Ich darf einen ganz frischen Bericht einer Alleingeburt (2. Kind, 2. Alleingeburt) mit euch teilen. Es ist nicht meine Geburt, sondern der Bericht einer Frau, die bereit ist, dieses Ereignis mit euch zu teilen. Viel Spaß beim Lesen! 🙂
Unser Baby ist da, ein Junge, am 8.5. um 13:28 Uhr.
Irgendwie war mir am 7.5. abends schon so, dass die Blase springen könnte, deswegen legte ich das Bett mit Moltonunterlagen aus. Um 3 Uhr nachts wachte ich von so einem warmen Gesicker zwischen den Beinen auf, und stellte fest, dass die Blase tatsächlich gesprungen war. Das war ja eigentlich die Situation, die ich überhaupt nicht wollte, der Druck, Wehen produzieren zu müssen.
Nach dem Gang ins Badezimmer legte ich mich erstmal wieder hin und sagte meinem inzwischen aufgewachten Mann, wir werden heute oder morgen Eltern (danach konnte er nicht mehr einschlafen ;-),
Um 8 Uhr morgens rief ich die Hebamme an. Sie kam zum Bauch abtasten und Herztöne abhören. Außerdem schlug sie vor nachzusehen, wie reif der Muttermund sei, aber das wollte ich auf keinen Fall, was für sie ok war. Immerhin hat mich ihr Kommentar, nach der Muttermundreifung zu schauen, daran erinnert, dass ich einige Zeit zuvor in dem Buch Adventures in Tandem Nursing (Hilary Flower) gelesen hatte, Stillen unter der Geburt trüge zur Muttermundreifung bei. Das machte ich, nachdem die Hebamme wieder gefahren war, mit meiner Tochter ausgiebig an dem Morgen. Trotzdem tat sich praktisch gar nichts, manchmal ein kaum wahrnehmbares Ziehen im Bauch, sonst nichts.
Beim Essen kochen um 12 Uhr war mir aber plötzlich so, als würde ich nicht mehr dazu kommen, zu essen. Ich war stark verlangsamt mit allem, meinen Bewegungen, ging langsam durch die Wohnung, so leicht vorgebeugt (wozu mein Mann bemerkte, so bist du bei der letzten Geburt auch gegangen), und da war dann klar, dass es bald losgehen würde.
Eine Kartoffel habe ich um 13 Uhr noch geschafft zu essen, ganz langsam, und dann kam plötzlich eine heftigere Wehe, bei der ich schon etwas bewusster atmen und mich irgendwo festhalten musste.
Ich fing an, Sachen vorzubereiten, Duschvorhang über den Teppich, Unterlagen hinlegen, etc., aber die zweite heftigere Wehe kam erst nach mehreren Minuten. Mein Mann telefonierte noch in aller Ruhe und bekam nichts mit. Ich merkte nach der dritten Wehe plötzlich, dass mein Unterleib anfing zu zucken, und sich unglaublicherweise schon das Kind durchschob (also praktisch nach drei Wehen). Als mein Mann aufgelegt hatte, sagte ich ihm, er solle mir schnell aus der Hose helfen, das hätte ich alleine nicht mehr geschafft, weil ich mich vornüber gebeugt festhalten musste und das Baby schon so tief saß, dass ich kein Bein mehr heben konnte.
Für meine Tochter, die noch die ganze Zeit um mich herum wuselte, war es plötzlich zuviel, dass ich mich so festhielt, atmete, meinem Mann sagte: schnell, zieh mir die Hose aus – jedenfalls fing sie an zu weinen. Mein Mann schickte sie eine Etage tiefer zur Oma. Zu dem Zeitpunkt saß der kindliche Kopf schon vor meinem Damm. Ich hielt ihn mit einer Hand zurück, weil ich nicht wollte, dass er so schnell durchschießt, aber nach ein paar Sekunden war klar, dass es kein Halten mehr gab, also hab ich einmal gedrückt, und das ganze Baby glitschte mir in einem Zug entgegen.
Ohne irgendwelche Presswehen, nur mit diesem Unterleibszucken.
Als mein Mann daran dachte, auf die Uhr zu schauen, war es 13:28 Uhr, die komplette Geburt hatte also etwas mehr als zwanzig Minuten gedauert.
Wir hielten das Baby warm und mein Mann meinte, es ist ein Junge, worauf ich noch gar nicht geachtet hatte, dann habe ich mich aufs Bett gesetzt, und nach einer Stunde oder so haben wir die Hebamme angerufen.
Direkt nachdem das Baby draußen war habe ich mir ein bisschen mehr Gedanken gemacht als bei der Alleingeburt unserer Tochter. Sie hörte ich nämlich schon schreien, bevor sie mir in einem Rutsch in die Hände geflutscht kam, er schrie nicht, sondern meckerte ein bisschen angestrengt herum, viel zurückhaltender als sie.
Das ist er wohl allgemein. Auch wenn er jetzt Stillen will, maunzt er ein bisschen und wedelt mit den Armen, unsere Tochter hat, wenn sie stillen wollte, Wände zum Einstürzen gebracht.
So hatte ich nun zwei völlig problemlose Alleingeburten, die erste zweieinhalb Stunden, die zweite zwanzig Minuten.
Obwohl ich über den Blasensprung nicht begeistert war, denke ich im Nachhinein, dass er vielleicht gut war, weil ich deswegen an dem Morgen zu Hause geblieben bin. Wäre ich Einkaufen gefahren, wie eigentlich geplant, und wäre die Geburt dann auch so schnell gegangen, hätte ich ihn im Einkaufszentrum bekommen.
Ich bin wirklich dankbar, dass ich zwei so schöne, ruhige, problemlose und schnelle Alleingeburten hatte, die einfach ganz natürlich passiert sind, ohne dass jemand um mich herum Unruhe gemacht oder eingegriffen hätte. Solche Geburten sind ein Geschenk, finde ich. Aber sie sind auch so normal. Wahrscheinlich wäre das die Art, wie Geburten meistens ablaufen würden, wenn die Frauen nicht so auf Drama und Angstmacherei gepolt wären.
Mein Mann ist auch froh, dass er mit mir solche Geburten erleben konnte, obwohl er etwas, sagen wir mal, weniger begeistert davon war, als ich der Hebamme bei der Vorsorge gesagt habe: Ich rufe dich unter der Geburt nur an, wenn ich das Gefühl habe, ich brauche dich, wenn nicht, mache ich es alleine.
Ach schön, wie ihr so mitten im Alltag mal eben eine Geburt gemeistert habt. Und das in so kurzer Zeit. Herzlichen Glückwunsch! Und ich bin ebenfalls fest davon überzeugt, dass die allermeisten Frauen problemlos alleine gebären könnten, wenn sie nur ihrem Körper das Ruder überlassen und seiner Weisheit vertrauen würden. LG Alleingeburtsmama Eileen