Die Sache mit der Verantwortung

Wenn wir 18 werden, gelten wir heutzutage als erwachsen. Wir dürfen Alkohol kaufen und Auto fahren, man traut uns zu, eine Familie gründen zu können und auch sonst auf eigenen Füßen zu stehen. Kurz: wir haben die volle Verantwortung für unser Leben.
Außer Frau wird schwanger. Da dreht sich das Rad zurück. Plötzlich und ohne gefragt worden zu sein, übernimmt wieder jemand anders die Verantwortung für ihr Leben und das des werdenden Lebens. Wie das passiert? Frau geht schlicht und einfach, wie von ihr allgemein erwartet, zum Arzt. Und dieser sieht sich ab jetzt in der Verantwortung, daß Mutter wie Kind lebend aus der Sache herauskommen. Das ist plötzlich wieder wie damals zu Hause: Solange man tut was Mama sagt, ist alles in Ordnung. Aber wehe, man hat eine andere Meinung, wehe man trifft eine eigene Entscheidung. „Sie wollen Hebammenvorsorge machen? – Dafür kann ich keine Verantwortung übernehmen.“
Hallo? Seit wann muß jemand anderes die Verantwortung für meine Entscheidungen übernehmen? Bin ich unmündig, weil schwanger? Wer kommt überhaupt auf die Idee, einer gesunden Frau, die zufällig gerade schwanger ist, die Verantwortung für ihr Leben, ihre Entscheidungen etc. abzunehmen? Ist man nicht mehr voll zurechnungsfähig weil schwanger? Kann man in schwangerem Zustand plötzlich vor lauter Hormonen nicht mehr wissen, was gut für einen ist? Oder ist das eine Art Initiationsritus zum Muttersein, daß man erstmal selbst wieder wie ein Kind behandelt wird?
In dieser Schwangerschaft habe ich deshalb entschieden, selbst verantwortlich zu sein. Ich brauche keinen Vormund, der mir sagt, was ich tun muß, damit es mir und meinem Kind gut geht. Ich brauche niemanden, der hinter jedem Busch Gefahren und Komplikationen wittert, unzählige Tests durchführt, von denen ich schon vorher weiß, daß sie negativ sein werden und der seine Ängste am Schluß auf mich überträgt. Ich kann mich selbst informieren über alle Kleinigkeiten von der Empfängnis über gesunde Ernährung bis zum Nabelschnur durchtrennen. Und ich kann zum Arzt gehen, wenn ich merke, daß etwas nicht stimmt. Ich bin nämlich volljährig, auch wenn ich schwanger bin.

10 Gedanken zu „Die Sache mit der Verantwortung“

  1. Danke für diesen Beitrag zum Thema Verantwortung in der Schwangerschaft!

    Meine beiden Kinder sind zu Hause geboren worden. Und das Tollste ist: WIR HABEN ES ALLE ÜBERLEBT!!!
    Gemeinsam mit meiner Hebamme und meinem Mann würde ich überall mein drittes Kind bekommen wollen, außer im Krankenhaus.

  2. Hallo, super Beitrag, ich stöber grade in deinem Blog und fühle mich sehr wohl hier.
    Bin bekennende NFP-Anwenderin und kann den Medikamentenhype etc. rund um Schwangerschaft, Geburt/Verhütung nicht nachvollziehen.
    Der eigene Körper sagt so deutlich, was er braucht, will und wie es um ihn steht.
    Wenn man ihm nicht vertrauen kann, wem dann?

    Alles Liebe, Keksin

    1. kein Wunder, im KH arbeitet jeder gegen dich und deinen Körper. Das Adrenalin sorgt für eine natürliche Geburtshemmung, du wirst dazu gezwungen dagegen anzukämpfen ( „Jetzt: PRESSEN“, „Die Herztöne fallen ab, OMG, das Kind wird sterben“ ), das vermutlich im Liegen, so dass auch noch die Physik und deine Anatomie gegen dich sind, so hast du Schmerzen, die man bei einer natürlichen Geburt nicht hat. Schmerzen zeigen immer dass etwas nicht stimmt, eine gesunde Geburt ist aber nicht pathologisch – > keine wirklich schrecklichen Schmerzen.
      Eine natürliche Geburt ist anstrengend, manchmal schmerzhaft, unangenehm, aber – bei Komplikationsfreiheit – nie eine solche Qual, dass frau meint, sie müsse sterben.

  3. Hallo,

    ich habe meine Zwillinge leider per Kaiserschnitt geboren. Von Beginn der Schwangerschaft an bis einige Wo nach der Geburt musste ich mich gegen diese Panikmache der Ärzte wehren.
    Mir wurde gegen meinen Willen in der 29. SWW eine Lungenreifung verpasst – und in der 36. SWW dann die „geplante“ Sectio.
    In der 18. SWW wurde mir eine Cerclage empfohlen… bei der Geburt hatte meine Cervix immer noch über 3cmm… von wegen Gefahr einer Frühgeburt.
    Leider hatte ich von meinem damaligen Partner keinerlei Unterstützung um für meine Bedürfnisse zu kämpfen.

    Für mich war die medizinische „Betreuung“ während Schwangerschaft und Geburt traumatisch – daher ist es gut und wichtig, dass es solche Frauen wie Dich gibt, welche andere Frauen unterstützen.

    Danke

    PS: bei Pferden gilt eine eingeleitete Geburt als Kunstfehler

  4. Huhu,

    In meiner ersten Schwangerschaft bin ich ganz klar zum Arzt. Schließlich macht man das so, oder? Es wurden Untersuchungen gemacht von denen ich in meinen Leben noch nie was gehört hatte. Aber erklärt hat man mir nie irgendetwas. Es wurde gemacht! Der Arzt wechselte nie ein Wort mit mir, nur eben wenn ich darauf bestand und selbst dann bekam ich verärgert und genervte Antworten. Ich habe eine Menge Info- Altpapier bekommen, von irgendwelchen Pharmadingens über Schwangerschaft etc. Grauenhaft…
    Diesmal habe ich mich dagegen entschieden, ich will das nicht mehr.

    Die Geburt meiner Tochter war grauenhaft. Im Krankenhaus wurde mir erstmal eine Nadel in den Arm geschoben. Um den Bauch hatte ich den Wehenschreiber (und für Herztöne) auf der anderen Seite hing eine Flasche, ich weiß bis heute nicht was man mir alles gegeben hat. Man sagte mir wie ich zu liegen habe. Wo ich meine Hände hin tun sollte. Ich mußte meine Augen schließen, sonst platzen die Adern im Auge. Ich wollte aber zusehen?!

    Ich konnte so nicht mein Kind zur Welt bringen. Mein Körper machte einfach dicht! Das war sehr traumatisierend für mich. Ich habe lange gebraucht um damit irgendwie fertig zu werden.

    Ich bin froh das es immer noch Frauen gibt die auf ihre eigene Urkraft vertrauen. Es gibt mir wiederum Mut und Vertrauen das alles gut ist.

    Alles Liebe

    Fly

  5. Hallo,

    ich habe noch keine Kinder aber finde die Seite super. Toll das auch Leute sowas machen! Würde das auch gerne machen weiß aber nicht ob ich michs im endeffekt trauen würde.
    Wollte einen Kommentar zu diesem Thema abgeben. Was ich nämlich total schlimm finde ist dass man in D (und vielen andren Ländern) sein ungeborenes Kind einfach umbringen darf wenn mans nicht will (Abtreiben) und wenn es Behindert ist einfach sagen kann „mach das weg ich will ein neues“ und es verantwortungslos nennt wenn eine Mutter die sich wirklich Gedanken macht dafür verurteilt das sie ein minimales Risiko mit einer Alleingeburt eingeht. Da sieht man doch wie verkehrt die Welt ist.

    Und zu dem wies in Krankenhäusern und bei Ärzten abläuft muss ich sagen das wir Menschen uns das durch lauter „Verklagen“ selbst eingebrockt haben. Die müssen einfach nach Protokoll vorgehen und versuchen alle Risiken auszuschließen und vorzuwarnen weil schon zu viele im Nachhinein gekommen sind und gesagt haben „das hat mir keiner gesagt… warum haben die nicht besser aufgepasst“ und dann wird auf Millionen verklagt. Deshalb muss man für alles unterschreiben. Ich finds Schade das es jetzt so ist aber die Ärzte und Krankenhäuser haben sich das auch nicht ausgedacht und so gewünscht, es bleibt ihnen aber nichts andres übrig.
    Man nehme als Beispiel die Frau die sich bei McDonalds den Kaffee übern Schoß geleert hat und die Klage dann gewonnen hat.

    Alles gute euch weiterhin.

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