Aus Peru: Zweites Kind, zweite Alleingeburt

Die Mama in diesem Bericht erzählt von ihrer zweiten Alleingeburt. Genau wie die erste Geburt findet sie in Südamerika statt.

Im Folgenden möchte ich euch von meiner zweiten Alleingeburt im Ausland erzählen. Am 05.12.2016 kam unsere erste Tochter Mia Lorena in Paraguay zur Welt. Die Geburt war für mich ein kraftvolles und energetisches Ereignis. Ein Bericht dazu gibt es hier auf Sarahs Blog. Ebenso ein Video auf unserem YouTube-Kanal.

Jetzt zur Geburt unserer zweiten Tochter Enya Marie. Sie erblickte das Licht der Welt am 12.05.2019 (man beachte das Zahlenspiel zu Mia Lorena <3 ). Mittlerweile waren wir allerdings umgezogen und so fand diese Geburt in Peru statt. Da wir noch keinen festen Wohnsitz haben, leben wir aktuell in einer Stadt in einem kleinen Haus zur Miete. Deshalb war es für mich sehr wichtig, dass diese Geburt leise vonstatten ging. Ich wollte verhindern, dass die Nachbarn oder der Vermieter aus Sorge den Krankenwaagen rufen, weil Hausgeburten in Peru mittlerweile ungern gesehen sind. Ich sprach in der Schwangerschaft zu meinem noch ungeborenen Kind und erzählte ihm von meinen Vorstellungen der Geburt. So wünschte ich mir eine schmerzarme und schnelle Geburt. Die Tage um den Geburtstermin herum wurde ich zunehmend ungeduldiger und nervöser. Ich wollte unseren Nachwuchs endlich in den Arm nehmen und nicht länger die immer größer werdende Bauchkugel vor mir her tragen. Einen Tag nach ET war es dann soweit. Um 6 Uhr Morgens erwachte ich mit leichten Unterleibsziehen, wie sie wohl viele Frauen von der Periode her kennen. Es stellte sich sofort eine innerliche Freude bei mir ein und der Gedanke: “Heute kommt unser zweites Kind zu Welt!“ Mein Mann Sebastian erwachte neben mir im Bett und ich strahlte ihn mit breiten Grinsen an. Nachdem er fragte was sei, sagte ich ihm, dass wir unseren für diesen Tag geplanten Ausflug nicht machen werden, da es heute soweit sei und unser Kind sich auf den Weg machen würde. Wir starteten also in den Tag. Alles ging seine alltägliche Routine. Wir frühstückten, kümmerten uns um unsere erstgeborene Tochter und erledigten Hausarbeiten. Die Wehen kamen und gingen, völlig schmerzlos aber mal stärker dann wieder schwächer. Zwischendurch dachte ich schon, sie haben aufgehört aber dann kam wieder eine und so verlief der ganze Vormittag. Zum späten Vormittag hin war ich mir zwischendurch auch nicht mehr sicher, ob das jetzt Geburtswehen sind oder nicht. Mein Unterbewusstsein wusste es, aber jetzt fing mein Ego an, dies in Frage zustellen. Bei der Geburt von Mia, da ging alles so gestaffelt … zack, zack und jetzt scheinen die Wehen zu kommen und zu gehen wie sie wollen. So entschied ich eine warme Dusche zu nehmen. In der Hoffnung danach Gewissheit zu haben, ob die Geburt jetzt beginnt oder nicht. Nachdem ich mich an dem Morgen bestimmt schon das fünfte Mal entleert hatte, stieg ich also unter die Dusche aber irgendwie blieb der gewünschte Effekt aus. Die Wehen waren nicht verschwunden aber auch nicht stärker oder gar mehr geworden. Etwas deprimiert nahm ich dies zu Kenntnis und empfing einfach jede Wehe so wie sie kam. Sei sie schwach und kurz oder länger und stärker. Gegen Mittag waren die Wehen immer noch unregelmäßig, dennoch empfand ich es mittlerweile als angenehmer, wenn ich die kommenden Wellen im Gehen empfangen konnte. Ich hatte bei weitem noch keine Schmerzen, aber sie waren deutlicher zu spüren und im Sitzen einfach unangenehm. So aß ich mein Mittagessen mit kleinen Laufpausen im Raum und freute mich mit jeder Wehe mehr auf die bevorstehende Geburt. Jetzt schien mein Verstand wieder mehr der Meinung gewesen zu sein, dass es wirklich los geht. Ich fing auch vermehrt damit an, dass ich mir mit jeder Welle mein Mantra sagte: „Ich bin weit und offen. Jede Wehe bringt mich näher zum Kind!“ Gegen 13 Uhr waren die Kontraktionen so stark, dass sie jetzt meine ganze Aufmerksamkeit verlangten. So kam es mir sehr gelegen, dass mein Mann mit Mia das Haus verließ, um draußen im Auto zu spielen (das macht unsere Tochter sehr gerne). Derweilen hatte ich mich meiner Kleidung erledigt, weil ich sie nicht mehr tragen wollte. Die Wellen wurden jetzt regelmäßig und sehr präsent. Ich empfand es immer noch am angenehmsten, diese im Laufen bzw. Stehen zu empfangen. In den Pausen saß ich auf dem Gymnastikball. Manchmal kam Sebastian ins Haus, um für unsere Tochter Essen oder Trinken zu holen. Ich empfand das manchmal als störend. Ich bin jemand, der in dieser Phase der Geburt völlige Konzentration braucht und ich mag dabei nicht gestört oder gar angefasst werden. Nachdem mein Mann mich das eine oder andere fragte und ich nicht mehr konkret darauf antworten konnte und wollte, merkte er wahrscheinlich auch, dass es jetzt nicht mehr lange dauern könne und machte die Kamera an. Wie es meinen Wünschen entsprach, war ich wieder alleine, bei mir und meinem Kind. Ich war ganz konzentriert, um jede Wehe anzunehmen und mich nicht dagegen zu wehren. Denn ich merkte, sobald ich das tat, war es viel schmerzvoller. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht Schreien oder Tönen müssen. Das Einzige was ich machte um mit der Welle besser umgehen zu können war, dass ich die Luft zwischen meinen Lippen entweichen ließ. Dies reichte völlig aus. Dann ging alles sehr schnell. Ich stand noch in der Küche, um mich auf die kommende Wehe vorzubereiten und merkte plötzlich das ich einen Druck nach unten spürte. Jetzt wollte ich meine Geburtsposition einnehmen und so ging ich auf die vorbereitete Matte in den Vierfüßler, um dort die Kontraktionen empfangen zu können und dann war es soweit. Der Pressdrang setzte ein. Sofort rief ich nach meinem Mann. Schließlich wünschte ich mir so sehr, das er unser Kind diesmal auffangen möge. Das erste, was ich da aus mir drückte, war jedoch nicht das Kind, sondern die Fruchtblase, die mit einer kleinen Explosion wirklich platzte und eine kleine Sauerei auf dem Boden hinterließ. Das Fruchtwasser war grün, unsere Tochter hatte also Stress. Dies machte mir jedoch keine Sorge, da ich bereits Pressdrang hatte, würde sie ja jederzeit da sein und so folgte in den nächsten Wehen schon ihr Kopf, der sich nach unten drückte. Ich hatte das Gefühl, dass es zu schnell ging und so versuchte ich etwas zu Hecheln, damit ich mir mehr Zeit gab, um die Dehnung nicht zu schnell passieren lasse. Es dauerte dennoch nicht lange und der Kopf war geboren. Ich hörte sie bereits schreien. Ab da schien die Zeit für mich still zu stehen. Ich sagte meinem Mann, der bereits hinter mir hockte, dass ich auf die nächste Welle warten müsse, welche sich gefühlte drei Minuten Zeit lies, bis sie kam. Ich drückte mit und spürte deutlich die Schulterdrehung. Um 13:45 Uhr Ortszeit in Peru empfing der stolze Papa unsere zweite Tochter. Unsere ältere Tochter holten wir sofort ins Haus und zeigten ihr stolz ihre jüngere Schwester Enya Marie, die mit 2950g Gewicht und 34,5cm Kopfumfang zur Welt kam. Nach ungefähr 45 Minuten kam dann auch die Plazenta, welche ich auf Vollständigkeit überprüfte. Nach weiteren acht Stunden haben wir dann Enya abgenabelt. Ich bin so stolz, dass ich wieder eine so wundervolle Geburt erleben durfte. Eine Geburt, die alle meine Wünschen erfüllt hat. Sie war für mich schmerzarm und schnell. Kein Nachbar hat etwas mitbekommen. Des weiteren hat mein Mann unsere Tochter aufgefangen und als erster in Empfang genommen, genauso wie ich mir das vorgestellt habe. Ich habe nur einen kleinen Riss an einer inneren Schamlippe gehabt, welcher von alleine sehr gut verheilt ist. Bei einem weiteren Kind werde ich wieder diesen Weg gehen. Es fühlt sich für mich als das einzig Richtige an. Mein Mann ist ebenfalls sehr stolz auf mich und erzählte mir, dass es für ihn den Anschein erweckt hätte, als hätte ich das Kind mal ebenso nebenbei bekommen.

Hier der Link zum aktuellen Video:

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