Für alle, die ihre Babys abhalten: Hier kommt eine detaillierte Nähanleitung für die Minimalwindel, die ich für meine Babys verwende. Der Schnitt ist in jahrelanger Erprobung an meinen Babys entworfen und verbessert worden mit dem Ziel, eine für das Abhalten unkomplizierte aber trotzdem dichte Windelhose zu kreieren, die auch geeignet ist, bei Abhaltestreiks als normale Stoffwindelüberhose zu fungieren. Meine Bekannte Kiran, die mir die Windelhosen nach meinem Schnittmuster näht, hat sich aus dem Verkauf für die Allgemeinheit zurückgezogen, stellt euch aber diese Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verfügung.
Wie ihr sehen werdet, haben sich zwei Varianten herauskristallisiert, wie die Einlage in der Windelhose gehalten wird. Einmal die Lasche vorn, die dem Vorteil hat, dass bei einem Baby, das in Bauchlage in die Windel pieselt, das Pipi nicht nach oben raus in die Kleidung drückt. Weiter unten findet ihr eine zweite Variante mit einer Schlaufe als Windelhalterung. Die hat den Vorteil, dass die Einlage beim Aufklappen ziemlich sicher gehalten wird und nicht herunterfällt. Ihr könnt euch aussuchen, was euch besser gefällt.
Das Backup ist ab Neugeborenenalter (da zu Beginn noch etwas zu groß, mit ca. 4kg fängt es an zu passen) bis ca. 3 Jahre verwendbar. Mit drei Stück komme ich gut hin. Der Stoff ist flüssigkeitsabweisend und muss nur bei Kackikontakt gewaschen werden. Die Wollwalk-Überhosen wasche ich direkt von Hand aus. Ganz unten, unter „Alternative Anleitung“ ist noch ein etwas kleineres Schnittmuster verlinkt, das besser ab Neugeborenenalter passt. Ihr könnt aber auch diesen Schnitt hier an kleinere Babys anpassen, indem ihr die Länge ( etwa -3 cm) reduziert. Es passt dann halt nur bis 1,5 Jahre.
So sieht das fertige Backup Variante 1 aufgeklappt und von oben aus:
Material:
Schnittmuster (ohne Nahtzugabe zuschneiden)
Wollwalk mindestens 380g/qm, oder dicker Fleecestoff
Bündchenstoff aus Wolle oder Wolle/Seide alternativ Polyester, wenn man für die Windelhose Fleecestoff verwendet
Gummiband oder Knopflochgummiband (+ Knopf ca. 1,5 cm Durchmesser) 2 cm breit für den Bauchbund Gummiband für Seitengummi 0,5 cm breit
Normale Haushaltsnähmaschine, Garn, Stecknadeln, Schere, (Rollschneider + Matte), Lineal, Nähkreide oder Stift, evtl. Nahttrenner, Sicherheitsnadel und eine Wendenadel
Zu den benötigten Stoffmengen:
Walk: Möchte man mehrere Windeln nähen, kann es hilfreich sein, sich zuerst das Schnittmuster zu basteln. Damit lässt sich testen, wie die Schnitteile (Außen, Innen und Bauchbund) am besten auf den Stoff passen. Walkstoffe bekommt man oft in 10cm Abschnitten. Die Stoffbreite variiert je nach Anbieter.
Bündchenstoff: Hier benötigt man pro Windel 2 Streifen à 8 x ca. 25cm.
In Kombination zu dem eher schweren Walkstoff eignet sich am besten ein dickeres Merino-Rippbündchen. Bei sehr elastischer Bündchenware kann es sein, dass eine geringere Länge ausreicht. Im Internet findet man auch Anleitungen, wie die Bündchenlänge berechnet wird. Da es seitlich als Auslaufschutz dient, sollte es möglichst eng anliegen.
Zuschneiden:
1 x inneres Windelteil (siehe Foto) ohne Nahtzugabe zuschneiden
1x äußeres Windelteil ohne Nahtzugabe zuschneiden
1 x Bauchband (54×6 cm) zuschneiden
2 x 19 cm Gummiband (0,5 cm breit) als Auslaufschutz rechts und links
ca. 45-50 cm Gummiband (2 cm breit) für das Bauchband / alternativ Knopflochgummi plus Knopf
2 x ca. 25 cm Bündchenstoff (8 cm breit) – es wird im Prinzip angenäht wie Schrägband
Nähanleitung:
1. Das äußere Windelteil vorne mit einem Zickzackstich versäubern
2. Beide Windelteile übereinanderlegen, mit Nadeln oder Clips aufeinander fixieren, und seitlich mit Geradstich einen möglichst schmalen Tunnel für die Seitengummis nähen. Die innere Naht bei max. 1cm setzen, die äußere ganz knapp am Stoffrand. Der Tunnel endet etwa 14cm vor der vorderen Kante des Innenteils.
3. Mit einer Wendenadel an beiden Seiten das schmale Gummiband durch den Tunnel ziehen, und an den Endpunkten festnähen.
4. Das innere Windelteil an der vorderen Kante auf dem äußeren Teil festnähen (z.B. mit Geradstich).
5. Außenteil vorne einschlagen, mit Nadeln fixieren, und die Seitennaht der Windel durch alle 3 Schichten bis zum Ende des Tunnels schließen.
6. Auch am hinteren Rand beide Windelschichten z.B. mit Zickzack verbinden
7. Jetzt werden die Bündchen angenäht. Zur Vorbereitung kann man auf den Bündchenteilen und der Windel Markierungen setzen (jeweils die Gesamtlänge in Vierteln). So lässt sich das Bündchen gleichmäßig auf die Länge der Windel verteilen. An den Markierungen wird das Bündchen dann wie auf dem Bild festgesteckt, und unter Dehnung mit 1cm Nahtzugabe angenäht. Diese Naht sitzt dann auf der inneren Naht des zuvor genähten Tunnels.
Die andere Kante des Bündchens wird dann ca. 1cm eingeschlagen und an der Außenseite der Windel festgesteckt. Als Orientierung dienen hier wieder die Markierungen. Mit einem Zickzackstich wird es dann durch alle Stoffschichten hindurch festgenäht, so dass das endgültige Beinbündchen ca. 3cm breit ist.
8. Am vorderen und hinteren Ende wird das Bündchen dann noch mit Zickzack versäubert. Vielleicht fällt jemandem hierfür auch noch eine elegantere Lösung ein 🙂
9. Das Bauchband an den kurzen Enden zu einem Ring schließen.
10.Mit etwa 1cm Nahtzugabe wird das Bauchband nur am hinteren Rand der Windel festgesteckt und mit einem relativ großen, engen Zickzackstich festgenäht. (ca. Stichbreite 6, Stichlänge 3)
11. Da im Bauchbereich eine Öffnung im Bund zum Verstellen des Knopflochgummis gelassen wird, kann man diesen kleinen Bereich jetzt an beiden Kanten mit Zickzack versäubern.
12. Anschließend wird das Bauchband der Länge nach in der Mitte geknickt, mit Clipsen fixiert, bzw. auf der Außenseite der Windel festgesteckt, und anschließend rundherum – bis auf eine kleine Öffnung vorne – geschlossen.
13. Mit einer Sicherheitsnadel wird dann zum Schluss das Gummiband oder Knopflochgummiband (mit festgenähtem Knopf) in den Bund eingezogen.
Variante 2 mit einer Schlaufe als Halterung für die Einlage:
Hierzu wird einfach das innere Windelteil 2 x zugeschnitten
1. Auf der inneren Lage wird im vorderen Bereich mit ca. 8cm Abstand zum vorderen Rand der Windel ein Streifen Walk mit den Maßen 2,5 x 11cm (rundherum mit Zickzack versäubert) an den kurzen Enden festgenäht.
2. Beide Windelteile übereinanderlegen, mit Nadeln oder Clips aufeinander fixieren, und seitlich mit Geradstich einen möglichst schmalen Tunnel für die Seitengummis nähen. Die innere Naht bei max. 1cm setzen, die äußere ganz knapp am Stoffrand. Der Tunnel endet etwa 14cm vor der vorderen Kante der Windel.
3. Mit einer Wendenadel an beiden Seiten das schmale Gummiband durch den Tunnel ziehen, und an den Endpunkten festnähen.
4. Am vorderen und hinteren Rand beide Windelschichten z.B. mit Zickzack verbinden und den Rest der noch offenen Seitennaht vom Ende des Tunnels bis zum vorderen Rand der Windel schließen. Danach der oberen Anleitung ab Schritt 7 folgen.
Alternative Anleitung
Hier findet ihr noch eine Nähanleitung von mir zur selben Windelhose, allerdings etwas weniger ausführlich, inklusive noch mehr Fotos. Enthalten ist auch eine Variante, die ohne Seitenbündchen auskommt. Die Maße sind etwas kleiner, das Prinzip ist aber dasselbe. Diese Überhose passt Neugeborenen besser, ist dafür maximal bis 1,5 Jahre verwendbar.
Liebe Sarah,
vielen Dank für die Nähanleitung. Ich habe eine Frage zur Nähmschiene, die auf den Bildern abgebildet ist. Welche Pfaff Maschine ist das?
Vielen Danl für deine Antwort im Voraus.
Ganz liebe Grüße,
Milena
Hi Milena,
Das ist eine Pfaff Expression 2.0
Hallo, ich hab ne Frage zu dem Bündchen. Muss das ein Bündchen aus ausschließlich Polyester/Elasthan sein oder geht auch eines mit 19% Baumwolle? Letzteres ist wesentlich einfacher zu beschaffen.
Danke!
Hallo Gabi,
Ein geringer Baumwollanteil sollte ok sein. Bei höherem Baumwollanteil entsteht das Problem, dass es die Feuchtigkeit annimmt. Am besten sind Wollbündchen oder auch Synthetik, weil beides Feuchtigkeit nicht so stark aufsaugt.
Hallo Sarah, danke für die Antwort.
Hab jetzt mal eine Probewindel genäht und dabei kamen mir ein paar Fragen.
1. Wozu muss man unter das Bündchen noch einen Gummi machen?
2. Warum wird mit dem Bündchen eingefasst und nicht das Bündchen einfach als Bündchen angenäht und die NZ festgestellt?
3.Haben diese beiden Vorgehen was mit Auslaufschutz zu tun?
4. Wäre es nicht geschickter, den Bauchgurt zum Öffnen zu machen, damit man im Notfall das einfacher ausziehen kann?
Vielen Dank für deine Mühe.
Liebe Grüße Gabi
Liebe Gabi,
1.&2.Bündchen und Gummi dienen dem Auslaufschutz. Man kann auch nur eins von beidem verwenden oder gar keins. Dann läuft es halt leichter aus.
3. Man kann das Bündchen auch so dran nähen. Damit die doppellagige Wollkante nicht reibt, müsste das Bündchen dann auf der Innenseite angenäht werden.
4. Man kann den Bauch Gurt auch zum Öffnen machen. Dann ist es nur mit dem Bauchgummi komplizierter. So kann man ihn halt einfach durchfädeln.
Liebe Grüße, Sarah
Vielen Dank! Dann werde ich demnächst da mal ein paar Versuche starten.
LG Gabi