Hier kommt wieder eine schöne Geburtsgeschichte, die ich mit euch teilen darf. Die Mama, die dies schreibt, ist selbst Hebamme und berichtet von der Geburt ihres ersten Kindes. Viel Spaß beim Lesen. 🙂
Es war eines Abends im Juli, wenige Tage nach dem errechneten Termin, dass ich zum ersten Mal leichte Wehen spürte. Da wurde ich auf einmal so aufgeregt, dass es tatsächlich losgehen sollte, und bekam auch etwas Angst. Ich saß also auf dem Sofa und zitterte, obwohl es wirklich nur ganz klitzekleine Wehchen waren. Wahrscheinlich war ich einfach viel zu aufgeregt, jedenfalls waren nach einiger Zeit die Wehen wieder weg und ich total erleichtert.
Am darauffolgenden Abend spürte ich wieder ein leichtes Ziehen im Bauch, rechnete wieder mit ein paar Übungswehen, freute mich darüber und war wunderbar entspannt. B. ging zur Nachtschicht und es war so schön ruhig, dunkel und friedlich in der Wohnung. Ich habe noch ein schön warmes Dampfsitzbad gemacht, das tat richtig gut. Die Wehen waren ganz leicht, geradezu angenehm und ich guckte aus dem Küchenfenster in die Dunkelheit.
Später legte ich mich mal ins Bett, denn ich wollte ja ausgeruht sein, wenn mir morgen noch ein langer Tag bevorstand. Das war dann aber keine gute Idee, denn sobald die erste Wehe mich im Liegen ergriff, stand ich ruckzuck wieder auf. Das war nicht auszuhalten.
Also bin ich einfach wieder in die Küche gegangen und habe mich auf der Arbeitsplatte abgestützt. Das war wunderbar angenehm. Längere Zeit verbrachte ich auch auf der Toilette. Im Sitzen war es auch ganz hervorragend und gleichzeitig entleert man sich der unnötigen Dinge – wie praktisch.
Da die Wehen also weiterhin sehr angenehm waren, ja so langsam habe ich schon etwas kräftiger ausgeatmet – wurde ich mal neugierig und untersuchte den Muttermund. Der war zu dieser Zeit gerade fingerdurchlässig. Ich, ganz die Hebamme, fing also an, mir ein kleines Protokoll zu schreiben mit Uhrzeit und Muttermund-Befund und rechnete – ganz lehrbuchmäßig ausgebildet – mit einem Zentimeter pro Stunde, schlug noch 2 Stunden für die Zeit von vollständiger Eröffnung bis zur Geburt drauf und kam somit auf eine voraussichtliche Geburtszeit von etwa Nachmittag des nächsten Tages.
Dass die Pausen zwischen den Wehen nur noch ca. 3 minütig waren, passte zwar nicht ganz so ins Bild, aber das konnte sich schließlich auch wieder beruhigen. Nichtsdestotrotz informierte ich schon mal meine Hebamme, dass ich mich langsam einwehe. Sie fragte mich, ob sie mal kommen soll? Das hat mich ganz überrascht, denn ich vermutete keine Geburt in nächster Zeit. Also sind wir so verblieben, dass ich mich wieder melde, wenn ich sie brauche.
Nach dem Auflegen kam eine richtige Wehe, die ich dann auch schon etwas lauter veratmet habe. Sobald sie vorbei war, habe ich also auch B. aus der Nachtschicht zurückgerufen, da es nachts mit dem Bus länger dauert, bis er dann ankommt.
Ich habe also wieder total diese ruhige und friedliche Atmosphäre in der Dunkelheit genossen und fand es einfach so schön. Ich stand einfach immer vornübergebeugt in der Küche und zwischendurch bin ich auch mal ins Wohnzimmer gewandert.
So gegen 1 Uhr oder etwas später kam dann B. zu Hause an und fragte, ob er jetzt den Pool aufbauen soll. Ich dachte aber, das wäre ja noch nicht nötig und lehnte ab. Er hielt sich also schön im Hintergrund für ein paar Minuten irgendwo auf, bis ich dann wirklich merkte, es dauert nicht mehr bis zum nächsten Nachmittag. Das war der Moment, in dem nämlich bereits ein deutliches Druckgefühl in der Wehe auftrat, auch wenn es anfangs nur kurz war. Als ich das gemerkt habe, meinte ich: „Jetzt schnell aber, mach du schon mal das Wasser heiß, ich blase den Pool auf.“ (Also wir hatten so ein elektrisches Teil zum Aufblasen.)
Ich konnte während der Wehen echt kein einziges Geräusch ertragen, das hat mich total raus gebracht und mich total sauer gemacht. Deswegen gestaltete sich der Aufbau echt lustig, weil ich sobald eine Pause war, hastig das Teil aufblies und sobald eine Wehe kam, bin ich wieder richtig in mir gewesen und alles musste mucksmäuschenstill sein. Also dieser Wechsel von Wehe und Pause, das war echt enorm, ich war hellwach und da in der Pause, völlige Entspannung – wenn man das so sagen kann, während ich den Pool aufbaute.
Der Pool stand dann ich glaube ziemlich schnell, ich kniete davor und stütze mich darauf in der Wehe ab. Ich sagte B.: „Beeil dich mit dem Wasser, das Kind kommt bald!“ Dann fiel mir auf, dass ich ja noch gar nicht den extra angeschafften Entbindungsduft und das Geburtsöl angewendet habe, auf die ich mich so gefreut habe. Und so, ich weiß nicht warum, stand ich auf, um mir noch wenigstens auf den Bauch hastig etwas Geburtsöl draufzuklatschen 😉 Dann ging ich schnell wieder in meine kniende/ hockende Position vor den Pool. Als vielleicht 2 Ladungen voll von diesem 1,5 l Wasserkocher drin waren, wurde deutlich, dass die ganze Beeilung nichts mehr nützt, denn die Fruchtblase kam zum Vorschein. Erst da haben wir wieder an die Hebamme gedacht und B. rief sie an. Ich hörte wie er sagte: „Der Kopf ist schon da!“ Und ich rief: „Nein, das ist doch nicht der Kopf, nur die Fruchtblase.“ Es war irgendwie so lustig, wie in einem Comic, wenn man das so von seiner eigenen Geburt sagen kann. Auch wenn ich das gerade aufschreibe, muss ich immer lachen. Es war einfach schön und lustig.
Natürlich kam also hinter der Fruchtblase, die dann wohl platzte (oder habe ich sie aufgemacht, dass weiß ich nicht mehr so genau), dann auch etwas Kopf. Ich rief B., dass er mir die Kupfersalbe im Schlafzimmer holen soll, weil ich eigentlich vor der Geburt etwas auftragen wollte, und so schmierte ich mich dann auch damit noch hastig ein.
In einer weiteren kräftigen Wehe kam dann – bevor der Kopf überhaupt richtig geboren war – das ganze Kindelein in meine Hände geschossen. Da war es kurz nach 3 Uhr.
Und das war so schön, weil er kam so perfekt da raus, und er war so frisch wie ein Tautropfen am Morgen. Er sah so wunderschön aus, schöner Kopf, runder Haarwirbel wie eine Quelle auf der Mitte des Hinterhauptes platziert – Augen so klar und wach als ich ihn hochnahm. Da durchströmte mich so eine richtige Welle, dass ich mich selbst als Baby sehe. Unbeschreiblich. Er war einfach so rosig und hatte so schöne Haut. Er machte ein kurzes Geräusch. Das klang so ähnlich wie ein erstauntes „Waah“. Ich glaube, er war einfach auch so überrascht, draußen zu sein.
Wir haben ihn in ein Handtuch gewickelt und saßen so zu dritt auf dem Boden im Wohnzimmer und konnten unser Glück kaum fassen.
Meine Hebamme kam dann so 15 min nach der Geburt.