Warum stockt meine Geburt?

Die Wehen sind heftig und der Muttermund (so jemand ihn tastet) geht kaum auf? Das Baby will nicht geboren werden trotz stundenlanger Wehen? Kommt immer mal wieder vor und endet häufig im Kaiserschnitt. Oft wäre das nicht nötig – nur leider fehlt den meisten Geburtshelfern das nötige Wissen. Im Folgenden habe ich versucht zusammenzufassen, was ich dazu von Gail Tully (Hebamme in den USA und Expertin in Sachen Kindslageoptimierung) und anderen Experten auf dem Gebiet gelernt habe. Damit die Übersichtlichkeit halbwegs erhalten bleibt, mache ich mehrere Teile. Dieser erste Teil soll dir helfen herauszufinden, warum die Geburt nicht weitergeht.

Wenn eine Geburt nicht voran geht, muss man sich als erstes die Frage stellen: Ist das Baby gut ins Becken eingestellt? Denn um für eine Geburt durch das Becken gehen zu können, muss das Baby  erst einmal am Beckeneingang ins Becken eintreten.

Ein Baby, das gut ins Becken eingestellt ist, zeigt einen stetigen Geburtsverlauf mit Wehen, die über die Zeit immer stärker werden und regelmäßig sind. Mehr dazu, wie man die Wehenstärke einschätzen kann, hier.

Wenn das Baby nicht oder nicht gut ins Becken eingestellt ist, erkennt man das an diesen Dingen: 

  • ermüdende Vorwehen, ohne dass die Geburt richtig losgehen will. Die Gebärmutter versucht damit unermüdlich, das Baby in eine bessere Position zu bringen.
  • Möglich sind auch Übertragung, weil die Geburt auf sich warten lässt, solange das Baby noch nicht geburtsbereit liegt.
  • Häufig ist auch ein vorzeitiger Blasensprung, nach dem die Wehen nicht oder sehr zögerlich beginnen.
  • einen Geburtsverlauf ohne Fortschritt. Der Muttermund mag sich dabei öffnen (durch den Druck der Fruchtblase, aber nicht durch den kindlichen Kopf), oft bleibt der Muttermund mehr oder weniger geschlossen. Das Baby steht in jedem Fall hoch und kommt nicht tiefer. Man kann den Babykopf über der Symphyse tasten. Er kann die Symphyse überlappen, muss das aber nicht zwingend. (Achtung: außerdem fest über der Symphyse lässt sich oft die Schulter tasten. Sie ist aber schmaler als der kindliche Kopf.)
  • Verschiedene Wehenmuster sind möglich:                                        Start-Stop-Wehen, ohne dass es einen Zusammenhang mit dem Tag-Nacht-Rhythmus (nachts nehmen die Wehen natürlicherweise zu) oder bestimmten Störfaktoren (Ortwechsel, Personalwechsel, zu wenig getrunken) gibt.                                                  stundenlang leichte, regelmäßige oder unregelmäßige unveränderliche Wehen oder                                                                                 starke, unaufhörliche Wehen wie in der Übergangsphase aber ohne Fortschritt (Wehen sind bei 1-3 cm Muttermundseröffnung heftiger als bei 8 cm)
  • kann (muss aber nicht in jedem Fall) Schmerzen hoch im Becken machen (über der Symphyse, den Hüften oder im Rücken)
  • Die Mutter bleibt kopfgesteuert und kommt nicht in der instiktiven Geburtsblase an, da die für diesen Wechsel zuständige Hormonveränderung bei einem hoch stehenden Baby noch nicht stattgefunden hat.

Mögliche Ursachen, warum das Baby nicht ins Becken kommt (eins oder mehreres kann zutreffen):

  • die Bauchmuskeln sind schwach und der Bauch hängt zu weit nach vorn, so dass die Gebärmutter das Baby nicht im richtigen Winkel ins Becken bzw. gegen das Kreuzbein drückt. Dadurch kann es auch zu einer Fehleinstellung des Kopfes kommen, wobei der Kopf kippt und mit einer Schrägseite vorangeht (Asynklitismus).

  • Das Baby liegt in der hinteren Hinterhauptslage (Sternengucker) – damit einhergehen häufiger Doppelwehen (eine Wehe geht ohne Pause in eine zweite über) oder auch ein Wehensturm.

 

Ein Baby in hinterer Hinterhauptslage (Sternengucker) liegt mit seinem Rücken in Richtung mütterlichem Rücken. Dadurch, dass es Mamas Kreuzbein im Nacken hat, kann es den Kopf nicht so beugen, wie ein Baby in vorderer Hinterhauptslage. Dadurch wird es mit größerem Kopfdurchmesser versuchen, ins Becken einzutreten. Ein häufiger Grund für einen Geburtsstillstand am Beckeneingang.
  • ein abgeflachtes Becken (platypeloid) – Es besitzt einen verkleinerten Beckeneingang, der den Eintritt des kindlichen Kopfes erschwert.

Lösungsansätze und Übungen zur Erweiterung des Beckeneingangs: hier

Geburtsstillstand, wenn Babys Kopf im Becken ist (typisch bei 5-8 cm Muttermunderöffnung): 

  • kann nach bisher unauffälligem Geburtsverlauf auftreten
  • Stillstand bei 5 -8 cm Muttermundseröffnung mit starken Wehen
  • Wehen sind oder waren schon kräftig, schwächen nach einer Zeit ab
  • Der Kopf des Babys bleibt quer (eine Hebamme kann das vaginal tasten), anstatt sich gerade zu drehen (tiefer Querstand)
  • Der gefühlte Druck kann zu Panik führen oder dem Gefühl, dem Geburtsfortschritt nicht nachgeben zu können/wollen. Die Mutter ist aber nicht mehr im rationalen Denken verhaftet wie bei einem Geburtsstillstand am Beckeneingang.
  • Wenn ein verspannter Beckenboden die Ursache des Stillstandes ist, wird sich das Baby durch Übungen, die den Beckenboden entspannen und die Beckenmitte öffnen, drehen. Klemmt es zwischen den beiden Sitzbeinstacheln (Spinae ischiadicae) fest, hilft unter Umständen nur eine manuelle Drehung des Kopfes durch einen erfahrenen Geburtshelfer oder ein Kaiserschnitt.

Mögliche Ursachen, warum das Baby auf Beckenmitte stecken bleibt: (eine oder mehr sind möglich)

  • Asynklitismus – der Kopf ist ein Stück zur Seite gekippt und kommt deshalb nicht weiter. Meist bei einem Beckenboden, der zu einer Seite hin verspannt ist. Der Beckenboden dient dem Kopf als Führung. Ist die Führung schräg, kippt der Kopf eher schräg.
  • Sternenguckerlage (hintere Hinterhauptslage), evt. plus wenn das Baby das Kinn nicht auf die Brust genommen hat, was aus der Sternenguckerlage häufiger mal passiert. Dann ist das Manövrieren durch das Becken u.a. aufgrund des größeren Kopfdurchmessers erschwert.
  • verspannte Bänder und Muskeln im Becken durch eine ungünstige Körperhaltung/viel sitzen in der Schwangerschaft
  • Unfälle oder andere Ursachen für ein schiefes Becken
  • Baby ist sehr groß.
  • Das Becken ist schmal (anthropoid) und damit der Abstand zwischen den Sitzbeinstacheln kleiner als normal

Lösungsansätze und Übungen zur Erweiterung der Beckenmitte: hier

Geburtsstillstand wenn das Baby am Beckenausgang und schon (fast) zu sehen ist:

Achtung! Pressdrang oder vollständige Muttermundseröffnung bedeuten nicht zwingend, dass das Baby am Beckenausgang ist. Es kann trotzdem noch weiter oben oder noch gar nicht im Becken sein. Also zuerst bestimmen: Wo ist das Baby?

Bei Geburtsstillstand ist also wichtig herauszufinden: Wie weit ist das Baby schon auf seiner Reise durch’s Becken gekommen?

(nicht: Wie weit ist der Muttermund auf?)

Um zu beschreiben, wie tief das Baby im Becken ist, benutzt man die Höhenstandseinteilung nach Lee. Dabei ist 0 eine gedachte Linie zwischen zwei Knochenvorsprüngen, an denen das Becken am engsten ist (Interspinalebene).

 

So ganz genau nach Zahlen lässt sich der Höhenstand des Kindes in der Realität kaum bestimmen. Wichtig zu wissen ist eher: Ist das Baby noch weit oben, also im oder über dem Beckeneingang (in der Abbildung rot)?  Ist es in der Beckenmitte (gelb)? Oder steht es schon tief, also fast am „Ausgang“ (grün)?

 

Auf dem Weg durch das Becken muss das Baby mit dem Kopf Drehungen vollziehen um durchzupassen. Wenn man weiß, wo das Baby sich in etwa befindet, kann man bei einem Geburtsstillstand spezielle Übungen machen, um dort mehr Platz zu schaffen, wo es in der Situation notwendig ist.

 

Wie bekomme ich heraus, wo meine Baby ist?

Ein Baby, dass sehr hoch steht, tastet sich am besten von außen über die Bauchdecke. Über der Symphyse lässt sich der kindliche Kopf tasten. Lässt er sich etwas hochschieben oder bekommt man direkt über der Symphyse die Fingerspitzen drunter, ist er nicht im Becken eingestellt. Wenn der Kopf im Beckeneingang fest steckt, ist das nicht ganz so leicht zu tasten, sollte aber von den oben beschriebenen Symptomen her abzugrenzen sein. Ist der Kopf im Becken, kann man das auch von außen tasten, dann ist der Kopf nur noch – wenn man etwas tiefer reindrückt – von den Seiten zu tasten. Eine Hebamme hat gelernt, den Höhenstand des Kindes vaginal zu tasten und im Verhältnis zur Interspinalebene zu bestimmen.

Mehr zum Geburtsstillstand am Beckeneingang „hängen“ bleibt hier.

Mehr zum Geburtsstillstand auf Beckenmitte hier.

Mehr zum Geburtsstillstand am Beckenausgang hier.

 

Alleingeburt nach zwei Kaiserschnitten

Hallo liebe Leser, 

der Geburtsbericht, den ich heute mit euch teilen darf, stammt von einer Mama, die ihr viertes Kind bekommen hat. Die ersten beiden Kinder kamen per Kaiserschnitt, das dritte wurde im Krankenhaus auf natürlichem Weg mit Hilfe der Saugglocke geboren. Und das vierte kam gut informiert und vorbereitet in Eigenregie. Nach der Geburt gab es eine Verlegung in die Klinik, die die Mutter im Rückblick unnötig fand. Aber lest selbst!

Die Geburt unseres vierten Kindes am 03.10.2016

Vorgeschichte: Meine Tochter kam 2008 per sekundären Kaiserschnitt zur Welt, dessen Gründe im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar waren. Ich kam damit überhaupt nicht zurecht, dass die Geburt so endete und fing an im Internet zu recherchieren. Dabei stieß ich auf die Seite von Sarah Schmid. Mir war sofort klar, so ganz alleine könnte ich am besten gebären.

Daraus wurde aber erstmal nichts, denn 2011 kam dann mein Sohn wegen Querlage/ immer auch mal wieder BEL per geplanten Kaiserschnitt zur Welt. Ein Drehversuch scheiterte, weil die Herztöne abfielen.

Nach diesen zwei Sectios traute ich mir noch keine Alleingeburt zu, fand auch keine Hausgeburtshebamme, die mich mit meiner Vorgeschichte betreuen wollte. So kam 2013 meine Tochter im Krankenhaus zur Welt. Bei dieser Geburt wurde viel untersucht und angeleitet. Schließlich kam es, nach einer Untersuchung durch die Hebamme und danach angeleitetem Pressen in Rückenlage zu einem Riss und starkem Blutverlust (ca. 1000ml). Aber ich war stolz, wenigstens vaginal entbunden zu haben, denn ich habe eine Wirbelsäulenversteifung und war mir nicht 100% sicher, ob ich so überhaupt gebären kann. Ich hatte während der Geburt viel diskutieren müssen, über Wehentropf und liegen bleiben. Ich habe mich gegen vieles gewehrt, trotzdem war es eine interventionsreiche Geburt.

Umso mehr ich mich informierte,  umso mehr ich die Abläufe der Geburten revue passieren ließ, desto überzeugter bin ich, dass Geburt 1 und 3 nur wegen der vielen Eingriffe, der mangelnden Ruhe und dem vorgegebenen Zeitdruck so gelaufen sind.

Vorbereitung: Für diese Geburt wünschte ich mir eine Alleingeburt. Mein Mann war etwas skeptisch und bekundete, er habe davor gehörigen Respekt. Wir einigten uns darauf, dass ich erst mal daheim bleibe und wenn einer von uns beiden ein ungutes Gefühl bekommen würde, wir uns ins Krankenhaus begeben würde. Dort meldete ich mich im Vorfeld ganz normal an.

Vorbereitet habe ich mich durch die Bücher von Sarah Schmid, Ina May Gaskin, die Internetseiten von Jobina Schenk und Sarah Schmid. Außerdem halfen mir die Berichte und der Austausch in den Natürlichen Geburtsgruppen (Facebook).

Wir haben eine größere Badewanne, die sich ideal zum gebären eignet. Damit ich auch in den Genuss eines Gebärhockers kommen konnte, stellte ich zwei Ikea-Kinderhocker links und rechts neben die Toilette, auf die ich meine Füße stellte und so tiefer „in der Hocke“ sitzen konnte.(Idee ist ebenfalls geklaut, von einem Geburtsbericht auf Sarahs Seite). Für eine evtl. auftretende Wehenschwäche, bei der sie mir zweimal im Krankenhaus den Wehentropf aufdrängten, bereitete ich ein Glas Wasser mit aufgelösten Calcium vor.

Zur Vorsorge war ich zweimal beim Ultraschall und dreimal bei meiner lieben Hebamme, die bedauerte, dass sie mich nicht begleiten könne, aber sie traue es sich nicht zu. Außerdem war sie zur Geburtszeit sowieso im Urlaub. Ich erzählte ihr dann auch nicht direkt, dass ich mit einer Alleingeburt liebäugelte. Trotzdem war es für sie klar, dass das eine Option für mich ist.

 

Geburt unserer Tochter vom 03.10.20160 (SSW 39+3)

Wie auch schon am Tag vor der Geburt meiner zweiten Tochter, beschlossen wir an diesem Feiertag, mal wieder meinen Lieblingschinesen zu beehren. Nach dem Zahlen um ca. 13:30 spürte ich tatsächlich die erste Wehe. Evtl lag es am  scharfen, ingwerreichem Essen, aber auch, dass wir uns am Morgen geliebt hatten, könnte die Wehen angestoßen haben.

Zu Hause fing ich an, das Haus sauber zu machen und die Kleintiere am Hof zu füttern. Dabei kamen immer wieder erträgliche Wehen in recht kurzen Abständen. Als sie schmerzhafter wurden nutze ich den Türstocktrick, von dem ich im Internet gelesen hatte. Es war, als könnte ich die Wehen fast ausschalten, wenn ich mich mit beiden Händen von einer Türstockseite abdrückte und so mein Kreuzbein gegen die andere Seite drückte. Die Wehen wurden intensiver und mussten dann immer mehr veratmet werden. Es war jetzt ca. 16 Uhr und mein Mann ging zur Stallarbeit. Ich beruhigte ihn und meinte, wenn das jetzt kein falscher Alarm sei, dann würde ich mit dem Baby erst nachts rechnen. War doch die erste Geburt nach 12 Stunden mit einem Kaiserschnitt beendet worden und die dritte nach etwa 10 Stunden mit Saugglocke.

Um ca. halb fünf kam mein Sohn vom Spielen rein, weil er sich mit den Geschwistern und Nachbarkindern gestritten hatte. Er konnte sein Glück gar nicht fassen, als ich ihm bereitwillig den Fernseher anbot, denn damit bin ich normalerweise sehr knausrig. Doch nun wollte ich meine Ruhe und in die Badewanne. Dass sich seine Geschwister ebenfalls bereitwillig vor der Glotze niederlassen würden, davon konnte ich mit Sicherheit ausgehen.

In der Badewanne verschwanden die Wehen für ca. 15-20 Minuten komplett. Ich konnte mich nochmal richtig ausruhen und döste sogar etwas weg, trank aber von meinem Calciumwasser. Als es wieder losging, diesmal mit verstärkter Intensität, konnte ich aber gut mitarbeiten. Sowohl mit der Atmung als auch beim Positionswechsel hatte ich das Gefühl, intuitiv das Richtige zu machen.

Die Übergangsphase war dann nicht mehr so schön. Ich fing an rum zu jammern und sogar laut vor mich hin zu schimpfen, wollte Hilfe und dass mir das Ganze jetzt jemand abnimmt. Als mich mein Mann besuchen kam und mich fragte, was ich brauche und ob wir doch jetzt ins Krankenhaus fahren sollten, war das genau die richtige Frage. Ich wurde plötzlich wieder ganz klar im Kopf. Nein, ins Krankenhaus wollte ich nicht. Ich spürte nach jeder Wehe mein Kind, ich hatte das Gefühl alles läuft genauso, wie es soll. Am liebsten wollte ich meine Ruhe und dass sich mein Mann um die drei Geschwister kümmert, jedoch immer mal wieder nach mir schaut. Irgendwie war das der Punkt der Entscheidung, dass wir das jetzt wirklich hier zu Hause zu Ende bringen.

In einem Interview sagte die Hebamme Anna Rockel-Loenhoff sinngemäß: Die Frau müsse erkennen, dass die Wehen nichts Böses seien, dass sie ertrage müsse, sondern dass sie von dem Körper der Frau kommen und sie damit arbeiten müsse. Diese Worte, die mir wieder in den Sinn kamen und der Entschluss, ich zieh das jetzt durch, ließen mich wieder aktiver werden. Mit Pferdeschnauben und in der Hocke schon ein bisschen mitdrückend löste ich vermutlich den Pressdrang aus. Es war eine Erlösung, denn die erste Presswehe war nicht mehr schmerzhaft. Ich stand auf, wollte auf die Toilette, weil ich auch etwas Stuhl verloren hatte, doch die nächste Wehe zog mich fast in die Knie. Sie war nicht schmerzhaft, sondern sie hatte eine so wahnsinnige Kraft. Ich glaube, ich habe gebrüllt wie eine Löwin. Hier kam nochmal ein kurzer Zweifel, ob wir vielleicht doch ins Krankenhaus sollten. Dieser dauerte aber nur ganz kurz, denn auf der Toilette merkte ich ein Brennen an der Scheide und rief meinen Mann zu, dass nun der Kopf komme. Als er ins Bad kam, meinte er erst noch „Nein, das ist die Fruchtblase, da kommt noch lange kein Kopf“. Ich fasste selbst hin und spürte auch die Blase weit rausragen. Nun kniete ich mich vor die Badewanne und hielt mich am Rand fest. Der Kopf kam mit der nächsten Wehe ohne Fruchtblase darüber. Dann kam eine Wehenpause von ca. einer halbe Minute und mein Mann wurde nervös. Dank Eurer Geburtsberichte und den Videos konnte ich ihn jedoch beruhigen, dass das völlig normal sei. Mit der nächsten Wehe wurde dann problemlos unsere kleine Tochter in die Hände meines Mannes geboren. Wir einigten uns auf 18:50 Uhr als Geburtszeit.

Mein Mann gab sie mir unten durch und wir waren nur noch glücklich.

Vermutlich, weil mit dem Baby erst das meiste Fruchtwasser, vermischt mit etwas Blut, ablief, sah es nach einer erschreckend starken Blutung aus. Auf Grund der starken Blutung bei der vorherigen Geburt, riefen wir den Rettungswagen. Nach ein paar Minuten war jedoch klar, dass es sich um einen Fehlalarm handelte.

In der nächsten halben Stunde erlebte ich, wie es sich anfühlt, wenn Raum und Zeit keine Größen mehr darstellen. Für mich waren es nur Sekunden, ich war so erfüllt vom Glück und Liebe, ich nahm kaum mehr etwas wirklich und doch alles so intensiv war. Meine Kleine trank schon nach kürzester Zeit, bevor der Rettungsdienst da war, kräftig an meiner Brust. Die Geschwister begutachteten ihre kleine Schwester. Während die Mädchen begeistert waren, war mein Sohn (5 Jahre) richtig schockiert. Er meinte später, er habe sein Herz in den Ohren gehört. Der Grund war, weil sie so verknautscht und schmierig war und noch dazu kein Junge.

Die Sanitäter hatten sich total verfahren und fanden deshalb erst nach einer halben Stunde zu uns. Ich denke diese Zeit das war ein kleines Geschenk von wem auch immer. Die Blutung hatte ja längst aufgehört, mir war nicht einmal schwindelig, sondern ich war topfit. Wären die Sanitäter nicht so nett gewesen, hätten sie mich wohl nicht überreden können noch kurz zur Sicherheit ins KH mit zu fahren.

Dort fühlte sich dann alles eher nach einer Vergewaltigung als nach medizinischen Hilfe an. Ich werde nicht näher darauf eingehen, aber es ist einfach schade, dass man diese hektische, schmerzhafte Viertelstunde und die völlig respektlose Behandlung nicht rückgängig und vergessen machen kann. Denn ansonsten war diese Geburt zwar nicht schmerzfrei aber mit Sicherheit das intensivste und schönste Erlebnis meines Lebens. Nach zwei Stunden gingen wir aber auf eigene Verantwortung wieder nach Hause.

Alleingeburt in der Regentonne (Video)

Eine Geburt in der Regentonne hat ihre Vorteile: Man kann im Wasser sein und ist trotzdem aufrecht. Aber geht das überhaupt? Ist das nicht zu eng? Und wie kommt man rein und raus? Meine Freundin Stefanie hat’s gemacht und für euch gefilmt.

https://www.youtube.com/watch?v=n3UBnH1xYHg

 

Impressionen von der Midwifery Today Konferenz, Strasbourg

Die internationale Midwifery Today Konferenz fand diesmal vom 19. – 24. 10. 2016 in unserer Nähe, in Strasbourg, statt. Dort treffen sich Hebammen, Doulas und andere, denen Geburt und eine Verbesserung der Geburtshilfe am Herzen liegt. Schon letztes Jahr, wo die Konferenz in Deutschland stattfand, konnte ich einen Tag lang teilnehmen. Da war es nur etwas weiter als diesmal. Wie im letzten Jahr packte ich also für einen Samstag meine Älteste und meinen aktuell Jüngsten ins Auto und machte mich auf den Weg. Ich hatte mich für die Kurse von Gail Tully angemeldet. Ihr gehört die Seite www.spinningbabies.com. Das Wissen, das sie über die Kindslage und wie man sie beeinflussen kann, vermittelt, ist hierzulande noch rar. Immer noch führt eine nicht optimale Kindslage allzu oft zu einen Kaiserschnitt, der mit dem erforderlichen Wissen und etwas Hilfe nicht nötig gewesen wäre. Auch bei geplanten Alleingeburten kommt das vor.

Warum legen sich Babys überhaupt ungünstig für die Geburt? Schuld ist wohl ganz allgemein gesprochen unser vom Sitzen dominiertes Leben und/oder ein nicht ganz optimal geformtes Becken. Aber man kann mehr tun als nur Kaiserschnitte machen. Schon in der Schwangerschaft aber auch unter der Geburt. Da wollte ich also so viel wie möglich dazu lernen.

„Babys legen sich in die beste Position, die ihnen möglich ist – in dem Platz, der ihnen zur Verfügung steht.“

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Gails lustiges Strickmodell einer Gebärmutter – mit Eileitern, Bändern und allem. Ist das Becken in sich verspannt (durch eine schlechte Körperhaltung, viel Sitzen etc.), beeinflusst das auch die Bänder, über die die Gebärmutter im Becken befestigt ist. Dadurch kann die Gebärmutter schief gezogen werden, was unter Umständen verhindert, dass das Baby sich in eine bessere Position legt.

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Gails Arbeitsutensilien.

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Drei verschiedene Varianten, wie sich der Babykopf aus der hinteren Hinterhauptslage (Sternengucker) im Becken dreht, damit das Baby geboren werden kann.

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Side-Lying-Release demonstriert.  Ein verspannter Beckenboden kann machen, dass das Baby sich mit dem Kopf schief ins Becken einstellt und dann nicht weiterkommt. Übermäßig viel Sport wie beim Leistungssport lässt den Beckenboden gelegentlich sehr straff sein, was ebenfalls zu Problemen führen kann. Diese Übung wird auf der rechten und linken Seite für 4-10 Minuten durchgeführt und entspannt den Beckenboden.

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Eines von Gails Wandbilder: Links zum Thema Schulterdystokie. Rechts kurz zusammengefasst was man tun kann, wenn das Baby an den verschiedenen Stationen im Becken (Eingang – Mitte – Ausgang) nicht weiterkommt.

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Ein berühmter Geburtshelfer hat ebenfalls Vorträge gehalten und  war sich nicht zu schade für ein Foto. 🙂

Michel Odent

Voll mit neuem Wissen und Eindrücken fuhr ich abends wieder heim, wo mein Mann mit Bravour unsere anderen vier Kinder gemanaged hat. Ein Knöllchen habe ich mitgehen lassen. Dafür hatte ich einen Parkplatz ganz nah dran. 😛

Ich mache noch einen gesonderten Beitrag darüber, wie genau man vorgehen kann, wenn das Baby bei der Geburt nicht ins oder durch’s Becken kommt. Ich fand es hilfreich, das direkt von Gail zu hören und vorgeführt zu bekommen und nicht nur zu lesen.

Meine Fünfte Alleingeburt

Liebe Leser, heute darf ich euch wieder einmal von einer meiner Geburten berichten.  Es ist die Geburt unseres sechsten Kindes, meine fünfte Alleingeburt. Viel Spaß beim Lesen. 🙂

Die Schwangerschaft verläuft – wie bei den anderen fünf Kindern vorher – unspektakulär. Ich bin zweimal beim Hausarzt (wegen Stützstrümpfen und Schilddrüsenwerten), sonst mache ich meine eigene Vorsorge.

Mit Näherrücken des Geburtstermins bekomme ich Lampenfieber. Der Gedanke, dass ich gebären soll, macht mir Angst. Es ist doch immer wieder eine unkontrollierbare Naturgewalt, die mir Respekt einflößt. Aber dann vergeht die Zeit, nichts tut sich und am 7.9.2016, 12 Tage nach Termin, will ich einfach nur noch gebären. Soweit über den Termin bin ich noch nie gegangen. Seit 6 Wochen ist mein Bauchumfang gleich geblieben. Aber das Baby bewegt sich munter und versichert mir so, dass es noch gut versorgt ist.

23.23 Uhr: Ich gehe nach allen anderen ins Bett, wie üblich. Unser zweiter Sohn ist im Familienbett auf meiner Schlafstelle eingeschlafen. Ich ziehe ihn auf seine Seite des Bettes und muss plötzlich auf die Toilette, schaffe es kaum. Verdächtig viel kommt da … klar, mit weißen Flöckchen und riecht nach Baby – zusammen mit noch mehr vom Schleimpfropf (etwas davon hatte ich schon tagsüber verloren). Das war wohl ein Blasensprung! Es geht endlich los!

Ich bin erst einmal munter, gehe in den Garten zu meinem Geburtsplatz und lege alles bereit. So richtig loszugehen scheint es aber dann doch nicht. Ich verschwinde schließlich im Bett. Zunächst kommen noch recht regelmäßig Wehen, alle 10 Minuten ungefähr. Sie sind aber nicht sehr stark, unter der Grenze zum Veratmen. Nach einer Stunde sind die Abstände auf 30 Minuten geklettert. Das Baby im Bauch turnt sehr lebhaft, ich weiß also, dass es ihm gut geht. Aber warum geht es nicht los? Ich hatte zwar schon eine Geburt, die mit Blasensprung begonnen hat, aber da war das Baby recht bald danach da. Da hilft wohl nur Geduld und Vertrauen – und eine Mütze Schlaf. Ich schlafe recht gut bis zum Morgen, ab und zu geweckt von einer Wehe.

Meinem Mann erzähle ich morgens von den Wehen und vom Schleimpfropf. Den Blasensprung verschweige ich. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht. Genug Gedanken mache ich mir ja selbst schon – obwohl alles doch im grünen Bereich ist. Die Wartezeit will ich aber möglichst ohne die Sorgen meines Mannes und den damit einhergehenden Zeitdruck im Nacken verbringen.

Den Vormittag wehe ich so vor mich hin und warte darauf, dass es richtig losgeht. Bewegung soll Wehen ankurbeln und ich muss mich ablenken. Also fege ich die Terrasse und ein Teil vom Hof. Nach dem Mittagessen mache ich Mittagsschlaf mit unserem bis dahin Jüngsten. Alle 10 Minuten wache ich für eine Wehe auf und schlafe danach weiter. Um 14.30 Uhr bin ich wieder wach. Die Wehen sind kräftiger. Es scheint endlich loszugehen! Mein Mann ist mit den anderen Kindern noch einkaufen. Ich rufe an, dass sie nicht trödeln sollen … dann richte ich mich auf dem Gymnastikball am Geburtsplatz ein. Schaue in den blauen Himmel – heute ist ein wunderschön warmer Tag – und veratme meine Wehen. Die kommen jetzt alle 2-3 Minuten. Kurz darauf sind die anderen vom Einkaufen zurück. Die Wehen werden heftiger, aber mit der Atmung und gleichzeitig mich Abstützen habe ich sie im Griff. Ich bohre meinen Blick in Kleeblätter und Gänsefingerkraut – volle Konzentration ist alles. Mein Mann hält derweil die Kinder mit dem Fernseher bei Laune und von mir fern.

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Die erste Presswehe – jetzt bin ich nicht mehr leise. Immer wieder unglaublich das Gefühl, wenn sich ein Kind durch mein Becken schiebt. Die dritte Presswehe bringt den Kopf weit herunter, er rutscht aber noch einmal zurück. Ich rede mit dem Baby: „Gleich haben wir’s geschafft.“

Mein Mann sagt den Kindern Bescheid. Die drei Großen wollten die Geburt unbedingt sehen! Die letzte haben sie verschlafen, heute endlich klappt es.

Mit der nächsten Wehe wird der Kopf geboren. Wahnsinn, wie groß dieser Kopf ist! Erleichterung, er ist raus. Jetzt die Drehung der Schultern. Ich spüre alles ganz deutlich … und bin so gefangen von dem Moment, dass ich den nächsten, völlig logischen Punkt verpasse: das Auffangen. Es ist 16.06 Uhr. Das Baby plumpst in Klee und Gänsefingerkraut. Die Nabelschnur ist um den Hals. Sie bremst den Fall und reißt dabei ab. Ich hebe den Kleinen – Es ist ein Junge! – schnell auf, stimuliere ihn, bis er regelmäßig atmet. Als ich die abgerissene Nabelschnur bemerke, hat sie schon aufgehört zu bluten. Ein gewisses Blutbad hat sie trotzdem geschafft anzurichten.

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Die großen Geschwister kommen, reden und staunen. Die Große ist enttäuscht, dass es kein Mädchen geworden ist. Die Jungs freuen sich über Verstärkung. Es vergeht keine halbe Stunde, da hat der Kleine die Brust gefunden und stillt. Wir bestaunen ihn ausführlich. Die Plazenta gebäre ich vor Ort. Dann gehe ich erst einmal duschen.

Einen Namen finden wir spät am Abend. Bis dahin hatten wir uns nur auf einen Mädchennamen geeinigt. Kiran Josia soll er heißen. Am nächsten Tag schaffen wir es zu wiegen und zu messen: 3180 g, 52 cm, 36 cm Kopfumfang

Der Sturz hat ihm offenbar nichts weiter ausgemacht. Er ist ein zufriedenes Baby und entwickelt sich genauso gut wie alle anderen vorher.

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Alleingeburt – zum dritten Mal

Liebe Leser, 

heute darf ich den Geburtsbericht samt Video einer Mama teilen, die ihr fünftes Kind bekommt und dabei ihre dritte Alleingeburt erlebt. Ihr werdet merken, sie ist schon ein Gebär-Profi – und trotzdem ist jede Geburt neu und hält Überraschungen bereit …

Videolink und Webseite der Familie findet ihr ganz unten. 

Ich möchte euch teilhaben lassen an meiner dritten Geburt in Eigenregie, welche wieder unspektakulär und schnell war.

Meine großen Kinder kamen alle ca. 2 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt, so dass ich auch dieses mal mit dieser Zeit rechnete. Tja, unser Baby kam natürlich auch mit einer Aufgabe zu uns, es sollte uns Gelassenheit und Geduld lehren. So verging die Zeit und ich war bereits in der 40. Schwangerschaftswoche. Da es mir aber sehr gut ging, sowohl körperlich als auch seelisch, war es ok so lang schwanger zu sein und ich genoss meinen Bauch im Sommer. Ich hatte nur 8 kg zugenommen und war bis zum Schluss kaum eingeschränkt mit meinem Bauch. Spaziergänge im Wald brachten nicht den gewünschten Erfolg eines Geburtsbeginns, ganz zu schweigen von anderen Mittelchen und Empfehlungen. Ich hatte einige Tag vor der Geburt jeden Abend ab und zu einen harten Bauch, aber nichts Regelmäßiges, so dass ich meist genervt ins Bett bin und früh ausgeschlafen mit Baby im Bauch aufwachte. Dennoch rechnete ich mit einer Geburt in der Nacht, wie die letzte Geburt war. In meinen Vorstellungen war es unmöglich, mit drei bis vier Kindern im Haus tagsüber eine Geburt über die Bühne zu bringen, viel zu wuselig ist es bei uns zu Hause. Aber dieses Abkommen hatte ich ohne meinen Körper gemacht.

Am 12. 7. hatte ich vormittags immer mal einen harten Bauch, gefühlt aber nicht regelmäßig und auch nicht heftig genug, um dass es auf eine Geburt hindeutete. Ich verabredete mich sogar mit einer Freundin auf dem Spielplatz. Als ich ihr von meinen leichten Wehen schrieb, empfahl sie mir doch lieber zu Hause zu bleiben und in Ruhe mein Baby zu bekommen. Die hat gut reden, dachte ich, und räumte aber sicherheitshalber mal das Haus auf, kochte Mittag und aß gemeinsam mit meiner Familie. Um zu schauen, ob die Wehen wirklich regelmäßig kommen und mich endlich körperlich und moralisch auf die Geburt einstimmen zu können, schickte ich meinen Mann mit den zwei großen Jungs (die Tochter war mit der Oma unterwegs) um 13 Uhr zum Einkaufen und auf den Spielplatz. Meinen 22 Monate alten Sohn begleitete ich in den Mittagsschlaf und hatte dann endlich Ruhe im Haus. Sitzend und wartend auf dem Sofa ging gefühlt nichts vorwärts, so dass ich mich weiter dem Haushalt widmete. Ich räumte den Geschirrspüler aus, die Küche wurde gewienert und das Wohnzimmer aufgeräumt. Während ich so vor mich hinarbeitete, kamen die Wehen aller 8-10 Minuten. Also doch recht regelmäßig, dachte ich. Und teilweise auch schon so, dass ich sie bewusst veratmen musste und in den Bauch atmete. Ok, vielleicht wird das ja doch was heute mit dem Baby. Ich bat meinen Mann per Nachricht, noch länger auf dem Spielplatz zu bleiben. Doch die Jungs wollten nach Hause und versprachen, leise oben zu spielen. So waren sie gegen 14.30 Uhr wieder zu Hause und auch der Jüngste wurde von seinem Mittagsschlaf wach. Toll, nun sind die Wehen bestimmt bald weg. Unserer Geburtsfotografin hatte ich Bescheid gegeben. Sie fragte auch, ob sie schon kommen soll (14.45Uhr), aber nein, das dauert sicher noch und ich war auch nicht so weit. Die Wehen blieben trotz Kindern um mich, der Kleinste schlängelte sich während der Wehen sogar um und durch meine Beine. Seit ca. 15 Uhr musste ich dann doch mittönen und wurde lauter, selbst das störte den Kleinen nicht. Meine Bedenken, dass er vielleicht Angst bekommt, waren völlig unbegründet. Zum Vertönen der ersten Wehen verzog ich mich dann erstmal aufs Klo, ich brauchte meine Ruhe und wollte noch nicht beobachtet werden. Mein Mann begann in der Zwischenzeit, den Pool einzulassen, welcher schon seit 3 Wochen aufgepustet dastand. Gegen 15.15 Uhr sagte ich dann der Fotografin Bescheid, dass sie so langsam doch vorbeikommen kann. Sie soll aber bitte nicht böse sein, wenn ich sie wieder rausschicke. Als sie 15.30 Uhr da war, nahm ich wieder mit dem Badezimmer vorlieb und vertönte meine Wehen für mich. Sie kamen seit um drei Uhr ca. alle 5 Minuten, waren aber gut aushaltbar. So ging ich dann 15.40 Uhr nach unten und konnte 15.50 Uhr endlich in den Pool. Das tat gut, ich hatte auch nach der ersten Wehe im Pool gefühlt eine lange Pause bis zur nächsten Wehe und konnte meine Kräfte noch einmal richtig sammeln. Denn dann begann die Übergangsphase und es wurde heftiger. 16.06 Uhr platze die Fruchtblase und ich fühlte nach dem Babykopf, welcher noch weit hinten war und so rechnete ich nicht so schnell mit der Geburt, obwohl ich wusste, dass bei den anderen die Geburt nach dem Blasensprung fünf Minuten später beendet war. Tja auch hier täuschte mich das Gefühl, denn das Baby wollte prompt geboren werden. So kam in der nächsten Wehe der Kopf und in der folgenden Wehe der Körper hinterher. Tamo Jarik wurde 16.13 Uhr in meine Hände geboren. Ich nahm ihn aus dem Wasser und war total perplex, dass es doch wieder so schnell ging. Mein Mann sollte gleich die zwei „kleinen“ Jungs holen, so dass auch sie ihren Bruder begrüßen konnten. Der große Sohn war auf dem Spielplatz und kam ca. 15 Minuten später dazu. Sie waren total glücklich, genauso wie wir Eltern und bestaunten unser Baby. Selbst der bisher Kleinste zeigte keinerlei Eifersucht, er lachte und freute sich über dieses kleine Wesen auf Mamas Brust.

Die Plazenta wollte im Pool nicht kommen, so dass ich noch ca. 20 Minuten den Pool verließ und aufs Sofa umsiedelte. Mir war total kalt und ich zitterte, gefühlt waren es tausend Nadelstiche die auf mich einpieksten. Zum Glück wurde mir zugedeckt schnell warm. Eine Stunde später hockte ich mich vors Sofa und gebar die Plazenta. Auch das völlig problemlos. Danach sagten wir dann der Hebamme Bescheid, dass sie sich in den nächsten Stunden gern auf den Weg machen darf, um unser Baby kennenzulernen. Sie war zwischen 18 bis 20 Uhr da, untersuchte unser Baby für die U1 und schrieb den ganzen Papierkram. Tamo war 3700g schwer und 53 cm groß, der Kopfumfang betrug 36 cm. Die zwei Wochen mehr im Bauch haben sich also bemerkbar gemacht. Er war mein schwerstes Baby, aber außer kleinen Schürfungen blieb ich unverletzt.

Mein Körper hat auch diese Geburt toll gemeistert, ich konnte die Wehen gut ertragen und hatte keine Sekunde Angst. Ich fühlte mich sicher und geborgen und hatte ein wunderbares Urvertrauen in mich. Selbst die Übergangsphase nahm ich nicht als solche war und konnte sie erst danach wirklich realisieren. Ich bin froh und sehr dankbar, die Geburt so erlebt zu haben und kann nur alle Frauen ermutigen, ihrem Körper und in ihre eigenen Gebärfähigkeiten zu vertrauen. Ich wünsche jeder Frau so eine selbstbestimmte Geburt.

Video und Webseite:

https://www.youtube.com/watch?v=tjWduUT913Q

www.gemeinsamfreileben.de

Alleingeburt aus Beckenendlage nach Kaiserschnitt

Hallo liebe Leser,

ich darf heute eine ganz besondere Geburtsgeschichte mit euch teilen. Das dritte Baby einer Mama kam nach Kaiserschnitt und in Beckenendlage zur Welt. Weil niemand sie vertrauensvoll begleiten wollte, nahm sie die Sache selbst in die Hand.  Viel Spaß beim Lesen und vielen, vielen Dank an die Mama, die diese wertvolle Geschichte mit uns teilt!

Bereits vor Bekanntwerden der Schwangerschaft war für uns klar, dass auch unser drittes Kind im Geburtshaus zur Welt kommen soll. In der ersten Schwangerschaft hatte ich noch gar kein Gefühl für meinen Körper und habe keinen Gebrauch von meinem Selbstbestimmungsrecht gemacht. Diese endete in einem vorzeitigen Kaiserschnitt, da mein Sohn eine Fehlbildung hatte und eine spontane Geburt unter der Voraussetzung schlecht bis nicht möglich war. Leider verließ er seinen irdischen Körper nach zwei Monaten wieder. Dreieinhalb Jahre später wurde ich erneut schwanger und die schwere Schwangerschaft (Hyperemesis gravidarum, kaum Nahrungsaufnahme möglich, da permanente Übelkeit und Erbrechen) bewirkte, dass ich mich informierte und beschloss, dass ich im Geburtshaus gebären möchte. Zum ersten Mal hörte ich von Hypnobirthing und außerklinischen Geburten, dieser „alternativen Schiene“. Meine Tochter habe ich dann einen Tag nach Termin ohne Probleme im Geburtshaus bekommen. Knapp 1,5 Jahre später haben wir erfahren, dass ein weiteres Menschenkind zu uns kommen möchte. In der 31. SSW wurde uns mitgeteilt, dass unser Ungeborenes sich in Beckenendlage (BEL) gedreht hatte. Jedoch sollte ich mir keine Sorgen machen, das Baby hätte noch genug Zeit sich zu drehen. Da ich bis dahin noch gar keine Ahnung hatte, was es mit dieser Kindslage auf sich hatte, habe ich mich im Internet etwas erkundigt. Ich war mir sicher, unser Mäuschen würde sich noch drehen, also habe ich mir keine Panik gemacht. In der 36. Woche wurde ich langsam unruhig, habe meine Hebamme gefragt, ob man nicht versuchen könnte, das Kind zu „locken“. Langsam aber stetig häuften sich die Versuche, Mini zum Drehen zu animieren. Moxen, Becken hochlagern, Gespräche –  hat sie alles nicht beeindruckt und so näherten wir uns langsam dem errechneten Termin. Gleichzeitig wuselte ich im Internet herum und las alles, was ich bezüglich Geburten aus BEL in die Finger bekam. Da die Hebammen in unserer Umgebung keine BEL-Geburten begleiten, musste ich mich mit einer Klinikgeburt befassen. Ein unnötiger Kaiserschnitt kam für uns nicht in Frage. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, in ein Krankenhaus zu gehen, um mein Kind zu bekommen, aber ich dachte mir: Hey, sei nicht so voreingenommen, es gibt auch schöne KH-Geburten. Also suchte ich in der 38. SSW nach Kliniken, die erfahren sind und spontane BEL begleiten. Ich machte einen Termin zur Geburtsplanung in einem Krankenhaus knapp 30 km von uns entfernt in der Hoffnung, dass ich danach meine Ängste ablegen und ganz entspannt dort gebären kann. Leider riet mir der Oberarzt zu einem Kaiserschnitt. Laut ihm war das Risiko einer Uterusruptur zu hoch. Für mich war das wie ein Schlag. Ich empfand das Gesagte als überspitzt und fragte einige Hebammen, ob das Risiko einer Uterusruptur bei einer BEL wirklich so viel höher sei, da ich ja bereits eine vaginale Geburt hatte. Alle befragten Hebammen sagten, dass das totaler Blödsinn sei und dass das Risiko nicht wirklich höher sei als bei einer Geburt aus Schädellage. Die Klinik, die hier im Umkreis von 80 km die meisten BEL macht, fünf in den letzten zwei Wochen, rät mir zu einem Kaiserschnitt … Das konnte nicht sein und fühlte sich so falsch an. Ich setzte mich erneut ans Internet und suchte, suchte, suchte. Ich stieß auf Alleingeburtlerinnen, doch aufgrund dieser seltenen Geburtslage und der wenigen Berichte zu Alleingeburten aus BEL war das für mich noch nicht greifbar. In dieser Zeit war ich ein nervliches Wrack. Nach einem Termin mit der Hebamme vereinbarte ich einen Termin in einer etwas weiter entfernten Klinik. Optimistisch fuhr ich zum Termin. Auch dort riet man mir zum Kaiserschnitt. Laut der Oberärztin dieser Klinik lag das Risiko in unserem Fall weniger an der Narbe, sondern eher darin, dass unser Kind sehr zierlich war. Geschätzt wurde sie laut 2. uns 3. Ultraschall auf 2500 g und das Verhältnis von Kopf zu Abdomen sei etwas ungünstig für eine spontane BEL-Geburt – der Kopf wäre proportional größer als der Bauch. Ich bestand auf den Versuch und das veranlasste die Ärztin, mit dem Chef zu telefonieren. Jedenfalls wollte man mir wenigstens „die Chance geben, mein Kind spontan zu bekommen, doch bei der kleinsten Kleinigkeit wird eine Sectio gemacht. Und bei meiner Vorgeschichte äußerst großzügig“. Auf Nachfrage erfuhr ich jedoch, dass die Frauen dort nach Anweisung gebären – den Körper auf dem Rücken liegend, den Kopf im Vierfüßler. Für eine BEL nicht ideal. Ich wollte, wie auch bei meiner Tochter, zumindest versuchen, im Wasser zu gebären. Und auf jeden Fall aufrecht. Nach diesem Gespräch war mir klar: Ich bereite mich auf eine Alleingeburt vor, lasse mir aber die Option Klinik offen und fahre dorthin, falls ich das Bedürfnis haben sollte, Klinikpersonal um mich herum zu haben –  für den Fall. Jedoch hatten wir auch ein Klinikum in näherer Umgebung, ca. sieben Autominuten entfernt, falls wirklich eine Sectio notwendig werden sollte. Die letzten Tage vergingen in noch intensiverer Vorbereitung auf die Geburt. Am errechneten Termin wachte ich auf und hatte leichte Wehen im Zehn-Minuten-Takt. Für mich war das noch kein Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Geburt. Dafür fand ich die Pausen zu lang. Liegen ging gar nicht und so verließ ich das Schlafzimmer, in dem mein Mann und meine Tochter noch selig schliefen. Ich begann, die immer intensiver werdenden Wellen zu vertönen und ließ Wasser in die Wanne laufen. Orientiert habe ich mich bei der Atemtechnik an Hypnobirthing. Immer wieder stieg ich ins Wasser und wieder raus und tigerte durch die Wohnung. Ich bekam kurz Zweifel: Sollen wir gleich losfahren? Was ist, wenn irgendwas schief läuft? Ich erinnerte mich daran, mich einfach nur auf mich zu konzentrieren, auf meinen Körper zu hören und zu vertrauen. Wenn es soweit ist, könnten wir immer noch fahren, dachte ich mir. Gegen 8:30 Uhr holte ich meinen Mann aus dem Bett, da der Schleimpropf sich zu lösen begann und bat ihn, Obst für’s Frühstück zu schneiden. Die Abstände waren immer noch dieselben, lediglich an Intensität nahmen sie zu. Ich bekam Hoffnung, dass es sich vielleicht doch nicht bis zum Abend ziehen könnte. Zwischendurch ließ ihn heißes Wasser nachlaufen, während ich hin und her lief. Als ich nach dem Muttermund tasten wollte, stellte ich fest, dass ich die Fruchtblase bereits spüren konnte. Das hatte ich mir für diese Geburt gewünscht – dass die Fruchtblase so lange wie möglich intakt bleibt. Unter der Welle lehnte ich mich etwas nach vorne, um mich irgendwo festzuhalten, während ich die Wehe vertönte. Dann fiel mir die Stelle aus „Meisterin der Geburt“ ein, in der die Autorin sich unter der Wehe in den Türrahmen stellt und ihr Kreuzbein gegen das andere Ende drückt. Gott, Wahnsinn. Die Wehen empfand ich nun als viel angenehmer. Als ich wieder in der Wanne saß, merkte ich, wie weit die Fruchtblase bereits herausragte und fragte mich, wie lange es denn noch dauern könnte. Die Wehenpausen waren immer noch ziemlich lang, doch die Fruchtblase war schon so weit. Dann plötzlich sprangen die Abstände auf alle fünf Minuten (circa) und zwischendurch spürte ich zum Abschluss einer Wehe das Bedürfnis zu drücken. Und dann begann plötzlich das, was ich unter Pressphase kenne. Mein Tönen würde energischer und mein Mann kam mit Töchterchen angerannt und nahm vor der Wanne Platz. Bei der zweiten Geburtswehe platzte die Blase, bei der nächsten kam der Po. Vorsichtig umfasste ich den Körper. Das war der kritische Moment bei BEL, dachte ich mir, und versuchte nach der Wehe weiterzudrücken – doch das war so erfolgreich wie der Versuch, auf das Gaspedal eines ausgenommenen Autos zu drücken. Also durchatmen, Kraft tanken und mit der nächsten Welle mitgehen. Mit der nächsten kam der Rumpf samt Füßchen, doch da der Rücken nach oben gewandt war, konnten wir nichts als diesen sehen. Danach die Arme und schließlich der Kopf. Um 9:54 Uhr war sie geboren. Ich spürte, wie sie sich bewegt, also alles gut, dachte ich mir. Ihr Körper war winzig und bläulich. Ich nahm sie aus dem Wasser und legte sie auf meine Brust, streichelte sie, sprach mit ihr und pustete sie an. Und dann endlich hörten wir sie. In dem Moment fiel alles von mir ab, die ganze Anspannung der letzten Wochen, die diese seltene Geburtslage in unserer Gesellschaft verbreitet. Ich wusste, dass alles gut läuft, wenn man uns nur lässt und genauso ist es gekommen.  Kurz drauf, und noch in der Wanne, trank sie zum ersten Mal. Dann rief mein Mann die Hebamme an, die nach einer Stunde eintraf und verständlicherweise sehr überrascht war. Wir sind unbeschreiblich stolz und dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben. Wenn ich eins von meinen Kindern gelernt habe, dann Folgendes: wie es ist zu kämpfen und zu verlieren, Vergangenes loszulassen und zu vertrauen.

Ein großer Dank geht an alle Frauen dieser Welt ❤

Insbesondere an dich, Sarah.