Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr viertes Kind. Das erste war ein Kaiserschnitt, das zweite eine Hausgeburt, Nummer drei war eine Alleingeburt und Nummer vier soll auch eine werden. Diesmal liegt das Baby offenbar nicht so optimal, aber zusammen mit ihrem Mann meistert sie die Geburt. Als eine letzte Hürde stellt sich dann die Anmeldung der Geburt heraus. In Österreich gibt es eine Hebammenhinzuziehungspflicht, die auch für die Mutter gilt. Was passiert in Österreich bei einer Geburt, die bewusst ohne Hebamme stattfindet? Lest selbst.
Als ich den Schwangerschaftstest machte, war mir klar: Es muss da raus! Daher lief das Projekt „Baby klein halten“ ab Tag 1 (groß sollte es werden, nur nicht zu groß). Großes Unwohlsein in der Frühschwangerschaft ließ jedoch eine geordnete Ernährung in weite Ferne rücken, sodass ich mich oft aufgebläht, mieselaunig und ungut fühlte. Fußreflexzonen-Massage schaffte zwar teilweise Abhilfe, aber richtig gut ging es mir erst, als die berühmten ersten drei Monate der Schwangerschaft vorbei waren. Zu diesem Zeitpunkt startete ich auch wieder in meine Yoga-Kurse, meist zwei Mal pro Woche (Ashtanga Yoga). Gewicht hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt ca. 3 kg zugenommen, und es kam nicht mehr wirklich was dazu bis zum Ende der Schwangerschaft. Ich versuchte, mich hauptsächlich eiweißreich zu ernähren und Dickmacher-Kohlenhydrate wie Zucker, Brot, Mehl, Reis etc. zu vermeiden. Das heißt: Statt Cornflakes zum Frühstück gab es dann zwei Rühreier mit Pilzen und Joghurt mit frischen Früchten.
Ärztliche Untersuchungen nehme ich keine in Anspruch, auch Hebamme gibt es keine. Der Kontakt zu meinem Bauchgefährten ist sehr direkt. Bereits recht früh spüre ich erste Schmetterlingsbewegungen, die dann immer deutlicher und besser wahrnehmbar werden. Bis zum Ende der Schwangerschaft wird der 1-zu-1-Kontakt so intensiv, dass ein Gedanke an mein Kind ausreicht, um eine Reaktion von ihm herbeizuführen. Auf Bauch-Berührungen reagiert es sowieso prompt, sodass ich weiß: Auch die Geburt werden wir gemeinsam zuverlässig meistern.
Mein Bauch wächst, jedoch sehr in Maßen – es dürfte recht wenig Fruchtwasser vorhanden sein (was sich gegen Ende nach Blasensprung bestätigt, als der Bauch fast noch genau so aussieht wie vor dem Blasensprung). Die Kindsbewegungen sind stark, deutlich, teils pieksig – und als ich am Tag vor der Geburt in ein Geschäft spaziere, um Reitsachen für die große Tochter zu kaufen, und man fragt (wie üblich zu der Zeit, wann es denn käme, sage ich: „Weiß nicht. In ein oder zwei Wochen – oder morgen.“
An diesem „Morgen“ ist es 1 Uhr nachts. 38. Schwangerschaftswoche und ein paar zerquetschte Tage. Am Vorabend hatte mein Kind schon so in Richtung Muttermund gepiekst, dass ich mir dachte: Lang wird das die Fruchtblase nicht mehr tolerieren. Dennoch fühle ich mich noch nicht wirklich geburtsbereit. Vor allem vom Kopf her bin ich noch „dicht“ – will es hinauszögern, wobei der Platz im Bauch ziemlich aufgebraucht ist und die Nachbarin am Vornachmittag meinte: „Dein Bauch ist ja schon vooolll weit unten!“ – war mir gar nicht aufgefallen.
Ich wache also nach großer Müdigkeit und langem Spaziergang am Vortag auf und bin sofort hellwach, denn meine Schlafhose ist patschnass (lustigerweise das Bett darunter nicht. Wie genau das funktioniert hat, kann ich mir bis heute nicht erklären. Offenbar hat die Hose rascher aufgesaugt als alles andere). Ich stehe auf und denke: Hm, wenn ich jetzt links aus meinem Zimmer gehe, hört das mein Mann und wird munter. Daher gehe ich erstmal auf die Gästetoilette und lasse dort weiteres Fruchtwasser ab. Weil noch nichts weitergeht, fange ich an, einen Geburtsbericht in das Fotoalbum für mein Kind zu schreiben:
„Nun ist es ca. 3:19 Uhr. Fruchtblase leer, ziemlich. Darm + Blase auch gut aufgeräumt. Ich hab 1 Kalziumtablette genommen und grad eine Banane gegessen. Bei Geburtsbeginn waren wir ca. 73,4 kg schwer. Unsere Waage zeigt ja immer sehr unterschiedliche Gewichte. Je nachdem, wo man gerade steht.
Wir arbeiten daran, dass du geboren wirst.
Schmerzen habe ich keine.
4:39 Eilig hast du es nicht, arbeitest aber mit (obwohl Du schläfst)
6:00 bisschen geschlafen, Wehen beginnen wieder.
Ab 7 Uhr kleine Tochter wach, kurz danach die Mittlere, später die Große. Es ist hell, Du magst nicht. Alle tönen, Hunde laufen, kein guter Zeitpunkt zum Gebären.
Die Nachbarin nimmt ab 9:35 die beiden kleineren Kinder, um 10:15 geht die Große nach unten. Sie ist heute mit einer Freundin zum Reiten verabredet.
Ich gehe ins Bad. Bitte Papa, mir zu helfen. Denn ich weiß, heute, jetzt, hier, möchte ich kein Kind bekommen. Ich war, bin noch nicht so weit. Möchte es verlegen auf – irgendwann später. Nur eben nicht jetzt. – Shit, wieder eine Wehe, denn mein Kind ist anderer Meinung. – Papa hilft. Er hält und drückt meinen Rücken genau dort, wo es gut tut. Ab 10:30 h wird es anstrengend. Ich weiß nicht weiter, Papa macht mir Mut.“
Ich sage: „Ich kann das nicht.“ Er: „Doch (und schluckt).“ Ich: „Du bist unsicher, das brauch ich jetzt nicht.“ Er, selbstbewusst: „Bin ich nicht. Du kannst das.“ Ich: „Sag mir noch was Gutes.“ Er: „Du hast das schon zweimal gemacht, du kannst das auch heute.“ Ich: „Ja, das ist gut. Baby, komm runter, komm raus, jaaaaaa, rauuuus.“ Stehe über dem WC, halbhockend. Habe durch das viele Yoga starke Beine und merke keinerlei Ermüdung. Presse, schiebe, mache irgendwie mit, wie es mir sinnvoll erscheint. Wobei mein Kopf Gedanken hat wie: Woher weiß ich, ob das hier alles sinnvoll ist? Vielleicht haut es sich nur die Birne an, wie Nr. 1, die ein Kaiserschnitt war? Und überhaupt, ich hatte mir ja zwei Einläufe verpasst in der Nacht, bei der Großen bekam ich auch einen in der Klinik damals – werde ich deswegen jetzt wieder einen Kaiserschnitt haben??“ (Die Kinder 2 und 3 kamen auch schon zu Hause, Nr.2 mit Hebamme, Nr. 3 ohne – da hatten alle geschlafen, sogar die Hunde.) Dumme Gedanken kommen und gehen und bremsen mich in meiner Arbeit. Mein Mann sitzt ganz ruhig am Boden im Badezimmer. Er stört, wider Erwarten, meine Arbeit nicht. Niemals zuvor hätte ich mir gedacht, meinen Mann zu tolerieren beim Gebären. Doch jetzt ist mir alles einfach nur scheißegal. Und wenn er auch nur einen halben sinnvollen, mutmachenden Satz für mich hat: HER DAMIT! Ich brauche ihn JETZT! Als Türbewacher und Geburtsbewacher.
Im Album steht:
„Ab 10:45 Presswehen. Ich merke irgendwann, wie es innen brennt. Jetzt weiß ich: Gleich ist es geschafft, von hier aus geht es nur noch nach unten und dann raus!“
Als ich spüre, dass Du knapp vor dem Herauskommen bist, sage ich zu Papa: „Sie kommt gleich, fängst du sie auf?“ Ich wechsle vom Platz über dem WC (denn nur dort kann ich ganz loslassen und alles abfließen lassen, was die Geburtswege noch verengt) vor die Badewanne mit den praktischen Griffen. Gehe auf alle Viere und richte mich auf. Presse und schiebe mit, egal ob Wehe oder nicht, meine Muskeln sind gut. Sie ersetzen die Zeit ohne Wehe fast gleichwertig. Dann spüre ich den Aufzug nach unten, gigantisch, gewaltig, ich weiß: Dieser DRUCK hat mir so viel abverlangt. Dieser immense DRUCK ist es, der die komplette Hemmungslosigkeit verlangt! Das Aufmachen bis aufs Äußerste. „Sie kommt gleich!“, sage ich zu Papa. Er: „Ich sehe die Haare! – – Der Kopf ist da!“ Ich: „Kannst du sie rausholen, irgendwie, mach mal …“ Er: „Ist schon da!“ – – Ich: „Und?!“ Er: „Dreimal darfst du raten.“ Ich: „Ein Mädchen.“ Er: „Richtig.“
Im Album notiere ich später:
„Genau um 11 h bist Du geboren. Ein Mädchen – wie schön!
Ca. um 11:30 Uhr kommt Dein Raumschiff, die Plazenta. Jetzt esse ich ein TWIX. Papa hält dich, ich habe lange geduscht und du grunzt und quäkst. Die Augen hattest Du gleich mal offen, direkt nach der Geburt hast du gequäkt. Kofferwaage zeigt um 15:40 Uhr 2760g an. 32 cm Kopf. Erstes Stillen war um 12:10 für ca. 30 Minuten (nicht, ohne vorher Lansinoh aufgetragen zu haben gegen wunde Brustwarzen…). Erstes Augen auf am Nachmittag gegen 16 Uhr. Erster Spaziergang um 17:45 Uhr im Tragetuch.
Plazenta-Gewicht: 485 g.“
Im Nachhinein gesehen wärst Du heute noch nicht geboren, hätte ich die Kinder nicht wegorganisieren können. Sie waren ein Mega-Hemmschuh und brachten mich total aus dem Konzept. Ich kannte bis dahin keine Geburten am Tag, sondern nur in der Nacht zwischen 4 und 5. Auch hatte ich noch nie das Bedürfnis, beim Gebären zu schlafen und die Latenzphasen in Form von Ruhe-Energie auszukosten. Im Hinterkopf dachte ich dauernd: Mist, Blasensprung vor bald 12 Stunden, da geben sie in der Klinik dann Antibiotika gegen aufsteigende Infektionen. Also setzte ich mich selbst unter Druck, unnötig. – – Aufgrund vieler Sitz-Arbeit vor dem PC und etlichen Fernseh-Abenden am Sofa lag das Kind im Nachhinein gesehen in Sterngucker-Position. Das machte das Eindrehen und Rausflutschen nicht unbedingt leichter. War aber gut zu bewerkstelligen aufgrund der relativ geringen Kindsgröße und des überschaubaren Gewichts sowie Kopfumfangs. Irgendein alter Riss ging bei der Geburt wieder auf. Ich versuchte ihn, mit Sekundenkleber zu flicken, was zwar gelang, aber nicht funktionierte auf Dauer 😉 Dennoch: Nennenswerte Schmerzen hatte ich nach der Geburt keine und war, obwohl ich diesmal 40 Tage Schonung mir selbst verordnet hatte, schon am Abend wieder so voller Energie und hormonell gepimpt, dass ich unbedingt eine Hunde-Runde spazieren wollte mit Baby im Tuch.
Bei der Besichtigung der Plazenta stellte sich heraus, dass es offenbar wieder einen „stagnierten“ Zwilling gegeben hatte. Wie schon beim letzten Mal. Ich war und bin froh, dass nur eines durchkam, zwei hätten mich definitiv überfordert.
Die Plazenta wusch ich drei Tage nach der Geburt ab, entfernte die Eihäute und schnitt sie in insgesamt 11 Teile, die ich einfror. Alle 3 Tage mixe ich mir einen Shake aus Plazenta, Beeren, Joghurt, Honig, Blüten – und trinke ihn. Der Ekelfaktor ist ja nur im Kopf, außer das Eisen schmeckt man nicht wirklich etwas von der Plazenta. Dieser Shake hilft mir dabei, stimmungsmäßig „oben“ zu bleiben, und auch energietechnisch scheint der Mix gelungen. Müde bin ich natürlich, wenn das Baby nachts zig Mal trinken möchte, aber ich fühle mich dennoch gut, fit und stark genug, um auch mit den großen Kindern nach ein paar Tagen schon wieder kleinere Ausflüge zu unternehmen. Papa als Back-Up, der übernimmt, wenn mich dann doch die Müdigkeit übermannt.
Die Milch fließt gut, wenngleich das Stillen auch nach vielen Jahren erfolgreichen Vor-Stillens schweinsmäßig wehtut die ersten Tage. Das Ansaugen, -autsch!!! Langsam wird es besser (heute 10 Tage nach der Geburt geht es nach dem Ansaugen fast schmerzfrei), aber da muss man halt durch.
Ganz so einfach war sie dann nicht, die offizielle „Beurkundung“ am Standesamt. Mein Witz, als ich zwei Tage nach der Geburt dort vorstellig wurde mit „da könnte ja jeder mit einem geklauten Kind kommen und sagen, das ist meines“, war natürlich unangebracht und bescherte gemeinsam mit der Tatsache, dass weder Arzt noch Hebamme dabei waren bei der Geburt jede Menge Aufregung. Nach zig Telefonaten (von Mann zu Mann, ich versuchte, im Wochenbett den unnötigen Ärger von mir fern zu halten) mit dem zuständigen Standesbeamten, kam eine offizielle Aufforderung zur „Mängelbehebung“. Diese besagte, dass entweder Arzt oder Hebamme die Geburt bestätigen sollten. Doch dagegen wehrte ich mich nach wie vor mit Händen und Füßen. Warum sollte ich ausgerechnet jetzt, wo das Kind schon über eine Woche alt war, jemanden um seine Bestätigung über etwas bitten, von dem er/sie keine Ahnung haben konnte? Ich zog es daher vor, meine Nachbarin als Zeugin mit ins Standesamt zu nehmen. Sie bestätigte durch eine offizielle Niederschrift, dass ich schwanger gewesen war und sie rund eine Stunde nach der Geburt bei mir zu Hause das Neugeborene gesehen hatte. Ich bestätigte in einer weiteren Niederschrift ebenso, dass ich schwanger war und geboren hatte. Offenbar reichten unsere deckungsgleichen Aussagen im Paket mit eindeutigen Fotos aus Spätschwangerschaft, nach der Geburt und von kurz nach der Geburt aus, um der Tatsache „die Frau war schwanger und hat tatsächlich ein Kind geboren“ durch eine Geburtsurkunde Glauben zu schenken. Der Umstand, dass ich gegen das österreichische Hebammengesetz verstoßen hatte (eigentlich gleich mehrfach, denn ich hatte nicht nur keine Hebamme hinzugerufen oder nachher verständigt, sondern mein Mann hatte auch einschlägige, eigentlich Hebammen vorbehaltene Tätigkeiten durchgeführt), spielte in weiterer Folge keine Rolle mehr. Aber man weiß ja nie, was noch kommt. Nach der Geburt des dritten Kindes (Alleingeburt), wurde damals das Jugendamt vorstellig aufgrund einer Anzeige gegen mich wegen „Kindeswohlgefährdung durch die Hausgeburt“. Da es keinen Grund zur Beanstandung gab, zogen die beiden Damen nach zwei Stunden reger Diskussion wieder davon. Dennoch hatte dieses Intermezzo, ebenso wie die Sache mit dem Standesamt, unnötige Kraftreserven gekostet. Grund genug, ein weiteres Huhn zu schmackhafter Suppe zu verarbeiten und portionsweise – neben den Plazentastücken – einzufrieren …
Er zeigte mir die Affirmationen und las sie mir vor. „Lust und Schmerz sind Geschwister“ erinnerte mich an etwas, ich wollte probieren, ob das stimmt und fasste mich an der Klitoris an. Es stimmte. Die Anstrengung schwappte sofort in Lust über und ich war so erstaunt darüber, dass ich sofort meine Hand wegnahm (wie blöd…) ich testete es noch mal mit demselben Ergebnis. Irgendwie machte ich mit den Bewegungen weiter, fühlte mich aber etwas komisch. Die Wehen wurden knackiger und kamen nun in einminütigen Abständen. Ich hatte das Gefühl, dass sie unproduktiv waren, auch wenn ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie eine Wehe sich anzufühlen hatte, wenn sie produktiv war. Aber es war ein Gefühl und darauf hörte ich. Ich stellte häufiger die Beine abwechselnd hoch, kreiste weiter mit dem Becken, mein Freund drückte mir ins Kreuzbein um es etwas zu entlasten. Es half aber alles nichts, also tastete ich trotz bereits eröffneter Fruchtblase nach meinem Muttermund. Er war etwa so weit offen, wie mein Zeigefinger lang (7/8cm) und ich konnte eine Wurst an der Schambeinseite spüren, die etwa so dick war wie mein Zeigefinger (1-2cm). Jetzt war ich endgültig im Denkerhirn angekommen. Das Mitatmen mit den Wehen war rum, es brachte nichts mehr (ich hatte zuvor ständig die Wellenatmung aus Hypnobirthing gemacht und sehr genossen). Ich wollte herausfinden, ob es die Nabelschnur war. Da mein Baby bereits seit Wochen fest im Becken steckte, hatte ich davor aber wenig Angst. Es war auch fest an mir, ich konnte es nicht bewegen oder einen Finger drumrum schieben. Ich vermutete eine Muttermundslippe und wollte nach einigen Stellungswechseln und ca ½ bis 1h noch einmal tasten und dann (um ihn nicht schon vorher unnötig zu beunruhigen) meinem Partner Bescheid geben, wenn es nicht weg ist.
Unsere Tochter Lila war um 2:24 mit 51cm, 35cm Kopfumfang und 3170g geboren. Ich war so erleichtert, ihr Röcheln zu hören.
Um ca. 21:15 verspürte ich plötzlich ein Ziehen im Kreuzbeinbereich/Wellen ohne Pausen dazwischen. Ich bin meinem Bauchgefühl/meiner Intuition gefolgt und habe mich während ich die Wellenatmung anwendete kurz an den Türrahmen und die Türe gehängt. So konnte ich mich oben anspannen und unten loslassen. Ich ging kurz auf die Toilette und danach ins Bad, wo wieder Wellen ohne Pausen folgten. Ich lehnte mich auf das Waschbecken und plötzlich hatte ich den Schleimpfropf in der Hand. Ich dachte, ich könnte jetzt davon ein Foto machen, doch dazu kam es nicht mehr, denn es folgte eine erneute Welle. Ich drehte mich um, kniete mich auf den Boden vor der Badewanne, links an der Türe der Halter mit den Handtüchern. Ich hielt mich daran fest und veratmete die Wellen und es machte Platsch. Die Fruchtblase hat sich geöffnet und ein kleiner Schwall kam. Diese Kraft, die sogenannte Urkraft kam zum Vorschein. Bereits in der Vorbereitung habe ich mir immer wieder gesagt, dass die Wellen mein Körper produziert, dass ich die Kraft zulasse, die Energie einfach frei durch meinen Körper fließen lasse, jeder Welle positiv begegne … jede Welle bringt mich näher zu meinem Kind. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir noch immer nicht bewusst, dass ich mitten im Geburtsverlauf bin, dass ich bereits in der sogenannten Übergangsphase bin. Die Eröffnungsphase hab ich mehr oder weniger komplett übersehen. Es ging mir der Satz von der Regenbogenentspannung durch den Kopf „du weißt, dass Geburt ein natürlicher Vorgang ist“ und mit der nächsten Welle spürte ich, dass der Kopf sich nach unten bewegt und einen Druck nach unten/Pressdrang. Erst jetzt war mir klar, dass ich gleich unser Baby im Arm halten werde. Der Kopf kam mit der Welle. Ich habe ihn mit der Hand noch ein bisschen zurückgehalten, gedacht: „Nur nicht pressen, warte auf die nächste Welle! Der Körper macht das von ganz allein.“ Und mit der nächsten Welle kam der Kopf. Ich spürte deutlich, wie das Baby sich leicht drehte und kurz darauf mit der nächsten Welle kam der restliche Körper mit Fruchtwasser. Ich hielt das Wunder im Arm – ein magischer Moment, welch unglaubliche Erfahrung. Es war so einfach, ich war absolut entspannt, in Trance und doch total klar. Die Geburtsphase war absolut schmerzfrei, ich war in einer anderen Welt, aber doch hier, dieses Vertrauen in mich und meinen Körper, unfassbar. Unser Sohn wurde um 21:40 geboren.







Wir hatten uns für den Geburtszeitraum einen Bungalow mit Garten gemietet und es uns schön kuschelig eingerichtet. Als es dann los ging, war ich sechs Tage nach dem errechneten Termin. Es war ein relativ wechselhafter Junitag, weshalb ich die meiste Zeit drinnen im Bungalow verbrachte und nicht draußen im Garten. Die leichten Wellen waren von 0:00 bis etwa 15 Uhr. Dann wurde es spürbar intensiver. Am Nachmittag wollte ich ganz für mich alleine sein – während der Eröffnungsphase des Muttermundes. Leider konnte ich beim Abtasten nicht direkt zum Muttermund gelangen. Mich hatte das sehr interessiert, wie es sich anfühlt, da ich in meinem normalen Zyklus auch meinen Muttermund beobachte. Die Geburtswellen wurden immer intensiver, je später es wurde und als mein Mann mit unserem großen Sohn (damals fast 5 Jahre) zurück kam, wurde es fast unerträglich für mich. Wahrscheinlich weil ich nicht mehr diese totale Ruhe hatte. Ich war dadurch nicht mehr gut fokussiert.