühl sagte uns aber, dass gutes Wetter werden würde. Als ich Tom half mit dem Sachentragen, häuften sich die Wehen sehr und kamen dann sogar alle 30 Sekunden. Ich fragte mich, ob das Baby gleich rausplumpsen würde und frohlockte darüber, wie gut erträglich der Schmerz war (ich Ahnungslose!).
Als wir ankamen, bauten wir alles auf und kaum hatte Tom die Plane über uns gespannt, fing es an zu regnen. Wir kuschelten uns auf die Matratze und ich blieb seitlich, mit meinem Bein auf seinen.
Ich blieb ruhig und entspannt, auch wenn sich von dem erhofften Trance-Zustand nicht viel abzeichnete (hatte aber auch nicht genügend geübt). Irgendwann wurden die Wehen unbequemer, ich wollte mich aufrichten und wir zogen um zur Bank (der Regen hatte aufgehört und die Sonne war wieder draußen).
Da rief dann auch Jenny um halb zehn an und rannte in ihrer Panik alles in der Wohnung um. Sie hatte verschlafen. Kurz nach elf war sie da. Genau zu dieser Zeit begann sich wohl mein Muttermund zu weiten (nehme ich an), denn blutiger Schleim ging ab. Von da an bekamen die Wehen auch eine andere Qualität. Tom ging los, um Jenny mit dem Schlauchboot vom anderen Ufer abzuholen.

Die zehn Minuten, die die beiden weg waren, blieben mir deutlich in Erinnerung. Kaum war ich allein, veränderte sich meine gesamte Wahrnehmung. Ich glitt in Sekundenschnelle in eine Trance, ganz ohne Hypnobirthing oder irgendetwas. Es war, als hätte mein Körper nur darauf gewartet. Ich beobachtete die Bäume am anderen Ufer und es war, als ob mein Bewusstsein an Achtsamkeit verlor und die Farben und Formen dort drüben sich zu Mustern gliederten. Nicht durch Mühe, sondern durch Nicht-Mühe. Ein Aufgeben der Kontrolle meines Bewusstseins und ich spürte, wie eine andere Ebene in mir nach oben drängte und die Führung übernahm. Ich erinnere mich kaum noch an diese zehn Minuten, nur noch, wie es begann und wie ich dann wieder herausgelangte, es war ohne Zeitgefühl und ohne Regung.
Ich erinnere mich, dass die Wehen und der Wehenschmerz sich veränderten und ich es ganz anders wahrnahm. Es war mein Körper, der arbeitete, aber es kam nicht mehr als Schmerz bei mir an.
Ich war in einem wunderbar meditativen tiefentspannten Zustand, den ich sonst nur von LSD kannte oder der Grenze zwischen Wachsein und Traum.

Kaum kamen die beiden zurück, verflog das Gefühl innerhalb weniger Sekunden wieder. Ich hatte nicht den Mut, zu sagen, dass ich alleine sein wollte. Ich wusste auch gar nicht, ob ich allein sein wollte. Ich wollte die beiden irgendwie um mich herum haben zur emotionalen Stärkung. Dabei war ich nur stärkungsbedürftig, solange sie da waren. Ein witziges Paradox, auf das meiner Ansicht auch die Geburtsmedizin gründet. Solange sie da waren, hatte ich das Bedürfnis, nicht alleingelassen zu werden, weil ich Schmerzen hatte und an irgendeinem Punkt auch unsicher war.
Ich hatte mich wohl auch nicht getraut, mir einzugestehen, dass ich lieber ohne die beiden wäre. Als ob ich den beiden ein wichtiges Erlebnis vorenthalten würde und ich das deshalb nicht verlangen durfte. Für die nächste Geburt weiß ich, dass man als Gebärende kompromisslos egoistisch sein sollte. Man selbst muss sich wohlfühlen, das ist das höchste Gebot.

In jedem Stadium der Wehen waren andere Atemtechniken oder Visualisierungen sinnvoll und nützlich. Ich musste immer wieder wechseln aber fand auch immer wieder einen guten neuen Weg.
Die Hypnobirthing-Atmung machte ich völlig falsch, wie ich später herausfand. In dem Moment realisierte ich nicht, dass ich die fehlerhafte Atmung durchführte, die ich blöderweise in den ersten Monaten geübt hatte. Deshalb machte ich die dann auch nicht mehr, weil sie den Schmerz höllisch verschlimmerte und ich auch das Gefühl hatte, nicht genug Luft zu bekommen. Ich wartete ein bisschen darauf, in einen Trance-Zustand zu kommen, aber in der Richtung passierte nicht mehr viel. Ich war da und erlebte den Schmerz voll mit. Ich fragte mich mehrfach, ob er noch heftiger werden konnte und ja, er konnte. Und dennoch ging es immer nur an meine Grenzen und nicht darüber hinaus.
Ich befürchtete auch überhaupt nicht, dass es darüber hinausgehen würde. Da war keine Angst oder Verzweiflung. Ich wusste, dass mein Körper nun arbeitete und ich den Prozess, der nun ablief, bloß unterstützen konnte, indem ich mich entspannte. Also blieb ich ruhig. Während der Wehen bewegte ich mich überhaupt nicht. Jede Muskelanspannung intensivierte den Schmerz extrem, also suchte ich mir in den Wehenpausen eine bequeme Position und stand die Wehe dann regungslos und mit tiefen ruhigen Atemzügen durch. Auch das Baby bewegte sich nicht. Trat nur einmal bei den Übergangswehen kräftig zu, damit ich wusste, dass es ihm gut ging, das war’s.

Die größte Steigerung war dann an einem Punkt, wo ich nicht mehr die progressive Entspannung machen konnte, sondern nur noch bei der „eins“ hängen blieb. Irgendwann ging auch das nicht mehr, die Wehen erreichten ihren Höhepunkt. Da begannen wir mit einem Mantra. Ich hatte zu mir selbst mit jedem Atemzug „Öffne dich“ gesagt, aber mir fehlte dann die Luft, ich brauchte sie zum Atmen. Also übernahmen Jenny und Tom das Sprechen, ich konzentrierte mich darauf, und das half sehr.

Dann war eine Art Pause. Ich weiß nicht, ob ich da schon in den Übergangswehen war oder nur die Eröffnungswehen zu Ende waren. Ich nutzte die Zeit, um nochmal ins Wasser zu klettern und mich abzuwaschen. Die Fliegen nervten die ganze Geburt über, man sollte also bei einer Draußen-Geburt, besonders mit Nähe zu Wasser immer Leute zum Wedeln oder ein Moskitonetz haben.

Danach gingen wir auf die XXL-Luftmatratze, die blöderweise ein Loch bekommen hatte. Aber da ich nun knien wollte, sollte es ein bisschen gemütlicher sein. Der arme Tom stützte mich und hielt dabei halb verrenkt die ganze Zeit das Loch an der Seite zu. Ich bemerkte davon gar nichts, kein Wort der Klage. Erst als die Geburt vorüber war, gestand er, dass die Taubheit aus seinen Armen bis zum Kiefer hochgekrochen war. Eine Ersatz-Luftmatratze ist also auch sinnvoll.

Unten begannen dann vermutlich die Übergangswehen. Es gab einfach keine Pausen mehr, die Wehen waren extrem heftig, aber die Verschnaufpausen existierten nicht mehr. Stattdessen fühlte man die eine Wehe gehen und die andere schon kommen, die gaben sich die Klinke in die Hand. An diesem Punkt war es auch, dass ich sagte „Ich kann nicht mehr“, oder „Ich will nicht mehr“. Es war so gesehen nicht ernst gemeint und ich wusste auch, dass mein Körper noch konnte, aber ich hatte keine Lust mehr. Mir war aber auch klar, trotz meinem Gejammer, dass nun alles sehr rasant vorbeiging und nun bald geschafft wäre.

Dann, als ich ein paar Minuten diese Übergangswehen gehabt hatte, weiter mit dem Mantra des Öffnens, fühlte ich plötzlich, dass sich etwas einstellte. So ein Klonk, etwas greift. Der Kleine stellte sich in den Geburtskanal ein, ich fühlte es, wie nun das Eine zu Ende ging und die nächste Episode begann und ich rief begeistert: Das Baby kommt!
Am Anfang waren die Presswehen noch nicht so stark, dass ich mitpressen musste. Ich entspannte also à la Hypnobirthing und wir begannen ein neues Mantra: Du bist weit. Es half sehr, sich darauf zu konzentrieren. Ich denke, dass ich erst während dieser Wehen laut wurde. Ich kniete vor Tom, meine Arme hatte ich um seinen Hals gelegt.
Und an einem bestimmten Punkt küsste ich Tom und das half nochmal richtig, die Dinge ins Rollen zu bringen.
Zwischen den Presswehen waren zu Beginn noch Pausen, die es gut erträglich machten. Überhaupt kann ich die Presswehen nicht als unangenehm bezeichnen, denn mein Körper arbeitete völlig in Eigenregie und ich spürte den Fortschritt bei jeder Wehe. Auf jeden Fall tat es nicht weh, es war einfach nur ein krasses Gefühl, zu spüren, wie das Kind sich immer weiter nach unten bewegt. Da plötzlich, nach einigen Presswehen erst, platzte plötzlich die Fruchtblase mit einer gewaltigen Explosion in Jennys Hände. So einen Knall hatte ich nicht erwartet.
Die Presswehen wurden stärker und ich konnte ihnen nicht mehr widerstehen. Ich schob dann doch etwas mit und das Ganze wurde dadurch auch viel effektiver. Ich fühlte, wie er weiter und weiter nach unten ging und war irgendwann sicher, dass der Kopf nun schon draußen sein musste, aber Jenny verneinte. Er muss aber eine riesige Beule gebildet haben, so fühlte es sich an. Dann wurden die Presswehen richtig heftig und ich schrie/ brüllte dabei, weil es so gut tat, dieser unglaublichen Kraft Ausdruck zu geben und sie herauszulassen.

Und dann war plötzlich wieder eine Pause und ich fühlte, dass nun der Kopf rauskommen würde. Es war wieder eine Presswehe, aber ihr fehlte der heftige Drang zum Mitpressen, den ich davor gespürt hatte. Ich wusste auch, dass dies nun der sensibelste Punkt war und entspannte mich, konzentrierte mich auf das Weitsein und atmete „sanft Liebe nach unten“. Ich wollte ja keinen Dammriss. Dann fühlte ich, wie sich meine Haut immer weiter dehnte und schließlich spannte. Zum Zerreißen spannte aber nicht zerriss. Ich hatte gedacht, ich wäre eh glitschig und feucht von dem ganzen Blut etc., aber plötzlich fühlten sich einige Stellen staubtrocken an (vielleicht hätte man die tatsächlich noch mit Öl einreiben können in diesem Augenblick oder vorher) und ich fühlte den Kopf daran entlang schaben. Dann war der Kopf draußen und wieder war eine Pause. Ich fühlte, dass mein Körper sich die Zeit nahm für die letzte Presswehe und kannte das ja auch aus den Geburtsberichten. Ich wusste, dass es nun geschafft war.
Tom versuchte mir was zu erzählen von wegen, ich solle jetzt noch einmal alles geben, der schrecklich Uninformierte, bis ich ihm irgendwie verständlich machte, er solle den Mund halten und es ist alles gut so. Dann kam die letzte Wehe und der Körper war geboren.

Wie ich mich umsetzte, damit ich nicht an der Nabelschnur hängen blieb und so weiter, weiß ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall lehnte ich dann an Tom und Jenny hielt das Baby. Es war so unwirklich, den Kleinen das erste Mal zu sehen, kaum zu glauben, dass er in meinem Bauch gewesen war! Ich hatte geglaubt, Babys kommen blutig raus. „Du hattest recht, es ist ein Junge!“, sagte Tom zu mir (weil ich das seit der 9. SSW angekündigt hatte). Die Arme und Beine vom Baby ruderten hin und her, aber es schrie nicht, sondern wirkte nur erschrocken. Jenny gab ihn mir und ich legte ihn mir auf meinen Arm / meinen Bauch. Da wurde er sofort ruhig.
Wir taten schnell das Handtuch drüber, das Tom seit einigen Stunden um seinen Bauch gewickelt getragen hatte und schauten ihn an. Er war kein bisschen blau, nur Hände und Füße waren blass. Sein Kopf war auch gar nicht verformt oder zumindest nicht so, dass wir es erkannt hätten.

Ich hatte Angst, dass er womöglich Wasser in der Lunge hatte, er röchelte etwas herum und ich wusste nicht, ob ich versuchen sollte, es abzusaugen.

Ich konnte mich rückblickend und ehrlich betrachtet sehr wenig auf den Zauber des Augenblicks einlassen, weil ich plötzlich im Stress- und Angstmodus war und mich völlig vom Intellekt verschrecken ließ, der verschiedenste Horrorszenarieren abklären wollte. Das hätte ich vermutlich durch eine Hebamme in meiner Nähe vermeiden können (oder eine bessere medizinische Vorbereitung). Ich versuchte, das Baby höher zu heben, aber so lang war die Nabelschnur dann auch wieder nicht und er wirkte auch so klein und hilflos, dass es mir leid tat, so an ihm herumzuhantieren. Also ließ ich ihn dann doch dort, vertraute darauf, dass er auch noch von der Plazenta versorgt wurde momentan und beobachtete dabei, wie sich seine Brust bei jedem Atemzug leicht bewegte.
Die Atemzüge wurden nach einigen Minuten regelmäßiger, das Hüsteln hatte sich erledigt und ich sagte mir, dass wenn er Laute machen konnte, er ja offenbar Luft in die Lunge bekam.
Langsam begann er, seine Augen zu öffnen, die ganz verquollen waren und die ganze Zeit bewegte er seinen Mund und machte die verschiedensten Geräusche. Er war nicht ruhig, sondern wirklich lebendig, aber auch wiederum nicht unruhig oder nervös. Er wirkte sehr friedlich.

Irgendwann wirkte er weniger friedlich, er wollte offenbar trinken. Aber das erste Stillen war nicht ganz leicht. Vielleicht hatte ich auch einfach zu lange gewartet mit einer Reaktion (aus Scheu, irgendetwas am Status quo zu ändern – man könnte ja was kaputt machen). Als ich ihn dann stillen wollte, drückte er immer wieder mein Brustwarze weg und lutschte nur wieder an seinen Handrücken herum. Er fuchtelte ganz viel und zerkratzte dabei mit seinen langen Fingernägeln sein Gesicht und weinte. Er tat mir schrecklich leid und ich hatte schon Angst, dass ich ihn gar nicht würde stillen können. Er war sichtlich empört, was ich da versuchte, ihm in den Mund zu stecken. Ich bekam es mit dem Stillen im Sitzen einfach nicht hin und so legten wir ihn auf die Matratze, ich mich daneben und da klappte es dann endlich. Man musste ihn halt erst mal davon überzeugen, dass meine Brust in seinen Mund gehörte. Dann war er wieder ganz entspannt und friedlich.

Er bekam einen Schluckauf und dann realisierte ich, dass ihm kalt sein musste und wir wickelten noch Jennys weißes Wolltuch um sein Handtuch und es wurde besser. Wir warteten auf die Plazenta und ich machte mir da auch keine Sorgen, hatte ja eh keine Zeit gehabt bisher zum Plazentarausdrücken. Aber Jenny machte sich da irgendwie voll Stress, dabei war alles noch im Rahmen. Meine Hebamme, die Bescheid gewusst hatte und die wir nach Ende der Geburt anriefen, sagte dann auch, wir sollen uns nochmal melden, wenn sie in einer halben Stunde noch nicht raus ist.
Ich fragte mich halt auch, wie die rauskommen soll, wenn ich total gekrümmt auf meinem Popo sitze, da ist ja eh der Weg versperrt. Abgelöst hatte sie sich nach etwa 15 Minuten nach der Geburt.
Na ja, nach zwei Stunden, als Jenny sich wirklich schon Sorgen machte und auch meine Hebamme meinte, nun müsse was passieren, setzte ich mich auf mit dem Beschluss, die Plazenta nun rauszupressen. Gerade da wollte der Kleine dann auch noch mal gestillt werden, was sich super ergänzte. Er trank also und es zog kräftig in meinem Bauch.

Als er fertig war, setzte ich mich auf, Jenny unterstützte mich in der gleichen Position, mit der Tom mir bei den Eröffnungswehen geholfen hatte (sie machte mit ihren Beinen kniend eine Art Geburtshocker für mich) und dann kam auch die Plazenta raus.
Bald darauf beschlossen wir, loszufahren (Geburt war 14.30h gewesen) und gegen sieben war dann alles wieder verstaut und fertig.
Eine Frau war am Steg, als wir dort mit dem Schlauchboot ankamen. Bei den Worten „Halt mal kurz die Plazenta, damit ich aussteigen kann“ zu Jenny gefror ihr Gesicht und sie ward nicht mehr gesehen.

Toms Vater kam mit der Alleingeburt überhaupt nicht klar. Ohne sich jemals wirklich über den Vorgang einer Geburt informiert, sich über biologische und psychologische Prozesse belesen zu haben, erklärte er uns empört für verantwortungslos und redete nicht mehr mit mir. Da wir damals bei Toms Eltern in einem Wohnwagen hinten im Garten lebten, war das eine denkbar ungünstige Konstellation, die nach einer Woche bei mir zu einem Nervenzusammenbruch führte und wahrscheinlich mit ausschlaggebend war für die spätere Depression. Darin liegt in meinen Augen halt wieder die Heuchelei unserer Gesellschaft: Man wird zu Ehrlichkeit erzogen, aber gesellschaftlich unkonformes Verhalten soll man doch lieber mit Lügen verstecken.
Hilfreich war auch nicht der Umbau am Haus, der genau in diese Zeit gelegt worden war. Zwei Wochen lang wurden unsere Tage mit dem Lärm einer Kreissäge versüßt und wir dadurch tagsüber vertrieben. Entspannung ist was anderes.

Eine Geburt also gerne wieder, auf jeden Fall eine Alleingeburt (mit Unterstützung in Rufweite), aber nächstes Mal eine unabhängige und geschützte Wochenbettatmosphäre. Meine Hebamme war so nett, für uns zu schummeln, damit wir keine Probleme bei der Anmeldung beim Standesamt bekamen.

Was ich Frauen mitgeben möchte für eine Alleingeburt ist Folgendes:

– Bereite alle Papiere vor, Elterngeld, Kindergeld etc. Das ist mehr Papierkram, als man nach der Geburt gebrauchen kann.

– Vertrau auf deine Intuition! Niemand weiß besser als du selbst, was du brauchst. Wir sind keine Statistik, wir sind Menschen, jeder individuell. Und niemand kennt dich so gut wie du selbst, erst recht nicht aus einem Medizinbuch.

– Lies Bücher! Inzwischen gibt es ja ein sehr gutes Alleingeburtsbuch. Dazu noch sehr empfehlenswert: Die selbstbestimmte Geburt (Gaskin), Hypnobirthing (Mongan), und ganz besonders Geburt und Stillen (Odent) → der insbesondere zum Aspekt der Alleingeburt und inwiefern dies die natürlichste Geburtsform ist. (Den Teil mit seinen Polygamie-Ausführungen braucht man nicht unbedingt so ernst zu nehmen …)

– Angst ist normal, aber kontraproduktiv. Finde eine Methode, deine Angst zu bewältigen (bei mir war es das Hören der Hypnobirthing-CD). Beobachte deine Geburtsträume. An ihnen kannst du deine Sicherheit in Bezug auf die Geburt ablesen.

– Egal wie du die Geburt geplant hast – solltest du doch etwas anders wollen, sei egoistisch. Es ist deine Geburt. Du brauchst an diesem Tag mal nicht nett zu sein, außer zu dir selbst.

– Hab‘ immer Wasser verfügbar und in Reichweite!

– Wenn du das Gefühl hast, dein neugeborenes Baby braucht etwas, auch wenn die anderen Umgebenden nicht der Meinung sind (z.B. Stillen) – du weißt es besser. Du bist mit deinem Kind auf tieferer Ebene verbunden.

– Sichere dir selbst die Wochenbettatmosphäre, die du haben willst. Du wirst nach der Geburt sehr sensibel sein und deine Konzentration sollte sich ungestört auf dein Kind und euer Bonding richten.

– Alles Gute!

Zwillingsgeburt in Eigenregie

Hallo ihr Lieben!

eigentlich stand an dieser Stelle der Bericht einer Zwillingsgeburt. Leider gab es ernst zunehmende Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Geschichte, weshalb ich mich entschieden habe, den Bericht rauszunehmen. Ich prüfe jeden Bericht, den ich veröffentliche, eigentlich genau, und es tut mir leid, dass ich möglicherweise eine erdachte Geschichte verbreitet habe.

Damit ihr aber nicht denkt, es gäbe keine Zwillingsalleingeburten – auch wenn ich bisher von keiner Geschichte aus dem deutschsprachigen Raum weiß, verlinke ich euch mal ein paar Geschichten.

Eine schnelle Zwillingsgeburt in den USA, von der Doula begleitet und fotografiert: Link.

Ein Bericht auf englisch mit Fotos: Link.

Diese Frau wusste bis zur Geburt nicht, dass sie mit Zwillingen schwanger war (englisch): Link.

 

Die schnelle Alleingeburt von J.P.

Hallo ihr Lieben! Heute darf ich einen Geburtsbericht mit euch teilen, der wieder so unspektakulär und schön ist, wie Alleingeburten in der Regel sind. Es ist das vierte Kind dieser Mama. Ihr erstes Kind kam im Krankenhaus, das zweite im Geburtshaus und das dritte war auch schon eine Alleingeburt. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Nun endlich will ich die Geburt meines vierten Kindes am 5.9.2014 festhalten.

Schon einige Tage vorher hatte ich abends Wehen, teilweise auch in regelmäßigen Abständen. Doch sie wurden nicht intensiver, sodass ich immer ins Bett ging und auch schlafen konnte. Vier Tage vor der Geburt wurde ich nachts wach und stand auf, doch nach zwei Stunden ging ich wieder ins Bett, da nichts vorwärts ging und ich sehr gefrustet war, dass ich nicht ausreichend Schlaf bekam.
Am 4.9. war ich vormittags im Ik*a. Als ich Mittags nach Hause kam, hatte ich den Schleimpfropf am Toipapier. Das hatte ich ja noch nie! Eine neue Erfahrung und die Vorfreude stieg, dass bald unser Baby zu uns kommt. Am Abend hatte ich Wehen, wie immer, aber sie wurden nicht doller, so dass ich gegen 23 Uhr ins Bett ging. Gegen halb drei wachte ich auf und hatte immer mal wieder ein Ziehen im Bauch. Der Blick aufs Handy verriet, dass die Wehen aller 7 bis 10 Minuten kamen. Nach einer halben Stunde war es unbequem im Bett, so dass ich nach unten ins Wohnzimmer ging. Da legte ich mich aufs Sofa und wartet auf die Wehen, die auch relativ regelmäßig kamen. Zwischendurch Klogänge, Versuche, den Muttermund zu fühlen und dennoch absolute Ruhe. Nachts gebären ist toll, die Welt scheint still zu stehen. Nach einer Weile wurden dann die Wehen im Liegen auf dem Sofa immer unangenehmer, so dass ich den Ball ausprobierte, mich drauf setzte oder drüber lehnte. Auch die Sofalehne war angenehm und so begann ich die Wehen zu veratmen. Zwischendurch zündete ich Kerzen an. Gegen 4.15 Uhr weckte ich meinen Mann, indem ich ihn auf dem Handy anklingelte. Die Treppen hoch ins Schlafzimmer wollte ich nicht mehr steigen. Er war diesmal auch gleich wach und kam herunter. Ich berichtet ihm vom „Fortschritt“, teilte ihm aber meine Unsicherheit mit, dass ich nicht weiß, ob’s wirklich Geburt ist. Auch die Sorge, dass er am Morgen arbeiten muss, kam immer wieder hoch. Ich konnte absolut nicht einschätzen, wie weit ich schon bin. So langsam begann ich auch zu tönen und mein Mann fing an, den Geburtspool aufzubauen und alles vorzubereiten. Er wusste gleich, dass es nicht mehr lang dauern wird und nahm die Lage ernster als ich. Erst war ich dagegen, den Pool einzulassen, zwei Wehen später wollt ich doch langsam ins Wasser. Kurz nach 5 Uhr war der Pool fast voll und ich konnte endlich hinein. Es war sehr angenehm und wurde dennoch gleich intensiver. Ich musste lauter tönen, um mit den Wehen zurechtzukommen, fluchte auch einige Male (Übergangsphase! 😉 ), und musste schon langsam mitdrücken. Mein Mann wuselte die ganze Zeit um mich herum, brachte noch zwei Eimer warmes Wasser und entfernte schwimmende Dinge aus dem Pool 😉 Nun bemerkte auch ich, dass JETZT unser Baby kommt und ich kräftig mitdrücken und tönen musste. Mist, die große Tochter wollte doch dabei sein. So schickte ich meinen Mann 5.20 Uhr meine Tochter wecken. Sie schaute wohl kurz rein, ihr war es aber zu laut, so dass sie sich im Treppenhaus auf die Treppe setzte und wartete. Zu lang musste sie nicht warten, denn bereits 5.24 Uhr erblickte uns Baby das Licht der Welt und schwamm ins Wasser. Ich presste den Kopf raus und der Körper flutschte gleich hinterher. So schwamm es im Wasser und ich war überwältigt und überrumpelt von der Schnelligkeit der Geburt. Ich ließ es einige Zeit schwimmen und nahm ihn dann heraus. Ja ich fühlte, es war ein Junge. Mein dritter Sohn! Meine Tochter war derweil zu uns gekommen. Sie war erst etwas enttäuscht, dass es wieder ein kleiner Bruder ist. Zum Glück hat sich dieses Gefühl gelegt und sie ist genauso verliebt in ihren Bruder wie der Rest der Familie. So saßen wir noch eine Weile im Wasser. Mein Mann fragte gleich, ob er die Hebamme rufen soll. Ich meinte nur, er soll mal ruhig machen, es ist doch alles gut gegangen und so können wir sie ruhig noch etwas schlafen lassen. Ich zog aufs Sofa um und gebar ca. 30 Minuten später die Platzenta in der Hocke in eine Schüssel hinein. Mein Mann schnitt später die Nabelschnur durch, wir ließen sie aber ziemlich lang dran am Kind. 6.15 Uhr kamen dann die großen Brüder. Mein größter Sohn war sehr zögerlich, hielt erst Abstand von uns und schaute nur von Weitem. Der kleiner Sohn kam gleich zu uns und freute sich und kuschelte mit mir und dem Baby. Mein Mann brachte den kleinen großen Sohn später in den Kindergarten, nachdem er 7.15 Uhr die Hebamme informiert hatte. Diese kam dann gegen 7.45 Uhr. Baby, Plazenta und auch ich haben ihren TÜV bestanden, so dass sie gegen halb zehn wieder verschwand und wir in die Babyflitterwochen starten konnten. Abends kam sie uns noch einmal besuchen zur U1. 2870g und 48cm und 34 cm Kopfumfang ergaben die Messeinheiten.
Mein Baby war fast eine Woche nackig, wir kuschelten ganz viel und stillten wie die Weltmeister. Der Stillstart war dieses mal schwierig, meine Brustwarzen waren ca. 3 Wochen sehr empfindlich und es tat höllisch weh beim Ansaugen. Einen Namen hatte wir auch erst nach einer Woche, dafür passt dieser jetzt umso besser zum Baby 🙂 Den ersten Monat hatte mein Mann Elternzeit, so dass ich mich erholen konnte und meine Zeit mit Baby auskostete. Es war eine sehr intensive, schöne Zeit.

Fazit: Es war wieder mal eine sehr schnelle Geburt. Eh ich verstehe, dass es wirklich Geburt ist, ist die Geburt auch schon wieder vorbei. Dennoch bin ich unendlich dankbar und glücklich, dass ich wieder so eine schöne, selbstbestimmte Geburt haben durfte und mein Mann mich so ruhig und selbstverständlich begleitet hat.

Ungeplante, entspannte Alleingeburt beim ersten Kind

Hier kommt wieder eine schöne Geburtsgeschichte, die ich mit euch teilen darf. Die Mama, die dies schreibt, ist selbst Hebamme und berichtet von der Geburt ihres ersten Kindes. Viel Spaß beim Lesen. 🙂

Es war eines Abends im Juli, wenige Tage nach dem errechneten Termin, dass ich zum ersten Mal leichte Wehen spürte. Da wurde ich auf einmal so aufgeregt, dass es tatsächlich losgehen sollte, und bekam auch etwas Angst. Ich saß also auf dem Sofa und zitterte, obwohl es wirklich nur ganz klitzekleine Wehchen waren. Wahrscheinlich war ich einfach viel zu aufgeregt, jedenfalls waren nach einiger Zeit die Wehen wieder weg und ich total erleichtert.
Am darauffolgenden Abend spürte ich wieder ein leichtes Ziehen im Bauch, rechnete wieder mit ein paar Übungswehen, freute mich darüber und war wunderbar entspannt. B. ging zur Nachtschicht und es war so schön ruhig, dunkel und friedlich in der Wohnung. Ich habe noch ein schön warmes Dampfsitzbad gemacht, das tat richtig gut. Die Wehen waren ganz leicht, geradezu angenehm und ich guckte aus dem Küchenfenster in die Dunkelheit.
Später legte ich mich mal ins Bett, denn ich wollte ja ausgeruht sein, wenn mir morgen noch ein langer Tag bevorstand. Das war dann aber keine gute Idee, denn sobald die erste Wehe mich im Liegen ergriff, stand ich ruckzuck wieder auf. Das war nicht auszuhalten.
Also bin ich einfach wieder in die Küche gegangen und habe mich auf der Arbeitsplatte abgestützt. Das war wunderbar angenehm. Längere Zeit verbrachte ich auch auf der Toilette. Im Sitzen war es auch ganz hervorragend und gleichzeitig entleert man sich der unnötigen Dinge – wie praktisch.
Da die Wehen also weiterhin sehr angenehm waren, ja so langsam habe ich schon etwas kräftiger ausgeatmet – wurde ich mal neugierig und untersuchte den Muttermund. Der war zu dieser Zeit gerade fingerdurchlässig. Ich, ganz die Hebamme, fing also an, mir ein kleines Protokoll zu schreiben mit Uhrzeit und Muttermund-Befund und rechnete – ganz lehrbuchmäßig ausgebildet – mit einem Zentimeter pro Stunde, schlug noch 2 Stunden für die Zeit von vollständiger Eröffnung bis zur Geburt drauf und kam somit auf eine voraussichtliche Geburtszeit von etwa Nachmittag des nächsten Tages.
Dass die Pausen zwischen den Wehen nur noch ca. 3 minütig waren, passte zwar nicht ganz so ins Bild, aber das konnte sich schließlich auch wieder beruhigen. Nichtsdestotrotz informierte ich schon mal meine Hebamme, dass ich mich langsam einwehe. Sie fragte mich, ob sie mal kommen soll? Das hat mich ganz überrascht, denn ich vermutete keine Geburt in nächster Zeit. Also sind wir so verblieben, dass ich mich wieder melde, wenn ich sie brauche.
Nach dem Auflegen kam eine richtige Wehe, die ich dann auch schon etwas lauter veratmet habe. Sobald sie vorbei war, habe ich also auch B. aus der Nachtschicht zurückgerufen, da es nachts mit dem Bus länger dauert, bis er dann ankommt.
Ich habe also wieder total diese ruhige und friedliche Atmosphäre in der Dunkelheit genossen und fand es einfach so schön. Ich stand einfach immer vornübergebeugt in der Küche und zwischendurch bin ich auch mal ins Wohnzimmer gewandert.
So gegen 1 Uhr oder etwas später kam dann B. zu Hause an und fragte, ob er jetzt den Pool aufbauen soll. Ich dachte aber, das wäre ja noch nicht nötig und lehnte ab. Er hielt sich also schön im Hintergrund für ein paar Minuten irgendwo auf, bis ich dann wirklich merkte, es dauert nicht mehr bis zum nächsten Nachmittag. Das war der Moment, in dem nämlich bereits ein deutliches Druckgefühl in der Wehe auftrat, auch wenn es anfangs nur kurz war. Als ich das gemerkt habe, meinte ich: „Jetzt schnell aber, mach du schon mal das Wasser heiß, ich blase den Pool auf.“ (Also wir hatten so ein elektrisches Teil zum Aufblasen.)
Ich konnte während der Wehen echt kein einziges Geräusch ertragen, das hat mich total raus gebracht und mich total sauer gemacht. Deswegen gestaltete sich der Aufbau echt lustig, weil ich sobald eine Pause war, hastig das Teil aufblies und sobald eine Wehe kam, bin ich wieder richtig in mir gewesen und alles musste mucksmäuschenstill sein. Also dieser Wechsel von Wehe und Pause, das war echt enorm, ich war hellwach und da in der Pause, völlige Entspannung – wenn man das so sagen kann, während ich den Pool aufbaute.
Der Pool stand dann ich glaube ziemlich schnell, ich kniete davor und stütze mich darauf in der Wehe ab. Ich sagte B.: „Beeil dich mit dem Wasser, das Kind kommt bald!“ Dann fiel mir auf, dass ich ja noch gar nicht den extra angeschafften Entbindungsduft und das Geburtsöl angewendet habe, auf die ich mich so gefreut habe. Und so, ich weiß nicht warum, stand ich auf, um mir noch wenigstens auf den Bauch hastig etwas Geburtsöl draufzuklatschen 😉 Dann ging ich schnell wieder in meine kniende/ hockende Position vor den Pool. Als vielleicht 2 Ladungen voll von diesem 1,5 l Wasserkocher drin waren, wurde deutlich, dass die ganze Beeilung nichts mehr nützt, denn die Fruchtblase kam zum Vorschein. Erst da haben wir wieder an die Hebamme gedacht und B. rief sie an. Ich hörte wie er sagte: „Der Kopf ist schon da!“ Und ich rief: „Nein, das ist doch nicht der Kopf, nur die Fruchtblase.“ Es war irgendwie so lustig, wie in einem Comic, wenn man das so von seiner eigenen Geburt sagen kann. Auch wenn ich das gerade aufschreibe, muss ich immer lachen. Es war einfach schön und lustig.
Natürlich kam also hinter der Fruchtblase, die dann wohl platzte (oder habe ich sie aufgemacht, dass weiß ich nicht mehr so genau), dann auch etwas Kopf. Ich rief B., dass er mir die Kupfersalbe im Schlafzimmer holen soll, weil ich eigentlich vor der Geburt etwas auftragen wollte, und so schmierte ich mich dann auch damit noch hastig ein.
In einer weiteren kräftigen Wehe kam dann – bevor der Kopf überhaupt richtig geboren war – das ganze Kindelein in meine Hände geschossen. Da war es kurz nach 3 Uhr.
Und das war so schön, weil er kam so perfekt da raus, und er war so frisch wie ein Tautropfen am Morgen. Er sah so wunderschön aus, schöner Kopf, runder Haarwirbel wie eine Quelle auf der Mitte des Hinterhauptes platziert – Augen so klar und wach als ich ihn hochnahm. Da durchströmte mich so eine richtige Welle, dass ich mich selbst als Baby sehe. Unbeschreiblich. Er war einfach so rosig und hatte so schöne Haut. Er machte ein kurzes Geräusch. Das klang so ähnlich wie ein erstauntes „Waah“. Ich glaube, er war einfach auch so überrascht, draußen zu sein.
Wir haben ihn in ein Handtuch gewickelt und saßen so zu dritt auf dem Boden im Wohnzimmer und konnten unser Glück kaum fassen.
Meine Hebamme kam dann so 15 min nach der Geburt.