Bei der Mutter im folgenden Bericht waren die Wehen lange unregelmäßig und der Geburtsbeginn nicht eindeutig zu erkennen. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Zu schnell, um noch irgendwo hinzufahren…
Geburtsbericht unserer kleinen Lotta, die es so eilig hatte, dass wir es nicht mal mehr ins Geburtshaus schafften.
Als ich am 30.12. abends vor dem Fernseher saß, hatte ich Wehen. Übungswehen mal wieder, dachte ich nur. Die Wehen kamen mal alle 5, mal alle 10, mal alle 30 Minuten. Überhaupt nicht regelmäßig, wurden auch nicht intensiver, sondern blieben einfach, wie sie waren. Um etwa 23 Uhr hörten die Wehen dann schlagartig auf und ich ging ins Bett schlafen.
Zum Schlafen kam ich aber nicht so richtig, weil ich etwa alle 30 Minuten aufs Klo musste. Um 4.30 Uhr hatte ich dann erneut eine Wehe. Ich sprach mit unserer kleinen „Noch-Bauch-Lotta“, dass sie sich entweder jetzt gleich auf den Weg machen sollte oder aber bis zum nächsten Tag warten sollte. Dann war Ruhe im Bauch und ich konnte noch etwas schlafen, abgesehen von den ständigen Pinkelpausen.
Am Vormittag des 31.12. kehrten dann die Wehen zurück, jedoch genauso wie am Abend zuvor: intensiv, aber absolut unregelmäßig, mal alle 3, mal alle 20 Minuten. Eine warme Dusche brachte dann erstmal eine zweistündige Wehen-Pause, aber dann fingen sie doch wieder an. Ich lag den Tag über auf dem Sofa oder im Bett, weil so die Wehen am angenehmsten waren.
Um 19.00 Uhr gingen wir dann zu meiner Mama zum Raclette-Essen nach nebenan! Als wir zur Tür rein kamen, fragte sie, was los sei. Ich zischte nur ein „nichts!“ Am liebsten wäre ich einfach alleine im Bett liegen geblieben, aber es war ja Silvester und unser Großer hatte sich schon so darauf gefreut, dass ich gerne bei ihm sein wollte. Meine Mama sagte nur: „Lotta wartet bestimmt nicht bis morgen!“
Wir aßen also Raclette und ich tigerte weiterhin alle 20 Minuten auf die Toilette. Um 20.30 Uhr legte ich mich dann aufs Sofa, weil ich einfach nicht mehr sitzen konnte. Um 21.14 Uhr hatte ich eine Wehe, die nächste um 21.18 Uhr, dann um 21.23Uhr. Die Wehen waren zwar intensiv, aber ich musste sie noch nicht veratmen. Ging es jetzt doch los?! Ich entschied mich noch einmal rüber zu uns zu gehen, um in mich hinein zu hören. Die nächste Wehe um 21.29Uhr. Ich schrieb meinem Mann eine SMS, dass er auch mal schnell rüber kommen soll, um unsere Hebamme anzurufen. Als er zur Tür reinkam, die nächste Wehe. Ich hatte plötzlich einen enormen Bewegungsdrang und konnte nicht mehr still stehen oder sitzen. Er erreichte unsere Hebamme aber nicht und sprach ihr auf die Mailbox. Ganz plötzlich kamen die Wehen minütlich, und so heftig, dass ich die Wehen, im Türrahmen stehend, veratmen musste. Mein Mann probierte noch einmal unsere Hebamme zu erreichen, aber wieder nichts. Dann entschieden wir uns, dass er mit unserem Großen noch schnell in den Garten ginge, um unser Feuerwerk abzuschießen. Es war 21.50 Uhr und wenn wir ins Geburtshaus fahren würden, könnte niemand die Raketen mit unserem Großen abschießen. Ich ging währenddessen nach oben ins Bad und setze mich aufs Klo, weil ich schon wieder musste. Eine Wehe nach der anderen. Irgendwie hatte ich das Gefühl plötzlich pressen zu müssen, also kniete ich mich vor die Badewanne und drückte. Erst jetzt wurde mich klar, dass unsere Geburtsreise begonnen hatte und wir es wohl nicht mehr ins Geburtshaus schaffen würden.
22.03 Uhr: die Fruchtblase platzte zeitgleich mit unserem Feuerwerk im Garten. Mein Mann brachte unseren Großen wieder zu meiner Mama und kam zu mir ins Bad und probierte noch mal unsere Hebamme zu erreichen. Er erzählte ihr, dass ich Wehen hätte und ich brachte nur noch ein „Sie kommt JETZT!!!“ heraus und musste schon wieder pressen. Unsere Hebamme sagte, dass sie gleich losfährt. Wir wechselten ins Schlafzimmer und ich legte mich auf die Seite ins Bett. Wehe. In der Wehenpause scheuchte ich meinen Mann los, um Unterlage und Handtücher zu holen. Genau pünktlich zur nächsten Wehe hatte er das Bett fertig und ich konnte mich wieder hinlegen. Wehe. Wehenpause: „Hol die Geburtskerze und zünde sie an!“ Wehe. Wehenpause: „Mach den Schrank zu!“ (Warum auch immer mir das in dem Moment so wichtig war?!) Die nächste Wehe. Und der Kopf ist da. „Du musst den Kopf halten!“ und dann mit der nächsten Wehe ist auch schon unser Silvesterhighlight auf der Welt. „Schau auf die Uhr, schau auf die Uhr!“ „22.23 Uhr.“, sagte mein Mann. Wir entwirrten Lotta aus der Nabelschnur und ich legte sie auf meinen Bauch. 2 Minuten später kam dann auch unsere Hebamme bei uns an.
Die Plazenta kam und dann holte mein Mann unseren Großen, der sich zu uns ins Bett legte und nur sagte: „Oh ist die süß! So süß habe ich sie mir gar nicht vorgestellt!“
Es wird 0.00 Uhr. Lotta und ich liegen im Bett und kuscheln, während unsere Hebamme mit unserem Großen am Fenster steht, mein Mann neben mir und meine Mutter am Bettende. Wir beobachten alle das Feuerwerk, das da draußen knallt und das neue Jahr und vor allem unsere kleine Lotta begrüßt.
Was für eine schnelle und dennoch schöne Geburtsreise. 🙂
LG
Was für ein wunderschönes Ereignis!
Ich gratuliere Euch, wünsche Euch eine schöne, gemeinsame Zeit und danke dir fürs Teilen!
Hallo Sarah,
ich recherchiere derzeit für das arte-Format „Fragments“ und deine Silvester-Geburt klingt nach einer wunderschönen und passenden Geschichte für uns. Wäre es möglich, mit dir in Kontakt zu treten?