Geburt? Macht das ohne mich!

In diesem Blog soll es um Geburt und Schwangerschaft gehen. Aber nicht in rosa-bläulichen Pastelltönen und auch nicht um das Standardprozedere oder die Standardwehwehchen. Jedenfalls nicht vorwiegend.
Vor nicht langer Zeit entdeckte ich einen Cartoon, der mich immer noch bewegt und inspiriert:
Eine Frau, offensichtlich in den Wehen, umgeben von ihrem treusorgenden Ehemann und einer kompetenten Hebamme. Ein Gebärstuhl ist da, ein Ball, ein Seil. Sie ist nicht in unbequemer Lage an ein CTG gefesselt oder von sterilem Krankenhaus umgeben. Es sieht so aus, als ob diese Frau nach ihrem Wunsch gebären darf und bald ihr Kind in den Armen halten wird. Trotz allem sieht sie nicht zufrieden aus. Mit dem Ausspruch „Ich hab’s mir anders überlegt. Macht das ohne mich!“ läuft sie davon.
Der Cartoon hängt jetzt an unserer Badtuer und amüsiert mich immer wieder.
Vor allem soll er wohl den plötzlichen Wunsch der Gebärenden darstellen, dem was vor ihr liegt, der Geburt, zu entkommen. Jemand anderen die Sache zu Ende fuhren zu lassen aus Angst vor Schmerzen, Rissen oder Komplikationen.
Aber vielleicht, und das geht mir durch den Kopf wenn ich das Bild sehe, wünscht sie sich nur einen stillen Ort ganz allein für sich. Einen Ort ohne die angstvolle Aufmerksamkeit des Partners, ohne die sie in ihrer Konzentration unterbrechenden Untersuchungen und Bemerkungen der Hebamme, ohne das ganze Tamtam und Gewese. Einfach nur für sich sein, um mit ihrem Körper zu arbeiten.
Und da sind wir bei dem Tabu, um das es mir geht: Was, wenn eine Frau sich ausdrücklich wünscht, ohne die Hilfe einer Hebamme, eines Arztes, eines Krankenhauses (und vielleicht sogar ohne ihren Mann) ein Kind zu kriegen?
Darum soll es unter anderem in diesem Blog gehen.

3 Gedanken zu „Geburt? Macht das ohne mich!“

  1. Ja, genau.
    Meine 2. Tochter kam nur mit meinem Mann und mir auf die Welt. Die Hebamme war zwar unterwegs, aber Luzia war schneller 🙂
    Das war das beste Erlebnis in unserem Leben. Eine Tochter, die mein Mann selbst in Empfang genommen hat, eine Tochter, die ich selbst aus mir herausgedrückt habe, im Stehen/Halbhocken am Küchentisch, ohne grosses „Bohei“, mit 2 Presswehen und ca 3 Std eträglicher Wehenarbeit vorher, zu Hause, allein im Morgengrauen umherwandernd, zwischendurch noch schnell das Klo geputzt 😉
    Danach ging es mir bombastisch, ich hätte Bäume ausreissen können, Stillen war eh kein Thema, bei uns waren nur die Leute, die ich auch da haben wollte. Sogar unsere Putzperle hat am Nachmittag das Wunder betrachten können, und war total gerührt mit den Worten: „Das ist grossee Glück!“
    Ja, genau, grosses Glück. Im Einfachen liegt das Glück.
    Jeder fragte mich danach, ob wir keine Angst gehabt hätten. Nein, keine Zeit dazu gehabt! Gar nicht daran gedacht! Nur damit beschäftigt, schnell die Hose auszuziehen und voller Verwunderung festzustellen, dass der Kopf schon halb draussen war, und dass 2 Augen meinen Mann anschauten 🙂
    In diesem Sinne! Gutes Gebären !
    LG Eva

  2. Ja, da hast Du wirklich was getroffen. Das ist wohl eines der größten Tabus überhaupt in diesem Land. Wer schwanger ist, gehört zum Arzt, die Geburt zu allermindest von einer Hebamme begleitet und der Mann ist bitte schön auch dabei.
    Und wer abweicht und etwas anderes möchte, hat einfach „einen an der Klatsche“. Wie gemein.

  3. Du sprichst mir aus der Seele! Ich bin froh, dass es Menschen wie Dich gibt! Und herzlichen Glückwunsch zur Geburt und zum gesunden Sohn!

    Sue mit einer Tochter („nur“ Geburtshausgeburt)

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