Hausgeburt nach Kaiserschnitt

Liebe Leser,

ein Kaiserschnitt ist im wahrsten Sinne des Wortes ein einschneidendes Ereignis im Leben einer Frau. Wenig kann das Vertrauen in die eigenen Gebärkräfte so stark erschüttern. Bei einer weiteren Geburt nagen unterschwellig oder deutlich wahrnehmbar die Zweifel: Werde ich auf normalem Wege gebären können?

Der Frau, die euch folgende Geschichte erzählt, hat es erlebt. Sie verlor durch den unerwünschten Kaiserschnitt auch das Vertrauen in die Geburtshelfer – und plante für das nächste Kind eine Alleingeburt. Doch dann verlief die Geburt anders als geplant. Wie gut, dass sie da doch nicht allein war! 

An dieser Stelle ein Hoch auf alle guten Hebammen, Mütter,  Partner, Schwestern und Freundinnen, die als Unterstützung für die werdende Mutter eine so wichtige Rolle spielen. Ich wünsche jedem so eine Person an die Seite – genau dann, wenn er sie braucht.

Ich will euch an dieser Stelle Mut machen: Es geht nicht darum, auf Gedeih und Verderb allein zu gebären. Andere zu brauchen ist kein Makel und seine Pläne zu ändern auch nicht. Damit die Geburt gut wird, ist es viel wichtiger, sich geborgen und getragen zu wissen. 


In meiner ersten Schwangerschaft wusste ich schon ziemlich schnell, dass ich gerne zu Hause gebären wollte. Wie das dann aber so ist … Ich ging zu den ärztlichen Vorsorgen. Ich war wegen Wehentätigkeit auch mal ein paar Tage stationär im Krankenhaus. Das war am Anfang des zweiten Drittels der Schwangerschaft. Mein Mann und ich entschieden uns für eine Geburt im Geburtshaus – eine gemeinsame Entscheidung.

Auch  noch 10 Tage vor der Geburt versuchte meine innere Stimme das Ruder herumzureißen. Aber mein Verstand blieb hart und traf die Entscheidung mit dem Kopf.

Als es dann los ging fuhren wir ins Geburtshaus. Eigentlich fühlte ich mich nicht wirklich wohl.

In der Badewanne konnte ich entspannen und es hätte dann auch einfach so weitergehen können … Dann sollte ich aber raus. Zu schwache Wehen, Sternengucker, Geburtsstillstand. Beide Hebammen redeten auf mich ein, besser in die Klinik zu fahren: PDA, Entspannung, vielleicht könnte es noch klappen.

In der Klinik: bin ich auf dem Gebär“tisch“ im Vierfüßler abgestellt worden. Keiner kümmerte sich mehr um die Geburt, oder meinen Durst. Es wurde ab und an noch geschaut, ob es weitergegangen ist. Irgendwann stellten sie mir ein Ultimatum: Bis 4:20 Uhr warten wir noch, sonst Kaiserschnitt.

Natürlich ging nichts weiter und unter Tränen und hilflos und genötigt das Beste für mein Baby tun zu müssen unterschrieb ich.

OP mit PDA, kein Bonding im OP. Keine Unterstützung beim Stillen, weil Wochenende. Nach vielem Hin und Her bekamen mein Mann und ich noch ein Familienzimmer. Endlich allein!

Das Stillen hat mit Hilfe meiner Nachsorgehebamme (nicht aus dem Geburtshaus) geklappt. Ich habe meinen Sohn gestillt bis er fast 2 war.  Das hat uns geheilt!

Dann war ich wieder schwanger!

Mir war klar, dass ich das Baby auf jeden Fall zu Hause bekommen wollte. Ich habe viel gelesen. Unter anderem das hilfreiche Buch „Alleingeburt“ von Sarah Schmid. Ich habe die letzte Geburtserfahrung mit körperorientierten Methoden aufgearbeitet. Ich habe mir eine Hausgeburtshebamme gesucht. Ich bin nur zu einer ärztlichen Vorsorge gegangen.

Das Vertrauen in die Geburtshelfer war dennoch sehr erschüttert, sodass ich vorbereitet sein wollte, wenn ich diesmal nur meiner eigenen, inneren, kraftvollen Stimme folgen würde.

Die Wehen gingen los nach einer durchwachten Nacht, weil mein Sohn krank war und ich dachte nur: Bitte heute nicht! Ich bin total müde und auch halb krank. Nach 24 Stunden Wehen war ich dann so erschöpft und deprimiert, dass ich die Hoffnung schon (fast) aufgegeben hatte zu Hause zu gebären. Ich rief meine Freundin (die mich in die Klinik begleiten sollte) und meine Hausgeburtshebamme an.

Ich war mir sicher, dass sie feststellen würde, dass ich in die Klinik müsste … Meine Wehen kamen nur alle 5 Minuten wie bei der Geburt meines Sohnes und wurden nicht mehr stärker …

Meine Freundin kam und massierte mir den Rücken. Meine Hebamme kam und sagte nur: „Es ist alles in Ordnung. Wenn du willst kannst du zwischen den Wehen versuchen zu schlafen.“ Das tat ich noch 2 Stunden, bis der Muttermund dann voll eröffnet war. Es dauerte dann noch 4 Stunden, bis ich meine Tochter nach unten getönt hatte. Wehenabstand war konstant 5 Minuten. Es kam dann auch noch eine zweite Hebamme dazu. Drei Frauen, die alle spontan geboren hatten. Das gab Kraft! Drei Frauen, die an mich glaubten, obwohl ich schon die Hoffnung aufgegeben hatte. Drei Frauen, die einen Schutz- und Kraftkreis um mich herum bildeten! Drei Frauen, die mich in den letzten Stunden hielten, als ich aus dem Stand immer wieder in die tiefe Hocke ging, um meine Tochter zu gebären. Drei Frauen, die mich auch noch 2 Stunden nach der Geburt bei der Plazentageburt stützten und danach vom Bad ins Bett trugen.

Ich bin so dankbar, dass ich meine Tochter aus eigener Kraft gebären durfte! Ohne diese drei Frauen an meiner Seite hätte ich es nicht geschafft!

Liebe Frauen mit einer Bauchgeburtserfahrung! Seid darauf gefasst, dass ihr an einem bestimmten Punk der Geburt von der ersten Geburtserfahrung eingeholt werdet. Organisiert euch Unterstützung für den Fall, den ihr euch jetzt noch nicht vorstellen könnt (Hausgeburtshebamme, Freundin). Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, in Anwesenheit von so vielen Menschen zu gebären. Es kam dann aber so und ich habe viele schöne Erinnerungen an die Stunden mit meinen Geburtshelferinnen.

Danke Sarah, dass du Frauen Mut machst auf sich und ihre innere Stimme zu hören!

Am 25.11. ist Roses Revolution Tag! Legt eine rosa Rose vor die Kreißaaltür, wo ihr Unachtsamkeit oder Gewalt erlebt habt. Mehr dazu unter www.gerechte-geburt.de

 

 

 

Ein Gedanke zu „Hausgeburt nach Kaiserschnitt“

  1. Was ist eine Körperorientierte Methode“ zur Aufarbeitung des Kaiserschnittes?
    Bin selber auf der Suche nach unterstützenden Methoden zur Aufarbeitung. Hilfe wäre nett.

    Ansonsten wunderschön, ich hoffe auf genau so einen Weg.
    Jennifer

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