Alleingeburt im Krankenhaus – geht das?

Der Mann war nicht an eine Geburt zu Hause heranzuführen. Was tun? Diese Mama verhandelte erfolgreich mit Hebamme und Ärzten und bekam vor wenigen Tagen ihr fünftes Kind in Eigenregie – im Krankenhaus. 

Mein Mann war aus Angst absolut gegen eine alleinige Hausgeburt, da ich beim dritten Kind starke Nachblutungen mit Not-Op hatte. Also musste Plan B her, da ich unbedingt allein entbinden wollte. Ich habe sehr lange Gespräche geführt mit meiner Hebamme … ihr von meinem Wunsch erzählt, mit verschiedenen Ärzten darüber gesprochen. Und sie waren alle einverstanden. Also stand fest, wir bekommen unser Baby ALLEINE im Krankenhaus. Wo im Falle eines Falles jemand da wäre, um uns zu versorgen.
Also rief ich samstags mein Männe an, er soll bitte vom Schaffen kommen, habe Wehen … (Die hatte ich freitags auch schon, aber samstags wurden sie eklig.) Also sind wir ins Krankenhaus und dort habe ich echt noch ne Weile vor mich hingeweht, glaub 6 Stunden lang. Ich ging derzeit mal in die Badewanne um etwas zu entspannen und dann tat sich was …
Musste allerdings aus der Wanne raus, da mir durch das Wehen verarbeiten/schnaufen so schwindelig wurde und mir das mit dem Wasser dann zuviel wurde. Ich also aus der Wanne raus, wollt mich anziehen … joah, daraus wurde erst mal nix … Blasensprung!
Dann wurd’s richtig hässlich, ich wollt nur noch schreien. Die Wehen waren so heftig, dass ich eigentlich nur noch sterben wollte … Ok gut, kriegste hin, machste einfach. Ich glaub, es vergingen keine 5 „Assi-Wehen“, da setzten schon die Presswehen ein …
Ich mich also irgendwie in den Kreisssaal gehieft und dann stand ich da … vor dem Bett … mit der nächsten Pressattacke. Meine Hebamme hielt sich komplett im Hintergrund, sagte lediglich zu meinem Mann, worauf er achten solle, wenn ich das Kind jetzt im Stehen bekomme. Da ich selbst nicht wusste wie mir geschah, hab ich mich erst mal aufs Bett gesetzt und für mich beschlossen, ich presse nicht meinem Mann das Kind in den Arm, sondern ICH MACH DAS. Die Wehen waren echt fies.
ABER!!! Als es darum ging, das Kind auf die Welt zu holen, habe ich von den Presswehen keinerlei Schmerzempfinden gehabt. NICHTS. Wenn mich heut einer fragt, würde ich behaupten, ich war in Trance. Ich wurde vermutlich mit Endorphinen so überschüttet, dass ich keine Schmerzen mehr hatte. Auf einmal war alles weg. Meine Hebamme schaute sich alles genau an. Sie fand es soo faszinierend, dass sie sogar sagte, man hätte es filmen sollen, wäre gut und interessant für eine Hebammenschule gewesen.
Nu gut, sei jetzt mal so dahin gestellt. ^^ Das Nabelschnurauspulsieren und das Gebären der Plazenta blieb alles mir überlassen. Keiner funkte dazwischen, keiner machte mir Druck. Irgendwann kam mal ne Ärztin und fragt, ob sie irgendwas machen „soll“ (nähen, etc.). NICHTS, ich schickte sie weg und sagte, wir rufen sie bei Bedarf. Ich muss sagen, ich bereue zutiefst, es bei den anderen Kindern nicht auch so gehandhabt zu haben. Die Hebamme hätte nicht mal den Kreisssaal putzen müssen, so „ordentlich“ war ich.  Mein Mann war übrigens sprachlos, überwältigt und fand die Reise unserer Geburt auch so toll, dass er immer noch Tränen bekommt.
Abends bekam ich dann eine Nachricht, wie stolz meine Hebi auf mich sei, und mit welchem Stolz sie jedem erzählt, dass ich ihre erste Frau bin, seit 35 Jahren Hebamme, die allein entbunden hat und sie es so toll fand, dass sie beim Erzählen Gänsehaut bekommt.  Ich und mein Mann sind überglücklich uns dafür entschieden zu haben. Auch wenn ich lieber daheim gewesen wäre. Aber diese Erfahrung wird uns ein Leben lang begleiten.

6 Gedanken zu „Alleingeburt im Krankenhaus – geht das?“

  1. So großartig. Das hast Du toll gemacht.

    Ich freue mich sehr, und bin vor allem sehr erstaunt, dass das Krankenhaus und die Ärzte sich darauf eingelassen haben.
    Ich glaube, da hätten nicht alle mitgemacht.

    Ein wunderbares Erlebnis habt ihr da, dass Euch für immer erhalten bleiben wird.

  2. Vielen lieben Dank, dass du dieses Erlebnis mit uns teilst. Es ist wundervoll wie du in Eigenregie alles geregelt hast, selbst an dem Punkt wo du erst dachtest, es geht nicht weiter, du hast das einfach großartig gemacht und gibst damit den Frauen da draußen eine wundervolle Inspiration. <3
    DANKE

  3. Wow!!!
    Herzlichen Glückwunsch erstmal zum Nachwuchs!
    Darf ich einmal fragen, wie Du das geschafft hast im Krankenhaus eine Alleingeburt durchzuboxen?
    Ich selbst habe heute ET. Eine Alleingeburt zu Hause kommt für mich nicht in Frage. Die wenigen Hebammen, die überhaupt Hausgeburten machen oder Geburtshaus, sind alle im Urlaub jetzt im Juli… Also bleibt mir ja dann doch nur die Klinik… leider!!!
    Da meine anderen 3 Geburten auch in der Klinik waren und ich sie als nicht sooo schlimm empfunden habe (außer die erste… Notsectio aufgrund einer Plazentalösung, die anderen beiden spontan, aber mit Schnitt und Riss und die Dritte als Sterngucker) dachte ich naja, wird schon irgendwie…
    Ich habe seit Beginn dieser Schwangerschaft eine schnelle, komplikationsfreie, verletzungsfreie Geburt im Kopf.

    Nun habe ich mir schon mehrere Kliniken angeschaut (wir sind inzwischen umgezogen) und ich bin entsetzt!!! In keiner dieser Kliniken werde ich eine Geburt erleben wie ich sie mir wünsche. Einfach in Ruhe, selbstbestimmt ohne störendes CTG usw… Als sie mir bei der Anmeldung nun von Routinemäßiger Blutentnahme und Braunülelegen erzählt haben hat es völlig ausgesetzt!
    Nun bin ich am Termin, habe keine Ahnung wo mein Kind zur Welt kommen soll und jegliche Lust auf die Geburt und sämtliche guten Gefühle für die Geburt sind dahin!!!
    Mir scheint der Traum von der komplikationsfreien Geburt geplatzt zu sein, weil selbst wenn der Chefarzt mich persönlich heute nochmal angerufen hat, um meine Wünsche mit mir zu besprechen und sehr verständnisvoll war… es beibt die rechtliche Absicherung und die damit verbundene Angst und vor allem all der Stress im Vorfeld… wie soll ich da noch locker und gelassen in die Geburt gehen und schnell und einfach mein Kind gebären???
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt!!! Heute ist unser 11. Hochzeitstag und ich hätte das Datum heute so toll gefunden um das Kind zu bekommen… aber so lange ich diesen Knoten im Kopf habe wird das eh nix mit einsetztenden Wehen…

    Ich würde mich sehr freuen über ein schnelles (hab ja nicht mehr so viel Zeit) Feedback wie Du es geschafft hast Krankenhausärzte und Hebammen davon zu überzeugen dich einfach alleine machen zu lassen.

    Viele liebe Grüße und alles gute für die Familie,
    Tine

    1. Liebe Tine,
      die Frage war zwar nicht an mich gerichtet, aber ich antworte mal trotzdem…
      Ich bin selber Hebamme, habe lange in der Klinik gearbeitet und bin noch sporadisch dort. Ich habe immer versucht, Frauen darin zu bestärken, auch in der Klinik die Geburt ihres Kindes selber zu gestalten und die Verantwortung nicht am Empfang abzugeben, und ich kann Deinen Wunsch sehr, sehr gut verstehen! Du wirst vielleicht auf Hebammen und Ärzte treffen, die einen solchen Wunsch nachvollziehen können – aber es gibt eben leider auch sehr viele, die Deine Wünsche für exotisch, verantwortungslos und verrückt halten – schließlich verweigerst Du die „Segnungen“ der Moderne, die ja angeblich ach so viele Leben retten…
      Das Hauptproblem wird meines Erachtens der forensische Druck sein, dem sich Klinikpersonal permanent ausgesetzt wähnt – egal, wie sie ansonsten auf Deine Wünsche reagieren. Du solltest auf jeden Fall ein Schreiben aufsetzen, in dem Du explizit erklärst, dass Du über die möglichen Folgen des Verzichts auf Routine-Braunüle, DAUER-CTG etc… aufgeklärt bist und das Klinikpersonal von der Verantwortung entbindest. Aber selbst das wird möglicherweise nicht helfen, sie Dir „vom Hals zu halten“ 🙁
      So wie ich Deine Situation einschätze, glaube ich kaum, dass es in der Kürze der Zeit eine Möglichkeit gibt, diese Situation im Dialog zu klären; Du wirst Begleiter bei der Geburt brauchen, die einen Schutzwall um Dich bauen und die leidigen Diskussionen in Deinem Sinne führen, damit Du Dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst.
      Es beschämt mich als Hebamme, Dir solche Tipps geben zu müssen!!! Das System, in dem hier Kinder geboren werden, ist aber leider so, dass gerade die Frauen, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen, auf Unverständnis stossen.
      Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du einen Ort und Menschen findest, die ihre Angst nicht zu Deiner machen wollen und die es zulassen können, dass Du einfach in Frieden Dein Kind zur Welt bringen möchtest.
      Ich wünsche Dir Kraft, Durchsetzungsvermögen – und zu guter Letzt eine wunderschöne Geburt!
      LG Iris

      1. Hallo Iris,

        ich bin dir so dankbar für deinen Kommentar! Mir geht es im Moment genauso wie Tine, Umzug, ‚plötzlich‘ stand die BEL im Raum und alle Schulmediziner (bin selbst Ärztin aber ‚kuriert‘) machen (wie du das schreibst!!!!) IHRE Panik und Unfähigkeit zur MEINEN!!! Dabei gibt es KEINE Gründe mich nicht aus BEL spontan gebären zu lassen. Habe auch versucht diese sofort Verkablung, Vernadlung, CTG-Pseudokontrolle abzuwehren (weil ich WEISS, dass dies mir und meinem Kind mehr schaden als nutzen wird, gerade bei einer BEL) – wie ihr schreibt: auf einmal hat man die Chefärzte am Telefon, die einem erst einmal erzählen, das sei ‚harakiri‘ und IHNEN ginge es ja um das Wohl meines Kindes usw. Irgendwann kommen sie dann doch immer auf das Forensische, wie du schreibst, Iris. Denn andere Gründe gibt es ja nicht für die ‚moderne‘ Geburtsmedizin an gesunden Frauen mit physiologischem Schwangerschaftsverlauf und dem Bedürfnis ’normal‘ zu gebären. Ich bin inzwischen auch über EGT, nehme an mein Kind wäre schon längst und gesund da, wenn die letzten Wochen nicht von der Ärzteseite her so ein riesiger Horror-Spießrutenlauf gewesen wären. Allein was man sich schon wegen einer BEL alles anhören muss: ‚wenn keiner da ist, der das kann, kriegen Sie eben einen Kaiserschnitt‘ (60% Wahrscheinlichkeit), ‚gibt eh in 50% eine Sectio‘, ’so viel riskanter als Schädellage‘, ‚Sie sollten Ihr Kind unbedingt wenden lassen – und dann leiten wir auch gleich ein, damit es sich nicht noch mal zurück dreht’… Gestern war ich vor Verzweiflung kurz vor der Erstellung eines BEL-Bullshit-Bingos!!! Heute könnte ich (wie seit 2 Wochen) schon wieder nur heulen, denn DAS EINZIGE, wovor ich vor der Geburt Angst habe, sind die Ärzte, unfähige Hebammen und die Kliniken! Mir geht es gut, meinem Kind geht es gut, ich bin ja sogar Ärztin und kann das ‚objektiv‘ beurteilen – und trotzdem soll ich ‚vorsorglich‘ überwacht und verkabelt/-nadelt werden wie ein schwerkranker Patient auf einer Intensivstation???!!! Ich empfinde das als Körperverletzung!!!! Ja, als Vergewaltigung. Mich wundert nicht mehr (seit meiner letzten Geburtserfahrung), dass Frauen auch angesichts solcher Umstände ihre Kinder lieber alleine zu Hause bekommen! Ich wünsche mir so sehr, mein Kind wird mir keine Alternative dazu lassen. Dieser Druck, diese horrormäßigen Manipulationen (Drohungen!), die auf gesunde Frauen in einem physiologischen Zustand in Deutschland ausgeübt werden, sind der Wahnsinn. Vor allem die Selbstverantwortlichkeit der Frauen rigoros zurück zu weisen aber statt dessen alle Schuld, wenn mangels instrumenteller Überwachung etwas schief liefe (bei Vorliegen eindeutiger wissenschaftlicher Daten dazu!!!) auf die Frauen abzuwälzen!!! O-Ton: ’schlechte Mutter‘ – weil Hörrohr, Dopton, Klinik statt CTG-Falschbefunde, Nadel-Adrenalin und Medikamentenkette-Verweigerung???!!!! Und die wollen auch noch Mitleid und Verständnis für ihre wehleidige und erpresserische Forensik-Tour, diese … von Chefärzten!!!!! Ich bin SO SO SO wütend und enttäuscht im Moment. Ich habe keinen sicheren Hafen, an EGT +2, an den ich gehen kann, wenn ich mein Kind bekomme. Als gesunde, mündige, selbstverantwortliche Schwangere. In Deutschland!!!

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