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Alleingeburt mit 40 und nach zwei Kaiserschnitten

Die Mutter im folgenden Bericht erzählt von ihrer dritten Geburt – ihre erste natürliche Geburt nach zwei Kaiserschnitten.

Vorgeschichte

Für unseren Geburtsbericht werde ich etwas ausholen, damit Ihr auch die Hintergründe verstehen könnt. Zu meiner Geschichte: ich bin Jahrgang 1981, habe meinen Freund, mittlerweile Mann, erst spät (mit 26) kennengelernt. Als wir dann versuchten, schwanger zu werden, hat man uns gesagt, es käme einem 6er im Lotto gleich, wenn wir ein Kind bekämen. Mein Mann hat schlechte Spermien aufgrund eines Hodenhochstandes in der Kindheit und ich hormonelle Probleme durch eine überstandene Anorexie und Hashimoto. Kurz vor der künstlichen Befruchtung waren wir im Frühjahr 2013 dann endlich schwanger, ohne Zutun von außen. Um die 22.SSW hieß es dann: Das wird ein Kaiserschnitt wegen Beckenendlage. Mit wenig Selbstbewusstsein und Angst vor einem behinderten Kind wollte ich mich da auch nicht gegen entscheiden. Akkupunktur, indische Brücke etc. haben nicht genützt … Der Schnitt war ok für mich, da drei Wochen vor ET beim CTG zufällig Wehen festgestellt wurden. Muttermund war 4cm auf, aber ich hatte nur unangenehme Rückenschmerzen … So wurde unsere Große am 14.11.2013 um 21 yUhr geholt und wir waren überglücklich. Ich denke, die Plazenta war durch, denn sie hat nur 2450g gewogen und war 49 cm groß. Stillen und Tragen war unser Ding. Stillen bis in die nächste Schwangerschaft (also 2,5 Jahre). Dann 2015 im Dezember eine leere Eihülle mit anschließender Ausschabung. (Würde ich auch nie wieder machen lassen!) Und ohne Unterbrechung direkt wieder schwanger … Von wegen, wir sind unfruchtbar. Wieder um die 20.SSW wurde mir gesagt, dass das Kind wohl wieder in BEL liegen bleiben wird, da zu wenig Platz für die Drehung da sei, weil ich klein und zierlich bin. Und nun? Ich wollte unbedingt eine spontane Geburt, habe aber hier in der Gegend niemanden gefunden, der nach einer Sectio eine BEL-Geburt begleitet. Die Hoffnung, dass unsere 2te Tochter sich dreht, war riesig, die Anspannung dementsprechend hoch und die Enttäuschung noch größer, als ich am Morgen des geplanten Kaiserschnittes in der 40. SSW ins Krankenhaus ging, es war der 04.10.2016. Ich kam mir vor, als würde ich zur Schlachtbank gehen. Und wie ging es weiter? Im OP wurde mir die Spinale gesetzt und hat ewig gebraucht, bis sie gewirkt hat. Mein Widerwille war einfach zu groß. Der operierende Gynäkologe hatte scheinbar keine Zeit und fing an zu schneiden, obwohl ich noch Gefühl hatte. Ende vom Lied war, dass ich eine Vollnarkose bekam und nichts von meinem Kind wusste, bis ich von der Hebamme aus dem Aufwachraum abgeholt wurde. Unsere Zweite hat sich nur tragen lassen, nie mehr als 20min geschlafen und sich trotz Tragen und Stillen nur schwer regulieren können. Auch heute noch ist sie ein unruhiger Geist, was ich teilweise auf die Entbindung zurückführe. Gestillt wurde sie 2 Jahre und 10 Monate. Dann wollte ich nicht mehr …

Die Schwangerschaft

Lange wollte ich noch ein drittes Kind, weil mir die Erfahrung einer Spontangeburt so sehr fehlte und ich mich nicht als „vollwertige“ Frau fühlte. Aber mein Mann hatte mit den zwei Kindern genug. So habe ich die Verhütung auch ihm überlassen und er hat sie „unterlassen“. Nach 5 Jahren, meinem 40. Geburtstag und begonnener Abendschule war auch mein Wunsch auf Nummer 3 erloschen. Aber da wir so lange auch ohne Verhütung nicht schwanger geworden sind, hätte ich nie damit gerechnet, dass wir doch nocht ein Kind bekommen würden. Und Schwups, hielt ich ein gutes halbes Jahr später, Ende November 2021, einen positiven Test in der Hand. Erst mal brauchte ich zwei Wochen, um die Schwangerschaft überhaupt so richtig zu akzeptieren … Dann, als die Vorfeude auf unser drittes Kind plötzlich überwog, merkte ich, dass eine Spontangeburt nahezu unmöglich wird. Krankenhäuser hier in der Gegend greifen nach 2x Sectio bei der kleinsten Verzögerung ein, wenn überhaupt eine natürliche Geburt zugelassen wird. Außerklinische Geburt mit Hausgeburtshebamme oder im Geburtshaus ist nach 2x Sectio rechtlich nicht drin. Eine Nachsorgehebamme mit Geburtstermin kurz vor den Sommerferien war auch nur schwer zu finden. Eine Traumatherapeutin mit Schwerpunkt Hypno-Birthing, mit der ich die zweite Geburt aufarbeiten wollte, hat mich wegen einer Erkältung versetzt. Eine Hausgeburtshebamme, die die letzten Vorsorgen machen sollte, konnte dann plötzlich nicht, weil vor ihrem Urlaub so ultra viel zu tun war. Es war der Wurm drin. Ständig gab es Absagen, die mich kurz frusteten und aber immer mehr zur Alleingeburt führten. Irgendwann dachte ich: „Wenn mir niemand helfen will, dann soll es wohl ein Zeichen sind, dass wir es auch alleine schaffen!!!“ So habe ich mich dann auch die letzten 10 Wochen von den Vorsorgen distanziert. Ich hatte privat genug um die Ohren (Umbau zu Hause, Klausuren für die Abendschule, Tod der Schwiegermutter, kranke Kinder zu Hause, Vorbereitungen auf unser Baby…) und habe ja durch die regen Bewegungen von unserem Baby gemerkt. So war ich mir immer sicher, dass es ihr gut geht und konnte auf CTGs ohne schlechtes Gewissen verzichten. Auf der Seite von Jobina Schenk bin ich dann zum ersten Mal auf das Thema Alleingeburt und auf Sarahs Arbeit aufmerksam geworden und sah damit irgendwann meine einzige Möglichkeit, mir meinen Wunsch nach einer spontanen Geburt zu erfüllen. Ich habe mit Bensberg telefoniert und mich telefonisch angemeldet, weil mir die Klinik mehrfach empfohlen wurde. Da gäbe es wohl am ehesten die Möglichkeit einer selbstbestimmten Geburt. Würde aber auch heißen: die beiden Großen unterbringen, 2.5 Stunden Fahrt unter Wehen … und dann hatte mir eine Frau aus der Birth-Support-Gruppe ja noch gesagt, dass es auch Ärzte in Bensberg gäbe, die schnell intervenieren. So besuchte ich noch einen Osteopathen, der meine Muskulatur im Beckenboden und Kiefer lockerte. Danach lag unsere Maus dann auch kotinuierlich in Schädellage. Und ich entschied mich letztlich für den Versuch der Alleingeburt, denn ein Krankenhaus mit Kreißsaal ist hier im Notfall in 10 min zu erreichen. Dennoch habe ich mich für alle Fälle in dem Krankenhaus angemeldet, auch weil ich das Gespräch mit dem Arzt suchen wollte, der den zweiten Kaiserschnitt gemacht hat. Aber er hatte wenig Interesse an der Aufarbeitung der OP. Dennoch hat mir der Termin viel gebracht, da auf meine Ansage, dass ich keinen dritten Kaiserschnittt möchte, noch einmal genau untersucht wurde: Kind in Schädellage, Narbe gut verheilt, Vorderwandplazenta nicht in der Narbe eingewachsen, Kind eher klein). Alle Voraussetzungen standen gut!!! Die Zweifel meines Mannes konnten wir mit Sarahs Buch „Alleingeburt“ und den aufgeführten Lösungen für sämtliche möglichen Probleme aufösen. Durch den Film „Die sichere Geburt“ ist auch noch mal mehr deutlich geworden, was ich ihm vorher versucht habe zu erklären: Je mehr Intervention, desto eher gibt es Probleme bei der Geburt. Anfang Juni habe ich Sarah kontaktiert, die mich dann auch in die Birth- Support-Gruppe aufgenommen hat. Durch die Fragen, Antworten und unterstützende Mitteilungen dort konnte ich mich weiter auf unsere Geburtsreise vorbereiten und mir ist immer mehr klar geworden, wie gewinnbringend dieses Mitlesen war!!! Danke hierfür.

Die Geburt

Dann verstrich unser Termin am 17.07.22 und ich wurde immer nervöser, obwohl ich dachte tiefenentspannt zu sein. Seit fünf Wochen hatte ich immer wieder ein Ziehen in der Leiste, ab und an auch Schmerzen im Kreuz, Stich vom Rücken bis in die Leiste. Es schien, als würde mein Körper sich auf die Geburt vorbereiten. Aber ich konnte keine Änderung am Gebärmutterhals ertasten. Unser Baby war die ganze Zeit über sehr mobil im Bauch. Und immer wieder kam Angst hoch, dass ich keine Wehen bekomme oder mein Baby sich doch aus der Schädellage rausgedreht hat. Nachhelfen wollte ich nur ungern, aus Angst dass meine Narbe es nicht toleriert. Zum Frauenarzt o.ä. mochte ich nicht gehen, weil die in mir nur noch mehr Angst geschürt hätten. Ich wusste, dass Terminüberschreitung bis 3 Wochen harmlos sind, aber dieses Warten macht mich kirre, beonders weil ich mehrmals täglich gefragt wurde, ob sich noch immer nichts tut. Am 22.07.22 habe ich dann voller Unruhe in die Birth-Support-Gruppe geschrieben. Nach dem Jammern und dem guten Zureden dort ist dann gegen 22:45 Uhr die Fruchtblase geplatzt. Aus dem anfänglichen Ziehen im Rücken wurden innerhalb von 30 Minuten kräftige Wehen, direkt mit 7 bis 8 Minuten Abständen. Anfangs kam ich noch ganz gut klar damit, und bin oft zum Wasserlassen auf die Toilette gewechselt, konnte mir aber kaum vorstellen, dass das alles irgendwie noch an mehr Fahrt aufnehmen könnte … Nach zwei Stunden war ich dann völlig ausgelaugt (es war der 23.07.22 gegen 1 Uhr), ultra müde, Schweißausbrüche während der Wehe und ich fing an zu zittern in den Wehenpausen. Mein Mann hat mich mit allem unterstützt, was ging. Er hat mich trocken gerieben, wenn mir der Schweiß am Rücken stand. Er hat mich zugedeckt, wenn ich anfing zu zittern. Er hat mir ein Seil zum Dranhängen und Petzi-Ball besorgt, nasse Handtücher mit frischen gewechselt. Die heiße 7 hat er mir gemacht, als ich plötzlich kein Wasser mehr trinken konnte und wenn ich mich recht erinnere, ging es mir mit dem Magnesium-Schub auch etwas besser unter den Wehen. Mein Mann hat unsere Große beruhigt, die irgendwann wach wurde. Ich weiß gar nicht, was noch alles. Eben sagte er mir, dass die Wehen irgendwann im 2 Minuten Rhythmus kamen, also Wehentracker war er auch noch. Er hat sich von mir anfahren lassen, wenn ich gerade nicht anders konnte … Ich hätte so gerne geschlafen, aber die Wehen haben mir keine Chance gelassen. Die meiste Zeit habe ich im Vierfüßlerstand im Bett verbracht oder auch mal zwischen Waschbecken und Heizung abgestützt. Aber wenn ich im Bett lag um zu dösen, kam ich meist nicht schnell genug in den Vierfüßlerstand zurück und die Wehen im Liegen waren für mich unerträglich. So dass ich dann irgendwann verzweifelt in die Gruppe geschrieben habe. Ich habe Aua gejammert, Nein, Nein geschrieen… Die motivierenden Worte dort, plus die Angst vorm dritten Kaiserschnitt, sollte ich aufgeben, haben mich weiter kämpfen lassen. Zum Glück!!! Denn wieder 1,5 – 2 Stunden später (denke es war 2:30 / 3 Uhr früh) ging dann auch der Schleimpropf ab, auch wenn ich nie das Gefühl hatte, dass sich mein Baby gesenkt hat. Ich hatte auch das Gefühl, dass ich meinen Darm entlerren müsste, womit ich jedoch keinen Erfolg hatte. Aber nun wusste ich, dass die Presswehen los gingen und anfangs kam dabei auch immer Stuhl mit, den ich auf der Toilette leider nicht losgeworden war. Mein Mann wischte mich ständig ab, wofür ich ihm wirklich dankbar bin. Erst nach der Geburt sagte er mir zum ersten Mal, dass es für ihn unmöglich schien, dass der „GROSSE“ Kopf, den er irgendwann erblickte, rauskommen könnte. Aber ich fühlte, wie sich alles in mir weitete und auch mein Ziel mir immer näher kam. Jetzt hieß es ran zum Endspurt!!! … und meine Motivation kam zurück! Trotz aller Zweifel hat meine große Stütze mich angespornt und immer wieder gesagt: „Weiter, Du schaffst das!!!“ Dann bei der x-ten Presswehe gegen 4:15 Uhr spürte ich dieses viel umschriebene Brennen und wusste, dass der Kopf gleich geboren wird. Mein Mann wollte den Kopf halten und ich hatte das Gefühl, dass er unser Kind immer wieder zurückschiebt, was sehr unangenehm war. Dabei war sie es selbst oder auch mein Körper, der das Baby in meiner Scheide immer wieder mit rein und raus schob. Aber das erste Quäken gab sie schon in dieser für uns beide wohl ungemütlichen Stellung von sich. Naja, dann blieb die erwartete Drehung um die eigene Achse aus, aber irgendwie hat unsere Lisa es auch mit voller Breitseite aus mir geschafft. Und wir waren überglücklich, erleichtert, dankbar … Ich war so voller Adrenalin, dass ich bis 12 Stunden nach der Geburt gar nicht schlafen konnte, obwohl die Nacht zuvor ja ausgefallen war. Lisa hat direkt das Dauernuckeln angefangen und somit setzten auch die Nachwehen schnell ein, aber die Plazenta lies sich nicht blicken. Nachdem die Nabelschnur dann auspulsiert war, hat meine bessere Hälfte dann sein „Opinel“ gezückt und abgenabelt. Nach 2-2,5 Stunden habe ich ihm dann auch unser Neugeborenes übergeben, weil ich mich durch sie nicht auf die Geburt der Plazenta konzentrieren konnte. Meine Mann ist ziemlich bald mit der Kleinen an seiner Seite eingeschlafen, nachdem er 24 Stunden am Stück auf war und unzählige Male für mich treppauf und treppab gelaufen war. Und in seinem Arm brauchte die Kleine auch nichts zum Nuckeln … Als wir dann die Nachsorgehebamme kontaktiert hatten, kam so langsam Panik auf. Denn nach vier Stunden war die Plazenta noch immer nicht geboren. Und sie hat mir empfohlen, mich ins Krankenhaus zu begeben. Nein, das konnte doch nicht sein nach diesem kraftvollen Akt. Jetzt aufgeben? Sie rief mich um 9:35 Uhr an, dass sie jetzt kommen könne, aber einen Rettungswagen mitbestellen müsste. Sollten wir es dann zusammen schaffen, die Plazenta zu gebären, dürften die Sanitäter wieder fahren, aber ansonsten müssten sie mich mitnehmen (damit sie abgesichert sei). Ich muss es ihr hoch anrechnen, denn ich bat sie, uns noch 30 Minuten Zeit zu geben und sie hat sich drauf eingelassen. Zuvor hatte ich Sarah geschrieben, um auf Nummer sicher zu gehen, denn ich hatte in der Birth-Support-Gruppe erst mitgelesen, wie eine andere Frau auch lange mit der Plazenta zu kämpfen hatte. Also beschlossen wir schnell, dass mein Mann an der Nabelschnur ziehen sollte und ich mitschiebe, denn nachdem unsere Kleine ewig an mir genuckelt hatte und ich auch Nachwehen spürte, war ich mir fast sicher, dass die Plazenta sich schon gelöst hatte und sich selbst den Ausgang versperrte. Und wir haben es wieder geschafft. Auch die Plazenta wurde ohne Unterstützung von außen geboren und wird gerade unter unserem Spitzahorn vergraben. Also alles in allem eine Grenzerfahrung, anstrengend, zusammenschweißend, Mut und Selbstvertrauen gebend. Eine Erfahrung, für die wir sehr dankbar sind, auch dass es allen gut geht!!! Lisa kam mit 51 cm, 3290g, KU von 35 cm… Sie hatte 1,5 Tage noch viel mit der Verdauung zu kämpfen, aber Fliegergriff und vor allem Tragetuch haben schon nach 30 Stunden geholfen und endlich kam sie zu ihrem wohlverdienten Schlaf. Die Nachsorgehebamme hat bei mir lediglich eine Schürfung und ein Hämatom in der Scheide festgestellt.

Alleingeburt bei Typ 1 Diabetes

Diese Mutter berichtet von ihrer zweiten Geburt und wie sie diese trotz Typ 1-Diabetes in Eigenregie zu Hause gemeistert hat.

Ich bin Typ 1-Diabetikerin seit ich 2 1/2 bin und lebe seit 2017 mit meinem peruanischen Freund in Frankreich in Angers. Als ich 5 Jahre alt war, konnte ich die Hausgeburt meiner Schwester miterleben. 2018 habe ich unsere Tochter nach vielem Hin und Her in der 38ten Woche nach einer Einleitung hier in Angers im Krankenhaus geboren. Schon damals hätte ich gerne Zuhause geboren, doch ohne Hebamme – ich habe keinen Anspruch – und sonstige Begleitung hatte ich es mir beim ersten Kind noch nicht zugetraut. Die Folge nach der Einleitung war ein schwieriger Stillstart. Ich muss fairerweise sagen, dass damals das Personal auf der Wochenbettstation echt nett war. Doch die Diskussionen vor und während der Einleitung, das wollte ich nicht mehr. Ich wollte keine Einleitung. Deswegen war für mich letztes Jahr klar: Mein jetziges Kind bekomme ich zuhause.

Ich wollte anfangs auch „nur“ drei Ultraschalluntersuchungen. Normal ist hier in Frankreich ab dem dritten Monat jeden Monat eine, wenn man ein solches „Risiko“ aufweist. Doch im Nachhinein betrachtet war das schon zu viel. Denn beim 5-Monatsscreening kam dann heraus, dass mein Baby einen Klumpfuß hat. Im Nachhinein wäre es zwar gut gewesen, hier im Vorfeld zu planen, doch mir wurde nur gesagt, dass das für die Geburt keine Rolle spiele. Aber gut. Verunsichert habe ich also einem weiteren Ultraschall zugestimmt. FEHLER! Plötzlich gab es noch zwei weitere Auffälligkeiten und ich sollte im Krankenhaus überprüft werden. Bei meiner Tochter damals war immer alles in bester Ordnung, nur am Ende wurde sie als etwas zu schwer eingestuft, was bei Diabetes vorkommen kann. Ich wollte immer noch zuhause gebären, doch durch diese neuen Tatsachen war ich mir nicht mehr sicher. Mein Bauch war auch gefühlt riesig, weswegen ich keine Zweifel daran hatte, dass dieses Kind größer ist als mein erstes.

Einmal im Krankenhaus habe ich das Gefühl, sie verfolgen einen. Ich habe unterschrieben, dass ich auf jegliches Monitoring verzichte, habe den Termin verschoben und mir wurde trotzdem hinterher telefoniert. Also sagte ich nur: Ja, nächste Woche … Ich dachte auch, dass ich, sollte ich über die 40. Woche gehen, gegebenenfalls einer Einleitung zustimmen würde, da ich ja merkte, dass mein Kind groß war. Aber wenigsten bis dahin wollte ich gehen. (Hier in Frankreich leiten sie Typ 1 Diabetiker i.d. R. in der 38. Ssw ein, in Deutschland i.d.R. am ET.) Im Januar hatte ich ein sehr interessantes Chatgespräch mit Judith R. Danke dafür. Das hat mir Mut gemacht. Zudem hatte ich das Buch von Sarah Schmid gelesen, die ich schon seit einiger Zeit hier in Facebook und Youtube verfolge. Im März beschloss ich ihr zu schreiben. Im Zusammenhang mit den Untersuchungen bereitete ich mich also innerlich auf die Geburt zuhause vor. Meine Schwester kam. (Sie war schon bei meiner ersten Geburt dabei – damals haben die im Krankenhaus ein Auge zugedrückt – und ist so etwas wie meine persönliche Doula.) Ich habe noch etwas aus dem Internet über Geburtskomplikationen ausgedruckt und wir haben uns den Film „Die friedliche Geburt“ angeschaut. Trotzdem war bis zum Ende nicht ganz klar: Schaffen wir das zuhause ?

Nachdem ich seit Ende Januar/Anfang Februar immer wieder Wehen hatte (Hatte mich da auch mit C infiziert und in der Zeit stark gehustet, was das sicher nochmal gefördert hat.), dachte ich eigentlich, dass das Baby bestimmt schon Mitte/Ende März kommen würde. (Deutscher ET war der 11. April, in Frankreich rechnen sie eine Woche mehr.) Doch in der letzten Märzwoche war es plötzlich ganz ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm? Ich hatte in dieser Woche auch noch Fernunterricht (Ich studiere hier in Frankreich einen Master der Erziehungswissenschaften). Ich sprach mit meinem Baby, sagte ihm, am besten er komme zwischen Freitag Abend und Montag früh. Doch Freitag und Samstag war es so ruhig, dass ich schon nicht mehr daran glaubte. Ich hatte fast alle natürlichen Einleitungsversuche durch und ging dann am Samstag spazieren. Geplant war alleine, aber dann wollte mein Freund plötzlich mit. (Ahnte er von meinem Wunsch ganz alleine zu gebären? 😆) Ich dachte, wenn es am Sonntag nicht losgeht, probiere ich vielleicht doch das Rizinusöl …

Und dann erwachte ich am Sonntag gegen 6Uhr von einer Welle. Ich war just 39Ssw+0. Sollte es jetzt soweit sein ? Ich war mir nicht sicher. Es fühlte sich noch nach einer Übungswehe an. Ich legte mich wieder hin. Doch etwas später wurde ich wieder wach. Ok, er schien sich auf den Weg zu machen, aber ganz langsam. Meine dreijährige Tochter wurde wach gegen kurz vor 8 und gleichzeitig wurden die Wellen stärker. Doch ich war noch leicht verunsichert, also sagte ich meiner Tochter, ich wolle in die Badewanne „etwas entspannen“. Sie natürlich hinterher. Mit Mama baden ist schließlich super. Meine Idee vom entspannten Bad war also dahin, dafür gab mir die Wanne die sichere Antwort, dass es sich jetzt um die Geburt handelte. Denn die Wehen wurden stärker. Da wir zur zweit kaum Platz in der Wanne hatten, erklärte ich meiner Tochter, ich müsse raus wegen der Schmerzen. Diese waren doch stark, wenn auch lange nicht so stark wie bei meiner Tochter damals. Schreien musste ich nicht, ich versuchte zu atmen, wie ich es zuvor mit etlichen Youtube-Videos geübt hatte. Aber hauptsächlich versuchte ich mich zu bewegen. Das half. Gott sei Dank war mein Freund dann aufgewacht. Er duschte und kümmerte sich um unsere Tochter und fragte beim Runtergehen, ob es heute soweit sei. Ich so : „Ich weiß nicht, sie sind noch nicht 100% regelmäßig …“ Und wollte weiter reden, doch da war er schon unten. Es war kurz nach 10, fast halb 11 und meine Schwester wurde wach. Sie sah mich und fragte nur: „Ist es jetzt soweit?“ Ich nickte nur … ich lief im Zimmer umher, Hüpfball, wieder runter … etc. Und begann schließlich, die Sachen um das Bett zu schützen herauszuholen. Ich fing an, die Plane über das Bett zu legen, schaffte das jedoch nicht mehr so richtig gut. Meine Schwester kam, half, dann mein Freund. Der Freund meiner Schwester war jetzt auch wach und spielte mit meiner Tochter draußen. (Ich hatte sie viel auf die Geburt vorbereitet, wir haben Bücher gelesen, geredet und Ausschnitte aus Sarah Schmids Videos gesehen. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass sie die Geburt nicht sehen will, denn da sei „so viel Blut“, aber gleich danach kommen möchte, wenn das Baby da ist.)

Die Wehen wurden stärker. Ich hatte Schwierigkeiten zu laufen, gerade zu stehen … Und schließlich platzte die Fruchtblase auf Toilette. Meine Schwester „beschwerte“ sich später, dass ich nicht bescheid gesagt hätte, doch ich war zu dem Zeitpunkt vollkommen in meiner Blase. Ich musste sowieso die ganze Zeit auf Toilette. Ich habe mich gefragt, wie da so viel rauskommen kann, ich hatte ja kaum was gegessen … Es war gar nicht so viel Fruchtwasser. Zwischendurch meinte ja ein Arzt, ich hätte zu viel Fruchtwasser. Aber das hatte sich wohl gegeben. Doch, wie geahnt hatte ich ein großes Baby mit einem großen Kopf und ich merkte am Ende: Ok, jetzt wird es ernst. Er muss raus. Ich kniete mich im Vierfüßlerstand auf das Bett (welches mittlerweile bezogen war) und musste pressen. Aber er kam nicht. Kurze Angst. Ich zu meiner Schwester: „Du hast es gelesen.“ (Ich meinte die Notfallmaßnahmen.) Ich merkte, er war dazwischen. Dann presste ich nochmal und schrie. Der Kopf war da, im selben Moment kam mein Freund zur Tür rein, so dass meine Schwester den Körper nicht auffangen konnte. (So wurde mir später berichtet, mir war das mit dem Auffangen nicht so wichtig, ich war ja eh auf dem Bett. 😅) Unser Sohn Carlos wurde somit am 3. April 2022 um 13Uhr im hellem Sonnenlicht auf unserem Bett geboren. Ich frage mich manchmal, ob es zu hell war, aber es war ja Sonnenlicht. Was für ein Moment. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Meinen Schrei hatten der Freund meiner Schwester und meine Tochter gehört und kamen hoch. Wir waren alle fasziniert von dem großem Wunder in unseren Händen. Er trank sofort und auch die Plazenta kam kurz darauf rausgeflutscht. Sein Blutzucker war in Ordnung. Allerdings war unser Sohn etwas blau. Und das verunsichert mich etwas, da ich just am Tag zuvor mit einer anderen Typ-1 Diabetikerin geschrieben hatte, die auch alleine geboren hatte. (Danke für den intensiven Austausch, Doreen N. und danke @Sarah Schmid, die uns zusammengebracht hat und auch für alle weiteren Hinweise zur Alleingeburt.) Bei ihrer zweiten Alleingeburt kam ihr Baby auch blau zur Welt und hatte wohl etwas Atembeschwerden. Also doch ins Krankenhaus …? Es hätte einfach so bleiben können. Doch dann rief unsere Familie an (Meine Mutter, die zusammen mit meinem Bruder und meiner Nichte war.) Und dann wurde unsere Verunsicherung noch gestärkt. So dass wir schlussendlich doch noch ins Krankenhaus gefahren sind – war schließlich Sonntag und der Allgemeinarzt hatte zu. Mein Freund machte sich auch Sorgen wegen meiner Blutungen. Ich weniger. Ich wollte nur das Ok haben, dass mit meinem Sohn alles in Ordnung ist. Das war es natürlich. Auf ihn wurde nur kurz geschaut, einmal abgehört und fertig. Aber mich wollten sie nähen und ich stimmte schließlich zu. Ich war wohl 1,5 cm gerissen, bei meiner Tochter damals 2cm. Aber mein Sohn war ja auch riesig. 3900Gramm verteilt auf 51,5cm, im Vergleich zu meiner Tochter 2018: 47cm verteilt auf 3200Gramm. Das Ganze war dann wie eine weitere Geburt, nur schlimmer. Erschöpft willigte ich um Mitternacht nach der Tortur ein, die Nacht zu bleiben. Ich dachte einfach, am nächsten Morgen könnte ich dann gehen. Doch dann kam ein ganz anderer Aspekt ins Spiel, den ich bei der Idee, mein Kind alleine auf die Welt zu bringen, nicht beachtet hatte: Die zuständige Behörde wollte uns keine Geburtsurkunde ausstellen, sondern benötigte die Bestätigung eines Arztes (oder Hebamme), dass mein Sohn am Sonntag, den 3. April 2022 geboren ist. Hä??? Frankreich 🙄🙄🙄. Da ich meine Allgemeinärztin nicht erreichte und meine Hebamme keine Zeit hatte, bin ich schließlich noch eine Nacht im Krankenhaus geblieben, nur damit so eine Art Erstuntersuchung stattfinden konnte und wir schließlich den Behörden einen offiziellen Stempel vorlegen konnten. Was für ein Akt. Und wieder Diskussionen im Krankenhaus. Die hätten mich nämlich gerne drei Tage behalten, denn das sei die Regel. Naja, sollte ich die Chance haben, noch einmal schwanger zu werden, habe ich auf jeden Fall gelernt, dass ich mir in VORFELD jemanden suche, der mir die Geburt zuhause bestätigt. Leider weiß ich nicht genau, ob es noch weitere Kinder geben wird, denn mein Freund will nicht mehr. Und er hat auch etwas Recht, denn nachdem meine Große in meiner 35. ssw auch mit Typ-1 Diabetes diagnostiziert wurde und mein Sohn jetzt mit einem Klumpfuß auf die Welt gekommen ist, bin ich mir auch unsicher, inwiefern es schlau ist, noch ein weiteres Kind zu wollen … Aber gut, das entscheidet sich nicht heute, denn aktuell sind wir auf allen Ebenen ausgelastet. Warum schreibe ich diesen Bericht? Ich würde gerne allen, die Diabetes haben, auch Mut machen, auf ihren Körper zu hören. Mein Diabetes war immer gut eingestellt, aber natürlich gibt es manchmal Ausreißer. So eine richtig gute Begleitung habe ich hier in Frankreich auch noch nicht gefunden. Außerdem möchte ich noch erwähnen, dass sich bei meiner ersten Geburt im Krankenhaus niemand außer mir um meinen Diabetes gekümmert hat. Weswegen ich die Aussage „Wegen Ihres Diabetes müssen Sie im Krankenhaus gebären“ ziemlich sinnbefreit finde. Ich wünsche mir auch, dass sich mehr Hebammen solchen „Risikoschwangerschaften“ gewappnet sehen und sich bereit erklären würden, diese zu begleiten. Letztendlich ging es mir bei meinen beiden Schwangerschaften ziemlich gut (also körperlich), besser als vielen Nicht-Diabetikerinnen, die ich kenne. Deswegen würde ich mir wünschen, dass man weniger in eine Kategorie gesteckt wird. In diesem Sinne, noch einmal ein riesiges Dankeschön, an alle die mich unterstützt haben, insbesondere meine Schwester, ihr Freund und Sarah Schmid und an all die wertvollen Unterhaltungen, unter anderem mit Judith R. und Doreen N.

Neuntes Kind, siebte Alleingeburt

Ich habe es endlich geschafft, den Geburtsbericht von der Geburt unseres neunten Kindes einzutippen.

Unser neuntes Kind wurde Mitte Januar, 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin, geboren. Die Schwangerschaft verlief schön und unkompliziert wie die anderen. Nur dass ich diesmal eine Vorderwandplazenta hatte und ein Kind, das über weite Strecken der Schwangerschaft als Sternengucker lag, was mich lange annehmen ließ, dass es – oh Schreck – schon wieder Zwillinge sein könnten. Es tastete sich fast identisch. Ein Ultraschall in der 25. SSW brachte dann die ersehnte Klarheit. Dies war auch der einzige Ultraschall, den ich wahrnahm. Im Übrigen betrieb ich wieder meine eigene, unabhängige Vorsorge, was wegen Corona doppelt so gut war wie sonst schon.

Im Gegensatz zu den anderen Kindern stellte sich dieses Kind erst am Abend vor der Geburt ins Becken ein. Gegen 20 Uhr war es plötzlich drin, was ich am typischen Druck auf bestimmte Nerven merkte und allgemein dem tiefergelegten Gefühl beim Laufen, wenn das Kind den Kopf im Becken hat. Und dann gingen auch zart die Wehen los. Zuerst in 10-Minuten-Abständen. Sie verschwanden, als ich mich hinlegte, um einen der Zwillinge ins Bett zu bringen. Da rutschte es vorübergehend wieder höher. Aber sobald ich wieder aufrecht war, ging es weiter. Ich erledigte derweil noch, so viel ich konnte.  Ich habe aufgeräumt, gesaugt, Brotteig geknetet, das Geburtszimmer vorbereitet … Als es gegen 23 Uhr knackiger wurde, war ich immer noch zugange. Trotzdem waren die Wehen eigentlich sanft. Ich musste gelegentlich kurz veratmen oder innehalten, aber die vielen Minuten dazwischen erlaubten noch effektives Arbeiten. Irgendwann war ich fertig und die Geburt verlangte ihre Aufmerksamkeit. Unser drittes Kind, inzwischen elf Jahre alt, half mir ganz toll, das Wohnzimmer weiter für die Geburt vorzubereiten: Kerzen aufstellen, den Geburtsplatz mit Matte, Ball und Unterlagen richten, Wasser zum Trinken bereitstellen, Feuer im Kamin machen … Er fragte mich, wie ich dies und jenes haben will, aber ich war schon im Geburts-lala-Land und mir war alles ziemlich egal. Kerzen hierhin oder dahin? Ich wollte und konnte keine Entscheidungen dieser Art mehr treffen. Er hat es nichtsdestotrotz schön hinbekommen.

Kurz vor eins in der Nacht gab ich meinem Kamerateam Bescheid. Beide Frauen hatten eine Stunde Anfahrt. Zwischendurch war ich nicht sicher, ob sie es rechtzeitig schaffen würden.

Die Wehen ließen sich, wie beim sechsten Kind auch, am besten sitzend auf dem Gymnastikball veratmen. Der Gegendruck auf den Beckenboden war sehr angenehm. Langsam und sachte ein und aus atmen, festhalten, aufstützen – so ging es am besten.

Foto: Camena Krämer

Mein Kamerateam traf noch rechtzeitig ein. Bei der ersten Presswehe platzte die Fruchtblase – in meine Kleider, die ich noch anhatte, weil es trotz Heizung nicht so warm war. Also schnell Kleider aus. Da wurde mir dann auch warm. Nächste Presswehe, Kopf da. Ich hatte es eilig, weil es unangenehm war, und hab sie ziemlich schnell heruntergepresst. Das war wahrscheinlich keine so gute Idee. Die Schultern drehten sich nicht gleich – wahrscheinlich auch, weil sie vier Kilo schwer war. Nach drei Presswehen, wo nichts so richtig weiterging, wechselte ich vom Stehen in den Vierfüßler und das klappte. Mit der vierten Presswehe kamen die Schultern frei und sie wurde geboren.

Foto: Camena Krämer

Sie war etwas blau und atmete nicht regelmäßig, aber schaute mich direkt an. Ich wusste dadurch: Sie ist „da“. Mit etwas Stimulation war sie schnell rosig und atmete gleichmäßig. Die Nabelschnur war sehr kurz, so dass ich sie nicht hochnehmen konnte. Die Plazenta wollte so auch nicht kommen. Nach einigem Versuchen haben wir abgenabelt. Unser Dritter, der als einziges unserer Kinder bei der Geburt dabei war, schnitt die Nabelschnur durch.

Foto: Camena Krämer

Die Plazenta habe ich dann mit ein paar spürbaren Wehen im Stehen geboren.

Foto: Camena Krämer

Danach bin ich duschen gegangen. Unsere Jüngste hat anschließend gleich die Brust gefunden und war selig.

Foto: Camena Krämer

Im Ultraschall während der Schwangerschaft war übrigens zu sehen gewesen, dass die Plazenta mit einem schmalen Anteil sehr tief lag. Das machte mir in der Schwangerschaft vorübergehend etwas Sorgen. Am Ende lief aber alles problemlos. Zwei Wochen nach der Geburt kam noch ein ungefähr walnussgroßes Stück Plazenta heraus. Das war offenbar der Zipfel, der im Ultraschall so weit unten zu sehen gewesen war. Und der Grund, warum es nach der Geburt so aussah, als wäre an der Seite der Plazenta etwas rausgebissen. Der Wochenfluss war bis dahin ein bisschen blutiger, aber nicht stärker, als ich es von den anderen gewöhnt war.

Wenn es etwas länger dauert – Alleingeburt beim zweiten Kind

Manche Geburt verlaufen geradlinig nach Lehrbuch, andere tun das nicht. Meist dauert die Geburt des ersten Kindes lange und weitere Geburten gehen schnell. Aber auch das ist nicht immer so, wie der folgende Bericht zeigt. Fast vier Tage dauerte die Geburt, die diese Mutter als Alleingeburt gemeistert hat.

Die Schwangerschaft

Ich hatte in dieser Schwangerschaft keinerlei Vorsorgen. War nie beim Arzt oder bei einer Hebamme. Hatte zwischenzeitlich Bedenken, dass es Zwillinge werden könnten, weil mein Bauch so groß war und weil ich gefühlt überall etwas gespürt habe. Aber am Ende der Schwangerschaft war ich mir dann sicher, dass es nur ein Baby ist. Ich vermute aber, dass mein Baby mal ein Sternengucker war und nachdem ich die Spinningbabies-Übungen für Sternengucker gemacht habe, hat sie sich gedreht und ich habe unten links ihren Ellbogen nicht mehr gespürt.

Die Geburt

Am Freitag, um 5 Uhr morgens, haben mich meine ersten Wehen geweckt und da ich immer gelesen habe, dass die zweite Geburt immer viel schneller als die erste Geburt ist, habe ich mich schon gefreut, am gleichen Tag noch unser Baby zu begrüßen (es ist aber alles anders gekommen 😅🙈). Ich hab also den ganzen Tag meine Wehen schön veratmet und um 15 Uhr ist dann auch der Schleimpfropf abgegangen. Die Wehen sind ca. alle sechs Minuten gekommen. Je später es wurde, desto mehr wurde mir bewusst, dass es an dem Tag nichts mehr wird, da die Wehen einfach nicht mehr wurden. Die Nacht von Freitag auf Samstag habe ich dann auf dem Sofa verbracht, weil ich mein Sohn und meinen Mann in Ruhe schlafen lassen wollte. Das hab ich dann bereut, weil mir die Hüfte dann weh getan hat. Ich konnte aber wenigstens schlafen und mich erholen. Der ganze Samstag verlief eigentlich wie der Freitag, nur meine Wehen hatten dann Abstände von 6 – 10 Minuten. Den ganzen Tag über. Ich musste diese aber trotzdem schon gut veratmen. Abends habe ich mich dann in mein „Geburtszimmer“ verkrochen, da ich mein Sohn nicht stillen konnte und mein Mann ihn ins Bett gebracht hat. Auch in der Nacht konnte ich noch relativ gut schlafen und mich ausruhen. Dann ist der Sonntag gekommen … Ich hab in der Supportgruppe mal nachgefragt, was los sein könnte, und dann wurde ich gefragt, ob der Kopf denn schon fest im Becken ist. Als ich nachgesehen habe, habe ich festgestellt, dass ich den Kopf von unten noch gar nicht spüre 😩. Über die Bauchdecke habe ich ihn aber unten rechts gefunden. Ich habe dann mehrere Übungen gemacht, damit sich das Baby noch richtig legen kann. ( Indische Brücke, halber, abgestürzter Kopfstand und die seitliche Dehnung im Liegen habe ich gemacht.) Sonntag so gegen 17 Uhr habe ich nochmal gefühlt und ich hab das Köpfchen von unten gespürt, aber noch ganz ganz weit oben. Nachdem der Kopf dann im Becken war, wurden meine Wehen zunächst stärker und ab da war ich auch total geräuschempfindlich. ( Zum Glück hatte ich ja meinen eigenen Ruheraum.) Die Nacht von Sonntag auf Montag war schon sehr intensiv und ich konnte nicht schlafen, weil die Wehen im Liegen unerträglich waren. Konnte nur noch Stehen. Als es dann hell wurde, sind meine Wehen sehr viel weniger geworden. Da konnte ich dann nochmal Kraft tanken und einigermaßen schlafen. Auf dem Rücken waren die paar Wehen, die ich dann hatte,  einigermaßen erträglich. Am Abend, so gegen 17 Uhr, merkte ich wieder, dass es los ging. An Schlafen war die Nacht dann wieder nicht zu denken. Hab irgendwann nochmal gefühlt und hab den Kopf schon tiefer gespürt. Und die Wehen wurden immer intensiver. Gegen halb vier hab ich meinen Mann geweckt, weil ich schon einen leichten Pressdrang hatte. So um halb fünf ist die Fruchtblase geplatzt. Fruchtwasser war klar. Und dann hatte ich drei Stunden Presswehen. Die waren teilweise fast unerträglich für mich. Hatte aber dieses Mal fast immer zwischen den Wehen eine gute Verschnaufpause, teilweise von mehreren Minuten. Der Bauch tat mir dann auch mal richtig weh beim Pressen, das verging aber zum Glück wieder. Ich habe im Stehen, im Vierfüßler und in der tiefen Hocke versucht die Kleine zu bekommen. Im Vierfüßler habe ich unsere Tochter schließlich zur Welt gebracht und auch das hat etwas gedauert, weil meine Presswehe gedauert hat. Habs ohne Wehe versucht weiter zu drücken, aber da hat sich nichts getan. Erst bei der nächsten Wehe ging es weiter. Habe drei Presswehen gebraucht, bis sie ganz draußen war. Sie hat in mir wie wild gestrampelt, als sie noch nicht ganz da war. Das war ein eigenartiges Gefühl. 😅

Als sie dann ganz draußen war, hat sie noch paar Sekunden gebraucht, bis sie geatmet hat. Nach ausgiebigem Kuscheln ist mir aufgefallen, dass schon fünf Stunden seit der Geburt vergangen sind. Meine Plazenta ist aber noch nicht draußen gewesen. Hab bei einer Wehe mal wieder leicht gedrückt, fest drücken hab ich mich irgendwie nicht getraut.

Hab dann nochmal in der Support-Gruppe nachgefragt und auch sofort Hilfe bekommen. Also habe ich nochmal den Vierfüßler gemacht und bei der nächsten Wehe stark gepresst. Schon war meine Plazenta auch endlich draußen und ich konnte die Kleine abnabeln.

Anna: geboren am 19.04.22 um 7:30 Uhr, 3870 g, 50 cm und 37 cm Kopfumfang

Nachtrag: Wer Interesse an der im Bericht erwähnten Geburtsunterstützungsgruppe hat, kann mir auf Telegram @sarah_schmid schreiben.

Wunder mit Glückshaube

Die Mama im folgenden Bericht erzählt von der Geburt ihres sechsten Kindes. Es ist ihre zweite Alleingeburt, das Baby liegt zu Geburtsbeginn als Sternengucker (hintere Hinterhauptslage). Am Telefon von einer Freundin begleitet wird ihr Baby schließlich in der Fruchtblase geboren.

An einem Freitag im Frühling sagte mir meine 11-jährige, dass sie heute geträumt hat, ich hätte ein Baby geboren … Am Tag darauf machte ich einen Schwangerschaftstest, der positiv war! Dies war meine sechste Schwangerschaft. Die ersten vier Kinder bekam ich im Krankenhaus. Nummer fünf war eine Alleingeburt zuhause, und das sechste sollte auch zu Hause kommen. Diesmal machten wir uns früh genug an die Hebammensuche und fanden eine wirklich nette Hebamme. Leider mussten wir beide feststellen, dass der Umstände wegen es doch eine Alleingeburt ohne Hebamme werden würde. So weit so gut.

Die Schwangerschaft verlief sehr gut. Diesmal habe ich die Louwen-Diät eingehalten. Das wirkte sich positiv auf mein Allgemeinzustand, Gewichtszunahme und Geburtsgewicht des Babys aus. Auch diesmal beteten wir um Gottes Leitung und Segen während Geburt. Diesmal wünschte ich mir eine besondere Geburt mit Gegenwart Gottes. Ich las das Buch von Jobina Schenk „Meisterin der Geburt“ und ein Satz traf mich besonders: „Ist nicht gerade die Geburt eines Kindes die größte Begegnung mit Gott?“Das wollte ich hautnah erleben. Mein Begleitvers während der Geburt sollte folgender werden: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Jesaja 41,10 Das hat mich gestärkt. Die ganze Zeit lag die Bibel vor mir mit dem aufgeschlagenen Vers in Sichtweite und ich durfte ihn immer wieder lesen. Von meinen anderen Geburten kenne ich es so, dass es schnell und intensiv läuft und ca. nach 2-3 Stunden das ganze Programm dann beendet ist. Diesmal war es anders, was ich im Nachhinein jedoch positiv fand. ET+0 hatte ich einen Termin zur Massage, Vorbereitung zur Geburt so gesehen, Muskulatur lockern und bestimmte Stellen stimulieren. Das tat wirklich gut. Ich machte mir Hoffnungen, da alle anderen Kinder um den ET kamen. Die Tage davor hatte ich natürlich schon Übungswehen usw. An dem Abend ging ich dann in die Badewanne mit Heublumenblüten, das hat noch zusätzlich meine verspannte Muskulatur gelockert. In der Nacht wurde ich um 3.10 Uhr von einer Wehe geweckt, die aber mich nur geweckt hat und sonst nichts … Die nächste kam dann 20 Minuten später. Ich habe mir Hoffnung gemacht, wollte aber keine falschen Hoffnungen und schlief erstmal weiter. 40+1 der Tag war voller Energie, ich habe mein Sauerteigbrot und meine Lieblingskekse (Zucker- und glutenfrei, mit Macadamianüsse und gefrorene Himbeeren) gebacken. Was richtig gut war, weil ich die in der Nacht der Geburt nach und nach gefuttert habe. Wäsche wurde gemacht, gekocht und alles Mögliche noch erledigt. Wehen waren da, aber ja, alle 30 Minuten, oder gar eine Stunde dazwischen. Die wollte ich gar nicht mehr beachten. Ich ließ sie als Übungswehen gelten. Habe kurz mit meiner Freundin Beccy telefoniert (wir waren zusammen mit dem 6ten Kind schwanger, nur war sie 5 Tage später als ich ausgerechnet), hab mich bei ihr etwas ausgeheult, dass es so lange auf sich warten lässt mit der Geburt. Danach ging es mir besser. Mittags beim Abtasten ging etwas Schleimpfropf ab (das hatte ich noch nie bei den anderen fünf), was ich ziemlich motivierend fand, aber noch nicht als ungewöhnlich betrachtete. Einige Tage davor hatte ich Gott darum gebeten, wenn es wirklich losgeht, möchte ich ein Zeichen haben. Aber die Wehen, die waren wieder weg.

Abends gegen 18 Uhr fing ich an mein „Geburtszimmer“ vorzubereiten: Kerzen, Isomatte, Gymnastikball, Unterlagen, Bettwäsche für später, genug trinken, meine Geburtskiste und natürlich meine Öle, mit denen ich mich von oben bis unten eingeölt hab. Etwas zum Beruhigen und erden auf die Fußsohlen, zur Wehentätigkeit auf die Inneknöchel und Bauch, mein Lieblingsduft in den Diffuser. Die Bibel lag auch bereit. Hab dann ein paar Fotos geschossen und meinem Mann zufrieden mitgeteilt, dass ich heute unten schlafe … ähhh, etwas hat noch gefehlt: ach ja, die Wehen! Ach, was soll’s, dann ist es so. Wir beteten mit meinem Mann und segneten die bevorstehende Geburt; ich zog mich zurück und er übernahm die Kinder. Nach einer Zeit, so gegen 22 Uhr, kehrte auch im Haus Ruhe ein. Schlafen konnte ich nicht. Die Erinnerungen an Geburtsverläufe, die ich in den letzten Tagen mitgekriegt hatte, kreisten in meinem Kopf. Was, wenn es mir oder meinem Baby auch passierte? Was, wenn die Kleine sich während der Geburt nicht drehte? (Sie lag als Sternengucker.) Oder ich doch ins Krankenhaus musste… Hab mich dann hingelegt, aber eine Wehe kam und ließ mich nicht einschlafen. Na gut, wenigstens bewegte sich da was. Es war jetzt nicht so, dass ich sie veratmen musste, mich nervte diese Ungewissheit. Eigentlich sollte es ja theoretisch losgehen, aber mit solchen Abständen zwischen den „Übungswehen“ erschien es mir voll unlogisch, dass sich überhaupt was tut. Die Gedanken kamen, sie könnte falsch liegen und sich deswegen nicht in den Geburtskanal einstellen. Vielleicht muss ich irgendwelche Übungen machen, damit sie sich einstellen kann. Ich betete: „Jesus, du hast die Kleine so hingelegt, wie sie liegt und du zeigst ihr den Weg nach draußen.“ Das gab mir Ruhe. Hab mich dann noch mal abgetastet: Und weg war er, mein Muttermund. Keine Ahnung, wo der geblieben ist. Egal! Das war übrigens meine erste Schwangerschaft, in der ich anfing den Muttermund zu tasten. Viel Übung hatte ich also nicht. Bin dann auf mein Zimmer und ließ mich weiterhin so richtig demotivieren von meinen Gedanken. Aber wollte ich nicht ein Wunder erleben? Ein Wunder der Geburt mit Gott.

Irgendwann gegen halb zwei entschied ich mich Beccy zu schreiben und mich nochmal zu beschweren. Sie antwortete mir, sie würde sich auf den Weg machen. Das sind zwei Stunden Fahrt, alleine, eine hochschwangere Frau mitten in der Nacht … Ich verneinte natürlich. Sie rief mich an und ab dann ging es los. So eine Geburt hab ich noch nie erlebt. Kurz gesagt, die Nacht war einmalig: Wir haben ca. 5 Stunden telefoniert, Witze gerissen, uns kaputtgelacht, Kekse genascht, Wehen veratmet, verschiedenste Übungen ausprobiert … irgendwann ging mein Handy leer, ich musste es laden. Gut, dass es noch Festnetz gibt, dann ging es weiter. Ich habe mich beschwert, dass es nicht vorwärts geht und diese „Pups-Wehen“ mit riesen Abständen nie und nimmer produktiv sein können. Alles erschien mir unlogisch, sei es die Position, die mich Beccy mal wieder einnehmen ließ, oder die großen Abstände. Was ich nicht wusste, dass Beccy meine Wehenabstände und Länge mit der App gemessen hat. Sie wollte wissen, in welcher Phase ich mich befinde. Dann forderte sie mich auf, nochmal abzutasten, wie weit Muttermund offen ist. Der Pfropf ging weiter ab und ich beschwerte mich darüber bei meiner Freundin, die das ganz lustig fand. Ich musste feststellen, dass mir die zwei Finger nicht mehr reichten und holte ein Messband um abzuschätzen. Lustig, aber ich glaubte immer noch nicht, dass es in irgendeiner Form noch zur Geburt kommen würde. Wie auch, wenn „die Wehen“ in der Position Oberkörper unten und Po oben gut zu vertragen waren und auf kein Ende hindeuteten. Zwischendurch aß ich einen Keks und trank viel Wasser, was dazu führte, dass ich nach jeder Wehe zur Toilette laufen und meine Blase wieder leeren musste. Das fand Beccy gut, ich nicht so … Wir wetteten, Beccy sagte, dass das Baby noch vor 7 Uhr kommt. Ich musste lachen und sagte, bald stehen meine Kids zur Schule auf, dann werde ich erst recht abgelenkt sein. Ich hatte zwei Momente in der Nacht, als ich die Wehen alleine veratmen musste. Das waren heftige Momente, ich verspannte sehr und dadurch kam wieder der Schmerz, der mir von den anderen Geburten so bekannt war. Also war es enorm wichtig am Telefon zu bleiben und diese Worte zu hören „tieeef einatmen und laaaangsam ausatmen, alles lockerlassen“. Diese Anleitung bleibt mir noch lange im Gedächtnis, das hat so gut getan.

Mein Mann schlief in der Zeit und das war auch gut so, ich wollte sonst keine Gesellschaft weiter. Doch um halb sechs musste meine Große geweckt werden, eine Stunde später die anderen. Der Wecker klingelte, mein Mann kam kurz zu mir und fragte, wie es mir geht. Gut, es geht mir gut. Noch eine halbe Stunde verstrich, ich hatte ein Verlangen „meinen Platz“ aufzuräumen und mich umzuziehen. Ich hatte mir extra ein Kleid und ein Tuch vorbereitet, ich wollte ja meinem Gott begegnen. Beim nächsten Toilettengang schaute ich in den Spiegel und beschwerte mich erneut bei meiner Freundin, wie schlimm ich aussehe, dabei wollte ich doch in dem heiligen Moment besonders hübsch sein. Die Kerzen, die mich die ganze Nacht begleitet hatten, waren ausgegangen, nur die eine war geblieben. Die brannte auch noch, als das Baby da war. Ich sah diese Kerze an und machte meiner Freundin Komplimente, sie wäre diese treue Kerze, die mir beistand in dieser Nacht. Wir warteten noch auf die Übergangsphase, aber die blieb diesmal aus. Ein erneutes Wunder! Der Gymnastikball hat diesmal wieder gute Dienste geleistet. Bei Abstützen merkte ich sehr, wie die Kleine sich im Geburtskanal herunter bewegte. Ein unvergessliches Gefühl! Nach dem meine Große aus dem Haus war und die Schwägerin für die Versorgung der anderen ankam, ließ sich mein Mann wieder blicken und blieb. Im Verlauf des Telefonats hatte mir ja Beccy verschiedensten Positionen vorgeschlagen und erklärt, darunter war auch die tiefe Hocke, in der die Wehen sich ganz gut anfühlten. Deswegen ging ich intuitiv in die Hocke, als mein Mann reinkam und musste schon mitschieben. Nach der ersten Wehe kam ihr kleiner, warmer Kopf in meine Hand und ich hielt ihn fest, nach der zweiten Presswehe kam dann ein Etwas unter mir rausgeflutscht, platzte und es entpuppte sich ein schreiendes Mädchen! Die Kleine ist mit intakter Fruchtblase geboren, die dann erst draußen auf der Unterlage platzte. Wow!!! Sowas hab ich noch nie gehabt! Ein Baby mit Glückshaube geboren. Ein Phänomen, was bei 1:80.000 Geburten eintrifft. Mein Wunder! Ich rief zu Beccy, die immer noch am Telefon war, hörst du die schreien? Jaaa, sagte sie, Halleluja! Paar Minuten später hat sie dann aufgelegt, weil wir mit meinem Mann jetzt unsere ganze Aufmerksamkeit unserem Mädchen widmeten. Sie war so sauber und perfekt und vor allem klein, zierlich für meine Verhältnisse. Ich habe immer 4-4,6 kg schwere Babys, hab mir immer ein unter 4kg Baby gewünscht. Und jetzt bekommen! Wieder ein Wunder für mich. 3800g, 48cm, KU 33cm: Meine Puppi.❤️ THALEA

Wir beteten, dankten und segneten das Kind. Die Kleine lag in meinem Arm, eingewickelt in ein kuscheliges Handtuch mit aufgesticktem „Geschenk Gottes“ drauf. Halbe Stunde später kam die Plazenta, es wurde in Ruhe abgenabelt, ordentlich gekuschelt und aufgeräumt. Diese Hochleistung meines Körpers habe ich dann mit einer kräftigen Knochenbrühesuppe und Sauerteigbrot mit Butter belohnt. Ich hatte nämlich einen riesen Hunger. Wunder über Wunder … von Schwangerschaft bis in die Geburt! Nicht nach meinen Vorstellungen, nicht nach einem Lehrbuch, eine Geburt nach Gottes Plan!

Alleingeburt beim ersten und zweiten Kind

Diese Mutter berichtete von den Geburten ihrer beiden Kinder. Beides geplante Alleingeburten. Die erste wurde in die Klinik verlegt, weil die Plazenta nicht kommen wollte – mit unnötigem Stress von Seiten der Klinik und Jugendamt. Bei der zweiten Geburt kam dann auch die Plazenta ohne Probleme.

1. Geburtsbericht vom Oktober 2018

SCHWANGERSCHAFT

Eine Vorsorgeuntersuchung in der 12. Woche, um eine schriftliche Bestätigung meiner Schwangerschaft zu bekommen. Einen guten Monat Übelkeit, manchmal Schwindel (habe generell einen niedrigen Blutdruck), sonst keine Beschwerden. Bauch war bis zum Schluss relativ klein (aber nicht besorgniserregend klein). Habe mich spätestens in der zweiten Schwangerschaftshälfte kohlehydratarm ernährt, insgesamt oft rohes Fleisch, rohen Fisch, Leber, rohe Eier, Rohmilch von der eigenen Ziege gegessen. Meine Einstellung vor der Geburt war: „Die Schafe und andere Tiere – ich hatte nämlich Kontakt zu Schafen während dieser Schwangerschaft – schaffen das auch einfach selbst und lassen es geschehen, und außerdem vertraue ich auf Gott.“

BEGINN

Wehen haben an einem Samstag Vormittag an ET+10 begonnen, einfach nur als kurzes Anspannen alle 15 min, hab alles normal weitergemacht. Das ist bis 22 Uhr so gegangen. Da war der Abstand dann schon etwas kürzer, so 8 min vielleicht. Seit 19 Uhr hatte der Schleimpfropf begonnen abzugehen. Mit jeder folgenden Wehe, wo ich das Bedürfnis hatte mich aufs Klo zu setzen, ist das dann so weitergegangen. Ich hab unsere kleine Wohnung aufgeräumt und mein Mann hat Sauerkraut eingestampft. Sehr friedlich alles. Um 23 Uhr haben wir uns wie üblich zum Schlafen hingelegt, da waren die Wehen dann schon stärker, ich hab mir immer eine Meereswelle vorgestellt, die heranrauscht.

ERÖFFNUNG

Um 24 Uhr waren mir die Meereswellen dann herzlich egal. Ich hab aufstehen müssen, weil es zu unangenehm war im Liegen. Und müde war ich schon … hatte gehofft, dass das Baby nicht ausgerechnet die Nacht für die Geburt beansprucht. (Mittlerweile weiß ich, dass das wohl am häufigsten der Fall ist.) Bin also hin und her gewandert die 10 Schritte zwischen Klo und Lesesessel, bei jeder Wehe auf dem Klo und dazwischen müde auf dem Sessel … Herumgehen oder auf allen Vieren während einer Wehe mich zu bewegen versuchen, war gar nicht irgendwie lindernd oder angenehm. Also bin ich bei meinem Hin und Her geblieben und die Wehen sind auch gleich stark und regelmäßig geblieben. Während der Wehe hab ich immer mit einem tiefen Ton ausgeatmet-gestöhnt (hatte mir da vorher keine Anleitung zurechtgelegt, so war es intuitiv). Ab 2 in der Früh ist mir die Zeit endgültig zu langsam vergangen. Ich hab mich in Wollpullover und – socken gepackt, weil mir wegen Schlafenwollen schon kalt war. Trinken habe ich glaube ich vergessen (ein Fehler :(). Es wurde trotzdem 3, 4, 5 …

ÜBERGANG

Irgendwann hat es angefangen draußen zu dämmern. Ich bin im Bad geblieben – der heimeligste und wärmste Raum in unserer Wohnung – und irgendwann dann kam auf einmal eine wilde Wehe. Mir ist es kurz kalt und heiß geworden und ganz kurz sehr übel und es machte „Platsch“ ins Klo: klares Fruchtwasser, recht kleine Menge, und kurz darauf Blut, ein Ring aus Tropfen im Klo. Ich war mir recht sicher, dass jetzt etwas gerissen war, hat mich aber nicht sonderlich geschreckt in dem Moment. Dann auch schon die nächste wilde Wehe. Da hab ich in meinen inzwischen ausgezogenen Wollpullover gebrüllt-gekreischt, damit der Nachbar möglichst nichts mitkriegt. Dann hab ich meinen Mann zurückgerufen mit: „Warte, bleib bitte doch da, es kommt grad Blut!“ Der war da grade damit beschäftigt, noch ein Bettgestell aus der Wohnung zu tragen, und davor hatte ich allein sein wollen. Ich hab zum ersten Mal zwischen die Beine gegriffen und das Köpflein gespürt – und etwas Weiches darüber, wie eine dicke Ader. Die Nabelschnur, waren wir uns sicher. Dann hab ich meinen Mann auch noch kurz tasten lassen. Panik hat es gar nicht ausgelöst, in dem Moment war außerdem eh nichts zu machen außer weiterzumachen. Sofort war die nächste Wehe da. Ich bin noch gestanden und habe das als zu großen Druck empfunden in der Position. Da ist das Köpflein noch einmal ein kleines Stück zurückgerutscht.

GEBURT

Ich bin in den Vierfüßlerstand gegangen und die nächste und letzte Wehe ist auch schon gekommen und ich habe das Baby vor mir in den Händen gehabt. Rückblickend hab ich keine Ahnung, wie ich es aufgefangen habe.

„DAS BABY IST DA!“

hab ich zu meinem Mann zum Lesesessel rüber gerufen. So ungefähr 7 Uhr 30 war es da. Die Augen waren noch geschlossen und das Baby war komplett rosig, mit dem allerliebsten Gesichtchen (natürlich :)), kein Blut und kaum Käseschmiere drauf. Es hat die Augen aufgemacht und gleich losgeweint (Licht war noch an, wenn auch nicht allzu grell) und ich hab es an die Brust genommen und gleichzeitig gespürt, dass es kein Junge ist, wie ich gedacht hatte. Sie hat geatmet und unsere Notfall-Beatmungsvorbereitung war nicht notwendig, Gott sei Dank. Ein paar Minuten hab ich sie so gehalten – waren es 10 Minuten? Dann wollte ich meinem inneren Drehbuch nach mich ins Bett legen und das kleine Mädchen in bequemerer Position an die Brust legen.

PLAZENTA KOMMT NICHT

Ich bin also aufgestanden und ein paar Schritte los … „mir wird schwindlig“, hab ich zu meinem Mann gesagt. Und weil er das aus der Schwangerschaft kannte, war er gleich in „Auffangbereitschaft“, hat aber, als ich in die Knie gesunken bin, das glitschige Baby nicht mit erwischt. Sie ist auf den Holzboden geglitten und die Nabelschnur war ab. Bin am Boden sitzend ans Bett gelehnt aufgewacht, das Baby lag friedlich schlafend mit Handtuch zugedeckt auf dem Bett. Wir haben sie auf mich draufgelegt und versucht, ob sie trinken mag. Ich hab Nachwehen gespürt, dass immer wieder ein bisschen Blut kommt, und einen tiefen Widerwillen, nocheinmal was aus mir rausdrücken zu müssen, nachdem ich ja das Wichtigste geschafft hatte. Meine Vorstellung war, dass die Plazente eh von selber rauskommt. Bei allen Geburtsberichten (hätte ich noch andere gelesen …!) war das so komplett nebensächlich-selbstverständlich beschrieben, und die Hauptsache für mich war ja, dass das Baby wohlauf war … Der Uterus hat jedenfalls fleißig kontrahiert. Ich war noch benommen und hab bei alledem nicht so viel mitbekommen. Mein Mann hatte den Blutverlust im Auge und wir haben beschlossen, dass wir trotzdem erst einmal schlafen, waren alle so müde. Die Plazenta kam jedenfalls nicht „einfach so“ raus. Jetzt weiß ich, dass ich in der falschen Position war. Ich hätte im Bad noch die Plazenta abwarten sollen, im Hocken.

WIE LANGE NOCH ABWARTEN?

Nun gut, der Tag ist fortgeschritten, mein Mann hat das Alleingeburtsbuch nach Plazenta und Komplikationen diesbezüglich durchkämmt und das Internet. Nach dem Schlafen ist es mir besser gegangen und irgendwann am Nachmittag haben mein Mann und ich beschlossen, dass ich meine Kräfte zusammennehme und mich in Hockposition begeben muss. Es hat überhaupt nicht funktioniert, weil mir beim ganz Aufrichten sofort schwarz vor den Augen wurde und ich fast wieder zusammengesunken wäre. Wir haben gebetet, dass die Plazenta rauskommt. Mein Mann hat regelmäßig meinen Puls kontrolliert. So lange ich in Liegeposition war, ist es mir bestens gegangen. Dem Baby weiterhin auch. Mein Mann hat Hebammennummern rausgesucht und angerufen. Eine hat er erreicht. Die hat ihm gleich ordentlich Angst gemacht und gesagt, er muss jetzt sofort den Notarzt rufen. Ich hab noch den Versuch gestartet, mich halb hingelehnt hinzulegen, mit einer Schüssel drunter und sanft an der Nabelschnur zu ziehen und anzudrücken … hat nichts mehr gebracht.

KRANKENHAUS

Am späten Nachmittag haben wir entschieden, dass wir die Rettung rufen und ich ins Krankenhaus fahre. Ich war komplett friedlich und kooperativ gestimmt. Im Krankenhaus angekommen haben sie mir Oxytocin in den Arm geleitet, ich habe pressen sollen und husten, die Ärztin hat kurz so fest in den Bauch gedrückt, wie ich es mich selbst nie getraut hätte, und sofort war die Plazenta da und komplett. Ich hab es unprofessionell gefunden, dass die Ärztin sie mit einem wie ich finde leicht angewiderten Gesichtsausdruck betrachtet hat. Ich hab die Plazenta schlussendlich in einer Plastikdose mit heim genommen. Erledigt, jetzt also wieder nach Hause, hab ich mich schon gefreut und war zutiefst dankbar. Aber dann haben sie uns gezwungen, die Nacht im Krankenhaus zu bleiben. Sie hatten das Jugendamt informiert und die Drohung war, wenn wir heimfahren nimmt uns die Polizei das Kind weg. Die Krankenschwestern und Ärztinnen haben mich mit zwei Ausnahmen permanent mit Vorwürfen bombardiert. Ich war in der friedlichsten und interessanterweise energievollsten Stimmung, die man sich vorstellen kann, und habe freundlich erklärt und argumentiert, während unser Baby immer auf mir gelegen ist. Auch die ganze Nacht durch (wobei wir zumindest da schön unsere Ruhe hatten). Ich wollte weder mich waschen noch das Baby (sie haben sie aber vor meinen Augen etwas abgewischt, das war grade noch ok), sondern einfach nur nach Hause und die Geburtsstimmung friedlich fortsetzen dürfen. Der nächste Tag ging weiter mit Rechtfertigungen und zwei Besuchen von verschiedenen Jugendamtsleuten. Ich war mit nacktem Oberkörper im Bett, das Baby auf mir drauf und wir beide zugedeckt. Ich war ein richtiger Heizkörper. Wir sollten noch zwei Tage im Krankenhaus bleiben, hieß es am frühen Nachmittag. Da hab ich gemerkt, dass mir die Kraft langsam ausgeht, noch weiter zu „kämpfen“. Ich wollte endlich heim und meinen Frieden haben. Mein Mann und ich haben geweint und gebetet … Beim nächsten Jugendamtsgespräch danach haben sie sich, das war ein Wunder, überreden lassen und wir durften heim. Die Ärztin, die mich entlassen hat, war eiskalt. War mir aber egal. Wir sind heim geflüchtet (mein Mann musste mich im Rollstuhl schieben bzw. tragen, weil mir aufrecht noch immer sofort schwarz vor den Augen wurde) und haben uns erholt. Eine Woche später haben wir die Plazenta an einem für uns wichtigen Ort vergraben, erst dann war für mich alles gut. Die Tage davor hatte ich immer zu weinen angefangen, wenn wir von der Plazenta geredet haben. Das mit dem Krankenhaus war schon ein Trauma. Zwei Personen sind mir wie vorher angedeutet in positiver Erinnerung geblieben: Eine Krankenschwester hat mich nicht als verantwortungslos hingestellt und wie von selbst verstanden, dass ich unser Baby maximal in eine Stoffwindel wickeln will. Sie war diejenige, die es abgewischt hat, deshalb war das für mich auch zumindest ansatzweise in Ordnung. Und eine zweite (ältere, resolut wirkende) Krankenschwester hat meinen Blutdruck gemessen – alles in Ordnung, ich habe generell einen sehr niedrigen Blutdruck – und mir „unter uns“ gesagt, dass ich das mit der Geburt sehr gut gemacht habe und die meisten Frauen diesbezüglich gar kein Vertrauen und Gespür mehr hätten, und sie hat dem Baby über den Kopf gestreichelt und mir ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Bis heute fange ich bei der Erinnerung zu weinen an, weil es der schönste Moment in der unguten Krankenhausepisode war.

WOCHENBETT

Ich habe tagelang gewartet, bis ich das Blut zwischen und auf den Beinen wegwaschen wollte. Gerissen war ich übrigens überhaupt nicht. Der Wochenfluss war nicht stark. Mein Mann hat mir bestes Essen zubereitet (vor allem ganz viele rohe Eidotter mit rohem Sauerrahm, Honig und Blütenpollen, sowie Hühnerbrühe, und Leber). Erst nach ca. 5 Tagen haben ich ohne „Trampeln ums Lagerfeuer“-Pochen im Kopf aufstehen können, nach 1 Woche langsam drinnen herumgehen und nach 2 Wochen draußen langsam spazierengehen. Nach 1 Woche haben wir die Plazenta an einem für uns schönen Ort begraben. Seitdem war der gröbste Teil vom Plazenta-Trauma geheilt (davor habe ich immer geweint, wenn die Rede darauf gekommen ist).

Spätestens jetzt nach der 2. Geburt ist es ganz geheilt und vor allem hab ich aus der Erfahrung gelernt. Das Jugendamt hat uns nach einem Hausbesuch und der Dokumentation der ersten paar U-Untersuchungen endgültig in Ruhe gelassen.

2. Geburtsbericht vom Januar 2021:

SCHWANGERSCHAFT

Diesmal gar keine Vorsorgeuntersuchung, dieselbe Übelkeit wie in Schwangerschaft 1, viel weniger entspannte Monate (mehrmals umgezogen und Wohnungssuche fast bis zum Ende der Schwangerschaft). Ansonsten keine Beschwerden, aber größerer Bauch als in der 1. Schwangerschaft und in der 2. Hälfte starker Ausfluss, wie ich es aus der ersten überhaupt nicht gekannt hab. Ernährung etwas weniger konsequent. Es war schon ziemlich klar, dass ich wieder eine Alleingeburt haben würde. Diesmal war es wegen der C-Situation noch mehr Notwendigkeit als bei der ersten Geburt. Ich wollte nämlich, so es auch Gott wollte, diesmal nur keinen Krankenhauskontakt. Den neuen Nachbarn hab ich von den Plänen nichts erzählt, für besorgte Verwandte habe ich eine Vorsorge- und Hausgeburtshebamme erfunden und insgesamt habe ich gut auf meine friedliche „Blase“ in Bezug auf Baby und Geburt acht gegeben. Dabei hat mich auch mein Mann wieder sehr unterstützt. Ach ja, und ich habe mehr als in der ersten Schwangerschaft gelesen. Meine Einstellung diesmal war „alle sagen das 2. Kind kommt ganz leicht, außerdem bin ich gewappnet mit Gebärwissen und vor allem vertraue ich auf Gott“.

BEGINN

Es ist am ET+4 abends losgegangen, einen Tag früher als gewünscht, wobei ich schon seit Tagen das Gefühl hatte, dass das Baby komplett „ausgebacken“ ist und nur noch abwartet, bis ich alles ganz fertig vorbereitet hatte. Wir hatten niemand zum Babysitten für unsere Ältere, also war ich mir recht sicher, dass das Baby eh wieder in der Nacht kommt, wenn sie schläft, denn ohne Ruhe keine Wehen. Die Verdauung war in diesen Tagen ausnahmsweise etwas träge und das hat glaube ich den Geburtsbeginn rausgezögert. Als es also „losging“ an dem Abend um 21.30 Uhr, dachte ich noch, das sind vielleicht zum ersten Mal so eine Art Senkwehen. Es hat etwas nach unten gezogen, wenn ich aufgestanden bin, sonst nichts.

ERÖFFNUNG

Erst um 23 Uhr waren es erkennbar Kontraktionen wie bei der ersten Geburt und erst da hab ich es meinem Mann gesagt und bin dann bald ins Bad verschwunden, um einen Einlauf zu machen – damit was weitergeht. Ich war nämlich müde mit leichtem Kopfweh und die Vorstellung einer durchwehten Nacht war … unvorstellbar. Hat bestens funktioniert: Darm leer, also Bahn frei fürs Baby. Während der nächsten Wehen hab ich den Geburtsort fertig hergerichtet (Einweg-Wickelunterlagen ausgebreitet und Kerzenlicht) und mich ganz kurzfristig fürs Wohnzimmer umentschieden, weil ich mich nur entspannen kann, wenn ich mich möglichst ungehört und damit ungestört fühle. Mit meinem Mann habe ich wieder ausgemacht, dass ich ihn rufe, wenn ich was brauche. Ein Mischung aus Wasser mit Zitronensaft, Prise Salz und Honig hab ich in kleinen Schlucken zwischendurch getrunken. Dann ist es bis vermutlich 2 Uhr mit regelmäßigen und leider nicht schmerzfreien Wehen, an die ich eigentlich ganz fest hatte glauben wollte, weitergegangen. Uhrzeit und Abstand haben mich nicht interessiert. Gar kein Schleimpfropfabgang diesmal, interessant. Heizkörper aufgedreht bis zum Anschlag, ein bisschen zu kühl wars immer noch. Nachdem der Glaube an „schmerzfrei“ also nicht funktioniert hatte (stattdessen der bekannte symmetrische Schmerz aus „sich Weiten/nach unten Ziehen/Drücken“), bin ich zu natürlichen Beschleunigungsmethoden übergegangen und hab die Klitoris stimuliert, damit sich der Muttermund schneller öffnet. Während der Kontraktionen mit vibrierenden Lippen ausgeatmet, Mund weit aufgemacht … alles was mir als Hilfsmittel eingefallen ist. Dann hab ich mich doch kurz (seitlich) hingelegt, weil ich einfach nur müde war.

ÜBERGANG

Und bei der nächsten Wehe hab ich auf einmal das Köpflein schon ganz weit unten im Geburtskanal anschieben gespürt, juhu. Das hat mich sofort motiviert, wieder aufzustehen, weil ich gewusst habe, jetzt geht es dann schnell. Hab mich also hingekniet und den Oberkörper auf dem Stuhl abgestützt – angenehm.

GEBURT

Die nächsten ~3 Wehen waren wild, aber ich habe diesmal keine Angst gehabt. Nicht dieses hilflos-ausgelieferte Gefühl wie bei der ersten Geburt, sondern ganz aktiv und klar war alles und in einem ruhigen Gottvertrauen. Erste Presswehe: Plitsch, Fruchtblase geplatzt, viel Wasser wars nicht. Kurz getastet, ob nicht doch der Hintern als erstes kommt (obwohl ich oft genug in der Spätschwangerschaft die Lage kontrolliert und als beruhigend richtig befunden hab und ja auch das Gefühl hatte, dass der Kopf anschiebt), da hat irgendwas sich zurückgezogen so als hätte sichs geschreckt. Fast sofort der nächste Schub: aaaaauh, Mund weit auf, jetzt nicht zu schnell durchlassen (und mir gedanklich gesagt, es reißt noch lange nichts, alles dehnt sich gut, auch wenn es weh tut). Kopf ist da, passt, alles stimmt. Soll ich meinen Mann rufen? Aber lieber keine Unterbrechung. Außerdem war eh fast keine Zeit, da flutscht der kleine Körper auch schon raus. Aufgefangen, nein, eher einfach aufgenommen. Mann rufen. Nabelschnur ist nicht um den Hals. Baby halten und gleichzeitig wissen, dass es ein Mädchen ist. Es atmet und schaut im Schummerlicht rosig, schon eher rothäutig aus. Es ist ca. 2.15 Uhr. Das Baby hat Schleim in den Atemwegen und protestiert lautstark, so laut es kann zumindest, die dünnen Ärmchen und Beinchen von sich Strecken. Es war gar nicht leicht zu beruhigen, bevor es dann eingeschlafen ist. Keine Käseschmiere mehr drauf und etwas schrumpelig – mehr als ausgebacken also. Die Nabelschnur hat erstaunlich lange pulsiert. Alles ist gut gegangen, Gott sei Dank.

NACHGEBURT

Jetzt also noch die Plazenta und Blutverlust beobachten. Ein paar erträgliche Nachwehen. Nach 1,5 Stunden ist sie dann gekommen. Dazu habe ich mich auf eine Plastikschüssel gehockt und die nächste Nachwehe abgewartet und etwas mitgedrückt aaaaah – da ist sie. Wir waren durch und durch dankbar und haben gebetet. Alles geschafft. Ein Schwall klares Fruchtwasser ist auch noch mitgekommen, was wir im Halbdunkel erst für Blut gehalten hatten. Abgenabelt haben wir ca. 3 Stunden nach der Geburt, als die Nabelschnur schon längst kalt und schlaff war. (Von der Plazenta habe ich erst ein kleines Stück gegessen und schließlich den kompletten Rest in den nächsten Tagen als Fruchtsmoothie, wirklich wohlschmeckend. Mit dieser sinnvollen Verwendung war ich glücklich. Für mich war es nichts Ungewohntes, da ich auch sonst gelegentlich rohes Fleisch esse.)

WOCHENBETT

Mein Mann hat erst das Baby, dann mich vorsichtshalber ins Schlafzimmer getragen, damit ich nicht womöglich wieder zusammenklappe wie nach der 1. Geburt. Aber diesmal ist es mir richtig gut gegangen, ich hab ganz normal herumgehen können und war ganz fröhlich (die ganze Wochenbettzeit durch). Unsere ältere Tochter hat das Baby gleich freudig-fürsorglich begrüßt, dann waren wir alle im Bett und das Baby hat begeistert an der Brust genuckelt.


Eine Ergänzung hätt ich noch; und zwar einen Rat für andere, aus Erfahrung: Besorgt euch für die Anmeldung beim Standesamt einen „offiziellen Wisch“, am besten einen mit Hebammenstempel. Beim ersten Kind hat der Pampers-Zettel aus dem KH unerwartete Wunder gewirkt, beim zweiten haben wir über dreI Ecken eine Hebamme gefunden, die uns nachträglich eine Geburtsbestätigung verfasst hat; nachdem die Standesbeamten so unangenehm wurden, dass wir schon befürchtet haben, sie schicken uns wieder das Jugendamt.

2. Alleingeburt beim 2. Kind – Nach 20 Minuten war alles geschafft

In diesem Bericht erzählt eine Mutter von ihrer zweiten Alleingeburt. Mehr der Vorrede ist eigentlich nicht nötig. 😉

Hier kommt mein herzlich, ehrlich und ausführlicher Geburtsbericht meiner absoluten Traumgeburt.

Juhu ich bekomm noch ein Baby! Als ich im Dezember letzten Jahres eines Abends einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten habe, konnte ich es kaum glauben – was für ein Wunder! Dazu muss ich sagen, dass wir hier (mal wieder) eine ungeplante Dauerbaustelle hatten, die nun endlich in den nächsten Tagen abgeschlossen sein sollte. Juhu – ich habe nach einem halben Jahr endlich wieder eine Küche und einen Boden im Flur! Unsere bald 2-jährige Tochter ist zwar aufgewacht, wenn ein Löffel eine Etage tiefer auf den Boden gefallen ist, hat aber während der Stemmarbeiten geschlafen wie ein Murmeltier – naja sie findet Arbeiter immer noch super toll. Da Mamas Nerven in dieser Zeit eher blank lagen, war die Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt doch eben eine Überraschung. Das musste daher einfach von oben gewollt sein und konnte nur gut gehen! Da ich den 1. Tag meiner Periode immer notiere und auch die Dauer meines Zyklus kenne, konnte ich mir den Geburtstermin zumindest gleich selbst berechnen.

Meine Schwangerschaft in Eigenregie

Da ich bis auf die letzten zwei Monate meiner Schwangerschaft beim 1. Kind eine reguläre VorSORGE beim Frauenarzt erleben durfte, habe ich schnell beschlossen, in dieser Schwangerschaft von Beginn an nur eine nette Hebamme, die auf meine Wünsche eingeht, aufzusuchen. Außerdem wollte ich keinen typischen Gesundheitskurs für Schwangere besuchen, sondern einen regulären Aquagymnastikkurs, Thermenbesuche und Massage-Wohlfühltermine wahrnehmen. Dann kam jedoch C****a und alles kam anders. Alle Kurse wurden abgesagt, alles war geschlossen und ich habe keine passende Hebamme bei uns auf dem (eher konservativen) Land gefunden, die bereit war, mich bei einer geplanten Alleingeburt zu begleiten. So kam es also dazu, dass ich eine vollständig vorsorge- und terminfreie Schwangerschaft genießen durfte und es hat sich von Monat zu Monat immer besser angefühlt. Somit habe ich ganz für mich alleine beobachtet, wie der Bauch (und Fundus) wächst und sich das Baby immer mehr bewegt. Ab etwa der 37. SSW konnte ich auch mit großer Sicherheit selber im Liegen tasten, dass es sich in Schädellage befindet. Der Schluckauf war stets im unteren Bauchbereich spürbar und der Popo mit Rücken immer deutlicher zu fühlen. Gegen Ende der Schwangerschaft hatte ich überhaupt kein Bedürfnis mehr dazu, die Kindslage nochmal nachkontrollieren zu lassen – ich hatte inzwischen eine innige Bindung zu dem Kind und wusste außerdem im Herzen, dass alles in Ordnung ist. Den Muttermund abzutasten habe ich für mich persönlich als nicht notwendig angesehen, da ich bereits bei meiner 1. Alleingeburt erlebt habe, dass sich dieser bei mir erst unmittelbar bei Geburtsbeginn DEUTLICH bemerkbar mit dem Lösen des Schleimpfropfes geöffnet hat. Das tagelange Fühlen meines Muttermundes war damals zumindest eine tolle neue Erfahrung für mich (wieso sollte das auch nur ein Arzt dürfen?) und kann auch prima – wenn man das möchte – bei einer natürlichen Verhütung als Fruchtbarkeitszeichen angewendet werden. Meine Geburtsvorbereitung bestand größtenteils darin, die zwei Stunden Mittagsschlaf unserer Großen mit Garteln (Beete anlegen, Umgraben, Brombeeren entwurzeln – übrigens eine Sch…arbeit, Aussaat und Beetpflege) zu verbringen und ich habe die Zeit bei Wind und Wetter an der frischen Luft genossen und meinen grünen Daumen entdeckt. Wir konnten dieses Jahr bereits das erste Mal erfolgreich Gemüse aus dem Garten genießen. Als dann der Bauch und die Sommerhitze riesig wurden, ist mir das Unkraut wieder aus den Ohren geschossen – naja nobody is perfect … Auch diverse Reparaturarbeiten standen hier an und ich habe für mich festgestellt, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, wann ich wie viel tragen oder werkeln kann und nicht pauschal mich schone bzw. nichts über 5 Kilo hochhebe. Das war nämlich tagesverfassungsabhängig und ich habe gearbeitet („Abeida-Mama“) so lange und soviel es mir gut tat bzw. meine Große es zugelassen hat. Als typische Wehwehchen hatte ich lediglich eine nervige Krampfader, Wasser in den Beinen bei den besonders heißen Tagen im Hochsommer und die letzten 4 Wochen kamen noch leichte Rückenschmerzen dazu (die werden bei mir aber erst im Wochenbett unangenehm). Das ließ sich aber alles gut aushalten mit Beine hochlegen, kühlen (v.a. im Plantschbecken), einem Kleinkind das nun prima auf dem Rücken herumklettern kann (auch jetzt noch eine Wohltat) und täglichen Gymnastikübungen. Dabei habe ich kein bestimmtes Programm gemacht, sondern diese im Tagesverlauf zwischendurch eingebaut (z.B. im Sandkasten, vor der Badewanne am Rand abgestützt, im Bett beim Schlafenlegen von der Großen, beim Zähneputzen usw.). Als besonders angenehm habe ich auch jegliche Beckenkreis-Übungen empfunden, die ich beim Tanzen zur Kindermusik, unter der Dusche, beim Anstehen an der Kasse (ja mei, sollen die Leute wegschauen wenn’s stört …) oder beim Anschupsen an der Schaukel eingebaut habe (v.a. das seitliche Wippen des Beckens war übrigens genial). Bis zur Geburt hat es mir dann also gereicht, mehrfach täglich die Kindsbewegungen zu spüren und in mich in aller Ruhe hineinzuhören, ob es mir (also auch dem Kind) gut geht. Nach dem langen Vorbericht nun endlich …

Meine Geburt in Eigenregie

Acht Tage nach ET war es dann so weit: Ich hatte schon seit Tagen keine Lust mehr schwanger zu sein – mir war einfach nur heiß (heißester Tag des Jahres bei uns), meine Beine waren schwer und das Bücken wurde mühsam (und überall liegt natürlich Spielzeug rum und die Böden sahen auch schon wieder aus …). Mein Mann war schon bei jedem kleineren Ausflug nervös, ob es unterwegs losgehen könnte – ich hab mir das irgendwie nicht vorstellen können, die intensiveren Vorwehen kamen auch immer erst, wenn meine große Maus im Bett war und ich „Feierabend“ hatte. Diese waren aber auch mal intensiver und mal gar nicht da. Außer, dass der Platz im Bauch spürbar gering wurde, mein Stuhl schon seit Tagen weicher war und es in der Unterhose immer nasser wurde (sorry für die Details), hab ich bislang kein konkretes Vorzeichen gespürt. Dass es nun jeden Tag losgehen Könnte, war mir ja durchaus bewusst. An diesem Tag ging unsere Tochter viel früher als sonst ins Bett, weil sie bei der unglaublichen Hitze mittags nicht schlafen konnte – also was mach ich mit dem frühen Abend? Na logisch: Böden saugen und wischen. Und dabei meinen Ärger über den Göttergatten verschwitzen, der diesen Part nun eigentlich mir seit Tagen abnehmen wollte … (Ja klar, er macht das dann schon morgen … Ich mag es heute endlich wieder sauber haben – mir reicht’s jetzt mit dem Dreck!) Zwei Stunden später war nun alles aufgeräumt und blitzeblank, also setz ich mich in die endlich kühler werdende Abendluft nach draußen mit einem Teller Restenudeln vom Mittag, nur mit Butter, eigenen extrascharfen Peperoni und Parmesan – jaaa genial und dann Füße hochlegen und absolut NICHTS mehr tun. Kurz vor 21 Uhr: Letzter Bissen heruntergeschluckt und schon spring ich auf und renn aufs Klo. Na super. Vielleicht war das mit den Peperoni doch keine so gute Idee, denn mein Darm entleert sich schlagartig mit einem riesigen Karacho und ich spür einen großen Druck nach unten. Der Blick auf mein Geschäft bestätigt mir, dass es ausgerechnet heute soweit ist und die Geburt eindeutig spürbar losgeht – neben dem Durchfall war auch etwas Blut zu sehen (ich „zeichne“ also, sagt man glaub ich). Ich wusste, dass sich mein Muttermund zu öffnen begann. Ich war auf einmal wieder hellwach, ganz bei mir und voll einsatzbereit. Die Wehen beginnen natürlich wieder sofort – waren aber mit bewusster Veratmung in den Bauch noch aushaltbar. Also spring ich als erstes mit dem Babyfon zu meinem Mann hoch ins Büro, der vor dem PC sitzt und auch schon Feierabend hat, drück es ihm in die Hand und puste ihm entgegen, dass es JETZT losgeht und er wie ausgemacht für die Große zuständig ist und geb ihm noch letzte Instruktionen. (Er soll sich darauf einstellen, dass sie in der Nacht bestimmt aufwacht und Durscht hat bei der Hitze und vielleicht länger wach ist, weil sie so früh ins Bett gegangen ist.) Seine Reaktion war was in Richtung „Ehrlich? Oh super. Ähm dann alles Gute, ruf mich wenn du mich brauchst.“ Aber ich hab gesehen, wie er das Schwitzen anfängt und sich glaub ich erstmal ein Bier zur inneren Abkühlung aufgemacht hat. Egal, ich hab jetzt Wichtigeres zu tun. Dann renn ich wieder nach unten und bereite in Eile zwischen den Wehen (Abstände kann ich nicht sagen – sie waren sehr kurz) meinen Geburtsort vor: Ich hatte eine Luftmatratze aufgeblasen im Badezimmer unter das Waschbecken gelegt und ziehe diese vor die Badewanne. Dann mach ich noch geschwind das große Licht aus und die Lichtkugel, die ich mir aus dem Wohnzimmer ausgeliehen hatte, auf Dämmer-Orange an (wie bereits bei den starken Übungswehen). Ein Stapel alter Handtücher lag bereit. Ab jetzt verfolgte ich das weitere Geschehen minütlich auf der Uhr, da diese direkt neben dem Klo an der Wand im Badezimmer hängt. 21:00 Uhr: Der Schleimpfropf löst sich vollständig ins Klo. Ich hol doch noch schnell die restlichen Handtücher, die ich noch für alle Fälle auch im Wohnzimmer platziert hatte. Mir war aber weder nach Herumlaufen, noch nach einer entspannenden Badewanne zumute, ich wollte einfach nur am Klo sitzen und rauslassen was raus muss. 21:10 Uhr: Die Fruchtblase wölbt sich nach außen und entleert sich ins Klo. Das Veratmen von den Wehen klappt nicht mehr, ich tue alles um möglichst entspannt im Kiefer zu bleiben und nicht zu schreien. Obwohl meine 1. Alleingeburt auch ein wunderschönes und sehr intimes Erlebnis war, hatte ich doch einen unangenehmen Riss und tagelangen Muskelkater im Kiefer vom verkrampften Brüllen, das wollte ich diesmal unbedingt vermeiden. Ich hatte den tollen Tipp gelesen, dass Singen super helfen soll den Schmerz zu verkraften und trotzdem „entspannt“ zu bleiben – also was kam da aber noch raus bei mir? Eine Melodie wollte mir nicht mehr einfallen, ich habe wie eine Irre einfach nur „LA LA LAAAAAAAAA LAAAAAAA LAAA LAAAAAAAAA“ getönt. Zum Glück haben wir keine direkten Nachbarn nebenan. 21:15 Uhr: Das letzte Mal dass ich auf dem Klo auf die Uhr schau. Jetzt kann ich auch nicht mehr sitzen, sondern werde von einer Urgewalt in den Vierfüsslerstand auf meine Luftmatratze gedrückt. Auch mit meinem La-La-Lied ist es vorbei – ich brülle, aber nur kurz. Sch… ich halt das nicht mehr aus – und dann taste ich auf einmal den halben Kopf zwischen meinen Beinen und muss erstmal lachen. Ach was – das kann ja gar nicht sein, das war jetzt doch tatsächlich schon eine Presswehe? Da fang ich an, mit meinem Baby zu reden und streichle seinen Kopf. „Wir haben es schon fast geschafft, gleich bis du da!“ Ich freue mich riesig und spüre die Schulterdrehung meines Kindes – wow, was für ein Gefühl! Sanft gleitet der restliche Körper mit der nächsten Wehe auf die Matte und ich nehm das Kleine sofort hoch in meine Arme. Es kräht ein bisschen, atmet gleich röchelnd und entspannt sich aber direkt auf meiner Brust und schläft ein. Da muss ich wieder lachen – das ist ja ein entspanntes Baby. Alles dran und es ist ein Bub! Unsere Vermutung von Anfang an war also richtig. Ich wickel meinen Sohn gleich in ein großes Handtuch ein, klemm mir auch eins zwischen die Beine und schau auf die Uhr – 21:21. Ich konnte es nicht fassen, dass die Geburt vom Abgang des Schleimpfropfes bis zum Zeitpunkt, wo ich mein Kind in den Armen gehalten habe, nur 20 Minuten gedauert hat. Ich war einfach nur von den Socken und in diesem Moment die glücklichste Mami der Welt. Später habe ich erfahren, dass meine verstorbene Großmutter wohl bei einem Kind das gleiche erlebt hat – direkt nach einem langen Bodenputzmarathon ist die Geburt losgegangen! Hätte ich das gewusst … Als erstes hab ich die Badezimmertür aufgemacht und meinen Mann gerufen. Der hatte zunächst einen kurzen Schock (Ist was passiert?) und konnte es nicht glauben, dass unser Sohn schon in meinen Armen lag. Er war total überrumpelt und musste mir dann etwas überfordert im Anschluss die Kamera, Kissen und viel Wasser (im Bad hatte es eine unglaubliche Hitze!) holen. Ich hab es mir auf den restlichen Handtüchern mit den Kissen am Rücken gemütlich gemacht und der Kleine hat auch sofort probiert an der Brust zu nuckeln. Meine Gebärmutter hat gleich mit einem stechenden Schmerz begonnen sich langsam wieder zusammenzuziehen. So saß ich mit dem Kind an der Nabelschnur hängend bestimmt eine gute Stunde am Boden, hab Wasser getrunken und mich entspannt. Irgendwann wurde mir die Position dann doch eindeutig zu ungemütlich, da nicht viel Bewegungsspielraum da war. Auspulsiert war die Nabelschnur natürlich schon längst, also hab ich kurzerhand beschlossen, nicht länger so auf die Plazenta zu warten, sondern meinen Mann gebeten die Nabelschnur mit meiner Haarschere abzuschneiden (das hat er auch schon bei unserer Tochter machen dürfen). Er hat dann gleich wieder fluchtartig das Bad verlassen, weil er die Hitze nicht ausgehalten konnte, und ich aber noch nicht länger lüften wollte. Den Sohnemann in noch mehr Handtücher eingepackt auf den Badezimmerteppich abgelegt, konnte ich dann in aller Ruhe in unsere tolle neue Dusche gehen, Schweiß und Blut abwaschen und wie auf Kommando spür ich auch plötzlich die Plazenta kommen. Ich habe es sogar geschafft, mir meine große Edelstahl-Brotbackschüssel schnell zwischen die Beine zu halten und diese somit wunderbar aufgefangen. Bei meiner 1. Geburt war ich von dem Gefühl überrascht und sie ist im Stehen auf den Boden geklatscht. Ja da sah es dann aus wie beim Schlachter. Nun konnte ich sie in Ruhe am nächsten Tag auf Vollständigkeit untersuchen und die Sauerei hat sich echt in Grenzen gehalten. Einmal kurz das Bad durchgewischt und eine Waschmaschine mit den alten Handtüchern vollgemacht – das war’s. Praktischerweise wurde auch gleich die Restmülltonne geleert, also hat die Plazenta auch nicht in der Hitze das Stinken angefangen. Im Garten vergraben haben wir sie wegen unserem Hund wieder besser nicht. Noch vor dem Schlafengehen haben wir kurz unsere Eltern telefonisch über die tolle Geburt informiert und ihnen Geschlecht und Namen verraten.

Wie unsere zweijährige Tochter auf ihr Geschwisterchen reagiert hat

Mein Mann hat sich zu unserer Tochter ins Mama-Kind-Bett im Kinderzimmer gelegt und ich bin mit dem Baby ins Schlafzimmer gegangen. Kurz darauf hab ich unsere Tochter schon singen gehört – das hab ich mir ja gedacht, dass sie aufwacht und natürlich fand sie es absolut lustig, dass da auf einmal der Papa neben ihr liegt. Also bin ich mit dem Baby am Arm auch ins Kinderzimmer und hab ihr erzählt, dass es heute Abend endlich aus dem Bauch gekommen ist. Sie war total beeindruckt und neugierig. Seit Wochen schon haben wir ja jeden Tag am Esstisch davon geredet, dass bald das Baby zu uns nach Hause kommt und wir noch nicht wissen, ob es ein Bub oder ein Mädi ist (man kann ja nicht in den Bauch reinschauen) – wir dem Baby dann einen Namen geben. Ich hab ihr auch erzählt, was das Baby dann alles so machen wird (viel getragen werden, viel Mama-Milch trinken, viel AA in die Windel machen und auch weinen) und was es alles noch nicht kann (sitzen, laufen, essen, auf’s Töpfchen gehen usw.) und sie ja schon so groß ist und das alles selber machen kann. Außerdem haben wir ein nettes Buch zusammen angeschaut, in dem sie gelernt hat, was eine tolle „große Schwester“ sein bedeutet, die der Mama ganz viel mit dem Baby hilft. Bei allen Vorbereitungen war sie auch mit dabei und hat gut verstanden, warum da jetzt ein Bettchen im Wohnzimmer oder eine Autoschale herumsteht. Sie hat sich sogar riesig darauf gefreut, dass ihr Geschwisterchen im Auto dann neben ihr sitzen darf. Die ganzen Sachen sind wir dann gleich in der Nacht nochmal durchgegangen und wir haben ihr gesagt, dass wir jetzt wissen, dass es ein Bub ist und ob sie den Namen schon sagen kann. Dann hab ich ihr gezeigt, wie er Mama-Milch trinkt und sie war total fasziniert von seinen Bewegungen und Geräuschen. Ganz intuitiv war sie unglaublich vorsichtig mit ihm und hat ihn sehr lieb am Kopf gestreichelt und seine kleine Hand gehalten. Das aller Liebste war, als sie ihr Brüderlein ihrem heißgeliebten Bärli vorgestellt hat. Diese kleine, nächtliche Willkommensfeier hat bestimmt drei Stunden gedauert (Papa ist zwischenzeitlich schon ins Bett rüber, er ist wirklich müde und braucht etwas Erholung – Männer … ) Nach einer kurzen Nacht hab ich dann ganz gewöhnlich mit meiner Tochter gefrühstückt (wir haben unseren Alltag quasi gleich fortgesetzt – nur eben mit Baby) und ich hätte mir beim besten Willen nicht vorstellen können, nicht bei ihr zu Hause zu sein. Sie war somit – außer bei der Geburt selbst – überall mit eingebunden und dabei. Sie hat sich schnell an die neue Situation gewöhnt und alles besser verstanden, als ich gedacht hätte. Ab der dritten Nacht bin ich auch wieder mit dem Kleinen zu ihr ins Kinderzimmer übersiedelt. Sie hat erstaunlicherweise mit den lauten Babygeräuschen (nächtliches Stillen, Wickeln, lautes Atmen, mal ein Weinen usw.) besser als alleine geschlafen und so kann ich mit beiden wunderbar kuscheln. Vom Wochenbett habe ich nichts gemerkt. Sobald die Nachwehen nachgelassen haben, war ich – abgesehen vom wenigen Schlaf – topfit und recht schnell in einem neuen Rhythmus drinnen. Ich bin unglaublich dankbar für meine zwei tollen Geburten und wollte diesen ausführlichen Bericht meiner zweiten Traumgeburt mit anderen (werdenden) Mamis teilen, da mir die vielen ehrlichen Geburtsberichte und wertvollen Infos von Sarah unglaublich bei der praktischen und psychischen Vorbereitung auf meine Geburten geholfen haben. Ich möchte auch gerne dazu beitragen, anderen Mut zu machen, sich mehr auf ihr Gefühl zu verlassen, Vertrauen zu finden, Verantwortung für ihren Körper (und den ihrer Kinder) zu übernehmen und zurück zum natürlichen Verständnis einer Geburt zu kommen.

4 Geburten: Krankenhaus – Geburtshaus – Hausgeburt – Alleingeburt

Hier berichtet eine Mutter von den Geburten ihrer vier Kinder. Das erste kam im Krankenhaus und und das letzte aufgrund von Mangel an Geburtshaus und Hausgeburtshebamme als Geburt in Eigenregie.

1. Kind, Geburt im Krankenhaus: Ein Engel unterwegs

Die Geburt meines ersten Kindes war im Krankenhaus. Meinen eigentlichen Wunsch, lieber ins Geburtshaus zu gehen, ließ ich mir leider von der Verwandtschaft ausreden, da ich noch jung war und dachte, dass es gut ist, auf den Rat der Älteren zu hören. Später bereute ich es jedoch zutiefst.

Eine natürliche Geburt ohne jegliches Eingreifen von außen war mir sehr wichtig, daher las ich viel und dachte dann, ich wäre gut vorbereitet. Ich hatte mir extra ein Krankenhaus mit gutem Ruf ausgesucht, welches natürliche Geburten bevorzugt und dachte, es wird bestimmt gut werden.

An einem gemütlichen, ruhigen Abend setzen die Wehen plötzlich ein und hatten recht schnell einen Abstand von wenigen Minuten erreicht. Im Krankenhaus angekommen, verlief in den ersten Stunden alles sehr gut, die junge Hebamme war sehr einfühlsam. Ich durfte mich wunderbar in der Wanne entspannen, und alle waren sehr zuversichtlich auf eine baldige, gute Geburt. Dann kam leider der Schichtwechsel – mit einer anderen, alten Hebamme von ganz anderer Art, und meine Wehen wurden schwach. Bis heute bereue ich, mich nicht gewehrt zu haben, als sie mich zum Wehentropf drängte. Mein Mann unterstützte mich zwar, wo er konnte, aber wir hatten beide keine Erfahrung.

Mit dem Wehentropf begannen die schlimmsten Stunden, die ich je erlebt habe. Hammerwehen ohne Pause, unbarmherzig, Schlag auf Schlag. Ich dachte immer, ich wäre nicht schmerzempfindlich – aber DAS hier war wie Folter, anders kann ich es nicht beschreiben. Es ist nicht meine Art, aber ich konnte nur schreien – wollte weinen, aber es kamen keine Tränen.

Irgendwann sollte ich mich auf den Rücken legen, Beine hoch in die Schienen. Der Gürtel für die Herztöne war unangenehm. Mittlerweile war es früher Morgen, und so lag ich da, mit offenen Beinen in Richtung Tür, die grellen Deckenlampen blendeten meine Augen. Ich sollte pressen. Obwohl ich sagte, es wäre unbequem, weil ich immer abrutschte, nahm man keine Rücksicht. Die Hebamme hörte auch nicht auf mein Betteln, mir doch die störende Kanüle aus dem Handrücken zu nehmen, die mich immer wieder stach, wenn ich mich zum Pressen abstemmte. Nach längerer Zeit wurden die Herztöne als schlecht bewertet und es sollte schnell gehen. Aber die Kleine wollte das letzte Stück nicht durchrutschen, egal wie ich mich bemühte. Ich hatte kaum noch Kraft durch die lange Zeit am Wehentropf, die Kanüle stach in der Hand, der CTG-Gurt hielt mich gefangen. Die Ärztin schimpfte mit mir und droht mit der Saugglocke. Plötzlich kam ein weiterer Arzt dazu und drückte ohne Vorwarnung mit voller Wucht mehrmals auf meinen Bauch, sodass mir der Atem stehen blieb. Es tat so unglaublich weh, dass man es gar nicht beschreiben kann. Ich dachte, ich sterbe gleich.

So wurde dann meine Tochter nach ca. 9 Stunden Wehen aus mir herausgepresst, weinend kam sie auf die Welt. Ich war sehr froh, dass es vorbei war und durfte unser süßes kleines Engelchen endlich im Arm halten. Die nächsten Tage im KH waren anstrengend. Ich hatte zwar eine sehr nette Bettnachbarin, aber unsere Babys weckten sich nachts immer im Wechsel – und wenn dann morgens um 7 die Babys endlich schliefen, durfte ich den Schlaf nicht nachholen, denn es begann die Krankenhausroutine. Ständig spazierte jemand ins Zimmer, mal eine Untersuchung hier, mal eine Frage da. Zum Duschen kam ich in den ersten 3-4 Tagen auch nicht, obwohl ich es mir so sehr wünschte. Ständig war Besuch da – nicht nur meiner, sondern auch der von der Bettnachbarin. Es war also ein einziges Kommen und Gehen, von Privatsphäre keine Spur. Wenn kein Besuch da war, stillte ich oder wollte einfach nur ausruhen. Gerade als der Milcheinschuss kam, war das Zimmer voller Leute, meine Brust spannte so sehr, dass mein Töchterchen nicht gut trinken konnte. Leider konnte ich mich da nur bedingt lange ins Stillzimmer zurückziehen – der Besuch wartete ja und wollte das Baby sehen. Zuhause war es dann am aller besten, erst dann begann für uns eine entspannende und schöne Babyzeit. Trotz all dieser schmerzhaften Erlebnisse bin ich Gott sehr dankbar, dass er uns als Ergebnis ein kleines Engelchen hinterließ, denn ihr Name trägt die Bedeutung eines Engels in sich.

Durch diese Erfahrung bin ich zwar mit Tränen gegangen, aber die positive Seite ist, dass ich im Nachhinein viel dazu gelernt habe. Mir ist noch stärker bewusst geworden, dass ich allein die Verantwortung für die Geburt trage, und dass es am besten ist, diese Verantwortung an keinen anderen Menschen abzugeben. Die Geburt ist ein genialer Vorgang in der Natur. Es wird niemals eine gute Idee sein, in diesen chemisch einzugreifen oder ihn maschinell zu unterstützen, denn der Geburtsablauf wurde ganz perfekt geplant von unserem Schöpfer.

2. Kind, Geburt im Geburtshaus: Gott ist da

Während der zweiten Schwangerschaft stieß ich auf Sarahs Buch „Alleingeburt“ und viele andere gute Bücher… und verschlang alle voller Begeisterung. Mir gefiel Sarahs natürliche Einstellung zur Geburt sehr. Beim Lesen der Bücher stellte ich fest, dass die Infos über Schwangerschaft und Geburt im Internet und in den üblichen Ratgebern sehr einseitig, ja geradezu lückenhaft sind. Nur durch gezieltes Suchen gelangt man an ganz wertvolle Bücher, die eigentlich Pflichtlektüre jeder Schwangeren sein müssten.

Diesmal hörten mein Mann und ich auf keine Meinungen von außen mehr, sondern konzentrierten uns ganz auf unsere Wünsche. Ich meldete mich zur Geburt ins Geburtshaus an. Die Vorsorge-Untersuchungen ließ ich von der Hebamme machen, um die Arztbesuche zu reduzieren.

An einem ruhigen Abend, als ich gemütlich im Schaukelstuhl vor dem Kamin saß, setzen langsam die Wehen ein. Sie steigerten sich in den nächsten Stunden bis in die Nacht. Als meine Mama da war, um auf die Älteste aufzupassen, fuhren wir ins Geburtshaus. Nach unserer Ankunft wurden auch diesmal die Wehen schwächer. Ich erwähnte im Gespräch meine erste Geburt, erzählte wie es war – und dass ich jetzt einfach nur riesig große Angst hatte. Diese Angst konnte ich die ganze Zeit nicht loswerden. Die Hebammen waren sehr verständnisvoll. Sie blieben trotz schwacher Wehen gelassen und schlugen vor, dass mein Mann und ich uns noch hinlegten, da es ja noch mitten in der Nacht war. Die Wehen wurden zwar nicht stärker, aber schlafen konnte ich auch nicht, da ich regelmäßig veratmen musste. Am frühen Morgen schien es so, dass sich nicht viel getan hatte, und für einen Moment waren wir uns alle unsicher, ob es ein Fehlalarm war.Ich bin den Hebammen bis heute so dankbar für ihre ruhige, überlegte Vorgehensweise. Sie schlugen uns vor, draußen eine kleine Runde spazieren zu gehen. Mein Mann und ich waren gerade mal 20-30 Meter gegangen, da wurde ich plötzlich von so starken Wehen überwältigt, dass ich kaum noch laufen konnte. Wir gingen weiter, aber es wurde immer stärker. Mein Mann war mir eine große Hilfe, er hielt mich bei jeder Wehe ganz fest im Arm. Nach ca. einer halben Stunde wurden sie so stark, dass ich nur zurück ins Geburtshaus wollte. Die beiden Hebammen waren positiv überrascht und bereiteten die Badewanne vor. Das warme Wasser tat sehr gut, und die Wehen wurden kraftvoller. Die Atmosphäre war wunderschön, trotz Schmerzen. Alles war ruhig, mein Mann und die beiden Hebammen saßen neben der Wanne. Ich bewundere ihre Geduld, wie sie die Zeit einfach so verstreichen ließen, mit mir atmeten, dasaßen und mitfühlten. Wenn eine Wehe kam, waren jedes Mal mehrere ausgestreckte Hände da, an denen ich mich festhalten durfte. Nur ab und zu hielten sie mir ein Holzrohr zum Prüfen der Herztöne an den Bauch. Als es heftiger wurde, hatte ich innerlich schon große Angst, dachte, es würde wieder genauso heftig wie am Wehentropf werden. Aber o Wunder – das wurde es nicht. Obwohl ich schon in der Übergangsphase war, stieß ich völlig verwundert aus: „Die künstlichen und die natürlichen Wehen sind ja ein Unterschied wie Tag und Nacht!“ Die Hebammen schmunzelten.

Nach einiger Zeit beschlossen wir, auf den Geburtshocker zu wechseln, da ich in der Badewanne schon alle Positionen durch hatte und Abwechslung brauchte. Der Geburtshocker war super bequem, mein Mann saß hinter mir auf der Bettkante und hielt mich fest, sodass ich mich an ihn lehnen konnte. Die Geburtsarbeit war sehr anstrengend, da auch diesmal das letzte Stückchen zum Durchrutschen fehlte. Die Hebamme war super. „Probiere noch einmal, durch den Schmerz hindurch zu pressen“, schlug sie einfühlsam vor, einen kühlen Kopf behalten. Ich befolgte ihren Tipp, und plötzlich ging es vorwärts. Es dauerte nicht lange, dann wurde unser kleiner Sohn geboren. Kaum war sein Köpfchen da, war schon sein empörtes Stimmchen zu hören – er schien sich über das Verlassen aus meinem warmen Bauch zu beschweren. Mein Mann und ich lachten, und danach wurde er ganz geboren. Unsere Freude war unbeschreiblich.

Nach paar Stunden konnten wir nach Hause und genossen eine ruhige Zeit. Es tat so gut, in den ersten Tagen mit Mann, Tochter und kleinem Söhnchen zu Hause zu sein. Alle schliefen nachts super gut durch, auch das Baby in unserer Mitte. Besuch gab es nur, wenn es passte. Diese Geburt war der beste Ausgleich für die erste, den man sich nur denken kann. Im Namen unseres Sohnes steckt die Bedeutung „Gott ist da“ – und genauso hatten wir diese Geburt auch erleben dürfen. Gott war da und hatte alles wunderbar geführt! Ich denke sehr gerne daran zurück.

3. Kind, Hausgeburt mit Hebamme: Eine kleine Sternguckerin

Das Geburtshaus, in dem mein Sohn Jahre zuvor so wunderbar auf die Welt kam, musste leider wegen der hohen Versicherung das Geburtszimmer abschaffen. In meinen Gedanken schwankte ich nun zwischen Haus- und Alleingeburt. Schon längst war das Wort „Alleingeburt“ kein Fremdwort mehr für mich. Vor der 1. Geburt war es das, aber durch Sarahs Buch hatte es an Bedeutung gewonnen. Mein Mann war zwar nicht gegen eine Alleingeburt, aber es würde für ihn bedeuten, dass er quasi die fehlende Hebamme ein wenig ersetzen müsste. Auch ich war nicht so ganz sicher, es alleine zu wagen. So beschlossen wir eine Hausgeburt mit Hebamme. Es gab nur eine Hebamme in weiter Umgebung, die noch Hausgeburten durchführte, sie war schon älter und auch nett, aber sehr zurückhaltend und reserviert. Schon beim ersten Gespräch wusste ich, sie ist nicht auf meiner Wellenlänge! Während ich meinen Mutterpass holte, ging sie durchs Wohnzimmer, beäugte die angrenzenden Räume. Als ich zurückkam, stand sie in der Küche und huschte dann schnell ins Wohnzimmer zurück. Ihr ganzes Verhalten war sehr seltsam, aber ich dachte mir: Lieber eine gewöhnungsbedürftige Hebamme, als dass ich meinen Fuß nochmal ins Krankenhaus setze! Zum Arzt ging ich erst im letzten Schwangerschaftsdrittel – und das auch nur wegen der Blutwerte, die die Hebamme benötigte. Die Ärztin war nicht einverstanden, dass ich alle anderen Untersuchungen wegließ, und „schmiss“ mich aus der Praxis. Es machte mir jedoch nichts aus, ich bedankte mich höflich und ging.

Wie auch bei den anderen Schwangerschaften, begann ich 2-3 Tage vor der Entbindung vor mich hin zu wehen. Trotzdem war ich diesmal von der Schnelligkeit überrascht. Eines Abends beim Vorbereiten der letzten Sachen überfielen mich plötzlich die Wehen in kurzen Abständen. Mein Mann war leider noch auf der Arbeit, und so lief ich hektisch hin und her, räumte auf, bereitete alles vor. Als er sehr spät heimkam, fiel er sofort müde ins Bett, während ich schon fast schlief. Doch nachdem er eingeschlafen war, wachte ich auf. Die Wehen kamen wieder und mussten veratmet werden. Froh, dass alle schliefen, wanderte ich leise im ganzen Haus umher, veratmete Wehen, testete alle möglichen Positionen aus. Sofa, Treppe, Türrahmen… ich war die ganze Zeit in Bewegung. Am frühen Morgen um 8 Uhr weckte ich meinen Mann, damit er die Kinder zu den Großeltern fuhr, dann rief ich die Hebamme an. Sie zweifelte, dass ich soweit war, da ich anscheinend noch „ganz normal“ telefonieren konnte. Aber sie versprach, sich auf den Weg zu machen. Als sie mich dann untersuchte, war sie geschockt: „In einer halben Stunde kommt das Kind!“ Trotzdem forderte sie mich auf, noch dies und das für die Geburt zu holen und bezeichnete mich etwas herabblassend als junges grünes Mädel, weil ich nicht geschafft hatte, die Folie aufs Bett zu legen. Dazu war ich leider nicht gekommen, hatte es inmitten der Wehen vergessen. Ich freute mich über den Fortschritt, aber leider war mein Mann noch nicht da. Obwohl die Hebamme was dagegen hatte, ließ ich mir Wasser in die Wanne, da ich eine Wassergeburt wünschte. Kurz danach setzte schon der Pressdrang ein. Ich musste der Hebamme erst ein Handtuch besorgen, bevor sie mir erlaubte, mich während der Wehen an ihrem Arm abzustützen. Ihre umständliche Art und das Fehlen meines Mannes verzögerten alles. Als mein Mann da war, ging es wieder vorwärts und die Hebamme drängte, dass ich das Wasser verließ. Doch im kälteren Zimmer ging es doch nicht so schnell wie erwartet. Viel Positionswechsel und Anstrengung war nötig, damit das Köpfchen das letzte Stück durchrutschen konnte. Irgendwann war auch das geschafft, und unser kleines Töchterchen kam als Sternguckerin auf die Welt. Sie war so winzig, viel kleiner als meine anderen Kinder. Das passt perfekt zu ihrem Namen, der „die Zarte, Sanfte und Leuchtende“ bedeutet.

Was ich im Nachhinein sehr schade fand, war, dass die Hebamme die Kleine ohne mein Wissen badete. Während mein Mann aufräumte und ich mich ein wenig zurechtmachte, nahm sie das Kind. Ich dachte, es wäre nur zur Untersuchung. Aber als ich nach kurzer Zeit das Baby bekam, war der Geruch weg – dieser besondere, frische Babygeruch, den es nur ein einziges Mal nach der Geburt gibt.

Durch die Anstrengung der Geburt war ich sehr zittrig und meine Arme waren so schwach, dass ich länger brauchte, um das Baby zum Stillen zu positionieren. Sogar Sprechen fiel mir schwer. Sofort wirbelte sie herbei und meinte, mir das richtige Anlegen beibringen zu müssen und mir zu erklären, wie man ein Baby hält. Dabei war es schon mein drittes Kind, Stillen war jahrelang mein Alltag, war mir schon in Fleisch und Blut übergegangen.

Bei der Nachgeburt war es mein Wunsch, aufrecht zu sein. Die Hebamme hatte was dagegen und drängte mich zum Liegen, aber ich willigte nicht ein. „Dann mach halt“, sagte sie schroff, und ließ mich machen. In den nächsten 10 Tagen kam sie jeden Tag, obwohl es offensichtlich war, dass wir super zurechtkamen. Meistens war sie nur 3-5 Minuten da, weil ich keine Fragen hatte. Einige ihrer Tipps nahm ich dankbar an, aber das Herumschleichen in den Räumen und ihre Art, mich wie eine unerfahrene, dumme Mutter zu behandeln, war unangenehm. Nach 10 Tagen schlug ihr höflich vor, dass ich mich melde, wenn ich Hilfe brauche. Sie tat sehr verwundert und meinte, sie wäre ja so selten dagewesen.

Einerseits bin ich froh, eine helfende Hebamme gehabt zu haben – schade nur, dass die Chemie zwischen uns nicht stimmte. Für unsere Verwandten war die Nachricht über die Hausgeburt ein Schock. So etwas hatte noch keiner aus der Familie gekannt, geschweige denn gewagt. Auch wenn insgesamt nicht immer alles perfekt ist, wie man es sich wünscht, sind wir Gott trotzdem sehr dankbar, dass alles ohne ernste Zwischenfälle verlaufen war. Er hat unser Gebet erhört und uns ein süßes kleines Mädchen geschenkt.

4. Kind, Alleingeburt zuhause: Gott schenkt Hilfe

Als ich mit dem 4. Kind schwanger wurde, hatte ich nur eine Wahl: Alleingeburt. Krankenhaus kam nicht in Frage, und das Geburtshaus gab es schon lange nicht mehr. Auch die letzte Hausgeburtshebamme war aus meinem Umkreis verschwunden. Der allerletzte Versuch nach einer Hausgeburtshebamme scheiterte an der Entfernung. Somit gab es nur noch einen, der uns helfen konnte: Gott, der Erfinder und Schöpfer der Geburt. Bei der Suche nach einer Hebamme, die nach der Alleingeburt die U1 durchführt, wiesen mich alle Hebammen ab – wahrscheinlich war es ihnen zu riskant, warum auch immer. Nur eine Hebamme war anders als alle anderen. Sie behandelte meinen Fall als „offiziell geplante Krankenhausgeburt“ mit der Nebenbemerkung, es könne jeder Frau passieren, dass sie es nicht rechtzeitig bis zum Krankenhaus schafft. Sie war so super! Es war übrigens dieselbe Hebamme, die mich so toll bei der 2. Geburt im Geburtshaus unterstützt hatte. Es würde ein Wagnis werden, für mich, und auch für meinen Mann. Was unsere Familien darüber denken würden, daran wollten wir erst gar nicht denken. Nur meine Schwestern weihte ich ein, sie versprachen für einen guten Ausgang zu beten. Während der Schwangerschaft ging es mir sehr gut, es war die angenehmste Schwangerschaft von allen. In allen anderen hatte ich mit jedem Kind stärker werdende Übelkeit gehabt, aber diesmal blieb sie weg. Der Grund dafür war für mich offensichtlich: In dieser Schwangerschaft nahm ich viel Calcium ein. Das muss das Geheimnis gewesen sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Denn die Übelkeit taucht meist zu dem Zeitpunkt auf, an dem sich die Knochen des Kindes bilden. Nimmt man da zu wenig Calcium zu sich, wird es aus dem eigenen Körper gezogen – das könnte die Übelkeit verursachen. Bei mir ging diese Rechnung zumindest auf. Auch diesmal ging ich erst im letzten Drittel der Schwangerschaft zur Ärztin, es war ein sehr verständnisvolle, die meine Wünsche akzeptierte. Wichtig war mir eigentlich nur die Lage des Babys kurz vor der Geburt. Um den Rest kümmerte sich meine Hebamme, sie versprach, nach der Geburt für mich da zu sein.

Wie auch bei den anderen Schwangerschaften bekam ich 2-3 Tage vor der Geburt stärkere Wehen, die sich über den Tag verteilten. Am Tag vor der Geburt erreichten meine Gefühle einen plötzlichen Tiefpunkt, den ich nur schwer beschreiben kann. Ich war völlig in Tränen aufgelöst, hatte Panik, und konnte mich kaum beruhigen. Ich weiß bis heute nicht, was los war, vielleicht wurde ich unbewusst an meine 1. traumatische Geburt erinnert. Die Wehen gingen weiter, mal regelmäßig, mal unregelmäßig. Nach Mitternacht schienen sie so unregelmäßig zu sein, dass ich einen Fehlalarm vermutete und zu schlafen versuchte. Doch um 3 Uhr nachts ging es plötzlich los – jetzt wusste ich, es ist soweit. Mein Mann wurde wach und half mir, ein Bad vorzubereiten. Es war alles still, die Kinder schliefen. Im Wasser war es angenehmer, ich veratmete und die Zeit schien endlos zu verstreichen. Nach ca. 2 Stunden brauchte ich Abwechslung und probierte im Schlafzimmer verschiedene Positionen am Hängetuch aus, welches wir extra dafür aufgehängt hatten.Die Zeit verging gefühlt wie in Zeitlupe. Nach ca. zwei weiteren Stunden Herumturnen und Pressversuchen war ich fix und fertig, wollte am liebsten einfach nur auf dem Boden liegen, hatte keine Kraft. Schon die Nächte zuvor hatte ich nicht gut schlafen können, nun war ich sooo müde. Auch mein Mann wurde langsam unsicher, weil es scheinbar keinen Fortschritt gab. In unserer Ratlosigkeit beschlossen wir, Gott den Allmächtigen um Hilfe zu bitten. Nachdem wir gebetet hatten, kam plötzlich die Idee auf, die Hebamme anzurufen. Gott sei Dank, sie ging dran. Als ich ihr sagte, dass ich völlig am Ende bin, gab sie mir den Tipp, es nochmal mit der Badewanne zu versuchen. „Und dann?“, fragte ich, total verwirrt. „Dann entspannst du dich und bekommst dein Baby“, antwortete sie in selbstverständlichem Ton. Das klang mir viel zu leicht. „Das glaube ich nicht, ich kann nicht mehr.“

Nach dem Anruf kam ich mir genauso schlau wie vorher vor, aber mein Mann ermutigte mich, den Tipp der Hebamme zu befolgen. Also ließen wir nochmal Wasser ein und befestigten das lange Tuch im Bad zum Festhalten. Nach einigem Hin und her fand ich eine bequeme Position und versuchte zu pressen, da der Druck nach unten unerträglich war. Es war sehr, sehr anstrengend, aber irgendwann schien es vorwärts zu gehen, ich spürte schon das Köpfchen. Mein Mann stützte und ermutigte mich. Mittlerweile stand ich im Wasser, ein Bein auf dem Badewannenrand. Dann kam der schönste Moment, das Köpfchen war da. Ich wunderte mich, dass der Kleine so ruhig war. Dann wurde er ganz geboren und mein Mann fing ihn auf. Es war 7:07 Uhr. Nun wurden auch die Kinder wach, weil wir unsere Freude nicht unterdrücken konnten. Es ist unbeschreiblich, schön, wenn das Baby da ist! Der Kleine war sehr entspannt und wurde ausgiebig von seinen Geschwistern bewundert.

Den restlichen Tag konnten wir zuhause in Ruhe genießen und in den Wochen danach besuchte uns die Hebamme wie eine liebe Freundin – es war eine ganz tolle Zeit! Nur unsere Eltern mussten einen Schock überwinden. „Macht das bitte nie wieder, das ist so leichtsinnig…was hätte nur alles passieren können…“ Wie gut, dass sie es vorher nicht gewusst hatten!

Der Name, den wir zuvor für unser 2. Söhnchen ausgesucht hatten, hätte passender nicht sein können, er bedeutet: „Gott schenkt Hilfe“. Ja, wir hatte Gottes Hilfe ganz nah verspüren dürfen, dafür sind wir sehr dankbar.

Ein Baby an Heiligabend

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr drittes Kind und entscheidet sich nach zwei Krankenhausgeburten für eine Hausgeburt.

Am 24.12.2020 ist unsere Tochter Gyda bei einer wunderbaren Hausgeburt in unsere Arme gepurzelt. Ich wurde von einer sehr tollen Hebamme begleitet, die seit über 30 Jahren Hausgeburten begleitet. Zwei Kinder habe ich im Krankenhaus zur Welt gebracht, wünschte mir aber bei meinem dritten Kind unbedingt eine Hausgeburt. Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme, aber dass wirklich ET+4 an Heiligabend unsere Geburtsreise starten würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. 


Morgens erwachte ich gegen 5.00 Uhr und bemerkte, dass ich einen Blasensprung hatte. Zuerst dachte ich: Warum heute? Die Familie würde kommen und meine Kinder freuten sich so auf die Bescherung. Aber ich war sehr entspannt und kontaktierte meine Hebamme gegen 9.00 Uhr. Sie war ebenfalls sehr entspannt. Wir haben besprochen, dass wir den Tag einfach passieren lassen. Sie sagte, das Baby wird heute schon kommen.

Ich merkte den Vormittag über noch gar nichts. Zwar wurde der Bauch immer wieder hart, dies hatte ich aber schon seit gut zwei Wochen. Wir richteten den Tisch und alles weitere und erwarteten gegen 14.00 Uhr unsere Gäste zum Kaffee und Kuchen. Ich hielt auch noch Rücksprache mit der Hebamme, aber da es nichts Neues gab, haben wir beschlossen, später nochmal Kontakt aufzunehmen. Eine halbe Stunde später bei Kaffee und Kuchen überkamen mich Wellen im 3-Minuten-Takt. Ich ließ mich nicht weiter davon stören, veratmete, aß noch einen Kuchen und bediente die Familie. Die Wellen wurden rasch stärker, sodass wir die Bescherung vorzogen und die Kinder wurden vorbereiten, dass heute wohl auch die Geburt ihrer Schwester passieren würde. Um 15.45 Uhr begab ich mich ins Schlafzimmer, wo ich die Wellen immer mehr veratmen musste. Ich war immer stehend und ließ mein Becken kreisen, liegen war unmöglich und sehr sehr schmerzhaft. Meine Mama und mein Freund schauten immer wieder nach mir, aber ich wollte alleine sein. Ich bewegte mich sehr viel und merkte beim Toilettengang, dass Blut mit abging. Sogleich wusste ich, dass das ein Zeichen war: Am Muttermund tut sich was. Gegen 16.00 Uhr hatte ich so eine Wellenzunahme, dass ich meinen Freund bat, die Hebamme anzurufen, denn sie hatte einen längeren Weg zu uns. Sie machte sich auch sogleich auf den Weg. Um 17.00 Uhr verabschiedeten wir die Familie. Die Kinder gingen mit zu ihrer Oma, wo sie auch übernachten durften. Das war für die beiden ein tolles Highlight. Die Kinder kamen zu mir ins Schlafzimmer, drückten mich herzlich und ich versprach mich zu melden, sobald die kleine Maus da ist. Mein Freund baute in der Zwischenzeit unseren Pool im Wohnzimmer auf. Mir ging es gut. Es war eine traumhafte Atmosphäre: der Christbaum, die Krippe und daneben der Pool. Endlich klingelte die Hebamme um 17.20 Uhr. Sie hörte am Tönen, dass die Geburt kurz bevor stand. Sie massierte mein Becken, tanzte mit mir und half mir beim Entkleiden. Ich begab mich ins Wasser in den Vierfüßlerstand und sagte: „Ich habe so ein Bedürfnis zu schieben.“ Sie sagte: „Fass doch mal hin!“ Und tatsächlich spürte ich ca. 5 cm vom Eingang ihren Kopf mit Haaren. Freude überkam uns, mein Partner saß vor mir und streichelte mich. Der Pressdrang wurde stärker und drei Wellen später war der Kopf geboren. Ihre Augen waren offen. Meine Hebamme saß hinter mir und ließ mich machen. Sie fing die kleine Maus nur im Wasser auf, als bei der nächsten Welle der Körper geboren wurde. Ich griff nach unserem Baby und legte sie mir auf die Brust. Wir waren überglücklich. Es war geschafft. Unser Baby, unsere Gyda, war um 17.43 Uhr geboren. Wir blieben nicht mehr lange im Wasser, sondern gingen dann auf das Sofa. Die Kleine war putzmunter und gesund. Die auspulsierte Nabelschnur durfte der Papa durchschneiden und ein wenig später wurde auch die Plazenta geboren. Unsere Gyda wurde dann noch gemessen und gewogen: 3700gr. und 57cm. Sie kam uns in dem Augenblick gar nicht so groß vor. Wir ließen den Abend mit einem Glas Sekt ausklingen und gegen 21.00 Uhr ging unsere Hebamme nach Hause. 
In etwas über 3 Stunden, ohne Interventionen, ohne eine Untersuchung. Einfach friedlich. Es war so eine tolle Erfahrung. Wir schwärmen als Eltern noch heute davon. 

Alleingeburt aufgrund von „Terminüberschreitung“ – Babys kennen keinen ET

Heutzutage gilt es einige Bedingungen zu erfüllen, wenn man eine hebammenbegleitete Hausgeburt möchte. Nicht auf alles hat man Einfluss. Zum Beispiel halten sich nicht alle Babys an das recht eng gesteckte Geburtszeitfenster. Der Mutter im folgenden Bericht sprang die Hausgeburtshebamme ab und sie gebar letztlich 21 Tage nach dem errechneten Termin ihr Baby in Eigenregie.

Am 16.04.2021 hatten mein Mann, meine dreijährige Tochter und ich die Erfahrung einer Alleingeburt unserer zweiten Tochter bzw. kleinen Schwester. Wir haben dein Buch als E-Book bestellt und durchgelesen, um uns darauf vorzubereiten, ebenso deine Videos angeschaut. Es hat uns sehr geholfen. Vielen Dank hierfür.

Vor der Geburt

Der errechnete Geburtstermin lag beim 26.03.2021. Ursprünglich war eine Hausgeburt mit Hebamme geplant. Als aber die Frist von ET+14 näher rückte (09.04.2021) und es keine Anzeichen zum Geburtsbeginn gab, haben mein Mann und ich beschlossen, einer Einleitung durch die Hebamme (Nelkenöltampons, Eipollösung, Akupunktur etc.) am 06.04.2021 nicht zuzustimmen, sondern dem Baby die Zeit zu geben, die es braucht. Ich bin auch meinem Mann dankbar, da er auch der Meinung ist, eine Geburt ist etwas Natürliches, und er Vertrauen in meinem Körper hat. Es hat wirklich Kraft und Geduld gekostet, aber ich bin heute so unendlich dankbar, dass wir auf einen natürlichen Wehenbeginn gewartet haben. Sowieso ist meine Periode unregelmäßig und hat keinen 28-Tage-Rhythmus. Am ET+3 war ich zum letzten Mal bei der Frauenärztin (die Hebamme brauchte diesen Vorsorgenachweis, damit sie mich bis ET+14 betreuen kann), die mich darauf hinwies, dass sie ab ET+10 mich in eine Klinik überweisen würde, um künstlich einzuleiten. In Gedanken dachte ich mir, dass sie das vergessen könne. Als sie von meiner eigentlich geplanten Hausgeburt mit Hebamme erfuhr, kamen nur die Worte: „Da fehlt Ihnen halt der medizinische Background. Ich will es Ihnen nicht ausreden, aber vorwarnen muss ich Sie. Nicht, dass man mich nachher in die Verantwortung zieht, dass ich nichts gesagt habe.“ Eine vaginale Untersuchung bot sie mir an, aber ich lehnte ab. Meine Hausgeburtshebamme hat mir gesagt, dass dies nicht verpflichtend ist.

Am 06.04.2021 hatten wir wie oben erwähnt einen Vorsorgetermin bei der Hebamme. Sie versuchte uns von „natürlichen“ Einleitungsmethoden zu überzeugen, indem sie diese als „immer noch besser als in der Klinik eingeleitet zu werden“ bewertete. Sie gab mir Nelkenöl, was ich mir einführen sollte und Massageöl zur Einleitung mit. Habe ich jedoch nicht benutzt und ihr nicht gesagt, da wir den Plan von der Alleingeburt mit keinem geteilt haben – außer meinem Vater und einem Bekannten meines Mannes. Der Akupunktur habe ich ebenfalls nicht zugestimmt, da sich mein Mann damit auskennt und mir bestätigte, dass man dies traditionellerweise in der TCM nicht als Wehenauslöser verwenden sollte.

Am 14.04.2021 hatte ich in der Nacht öfters Senkwehen (?), die sich wie Periodenschmerz anfühlten. Um 10 Uhr morgens ging etwas vom Schleimpfropf ab, mit einem Tupfer Blut; der Schleim war rosa gefärbt.

Die Geburt

Am 15.04.2021 um 18:30 kam immer ein bisschen Fruchtwasser aus der Fruchtblase, als ich gerade mit meinem Vater telefonierte und ihm mitteilte, dass das Baby nun bald kommen könnte. Wehen setzten am Abend um 21:20 Uhr ein. Unsere Große ist eingeschlafen. Wir versuchten auch zu schlafen, ich konnte jedoch nicht mehr liegen, da die Wehen nun regelmäßiger wurden. Daraufhin füllte mein Mann den Geburtspool mit Hilfe von zwei Eimern mit Wasser bis zur Hälfte. Ich ging ins Wasser, was schmerzlindernd war, wollte aber nach 10 Minuten heraus, da ich anfing zu schwitzen. Plötzlich musste ich mich übergeben. Daraufhin gab mir mein Mann einen Apfel, damit ich nicht unterzuckerte. Bis 04:00 Uhr (16.04.2021) veratmete ich die Wehen und mein Mann massierte mir dabei jedes Mal meinen Unterrücken. Als ich in eine ungünstige Atmung mit zusammengekniffenen Kiefer verfiel, erinnerte er mich, richtig zu atmen. Gegen 04:30 Uhr bekam ich langsam den Drang, zu pressen (schon erstaunlich, wie der Körper das merkt, da veratmen nichts mehr brachte) und entleerte meinen Darm auf der Toilette und auf dem Boden im Türrahmen. Ich war langsam echt erschöpft und schloss die Augen während den kurzen Wehenpausen. Währenddessen gab mir mein Mann noch etwas Apfel und Birne zu essen. Mein Mann schlug zum Glück vor, dass jetzt ein guter Zeitpunkt war, in den Pool zu steigen. In dem Moment wurde unsere Große wach und tröstete mich bei den Presswehen, die nun immer häufiger kamen. Ich führte einen Finger ein und spürte auch schon den Kopf. Ich habe mit aller letzter Kraft ein paar Mal gepresst, mein Mann und unsere Große konnten den Kopf sehen, als sie darauf hinwies, und ich sagte zum Baby: „Du schaffst das, komm dreh dich, damit die Schultern kommen.“ Schließlich kam mit Schwung ihr ganzer Körper und ich nahm unsere jüngste Tochter hoch zur Brust – die Nabelschnur war wohl etwas verkürzt oder um mein Bein umschlingelt und hat wohl etwas gespannt, denn sie ist einfach daraufhin im Wasser gerissen. Das hat uns etwas überrumpelt, da wir ja eigentlich auspulsieren lassen wollten und die Nabelschnur dann durchtrennen wollten. Aber sie fing sofort zu atmen an und ich stieg aus dem Pool, damit die Nachgeburt leichter kommen kann. Ich setzte mich aufs Sofabett (Boden) und mit einem Schwall kamen zuerst große Blutgerinnsel, die aussahen wie blutroter Wackelpudding und nach einigen Minuten kam sofort die Plazenta. Diese hat mein Mann sofort inspiziert und dann in unseren Blumentopf begraben. Ich verlor weiterhin Blut und mir war etwas schwindelig, also gab mir mein Mann Hirtentäschelkrauttee und Haferflocken mit Apfel (vom Restessen noch übrig zu essen) sowie Pumpernickel. Gegen 5 und 6 Uhr legten wir uns hin. Um 7 oder 8 Uhr, als ich meine Blase entleerte, spürte ich wieder Schwindel und Ohrensausen und bat meinen Mann, mir etwas Kaltes für den Bauch zu bringen. Die Gebärmutter war an sich fest. Mein Mann kochte für mich Klebreis mit Eiern und Avocado zur Stärkung. (Einen Monat vor ET habe ich Eisentabletten genommen, da die Hausgeburt auch nur bei einem bestimmten Wert von 14 von der Hebamme begleitet werden durfte. Eigentlich sind wir eher für eine ausgewogene Ernährung, aber wir wollten in keine Klinik, sondern zu Hause gebären.) Körperlänge: 48,5 cm Gewicht: 3 700 g Kopfumfang: 35,5 cm

Extra: Geburtsbericht der 1. Geburt in der Klinik

Unsere erste Tochter kam am 03.11.2017 (ET+3) im Krankenhaus zur Welt, wo man mir Antibiotika per Venenzugang gab, da ich B-Streptokokken hatte. (Bei der zweiten Schwangerschaft habe ich nur die 3 Basisultraschalle durchführen lassen sowie zwei weitere Vorsorgen und die restlichen Vorsorgetermine bei der Hebamme.) Außerdem hat man mir innerhalb einer Presswehe die Fruchtblase eröffnet. Ich lag letzten Endes auf den Rücken (wegen dem CTG) und weil ich es nicht anders wusste (Gebärpositionen) hatte zum Glück nur einen Dammriss von Grad 1, der mir genäht wurde. Ich bin da so froh gewesen, dass mein Mann dabei war, der mir noch Kraft gegeben hat bei den Presswehen, denn ansonsten hätten mir die Hebamme noch zu einem Kaiserschnitt etc. geraten, da ich seit dem Vortag Nachmittag bis zum nächsten Tag in der Früh mit Wehen verbrachte. Man gab mir dann noch homöopathische Globuli. Auf Nachfrage meines Mannes, was dies sei, reagierte die Hebamme schroff: „Stellen Sie sich nicht so an, manche Frauen betteln um eine PDA und Sie sorgen sich wegen Globuli.“ Daraufhin meinte mein Mann nur, dass Fragen wohl erlaubt seien. Ich hatte bei dieser Geburt drei Schichtwechsel von Hebammen erlebt. Die erste Hebamme war sehr feinfühlig und nett. Die zweite hat bei mir ohne Vorwarnung eine vaginale Untersuchung durchgeführt, wie weit der Muttermund wohl schon auf sei. Die dritte Hebamme hat sich dann letzten Endes noch zusammengerissen und nach der schroffen Bemerkung nichts mehr Negatives gesagt. Ich bin trotzdem glücklich, dass alles gut gegangen ist, und es gibt ja Frauen, die echt Schlimmeres erlebt haben. Körperlänge: 52 cm, Körpergewicht: 3750 g Kopfumfang: 36 cm P.S.: Vielen Dank nochmals an die informative Erklärung von Sarah bezüglich der Nabelschnur, die bei Zug manchmal reißen kann (bei der Wassergeburt hebt man das Baby ja zügig aus dem Wasser) aufgrund der Sollbruchstelle. Abklemmen kann man, es hört aber auch so schnell zu bluten auf. In der Tierwelt passiert dies auch durch Abbeißen oder Abreißen. Unsere Kleine hat gleich angefangen zu atmen, die Blutung hörte auch schnell auf, weshalb sie auch nicht beeinträchtigt war. Diesmal hatte ich auch keinen Dammriss, sondern nur eine leichte Schürfwunde, die auch nach ein paar Tagen von selbst verheilt ist. Die Geburtsanmeldung nach ein paar Tagen hat zum Glück auch problemlos per Post funktioniert, man verlangte keine ärztliche Bescheinigung. Ich bin wirklich dankbar, dass meine Familie und ich diese Erfahrung miteinander teilen durften und wir würden – falls es zu einem nächsten Mal kommt – wieder eine Alleingeburt machen.