Alle Beiträge von Sarah

Alleingeburt beim ersten und zweiten Kind

Diese Mutter berichtete von den Geburten ihrer beiden Kinder. Beides geplante Alleingeburten. Die erste wurde in die Klinik verlegt, weil die Plazenta nicht kommen wollte – mit unnötigem Stress von Seiten der Klinik und Jugendamt. Bei der zweiten Geburt kam dann auch die Plazenta ohne Probleme.

1. Geburtsbericht vom Oktober 2018

SCHWANGERSCHAFT

Eine Vorsorgeuntersuchung in der 12. Woche, um eine schriftliche Bestätigung meiner Schwangerschaft zu bekommen. Einen guten Monat Übelkeit, manchmal Schwindel (habe generell einen niedrigen Blutdruck), sonst keine Beschwerden. Bauch war bis zum Schluss relativ klein (aber nicht besorgniserregend klein). Habe mich spätestens in der zweiten Schwangerschaftshälfte kohlehydratarm ernährt, insgesamt oft rohes Fleisch, rohen Fisch, Leber, rohe Eier, Rohmilch von der eigenen Ziege gegessen. Meine Einstellung vor der Geburt war: „Die Schafe und andere Tiere – ich hatte nämlich Kontakt zu Schafen während dieser Schwangerschaft – schaffen das auch einfach selbst und lassen es geschehen, und außerdem vertraue ich auf Gott.“

BEGINN

Wehen haben an einem Samstag Vormittag an ET+10 begonnen, einfach nur als kurzes Anspannen alle 15 min, hab alles normal weitergemacht. Das ist bis 22 Uhr so gegangen. Da war der Abstand dann schon etwas kürzer, so 8 min vielleicht. Seit 19 Uhr hatte der Schleimpfropf begonnen abzugehen. Mit jeder folgenden Wehe, wo ich das Bedürfnis hatte mich aufs Klo zu setzen, ist das dann so weitergegangen. Ich hab unsere kleine Wohnung aufgeräumt und mein Mann hat Sauerkraut eingestampft. Sehr friedlich alles. Um 23 Uhr haben wir uns wie üblich zum Schlafen hingelegt, da waren die Wehen dann schon stärker, ich hab mir immer eine Meereswelle vorgestellt, die heranrauscht.

ERÖFFNUNG

Um 24 Uhr waren mir die Meereswellen dann herzlich egal. Ich hab aufstehen müssen, weil es zu unangenehm war im Liegen. Und müde war ich schon … hatte gehofft, dass das Baby nicht ausgerechnet die Nacht für die Geburt beansprucht. (Mittlerweile weiß ich, dass das wohl am häufigsten der Fall ist.) Bin also hin und her gewandert die 10 Schritte zwischen Klo und Lesesessel, bei jeder Wehe auf dem Klo und dazwischen müde auf dem Sessel … Herumgehen oder auf allen Vieren während einer Wehe mich zu bewegen versuchen, war gar nicht irgendwie lindernd oder angenehm. Also bin ich bei meinem Hin und Her geblieben und die Wehen sind auch gleich stark und regelmäßig geblieben. Während der Wehe hab ich immer mit einem tiefen Ton ausgeatmet-gestöhnt (hatte mir da vorher keine Anleitung zurechtgelegt, so war es intuitiv). Ab 2 in der Früh ist mir die Zeit endgültig zu langsam vergangen. Ich hab mich in Wollpullover und – socken gepackt, weil mir wegen Schlafenwollen schon kalt war. Trinken habe ich glaube ich vergessen (ein Fehler :(). Es wurde trotzdem 3, 4, 5 …

ÜBERGANG

Irgendwann hat es angefangen draußen zu dämmern. Ich bin im Bad geblieben – der heimeligste und wärmste Raum in unserer Wohnung – und irgendwann dann kam auf einmal eine wilde Wehe. Mir ist es kurz kalt und heiß geworden und ganz kurz sehr übel und es machte „Platsch“ ins Klo: klares Fruchtwasser, recht kleine Menge, und kurz darauf Blut, ein Ring aus Tropfen im Klo. Ich war mir recht sicher, dass jetzt etwas gerissen war, hat mich aber nicht sonderlich geschreckt in dem Moment. Dann auch schon die nächste wilde Wehe. Da hab ich in meinen inzwischen ausgezogenen Wollpullover gebrüllt-gekreischt, damit der Nachbar möglichst nichts mitkriegt. Dann hab ich meinen Mann zurückgerufen mit: „Warte, bleib bitte doch da, es kommt grad Blut!“ Der war da grade damit beschäftigt, noch ein Bettgestell aus der Wohnung zu tragen, und davor hatte ich allein sein wollen. Ich hab zum ersten Mal zwischen die Beine gegriffen und das Köpflein gespürt – und etwas Weiches darüber, wie eine dicke Ader. Die Nabelschnur, waren wir uns sicher. Dann hab ich meinen Mann auch noch kurz tasten lassen. Panik hat es gar nicht ausgelöst, in dem Moment war außerdem eh nichts zu machen außer weiterzumachen. Sofort war die nächste Wehe da. Ich bin noch gestanden und habe das als zu großen Druck empfunden in der Position. Da ist das Köpflein noch einmal ein kleines Stück zurückgerutscht.

GEBURT

Ich bin in den Vierfüßlerstand gegangen und die nächste und letzte Wehe ist auch schon gekommen und ich habe das Baby vor mir in den Händen gehabt. Rückblickend hab ich keine Ahnung, wie ich es aufgefangen habe.

„DAS BABY IST DA!“

hab ich zu meinem Mann zum Lesesessel rüber gerufen. So ungefähr 7 Uhr 30 war es da. Die Augen waren noch geschlossen und das Baby war komplett rosig, mit dem allerliebsten Gesichtchen (natürlich :)), kein Blut und kaum Käseschmiere drauf. Es hat die Augen aufgemacht und gleich losgeweint (Licht war noch an, wenn auch nicht allzu grell) und ich hab es an die Brust genommen und gleichzeitig gespürt, dass es kein Junge ist, wie ich gedacht hatte. Sie hat geatmet und unsere Notfall-Beatmungsvorbereitung war nicht notwendig, Gott sei Dank. Ein paar Minuten hab ich sie so gehalten – waren es 10 Minuten? Dann wollte ich meinem inneren Drehbuch nach mich ins Bett legen und das kleine Mädchen in bequemerer Position an die Brust legen.

PLAZENTA KOMMT NICHT

Ich bin also aufgestanden und ein paar Schritte los … „mir wird schwindlig“, hab ich zu meinem Mann gesagt. Und weil er das aus der Schwangerschaft kannte, war er gleich in „Auffangbereitschaft“, hat aber, als ich in die Knie gesunken bin, das glitschige Baby nicht mit erwischt. Sie ist auf den Holzboden geglitten und die Nabelschnur war ab. Bin am Boden sitzend ans Bett gelehnt aufgewacht, das Baby lag friedlich schlafend mit Handtuch zugedeckt auf dem Bett. Wir haben sie auf mich draufgelegt und versucht, ob sie trinken mag. Ich hab Nachwehen gespürt, dass immer wieder ein bisschen Blut kommt, und einen tiefen Widerwillen, nocheinmal was aus mir rausdrücken zu müssen, nachdem ich ja das Wichtigste geschafft hatte. Meine Vorstellung war, dass die Plazente eh von selber rauskommt. Bei allen Geburtsberichten (hätte ich noch andere gelesen …!) war das so komplett nebensächlich-selbstverständlich beschrieben, und die Hauptsache für mich war ja, dass das Baby wohlauf war … Der Uterus hat jedenfalls fleißig kontrahiert. Ich war noch benommen und hab bei alledem nicht so viel mitbekommen. Mein Mann hatte den Blutverlust im Auge und wir haben beschlossen, dass wir trotzdem erst einmal schlafen, waren alle so müde. Die Plazenta kam jedenfalls nicht „einfach so“ raus. Jetzt weiß ich, dass ich in der falschen Position war. Ich hätte im Bad noch die Plazenta abwarten sollen, im Hocken.

WIE LANGE NOCH ABWARTEN?

Nun gut, der Tag ist fortgeschritten, mein Mann hat das Alleingeburtsbuch nach Plazenta und Komplikationen diesbezüglich durchkämmt und das Internet. Nach dem Schlafen ist es mir besser gegangen und irgendwann am Nachmittag haben mein Mann und ich beschlossen, dass ich meine Kräfte zusammennehme und mich in Hockposition begeben muss. Es hat überhaupt nicht funktioniert, weil mir beim ganz Aufrichten sofort schwarz vor den Augen wurde und ich fast wieder zusammengesunken wäre. Wir haben gebetet, dass die Plazenta rauskommt. Mein Mann hat regelmäßig meinen Puls kontrolliert. So lange ich in Liegeposition war, ist es mir bestens gegangen. Dem Baby weiterhin auch. Mein Mann hat Hebammennummern rausgesucht und angerufen. Eine hat er erreicht. Die hat ihm gleich ordentlich Angst gemacht und gesagt, er muss jetzt sofort den Notarzt rufen. Ich hab noch den Versuch gestartet, mich halb hingelehnt hinzulegen, mit einer Schüssel drunter und sanft an der Nabelschnur zu ziehen und anzudrücken … hat nichts mehr gebracht.

KRANKENHAUS

Am späten Nachmittag haben wir entschieden, dass wir die Rettung rufen und ich ins Krankenhaus fahre. Ich war komplett friedlich und kooperativ gestimmt. Im Krankenhaus angekommen haben sie mir Oxytocin in den Arm geleitet, ich habe pressen sollen und husten, die Ärztin hat kurz so fest in den Bauch gedrückt, wie ich es mich selbst nie getraut hätte, und sofort war die Plazenta da und komplett. Ich hab es unprofessionell gefunden, dass die Ärztin sie mit einem wie ich finde leicht angewiderten Gesichtsausdruck betrachtet hat. Ich hab die Plazenta schlussendlich in einer Plastikdose mit heim genommen. Erledigt, jetzt also wieder nach Hause, hab ich mich schon gefreut und war zutiefst dankbar. Aber dann haben sie uns gezwungen, die Nacht im Krankenhaus zu bleiben. Sie hatten das Jugendamt informiert und die Drohung war, wenn wir heimfahren nimmt uns die Polizei das Kind weg. Die Krankenschwestern und Ärztinnen haben mich mit zwei Ausnahmen permanent mit Vorwürfen bombardiert. Ich war in der friedlichsten und interessanterweise energievollsten Stimmung, die man sich vorstellen kann, und habe freundlich erklärt und argumentiert, während unser Baby immer auf mir gelegen ist. Auch die ganze Nacht durch (wobei wir zumindest da schön unsere Ruhe hatten). Ich wollte weder mich waschen noch das Baby (sie haben sie aber vor meinen Augen etwas abgewischt, das war grade noch ok), sondern einfach nur nach Hause und die Geburtsstimmung friedlich fortsetzen dürfen. Der nächste Tag ging weiter mit Rechtfertigungen und zwei Besuchen von verschiedenen Jugendamtsleuten. Ich war mit nacktem Oberkörper im Bett, das Baby auf mir drauf und wir beide zugedeckt. Ich war ein richtiger Heizkörper. Wir sollten noch zwei Tage im Krankenhaus bleiben, hieß es am frühen Nachmittag. Da hab ich gemerkt, dass mir die Kraft langsam ausgeht, noch weiter zu „kämpfen“. Ich wollte endlich heim und meinen Frieden haben. Mein Mann und ich haben geweint und gebetet … Beim nächsten Jugendamtsgespräch danach haben sie sich, das war ein Wunder, überreden lassen und wir durften heim. Die Ärztin, die mich entlassen hat, war eiskalt. War mir aber egal. Wir sind heim geflüchtet (mein Mann musste mich im Rollstuhl schieben bzw. tragen, weil mir aufrecht noch immer sofort schwarz vor den Augen wurde) und haben uns erholt. Eine Woche später haben wir die Plazenta an einem für uns wichtigen Ort vergraben, erst dann war für mich alles gut. Die Tage davor hatte ich immer zu weinen angefangen, wenn wir von der Plazenta geredet haben. Das mit dem Krankenhaus war schon ein Trauma. Zwei Personen sind mir wie vorher angedeutet in positiver Erinnerung geblieben: Eine Krankenschwester hat mich nicht als verantwortungslos hingestellt und wie von selbst verstanden, dass ich unser Baby maximal in eine Stoffwindel wickeln will. Sie war diejenige, die es abgewischt hat, deshalb war das für mich auch zumindest ansatzweise in Ordnung. Und eine zweite (ältere, resolut wirkende) Krankenschwester hat meinen Blutdruck gemessen – alles in Ordnung, ich habe generell einen sehr niedrigen Blutdruck – und mir „unter uns“ gesagt, dass ich das mit der Geburt sehr gut gemacht habe und die meisten Frauen diesbezüglich gar kein Vertrauen und Gespür mehr hätten, und sie hat dem Baby über den Kopf gestreichelt und mir ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Bis heute fange ich bei der Erinnerung zu weinen an, weil es der schönste Moment in der unguten Krankenhausepisode war.

WOCHENBETT

Ich habe tagelang gewartet, bis ich das Blut zwischen und auf den Beinen wegwaschen wollte. Gerissen war ich übrigens überhaupt nicht. Der Wochenfluss war nicht stark. Mein Mann hat mir bestes Essen zubereitet (vor allem ganz viele rohe Eidotter mit rohem Sauerrahm, Honig und Blütenpollen, sowie Hühnerbrühe, und Leber). Erst nach ca. 5 Tagen haben ich ohne „Trampeln ums Lagerfeuer“-Pochen im Kopf aufstehen können, nach 1 Woche langsam drinnen herumgehen und nach 2 Wochen draußen langsam spazierengehen. Nach 1 Woche haben wir die Plazenta an einem für uns schönen Ort begraben. Seitdem war der gröbste Teil vom Plazenta-Trauma geheilt (davor habe ich immer geweint, wenn die Rede darauf gekommen ist).

Spätestens jetzt nach der 2. Geburt ist es ganz geheilt und vor allem hab ich aus der Erfahrung gelernt. Das Jugendamt hat uns nach einem Hausbesuch und der Dokumentation der ersten paar U-Untersuchungen endgültig in Ruhe gelassen.

2. Geburtsbericht vom Januar 2021:

SCHWANGERSCHAFT

Diesmal gar keine Vorsorgeuntersuchung, dieselbe Übelkeit wie in Schwangerschaft 1, viel weniger entspannte Monate (mehrmals umgezogen und Wohnungssuche fast bis zum Ende der Schwangerschaft). Ansonsten keine Beschwerden, aber größerer Bauch als in der 1. Schwangerschaft und in der 2. Hälfte starker Ausfluss, wie ich es aus der ersten überhaupt nicht gekannt hab. Ernährung etwas weniger konsequent. Es war schon ziemlich klar, dass ich wieder eine Alleingeburt haben würde. Diesmal war es wegen der C-Situation noch mehr Notwendigkeit als bei der ersten Geburt. Ich wollte nämlich, so es auch Gott wollte, diesmal nur keinen Krankenhauskontakt. Den neuen Nachbarn hab ich von den Plänen nichts erzählt, für besorgte Verwandte habe ich eine Vorsorge- und Hausgeburtshebamme erfunden und insgesamt habe ich gut auf meine friedliche „Blase“ in Bezug auf Baby und Geburt acht gegeben. Dabei hat mich auch mein Mann wieder sehr unterstützt. Ach ja, und ich habe mehr als in der ersten Schwangerschaft gelesen. Meine Einstellung diesmal war „alle sagen das 2. Kind kommt ganz leicht, außerdem bin ich gewappnet mit Gebärwissen und vor allem vertraue ich auf Gott“.

BEGINN

Es ist am ET+4 abends losgegangen, einen Tag früher als gewünscht, wobei ich schon seit Tagen das Gefühl hatte, dass das Baby komplett „ausgebacken“ ist und nur noch abwartet, bis ich alles ganz fertig vorbereitet hatte. Wir hatten niemand zum Babysitten für unsere Ältere, also war ich mir recht sicher, dass das Baby eh wieder in der Nacht kommt, wenn sie schläft, denn ohne Ruhe keine Wehen. Die Verdauung war in diesen Tagen ausnahmsweise etwas träge und das hat glaube ich den Geburtsbeginn rausgezögert. Als es also „losging“ an dem Abend um 21.30 Uhr, dachte ich noch, das sind vielleicht zum ersten Mal so eine Art Senkwehen. Es hat etwas nach unten gezogen, wenn ich aufgestanden bin, sonst nichts.

ERÖFFNUNG

Erst um 23 Uhr waren es erkennbar Kontraktionen wie bei der ersten Geburt und erst da hab ich es meinem Mann gesagt und bin dann bald ins Bad verschwunden, um einen Einlauf zu machen – damit was weitergeht. Ich war nämlich müde mit leichtem Kopfweh und die Vorstellung einer durchwehten Nacht war … unvorstellbar. Hat bestens funktioniert: Darm leer, also Bahn frei fürs Baby. Während der nächsten Wehen hab ich den Geburtsort fertig hergerichtet (Einweg-Wickelunterlagen ausgebreitet und Kerzenlicht) und mich ganz kurzfristig fürs Wohnzimmer umentschieden, weil ich mich nur entspannen kann, wenn ich mich möglichst ungehört und damit ungestört fühle. Mit meinem Mann habe ich wieder ausgemacht, dass ich ihn rufe, wenn ich was brauche. Ein Mischung aus Wasser mit Zitronensaft, Prise Salz und Honig hab ich in kleinen Schlucken zwischendurch getrunken. Dann ist es bis vermutlich 2 Uhr mit regelmäßigen und leider nicht schmerzfreien Wehen, an die ich eigentlich ganz fest hatte glauben wollte, weitergegangen. Uhrzeit und Abstand haben mich nicht interessiert. Gar kein Schleimpfropfabgang diesmal, interessant. Heizkörper aufgedreht bis zum Anschlag, ein bisschen zu kühl wars immer noch. Nachdem der Glaube an „schmerzfrei“ also nicht funktioniert hatte (stattdessen der bekannte symmetrische Schmerz aus „sich Weiten/nach unten Ziehen/Drücken“), bin ich zu natürlichen Beschleunigungsmethoden übergegangen und hab die Klitoris stimuliert, damit sich der Muttermund schneller öffnet. Während der Kontraktionen mit vibrierenden Lippen ausgeatmet, Mund weit aufgemacht … alles was mir als Hilfsmittel eingefallen ist. Dann hab ich mich doch kurz (seitlich) hingelegt, weil ich einfach nur müde war.

ÜBERGANG

Und bei der nächsten Wehe hab ich auf einmal das Köpflein schon ganz weit unten im Geburtskanal anschieben gespürt, juhu. Das hat mich sofort motiviert, wieder aufzustehen, weil ich gewusst habe, jetzt geht es dann schnell. Hab mich also hingekniet und den Oberkörper auf dem Stuhl abgestützt – angenehm.

GEBURT

Die nächsten ~3 Wehen waren wild, aber ich habe diesmal keine Angst gehabt. Nicht dieses hilflos-ausgelieferte Gefühl wie bei der ersten Geburt, sondern ganz aktiv und klar war alles und in einem ruhigen Gottvertrauen. Erste Presswehe: Plitsch, Fruchtblase geplatzt, viel Wasser wars nicht. Kurz getastet, ob nicht doch der Hintern als erstes kommt (obwohl ich oft genug in der Spätschwangerschaft die Lage kontrolliert und als beruhigend richtig befunden hab und ja auch das Gefühl hatte, dass der Kopf anschiebt), da hat irgendwas sich zurückgezogen so als hätte sichs geschreckt. Fast sofort der nächste Schub: aaaaauh, Mund weit auf, jetzt nicht zu schnell durchlassen (und mir gedanklich gesagt, es reißt noch lange nichts, alles dehnt sich gut, auch wenn es weh tut). Kopf ist da, passt, alles stimmt. Soll ich meinen Mann rufen? Aber lieber keine Unterbrechung. Außerdem war eh fast keine Zeit, da flutscht der kleine Körper auch schon raus. Aufgefangen, nein, eher einfach aufgenommen. Mann rufen. Nabelschnur ist nicht um den Hals. Baby halten und gleichzeitig wissen, dass es ein Mädchen ist. Es atmet und schaut im Schummerlicht rosig, schon eher rothäutig aus. Es ist ca. 2.15 Uhr. Das Baby hat Schleim in den Atemwegen und protestiert lautstark, so laut es kann zumindest, die dünnen Ärmchen und Beinchen von sich Strecken. Es war gar nicht leicht zu beruhigen, bevor es dann eingeschlafen ist. Keine Käseschmiere mehr drauf und etwas schrumpelig – mehr als ausgebacken also. Die Nabelschnur hat erstaunlich lange pulsiert. Alles ist gut gegangen, Gott sei Dank.

NACHGEBURT

Jetzt also noch die Plazenta und Blutverlust beobachten. Ein paar erträgliche Nachwehen. Nach 1,5 Stunden ist sie dann gekommen. Dazu habe ich mich auf eine Plastikschüssel gehockt und die nächste Nachwehe abgewartet und etwas mitgedrückt aaaaah – da ist sie. Wir waren durch und durch dankbar und haben gebetet. Alles geschafft. Ein Schwall klares Fruchtwasser ist auch noch mitgekommen, was wir im Halbdunkel erst für Blut gehalten hatten. Abgenabelt haben wir ca. 3 Stunden nach der Geburt, als die Nabelschnur schon längst kalt und schlaff war. (Von der Plazenta habe ich erst ein kleines Stück gegessen und schließlich den kompletten Rest in den nächsten Tagen als Fruchtsmoothie, wirklich wohlschmeckend. Mit dieser sinnvollen Verwendung war ich glücklich. Für mich war es nichts Ungewohntes, da ich auch sonst gelegentlich rohes Fleisch esse.)

WOCHENBETT

Mein Mann hat erst das Baby, dann mich vorsichtshalber ins Schlafzimmer getragen, damit ich nicht womöglich wieder zusammenklappe wie nach der 1. Geburt. Aber diesmal ist es mir richtig gut gegangen, ich hab ganz normal herumgehen können und war ganz fröhlich (die ganze Wochenbettzeit durch). Unsere ältere Tochter hat das Baby gleich freudig-fürsorglich begrüßt, dann waren wir alle im Bett und das Baby hat begeistert an der Brust genuckelt.


Eine Ergänzung hätt ich noch; und zwar einen Rat für andere, aus Erfahrung: Besorgt euch für die Anmeldung beim Standesamt einen „offiziellen Wisch“, am besten einen mit Hebammenstempel. Beim ersten Kind hat der Pampers-Zettel aus dem KH unerwartete Wunder gewirkt, beim zweiten haben wir über dreI Ecken eine Hebamme gefunden, die uns nachträglich eine Geburtsbestätigung verfasst hat; nachdem die Standesbeamten so unangenehm wurden, dass wir schon befürchtet haben, sie schicken uns wieder das Jugendamt.

2. Alleingeburt beim 2. Kind – Nach 20 Minuten war alles geschafft

In diesem Bericht erzählt eine Mutter von ihrer zweiten Alleingeburt. Mehr der Vorrede ist eigentlich nicht nötig. 😉

Hier kommt mein herzlich, ehrlich und ausführlicher Geburtsbericht meiner absoluten Traumgeburt.

Juhu ich bekomm noch ein Baby! Als ich im Dezember letzten Jahres eines Abends einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten habe, konnte ich es kaum glauben – was für ein Wunder! Dazu muss ich sagen, dass wir hier (mal wieder) eine ungeplante Dauerbaustelle hatten, die nun endlich in den nächsten Tagen abgeschlossen sein sollte. Juhu – ich habe nach einem halben Jahr endlich wieder eine Küche und einen Boden im Flur! Unsere bald 2-jährige Tochter ist zwar aufgewacht, wenn ein Löffel eine Etage tiefer auf den Boden gefallen ist, hat aber während der Stemmarbeiten geschlafen wie ein Murmeltier – naja sie findet Arbeiter immer noch super toll. Da Mamas Nerven in dieser Zeit eher blank lagen, war die Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt doch eben eine Überraschung. Das musste daher einfach von oben gewollt sein und konnte nur gut gehen! Da ich den 1. Tag meiner Periode immer notiere und auch die Dauer meines Zyklus kenne, konnte ich mir den Geburtstermin zumindest gleich selbst berechnen.

Meine Schwangerschaft in Eigenregie

Da ich bis auf die letzten zwei Monate meiner Schwangerschaft beim 1. Kind eine reguläre VorSORGE beim Frauenarzt erleben durfte, habe ich schnell beschlossen, in dieser Schwangerschaft von Beginn an nur eine nette Hebamme, die auf meine Wünsche eingeht, aufzusuchen. Außerdem wollte ich keinen typischen Gesundheitskurs für Schwangere besuchen, sondern einen regulären Aquagymnastikkurs, Thermenbesuche und Massage-Wohlfühltermine wahrnehmen. Dann kam jedoch C****a und alles kam anders. Alle Kurse wurden abgesagt, alles war geschlossen und ich habe keine passende Hebamme bei uns auf dem (eher konservativen) Land gefunden, die bereit war, mich bei einer geplanten Alleingeburt zu begleiten. So kam es also dazu, dass ich eine vollständig vorsorge- und terminfreie Schwangerschaft genießen durfte und es hat sich von Monat zu Monat immer besser angefühlt. Somit habe ich ganz für mich alleine beobachtet, wie der Bauch (und Fundus) wächst und sich das Baby immer mehr bewegt. Ab etwa der 37. SSW konnte ich auch mit großer Sicherheit selber im Liegen tasten, dass es sich in Schädellage befindet. Der Schluckauf war stets im unteren Bauchbereich spürbar und der Popo mit Rücken immer deutlicher zu fühlen. Gegen Ende der Schwangerschaft hatte ich überhaupt kein Bedürfnis mehr dazu, die Kindslage nochmal nachkontrollieren zu lassen – ich hatte inzwischen eine innige Bindung zu dem Kind und wusste außerdem im Herzen, dass alles in Ordnung ist. Den Muttermund abzutasten habe ich für mich persönlich als nicht notwendig angesehen, da ich bereits bei meiner 1. Alleingeburt erlebt habe, dass sich dieser bei mir erst unmittelbar bei Geburtsbeginn DEUTLICH bemerkbar mit dem Lösen des Schleimpfropfes geöffnet hat. Das tagelange Fühlen meines Muttermundes war damals zumindest eine tolle neue Erfahrung für mich (wieso sollte das auch nur ein Arzt dürfen?) und kann auch prima – wenn man das möchte – bei einer natürlichen Verhütung als Fruchtbarkeitszeichen angewendet werden. Meine Geburtsvorbereitung bestand größtenteils darin, die zwei Stunden Mittagsschlaf unserer Großen mit Garteln (Beete anlegen, Umgraben, Brombeeren entwurzeln – übrigens eine Sch…arbeit, Aussaat und Beetpflege) zu verbringen und ich habe die Zeit bei Wind und Wetter an der frischen Luft genossen und meinen grünen Daumen entdeckt. Wir konnten dieses Jahr bereits das erste Mal erfolgreich Gemüse aus dem Garten genießen. Als dann der Bauch und die Sommerhitze riesig wurden, ist mir das Unkraut wieder aus den Ohren geschossen – naja nobody is perfect … Auch diverse Reparaturarbeiten standen hier an und ich habe für mich festgestellt, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, wann ich wie viel tragen oder werkeln kann und nicht pauschal mich schone bzw. nichts über 5 Kilo hochhebe. Das war nämlich tagesverfassungsabhängig und ich habe gearbeitet („Abeida-Mama“) so lange und soviel es mir gut tat bzw. meine Große es zugelassen hat. Als typische Wehwehchen hatte ich lediglich eine nervige Krampfader, Wasser in den Beinen bei den besonders heißen Tagen im Hochsommer und die letzten 4 Wochen kamen noch leichte Rückenschmerzen dazu (die werden bei mir aber erst im Wochenbett unangenehm). Das ließ sich aber alles gut aushalten mit Beine hochlegen, kühlen (v.a. im Plantschbecken), einem Kleinkind das nun prima auf dem Rücken herumklettern kann (auch jetzt noch eine Wohltat) und täglichen Gymnastikübungen. Dabei habe ich kein bestimmtes Programm gemacht, sondern diese im Tagesverlauf zwischendurch eingebaut (z.B. im Sandkasten, vor der Badewanne am Rand abgestützt, im Bett beim Schlafenlegen von der Großen, beim Zähneputzen usw.). Als besonders angenehm habe ich auch jegliche Beckenkreis-Übungen empfunden, die ich beim Tanzen zur Kindermusik, unter der Dusche, beim Anstehen an der Kasse (ja mei, sollen die Leute wegschauen wenn’s stört …) oder beim Anschupsen an der Schaukel eingebaut habe (v.a. das seitliche Wippen des Beckens war übrigens genial). Bis zur Geburt hat es mir dann also gereicht, mehrfach täglich die Kindsbewegungen zu spüren und in mich in aller Ruhe hineinzuhören, ob es mir (also auch dem Kind) gut geht. Nach dem langen Vorbericht nun endlich …

Meine Geburt in Eigenregie

Acht Tage nach ET war es dann so weit: Ich hatte schon seit Tagen keine Lust mehr schwanger zu sein – mir war einfach nur heiß (heißester Tag des Jahres bei uns), meine Beine waren schwer und das Bücken wurde mühsam (und überall liegt natürlich Spielzeug rum und die Böden sahen auch schon wieder aus …). Mein Mann war schon bei jedem kleineren Ausflug nervös, ob es unterwegs losgehen könnte – ich hab mir das irgendwie nicht vorstellen können, die intensiveren Vorwehen kamen auch immer erst, wenn meine große Maus im Bett war und ich „Feierabend“ hatte. Diese waren aber auch mal intensiver und mal gar nicht da. Außer, dass der Platz im Bauch spürbar gering wurde, mein Stuhl schon seit Tagen weicher war und es in der Unterhose immer nasser wurde (sorry für die Details), hab ich bislang kein konkretes Vorzeichen gespürt. Dass es nun jeden Tag losgehen Könnte, war mir ja durchaus bewusst. An diesem Tag ging unsere Tochter viel früher als sonst ins Bett, weil sie bei der unglaublichen Hitze mittags nicht schlafen konnte – also was mach ich mit dem frühen Abend? Na logisch: Böden saugen und wischen. Und dabei meinen Ärger über den Göttergatten verschwitzen, der diesen Part nun eigentlich mir seit Tagen abnehmen wollte … (Ja klar, er macht das dann schon morgen … Ich mag es heute endlich wieder sauber haben – mir reicht’s jetzt mit dem Dreck!) Zwei Stunden später war nun alles aufgeräumt und blitzeblank, also setz ich mich in die endlich kühler werdende Abendluft nach draußen mit einem Teller Restenudeln vom Mittag, nur mit Butter, eigenen extrascharfen Peperoni und Parmesan – jaaa genial und dann Füße hochlegen und absolut NICHTS mehr tun. Kurz vor 21 Uhr: Letzter Bissen heruntergeschluckt und schon spring ich auf und renn aufs Klo. Na super. Vielleicht war das mit den Peperoni doch keine so gute Idee, denn mein Darm entleert sich schlagartig mit einem riesigen Karacho und ich spür einen großen Druck nach unten. Der Blick auf mein Geschäft bestätigt mir, dass es ausgerechnet heute soweit ist und die Geburt eindeutig spürbar losgeht – neben dem Durchfall war auch etwas Blut zu sehen (ich „zeichne“ also, sagt man glaub ich). Ich wusste, dass sich mein Muttermund zu öffnen begann. Ich war auf einmal wieder hellwach, ganz bei mir und voll einsatzbereit. Die Wehen beginnen natürlich wieder sofort – waren aber mit bewusster Veratmung in den Bauch noch aushaltbar. Also spring ich als erstes mit dem Babyfon zu meinem Mann hoch ins Büro, der vor dem PC sitzt und auch schon Feierabend hat, drück es ihm in die Hand und puste ihm entgegen, dass es JETZT losgeht und er wie ausgemacht für die Große zuständig ist und geb ihm noch letzte Instruktionen. (Er soll sich darauf einstellen, dass sie in der Nacht bestimmt aufwacht und Durscht hat bei der Hitze und vielleicht länger wach ist, weil sie so früh ins Bett gegangen ist.) Seine Reaktion war was in Richtung „Ehrlich? Oh super. Ähm dann alles Gute, ruf mich wenn du mich brauchst.“ Aber ich hab gesehen, wie er das Schwitzen anfängt und sich glaub ich erstmal ein Bier zur inneren Abkühlung aufgemacht hat. Egal, ich hab jetzt Wichtigeres zu tun. Dann renn ich wieder nach unten und bereite in Eile zwischen den Wehen (Abstände kann ich nicht sagen – sie waren sehr kurz) meinen Geburtsort vor: Ich hatte eine Luftmatratze aufgeblasen im Badezimmer unter das Waschbecken gelegt und ziehe diese vor die Badewanne. Dann mach ich noch geschwind das große Licht aus und die Lichtkugel, die ich mir aus dem Wohnzimmer ausgeliehen hatte, auf Dämmer-Orange an (wie bereits bei den starken Übungswehen). Ein Stapel alter Handtücher lag bereit. Ab jetzt verfolgte ich das weitere Geschehen minütlich auf der Uhr, da diese direkt neben dem Klo an der Wand im Badezimmer hängt. 21:00 Uhr: Der Schleimpfropf löst sich vollständig ins Klo. Ich hol doch noch schnell die restlichen Handtücher, die ich noch für alle Fälle auch im Wohnzimmer platziert hatte. Mir war aber weder nach Herumlaufen, noch nach einer entspannenden Badewanne zumute, ich wollte einfach nur am Klo sitzen und rauslassen was raus muss. 21:10 Uhr: Die Fruchtblase wölbt sich nach außen und entleert sich ins Klo. Das Veratmen von den Wehen klappt nicht mehr, ich tue alles um möglichst entspannt im Kiefer zu bleiben und nicht zu schreien. Obwohl meine 1. Alleingeburt auch ein wunderschönes und sehr intimes Erlebnis war, hatte ich doch einen unangenehmen Riss und tagelangen Muskelkater im Kiefer vom verkrampften Brüllen, das wollte ich diesmal unbedingt vermeiden. Ich hatte den tollen Tipp gelesen, dass Singen super helfen soll den Schmerz zu verkraften und trotzdem „entspannt“ zu bleiben – also was kam da aber noch raus bei mir? Eine Melodie wollte mir nicht mehr einfallen, ich habe wie eine Irre einfach nur „LA LA LAAAAAAAAA LAAAAAAA LAAA LAAAAAAAAA“ getönt. Zum Glück haben wir keine direkten Nachbarn nebenan. 21:15 Uhr: Das letzte Mal dass ich auf dem Klo auf die Uhr schau. Jetzt kann ich auch nicht mehr sitzen, sondern werde von einer Urgewalt in den Vierfüsslerstand auf meine Luftmatratze gedrückt. Auch mit meinem La-La-Lied ist es vorbei – ich brülle, aber nur kurz. Sch… ich halt das nicht mehr aus – und dann taste ich auf einmal den halben Kopf zwischen meinen Beinen und muss erstmal lachen. Ach was – das kann ja gar nicht sein, das war jetzt doch tatsächlich schon eine Presswehe? Da fang ich an, mit meinem Baby zu reden und streichle seinen Kopf. „Wir haben es schon fast geschafft, gleich bis du da!“ Ich freue mich riesig und spüre die Schulterdrehung meines Kindes – wow, was für ein Gefühl! Sanft gleitet der restliche Körper mit der nächsten Wehe auf die Matte und ich nehm das Kleine sofort hoch in meine Arme. Es kräht ein bisschen, atmet gleich röchelnd und entspannt sich aber direkt auf meiner Brust und schläft ein. Da muss ich wieder lachen – das ist ja ein entspanntes Baby. Alles dran und es ist ein Bub! Unsere Vermutung von Anfang an war also richtig. Ich wickel meinen Sohn gleich in ein großes Handtuch ein, klemm mir auch eins zwischen die Beine und schau auf die Uhr – 21:21. Ich konnte es nicht fassen, dass die Geburt vom Abgang des Schleimpfropfes bis zum Zeitpunkt, wo ich mein Kind in den Armen gehalten habe, nur 20 Minuten gedauert hat. Ich war einfach nur von den Socken und in diesem Moment die glücklichste Mami der Welt. Später habe ich erfahren, dass meine verstorbene Großmutter wohl bei einem Kind das gleiche erlebt hat – direkt nach einem langen Bodenputzmarathon ist die Geburt losgegangen! Hätte ich das gewusst … Als erstes hab ich die Badezimmertür aufgemacht und meinen Mann gerufen. Der hatte zunächst einen kurzen Schock (Ist was passiert?) und konnte es nicht glauben, dass unser Sohn schon in meinen Armen lag. Er war total überrumpelt und musste mir dann etwas überfordert im Anschluss die Kamera, Kissen und viel Wasser (im Bad hatte es eine unglaubliche Hitze!) holen. Ich hab es mir auf den restlichen Handtüchern mit den Kissen am Rücken gemütlich gemacht und der Kleine hat auch sofort probiert an der Brust zu nuckeln. Meine Gebärmutter hat gleich mit einem stechenden Schmerz begonnen sich langsam wieder zusammenzuziehen. So saß ich mit dem Kind an der Nabelschnur hängend bestimmt eine gute Stunde am Boden, hab Wasser getrunken und mich entspannt. Irgendwann wurde mir die Position dann doch eindeutig zu ungemütlich, da nicht viel Bewegungsspielraum da war. Auspulsiert war die Nabelschnur natürlich schon längst, also hab ich kurzerhand beschlossen, nicht länger so auf die Plazenta zu warten, sondern meinen Mann gebeten die Nabelschnur mit meiner Haarschere abzuschneiden (das hat er auch schon bei unserer Tochter machen dürfen). Er hat dann gleich wieder fluchtartig das Bad verlassen, weil er die Hitze nicht ausgehalten konnte, und ich aber noch nicht länger lüften wollte. Den Sohnemann in noch mehr Handtücher eingepackt auf den Badezimmerteppich abgelegt, konnte ich dann in aller Ruhe in unsere tolle neue Dusche gehen, Schweiß und Blut abwaschen und wie auf Kommando spür ich auch plötzlich die Plazenta kommen. Ich habe es sogar geschafft, mir meine große Edelstahl-Brotbackschüssel schnell zwischen die Beine zu halten und diese somit wunderbar aufgefangen. Bei meiner 1. Geburt war ich von dem Gefühl überrascht und sie ist im Stehen auf den Boden geklatscht. Ja da sah es dann aus wie beim Schlachter. Nun konnte ich sie in Ruhe am nächsten Tag auf Vollständigkeit untersuchen und die Sauerei hat sich echt in Grenzen gehalten. Einmal kurz das Bad durchgewischt und eine Waschmaschine mit den alten Handtüchern vollgemacht – das war’s. Praktischerweise wurde auch gleich die Restmülltonne geleert, also hat die Plazenta auch nicht in der Hitze das Stinken angefangen. Im Garten vergraben haben wir sie wegen unserem Hund wieder besser nicht. Noch vor dem Schlafengehen haben wir kurz unsere Eltern telefonisch über die tolle Geburt informiert und ihnen Geschlecht und Namen verraten.

Wie unsere zweijährige Tochter auf ihr Geschwisterchen reagiert hat

Mein Mann hat sich zu unserer Tochter ins Mama-Kind-Bett im Kinderzimmer gelegt und ich bin mit dem Baby ins Schlafzimmer gegangen. Kurz darauf hab ich unsere Tochter schon singen gehört – das hab ich mir ja gedacht, dass sie aufwacht und natürlich fand sie es absolut lustig, dass da auf einmal der Papa neben ihr liegt. Also bin ich mit dem Baby am Arm auch ins Kinderzimmer und hab ihr erzählt, dass es heute Abend endlich aus dem Bauch gekommen ist. Sie war total beeindruckt und neugierig. Seit Wochen schon haben wir ja jeden Tag am Esstisch davon geredet, dass bald das Baby zu uns nach Hause kommt und wir noch nicht wissen, ob es ein Bub oder ein Mädi ist (man kann ja nicht in den Bauch reinschauen) – wir dem Baby dann einen Namen geben. Ich hab ihr auch erzählt, was das Baby dann alles so machen wird (viel getragen werden, viel Mama-Milch trinken, viel AA in die Windel machen und auch weinen) und was es alles noch nicht kann (sitzen, laufen, essen, auf’s Töpfchen gehen usw.) und sie ja schon so groß ist und das alles selber machen kann. Außerdem haben wir ein nettes Buch zusammen angeschaut, in dem sie gelernt hat, was eine tolle „große Schwester“ sein bedeutet, die der Mama ganz viel mit dem Baby hilft. Bei allen Vorbereitungen war sie auch mit dabei und hat gut verstanden, warum da jetzt ein Bettchen im Wohnzimmer oder eine Autoschale herumsteht. Sie hat sich sogar riesig darauf gefreut, dass ihr Geschwisterchen im Auto dann neben ihr sitzen darf. Die ganzen Sachen sind wir dann gleich in der Nacht nochmal durchgegangen und wir haben ihr gesagt, dass wir jetzt wissen, dass es ein Bub ist und ob sie den Namen schon sagen kann. Dann hab ich ihr gezeigt, wie er Mama-Milch trinkt und sie war total fasziniert von seinen Bewegungen und Geräuschen. Ganz intuitiv war sie unglaublich vorsichtig mit ihm und hat ihn sehr lieb am Kopf gestreichelt und seine kleine Hand gehalten. Das aller Liebste war, als sie ihr Brüderlein ihrem heißgeliebten Bärli vorgestellt hat. Diese kleine, nächtliche Willkommensfeier hat bestimmt drei Stunden gedauert (Papa ist zwischenzeitlich schon ins Bett rüber, er ist wirklich müde und braucht etwas Erholung – Männer … ) Nach einer kurzen Nacht hab ich dann ganz gewöhnlich mit meiner Tochter gefrühstückt (wir haben unseren Alltag quasi gleich fortgesetzt – nur eben mit Baby) und ich hätte mir beim besten Willen nicht vorstellen können, nicht bei ihr zu Hause zu sein. Sie war somit – außer bei der Geburt selbst – überall mit eingebunden und dabei. Sie hat sich schnell an die neue Situation gewöhnt und alles besser verstanden, als ich gedacht hätte. Ab der dritten Nacht bin ich auch wieder mit dem Kleinen zu ihr ins Kinderzimmer übersiedelt. Sie hat erstaunlicherweise mit den lauten Babygeräuschen (nächtliches Stillen, Wickeln, lautes Atmen, mal ein Weinen usw.) besser als alleine geschlafen und so kann ich mit beiden wunderbar kuscheln. Vom Wochenbett habe ich nichts gemerkt. Sobald die Nachwehen nachgelassen haben, war ich – abgesehen vom wenigen Schlaf – topfit und recht schnell in einem neuen Rhythmus drinnen. Ich bin unglaublich dankbar für meine zwei tollen Geburten und wollte diesen ausführlichen Bericht meiner zweiten Traumgeburt mit anderen (werdenden) Mamis teilen, da mir die vielen ehrlichen Geburtsberichte und wertvollen Infos von Sarah unglaublich bei der praktischen und psychischen Vorbereitung auf meine Geburten geholfen haben. Ich möchte auch gerne dazu beitragen, anderen Mut zu machen, sich mehr auf ihr Gefühl zu verlassen, Vertrauen zu finden, Verantwortung für ihren Körper (und den ihrer Kinder) zu übernehmen und zurück zum natürlichen Verständnis einer Geburt zu kommen.

4 Geburten: Krankenhaus – Geburtshaus – Hausgeburt – Alleingeburt

Hier berichtet eine Mutter von den Geburten ihrer vier Kinder. Das erste kam im Krankenhaus und und das letzte aufgrund von Mangel an Geburtshaus und Hausgeburtshebamme als Geburt in Eigenregie.

1. Kind, Geburt im Krankenhaus: Ein Engel unterwegs

Die Geburt meines ersten Kindes war im Krankenhaus. Meinen eigentlichen Wunsch, lieber ins Geburtshaus zu gehen, ließ ich mir leider von der Verwandtschaft ausreden, da ich noch jung war und dachte, dass es gut ist, auf den Rat der Älteren zu hören. Später bereute ich es jedoch zutiefst.

Eine natürliche Geburt ohne jegliches Eingreifen von außen war mir sehr wichtig, daher las ich viel und dachte dann, ich wäre gut vorbereitet. Ich hatte mir extra ein Krankenhaus mit gutem Ruf ausgesucht, welches natürliche Geburten bevorzugt und dachte, es wird bestimmt gut werden.

An einem gemütlichen, ruhigen Abend setzen die Wehen plötzlich ein und hatten recht schnell einen Abstand von wenigen Minuten erreicht. Im Krankenhaus angekommen, verlief in den ersten Stunden alles sehr gut, die junge Hebamme war sehr einfühlsam. Ich durfte mich wunderbar in der Wanne entspannen, und alle waren sehr zuversichtlich auf eine baldige, gute Geburt. Dann kam leider der Schichtwechsel – mit einer anderen, alten Hebamme von ganz anderer Art, und meine Wehen wurden schwach. Bis heute bereue ich, mich nicht gewehrt zu haben, als sie mich zum Wehentropf drängte. Mein Mann unterstützte mich zwar, wo er konnte, aber wir hatten beide keine Erfahrung.

Mit dem Wehentropf begannen die schlimmsten Stunden, die ich je erlebt habe. Hammerwehen ohne Pause, unbarmherzig, Schlag auf Schlag. Ich dachte immer, ich wäre nicht schmerzempfindlich – aber DAS hier war wie Folter, anders kann ich es nicht beschreiben. Es ist nicht meine Art, aber ich konnte nur schreien – wollte weinen, aber es kamen keine Tränen.

Irgendwann sollte ich mich auf den Rücken legen, Beine hoch in die Schienen. Der Gürtel für die Herztöne war unangenehm. Mittlerweile war es früher Morgen, und so lag ich da, mit offenen Beinen in Richtung Tür, die grellen Deckenlampen blendeten meine Augen. Ich sollte pressen. Obwohl ich sagte, es wäre unbequem, weil ich immer abrutschte, nahm man keine Rücksicht. Die Hebamme hörte auch nicht auf mein Betteln, mir doch die störende Kanüle aus dem Handrücken zu nehmen, die mich immer wieder stach, wenn ich mich zum Pressen abstemmte. Nach längerer Zeit wurden die Herztöne als schlecht bewertet und es sollte schnell gehen. Aber die Kleine wollte das letzte Stück nicht durchrutschen, egal wie ich mich bemühte. Ich hatte kaum noch Kraft durch die lange Zeit am Wehentropf, die Kanüle stach in der Hand, der CTG-Gurt hielt mich gefangen. Die Ärztin schimpfte mit mir und droht mit der Saugglocke. Plötzlich kam ein weiterer Arzt dazu und drückte ohne Vorwarnung mit voller Wucht mehrmals auf meinen Bauch, sodass mir der Atem stehen blieb. Es tat so unglaublich weh, dass man es gar nicht beschreiben kann. Ich dachte, ich sterbe gleich.

So wurde dann meine Tochter nach ca. 9 Stunden Wehen aus mir herausgepresst, weinend kam sie auf die Welt. Ich war sehr froh, dass es vorbei war und durfte unser süßes kleines Engelchen endlich im Arm halten. Die nächsten Tage im KH waren anstrengend. Ich hatte zwar eine sehr nette Bettnachbarin, aber unsere Babys weckten sich nachts immer im Wechsel – und wenn dann morgens um 7 die Babys endlich schliefen, durfte ich den Schlaf nicht nachholen, denn es begann die Krankenhausroutine. Ständig spazierte jemand ins Zimmer, mal eine Untersuchung hier, mal eine Frage da. Zum Duschen kam ich in den ersten 3-4 Tagen auch nicht, obwohl ich es mir so sehr wünschte. Ständig war Besuch da – nicht nur meiner, sondern auch der von der Bettnachbarin. Es war also ein einziges Kommen und Gehen, von Privatsphäre keine Spur. Wenn kein Besuch da war, stillte ich oder wollte einfach nur ausruhen. Gerade als der Milcheinschuss kam, war das Zimmer voller Leute, meine Brust spannte so sehr, dass mein Töchterchen nicht gut trinken konnte. Leider konnte ich mich da nur bedingt lange ins Stillzimmer zurückziehen – der Besuch wartete ja und wollte das Baby sehen. Zuhause war es dann am aller besten, erst dann begann für uns eine entspannende und schöne Babyzeit. Trotz all dieser schmerzhaften Erlebnisse bin ich Gott sehr dankbar, dass er uns als Ergebnis ein kleines Engelchen hinterließ, denn ihr Name trägt die Bedeutung eines Engels in sich.

Durch diese Erfahrung bin ich zwar mit Tränen gegangen, aber die positive Seite ist, dass ich im Nachhinein viel dazu gelernt habe. Mir ist noch stärker bewusst geworden, dass ich allein die Verantwortung für die Geburt trage, und dass es am besten ist, diese Verantwortung an keinen anderen Menschen abzugeben. Die Geburt ist ein genialer Vorgang in der Natur. Es wird niemals eine gute Idee sein, in diesen chemisch einzugreifen oder ihn maschinell zu unterstützen, denn der Geburtsablauf wurde ganz perfekt geplant von unserem Schöpfer.

2. Kind, Geburt im Geburtshaus: Gott ist da

Während der zweiten Schwangerschaft stieß ich auf Sarahs Buch „Alleingeburt“ und viele andere gute Bücher… und verschlang alle voller Begeisterung. Mir gefiel Sarahs natürliche Einstellung zur Geburt sehr. Beim Lesen der Bücher stellte ich fest, dass die Infos über Schwangerschaft und Geburt im Internet und in den üblichen Ratgebern sehr einseitig, ja geradezu lückenhaft sind. Nur durch gezieltes Suchen gelangt man an ganz wertvolle Bücher, die eigentlich Pflichtlektüre jeder Schwangeren sein müssten.

Diesmal hörten mein Mann und ich auf keine Meinungen von außen mehr, sondern konzentrierten uns ganz auf unsere Wünsche. Ich meldete mich zur Geburt ins Geburtshaus an. Die Vorsorge-Untersuchungen ließ ich von der Hebamme machen, um die Arztbesuche zu reduzieren.

An einem ruhigen Abend, als ich gemütlich im Schaukelstuhl vor dem Kamin saß, setzen langsam die Wehen ein. Sie steigerten sich in den nächsten Stunden bis in die Nacht. Als meine Mama da war, um auf die Älteste aufzupassen, fuhren wir ins Geburtshaus. Nach unserer Ankunft wurden auch diesmal die Wehen schwächer. Ich erwähnte im Gespräch meine erste Geburt, erzählte wie es war – und dass ich jetzt einfach nur riesig große Angst hatte. Diese Angst konnte ich die ganze Zeit nicht loswerden. Die Hebammen waren sehr verständnisvoll. Sie blieben trotz schwacher Wehen gelassen und schlugen vor, dass mein Mann und ich uns noch hinlegten, da es ja noch mitten in der Nacht war. Die Wehen wurden zwar nicht stärker, aber schlafen konnte ich auch nicht, da ich regelmäßig veratmen musste. Am frühen Morgen schien es so, dass sich nicht viel getan hatte, und für einen Moment waren wir uns alle unsicher, ob es ein Fehlalarm war.Ich bin den Hebammen bis heute so dankbar für ihre ruhige, überlegte Vorgehensweise. Sie schlugen uns vor, draußen eine kleine Runde spazieren zu gehen. Mein Mann und ich waren gerade mal 20-30 Meter gegangen, da wurde ich plötzlich von so starken Wehen überwältigt, dass ich kaum noch laufen konnte. Wir gingen weiter, aber es wurde immer stärker. Mein Mann war mir eine große Hilfe, er hielt mich bei jeder Wehe ganz fest im Arm. Nach ca. einer halben Stunde wurden sie so stark, dass ich nur zurück ins Geburtshaus wollte. Die beiden Hebammen waren positiv überrascht und bereiteten die Badewanne vor. Das warme Wasser tat sehr gut, und die Wehen wurden kraftvoller. Die Atmosphäre war wunderschön, trotz Schmerzen. Alles war ruhig, mein Mann und die beiden Hebammen saßen neben der Wanne. Ich bewundere ihre Geduld, wie sie die Zeit einfach so verstreichen ließen, mit mir atmeten, dasaßen und mitfühlten. Wenn eine Wehe kam, waren jedes Mal mehrere ausgestreckte Hände da, an denen ich mich festhalten durfte. Nur ab und zu hielten sie mir ein Holzrohr zum Prüfen der Herztöne an den Bauch. Als es heftiger wurde, hatte ich innerlich schon große Angst, dachte, es würde wieder genauso heftig wie am Wehentropf werden. Aber o Wunder – das wurde es nicht. Obwohl ich schon in der Übergangsphase war, stieß ich völlig verwundert aus: „Die künstlichen und die natürlichen Wehen sind ja ein Unterschied wie Tag und Nacht!“ Die Hebammen schmunzelten.

Nach einiger Zeit beschlossen wir, auf den Geburtshocker zu wechseln, da ich in der Badewanne schon alle Positionen durch hatte und Abwechslung brauchte. Der Geburtshocker war super bequem, mein Mann saß hinter mir auf der Bettkante und hielt mich fest, sodass ich mich an ihn lehnen konnte. Die Geburtsarbeit war sehr anstrengend, da auch diesmal das letzte Stückchen zum Durchrutschen fehlte. Die Hebamme war super. „Probiere noch einmal, durch den Schmerz hindurch zu pressen“, schlug sie einfühlsam vor, einen kühlen Kopf behalten. Ich befolgte ihren Tipp, und plötzlich ging es vorwärts. Es dauerte nicht lange, dann wurde unser kleiner Sohn geboren. Kaum war sein Köpfchen da, war schon sein empörtes Stimmchen zu hören – er schien sich über das Verlassen aus meinem warmen Bauch zu beschweren. Mein Mann und ich lachten, und danach wurde er ganz geboren. Unsere Freude war unbeschreiblich.

Nach paar Stunden konnten wir nach Hause und genossen eine ruhige Zeit. Es tat so gut, in den ersten Tagen mit Mann, Tochter und kleinem Söhnchen zu Hause zu sein. Alle schliefen nachts super gut durch, auch das Baby in unserer Mitte. Besuch gab es nur, wenn es passte. Diese Geburt war der beste Ausgleich für die erste, den man sich nur denken kann. Im Namen unseres Sohnes steckt die Bedeutung „Gott ist da“ – und genauso hatten wir diese Geburt auch erleben dürfen. Gott war da und hatte alles wunderbar geführt! Ich denke sehr gerne daran zurück.

3. Kind, Hausgeburt mit Hebamme: Eine kleine Sternguckerin

Das Geburtshaus, in dem mein Sohn Jahre zuvor so wunderbar auf die Welt kam, musste leider wegen der hohen Versicherung das Geburtszimmer abschaffen. In meinen Gedanken schwankte ich nun zwischen Haus- und Alleingeburt. Schon längst war das Wort „Alleingeburt“ kein Fremdwort mehr für mich. Vor der 1. Geburt war es das, aber durch Sarahs Buch hatte es an Bedeutung gewonnen. Mein Mann war zwar nicht gegen eine Alleingeburt, aber es würde für ihn bedeuten, dass er quasi die fehlende Hebamme ein wenig ersetzen müsste. Auch ich war nicht so ganz sicher, es alleine zu wagen. So beschlossen wir eine Hausgeburt mit Hebamme. Es gab nur eine Hebamme in weiter Umgebung, die noch Hausgeburten durchführte, sie war schon älter und auch nett, aber sehr zurückhaltend und reserviert. Schon beim ersten Gespräch wusste ich, sie ist nicht auf meiner Wellenlänge! Während ich meinen Mutterpass holte, ging sie durchs Wohnzimmer, beäugte die angrenzenden Räume. Als ich zurückkam, stand sie in der Küche und huschte dann schnell ins Wohnzimmer zurück. Ihr ganzes Verhalten war sehr seltsam, aber ich dachte mir: Lieber eine gewöhnungsbedürftige Hebamme, als dass ich meinen Fuß nochmal ins Krankenhaus setze! Zum Arzt ging ich erst im letzten Schwangerschaftsdrittel – und das auch nur wegen der Blutwerte, die die Hebamme benötigte. Die Ärztin war nicht einverstanden, dass ich alle anderen Untersuchungen wegließ, und „schmiss“ mich aus der Praxis. Es machte mir jedoch nichts aus, ich bedankte mich höflich und ging.

Wie auch bei den anderen Schwangerschaften, begann ich 2-3 Tage vor der Entbindung vor mich hin zu wehen. Trotzdem war ich diesmal von der Schnelligkeit überrascht. Eines Abends beim Vorbereiten der letzten Sachen überfielen mich plötzlich die Wehen in kurzen Abständen. Mein Mann war leider noch auf der Arbeit, und so lief ich hektisch hin und her, räumte auf, bereitete alles vor. Als er sehr spät heimkam, fiel er sofort müde ins Bett, während ich schon fast schlief. Doch nachdem er eingeschlafen war, wachte ich auf. Die Wehen kamen wieder und mussten veratmet werden. Froh, dass alle schliefen, wanderte ich leise im ganzen Haus umher, veratmete Wehen, testete alle möglichen Positionen aus. Sofa, Treppe, Türrahmen… ich war die ganze Zeit in Bewegung. Am frühen Morgen um 8 Uhr weckte ich meinen Mann, damit er die Kinder zu den Großeltern fuhr, dann rief ich die Hebamme an. Sie zweifelte, dass ich soweit war, da ich anscheinend noch „ganz normal“ telefonieren konnte. Aber sie versprach, sich auf den Weg zu machen. Als sie mich dann untersuchte, war sie geschockt: „In einer halben Stunde kommt das Kind!“ Trotzdem forderte sie mich auf, noch dies und das für die Geburt zu holen und bezeichnete mich etwas herabblassend als junges grünes Mädel, weil ich nicht geschafft hatte, die Folie aufs Bett zu legen. Dazu war ich leider nicht gekommen, hatte es inmitten der Wehen vergessen. Ich freute mich über den Fortschritt, aber leider war mein Mann noch nicht da. Obwohl die Hebamme was dagegen hatte, ließ ich mir Wasser in die Wanne, da ich eine Wassergeburt wünschte. Kurz danach setzte schon der Pressdrang ein. Ich musste der Hebamme erst ein Handtuch besorgen, bevor sie mir erlaubte, mich während der Wehen an ihrem Arm abzustützen. Ihre umständliche Art und das Fehlen meines Mannes verzögerten alles. Als mein Mann da war, ging es wieder vorwärts und die Hebamme drängte, dass ich das Wasser verließ. Doch im kälteren Zimmer ging es doch nicht so schnell wie erwartet. Viel Positionswechsel und Anstrengung war nötig, damit das Köpfchen das letzte Stück durchrutschen konnte. Irgendwann war auch das geschafft, und unser kleines Töchterchen kam als Sternguckerin auf die Welt. Sie war so winzig, viel kleiner als meine anderen Kinder. Das passt perfekt zu ihrem Namen, der „die Zarte, Sanfte und Leuchtende“ bedeutet.

Was ich im Nachhinein sehr schade fand, war, dass die Hebamme die Kleine ohne mein Wissen badete. Während mein Mann aufräumte und ich mich ein wenig zurechtmachte, nahm sie das Kind. Ich dachte, es wäre nur zur Untersuchung. Aber als ich nach kurzer Zeit das Baby bekam, war der Geruch weg – dieser besondere, frische Babygeruch, den es nur ein einziges Mal nach der Geburt gibt.

Durch die Anstrengung der Geburt war ich sehr zittrig und meine Arme waren so schwach, dass ich länger brauchte, um das Baby zum Stillen zu positionieren. Sogar Sprechen fiel mir schwer. Sofort wirbelte sie herbei und meinte, mir das richtige Anlegen beibringen zu müssen und mir zu erklären, wie man ein Baby hält. Dabei war es schon mein drittes Kind, Stillen war jahrelang mein Alltag, war mir schon in Fleisch und Blut übergegangen.

Bei der Nachgeburt war es mein Wunsch, aufrecht zu sein. Die Hebamme hatte was dagegen und drängte mich zum Liegen, aber ich willigte nicht ein. „Dann mach halt“, sagte sie schroff, und ließ mich machen. In den nächsten 10 Tagen kam sie jeden Tag, obwohl es offensichtlich war, dass wir super zurechtkamen. Meistens war sie nur 3-5 Minuten da, weil ich keine Fragen hatte. Einige ihrer Tipps nahm ich dankbar an, aber das Herumschleichen in den Räumen und ihre Art, mich wie eine unerfahrene, dumme Mutter zu behandeln, war unangenehm. Nach 10 Tagen schlug ihr höflich vor, dass ich mich melde, wenn ich Hilfe brauche. Sie tat sehr verwundert und meinte, sie wäre ja so selten dagewesen.

Einerseits bin ich froh, eine helfende Hebamme gehabt zu haben – schade nur, dass die Chemie zwischen uns nicht stimmte. Für unsere Verwandten war die Nachricht über die Hausgeburt ein Schock. So etwas hatte noch keiner aus der Familie gekannt, geschweige denn gewagt. Auch wenn insgesamt nicht immer alles perfekt ist, wie man es sich wünscht, sind wir Gott trotzdem sehr dankbar, dass alles ohne ernste Zwischenfälle verlaufen war. Er hat unser Gebet erhört und uns ein süßes kleines Mädchen geschenkt.

4. Kind, Alleingeburt zuhause: Gott schenkt Hilfe

Als ich mit dem 4. Kind schwanger wurde, hatte ich nur eine Wahl: Alleingeburt. Krankenhaus kam nicht in Frage, und das Geburtshaus gab es schon lange nicht mehr. Auch die letzte Hausgeburtshebamme war aus meinem Umkreis verschwunden. Der allerletzte Versuch nach einer Hausgeburtshebamme scheiterte an der Entfernung. Somit gab es nur noch einen, der uns helfen konnte: Gott, der Erfinder und Schöpfer der Geburt. Bei der Suche nach einer Hebamme, die nach der Alleingeburt die U1 durchführt, wiesen mich alle Hebammen ab – wahrscheinlich war es ihnen zu riskant, warum auch immer. Nur eine Hebamme war anders als alle anderen. Sie behandelte meinen Fall als „offiziell geplante Krankenhausgeburt“ mit der Nebenbemerkung, es könne jeder Frau passieren, dass sie es nicht rechtzeitig bis zum Krankenhaus schafft. Sie war so super! Es war übrigens dieselbe Hebamme, die mich so toll bei der 2. Geburt im Geburtshaus unterstützt hatte. Es würde ein Wagnis werden, für mich, und auch für meinen Mann. Was unsere Familien darüber denken würden, daran wollten wir erst gar nicht denken. Nur meine Schwestern weihte ich ein, sie versprachen für einen guten Ausgang zu beten. Während der Schwangerschaft ging es mir sehr gut, es war die angenehmste Schwangerschaft von allen. In allen anderen hatte ich mit jedem Kind stärker werdende Übelkeit gehabt, aber diesmal blieb sie weg. Der Grund dafür war für mich offensichtlich: In dieser Schwangerschaft nahm ich viel Calcium ein. Das muss das Geheimnis gewesen sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Denn die Übelkeit taucht meist zu dem Zeitpunkt auf, an dem sich die Knochen des Kindes bilden. Nimmt man da zu wenig Calcium zu sich, wird es aus dem eigenen Körper gezogen – das könnte die Übelkeit verursachen. Bei mir ging diese Rechnung zumindest auf. Auch diesmal ging ich erst im letzten Drittel der Schwangerschaft zur Ärztin, es war ein sehr verständnisvolle, die meine Wünsche akzeptierte. Wichtig war mir eigentlich nur die Lage des Babys kurz vor der Geburt. Um den Rest kümmerte sich meine Hebamme, sie versprach, nach der Geburt für mich da zu sein.

Wie auch bei den anderen Schwangerschaften bekam ich 2-3 Tage vor der Geburt stärkere Wehen, die sich über den Tag verteilten. Am Tag vor der Geburt erreichten meine Gefühle einen plötzlichen Tiefpunkt, den ich nur schwer beschreiben kann. Ich war völlig in Tränen aufgelöst, hatte Panik, und konnte mich kaum beruhigen. Ich weiß bis heute nicht, was los war, vielleicht wurde ich unbewusst an meine 1. traumatische Geburt erinnert. Die Wehen gingen weiter, mal regelmäßig, mal unregelmäßig. Nach Mitternacht schienen sie so unregelmäßig zu sein, dass ich einen Fehlalarm vermutete und zu schlafen versuchte. Doch um 3 Uhr nachts ging es plötzlich los – jetzt wusste ich, es ist soweit. Mein Mann wurde wach und half mir, ein Bad vorzubereiten. Es war alles still, die Kinder schliefen. Im Wasser war es angenehmer, ich veratmete und die Zeit schien endlos zu verstreichen. Nach ca. 2 Stunden brauchte ich Abwechslung und probierte im Schlafzimmer verschiedene Positionen am Hängetuch aus, welches wir extra dafür aufgehängt hatten.Die Zeit verging gefühlt wie in Zeitlupe. Nach ca. zwei weiteren Stunden Herumturnen und Pressversuchen war ich fix und fertig, wollte am liebsten einfach nur auf dem Boden liegen, hatte keine Kraft. Schon die Nächte zuvor hatte ich nicht gut schlafen können, nun war ich sooo müde. Auch mein Mann wurde langsam unsicher, weil es scheinbar keinen Fortschritt gab. In unserer Ratlosigkeit beschlossen wir, Gott den Allmächtigen um Hilfe zu bitten. Nachdem wir gebetet hatten, kam plötzlich die Idee auf, die Hebamme anzurufen. Gott sei Dank, sie ging dran. Als ich ihr sagte, dass ich völlig am Ende bin, gab sie mir den Tipp, es nochmal mit der Badewanne zu versuchen. „Und dann?“, fragte ich, total verwirrt. „Dann entspannst du dich und bekommst dein Baby“, antwortete sie in selbstverständlichem Ton. Das klang mir viel zu leicht. „Das glaube ich nicht, ich kann nicht mehr.“

Nach dem Anruf kam ich mir genauso schlau wie vorher vor, aber mein Mann ermutigte mich, den Tipp der Hebamme zu befolgen. Also ließen wir nochmal Wasser ein und befestigten das lange Tuch im Bad zum Festhalten. Nach einigem Hin und her fand ich eine bequeme Position und versuchte zu pressen, da der Druck nach unten unerträglich war. Es war sehr, sehr anstrengend, aber irgendwann schien es vorwärts zu gehen, ich spürte schon das Köpfchen. Mein Mann stützte und ermutigte mich. Mittlerweile stand ich im Wasser, ein Bein auf dem Badewannenrand. Dann kam der schönste Moment, das Köpfchen war da. Ich wunderte mich, dass der Kleine so ruhig war. Dann wurde er ganz geboren und mein Mann fing ihn auf. Es war 7:07 Uhr. Nun wurden auch die Kinder wach, weil wir unsere Freude nicht unterdrücken konnten. Es ist unbeschreiblich, schön, wenn das Baby da ist! Der Kleine war sehr entspannt und wurde ausgiebig von seinen Geschwistern bewundert.

Den restlichen Tag konnten wir zuhause in Ruhe genießen und in den Wochen danach besuchte uns die Hebamme wie eine liebe Freundin – es war eine ganz tolle Zeit! Nur unsere Eltern mussten einen Schock überwinden. „Macht das bitte nie wieder, das ist so leichtsinnig…was hätte nur alles passieren können…“ Wie gut, dass sie es vorher nicht gewusst hatten!

Der Name, den wir zuvor für unser 2. Söhnchen ausgesucht hatten, hätte passender nicht sein können, er bedeutet: „Gott schenkt Hilfe“. Ja, wir hatte Gottes Hilfe ganz nah verspüren dürfen, dafür sind wir sehr dankbar.

Ein Baby an Heiligabend

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr drittes Kind und entscheidet sich nach zwei Krankenhausgeburten für eine Hausgeburt.

Am 24.12.2020 ist unsere Tochter Gyda bei einer wunderbaren Hausgeburt in unsere Arme gepurzelt. Ich wurde von einer sehr tollen Hebamme begleitet, die seit über 30 Jahren Hausgeburten begleitet. Zwei Kinder habe ich im Krankenhaus zur Welt gebracht, wünschte mir aber bei meinem dritten Kind unbedingt eine Hausgeburt. Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme, aber dass wirklich ET+4 an Heiligabend unsere Geburtsreise starten würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. 


Morgens erwachte ich gegen 5.00 Uhr und bemerkte, dass ich einen Blasensprung hatte. Zuerst dachte ich: Warum heute? Die Familie würde kommen und meine Kinder freuten sich so auf die Bescherung. Aber ich war sehr entspannt und kontaktierte meine Hebamme gegen 9.00 Uhr. Sie war ebenfalls sehr entspannt. Wir haben besprochen, dass wir den Tag einfach passieren lassen. Sie sagte, das Baby wird heute schon kommen.

Ich merkte den Vormittag über noch gar nichts. Zwar wurde der Bauch immer wieder hart, dies hatte ich aber schon seit gut zwei Wochen. Wir richteten den Tisch und alles weitere und erwarteten gegen 14.00 Uhr unsere Gäste zum Kaffee und Kuchen. Ich hielt auch noch Rücksprache mit der Hebamme, aber da es nichts Neues gab, haben wir beschlossen, später nochmal Kontakt aufzunehmen. Eine halbe Stunde später bei Kaffee und Kuchen überkamen mich Wellen im 3-Minuten-Takt. Ich ließ mich nicht weiter davon stören, veratmete, aß noch einen Kuchen und bediente die Familie. Die Wellen wurden rasch stärker, sodass wir die Bescherung vorzogen und die Kinder wurden vorbereiten, dass heute wohl auch die Geburt ihrer Schwester passieren würde. Um 15.45 Uhr begab ich mich ins Schlafzimmer, wo ich die Wellen immer mehr veratmen musste. Ich war immer stehend und ließ mein Becken kreisen, liegen war unmöglich und sehr sehr schmerzhaft. Meine Mama und mein Freund schauten immer wieder nach mir, aber ich wollte alleine sein. Ich bewegte mich sehr viel und merkte beim Toilettengang, dass Blut mit abging. Sogleich wusste ich, dass das ein Zeichen war: Am Muttermund tut sich was. Gegen 16.00 Uhr hatte ich so eine Wellenzunahme, dass ich meinen Freund bat, die Hebamme anzurufen, denn sie hatte einen längeren Weg zu uns. Sie machte sich auch sogleich auf den Weg. Um 17.00 Uhr verabschiedeten wir die Familie. Die Kinder gingen mit zu ihrer Oma, wo sie auch übernachten durften. Das war für die beiden ein tolles Highlight. Die Kinder kamen zu mir ins Schlafzimmer, drückten mich herzlich und ich versprach mich zu melden, sobald die kleine Maus da ist. Mein Freund baute in der Zwischenzeit unseren Pool im Wohnzimmer auf. Mir ging es gut. Es war eine traumhafte Atmosphäre: der Christbaum, die Krippe und daneben der Pool. Endlich klingelte die Hebamme um 17.20 Uhr. Sie hörte am Tönen, dass die Geburt kurz bevor stand. Sie massierte mein Becken, tanzte mit mir und half mir beim Entkleiden. Ich begab mich ins Wasser in den Vierfüßlerstand und sagte: „Ich habe so ein Bedürfnis zu schieben.“ Sie sagte: „Fass doch mal hin!“ Und tatsächlich spürte ich ca. 5 cm vom Eingang ihren Kopf mit Haaren. Freude überkam uns, mein Partner saß vor mir und streichelte mich. Der Pressdrang wurde stärker und drei Wellen später war der Kopf geboren. Ihre Augen waren offen. Meine Hebamme saß hinter mir und ließ mich machen. Sie fing die kleine Maus nur im Wasser auf, als bei der nächsten Welle der Körper geboren wurde. Ich griff nach unserem Baby und legte sie mir auf die Brust. Wir waren überglücklich. Es war geschafft. Unser Baby, unsere Gyda, war um 17.43 Uhr geboren. Wir blieben nicht mehr lange im Wasser, sondern gingen dann auf das Sofa. Die Kleine war putzmunter und gesund. Die auspulsierte Nabelschnur durfte der Papa durchschneiden und ein wenig später wurde auch die Plazenta geboren. Unsere Gyda wurde dann noch gemessen und gewogen: 3700gr. und 57cm. Sie kam uns in dem Augenblick gar nicht so groß vor. Wir ließen den Abend mit einem Glas Sekt ausklingen und gegen 21.00 Uhr ging unsere Hebamme nach Hause. 
In etwas über 3 Stunden, ohne Interventionen, ohne eine Untersuchung. Einfach friedlich. Es war so eine tolle Erfahrung. Wir schwärmen als Eltern noch heute davon. 

Alleingeburt aufgrund von „Terminüberschreitung“ – Babys kennen keinen ET

Heutzutage gilt es einige Bedingungen zu erfüllen, wenn man eine hebammenbegleitete Hausgeburt möchte. Nicht auf alles hat man Einfluss. Zum Beispiel halten sich nicht alle Babys an das recht eng gesteckte Geburtszeitfenster. Der Mutter im folgenden Bericht sprang die Hausgeburtshebamme ab und sie gebar letztlich 21 Tage nach dem errechneten Termin ihr Baby in Eigenregie.

Am 16.04.2021 hatten mein Mann, meine dreijährige Tochter und ich die Erfahrung einer Alleingeburt unserer zweiten Tochter bzw. kleinen Schwester. Wir haben dein Buch als E-Book bestellt und durchgelesen, um uns darauf vorzubereiten, ebenso deine Videos angeschaut. Es hat uns sehr geholfen. Vielen Dank hierfür.

Vor der Geburt

Der errechnete Geburtstermin lag beim 26.03.2021. Ursprünglich war eine Hausgeburt mit Hebamme geplant. Als aber die Frist von ET+14 näher rückte (09.04.2021) und es keine Anzeichen zum Geburtsbeginn gab, haben mein Mann und ich beschlossen, einer Einleitung durch die Hebamme (Nelkenöltampons, Eipollösung, Akupunktur etc.) am 06.04.2021 nicht zuzustimmen, sondern dem Baby die Zeit zu geben, die es braucht. Ich bin auch meinem Mann dankbar, da er auch der Meinung ist, eine Geburt ist etwas Natürliches, und er Vertrauen in meinem Körper hat. Es hat wirklich Kraft und Geduld gekostet, aber ich bin heute so unendlich dankbar, dass wir auf einen natürlichen Wehenbeginn gewartet haben. Sowieso ist meine Periode unregelmäßig und hat keinen 28-Tage-Rhythmus. Am ET+3 war ich zum letzten Mal bei der Frauenärztin (die Hebamme brauchte diesen Vorsorgenachweis, damit sie mich bis ET+14 betreuen kann), die mich darauf hinwies, dass sie ab ET+10 mich in eine Klinik überweisen würde, um künstlich einzuleiten. In Gedanken dachte ich mir, dass sie das vergessen könne. Als sie von meiner eigentlich geplanten Hausgeburt mit Hebamme erfuhr, kamen nur die Worte: „Da fehlt Ihnen halt der medizinische Background. Ich will es Ihnen nicht ausreden, aber vorwarnen muss ich Sie. Nicht, dass man mich nachher in die Verantwortung zieht, dass ich nichts gesagt habe.“ Eine vaginale Untersuchung bot sie mir an, aber ich lehnte ab. Meine Hausgeburtshebamme hat mir gesagt, dass dies nicht verpflichtend ist.

Am 06.04.2021 hatten wir wie oben erwähnt einen Vorsorgetermin bei der Hebamme. Sie versuchte uns von „natürlichen“ Einleitungsmethoden zu überzeugen, indem sie diese als „immer noch besser als in der Klinik eingeleitet zu werden“ bewertete. Sie gab mir Nelkenöl, was ich mir einführen sollte und Massageöl zur Einleitung mit. Habe ich jedoch nicht benutzt und ihr nicht gesagt, da wir den Plan von der Alleingeburt mit keinem geteilt haben – außer meinem Vater und einem Bekannten meines Mannes. Der Akupunktur habe ich ebenfalls nicht zugestimmt, da sich mein Mann damit auskennt und mir bestätigte, dass man dies traditionellerweise in der TCM nicht als Wehenauslöser verwenden sollte.

Am 14.04.2021 hatte ich in der Nacht öfters Senkwehen (?), die sich wie Periodenschmerz anfühlten. Um 10 Uhr morgens ging etwas vom Schleimpfropf ab, mit einem Tupfer Blut; der Schleim war rosa gefärbt.

Die Geburt

Am 15.04.2021 um 18:30 kam immer ein bisschen Fruchtwasser aus der Fruchtblase, als ich gerade mit meinem Vater telefonierte und ihm mitteilte, dass das Baby nun bald kommen könnte. Wehen setzten am Abend um 21:20 Uhr ein. Unsere Große ist eingeschlafen. Wir versuchten auch zu schlafen, ich konnte jedoch nicht mehr liegen, da die Wehen nun regelmäßiger wurden. Daraufhin füllte mein Mann den Geburtspool mit Hilfe von zwei Eimern mit Wasser bis zur Hälfte. Ich ging ins Wasser, was schmerzlindernd war, wollte aber nach 10 Minuten heraus, da ich anfing zu schwitzen. Plötzlich musste ich mich übergeben. Daraufhin gab mir mein Mann einen Apfel, damit ich nicht unterzuckerte. Bis 04:00 Uhr (16.04.2021) veratmete ich die Wehen und mein Mann massierte mir dabei jedes Mal meinen Unterrücken. Als ich in eine ungünstige Atmung mit zusammengekniffenen Kiefer verfiel, erinnerte er mich, richtig zu atmen. Gegen 04:30 Uhr bekam ich langsam den Drang, zu pressen (schon erstaunlich, wie der Körper das merkt, da veratmen nichts mehr brachte) und entleerte meinen Darm auf der Toilette und auf dem Boden im Türrahmen. Ich war langsam echt erschöpft und schloss die Augen während den kurzen Wehenpausen. Währenddessen gab mir mein Mann noch etwas Apfel und Birne zu essen. Mein Mann schlug zum Glück vor, dass jetzt ein guter Zeitpunkt war, in den Pool zu steigen. In dem Moment wurde unsere Große wach und tröstete mich bei den Presswehen, die nun immer häufiger kamen. Ich führte einen Finger ein und spürte auch schon den Kopf. Ich habe mit aller letzter Kraft ein paar Mal gepresst, mein Mann und unsere Große konnten den Kopf sehen, als sie darauf hinwies, und ich sagte zum Baby: „Du schaffst das, komm dreh dich, damit die Schultern kommen.“ Schließlich kam mit Schwung ihr ganzer Körper und ich nahm unsere jüngste Tochter hoch zur Brust – die Nabelschnur war wohl etwas verkürzt oder um mein Bein umschlingelt und hat wohl etwas gespannt, denn sie ist einfach daraufhin im Wasser gerissen. Das hat uns etwas überrumpelt, da wir ja eigentlich auspulsieren lassen wollten und die Nabelschnur dann durchtrennen wollten. Aber sie fing sofort zu atmen an und ich stieg aus dem Pool, damit die Nachgeburt leichter kommen kann. Ich setzte mich aufs Sofabett (Boden) und mit einem Schwall kamen zuerst große Blutgerinnsel, die aussahen wie blutroter Wackelpudding und nach einigen Minuten kam sofort die Plazenta. Diese hat mein Mann sofort inspiziert und dann in unseren Blumentopf begraben. Ich verlor weiterhin Blut und mir war etwas schwindelig, also gab mir mein Mann Hirtentäschelkrauttee und Haferflocken mit Apfel (vom Restessen noch übrig zu essen) sowie Pumpernickel. Gegen 5 und 6 Uhr legten wir uns hin. Um 7 oder 8 Uhr, als ich meine Blase entleerte, spürte ich wieder Schwindel und Ohrensausen und bat meinen Mann, mir etwas Kaltes für den Bauch zu bringen. Die Gebärmutter war an sich fest. Mein Mann kochte für mich Klebreis mit Eiern und Avocado zur Stärkung. (Einen Monat vor ET habe ich Eisentabletten genommen, da die Hausgeburt auch nur bei einem bestimmten Wert von 14 von der Hebamme begleitet werden durfte. Eigentlich sind wir eher für eine ausgewogene Ernährung, aber wir wollten in keine Klinik, sondern zu Hause gebären.) Körperlänge: 48,5 cm Gewicht: 3 700 g Kopfumfang: 35,5 cm

Extra: Geburtsbericht der 1. Geburt in der Klinik

Unsere erste Tochter kam am 03.11.2017 (ET+3) im Krankenhaus zur Welt, wo man mir Antibiotika per Venenzugang gab, da ich B-Streptokokken hatte. (Bei der zweiten Schwangerschaft habe ich nur die 3 Basisultraschalle durchführen lassen sowie zwei weitere Vorsorgen und die restlichen Vorsorgetermine bei der Hebamme.) Außerdem hat man mir innerhalb einer Presswehe die Fruchtblase eröffnet. Ich lag letzten Endes auf den Rücken (wegen dem CTG) und weil ich es nicht anders wusste (Gebärpositionen) hatte zum Glück nur einen Dammriss von Grad 1, der mir genäht wurde. Ich bin da so froh gewesen, dass mein Mann dabei war, der mir noch Kraft gegeben hat bei den Presswehen, denn ansonsten hätten mir die Hebamme noch zu einem Kaiserschnitt etc. geraten, da ich seit dem Vortag Nachmittag bis zum nächsten Tag in der Früh mit Wehen verbrachte. Man gab mir dann noch homöopathische Globuli. Auf Nachfrage meines Mannes, was dies sei, reagierte die Hebamme schroff: „Stellen Sie sich nicht so an, manche Frauen betteln um eine PDA und Sie sorgen sich wegen Globuli.“ Daraufhin meinte mein Mann nur, dass Fragen wohl erlaubt seien. Ich hatte bei dieser Geburt drei Schichtwechsel von Hebammen erlebt. Die erste Hebamme war sehr feinfühlig und nett. Die zweite hat bei mir ohne Vorwarnung eine vaginale Untersuchung durchgeführt, wie weit der Muttermund wohl schon auf sei. Die dritte Hebamme hat sich dann letzten Endes noch zusammengerissen und nach der schroffen Bemerkung nichts mehr Negatives gesagt. Ich bin trotzdem glücklich, dass alles gut gegangen ist, und es gibt ja Frauen, die echt Schlimmeres erlebt haben. Körperlänge: 52 cm, Körpergewicht: 3750 g Kopfumfang: 36 cm P.S.: Vielen Dank nochmals an die informative Erklärung von Sarah bezüglich der Nabelschnur, die bei Zug manchmal reißen kann (bei der Wassergeburt hebt man das Baby ja zügig aus dem Wasser) aufgrund der Sollbruchstelle. Abklemmen kann man, es hört aber auch so schnell zu bluten auf. In der Tierwelt passiert dies auch durch Abbeißen oder Abreißen. Unsere Kleine hat gleich angefangen zu atmen, die Blutung hörte auch schnell auf, weshalb sie auch nicht beeinträchtigt war. Diesmal hatte ich auch keinen Dammriss, sondern nur eine leichte Schürfwunde, die auch nach ein paar Tagen von selbst verheilt ist. Die Geburtsanmeldung nach ein paar Tagen hat zum Glück auch problemlos per Post funktioniert, man verlangte keine ärztliche Bescheinigung. Ich bin wirklich dankbar, dass meine Familie und ich diese Erfahrung miteinander teilen durften und wir würden – falls es zu einem nächsten Mal kommt – wieder eine Alleingeburt machen.

Alleingeburt mit Hubschrauberflug

Diese Mama bekommt ihr zweites Kind in Eigenregie. Eine schnelle, heftige Geburt. Nach der Geburt ist sie erstmal verunsichert, der Kreislauf macht nicht gleich so mit, so dass sie die Rettung rufen. Und die kommt mal eben mit dem Hubschrauber. Trotz allem Trubel sind Mutter und Kind aber zu jedem Zeitpunkt wohl auf.

Als ich im Frühjahr letzten Jahres schwanger wurde, war für mich ziemlich schnell klar, dass ich gerne zuhause gebären möchte – Corona sei Dank. Denn eigentlich hatte ich eine wunderschöne erste Geburt im Krankenhaus erlebt.

Also bereitete ich mich so gut wie möglich auf eine Alleingeburt vor und stellte mich sogar darauf ein, dass ich aus Beckenendlage gebären werde, denn meine Kleine drehte sich erst in der 38. SSW. Als ich mich dem ET näherte, lag sie aber in einer annähernd guten Geburtsposition und ich begann zu warten, wann denn die Geburt nun losgehen würde.

ET -1 bis ET +7

Einen Tag vor dem offiziellen Geburtstermin begann ich leichte Wehen wahrzunehmen. Sie unterschieden sich in der Intensität etwas von den vorherigen Senkwehen. Allerdings blieben sie nicht, auch wenn sie zwischendurch regelmäßig kamen. Mit diesen Wehen lebte ich die nächsten Tage, bis ich ET +7 erreichte. Vor allem nachts kamen die Wehen regelmäßiger und deutlich wahrnehmbar, ohne schmerzhaft zu sein. Tagsüber kamen und gingen sie, je nachdem wie entspannt oder gestresst ich war.
Zwischendurch versuchte ich den Muttermund zu ertasten, doch scheiterte ich dabei kläglich. Der Kopf hatte sich auch noch nicht fest ins Becken eingestellt und nichts deutete auf eine baldige Geburt hin.
Am Sonntag, ET +5, ging ich dann zur Vorsorge ins Krankenhaus und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich mich dort recht wohl fühlte. Es tat mir ganz gut, mal die Kontrolle abzugeben und mich umsorgt zu fühlen. Wenn nur die ganze Corona – Thematik nicht wäre … Dennoch zog in mir die Überlegung ein, ob ich nicht doch im Krankenhaus gebären möchte.

Der Tag der Geburt

Am ET +7 entschied ich mich für einen Entspannungstag auf dem sonnigen Balkon meiner Mutter. Sie war allerdings nicht zuhause. Dafür war aber meine Schwester aus Braunschweig gekommen, um mich nach der Geburt zu unterstützen und so entschied ich mich, auch über Nacht im Haus meiner Mutter zu bleiben. So konnten wir noch in Ruhe quatschen. Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter in meiner Nachbarschaft wohnt und meine Schwester bei ihr untergekommen ist. Wir wohnen zu beengt.

Während ich mein großes Kind in den Schlaf begleitete, wehte ich vor mich hin, aber das kannte ich ja schon von der ganzen letzten Woche.
Um 21:46 schrieb ich doch an die Lieblingstante meiner Tochter, dass es evt. bald losgeht. Sie war zur Kinderbetreuung eingeplant. Allerdings war ich immer noch sehr unsicher. Die Wehen blieben und verschwanden nicht, allerdings waren sie so leicht, wie die ganze letzte Woche auch: Nicht schmerzhaft und nur etwas stärker als die Senkwehen vorher. Oder waren sie genauso stark? Für mich war es kaum zu unterscheiden. Um 22:23 Uhr entschied ich mich schlafen zu gehen, doch als ich mich hinlegte, kam die Sorge über mich, dass die Wehen wieder aufhören würden. Also stand ich wieder auf und bewegte mich und nach und nach wurden die Wehen etwas stärker. Um kurz vor 23 Uhr bat ich meine Schwester, zu kommen, damit sie für meine Große da ist, falls sie aufwacht. Eine halbe Stunde später war sie da und meine Wehen inzwischen so intensiv, dass ich mich nach warmem Wasser sehnte um etwas entspannen zu können. Also ging ich in die Badewanne. Immernoch war ich vorsichtig und hatte Sorge, dass die Wehen wieder aufhören würden. Noch um 23:29 schrieb ich der Doula, die mich unterstützen würde, falls etwas sein sollte, dass die Geburt evt. bald losgehen könnte. Gleichzeitig drückte ich aber meine Unsicherheit aus, ob ich mich tatsächlich schon unter der Geburt befinde. Die sieben Tage Wehen hatten mich vorsichtig gemacht.
Übrigens hatte ich keine Sekunde lang den Gedanken, nach Hause zu gehen. Mein Kind schlief und es war klar, dass sie mich braucht, wenn sie aufwacht. Ich musste in ihrer Nähe bleiben. Und sie zu wecken war irgendwie auch keine Option.

Nach 10 Minuten in der Badewanne rief ich meinen Partner an um ihm Bescheid zu sagen. Mittlerweile entwickelten sich die Wehen als so schmerzhaft, dass ich nicht mehr wollte. Ich habe den Abstand der Wehen nicht gemessen, doch hatte ich gefühlt kaum eine Verschnaufpause dazwischen. Dann erinnerte ich mich an die Presswehen aus der ersten Geburt und die fühlten sich auch so unfassbar schmerzhaft an, bis ich mit Pressen begann. Ich versuchte noch mal nach dem Muttermund zu tasten und scheiterte wieder. Allerdings hatte ich immernoch den Eindruck, dass der Kopf nach wie vor sehr hoch und noch nicht ins Becken getreten war. Dennoch folgte ich meinem Instinkt und versuchte leicht mitzupressen. Daraus entwickelten sich so unfassbar heftige Presswehen, die für mich kaum zu kontrollieren waren. Nach ein paar Wehen spürte ich den Kopf am Damm und versuchte ihn etwas zurückzuhalten, da die Kraft der Presswehen so heftig war. Meine liebe Tochter ließ sich jedoch nicht aufhalten und war dann in zwei oder drei Wehen geboren. Als ich auf die Uhr sah, war es 00:04.

Kurz nach der Geburt war mein Partner da. Ich bat ihn zu gucken, ob ich verletzt bin und wie stark. Das fiehl ihm jedoch schwer. Er wusste auch nicht so recht einzuschätzen, wie stark ich blute. Auch mir war es in dem Moment nicht möglich, da ich etwas neben mir stand. Als ich versuchte aufzustehen, sackte mein Kreislauf zusammen und mir wurde schwarz vor Augen. Außerdem begann ich unheimlich zu frieren und die Plazenta kam nicht. Da ich mich nicht dazu in der Lage sah, die Situation einzuschätzen und nicht ganz klar denken konnte, entschied ich mich, den Rettungsdienst zu rufen. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, mit dem eigenen Auto zu fahren, aber so klar war ich in dem Moment nicht. Auch hatte ich vollkommen vergessen, dass ich bei solchen Unsicherheiten die Doula anrufen kann. Jedenfalls kam der Rettungsdienst mit Blaulicht und Helikopter. Meine Schwester hatte angerufen und vermutlich hatte der Rettungsdienst Panik bekommen oder einen richtigen Notfall erwartet. Wahrscheinlich muss man bei solch einem Anruf erst mal ein paar beruhigende Worte finden. Jedenfalls wurde ich mit dem Helikopter ins Krankenhaus geflogen. Dabei riss die Nabelschnur, als mein Baby kurz zu meinem Partner auf den Arm ging. Ich hatte vergessen, dass wir ja noch verbunden waren. Die Plazenta war immer noch nicht geboren. Während der ganzen Zeit versuchte ich für mein Baby dazusein, so dass sie den nachgeburtlichen Stress gut verkraftet. Mein großes Kind war irgendwann aufgewacht und hatte eine Krise mit viel Weinen. Für sie konnte ich leider nicht da sein. Nachdem ich nun mit zwei verschiedenen Krankenwägen und einem Hellikopter im Krankenhaus angekommen war, wurde ich dort recht ruhig und undramatisch versorgt. Die Plazenta kam dort mit etwas Hilfe und mein Dammriss wurde genäht. Ich musste mich zwar gegen ärztlichen Rat selbst entlassen um endlich auch für mein großes Kind da zu sein, doch insgesamt war es im Krankenhaus ruhig und mein Baby war die ganze Zeit bei mir. Der Rettungsdienst problematisierte ein paar Dinge aus Unwissenheit. So diagnostizierten sie bei meinem Baby ein großes Hämatom statt eines Storchenbiss, sie kannten keine Lotusgeburt und machten sich Sorgen, dass Blut wieder vom Baby weg, in die Plazenta fließt und sie hatten Probleme damit, dass die Nabelschnur gerissen war. Zu guter Letzt problematisierten sie, dass wir erst 1,5 Stunden nach der Geburt angerufen haben. Das Ergebnis: Sie schickten das Jugendamt zu uns. Nach dem ersten Besuch und einem Anruf zwei Wochen später, scheinen die aber beruhigt und ziehen sich zurück.

Meine Kleine entwickelt sich prächtig und ich hoffe nun, dass sie den Stress ganz gut verarbeiten konnte. Im Nachhinein gäbe es ein paar Dinge nach der Geburt, die ich anders gemacht hätte. Das Eindrücklichste aber bleibt die unfassbare Kraft und die Schnelligkeit der Geburt. Vielleicht war es auch nur für mein Erleben so schnell? Ich weiß noch nicht mal, ab wann ich realisierte, dass die Geburt nun wirklich begonnen hat. Ich schätze, 1 Stunde oder 1,5 Stunden bevor meine Tochter dann da war. Ob ich noch mal eine Alleingeburt möchte? Ich sag mal so: Ich würde mir jemanden wünschen, der mich absolut umsorgt und mir für Fragen zur Seite steht. Ich habe gerne alles unter Kontrolle und stehe mir dadurch immer wieder selbst im Weg. Manchmal tut es mir doch gut, an jemanden abzugeben, dem ich vertraue. Wenn ich vertraue, kann ich mich fallen lassen.

Hausgeburtshebamme Weg – Dann eben Alleingeburt

Durch einen Umzug verlor diese junge Mutter ihre Hausgeburtshebamme und entdeckte die Geburt in Eigenregie für sich. Ihre erste Schwangerschaft endet zu früh. Wie damals auch schon vertraut sie bei der Geburt auch jetzt wieder ihrer Intuition.

Da ich mich daran erinnere, wie mich in meiner „Alleingeburts-Findungsphase“ diese Berichte hier von Hocker gerissen haben, möchte ich nun selbst von der Geburt unserer Tochter im Februar dieses Jahres schreiben. Ich bin 22 und hatte wie alle Erstgebärenden wenig Ahnung, was mich bei einer Geburt überhaupt erwartet. Als ich vor circa einem Jahr schwanger wurde, hatte ich irgendwie Hemmungen, mich damit zu beschäftigen, es ging mir richtig gegen den Strich. Diese erste Schwangerschaft endete in einer „Kleine Geburt“/Fehlgeburt im dritten Monat. Damals war für mich intuitiv klar, dass ich entgegen den Empfehlungen keine Ausschabung wollte, sondern das, was meiner Ansicht nach ein winziger Mensch gewesen war, zu Hause alleine zur Welt bringe. (Ohne überhaupt je etwas von Alleingeburt gehört zu haben. Ich habe letztendlich 6 Wochen nach Feststellung warten müssen! Es war dann ein sehr schönes Erlebnis). Danach habe ich mich selbst und andere aufmerksamer beobachtet. Frauen tuen oft Dinge, die sie eigentlich gar nicht wollen, nur sprechen sie nie darüber, weil a) „man das eben so macht“ und sie b) nicht mal merken, dass etwas faul ist, sondern denken, sie selbst hätten dumme irrationale Gefühle. Als ich sofort wieder schwanger wurde, plante ich eine Hausgeburt und ging diesmal erst in der 20. Woche zur Frauenärztin, vorher nur zur Hebamme. Beide waren total lieb und verständnisvoll, aber ich merkte, dass ich die Geburt nicht mit ihnen teilen wollte. Gegen Ende der Schwangerschaft wurde klar, dass wir umziehen müssten, noch vor der Geburt … Ätzend! Also keine Hausgeburt, natürlich war in der neuen Gegend keine Hebamme mehr dafür zu finden. Ein Geburtshaus erbarmte sich dann noch meiner, aber da war ich schon auf den Gedanken der Alleingeburt gekommen. Und dann waren mein Mann und ich nicht mehr zu bremsen. Wir verschlangen die ganze Palette an Alleingeburtslektüre. Am Schluss hatten wir die Ansicht, dass für uns alles andere riskanter wäre als eine Geburt alleine zuhause. Ich wusste, das jeder, der nicht mein Mann ist, die Geburt stören und gefährden würde. Nach dem Umzug genoss ich die letzten Wochen, zumal ich ja für Hebamme und Ärztin von der Bildfläche verschwunden war. Die Schwangerschaft war insgesamt eine wunderbare Zeit. Ach ja, das Geburtshaus noch. Wir schauten es uns trotzdem an. Obwohl wir sonst unsere Pläne geheim hielten, erzählte ich sie der Hebamme dort. Sie war gar nicht sooo entsetzt und meinte am Ende noch, dass wir das auf jeden Fall schaffen werden. Ich wollte es mir bis zum Schluss offen lassen, ob wir da hinfahren, zu Hause bleiben oder sogar ins Krankenhaus gehen. Ich habe nämlich manchmal Angst vor der Angst und war mir unsicher, wie wir bei Geburtsbeginn reagieren würden. Bis jetzt war ich immer gelassen und wusste einfach, dass alles gut gehen würde, aber man weiß ja nicht … Und so komme ich jetzt endlich mal zum eigentlichen Geburtsbericht.

Die Geburt

Drei Tage vor Termin (ich war noch fleißig am Vorkochen) ziepte es einfach morgens und ich dachte: Mhhh, das kenn ich doch von der Fehlgeburt. Wir fuhren am Nachmittag noch zu den Schwiegereltern, wo mir langsam mal dämmerte, dass das Wehen sein könnten. Wir mussten noch eine Stunde zurückfahren und flüchteten. Im Sitzen bei der Fahrt waren die Wehen echt eklig und es war gar keine Frage, ich wollte nur nach Hause und sonst nirgendwo hin. Ich war aber weder ängstlich noch aufgeregt. Dort angekommen, es war schon Abend, ging die Geburt richtig los. Unsere Vorbereitungen bestanden lediglich aus einer Menge Erste-Hilfe-Zeug und alten dunklen Handtüchern (Einmal kalt, einmal heiß waschen und alles ist wieder sauber). Die Erinnerungen an die Wehen sind so nebelig, ich habe absolut nicht gemerkt, wie die Zeit verging. Ich lief und hockte und duschte immer mal wieder (Ich kann Duschhocker sehr empfehlen). Zwischendurch musste ich mich mehrmals übergeben, mir war von den Wehen so speiübel. Das war gefühlt das Schlimmste an der Geburt (Aber ich behaupte stolz, dass das das erste Mal Übergeben in der ganzen Schwangerschaft war).

Mein Mann maß die Abstände zwischen den Wehen, mich interessierte das gar nicht. Für ihn ging es bestens voran, ich hatte das Gefühl, die Wehen würden gar nichts bringen. Ich hatte einfach keine Lust auf Geburt und wollte schlafen. Ich döste auch zwischendurch immer mal ein. Irgendwann merkte ich, als ich kurz vor Mitternacht im Schlafzimmer kauerte, dass die Wehen in Presswehen übergingen. Mein Mann saß im Bett und las, ich sagte nichts und tappte verstohlen in unser winziges Badezimmer. Dieser warme kleine Ort, der zur Hälfte aus Dusche besteht, war während der letzten Zeit immer mein Rückzugsort gewesen und in allen meinen Vorstellungen der Geburtsort. Kaum angekommen platzte die Fruchtblase. Das gab mir vielleicht einen Kick! Die Wehen wurden jetzt auf einmal seltsam angenehm, alles wurde noch nebliger und ich MUSSTE mich einfach aus dem Stand hinhocken, so überwältigend war das Ganze. Ich liebe es, mich an das Gefühl zu erinnern, wie das Köpfchen herunterkam. Es war einfach unglaublich! Übrigens hatte ich bis dahin kein einziges Mal unten nachgeschaut. Der Muttermund war für mich schon immer ziemlich undefinierbar gewesen und ich dachte, dass ich mich eh bloß verunsichern würde. Aber nun fühlte ich doch mal und war natürlich prompt verunsichert. Ich erwartete ein glattes Köpfchen und fühlte die übereinandergeschobenen Schädelplatten, was mir in dem Moment aber nicht klar war. Neokortex wieder an und mich fragend, ob das irgendwie Händchen, Füßchen oder gar die Nabelschnur sei, rief ich dann doch noch meinem Mann dazu. Der sah sofort was Sache war und staunte, weil das Baby auch sofort kam. Erst der Kopf. Ich sah, wie sie sich drehte und freute mich wahnsinnig, dass sie das so wie im Lehrbuch meisterte. Ich habe sie sogar dafür gelobt. Gleich darauf kam der Körper und mein Mann fing sie auf. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich das mache, aber egal. Sie gluckste und schrie dann kurz. Ich legte sie an die Brust, wickelte sie in ein Handtuch, streichelte sie und damit war sie sichtlich zufrieden. Ich konnte es gar nicht richtig fassen, dass das tatsächlich ein richtiges Baby war …unser Baby! Sie wurde schnell rosig und schlief bald fest ein. Irgendwann durchtrennten wir mit einer Stoffschere die Nabelschnur (meistgefragte Frage hinterher: „Aber wie war denn das mit der Nabelschnur…?!“) und watschelten zurück ins Schlafzimmer. Die Plazenta wollte sich noch Zeit lassen und kam erst durch gaaanz leichtes Drücken und Ziehen. Entgegen unseren Erwartungen fanden wir sie irgendwie doch ekelig …

Die Nachwehen waren ziemlich mies. Ich saß ja stillend im Bett und konnte mich dabei nicht bewegen. Als würde mir die Geburt noch einen Tritt in den Hintern verpassen. Naja … Wie fand ich die Wehen insgesamt? Nicht schmerzhaft, aber anstrengend und intensiv. Ich hätte zu keinem Zeitpunkt Schmerzmittel haben wollen. Ich hatte immer gedacht, dass sie Richtung Übergangsphase recht gnadenlos werden müssten. In der Realität dachte ich, dass sie zu kurz und harmlos wären, aber zugleich hatte ich lange sowas von keine Lust mehr …Übergangsphase gab es also gar nicht wirklich für mich. Dafür, dass man monatelang nur Geburt im Kopf hatte, war alles doch recht unspektakulär. Die Kleine war so gegen halb eins gekommen. Ich hatte hier einen Bericht gelesen, bei dem es für alle zur Feier nach der Geburt Pizza gab und fand diese Idee so toll, dass ich das auch wollte. Aber es sah dann so aus, dass ich mich dermaßen vor der Pizza ekelte, dass ich sie nicht sehen wollte. Unsere Kleine schlief ganz schnell ein und dann schmusten wir alle zusammen. Das Wochenbett war eher stressig. Vielleicht der Preis, den ich für die schöne Geburt zahlen musste. Das Stillen hatte ich gnadenlos unterschätzt und alles wurde wund. Ich habe keine Nachsorgehebamme gefunden, die mir zusagte und wollte, nachdem ich so einiges von anderen Alleingeburtlerinnen gehört hatte, keine schlafenden Hunde wecken. Ebenso beim Standesamt.

Sie verstanden zwar, dass das Kind irgendwie alleine zu Hause auf die Welt gekommen war, aber nicht, dass kein Arzt eine Geburt bestätigen kann, bei der er nicht anwesend war. Irgendwie ergatterte ich dann am vierten Tag nach der Geburt „irgendetwas Ärztliches“, eine Art Bestandsaufnahme von Geburtsspuren mit Stempel und Unterschrift (Übrigens nur eine winzige Schürfung). Das reichte dann anscheinend. Ich musste mich noch etwas von einer frostigen Frauenärztin anmeckern lassen, ließ mich aber auf keine Diskussionen ein, weil ich viel zu müde war und zurück zu Papa und Baby wollte. Wir hatten alles ja möglichst geheim gehalten. Wer es dann sonst noch erfahren hat, hat aber eigentlich meist ziemlich positiv reagiert. Mach dem Motto: Die wissen schon, was sie da gemacht haben. Vor allem der Kinderarzt für die U2 war amüsiert und leicht begeistert. Sicher hat er sich für die Maus gefreut. Ich fand es interessant, wie zwei Ärzte, die ich hintereinander aufsuchte, so verschiedene Ansichten haben konnten.

Was ich letztendlich schade an der ganzen Sache finde ist, dass ich das Ganze anderen nicht mal eben erklären kann. Ich brauchte zur Überzeugung auch meine Zeit und X Bücher um quasi ein ganzes Weltbild zu drehen. Dass Geburt ganz anders funktioniert als wir denken. Ich glaube, der Grund warum viele Angst davor haben, ist die Würdelosigkeit der Krankenhausgeburt (Pauschalisieren kann ich das natürlich nicht … Aber was als vollkommen normal gilt, geht so gegen mein natürliches Schamgefühl, dass ich nicht anders kann als glauben, dass jede Frau sich durch Ängste unbewusst gegen Ausgeliefertsein und Fremdbestimmung wehrt.) Meine Geburtsängste waren ab dem Alleingeburtsplan jedenfalls verschwunden. In den heftigen Reaktionen, die man manchmal bekommt, steckt sicher auch eine große Portion Selbstrechtfertigung mit drin. Man kann eben nicht leugnen, dass Hausgeburtsbabys geburtsmäßig ziemlich verwöhnt sind, was ja auch genau richtig ist. Ich habe absolut gar nichts gegen Hebammen. Ich wollte keine, weil ich weiß, dass ich jemand bin, den das bloße Wissen, dass jemand auf mich wartet, mich schrecklich irritiert und ich mein Gehirn dann fälschlicherweise benutze, um in Beziehung mit ihr zu treten, statt mich in Ruhe gebären zu lassen. In meinem Bekanntenkreis gab es öfters abgebrochene Hausgeburten. Es liegt wohl eher am System als an den Hebammen oder den Frauen. Ich persönlich bin dankbar, dass ich meine Hausgeburthebamme verloren habe. Ohne die blöden Umzugsstrapazen wäre ich sicher kaum auf den Gedanken der Alleingeburt gekommen. Na und ohne ein bisschen „generelle Unkonventionalität“ im Leben wohl auch nicht!

BAUANLEITUNG WINDELFREI-BACKUP 2.0

Für alle, die ihre Babys abhalten: Hier kommt eine detaillierte Nähanleitung für die Minimalwindel, die ich für meine Babys verwende. Der Schnitt ist in jahrelanger Erprobung an meinen Babys entworfen und verbessert worden mit dem Ziel, eine für das Abhalten unkomplizierte aber trotzdem dichte Windelhose zu kreieren, die auch geeignet ist, bei Abhaltestreiks als normale Stoffwindelüberhose zu fungieren. Meine Bekannte Kiran, die mir die Windelhosen nach meinem Schnittmuster näht, hat sich aus dem Verkauf für die Allgemeinheit zurückgezogen, stellt euch aber diese Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verfügung.

Wie ihr sehen werdet, haben sich zwei Varianten herauskristallisiert, wie die Einlage in der Windelhose gehalten wird. Einmal die Lasche vorn, die dem Vorteil hat, dass bei einem Baby, das in Bauchlage in die Windel pieselt, das Pipi nicht nach oben raus in die Kleidung drückt. Weiter unten findet ihr eine zweite Variante mit einer Schlaufe als Windelhalterung. Die hat den Vorteil, dass die Einlage beim Aufklappen ziemlich sicher gehalten wird und nicht herunterfällt. Ihr könnt euch aussuchen, was euch besser gefällt.

Das Backup ist ab Neugeborenenalter (da zu Beginn noch etwas zu groß, mit ca. 4kg fängt es an zu passen) bis ca. 3 Jahre verwendbar. Mit drei Stück komme ich gut hin. Der Stoff ist flüssigkeitsabweisend und muss nur bei Kackikontakt gewaschen werden. Die Wollwalk-Überhosen wasche ich direkt von Hand aus. Ganz unten, unter „Alternative Anleitung“ ist noch ein etwas kleineres Schnittmuster verlinkt, das besser ab Neugeborenenalter passt. Ihr könnt aber auch diesen Schnitt hier an kleinere Babys anpassen, indem ihr die Länge ( etwa -3 cm) reduziert. Es passt dann halt nur bis 1,5 Jahre.

So sieht das fertige Backup Variante 1 aufgeklappt und von oben aus:

Das Schnittmuster: In diesen Maßen hat es für uns (durchschnittliche Babygröße) bis über 2 Jahre ausgereicht.

Material:

Schnittmuster (ohne Nahtzugabe zuschneiden)

Wollwalk mindestens 380g/qm, oder dicker Fleecestoff

Bündchenstoff aus Wolle oder Wolle/Seide alternativ Polyester, wenn man für die Windelhose Fleecestoff verwendet

Gummiband oder Knopflochgummiband (+ Knopf ca. 1,5 cm Durchmesser) 2 cm breit für den Bauchbund Gummiband für Seitengummi 0,5 cm breit

Normale Haushaltsnähmaschine, Garn, Stecknadeln, Schere, (Rollschneider + Matte), Lineal, Nähkreide oder Stift, evtl. Nahttrenner, Sicherheitsnadel und eine Wendenadel

Zu den benötigten Stoffmengen:

Walk: Möchte man mehrere Windeln nähen, kann es hilfreich sein, sich zuerst das Schnittmuster zu basteln. Damit lässt sich testen, wie die Schnitteile (Außen, Innen und Bauchbund) am besten auf den Stoff passen. Walkstoffe bekommt man oft in 10cm Abschnitten. Die Stoffbreite variiert je nach Anbieter.

Bündchenstoff: Hier benötigt man pro Windel 2 Streifen à 8 x ca. 25cm.

In Kombination zu dem eher schweren Walkstoff eignet sich am besten ein dickeres Merino-Rippbündchen. Bei sehr elastischer Bündchenware kann es sein, dass eine geringere Länge ausreicht. Im Internet findet man auch Anleitungen, wie die Bündchenlänge berechnet wird. Da es seitlich als Auslaufschutz dient, sollte es möglichst eng anliegen.

Zuschneiden:

1 x inneres Windelteil (siehe Foto) ohne Nahtzugabe zuschneiden

1x äußeres Windelteil ohne Nahtzugabe zuschneiden

1 x Bauchband (54×6 cm) zuschneiden

2 x 19 cm Gummiband (0,5 cm breit) als Auslaufschutz rechts und links

ca. 45-50 cm Gummiband (2 cm breit) für das Bauchband / alternativ Knopflochgummi plus Knopf

2 x ca. 25 cm Bündchenstoff (8 cm breit) – es wird im Prinzip angenäht wie Schrägband

Nähanleitung:

1. Das äußere Windelteil vorne mit einem Zickzackstich versäubern

2. Beide Windelteile übereinanderlegen, mit Nadeln oder Clips aufeinander fixieren, und seitlich mit Geradstich einen möglichst schmalen Tunnel für die Seitengummis nähen. Die innere Naht bei max. 1cm setzen, die äußere ganz knapp am Stoffrand. Der Tunnel endet etwa 14cm vor der vorderen Kante des Innenteils.

3. Mit einer Wendenadel an beiden Seiten das schmale Gummiband durch den Tunnel ziehen, und an den Endpunkten festnähen.

4. Das innere Windelteil an der vorderen Kante auf dem äußeren Teil festnähen (z.B. mit Geradstich).

5. Außenteil vorne einschlagen, mit Nadeln fixieren, und die Seitennaht der Windel durch alle 3 Schichten bis zum Ende des Tunnels schließen.

6. Auch am hinteren Rand beide Windelschichten z.B. mit Zickzack verbinden

7. Jetzt werden die Bündchen angenäht. Zur Vorbereitung kann man auf den Bündchenteilen und der Windel Markierungen setzen (jeweils die Gesamtlänge in Vierteln). So lässt sich das Bündchen gleichmäßig auf die Länge der Windel verteilen. An den Markierungen wird das Bündchen dann wie auf dem Bild festgesteckt, und unter Dehnung mit 1cm Nahtzugabe angenäht. Diese Naht sitzt dann auf der inneren Naht des zuvor genähten Tunnels.

Die andere Kante des Bündchens wird dann ca. 1cm eingeschlagen und an der Außenseite der Windel festgesteckt. Als Orientierung dienen hier wieder die Markierungen. Mit einem Zickzackstich wird es dann durch alle Stoffschichten hindurch festgenäht, so dass das endgültige Beinbündchen ca. 3cm breit ist.

8. Am vorderen und hinteren Ende wird das Bündchen dann noch mit Zickzack versäubert. Vielleicht fällt jemandem hierfür auch noch eine elegantere Lösung ein 🙂

9. Das Bauchband an den kurzen Enden zu einem Ring schließen.

10.Mit etwa 1cm Nahtzugabe wird das Bauchband nur am hinteren Rand der Windel festgesteckt und mit einem relativ großen, engen Zickzackstich festgenäht. (ca. Stichbreite 6, Stichlänge 3)

11. Da im Bauchbereich eine Öffnung im Bund zum Verstellen des Knopflochgummis gelassen wird, kann man diesen kleinen Bereich jetzt an beiden Kanten mit Zickzack versäubern.

12. Anschließend wird das Bauchband der Länge nach in der Mitte geknickt, mit Clipsen fixiert, bzw. auf der Außenseite der Windel festgesteckt, und anschließend rundherum – bis auf eine kleine Öffnung vorne – geschlossen.

13. Mit einer Sicherheitsnadel wird dann zum Schluss das Gummiband oder Knopflochgummiband (mit festgenähtem Knopf) in den Bund eingezogen.

Variante 2 mit einer Schlaufe als Halterung für die Einlage:

Hierzu wird einfach das innere Windelteil 2 x zugeschnitten

1. Auf der inneren Lage wird im vorderen Bereich mit ca. 8cm Abstand zum vorderen Rand der Windel ein Streifen Walk mit den Maßen 2,5 x 11cm (rundherum mit Zickzack versäubert) an den kurzen Enden festgenäht.

2. Beide Windelteile übereinanderlegen, mit Nadeln oder Clips aufeinander fixieren, und seitlich mit Geradstich einen möglichst schmalen Tunnel für die Seitengummis nähen. Die innere Naht bei max. 1cm setzen, die äußere ganz knapp am Stoffrand. Der Tunnel endet etwa 14cm vor der vorderen Kante der Windel.

3. Mit einer Wendenadel an beiden Seiten das schmale Gummiband durch den Tunnel ziehen, und an den Endpunkten festnähen.

4. Am vorderen und hinteren Rand beide Windelschichten z.B. mit Zickzack verbinden und den Rest der noch offenen Seitennaht vom Ende des Tunnels bis zum vorderen Rand der Windel schließen. Danach der oberen Anleitung ab Schritt 7 folgen.

Alternative Anleitung

Hier findet ihr noch eine Nähanleitung von mir zur selben Windelhose, allerdings etwas weniger ausführlich, inklusive noch mehr Fotos. Enthalten ist auch eine Variante, die ohne Seitenbündchen auskommt. Die Maße sind etwas kleiner, das Prinzip ist aber dasselbe. Diese Überhose passt Neugeborenen besser, ist dafür maximal bis 1,5 Jahre verwendbar.

Alleingeburt beim zweiten Kind

Die Mutter im folgenden Bericht erzählt von der geplanten Alleingeburt bei ihrem zweiten Kind. Als Bonus am Ende findet ihr auch auch noch den Bericht ihrer ersten Geburt im Krankenhaus.

Vorwort: 

Die Schwangerschaft habe ich in Eigenregie verbracht, bis auf zwei Arzttermine. Dabei verfasste ich ein eigenes Gravidogramm, in das ich gewissenhaft und engmaschig meine Daten eintrug. 

Gravidogramm Vordruck 

An sich empfand ich die Eigenvorsorge als stressig, besonders, da ich oft nicht zu 100% wusste, wie das Kind liegt. Es befand sich bis zur Geburt in der 2. vo. HHL, was ich als problematisch empfand (https://www.spinningbabies.com/pregnancy-birth/baby-position/other-fetal-positions/right-occiput-anterior/), aus der er schließlich jedoch problemlos geboren wurde. Für Komplikationen oder Panik unter der Geburt erstellte ich einen 4-Stufen-Rescue-Plan und verfasste außerdem eine Patientenverfügung und Vollmacht für eine Geburt im Krankenhaus (http://www.fachpraxis-doris-lenhard.de/geburt-ohne-gewalt-bonn-patientenverfuegung/). 

Des Weiteren festigte ich mein Wissen, das ich durch 3 Jahre in Sarahs Community schon vor der Schwangerschaft gesammelt hatte, durch Bücher wie „Geburtsarbeit“, „Geburtshilfliche Notfälle“, „Gebären ohne Aberglauben“, „die Hebammensprechstunde“, „10 Moons“ und Lektüre von Michel Odent („Geburt und Stillen“, „Es ist nicht egal, wie wir geboren werden“). Als ich bei Sarah zu Besuch war, las ich außerdem diverse Bücher an („die selbstbestimmte Geburt“, „Luxus Privatgeburt“, „unassisted childbirth“) und „Praktisch bewährte Hebammenkniffe“ durch. Ich bereitete mich Wochen vor der Geburt mit Hypnobirthing vor, übte die Wellenatmung (einatmen – schnell bis 12 zählen, ausatmen – schnell bis 12 zählen), die Ruheatmung (bis 4 ein, bis 8 zählen – aus) und die J-Atmung (Austreiben nur mit Atmen) und erstellte eine Playlist für die Geburt.

Meine Geburtsaffirmation, die ich unbewusst schon in dem Zimmer aufgehangen hatte, in dem das Baby geboren wurde. https://www.youtube.com/watch?v=KTcrX17joIE 

Die Geburtsgeschichte: 

Am Morgen des 4.2.2021 begannen die ersten Wehen um 6 Uhr morgens, als ich noch am schlafen war. Die gesamte Nacht war ruhig gewesen. Da ich wusste, der Geburtsbeginn wäre sicher, wenn ich noch sexuelle Handlungen vollziehen würde, weckte ich meinen Freund, der später aber direkt wieder einschlief. Ich ging ins andere Schlafzimmer, schlief dort noch einige Stunden, bis unser großer Sohn nach mir rief „Mama, warum bist du hoch gegangen?“, um mich dann wieder zu den Beiden zu legen. Um 8 Uhr oder so standen wir beide auf und wir frühstückten Eier. Wir versuchten wieder, den Papa zu wecken, aber bis 10 Uhr war das vergebens. Da ich merkte, dass sich durch den Alltag mit dem Kleinkind die Wehenabstände auf 15 Minuten vergrößerten und ich das verhindern wollte, weckte ich meinen Freund mit den Worten „willst du heute noch einen zweiten Sohn haben oder nicht!“, woraufhin er auch aufstand und ich mich wieder ins Bett legen konnte. Ich hörte mir zum zweiten Mal die Hypnobirthing-Regenbogenentspannung auf Youtube an, die zuvor (in der Nacht) einfach mittendrin ausgegangen war, weil der Akku meines Laptops alle war (https://www.youtube.com/watch?v=YGIdjx7I174) . Danach öffnete ich das Schlafzimmerfenster, legte mich davor und schaute einfach so raus.

Die beiden anderen verließen so gegen 11 Uhr das Haus, um Feuerholz zu machen und ich konnte ein bisschen allein sein. In dieser frühen Eröffnungsphase handle ich immer sehr impulsiv und mir kommen Ideen, was ich alles machen könnte, auf die ich dann urplötzlich richtig Lust habe. Zum Einen habe ich ein Mandala ! gemalt mit sich öffnenden Blüten und dabei den 2-Stunden-Entspannungs-Remix gehört. Während des Malens hatte ich gehofft, die Musik würde niemals enden. 

Als ich das Mandala fertig hatte, hatte ich das Bedürfnis, an der frischen Luft spazieren zu gehen und ging auf dem Balkon auf und ab. Dabei machte ich erstmals meine Geburtsplaylist an, die ich über Laptop laufen ließ, weil ich mein Handy ja bei meiner Freundin vergessen hatte (was ein Glück). Ich fing an, im Wohnzimmer aufzuräumen. Die beiden kamen wieder und mein Freund kochte was. Ich verhielt mich wohl ziemlich normal, zog mich aber, nachdem ich Krabben und Tomaten gegessen hatte, wieder ins Schlafzimmer zurück und wollte endlich mal den Film („Jenseits der Stille“, https://www.youtube.com/watch?v=M4UDvFTvcuc) gucken. Ich schickte die beiden wieder weg und sie gingen weiterarbeiten. 

Letztes Bauchbild, schon unter der Geburt

Während des Films merkte ich, dass mein Neokortex durch die Handlung des Films aktiviert wurde und hörte ab dem Zeitpunkt, wo das Mädchen die Transformation zur jungen Frau vollzieht, auf, zu gucken. Stattdessen machte ich mir nochmal die Hypnobirthing-Regenbogenentspannung an, denn die chillte immer so und ließ das Gehirn anders arbeiten. Ich dachte mir zu diesem Zeitpunkt: „Oh Mann, das kann ja noch ewig dauern.“ Die Wehen waren ab 6 Uhr stets im 10-Minuten-Takt gewesen (man konnte die Uhr danach stellen), wurden nicht näher zusammenliegend und schienen zwar manchmal effektiv, aber manchmal auch echt schnöde. Als ich mal wieder auf dem Weg zum Klo hochging, platzte dann endlich meine Fruchtblase (Ich wusste vorher schon, dass die Blase gerissen war, weil ich ein wenig Fruchtwasser verlor. Ich hatte das auch meinem Freund mitgeteilt, der es einfach so zur Kenntnis nahm und wieder fuhr.) und ich sagte zum Kind: „Ach, willst du doch schon heute kommen“. Ich zog meine Hosen aus und schmiss sie direkt in die Waschmaschine. 

Danach lümmelte ich oben im Badezimmer rum und bereitete den Boden und das Fenster ein bisschen vor, hatte über Bluetooth-Box meine Itunes-Playlist laufen. Im anliegenden Schlafzimmer war es auch schön dunkel und ich wechselte die Räume, bereitete die Böden vor (deckte sie ein bisschen ab mit Folie und auch einen Teil vom Bett), solange ich noch konnte und lümmelte dann auf dem Bett rum. Ich merkte, wie wenig später meine Beine begannen zu zittern und ich war etwas aufgeregter als vorher. Es war ungewohnt, so zittrig zu sein und ich denke, die Wehen kamen jetzt in engeren, aber immer noch erträglichen Abständen. Irgendwann merkte ich, dass ich wohl in der Übergangsphase sei und verspürte das Bedürfnis, dass jemand bei mir ist. Ich rief vom Haustelefon meinen Freund auf dem Handy an und er ging siebenmal nicht ran. Ich wollte, solange ich noch konnte, abklären, dass er auf KEINEN FALL unseren Großen mit nach Hause bringen sollte, weil der die Situation nicht verstehen würde und eine einzige Frage von ihm mich schon komplett aus dem Konzept gebracht hätte. Ich wies meinen Freund an, ihn zu meinen Eltern zu bringen, was er nicht für so eine gute Idee hielt, weil er nicht wusste, was er „ihnen erzählen soll“. Aber ich überredete ihn und machte ihm klar, dass ich ihn bei mir haben wollte (und zwar allein). 

Er brachte unseren Sohn also zu ihnen und kam dann zu mir, als ich mich schon entschlossen hatte zu duschen. Mittlerweile hatten meine „Presswehen“ auch schon angefangen und der bekannte Druck aufs Kreuzbein fing an. Ich ließ immer Wasser auf das Kreuzbein laufen, presste aber nicht mit. Das mit den Presswehen hatte ich gemerkt, als ich mal wieder aufs Klo ging und plötzlich wieder dachte, „ach, kackste mal“, aber nichts kam. Da wusste ich eigentlich schon, was Tango war. Ich wollte aber, wie immer, Kräfte sparen, und es ärgerte mich tierisch, dass ich mich nicht einfach hinlegen konnte, sondern mich selbst nötigte, in aufrechten Positionen zu bleiben. So stand ich dann in der Dusche, befand mich auf allen Vieren im Bad auf die Kissen gelehnt, oder stand am Geländer oberhalb der Wendeltreppe. Mein Freund war ja dann da und konnte mich am Kreuzbein streicheln. Wir standen ein bisschen zusammen rum und auch im Schlafzimmer (wo ich es komplett dunkel haben wollte bis auf drei Kerzen) stand er mir einfach nur zur Seite. Ich gab ihm Anweisungen, was ich wollte und was nicht und sagte manchmal zwischendurch, „das ist super“. Ich versuchte ihm zu erklären, wie sich die Presswehen anfühlten (sie waren auch in großen Abständen, 15 Minuten oder so) und bewirkten bloß ein starkes Hartwerden des Bauches und zwangen mich, eine Spannung im Körper zu halten. Dafür musste ich mich dann im Vierfüßler vorne abstützen und die Hände zu Fäusten ballen. Es wurde ihm irgendwann zu langweilig, er ging wieder runter, Küche aufräumen. 

Me, being boring. Wortlaut: „Passiert ja eh nichts.“

Ich lümmelte weiter im Bett, meist Vierfüßlerstand (wie gesagt, ich machte mir ständig Vorwürfe, wenn ich mich hinlegen wollte, um auszuruhen) und überlegte, dass es, wenn ich weiter meinen Presswehen aus dem Weg gehen würde, sich noch stundenlang weiterziehen würde. Ich ging also ins Bad, wollte aufs Klo gehen, kniete mich stattdessen aber in die Ecke und presste mal mit. Ich merkte, anders als zuvor, der Kopf kam tiefer (im Bett war er einmal wieder zurückgerutscht). Er kam richtig, richtig tief. Ich war verwundert, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er schon so tief wäre! Ich stieß so einen komischen Stöhner aus und mein Freund kam hoch. Ich sagte ihm, „guck mal“ und er machte meinen Arsch sauber. Er versuchte, mir mit dem Spiegel das Köpfchen zu zeigen, weil ich es schon spürte, wie es von innen die Vulva dick rausdrückte und es gerne gesehen hätte. Als der Kopf kurz vorm Rauskommen war, bat ich meinen Freund, überall um das Köpfchen herum Wasser auf die Vulva und den Damm zu tröpfeln und sagte: „Oh ja, das ist super“. Dann trat das Kind einmal und ich wusste, jetzt drücke ich, da war der Kopf draußen, der Körper steckte noch in mir drin. Wieder wartete ich und irgendwann trat er mich wieder und ich drückte nochmal, sodass er rauskam. Mein Freund fing ihn auf und das Baby war hinter mir. Ich drehte mich um und natürlich hatten wir dann die erste Schrecksekunde: Wie kriegen wir das Baby zum Atmen? Wir rubbelten einfach mit einem Handtuch, das wir fanden und als er schrie, wussten wir, er atmet. Er war auch noch ganz schwabbelig, das waren wir nicht gewohnt (der Kopf hängt ja immer durch). Ich schaute auf den Laptop nach der Uhrzeit und mein Freund holte die APGAR-Karten und wir kreuzten direkt die ersten Werte an. 

APGAR-Karte zum Selbst-Ankreuzen. Auch noch Mal für 5 und 10 Minuten

Natürlich hatte ich es mit der Plazenta wieder sehr eilig. Nach fünf Minuten und zwei Lösungsblutungen platschte sie in die Wanne unter mir. Wir machten sie transportfertig, da wir sie erst am nächsten Tag abtrennen wollten. Dann sind wir vors Bett umgezogen und haben unser Erlebnis erstmal sacken lassen. Das Baby habe ich meinem Freund gegeben und bin unter die Dusche gegangen, um meine Beine sauber zu machen. Das Badezimmer war wie ein Schlachthof und mein Freund begann bald, auch das sauber zu machen und weiter aufzuräumen. Ich zog mich an und wir holten die Schwiegereltern, um ihnen den Neuankömmling zu zeigen. Sie waren über die Hausgeburt sehr positiv überrascht. Sie versorgten mich mit Essen, Trinken und einem Zopfgummi (ich wollte unbedingt Zartbitterschokolade essen), informierten alle ihre Freunde und Verwandte über die Geburt und bondeten auch schon Mal mit dem Baby. Später wurde unser großer Sohn von meinen Eltern wieder zurück nach Hause gebracht. Danach gingen wir alle gemeinsam ins Bett und schauten noch ein bisschen „der kleine Maulwurf“.

Erstes Anlegen nach einer Stunde

Fazit: 

Ich hätte nie gedacht, dass die äußeren Umstände so wenig ausmachen bei meinen Geburten. An sich ist diese Geburt zeitlich genauso abgelaufen wie die erste (siehe Bericht weiter unten). Mein großes Ziel, eine Alleingeburt zu Hause zu haben, habe ich erreicht und frage mich bis heute, ob es das – insbesondere den Stress in der Schwangerschaft und den Stress mit dem Erkennen der Kindslage –  wert war. Denn letztlich ist eine Geburt eine Geburt, ganz egal wo, und nie besonders schön (für mich zumindest). Besonders das Pressen (zumal ich ja fast nie mitpressen wollte) und den Austritt habe ich als sehr störendes Gefühl empfunden. Dieses Mal ist die Geburt natürlich abgelaufen, weshalb ich eine echte Übergangs- und Pressphase erlebt habe, die ich bei der ersten Geburt nicht hatte. Dieses Mal war ich komplett auf mich selbst gestellt, was einerseits für die Selbstbestimmung optimal war und es auch noch friedlicher und sanfter hat ablaufen lassen als die erste. Aber das Ende hätte deutlich verkürzt werden können, wenn mich jemand – wie ich es von der ersten Geburt her kannte – zum Pressen angestiftet hätte. An „sanftes Herunteratmen“ statt „Powerpressen“ glaube ich seitdem nicht mehr, obwohl auch diese Geburt wieder von vorne bis hinten eine Hypno-Geburt war. Durch meinen Glauben an ein „sanftes Herunteratmen“ zog sich die Pressphase bis zu 2 ½ Stunden, obwohl mir die ganze Zeit klar war, dass, wenn ich feste mitpressen würde, ich alles binnen weniger Minuten beenden konnte. 

Direkt im Anschluss an die Geburt war ich mir sicher, dass es keine Zufälle gibt. Dass das Kind tatsächlich an dem Ort, an dem ich das unbedingt wollte, zur Welt kam, war eine Entscheidung meines Unterbewusstseins in Abstimmung mit mir selbst. Ich wusste, zu welcher Tageszeit es besonders günstig für eine Geburt wäre und hatte diese Geburt, bevor sie stattfand, bereits so aufgeschrieben, wie sie dann passiert ist. Ich hatte während der gesamten Geburt stets das Gefühl, die Kontrolle zu haben und dachte nie: „Ich lasse meinen Körper machen“. Im Gegenteil, ich hatte sogar den Eindruck, den Wehenabstand sowie die Zeit, die es insgesamt dauert, beeinflussen zu können durch meine Tätigkeiten. Auch den Austritt habe ich bewusst entschieden und den Abschluss der Geburt gemeinsam mit dem Kind orchestriert. 

Meine erste Geburt: Eine Krankenhausgeburt mit Musik 


Am 12.5. gegen 12:48 beginnen die ersten Wehen. Zuvor hatte ich noch Kartoffelpuffer mit Lauchzwiebeln gemacht und gegessen. Im Bett wollte ich dann eine Hypnose-Session beginnen mit einem Youtube-Video. Das gelang mir aber nicht so gut. Beim „entspanne deine Beine“ oder „entspanne deine Arme“ kamen mir immer wieder die Schmerzen in meinem Bauch in die Quere. Ich dachte, „na, nu reiß dich doch mal zusammen, Hypnose soll doch gut sein“. Ich fasste mir nach 20 Minuten ein Herz und ließ es bleiben – auf dem Rücken liegend war es eh nicht so gemütlich. Ich ging ins Bad und tat erstmal gar nichts. Ich holte meine Musik und taperte ins Bad zurück, Mario war gerade von der Uni wiedergekommen und aß in der Küche. Er merkte nix, und ich wollte mir erstmal nichts anmerken lassen. Er fragte mich, ob ich baden wollte, also ließ ich Badewasser ein. 

Währenddessen entschied ich mich für Neon Bible – Arcade Fire (https://www.youtube.com/watch?v=pHnccD_ft68&list=PLEhPbIBKqZIrM8q6kVlA2swVbeFHT_Gc_), schaute in den Spiegel und sang. Ich wollte noch nicht so recht in die Wanne, legte Handtücher überall auf den Boden, taperte ins Schlafzimmer (wo Mario im Bett saß und Fight Club guckte), holte einen Bademantel und ging ins rote Schlafzimmer, wo ich ein paar Wehen im Hocken auf dem Bett verbrachte. Wann genau ich auf die Idee mit dem Singen unter den Wehen gekommen bin, weiß ich nicht mehr, aber es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Singen! Ich hatte schon immer gesungen, wenn ich unter Stress stand (als kleines Kind im überfüllten Zug) & es ist irgendwie meine Art. Es passt zu mir. Erleichtert und gerührt verdrückte ich ein paar Tränen. 

Ich begab mich in die Badewanne und Mario machte U2 – The Joshua Tree (https://www.youtube.com/watch?v=3FsrPEUt2Dg&list=PLIHqGfTiPiMWRadWXFtaSLGUI953vOTrt) an. Ich weihte ihn so langsam mal ein, er sollte aber schön den Film weitergucken und ich würde ihn anrufen, wenn ich Hilfe bräuchte. Da ich ja vorher schon gekackt hatte (weiß nicht mehr wann, aber doch recht zu Anfang, und ab da wusste ich es geht los!), wollte ich eigentlich nix essen & im Internet hatte ja auch gestanden, wenn die Frau Hunger hat, ist es noch lange. 

Ich gab irgendwann dem Hunger nach, rief Mario an und er machte mir den Reis warm, den ich in der Badewanne aß. Ich blieb lange da sitzen und hörte Musik, sang unter den Wehen, ließ warmes Wasser nachlaufen und schaute den Dreck in den Badezimmerfugen an. Ich erinnere mich, dass ich auch das Fenster aufgemacht hatte um raus zu schauen. Ich dachte, na gut, wenn de nicht aus’m Wasser raus willst, willste eben nicht und musste ja auch nicht. Abtrocknen – hatte ich auch lange keinen Bock drauf. 

Irgendwann kam Mario wieder und ich verließ die Wanne. Ich zog mir wieder das Kleid an und wir gingen erstmal ins Wwohnzimmer. Ich lümmelte auf dem Fußboden rum und legte eine Decke auf den Boden. Ich betrachtete meine alten CDs und schaute mir die Booklets von Pink, Gwen Stefani & Juli an. Währenddessen lief der 2-Stunden-Remix alle farben – winterheart und ich versang die Wehen (https://www.youtube.com/watch?v=oo8kRQi-bTk&list=OLAK5uy_k1erGZ-qA8-ep0fo2iJJF1kSVR4FbWxz4) . Zwischendrin laberten Mario und ich. 


Später gingen wir ins Bett und ich zockte 2048 & schrieb Florian und Kirsten in den Wehenpausen. Irgendwann, so gegen 5 oder so, spekulierten wir, ob ich wohl schon Fruchtwasser verlöre, das Zeug roch anders als Pipi und kam aus der Vagina, aber tröpfchenweise.

Rückenlage, bevor die Fruchtblase geplatzt ist

Außerdem wollten wir mal die Wehenlänge und die Länge der Wehenpausen messen, was wir gewissenhaft in mein Tagebuch schrieben. Mario sollte sich noch was zu Essen machen, bevor wir in die Klinik fuhren und so ging er in die Küche. Ich hatte lange auf dem Rücken gelegen/halb gelehnt und stand mal auf. Just in dem Moment platze meine Fruchtblase. Batsch! Ins Bett! Ich schrie und hielt ein Handtuch drunter und ließ das Wasser in den blauen Eimer fließen. Da waren weiße Zellreste drin und das Wasser war so durchsichtig. Mario kam angerannt und ich sagte, ruf mal im Kreißsaal an und frag, wieviel los ist. 

Er das also getan und dann ging alles sehr schnell, er sehr gestresst und hibbelig. Ich ging nochmal aufs Klo und verlor weiter Wasser. Er wollte das Auto holen und dass ich dann sofort mit ihm runtergehe. Ich ging ins rote Schlafzimmer und versang weiter Wehen, mittlerweile unter Volker Friedel/Walter Kiewitt – Kinder kommen zur Ruhe. Er kam gestresst wieder hoch, ich zog mir die Schuhe an und wir gingen die Treppe runter mit der Musikbox hinten in der Kapuze. Unten trafen wir Fatima und sie fragte, was ist und wünschte viel Glück. Bevor wir losfahren konnten, wurde Mario nochmal angerufen und er musste die Route zur Klinik ins Handy eingeben, weil er meinte, er wüsste den Weg nicht mehr, ich sagte, bis zum Edeka und dann links hoch. Wir fuhren unsere Seitenstraße runter und ich schloss mal die Augen wegen der vielen Eindrücke, versang die Wehen und bei jedem Ruckeln und Geschwindigkeiten über 30 km/h wurde mir ganz anders, besonders unter Wehen. Ich sagte, fahr bitte langsamer, fahr bitte langsamer, fahr bitte langsamer. Oben beim Klinikum sagte ich halt an, weil es mir zu viel war und ein Arschloch hinter uns hupte. Mario wollte mich vorne an der Pforte rauslassen, aber ich wollte nicht allein sein und bestand darauf, mit ins Parkhaus rein zu fahren. Dort wollte Mario auf den Behindertenparkplätzen parken, aber wir fanden ein Stockwerk höher doch noch einen normalen Parkplatz. Ich wollte noch im Auto bleiben, aber wir stiegen recht schnell aus. 

Auf dem Weg zur Klinik hatte ich die Augen zu (und Mario führte mich) und sang unter Wehen. Eine Familie kam uns entgegen und die Mutter wünschte mir viel Spaß. Bei den Wehen sagte ich Mario er solle sich verteidigend vor mich stellen aber er wollte sich immer mir zuwenden und mich streicheln oder sonst was. Ich sagte das mehrmals und verkroch mich hinter seinem Rücken. Wir fuhren Rolltreppe und gingen zum Kreißsaal. Dort saß ein liebes Mädchen namens Kira hinterm Tresen und ich dachte, so, Mario regelt das mit der Anmeldung und ich setz mich jetzt hier in den Wartebereich. Ne, weit gefehlt. Ob ich wohl ein bisschen Urin da lassen könnte!? Okay, hm, also aufs Klo. Immer mit Musik. Ich geb den Urin draußen ab, will mich wieder in den Wartebereich chillen, ne, es geht gleich weiter in die Überwachung, das liebe Mädchen erklärt mir das weitere vorgehen: halbe stunde CTG, dann Blutabnahme und Ultraschall. Ich setz mich auf die Pritsche und sie tastet den Muttermund. 4 cm. Ich soll auch noch ne Wehe kriegen, damit sie gucken kann, was das Köpfchen macht bei ner Wehe. Sie sagt auch so Sachen wie „ich führe jetzt den Finger ein“ und ich sagte nur so „ja okay“ und just kam keine Wehe. Das liebe Mädchen sagt dann auch noch, dass ja jetzt keine Wehe käme, weil sie da sitzt und wartet und schließlich gibt sie auf. Ich wünsche mir eine Decke, weil es doch recht kalt und ungemütlich ist (und Kerzen darf man auch keine anmachen, weil dann „sofort der Feuermelder losgeht“) im Überwachungsraum. Brav lasse ich mir das CTG umschnallen und bin fortan an das seitliche Liegen gebunden, denn sonst verrutscht die Sonde und das Gerät kann die Herztöne nicht richtig aufzeichnen. 

Symbol für mein größtes Geburtshindernis, das CTG.

Als die Hebamme weg ist, fange ich an verzweifelt zu werden und flehe Mario an: „Halt die mir vom Hals!“ Er meint nur, es sei doch ganz schön hier und die Kira sei nett. Er will auch neben mir am Kopfende sitzen und mich streicheln. Ich verbanne ihn auf den Sessel, sage ihm, dass es mich beruhigt, wenn er einfach da sitzt und Flugsimulator spielt. Wir hören derweil Kings of Convenience und dies ist mitunter der schlimmste Teil der Geburt (https://www.youtube.com/watch?v=lZqUeNbg8SQ&list=RDlZqUeNbg8SQ&start_radio=1). Immer, wenn die Sonde abgeht, kommt diese Kira wieder rein und ich kriege Schmerzen, heftige Wehen oder soetwas. Auf dem Papier, das aus dem CTG rauskommt, markiert sie jedes Mal die Stelle, die nicht richtig aufgezeichnet wurde und geht wieder. Ich darf erst von dem Gerät ab, wenn die Herztöne wirklich 30 Minuten am Stück aufgezeichnet worden sind und das heißt, ich darf mich nicht bewegen. Ich schaffe es aber nicht, lager mich immer wieder um und die Sonde zeichnet nicht richtig auf. So geht das 1 Stunde, 10 Minuten (statt der versprochenen 30 Minuten!). Ich leide. Am Ende darf ich dann sitzen und mehr schlecht als recht putschelt mir diese Kira ein Tüchlein zwischen Sonde und Kabel, das dann aber letztendlich doch abfällt. 

Irgendwann darf ich dann zum Ultraschall, die Ärztin ist sehr gestresst und ich habe sehr schmerzhafte Wehen, die ich nicht wirklich voneinander abgrenzen kann. Mein Körperbewusstsein ist mir – bis auf die kleinen Pausen, die ich auf der Toilette sitze – abhanden gekommen. Beim Ultraschall pladdert mir die Ärztin Gel auf meine Armbanduhr, durchleuchtet nochmal alles von allen Seiten und befragt mich dann nochmal zu Vorerkrankungen und Schwangerschaft. Als sie mir die Kanüle legt, soll ich eine Faust machen, damit sie die Vene gut findet und endlich habe ich das Gefühl, in guten Händen zu sein und etwas Nützliches zu tun (also eine Faust machen). Danach geht es wieder in die Überwachung, den ich schon als meinen Raum akzeptiert habe und wo auch die Decke wartet. Das liebe Mädchen sagt, wenn ich nochmal aufs Klo gehe, kann sie aufschreiben, dass ich erst 10 Minuten später wieder ans CTG konnte. Auf dem Klo gewinne ich wieder Sicherheit und spüre die Wehen kommen und gehen. Ich singe natürlich weiterhin. Nach einiger Zeit weiteres CTG-Schreiben kommt das kleine Mädchen wieder rein und ich kriege eine heftige Wehe oder irgendwelche Schmerzen. Sie bleibt mit den Worten „ich warte noch eben die Wehe ab“ in der Tür stehen und verkündet, dass wir in den Kreißsaal umzögen. Mario schon ganz enthusiastisch, packt die Taschen und will losstiefeln. Ich sage, dass es mir noch ein bisschen zu schnell geht und die beiden gehen schon mal vor. Mario holt mich ab und zeigt mir, in welchen Kreißsaal wir gehen. Dort angekommen, gehe ich erstmal nochmal aufs Klo und singe Herr der Ringe. (Ich dachte auf dem Klo, irgendwann, weiß nicht mehr genau wann: Anno, sei kein Feigling, du kannst dich nicht auf dem Klo einschließen!) Ich wurde von einer Hebammenschülerin ans CTG angeschlossen, die irgendwas davon erzählte, dass sie gerne Ludovico Einaudi hört, selbst kein Instrument spielt, aber sich wünscht, dass ihr Sohn Klavier lernt. Ihre Frage war, welche Instrumente ich könne, weil ich so schön gesungen hätte. Ich bemerkte auch dann, dass der Schmerz besser wird, je höher ich singe. Auf Wunsch wird das Gewupper wieder leise gestellt und ich sitze in dem Gebärbett und singe. Das Zimmer ist recht dunkel und Mario sitzt mir gegenüber auf so nem Sessel und zockt und döst (?). 

Ich bin ziemlich erleichtert, dass diese Kira nicht mehr da ist und just um 9 oder halb 9 kommt eine neue Hebamme namens Sibel und verkündet, dass Schichtwechsel sei. Ich noch erleichterter, frage ob ich in die Wanne könne (Antwort weiß ich nicht mehr, war aber wohl nein – wegen dem CTG) und ob wir uns duzen sollen (hatte diese Kira ja auch sofort gefragt). Nein, hier werde gesiezt. Auch gut. Mario gibt mir ein Heft mit „natürlichen Geburtspositionen“, das da rumliegt und ich pfeffere es ihm um die Ohren. Sehr witzig, mit CTG ja alles nicht möglich. Dann vergeht einige Zeit, an die ich mich nicht mehr so gut erinnern kann. Jedenfalls verließ Sibel den Raum und Mario, ich und die Herr der Ringe Musik waren für uns (https://www.youtube.com/watch?v=cHjt9Q00sp4). Ich drehte mich auch ab und zu mal in den Vierfüßler-Stand (und legte meinen Kopf in die Kissen), und wenn mein Kreuzbein zu sehr weh tat, setze ich mich halt mit dem Rücken angelehnt aufs Bett. Mario musste auch erstmal rausfinden, wie sich diese Rückenlehne verstellen ließ, bei der ich ständig verlangte, dass sie verstellt wird. Einmal zwischendrin ging ich auch nochmal aufs Klo, weil ich den Eindruck hatte, kacken zu müssen. Ich kam wieder und setzte mich auf den Ball, haha, mit nackter Vagina und wenn’s keiner gemerkt hat, hatten die dann das ganze Fruchtwasser von mir da drauf. Ich hatte schon wieder das Gefühl kacken zu müssen und dachte, was soll’s, scheiße ich halt in den Eimer, den wir mitgebracht hatten. Ich stand, auf den Badewannenrand gelehnt, und Mario durfte mir den Topf unter den Arsch halten. Trotzdem hatte ich irgendwie Hemmungen, richtig zu pressen und krabbelte zurück aufs Bett. Ich dachte mir, naja, das kann ja noch ewig dauern (geht man ja immer von aus), und chillte erstmal, Wehen waren auch nicht mehr richtig schmerzhaft. Ich dümpelte nur so rum und es war ganz entspannt. Mario hatte Hunger und plünderte alle Müsliriegel-Vorräte (ich hatte ja doch recht gehabt, er hätte sich eine Pizza holen sollen). Ich hatte nur Durst (ich kam nicht selbst an die Flasche ran, weil es keinen Beistelltisch gab), Mario musste mir immer das Wasser reichen. 

Irgendwann kam Sibel wieder rein und tastete nach dem Muttermund. Vollständig eröffnet, sie können jetzt pressen. Ach, so weit also doch schon? Krass. In Rückenlage. Und zwar, tief einatmen, Luft anhalten, mit aller Kraft schieben. Aha. Bei der nächsten Wehe. Okay. Dumm nur, dass ich keine Wehen spürte. Wirklich, nix Schmerzhaftes und auch keinen Pressdrang. Jetzt war diese Hebamme aber schon da und hatte das mit dem Muttermund herausgefunden. Also rechnete sie jeden Moment mit dem Kind und war auch recht ungeduldig. Ich sagte, dass ich keinen Pressdrang verspüre, aber das CTG zeigte wohl Wehen an. Also presste ich einfach so ein bisschen rum, wenn ich gerade Lust hatte. Aber ich war ein bisschen faul und dachte, ach, kannst dir ja Zeit lassen. Ich spürte die Ungeduld von der Sibel und sie sagte ja auch immer wieder „und jetzt pressen pressen pressen“. Was ich aber nicht immer tat, weil es mir zu anstrengend war. Ich fragte, ob wir es eilig hätten oder ob wir Zeit haben, aber was soll ich sagen, wir wurden sie ja nicht wieder los, sie wanderte vom Tisch zum Bett und ich schloss mal die Augen. Ich sang auch nicht mehr, waren ja keine Wehen mehr da. Ich wusste, ich muss da jetzt durch, diese Sibel lässt uns erst in Frieden, wenn ich das Kind „rausgepresst“ hatte. Aber Tobias chillte und ich chillte auch. Also fuhr ich so ein bisschen ein Zwischending, ich presste willentlich und wechselte auch mal die Positionen, ich sollte mich vor allem an dem Seil festhalten. An Aufstehen war wegen des CTGs nicht zu denken, also blieb mir Vierfüßler im Bett (was aber unangenehm war wegen den Rückenschmerzen), Rückenlage und Hocke im Bett. In Rückenlage sollte ich auch meine Beine ranziehen und kurzerhand fuhr Sibel so Fußstützen raus, auf die ich meine Füße legte. Das war ganz angenehm. Ich sollte also immer weiter und wieder pressen und ehrlich gesagt wartete ich immer noch auf den körpereigenen Pressdrang. Aber der kam nicht wieder und also presste ich manuell mit Anfeuerung von Sibel und Mario (der mit ins Anspornen gekommen war, als er das Köpfchen gesehen hatte). Ich wollte von ihm wissen, wie das aussähe und er war ganz aufgebracht und sagte weiße Schmiere und schwarze Haare. Ich presste noch ein bisschen fester als vorher und schrie auch dabei, weil man wohl immer ein bisschen über die eigentliche Kraft hinaus gehen muss. Das Köpfchen kam wohl auch immer tiefer und letztendlich spürte ich es im Geburtskanal sitzen, wegen dem Brennen. Ich beeilte mich nicht und dachte, den 13.5. warten wir jetzt noch ab (es war kurz vor Mitternacht). Ich drückte noch ein paar mal – wohl ziemlich stark – und Sibel sagte immer wieder „pressen pressen pressen, sehr gut machen Sie das“ und Mario feuerte mit an und sagte „jetzt ist nicht mehr viel“ oder „gleich ist’s geschafft“. Als das Köpfchen rauskam, stabilisierten die Hebamme und die Ärztin den Damm mit einem trockenen Tuch (was hätte ich für ein feuchtes Tuch getan!!! Aber dafür war keine Zeit). Wenig später kam der Körper hinterher und Tobias lag unten auf dem Bett und war geboren. Die Nabelschnur spürte ich zwischen meinen Beinen. Ich konnte ja gar nix sehen und sie packten ihn in Handtücher und ich musste mich schnell daran machen, mein Oberteil loszuwerden, weil man ja sagt: nackte Haut auf nackte Haut. Die Ärztin und Hebamme gaben mir Tobias auf den Arm und wir sangen ein Herr der Ringe Lied. Mario sagte auch sofort, dass er aussähe wie er. Die beiden Frauen rubbelten Tobias überall ganz kräftig und von allen Seiten (mit vier Händen). Ich fragte, was sie da machten und sie sagten „wir stimulieren ihn nur ein bisschen“, bis er schrie und sie zufrieden waren, dass er schrie. Dann setze sich Mario neben mich aufs Bett und wir versuchten, den kleinen durch Singen wieder zu beruhigen. 

Sie klemmten die Nabelschnur ab und Mario durfte sie durchschneiden und die Schere behalten (eins der vielen Relikte, die wir aus dem Krankenhaus haben mitgehen lassen). Die Ärztin ging wieder weg und Sibel holte den Tropf mit dem künstlichen Oxytocin, gegen den wir uns höflich, aber bestimmt wehrten. Da ich glaubte, die Nachgeburt müsse nun schnell raus, da sie sonst doch noch den Tropf anschließen würden, versuchte ich, Tobias an die Brust anzulegen. Sibel bemerkte das und wollte helfen, ihn anzulegen, indem sie mit ihren Plastikhandschuhfingern meine Brustwarze griff und ihm in den Mund schob. Tobias wollte nicht, oder wusste nicht wie’s geht, aber die Plazenta kam trotzdem. Weich und blaatsch. Ich durfte sie glaube ich nur kurz sehen, dann haben sie sie weggeschmissen. Nach diesen Geschehnissen wurde es wieder ruhiger und das Personal ließ uns in Ruhe kuscheln. Tobias war immer noch nackt und lag auf meiner Brust. Wir unterhielten uns leise und es war einfach nur schön. Wir haben auch ein Foto gemacht. 

Später ging es dann an die Untersuchungen, die alle Sibel machte und Mario musste zugucken. Die Ärztin kam auch rein und mit so einer Gyn-Lampe stellten sie sich unten vors Bett und beschlossen, meine inneren Schamlippen zu nähen. Die eine Seite schaffte sie auch, dann gab es anderswo eine Geburt und die Ärztin musste dorthin stürmen. Sie kam später wieder und nähte weiter, die Betäubung hielt auch noch an. Während wir noch chillten auf dem Bett und glücklich waren, schrie eine Frau im Nebenkreißsaal wie am Spieß, als wenn sie geschlachtet würde, und wir waren ehrlich erschrocken. Ich erkundigte mich später, parallel waren wohl noch sechs, sieben andere Geburten gelaufen und die Frauen hatten im Laufe der Nacht wohl auch irgendwann ihre Kinder geboren.
Gegen 4 Uhr oder so sollte ich mal aufstehen, ich hatte unterdessen schon so ein Netzhöschen und zwei Vorlagen angezogen bekommen, gucken wies kreislaufmäßig so läuft und ging aufs Klo. Ich blutete da was voll (was mir voll peinlich war) und wischte den Fußboden mit Klopapier sauber. Dann zogen wir um auf Station, ich willigte ein, die Nacht zu bleiben und wollte, dass Mario sich bei der Nachgeburtshebamme meldet, damit sie zu hause Fersenblutabnahme machen kann (was wir vorher hätten absprechen müssen). Ich wurde in einem Ohrensessel nach oben geschoben und erzählte noch im Aufzug was vom Altenheim. Auf dem Zimmer angekommen, war da eine andere Frau und Sibel verabschiedete sich mit den Worten, ich sei tiefenentspannt gewesen und mein Mann hätte mich ja so super unterstützt (woraufhin ich erwiderte, ich weiß ja nicht, was sie sonst noch so für Geburten erleben), von mir und ich lernte noch kurz die Nachtschwester kennen, Mario saß kurz bei uns rum und dann war Nacht.

Alles in allem habe ich unter der Geburt gedacht, dass es doch unspektakulärer ist, als es viele Leute immer darstellen. Man sollte nicht so ein großes Ding daraus machen und sich einbilden, die Geburt sei eine Möglichkeit, ins Sein zu kommen (entweder man ist schon vorher im SEIN, oder eben nicht, aber eine Geburt als Mittel zum Zweck nehmen, ist Blödsinn).
Die Krankenhausinterventionen sind KEIN Mythos und ich habe am eigenen Leib erfahren, was die Aufgabe der Selbstbestimmung unter der Geburt bedeutet. Zwar in abgemilderter Form, aber die Eingriffe des KH-Personals haben mich schon aus der Bahn geworfen und am liebsten wäre ich wirklich wirklich allein gewesen. Beim nächsten Mal brauche ich auf jeden Fall Geburtsbegleiter, die Zurückhaltung praktizieren und auch mal auf gesundheitliche Vorkehrungen verzichten können zum Wohle der Frau und dem Geburtsverlauf. Ich finde es im Nachhinein schade, dass mich das CTG-Gerät so behindert hat und ich mich in einer Zwickmühle befand (Gerät verweigern würde bedeuten, Probleme beim Kind nicht feststellen zu können, Gerät bedeutet längere und fremdbestimmte Geburt). Ich hätte nach eigenem Ermessen handeln können, aber dann nur in meinem sicheren Raum, der Toilette.
Zu Hause hätte ich die Geburt nicht gepackt, weil es wirklich eine HEIDEN Sauerei war und wir übelst viel hätten putzen müssen – und so haben die das alles für uns gemacht und wir mussten auch die Untersuchungen nicht nachmachen lassen oder uns mit der blöden Bürokratie rumschlagen.
Das nächste Mal wünsche ich mir auf jeden Fall eine Geburt, bei der es möglich ist, frei zu entscheiden und wo man nicht von der Gunst eines elektronischen Geräts abhängig ist. Gerne eine Hausgeburt.

Gib Stoffwindeln eine Chance

Was für unsere Großeltern noch selbstverständlich war, hat heute oft den Hauch des Exotischen. Dabei sind Stoffwindeln gar nicht kompliziert, und wenn man sie mit windelfrei/abhalten kombiniert, hat man noch nicht mal viel Wäsche.
Ein Gastbeitrag von Katharina von deine-Stoffwindel.com.

Immer mehr Eltern entscheiden sich für das nachhaltige Wickeln mit Stoffwindeln. Als Alternative zur Wegwerfwindel haben moderne Stoffwindeln viele Vorteile: sie sind gut für die zarte Babyhaut und schonen nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Durch einen Stoffwindelzuschuss, den einige Städte und Landkreise in Deutschland bewilligen, kann der Geldbeutel weiter geschont werden. So kannst du bis zu 225€ zusätzlich sparen. 

Stoffwindeln sind gut für das Baby und die Umwelt

Stoffwindeln sind gut für die Gesundheit deines Babys, denn Du entscheidest beim Wickeln welche Materialien Du an die zarte Babyhaut lässt. Die saugenden Bestandteile von Stoffwindeln, die in direktem Kontakt zum Babypo sind, können entweder aus natürlichen Fasern wie Baumwolle oder Hanf oder aus synthetischen Fasern wie Bambusviskose oder Mikrofaser hergestellt sein. Hier können sich die Eltern individuell und bei jedem Wickelintervall neu entscheiden. Aber nicht nur das Baby freut sich über Stoffwindeln, sondern auch die Umwelt dankt dir, wenn du nicht zu Wegwerfwindeln greifst. Denn über die gesamte Wickelzeit betrachtet benötigt ein Kind zwischen 5.000 bis 6.000 Wegewerfwindeln, was einer Müllmenge von etwa 1.000 kg entspricht. Am Beispiel von Berlin ergibt sich für das Jahr 2019 damit folgende Rechnung: bei 39.503 vom statistischen Bundesamt gemeldeten Geburten und der Annahme, dass 95% der Kinder mit Wegwerfwindeln gewickelt werden (Bundesdurchschnitt laut BMU, exakte Zahlen für Berlin gibt es leider nicht), bedeutet, dass über den Zeitraum von 3 Jahren 197.515.000 Windeln weggeworfen werden. Der Windelmüllberg summiert sich auf 39.503.000 Kilogramm. Wegwerfwindeln können nicht recycelt werden und so muss diese große Menge an Windelmüll in einem aufwändigen Verfahren in derMüllverbrennungsanlage verbrannt werden. So muss, um den in der Wegwerfwindel enthaltenenSuperabsorber verbrennen zu können, sogar Energie hinzugeführt werden. Und was schlussendlich bei dem Brennvorgang übrig bleibt gilt als Sondermüll. Die Stoffwindel hingegen hat eine lange Lebensdauer und kann sogar von mehreren Kindern getragen werden. Und sollte sie doch einmal für den Wickelprozess nicht mehr einsetzbar sein, so können ihre Bestandteile anderweitig verwendet werden z.B. als Schwimmwindel oder als Putzlappen. Am Ende ihrer Lebensdauer werden alle nicht recycelbaren Bestandteile wie z.B. die Überhose aus PUL dann ebenfalls dem Restmüll zugeführt. Die Menge ist aber verschwindend gering im Vergleich zur Müllmenge, die Wegwerfwindeln produzieren.

Stoffwindeln schonen den Geldbeutel

Nicht nur wenn du einen Stoffwindelzuschuss erhältst, lohnt sich das Wickeln mit Stoff für deinen Geldbeutel. Grundsätzlich lässt sich mit Stoffwindeln Geld sparen. Die Ersparnis ist stark davon abhängig für welchesStoffwindelsystem man sich entscheidet. Die Kosten belaufen sich, je nach System, für die gesamte Wickelzeit auf 360€ bis 800 € für die komplette Stoffwindelausstattung. Weiter sparen kann man wen man die Windeln nach dem Ende der Wickelzeit entweder an Geschwisterkinder weitervererbt oder aber verkauft. 

So ergibt sich die folgende einfache Rechnung: Wickelst du z.B. drei Kinder mit den angeschafften Stoffwindeln, liegst du bei 120€ bis 233€ plus 150 Euro pro Kind für das Waschen und Trocknen der Stoffwindeln für den Wickelzeitraum von 3 Jahren. Demgegenüber geben Eltern in Abhängigkeit der Windelmarke, der Anzahl benötigter Windeln pro Tag und dem Zeitpunkt des Trockenwerdens zwischen 700€ bis 1500€ für Wegwerfwindeln pro Kind aus. Das ist eine Ersparnis von mindestens 317€ pro Kind, wenn du dich für Stoffwindeln entscheidest. Und bei diesem Betrag ist noch nicht miteingerechnet, dass deine Stadt oder Landkreis das Stoffwindelwicken eventuell bezuschusst.

Moderne Stoffwindeln einfach in der Handhabung

Moderne Stoffwindeln sind, je nach System, so einfach in der Handhabung wie Wegwerfwindeln: Windel öffnen, Kind auf die Windel legen, Windel schließen, fertig. Das Bild, welches viele von Stoffwindeln noch in ihrem Kopf haben – kompliziert zu faltende Mullwindeln, Einweichen und Auskochen der schmutzigen Windeln – stammt aus den Erzählungen der Großeltern und hat sich doch ziemlich gewandelt. Heute werden die verschmutzen Stoffwindeln bis zum Waschen in einem geschlossenen Eimer oder geruchssicheren Wetbag (https://deine-stoffwindel.com/nasstasche/) gelagert und dann ganz einfach bei 60°C in der Waschmaschine gewaschen und können sogar teilweise im Trockner getrocknet werden.

Weitere Infos zum Thema „wie funktionieren Stoffwindeln“ findest du hier: https://deine-stoffwindel.com/wie-funktionieren-stoffwindeln/

Projekt Windelzuschuss

Du möchtest prüfen, ob deine Stadt oder dein Landkreis das Wickeln mit Stoffwindeln schon finanziell unterstützt? Dann informiere dich dazu auf unserer Webseite www.deine-stoffwindel.com. Dort findest du unter dem Projekt Windelzuschuss eine Übersicht aller bisher über 60 Städte und Landkreise, die den Kauf von Stoffwindeln fördern. Mit dem 2018 gegründeten Projekt wollen wir dazu beitragen, moderne Stoffwindeln durch den Windelzuschuss attraktiver zu machen und weiter zu verbreiten. Ebenso findest du auf der Webseite eine Vielzahl weiterer Artikel zum Thema Stoffwindeln.

Über die Gastautorin: Katharina ist Mutter eines Sohnes und hat zusammen mit ihrem Mann Oliver im Jahr 2018 ein Online-Stoffwindelprojekt namens www.deine-stoffwindel.com ins Leben gerufen, um den Windelzuschuss zu fördern und Eltern eine Orientierungshilfe im Stoffwindelbereich zu geben. Hauptberuflich arbeitet Katharina in der Wissenschaft und erforscht dort Themen rund um neue Arbeitsformen.