Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr zweites Kind. Sie hat sich nach ihrer ersten Geburt zur Hypnobirthing-Kursleiterin ausbilden lassen und ist jetzt mit HypnoBirthing gut vorbereitet. Da die Wehen – sie glaubt, es sind Vorwehen – so gut zu beatmen sind, entgeht ihr, dass die Geburt schon in vollem Gange ist. So kommt es, dass Mann und Hebamme (geplant war eine Hausgeburt) das große Ereignis verpassen.
Der Meilenstein wurde in der Schwangerschaft 2014 von unserem ersten Wunder Quirin gelegt. Er hat Wunderbares in Bewegung gesetzt. Geburtshorrorgeschichten, wie „wenn du dein Kind im Arm hältst, wirst du vergessen, wie schrecklich die Geburt war“ usw. – damit konnte und wollte ich mich nicht zufrieden geben. Ich wusste, Geburt kann anders sein. Ichwollte positive Erinnerungen an einen der schönsten Momente im Leben haben, der für unser Kind die erste Erfahrung ist und sein ganzes Leben prägt. Nach längerer Recherche bin ich auf HypnoBirthing gestoßen – damit habe ich mich alleine ohne Kurs auf die Geburt vorbereitet. Ich hatte eine schöne, natürliche und selbstbestimmte Krankenhausgeburt. Ich habe 2015 die Ausbildung zur HypnoBirthing Kursleiterin gemacht, damit mehr Frauen von dieser wundervollen Methode erfahren. Ich bin unendlich dankbar für alle Paare, die mich bisher ein Stück auf ihrem Weg mitgenommen haben – die Kurse, die Kursteilnehmer und ihre Geburtsgeschichten/Rückmeldungen haben mich reifen lassen, inspiriert und gefesselt.
Bereits vor der zweiten Schwangerschaft wusste ich genau, wie die Schwangerschaft und die gynäkologische Begleitung ausschauen werden. Ich bin erst in der 13. Schwangerschaftswoche zum Arzt gegangen, ich wollte auf unnötige Untersuchungen verzichten. Da mein Gynäkologe mich nicht nach meinen Vorstellungen begleiten wollte, habe ich zu einer Gynäkologin gewechselt. Es war eine unglaublich entspannte Schwangerschaft – ich wusste, was ich will, ich war so sicher und dieser Weg fühlte sich so richtig an. Gleich zu Beginn der Schwangerschaft machte ich mich auf die Suche nach einer Hebamme. Ich wollte unser Kind zuhause bekommen, in angenehmer Atmosphäre, ohne die medizinische Überwachung. Mein Körper sollte die Zeit bekommen, die er benötigte und er sollte seinem Rhythmus und Tempo folgen dürfen. Ab der 28. SSW habe ich mich intensiv mit HypnoBirthing vorbereitet.
Die Hebamme war ca. 3 Wochen vor errechneten Termin noch einmal bei uns. Wir haben über unsere Geburtswünsche gesprochen, Ängste angesprochen, die meinen Ehemann beschäftigt haben und sie hat uns ihren Dienstplan mitgeteilt, da sie auch noch im KH tätig ist. Ich habe täglich mit dem Bauchbewohner gesprochen, wann ein guter Zeitpunkt für die Geburt ist und wann es weniger günstig aufgrund der Arbeitszeiten der Hebamme ist. Auf Wunsch der Hebamme und meines Ehemannes habe ich eine Krankenhaustasche gepackt, denn sollte es anders kommen als geplant, dann sind wir vorbereitet (trotz innerer Stimme, die mir sagte, dass es nicht notwendig ist).
Am 24.4. verspürte ich einen leichten Druck nach unten und ein leichtes Ziehen im Rücken (Kreuzbeinbereich), ich dachte sofort an Übungswellen (Vor-/Senkwehen), unregelmäßig und sie folgten keinem bestimmten Muster. An diesem Tag habe ich auch Jin Shin Jyutsu (besser bekannt als Strömen) angewendet, um mit der großen Lebensquelle in Verbindung zu treten, damit der Beckenboden weich wird und sich für die Geburt öffnet. Das hilft loszulassen und es gibt tiefes Vertrauen und hilft dem Kind mit Urvertrauen auf die Welt zu kommen. In der Nacht spürte ich nichts.
Am 25.4. spürte ich immer wieder ein leichtes Ziehen im Kreuzbeinbereich und einen leichten Druck nach unten. Das mag jetzt seltsam klingen, aber der Geruch der Geburt war in meiner Nase. Ich habe immer wieder meine Traumgeburt visualisiert und wie so oft an diesem Abend auch vor dem Einschlafen positive Geburtsberichte, hauptsächlich Alleingeburten gelesen – sie haben mein Vertrauen in mich, meinen Körper und unser Kind gestärkt. Von 25.4. auf 26.4. haben wir alle wunderbar geschlafen.
Am 26.4. hatte ich einen letzten Kontrolltermin bei der Gynäkologin, den ich aber nicht mehr wahrnehmen wollte und so sprach ich in den frühen Morgenstunden mit dem Bauchbewohner, dass ich er sich bitte etwas einfallen lässt. Es sollte zum Wohlergehen aller Beteiligten sein.
Gesagt, getan – morgens beim Toilettengang, sichtbarer leichter, schleimig-blutiger Ausfluss – hab den Termin bei der Gynäkologin abgesagt. Ich hab die Hebamme informiert, dass ich glaube, dass sie sich für den nächsten Tag bereithalten kann, denn heute wird die Geburt nicht sein, da sie Nachtdienst hat und mein Ehemann auf ein Metallica Konzert geht. Am Vormittag bin ich mit unserem Sohn zum Reifenwechsel in die Werkstatt gefahren, am Nachmittag waren wir am Spielplatz und beim Nachbarn auf dem Bauernhof, das neugeborene Fohlen anschauen. Ich war den ganzen Tag in Bewegung, ich spürte selten Übungswellen und wenn dann nur ganz leicht. Um 17:00 ist mein Ehemann nach Hause gekommen. Ich hab ihn beruhigt, dass alles unverändert ist und er ruhig zum Konzert fahren kann. Mein Vater hat mich gegen 19:00 angerufen und gescherzt, ob ich denn schon in den Wehen liege. Ich habe gelacht und gesagt, dass ich da sicherlich Zeit hätte zu telefonieren. Nach dem Telefonat hab ich Quirin noch eine Geschichte vorgelesen und ihn ins Bett gebracht. Mein Mann hat um 20:00 vor Konzertbeginn noch einmal angerufen, ob sich etwas verändert hat. Ich konnte ihn beruhigen, dass ich ab und zu Wellen spüre, nicht aufregend. Anschließend habe ich mich mit der Regenbogenentspannung (HypnoBirthing Meditation) in die Badewanne gelegt. Das Ziehen im Kreuzbeinbereich wurde weniger und ich dachte, gut, dass ich die Übungswellen habe. Denn so kann ich die Wellenatmung gut üben und unser Kind bewegt sich tiefer nach unten. Die Geburt wird sicher sehr einfach werden. Gegen 21:00 wollte Quirin noch ein Wasser trinken. Ich hab mich kurz zu ihm ins Bett gelegt und überlegt, was ich machen würde, wenn dies der Geburtsbeginn wäre – Ich habe den Gedanken gleich wieder verworfen, da ich dachte, unser Schatz kommt sicher nicht an diesem Abend.
Um ca. 21:15 verspürte ich plötzlich ein Ziehen im Kreuzbeinbereich/Wellen ohne Pausen dazwischen. Ich bin meinem Bauchgefühl/meiner Intuition gefolgt und habe mich während ich die Wellenatmung anwendete kurz an den Türrahmen und die Türe gehängt. So konnte ich mich oben anspannen und unten loslassen. Ich ging kurz auf die Toilette und danach ins Bad, wo wieder Wellen ohne Pausen folgten. Ich lehnte mich auf das Waschbecken und plötzlich hatte ich den Schleimpfropf in der Hand. Ich dachte, ich könnte jetzt davon ein Foto machen, doch dazu kam es nicht mehr, denn es folgte eine erneute Welle. Ich drehte mich um, kniete mich auf den Boden vor der Badewanne, links an der Türe der Halter mit den Handtüchern. Ich hielt mich daran fest und veratmete die Wellen und es machte Platsch. Die Fruchtblase hat sich geöffnet und ein kleiner Schwall kam. Diese Kraft, die sogenannte Urkraft kam zum Vorschein. Bereits in der Vorbereitung habe ich mir immer wieder gesagt, dass die Wellen mein Körper produziert, dass ich die Kraft zulasse, die Energie einfach frei durch meinen Körper fließen lasse, jeder Welle positiv begegne … jede Welle bringt mich näher zu meinem Kind. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir noch immer nicht bewusst, dass ich mitten im Geburtsverlauf bin, dass ich bereits in der sogenannten Übergangsphase bin. Die Eröffnungsphase hab ich mehr oder weniger komplett übersehen. Es ging mir der Satz von der Regenbogenentspannung durch den Kopf „du weißt, dass Geburt ein natürlicher Vorgang ist“ und mit der nächsten Welle spürte ich, dass der Kopf sich nach unten bewegt und einen Druck nach unten/Pressdrang. Erst jetzt war mir klar, dass ich gleich unser Baby im Arm halten werde. Der Kopf kam mit der Welle. Ich habe ihn mit der Hand noch ein bisschen zurückgehalten, gedacht: „Nur nicht pressen, warte auf die nächste Welle! Der Körper macht das von ganz allein.“ Und mit der nächsten Welle kam der Kopf. Ich spürte deutlich, wie das Baby sich leicht drehte und kurz darauf mit der nächsten Welle kam der restliche Körper mit Fruchtwasser. Ich hielt das Wunder im Arm – ein magischer Moment, welch unglaubliche Erfahrung. Es war so einfach, ich war absolut entspannt, in Trance und doch total klar. Die Geburtsphase war absolut schmerzfrei, ich war in einer anderen Welt, aber doch hier, dieses Vertrauen in mich und meinen Körper, unfassbar. Unser Sohn wurde um 21:40 geboren.
Ich hab mich auf den Boden gesetzt, unseren Schatz angeschaut und gesagt, dass dies so nicht ausgemacht war (oder haben wir es uns doch so ausgemacht?). Ich war so berührt und so dankbar. Ich kam vom Staunen nicht mehr raus. Er sah so perfekt und so entspannt aus. Welch ein Moment voller Liebe, Gefühle, die man nicht beschreiben kann. Der kleine Mann hat gleich problemlos an der Brust getrunken. Ich saß 20 Minuten auf dem Boden, bevor ich zum Telefon griff und die Hebamme anrief. Ich sagte ihr, dass sie es sicher nicht glauben kann, was mir jetzt passiert ist – ich halte unser Kind bereits im Arm. Sie hat mir gratuliert und gefragt, ob alles gut gegangen ist. Sie müsste mir jetzt die Rettung schicken. Ich habe dankend abgelehnt, da ich sowieso nicht einsteigen würde. Ich habe mit ihr vereinbart, dass ich mich erneut melde, wenn die Plazenta geboren ist. Die Nabelschnur wurde noch nicht durchtrennt, denn einer unserer Geburtswünsche war, die Nabelschnur erst nach der Plazentageburt zu durchtrennen. Die Hebamme meinte, wir können die Nabelschnur auch belassen, bis sie kommt oder bis sie von alleine abfällt (Lotusgeburt). Nach dem Telefonat mit der Hebamme sah ich, dass mein Ehemann mir geschrieben hat, dass das Konzert der Hammer ist. Ich habe ihm dann ein Bild gesendet und ihn gebeten nicht umzufallen, wenn er das jetzt liest. Er hat sich gleich auf den Heimweg gemacht – wir haben die ganze Autofahrt miteinander telefoniert. Eine Stunde nach der Geburt wurde die Plazenta problemlos geboren. Ich hab sie auf Vollständigkeit, soweit ich es beurteilen konnte, überprüft und die Hebamme erneut angerufen. Um ca. 0:00 kam mein Mann. Er machte das Bad sauber und wir legten die Plazenta in eine Schüssel. Wir wollten mit dem Durchtrennen der Nabelschnur auf die Hebamme warten, doch es war nicht einfach – Baby und Plazenta tragen – so haben wir beschlossen, die Nabelschnur zu durchtrennen. Sie war längst auspulsiert. Unser Baby hat alles erhalten, was ihm zusteht. Mein Ehemann durchschnitt die Nabelschnur mit der Schere aus der Küche. Er nahm den Kleinen auf den Arm, ich duschte und um 0:30 kam Quirin ins Bad und fragte ganz erstaunt, ob dies sein Vincent ist und wo denn der dicke Bauch von Mama jetzt ist. Mein Ehemann hat eine Jause vorbereitet und anschließend haben wir noch fest weiter gekuschelt und alles auf uns wirken lassen. Am Vormittag kam die Hebamme.
Es war eine unglaubliche Erfahrung. Unser Schatz kam entspannt in positiver Atmosphäre auf die Welt. Ich habe ihn mit meinen Händen empfangen. Ich hatte keine Geburtsverletzung. Der Wochenfluss ist minimal, denn der Körper konnte nach seinem Rhythmus und Tempo arbeiten. Es wurde nicht eingegriffen und interveniert. Ich fühlte mich nach der Geburt so voller Vertrauen. Es war unser Weg.
Liebe werdende Mamas, habt Vertrauen in euch und euren Körper und in die Fähigkeit ein Kind zu gebären. Übernehmt Eigenverantwortung und geht selbstbestimmt durch Schwangerschaft und Geburt. Es ist eure Schwangerschaft, eure Geburt. Ihr könnt es gestalten, so wie ihr es euch wünscht. Es wird euch verändern – auf vielen Ebenen.
Ein riesengroßes DANKE:
Ich bin so unendlich dankbar für meinen Ehemann, ohne ihn wäre vieles nicht möglich (gewesen) und unsere 2 Söhne, die mich/uns wachsen haben lassen. Sie sind das wunderbarste Geschenk.
Sarah Schmid für das Buch Alleingeburt, und Nina Winner von „Geburt und Mama sein“ für die schön gesprochene Regenbogenentspannung und die vielen Inspirationen.