Die freie Geburt unserer Zwillinge

Heute darf ich wieder einmal von meiner eigenen Geburt berichten. Es ist meine 7. Geburt, meine 6. Geburt in Eigenregie. Das Besondere: Es sind Zwillinge!

Die Schwangerschaft

Meine 7. Schwangerschaft begann ein halbes Jahr früher als ich geplant hatte. Eigentlich halte ich einen Geburtenabstand von 3 Jahren für ideal. Aber sobald mein Zyklus nach der ersten Stillzeit wieder in Schwung ist, reden mir meine Eierstöcke ein weiteres Kind ein. Deshalb haben wir zwar eigentlich mit nfp und Kondom in der fruchtbaren Zeit verhütet, aber wir riskierten doch ein bisschen was. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, mit 36 Jahren 5 Tage vor Eisprung schwanger zu werden? Sehr klein. Ich hab mir das damals sogar mit nem Online-Rechner ausrechnen lassen. *lach* Tja, ein Treffer war trotzdem möglich und, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: ein Doppeltreffer.

Zunächst war diese Schwangerschaft nicht anders als die anderen zuvor. Mir ging es gut, ein bisschen müde und latente Übelkeit um die 7. Schwangerschaftswoche herum. Nichts, was mich im Alltag einschränkte. Ich genoss meinen wachsenden Bauch und meine vorsorgefreie Schwangerschaft.

Unbewusst muss das Zwillingsthema aber wohl doch präsent gewesen sein. Meine Schwester war zu diesem Zeitpunkt mit ihrem zweiten Kind schwanger, auch ultraschallfrei, und hatte in den letzten Wochen den Verdacht, es könnten vielleicht zwei sein. Ich freute mich, fand es spannend und sagte: „Ja, krieg du mal die Zwillinge. Dann krieg ich sie schon nicht.“ Ich fand Zwillinge spannend, aber kriegen sollten sie bitte die anderen. Mir reichte ein Kind auf einmal völlig aus.

Meine Schwester bekam dann doch nur ein Kind.

Seit ich in der 5. Schwangerschaft schon mal – fälschlicherweise – Zwillinge vermutet hatte, weil mein Fundus höher war als im Buche stand, vermied ich es, meinem Fundusstand vor der 20. SSW irgendeine Bedeutung beizumessen. Denn wenn man nicht das erste Kind bekommt, kann der auch bei Einlingen früh sehr hoch stehen. Nun blieb meine Gebärmutter aber auch jenseits der 20. SSW groß. Der Fundusstand entsprach einer Schwangerschaft, die 4-6 Wochen weiter war. Ebenso meine Gewichtszunahme, wenn ich sie mit den Schwangerschaften davor verglich. Ich ignorierte das gekonnt, bis ich beim Tasten glaubte, eine Beule neben der anderen zu tasten. Anfangs passierte das nur immer mal. Wenn ich dann wieder tastete, fand ich nur eine Beule und erklärte mir den vorigen Tastbefund weg. Aber die zweite Beule tauchte immer öfter auf und der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich kontaktierte die Hebamme, die ich auch schon in der 5. Schwangerschaft gebeten hatte, mir meinen Zwillingsverdacht auszureden. Bei 23+0 SSW tastete sie, suchte mit dem Dopton und fand nur eins. Warum der Fundus so hoch steht? Viel Fruchtwasser, andere Einnistung der Plazenta waren ihre Erklärungsversuche. Wenig greifbar, aber ich war beruhigt. Für ein paar Tage. Dann tastete ich wieder und da war immer öfter eine zweite Beule oben oder unten eine neben der ersten. Es gab dafür keine wirklich plausible Erklärung – außer Zwillinge.

An einem Abend ließ ich auch meinen Mann tasten. Er fühlte, was ich fühlte und meinte, er könne mir einen Ultraschalltermin besorgen. Männlicher Pragmatismus. Ich war nicht so überzeugt, ob ich das wollte, aber er führte praktische Gründe an. Wir würden ein größeres Auto oder zumindest einen weiteren Sitz im Auto brauchen, was man aufgrund behördlicher Vorschriften beim 10. Sitz nicht einfach so mal macht. Ich stimmte schließlich zu. Endlich würden das Spekulieren und die Ungewissheit ein Ende haben.

In der Nacht träumte ich von diesem Ultraschalltermin. Wir kamen dahin, der Arzt schallte und es waren zwei. Ich wollte das Geschlecht wissen und er fand zwei Jungs. Im Traum rannte ich aus dem Untersuchungsraum und brüllte meine Wut raus. Ich hatte ja schon zwei Mädchen und vier Jungs. Das konnte doch nicht sein, dass ich jetzt zwei kriege und es ist kein Mädchen dabei!

An Heiligabend, bei 25+4 SSW, bekamen wir recht spontan einen Ultraschalltermin im hiesigen Krankenhaus. Es lief zunächst ab wie in meinem Traum. Wir kamen hin und im Ultraschall sah man sofort zwei. Ich lachte – vor Erstaunen, Unglauben und triumphierend, dass mich mein Körpergefühl nicht getäuscht hatte. Im Fall von Zwillingen wollte ich das Geschlecht wissen, weil ich nicht gezwungen sein wollte, mich mit meinem Mann prophylaktisch auf vier Vornamen einigen zu müssen. Der Arzt schallte und fand einen Jungen. Da laut Plan gerade der Organultraschall vorgesehen war, nahmen wir den auch noch mit. Es dauerte also eine Weile, bis er Baby A zu Ende untersucht hatte. Endlose erscheinende Minuten. Bitte, lass das andere ein Mädchen sein!, betete ich im Stillen und sah schon meinen Traum aus der einen Nacht wahr werden. Aber Baby B war, sehr eindeutig für uns zu sehen, ein Mädchen! Yes! Ich wollte doch sooo gern noch eins. Alles war ansonsten in bester Ordnung. Die Plazenten lagen oben, beide Babys waren in der Ultraschallschätzung fast gleich schwer und lagen mit dem Kopf nach unten. Ich wusste nun alles, was ich wissen wollte.

Dem Arzt hatten wir von unseren bisherigen Alleingeburten erzählt. Mein Mann gibt gern ein bisschen damit an, vor allem vor Kollegen. Der Doktor war ein ganz entspannter Zeitgenosse. Aber absichern musste er sich natürlich. Er ließ mich unterschreiben, dass ich über die Vorsorgeroutine bei Zwillingen Bescheid wusste, sie aber ablehnte. Er gab mir Überweisungszettel für die üblichen Blutuntersuchungen mit. Mit der Zwillingsdiagnose wollte ich nochmal nachdenken, ob ich doch irgendeine Vorsorge in Anspruch nehmen wollte. Er kündigte mir an, dass engmaschige Kontrollen per Ultraschall, Muttermunduntersuchung etc. vorgesehen sind und man bei 38+0 den Termin ansetzt. Man hätte mich also bei 39+0 oder spätestens 39+3 eingeleitet.

Mir war schnell klar, dass ich keine Untersuchungen wollte, solange es mir gut ging. Als gesunde Schwangere zum Arzt zu gehen, hatte mir noch nie eingeleuchtet. Da ich dazu neige, über Termin zu gehen, sah ich den Stress schon auf mich zu kommen. Nein. Ich entschied mich komplett dagegen. Ich hielt mir lediglich offen, mich zur Geburt im Krankenhaus anzumelden – für den Fall einer Verlegung. Woraus dann lediglich eine Kreißsaalbesichtigung in der 39. SSW wurde.

Nach dem ersten Schock nahm mein Mann die Sache sportlich und begann, sich mit der Autolösung zu beschäftigen.

Die restliche Schwangerschaft verlief ganz normal und schön. Ich war früher als sonst ziemlich behäbig, bekam aber zum Schluss Hilfe von meiner Schwiegermutter in der Zeit, wo mein Mann in Schweden arbeiten war – was immer zwei Wochen Abwesenheit im Monat bedeutete. Sachen vom Fußboden aufzuheben vermied ich und entsprechend sah es zwischendurch aus. Meine Krampfadern störten diesmal kaum, so dass ich die Stützstrümpfe auch mal wegließ. Zum Ende hatte ich an manchen Tagen ein bisschen Wasser in den Füßen, das früh wieder verschwunden war. Sonst gab es nichts zu klagen. Ich hatte auch schon Schwangerschaften mit mehr Wehwehchen. Besonders die ersten drei. Ich schiebe es auf meine traditionelle Ernährung, dass die späteren Schwangerschaften so schön unkompliziert verliefen. In dieser Schwangerschaft war besonders, dass ich eine Abneigung gegen Kohlenhydrate hatte. Ich mochte weder Brot, Reis noch Kartoffeln und aß höchstens minimale Mengen. Sofort nach der Geburt änderte sich das wieder und ich mochte diese Dinge wieder.

Der Herr Doktor vom Ultraschall machte sich derweil wohl doch so seine Gedanken. Jedenfalls veranlasste er den Besuch einer staatlichen Hebamme, die uns die Risiken einer Zwillingshausgeburt darlegte. Etwas, das ich genauso gut hätte tun können.

In der 38. SSW kam mein Mann endgültig nach Hause. Jetzt durften die Zwillinge kommen. Aber erst drei Tage nach Termin machten sie sich schließlich auf den Weg.

In der 38. SSW

Geburtsvorbereitungen

Im Hinblick auf die Geburt hatte ich interessanterweise gar keine Angst. Ich hatte Geburtsberichte gelesen, Videos von Zwillingshausgeburten angeschaut und meine befreundete Hebamme ausgequetscht, die in ihren Jahren als Hausgeburtshebamme auch Erfahrung mit Zwillingsgeburten gesammelt hatte. Von den zusätzlichen Risiken einer Zwillingsgeburt machten mir nur die mögliche Querlage des zweiten Zwillings nach der Geburt des ersten etwas Sorge, sowie eine längere Pause zwischen der Geburt von eins und zwei. Auch dazu befragte ich „meine“ Hebamme, durchforstet das Internet nach Erfahrungsberichten und las Geburtsberichte. Mir schien, dass die Gefahr einer Querlage im Krankenhaus durch PDA, Geburt in Rückenlage und Wehentropf größer war, als wenn die Geburt instinktgesteuert und aufrecht passieren durfte. Meine Hebammenbekannte hatte den Fall einer Querlage beim zweiten Zwilling in einer von 50 Zwillingshausgeburten. Eine Korrektur der Querlage ist schwer möglich und meist ist ein Kaiserschnitt nötig.

Für den Fall einer größeren Pause zwischen eins und zwei besorgte ich mir ein Dopton, um ggf. die Herztöne überprüfen zu können. Allerdings sollte ich damit vorsichtig sein, riet die Hebamme, da sie im Krankenhaus miterlebt hatte, wie der Arzt mit seiner Suche nach den Herztönen des Zweiten diesen auch mal in Querlage gebracht hatte. Ich hoffte, dass Baby B schnell (innerhalb einer halben Stunde) hinterherkam, wie es bei den meisten Zwillingsgeburten der Fall ist.

Die Geburt

Wie in fast allen Schwangerschaften hatte ich keine nennenswerten Anzeichen, dass die Geburt bevorstand. Hier und da mal eine harmlose Kontraktion in den Wochen vorher, aber sonst nichts. Die Babys waren munter und ich hatte nur einmal Zweifel und das Bedürfnis, mit dem Doppler zu kontrollieren, ob beide noch „da“ waren. Am 7. April 2019 hatte ich dann um die Mittagszeit eine doch recht kräftige Wehe. Ich legte mich später wie gewohnt zu meinem Mittagsschlaf hin. Dabei träumte ich in einem anregenden Traum von meinem Mann und wachte von einer kräftigen Wehe auf. Offenbar wirkt Sex auch wehenanregend, wenn man ihn nur träumt. *lol* Ab da kamen die Wehen in kürzer werdenden Abständen. Sie waren nicht so stark. Manche musste ich veratmen, mehr nicht. Aber da es loszugehen schien, begann ich das Wohnzimmer aufzuräumen. Hier wollte ich gebären und hier sah es mal wieder aus nach kinderverursachtem Bombeneinschlag. Mein Mann war mit einem Teil der Kinder unterwegs und kam wenig später heim. Ich hatte inzwischen für Ordnung gesorgt und meinen Geburtskram herbeigeschafft. Begeistert stürzten sich die kleinen Jungs auf den Ball. Der Trubel war mir schnell zu viel. Mein Räumen wurde schon alle 3 Minuten etwa von einer Wehe unterbrochen, die veratmet werden wollte. Die Kinder wurden also schnell mit Abendessen abgefertigt. Ich habe nur noch einen Erdbeerquark gegessen und war ansonsten schon auf Rückzug in meine Gebärblase. Um 20 Uhr rief ich Cerstin an, die fotografieren sollte, und Monique, die filmen sollte. Mein Mann brachte derweil die kleinen Jungs ins Bett. Es wurde ruhig im Haus und wir drei Frauen machten es uns im Wohnzimmer bequem. In den Wehen hing ich kniend über dem Ball, zwischen den Wehen quatschen wir oder ich hörte meinen beiden Kamerafrauen zu, wie sie sich unterhielten. Ich machte Musik auf dem Handy an und dimmte das Licht. Ich hatte zuerst das Gefühl, die Ankunft der beiden habe die Wehen abgeschwächt. Aber obwohl die Wehen harmlos erschienen, war die Geburt mitten im Gange. Mein Lied für diese Geburt wurde diesmal „How can I keep from singing“, die Version von Audrey Assad. Das flog mir schon in den Tagen vor der Geburt zu. Die Wehen wurden etwas kräftiger, waren zum Teil im Rücken, was ich nur aus meiner ersten Geburt kannte. Aber alles gut auszuhalten.

Irgendwann hatte ich genug von Musik und checkte noch meine Facebook-Gruppen. Dann unterhielten wir uns über Gebärpositionen. Ich erzählte Monique und Cerstin, wie ich abgestützt zwischen zwei Stühlen die Babys rauspressen wollte. So abgestützt kann ich einfach am besten gebären. Und während ich das so demonstrierte, kamen die ersten Presswehen. Die waren aber nur so halbgar. Ich fühlte etwas (Kopf? Schultern?) sich über meiner Symphyse bewegen. Ob er noch die richtige Position suchte? Irgendetwas kam mit den Presswehen, aber nicht der Kopf. Es war die Fruchtblase, die für ein paar Presswehen prall herausstand, bis sie bei einer Presswehe schließlich platzte. Leicht grünes Fruchtwasser entleert sich mit einem großen Platscher auf die Einmalunterlage, die auf der selbstaufblasenden Isomatte unter mir lag. Schließlich kam er in einer Presswehe herunter. Mit der nächsten Wehe war der Kopf geboren, wenn ich richtig erinnere. Dann entstand eine längere Pause, aber er schrie schon, nur mit Kopf draußen. Schließlich die Schulterdrehung. Mein Mann fing ihn 22:56 Uhr auf.

Die Nabelschnur war so kurz. Weiter kam er damit nicht.

Die Nabelschnur war allerdings so kurz, dass er davon gerade am Ausgang gehalten wurde. Die Nabelschnur sah für mich auspulsiert aus, also haben wir sie durchtrennt. Es suppelte dann doch noch etwas Blut, so dass wir mit dem Nabelschnurbändchen von Eileen abbanden. Mein Mann übernahm ihn, nachdem ich ihn kurz gehalten hatte, denn die Wehen setzten schon wieder ein. Ich tastete den Kopf des Mädchens in Startposition. Keine Querlage. 🙂 Dann eine Presswehe und ich beförderte sie durch mein Becken nach draußen – mit einem Stopp für die Schultern. Mein Mann fing sie 23:05 Uhr auf und entwirrte die Nabelschnur, die zweimal um den Hals war. Sie war noch komplett voll Käseschmiere.

Da waren unsere zwei jüngsten Teammitglieder! Während wir die Ankunft der Babys feierten, kam auch ganz unspektakulär die Plazenta und plumpste unter mir auf die Unterlage, wo ich kniete. Der Blutverlust war so minimal wie bei den anderen Geburten.

Nach dem ersten Bestaunen ging ich duschen. Danach wurde Baby B, das Mädchen, abgenabelt und ich stillte beide zum ersten Mal.

Meine beiden Kamerafrauen verabschiedeten sich schließlich. Alle gingen ins Bett. Nur unsere Große (12) leistete mir noch Gesellschaft. Sie half mir, die Babys zu wiegen und anzuziehen. Ich aß noch was im Schein der Geburtskerze: meinen Mamas Spezialquark. *g* Dann trug ich meine beiden Frischlinge hoch ins Bett und ging irgendwann nach 2 Uhr schlafen.

Samuel: 2850g, 49 cm lang, 34 cm KU

Sarah: 2870 g, 49 cm lang, 34 cm KU

Die Geburt war eine meiner leichtesten. Vielleicht weil der Kopfumfang kleiner als bei den Einlingen war? Die klassische Übergangsphase mit den bekannten Gedanken, es nicht mehr auszuhalten, kam gar nicht. Auch mein Beckenboden war hinterher kaum mitgenommen und schnell wieder in der gewohnten Verfassung. Im Nachhinein würde ich lieber nochmal ne Zwillingsgeburt machen als nen Einling zu kriegen. Nur das Danach ist mit einem doch lauschiger. Wobei ich mich eigentlich nicht beklagen kann. Die zwei sind echt brav und ich bekomme fast immer genug Schlaf.

Eine freie Geburt 15 Tage nach Termin

Die Mama im folgenden Bericht entscheidet sich beim dritten Kind für eine Geburt nur mit ihrem Mann. Schließlich muss sie bis 15 Tage nach Termin ausharren, um ihr Wunder in Empfang nehmen zu können.

Die freie Geburt von Lone *14.7.2019

Völlig überraschend hat sich die kleine Dame in meinen Bauch geschlichen und nur durch Zufall und der Hartnäckigkeit meiner Freundin sei Dank, erfuhren wir am 5.11.2018 von unserem dritten Wunder. Ende August des gleichen Jahres mussten wir leider ein Baby aus den Bauch in den Himmel gehen lassen. Mit einer erneuten Schwangerschaft hatte keiner gerechnet, aber unsere Gebete nach Veränderung in unserem Leben wurden mit voller Liebe beantwortet. Die Schwangerschaft war kurz gesagt, wie auch bei den beiden Kindern zuvor, sehr anstrengend. Das volle Programm von Kreislaufproblemen, Übelkeit, Sodbrennen bis zum Erbrechen und einer Symphysenlockerung nach einem Sturz und damit verbundenen Schmerzen war leider allzeit präsent. Verständlich ist daher, dass die Nerven beim Überschreiten des ET völlig blank lagen. Ich weiß nicht, wieviele unzählige Gespräche ich mit meinem Herrn im Himmel geführt habe, war kurz vorm „Aufgeben“, zweifelte an den Fähigkeiten meines Körpers, haderte mit mir selbst. Nach 11 Tagen über ET bot mir meine Hebamme einen „Wehencocktail“ an, sie sah meine Not und wollte mir gerne helfen. Ich kaufte die Zutaten, weinte auf der Rückfahrt im Auto bitterlich. Seit Monaten hatten Tim und ich uns nun auf die Geburt vorbereitet, hatten um eine interventionsfreie Schwangerschaft gekämpft und unsere Pläne zu Hause alleine zu entbinden verteidigt – warum sollte ich jetzt eingreifen MÜSSEN? Ich fühlte mich nicht wohl und Tim stärkte mir den Rücken, weiter abzuwarten. Auch meine Hebamme war am nächsten Tag glücklich mit meiner Entscheidung abzuwarten und bestärkte uns zusätzlich. Unser Ausharren und Beten wurde bei ET +15 beantwortet.

Nach dem Aufstehen um 10 Uhr fingen leichte Wehen an. Allerdings glaubte ich absolut nicht an Geburtsbeginn, denn diese Wehen kannte ich nur zu gut von mittlerweile unzähligen „Fehlalarmen“. Auch mein vorhandener Appetit ließ nicht auf Geburtsbeginn schließen. Nach dem Frühstück hab ich mich auf meinen Gymnastikball begeben und ins Tragetuch gehangen. Gegen 11 Uhr bemerkte ich beim Bearbeiten der Wehen, dass mich zunehmend die laute Kulisse der beiden großen Kinder störte. Als mein Mann dann noch (zu recht) mit den Kindern schimpfte, war ich super angespannt und bat meinen Mann energisch für Frieden zu sorgen. Mein Mann sagt rückblickend, dass dies der Moment war, an dem er wusste, dass es jetzt losgeht. Leider fühlte ich mich auch weiter durch das rege Leben im Haus abgelenkt, so dass ich Tim bat, die Kinder zu meiner Mutter zu bringen. Bei ihr wäre das Zurückrudern bei einem Fehlalarm nicht so „peinlich“. Kurzzeit war ich enttäuscht, da ich ihnen beiden frei stellen wollte dabei zu sein. Aber es war die richtige Entscheidung – für Tim und für mich.

Bis ca. 13 Uhr glaubte ich nicht an den Geburtsbeginn, aber als ich dann das erste mal das Bedürfnis verspürte, die Geburtsplaylist zu starten, waren auch meine Gedanken in Richtung Geburtsarbeit fokussiert. Passend dazu erklang das erst Lied von „Hillsong – Be still“, was ich oft vorher gehört habe, wenn meine Gedanken zu viel kreisten. Die Wehen kamen von Beginn an in kurzen Abständen – ich schätze max. 3-4 Minuten. Sie nahmen einfach stündlich an Intensität zu. Ich erlebte sie zum ersten mal sehr intensiv als „Arbeit“ und nicht als Schmerz. Tim und ich lachten viel, beteten, hielten einander, fragten unser Kind, wie es ihm geht – und ja, wir bekamen immer eine Antwort. Ob durch Bewegung, einen Tritt oder Schluckauf. Eine unbeschreibliche, tiefe Verbindung herrschte zwischen uns dreien. Ich trank viel, lutschte zwischendurch einen Traubenzuckerlolli, weil mir etwas übel war. Das tat gut. Ich merkte zunehmend, dass ich Richtung Übergangphase unterwegs war, am meisten daran, dass ich anfing zu schwitzen und kleine Gedanken des Zweifels aufkamen. Schaff ich das wirklich? Bisher sind die Übergangsphasen von der Hebamme „beendet“ worden, indem die Fruchtblase eröffnet wurde. Schaff ich das jetzt alleine? Tim schrieb unserer Hebamme (die leider ohne Versicherung für die Geburt ist) eine Nachricht, dass das geplante CTG heute Abend wohl nicht mehr stattfindet, wir uns aber für die U1 melden würden. Er schrieb ihr zudem, dass er schätzte, dass ich mich Richtung 7cm befinden würde. Wahnsinn oder? Was hab ich für einen tollen Mann!

Gegen 15.30 Uhr nahmen die Wehen Fahrt auf, besonders im Unterbauch Richtung Oberschenkel und Kreuzbein. Gut, dass ich vorher vom „Türrahmenwehen“ gelesen hatte. Was war das eine Erleichterung!!! Und gut, dass wir massiv gebaut haben 😉 Vorher hatte ich selbst versucht zu ertasten, wo wir uns befanden, aber ich fühlte NICHTS. Keinen Muttermund noch irgendwas, was sich nach Kopf anfühlte. Ich war zugegebenermaßen enttäuscht, aber vertraute zu dem Zeitpunkt meinem Körper. Nach über einer Stunde starker Wehen wurde noch mal der Ofen angeheizt. Ich war sicher in der Übergangsphase, aber auch nach erneutem Tasten, NICHTS. Der Türrahmen und ich waren beste Freunde und mein Mann die beste Unterstützung, die man sich erdenken kann. Ruhig, gelassen, voller Vertrauen in mich und das Baby sprach er uns gut zu, ermutigte mich auch nach 40x „ich kann nicht mehr“.

Gegen 17.15 Uhr war der Höhepunkt der Intensität erreicht. Ich überlegte im Türrahmen vom Badezimmer stehend, ob ich es zum Telefon schaffe und 112 rufen soll, zweifelte aber an geeigneten Narkosemitteln auf dem Rettungswagen, die ich gerne hätte haben wollen. Ich wollte weglaufen, einfach hier aufhören. Das Gefühl kannte ich und trotzdem übermannte mich es erneut. Die Tatsache, dass ich bereits Druck verspürte, ließ mich noch mal vorsichtig versuchen, meinen Muttermund zu tasten. Wieder NICHTS. Endlose Weite, aber kein Muttermund, Kopf oder Fruchtblase. Ich fing an unruhig zu werden, veratmete die nächste Wehe wieder im Türrahmen und während einer erneuten Wehen mit Druck musste ich etwas mitschieben. In diesem Moment tropften zwei kleine Tropfen Blut auf die Fliesen. Der Höhepunkt der Unsicherheit war bei mir erreicht. Ich meinte zu Tim, dass Blut nicht gut sei. Er war total entspannt und meinte, dass es doch normal sei, wenn der Muttermund sich öffnet, dass es auch mal blutet – oder es sei vielleicht der Schleimpfropf, der sich löst. Wie weise er ist, dachte ich und war wieder beruhigter. Trotzdem zweifelte ich noch an der eigenen Fähigkeit, diese Fruchtblase zum platzen zu bringen. Der Druck war unbeschreiblich und so intensiv, wie bei noch keiner Geburt. Aber laut meinem Tasten war ja noch kein Kopf ansatzweise Richtung Ausgang unterwegs.

Interessanterweise wollte ich gegen 17.35 Uhr die nächste Wehe nicht mehr im Türrahmen stehend erleben, sondern wieder ins Wohnzimmer in mein Tragetuch. Ich kam gerade noch auf meine Gymnastikmatte mit Einmalunterlage drauf, hing mich ins Tuch und die nächste Wehe kam. Diese fühlte sich völlig anders an. Es brannte leicht im Bereich des Muttermundes und der Druck „bewegte“ sich. Ich spürte den Kopf, der sich nach vorne schob. Ich sagte Tim, dass sich der Kopf eindreht, war aber der Annahme, dass er sich noch „oben“ im Geburtskanal befand. (Ich hatte ja kurz vorher NICHTS er tastet.) Tim kniete hinter mir und beantwortete meine Frage mit: „Ich seh den Kopf, der Kopf kommt.“ Ich dachte, er meint, dass er einen kleinen ersten Teil sieht, aber dem war nicht so. Die Blase sprang, der Kopf wurde geboren, den kurzen Widerstand des Kinns konnte ich am Damm spüren und ohne Pause drehten sich die Schultern ein und Tim sagte: „Sie kommt – ich habe sie.“ Mit dem Aussprechen hatte er sie aufgefangen. Sie weinte sofort, auch wenn ich sie noch nicht sah. Ich war sprachlos. Vor 4 Minuten hatte ich noch nichts tasten können und jetzt schrie sie. Ich begriff gar nichts. Tim reichte sie mir durch die Beine (ich habe sie im Stehen geboren) und ich entwirrte die Nabelschnur die um Hals und Bauch gewickelt war. Sie war rosig, die Hände und Füße leicht blass/livide, aber ansonsten strotzte sie vor Leben, schaute mich ungläubig an. Mindestens genauso ungläubig schaute ich Tim an. Wahnsinn. 17.41 Uhr. Sie ist da, wir drei haben es geschafft – und wie?! Genau dort, wo Tim und ich von Beginn an gesagt haben, hier kommt sie zur Welt. Punktlandung – für alle.

Ich setzte mich aufs gegenüberstehende Sofa, hielt dieses wunderschöne Mädchen in meinem Arm und wir genossen den Moment. Heilig beschreibt es am besten. Die Geschwister waren 15 Minuten nach der Geburt bei uns, bestaunten dieses Wunder.

Die Geburt der Plazenta war nochmal mit starken Wehen verbunden, sodass wir uns nach einer Stunde doch fürs Abnabeln entschieden, damit ich mich besser bewegen kann. Geboren habe ich die Plazenta dann ca. eine Stunde später in der Dusche. Nochmal ein Wunder, diese in den Händen zu halten. Ehrfurcht beschreibt diesen Anblick wiederum am besten. Nach der Geburt der Plazenta ging es mir prächtig. Ich habe während der gesamten Geburt kaum geblutet, legte mich mit der Kleinen ins Bett, wir stillen und kuschelte und nach insgesamt drei Stunden kam unsere Herzens-Hebamme und führte die U1 durch. Alles bestens, genauso wie bei mir. Keine Verletzungen, die Plazenta war vollständig und wurde der Tiefkühltruhe zugeführt. 😉

Ich hatte bisher eine vorbildliche Rückbildung, trotz minimalster Nachwehen, der Milcheinschuss war heftig, aber ist nun auch bereits überwunden. An Tag 9 postpartum bin ich immer noch überwältigt von den Ereignissen und kann nicht fassen, dass unser Traum in Erfüllung ging – noch viel segensreicher als ausgemalt. Wie froh bin ich über meinen Mann, den kein Wort der Welt beschreiben kann und über meinen Herrn im Himmel, der sich für mich in diesem Wunder und den Geschehnissen verherrlicht hat.

„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzem Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Auf all deinen Wegen erkenne nur IHN, dann ebnet er selbst deine Pfade.“ Sprüche 3, 5-6

Aus Peru: Zweites Kind, zweite Alleingeburt

Die Mama in diesem Bericht erzählt von ihrer zweiten Alleingeburt. Genau wie die erste Geburt findet sie in Südamerika statt.

Im Folgenden möchte ich euch von meiner zweiten Alleingeburt im Ausland erzählen. Am 05.12.2016 kam unsere erste Tochter Mia Lorena in Paraguay zur Welt. Die Geburt war für mich ein kraftvolles und energetisches Ereignis. Ein Bericht dazu gibt es hier auf Sarahs Blog. Ebenso ein Video auf unserem YouTube-Kanal.

Jetzt zur Geburt unserer zweiten Tochter Enya Marie. Sie erblickte das Licht der Welt am 12.05.2019 (man beachte das Zahlenspiel zu Mia Lorena <3 ). Mittlerweile waren wir allerdings umgezogen und so fand diese Geburt in Peru statt. Da wir noch keinen festen Wohnsitz haben, leben wir aktuell in einer Stadt in einem kleinen Haus zur Miete. Deshalb war es für mich sehr wichtig, dass diese Geburt leise vonstatten ging. Ich wollte verhindern, dass die Nachbarn oder der Vermieter aus Sorge den Krankenwaagen rufen, weil Hausgeburten in Peru mittlerweile ungern gesehen sind. Ich sprach in der Schwangerschaft zu meinem noch ungeborenen Kind und erzählte ihm von meinen Vorstellungen der Geburt. So wünschte ich mir eine schmerzarme und schnelle Geburt. Die Tage um den Geburtstermin herum wurde ich zunehmend ungeduldiger und nervöser. Ich wollte unseren Nachwuchs endlich in den Arm nehmen und nicht länger die immer größer werdende Bauchkugel vor mir her tragen. Einen Tag nach ET war es dann soweit. Um 6 Uhr Morgens erwachte ich mit leichten Unterleibsziehen, wie sie wohl viele Frauen von der Periode her kennen. Es stellte sich sofort eine innerliche Freude bei mir ein und der Gedanke: “Heute kommt unser zweites Kind zu Welt!“ Mein Mann Sebastian erwachte neben mir im Bett und ich strahlte ihn mit breiten Grinsen an. Nachdem er fragte was sei, sagte ich ihm, dass wir unseren für diesen Tag geplanten Ausflug nicht machen werden, da es heute soweit sei und unser Kind sich auf den Weg machen würde. Wir starteten also in den Tag. Alles ging seine alltägliche Routine. Wir frühstückten, kümmerten uns um unsere erstgeborene Tochter und erledigten Hausarbeiten. Die Wehen kamen und gingen, völlig schmerzlos aber mal stärker dann wieder schwächer. Zwischendurch dachte ich schon, sie haben aufgehört aber dann kam wieder eine und so verlief der ganze Vormittag. Zum späten Vormittag hin war ich mir zwischendurch auch nicht mehr sicher, ob das jetzt Geburtswehen sind oder nicht. Mein Unterbewusstsein wusste es, aber jetzt fing mein Ego an, dies in Frage zustellen. Bei der Geburt von Mia, da ging alles so gestaffelt … zack, zack und jetzt scheinen die Wehen zu kommen und zu gehen wie sie wollen. So entschied ich eine warme Dusche zu nehmen. In der Hoffnung danach Gewissheit zu haben, ob die Geburt jetzt beginnt oder nicht. Nachdem ich mich an dem Morgen bestimmt schon das fünfte Mal entleert hatte, stieg ich also unter die Dusche aber irgendwie blieb der gewünschte Effekt aus. Die Wehen waren nicht verschwunden aber auch nicht stärker oder gar mehr geworden. Etwas deprimiert nahm ich dies zu Kenntnis und empfing einfach jede Wehe so wie sie kam. Sei sie schwach und kurz oder länger und stärker. Gegen Mittag waren die Wehen immer noch unregelmäßig, dennoch empfand ich es mittlerweile als angenehmer, wenn ich die kommenden Wellen im Gehen empfangen konnte. Ich hatte bei weitem noch keine Schmerzen, aber sie waren deutlicher zu spüren und im Sitzen einfach unangenehm. So aß ich mein Mittagessen mit kleinen Laufpausen im Raum und freute mich mit jeder Wehe mehr auf die bevorstehende Geburt. Jetzt schien mein Verstand wieder mehr der Meinung gewesen zu sein, dass es wirklich los geht. Ich fing auch vermehrt damit an, dass ich mir mit jeder Welle mein Mantra sagte: „Ich bin weit und offen. Jede Wehe bringt mich näher zum Kind!“ Gegen 13 Uhr waren die Kontraktionen so stark, dass sie jetzt meine ganze Aufmerksamkeit verlangten. So kam es mir sehr gelegen, dass mein Mann mit Mia das Haus verließ, um draußen im Auto zu spielen (das macht unsere Tochter sehr gerne). Derweilen hatte ich mich meiner Kleidung erledigt, weil ich sie nicht mehr tragen wollte. Die Wellen wurden jetzt regelmäßig und sehr präsent. Ich empfand es immer noch am angenehmsten, diese im Laufen bzw. Stehen zu empfangen. In den Pausen saß ich auf dem Gymnastikball. Manchmal kam Sebastian ins Haus, um für unsere Tochter Essen oder Trinken zu holen. Ich empfand das manchmal als störend. Ich bin jemand, der in dieser Phase der Geburt völlige Konzentration braucht und ich mag dabei nicht gestört oder gar angefasst werden. Nachdem mein Mann mich das eine oder andere fragte und ich nicht mehr konkret darauf antworten konnte und wollte, merkte er wahrscheinlich auch, dass es jetzt nicht mehr lange dauern könne und machte die Kamera an. Wie es meinen Wünschen entsprach, war ich wieder alleine, bei mir und meinem Kind. Ich war ganz konzentriert, um jede Wehe anzunehmen und mich nicht dagegen zu wehren. Denn ich merkte, sobald ich das tat, war es viel schmerzvoller. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht Schreien oder Tönen müssen. Das Einzige was ich machte um mit der Welle besser umgehen zu können war, dass ich die Luft zwischen meinen Lippen entweichen ließ. Dies reichte völlig aus. Dann ging alles sehr schnell. Ich stand noch in der Küche, um mich auf die kommende Wehe vorzubereiten und merkte plötzlich das ich einen Druck nach unten spürte. Jetzt wollte ich meine Geburtsposition einnehmen und so ging ich auf die vorbereitete Matte in den Vierfüßler, um dort die Kontraktionen empfangen zu können und dann war es soweit. Der Pressdrang setzte ein. Sofort rief ich nach meinem Mann. Schließlich wünschte ich mir so sehr, das er unser Kind diesmal auffangen möge. Das erste, was ich da aus mir drückte, war jedoch nicht das Kind, sondern die Fruchtblase, die mit einer kleinen Explosion wirklich platzte und eine kleine Sauerei auf dem Boden hinterließ. Das Fruchtwasser war grün, unsere Tochter hatte also Stress. Dies machte mir jedoch keine Sorge, da ich bereits Pressdrang hatte, würde sie ja jederzeit da sein und so folgte in den nächsten Wehen schon ihr Kopf, der sich nach unten drückte. Ich hatte das Gefühl, dass es zu schnell ging und so versuchte ich etwas zu Hecheln, damit ich mir mehr Zeit gab, um die Dehnung nicht zu schnell passieren lasse. Es dauerte dennoch nicht lange und der Kopf war geboren. Ich hörte sie bereits schreien. Ab da schien die Zeit für mich still zu stehen. Ich sagte meinem Mann, der bereits hinter mir hockte, dass ich auf die nächste Welle warten müsse, welche sich gefühlte drei Minuten Zeit lies, bis sie kam. Ich drückte mit und spürte deutlich die Schulterdrehung. Um 13:45 Uhr Ortszeit in Peru empfing der stolze Papa unsere zweite Tochter. Unsere ältere Tochter holten wir sofort ins Haus und zeigten ihr stolz ihre jüngere Schwester Enya Marie, die mit 2950g Gewicht und 34,5cm Kopfumfang zur Welt kam. Nach ungefähr 45 Minuten kam dann auch die Plazenta, welche ich auf Vollständigkeit überprüfte. Nach weiteren acht Stunden haben wir dann Enya abgenabelt. Ich bin so stolz, dass ich wieder eine so wundervolle Geburt erleben durfte. Eine Geburt, die alle meine Wünschen erfüllt hat. Sie war für mich schmerzarm und schnell. Kein Nachbar hat etwas mitbekommen. Des weiteren hat mein Mann unsere Tochter aufgefangen und als erster in Empfang genommen, genauso wie ich mir das vorgestellt habe. Ich habe nur einen kleinen Riss an einer inneren Schamlippe gehabt, welcher von alleine sehr gut verheilt ist. Bei einem weiteren Kind werde ich wieder diesen Weg gehen. Es fühlt sich für mich als das einzig Richtige an. Mein Mann ist ebenfalls sehr stolz auf mich und erzählte mir, dass es für ihn den Anschein erweckt hätte, als hätte ich das Kind mal ebenso nebenbei bekommen.

Hier der Link zum aktuellen Video:

Alleingeburt im Wasser beim 3. Kind

Die Mama im folgenden Bericht entscheidet sich nach zwei Klinikgeburten für eine Hausgeburt, begleitet nur von ihrem Partner.


„Die laufende Inhaltsanalyse für Geburtsberichte“ – so hat mich mein Freund in den letzten Schwangerschaftstagen scherzhaft genannt, wenn ich wieder einmal vor dem Notebook saß und gelesen habe. Ich weiß nicht, ob es diesen Bericht über eine Alleingeburt geben würde, wenn nicht so viele Frauen im Internet offen ihre Geburtserlebnisse geteilt hätten. Von daher ist es für mich selbstverständlich, dass ich nun auch meine Geschichte erzähle.
Meine ersten zwei Jungs sind beide in derselben Klinik zur Welt gekommen (2013 und 2015). Bei der ersten Geburt wurde ich von einer jungen, unsicheren Hebamme begleitet. Das hatte die üblichen Interventionen zur Folge: Einleitung nach unerkannten Blasenriss, Einlauf, vorgeschriebene Geburtsposition, Baustrahler (!), Wehenmittel für die Geburt der Placenta… Die Geburt war nicht traumatisierend, aber im Nachhinein ärgere ich mich doch sehr über die vielen Einmischungen, die die Geburt erschwert und ihr ein bisschen das Magische genommen haben. Die zweite Geburt war schon auf Grund meiner Erfahrung deutlich selbstbestimmter. Die Hebamme war viel entspannter und ist erst in der Pressphase richtig anwesend. Als ich dann mit Kind 3 schwanger war, las ich zum ersten Mal einen Geburtsbericht über eine Alleingeburt. Zuerst hielt ich Alleingeburten für fahrlässig und unverantwortlich. Aber dann begann ich zu lesen (Geburtsberichte, „Alleingeburt“ von Sarah Schmid, Fachartikel etc.) und hörte die nächsten 9 Monate nicht mehr auf. Am Ende habe ich mich für eine Alleingeburt entschieden, weil es bei uns im Umkreis von 90km keine Hebamme mehr für Hausgeburten gibt und die Klinik nicht die besser Alternative war. Die Gefahr unter der Geburt von einer Hebamme/Arzt begleitet zu werden, deren Eingriff in den natürlichen Geburtsverlauf das Risiko einer medizinischen Intervention erhöht hätte, wollte ich nicht riskieren. Ohne meinen Freund, der mich sofort unterstützt hat und mir die Alleingeburt ohne zu Zögern zutraute, hätte ich den Versuch allerdings nicht gewagt. Für mich passt der Name „Alleingeburt“ deshalb auch eigentlich nicht – ich war nicht alleine, mein Partner war immer bei mir – als Masseur, Stützte, Koch, Unterhalter oder Fotograf.


Aber nun zum eigentlich Teil: die Geburt. Am Abend zuvor lag ich, wie so oft in den letzten Tagen mit Übungswehen im Bett wach, dachte mir aber nicht viel dabei. Am nächsten Morgen brachten wir um 6 Uhr morgens die Kinder zu ihren Großeltern – mein Freund musste arbeiten und die Kinder sollten den Tag dort verbringen, damit ich nochmal etwas Ruhe hatte. Auf der 10 minütigen Fahrt hatte ich zwei sehr deutliche aber schmerzfreie Wehen. Als auf der Rückfahrt die Wehen weiterhin kamen, bat ihr meinen Freund, seine Termine am Morgen abzusagen. Durch die tagelangen Übungswehen war ich allerdings sehr unsicher, ob sich das Ganze nicht wieder als Fehlalarm herausstellen würde. Wir begannen deshalb den Tag mit einem langen Spaziergang in der Morgensonne. Dabei wurden die Wehen immer intensiver (wenn auch immer noch schmerzfrei). Wir entschieden uns also den Ofen im Geburtszimmer anzumachen und den Geburtspool mit Wasser zu füllen. Ich habe alle meine Kinder im Wasser bekommen und wollte auch zu Hause nicht auf den Luxus verzichten. Die Wärme entspannte mich auch sofort als ich in die Wanne stieg. Vielleicht entspannte sie mich auch etwas zu sehr, denn die nächsten 3 Stunden verbrachte ich mit Essen, Unterhalten und Film schauen im Wasser. Erst ganz langsam wurden die Wehen wieder intensiver, waren aber mit einer Massage des Steißbeins von meinem Freund immer noch sehr gut zu veratmen. Gegen 12 Uhr merkte ich, dass mein Kreislauf mit der vielen Wärme (Wasser und Ofen) langsam Probleme bekam. Zwischendurch versuchte ich immer wieder meinen Muttermund zu tasten – aber ganz ehrlich – so eine richtige Orientierung habe ich bis zum Schluss nicht gefunden. Schweren Herzens entschloss ich mich aus der Wanne zu steigen und veratmete einige Wehen im Türrahmen. Der Druck auf das Steißbein tat unheimlich gut. Doch dann wurde es plötzlich ziemlich schnell unangenehm. Niemand war da, der mir sagte, wie weit mein Muttermund ist, wie lange es noch dauert, ob ich alles richtig mache – die Antwort auf diese Fragen lagen alle bei mir. Ich konnte mich in den letzten Minuten der Eröffnungsphase nicht so sehr fallen lassen, wie bei den Klinikgeburten. Der Muttermund war (nach meinen Tastversuchen) noch nicht vollständig geöffnet und trotzdem waren die Wehen so heftig, dass meine Entspannungstechniken nicht mehr funktionierten. Es tat weh und ich wollte das es aufhört. Ich stand im Türrahmen und begann, mit den Wehen langsam und vorsichtig nach unten zu drücken. Es waren eindeutig noch keine Presswehen aber es fühlte sich gut an und machte die Schmerzen erträglicher. Da ich Angst hatte, bei vorzeitigen Pressen etwas „kaputt zu machen“, schob ich nur vorsichtig mit. Dieser Zustand dauerte ca. 10min und war durch die Verunsicherung und die Schmerzen die anstregenste Phase. Dann endlich platzte die Fruchtblase. „Jetzt beginnen gleich die richtigen Presswehen“, schoss es mir durch den Kopf und ich stieg schnell wieder in die Badewanne. Das warme Wasser entspannte mich augenblicklich und ich bereute es etwas, nicht früher wieder ins Wasser gegangen zu sein. Wie vermutet begannen nun die richtigen Presswehen. Die Umstellung des Körpers von Übergangs- zu Austreibungsphase war bei allen drei Geburten faszinierend. Es ist, als wäre der stechenden, atemraubende Schmerz plötzlich von einer Sekunde auf die andere verschwunden. Die Presswehen empfand ich auch diesmal als wenig bis gar nicht scherzhaft. Natürlich spürt man die Dehnung und das Brennen, wenn das Köpfchen sich nach vorne schiebt, aber es ist viel angenehmer, als die Übergangsphase kurz zuvor. Die Tatsache, dass ich nun endlich etwas aktiv „machen“ konnte, um die Geburt vorwärts zu bringen, nahm mir fast vollständig die Schmerzen. Bei den ersten beiden Geburten bin ich leider nie auf die Idee gekommen, den Austritt des Köpfchens mit der Hand zu begleiten. Nun hing ich im Vierfüßlerstand über den Rand der Wanne und tastete bei jeder Wehe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich merkte, wie sich das Köpfchen vorwärts schob und wieder zurückzog. Ich tastete die Haare und die weiche Haut. In der Klinik mit angeleitetem Pressen war dieser Moment viel unbewusster. Das Kind wurde von jemand anders aus mir herausbegleitet (ich war nur für das Pressen zuständig). Nun war ich diejenige, die es begleitete. Als das Köpfchen zur Hälfte draußen war musste ich lachen vor Freude und Glück. Angst, dass etwas nicht stimmen könnte (Nabelschnur, Herztöne etc.) hatte ich keine mehr. Mit der nächsten Wehe war das Köpfchen geboren. Nun war aller Druck weg. Ich war einfach nur glücklich und in der relativ langen Wehenpause unterhielt ich mich mit meinem Freund. Ich fühlte das Köpfchen vom Baby und die kleinen Ohren und mein Freund erzählte mir, wie das knautschige Gesicht aussah. Dann kam die nächste Wehe, die Schulter drehte sich (ein tolles, unbeschreibliches Gefühl) und 15.03 Uhr war unser drittes Kind geboren. Ich hob es langsam aus dem Wasser und es schrie sofort los. Sehr rosig und fast gar nicht blau lag es nun endlich in meinen Armen. Geschafft. Endlich. Ich hatte mein Kind alleine zur Welt gebracht und war stolz und glücklich. Nach ein paar Minuten schauten wir auch nach, was es geworden war: ein Junge, der entgegen der Prognose des Frauenarztes kein zu kleines, untergewichtiges Baby war, sondern ganze 3850g wog. Leider ging uns im diesem Moment das warme Wasser aus und so musste mein Freund während ich noch selig in der Wanne lag (und mich weigerte raus zu kommen) mit dem Wasserkocher nachhelfen. Vor zwei Punkten hatte ich bei der Alleingeburt am meisten Angst: das Kind atmet nicht oder meine Blutungen sind zu stark. Im Wasser lies sich der Anteil vom Blut nur sehr schwer einschätzen. Nach kurzer Zeit war das ganze Wasser rot. Ich wollte dennoch für die Nachgeburt im Wasser bleiben. Trotz meiner Sorgen vorher, hatte ich plötzlich keine Bedenken mehr wegen der Blutmenge. Ich fühlte mich gut – kräftig und kaum erschöpft – das gab mir die Zuversicht, dass die Blutungen nicht so stark sein können. Nach 30min kam dann endlich die Plazenta. Jedenfalls ¾ davon. Sie blieb quasi auf dem Weg nach draußen stecken und so saß ich nun in der Badewanne mit der Plazenta zwischen den Beinen und wusste nicht so recht weiter. Davon hatte ich noch in keinem Geburtsbericht gelesen. Durfte ich den Rest herausziehen? Ich entschied mich dafür die nächste Wehe abzuwarten. So saß ich da eine viertel Stunde. Dann hatte ich keine Lust mehr. Wir trennten die Nabelschnur durch und mein Partner nahm mir das Baby ab. Ich hockte mich in der Wanne hin und zog sehr vorsichtig mit Pressen den Rest der Plazenta heraus. Dann stieg ich endlich aus dem Wasser und machte es mir auf dem Sofa bequem. Der kleine Jorin lag in meinem Arm und machte die ersten Trinkversuche. Niemand war da, der uns in diesen ersten intimen Momenten zu Dritt störte. Nach drei Stunden riefen wir die Hebamme an. Ich wollte gerne jemanden haben, der sich noch einmal die Plazenta anschaut und meine Gebärmutter abtastet. Natürlich wusste sie nichts von der Alleingeburt und da sie mich während der Schwangerschaft nicht begleitet hatte, war ich mich wegen ihrer Reaktion unsicher. Eine Hebamme, die mir einen Vortrag über Risiken und mein unverantwortliches Handeln gehalten hätte, hätte die ganze Atmosphäre zerstört. Aber ich hatte Glück. Die Hebamme schien sich sogar zu freuen und war völlig positiv eingestellt. Die Plazenta war in Ordnung und ich hatte keinerlei Geburtsverletzungen davon getragen.

„Kraftvoll, intensiv und wunderschön“ – Alleingeburt beim dritten Kind

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr drittes Kind – daheim im Pool, unterstützt nur von ihrem Mann. Die Hebammen treffen zur Plazentageburt ein.

ET+4… wow – dass wir über den Termin gehen, hätte ich nicht für möglich gehalten, wo doch schon lange alles geburtsreif ist und ich immer wieder Wehen habe.

Etwas genervt und unentspannt lege ich mich also am späten Abend des 3.11. ins Bett, diesen Tag gedanklich schon abgehakt. Mein Mann neben mir schläft sofort ein. Ich liege noch etwas wach, verbinde mich mit meinem Baby, höre in mich hinein. Alles ist gut, so wie es ist. Beruhigt und deutlich entspannter schlafe ich ein. Dann werde ich wach. Huch, war das eine Wehe? Naja, kenne ich ja schon. Bevor ich die Augen schließe, schaue ich einmal auf die Uhr: 2:44. Ich bin kurz davor wegzunicken, da kommt die nächste Wehe. Autsch, das hat jetzt aber weh getan. Noch unsicher, ob es tatsächlich los geht, aber voll innerer Unruhe wecke ich meinen Mann. „Schatz, ich glaube es könnte soweit sein“. Wir stehen auf, gehen nach unten ins Wohnzimmer, ich friere furchtbar. Mein Mann stocht den Kachelofen an, ich setze mich auf die Ofenbank und wärme mich auf. Langsam lässt das Frösteln nach. Die nächste Wehe. Okay, ich glaube es geht los. Ich verspüre den Drang mich zu bewegen, schleiche wie eine Löwin umher. Ich glaube ich muss zur Toilette. Mein Darm entleert sich und ich bemerke Zeichnungsbluten. Jetzt bin ich mir sicher, dass das kein Fehlalarm ist. Ich erzähle meinem Mann davon, er bereitet alles vor: der Geburtspool steht schon, Wasser muss her. Meine Wehen veratme ich auf der Yogamatte, über dem Stuhl, über der Arbeitsplatte,… zwischendurch tigere ich durchs Haus. Kalt ist mir nicht mehr. Zwischen den Wehen scherzen mein Mann und ich, dabei denke ich: „Verdammt, ich hatte vergessen, wie weh das tut. “ Im Hintergrund läuft meine ausgesuchte Geburtsmusik: Regenwaldmelodien, Delfingesang, Meeresrauschen. Das Licht ist warm und beruhigend. Mein Mann läuft umher und holt dies und jenes – mach mich nicht nervös mit deinem Rumgerenne! Da rollt die nächste Welle heran, ich knie mich auf die Yogamatte, stütze mich auf die Couch, konzentriere mich auf meine Atmung und die Musik – knack – ok, das war die Fruchtblase. Mit der nächsten Wehe tröpfelt es aufs Handtuch. Wann ist dieser verdammte Pool endlich voll? – 20 Minuten braucht er mindestens noch. Na toll. Die Wellen rollen mit stärker werdender Kraft heran. Ich habe Mühe, ihnen Stand zu halten. Ich versuche, mich ihnen hinzugeben. Nach einer gefühlten Ewigkeit (wie spät ist es eigentlich?), darf ich ins wohltuende Wasser steigen. Erinnerungen meiner letzten Geburt kommen mir in den Sinn. Die Intensität nimmt zu. Meinem Mann sage ich, er solle sich nun endlich zu mir setzen. Er bringt mir ein Schälchen mit aufgeschnittener Orange zum dran riechen gegen meine Übelkeit. Das tut gut. Ein paar mal muss ich würgen, jedoch nicht erbrechen. Mein Mann streichelt meinen Rücken, lässt Wasser über mich plätschern, massiert mich, gibt mir Kraft, die ich nicht habe. Zweimal fühle ich nach unten – ist da schon ein Köpfchen? Nein. Mein Mann fragt mich, ob er nun die Hebamme rufen soll und ich bejahe. Dann kommen sie, die unbarmherzigen Wellen, mit einer gewaltigen Urkraft. Ich kann nicht mehr, ich schaff das nicht mehr lange. Ich sage meinem Mann, dass ich das Gefühl habe, zur Toilette zu müssen. Er fragt mich unsicher, ob er mir heraushelfen soll. Ich verneine. Unaufhörlich kreise ich während und zwischen den Wehen mein Becken, anders kann ich es kaum aushalten. Mit der nächsten Wehe verspüre ich den Drang zu pressen. Mein Mann hält mich, hält meine Hand. Ich spüre das Köpfchen, es möchte nun geboren werden. Ich bitte meinen Mann, mich ganz fest zu halten. Mach ich, mein Schatz. Mit der nächsten Wehe, die mich unheimlich viel Kraft kostet (Kraft? Wo nehme ich die her?), ist der Kopf geboren. Gleich geschafft! Ich atme auf. Mein Mann schaut und sagt ganz begeistert: „Die Haare sind ja dunkel!“. Ich sage „Könnte auch Kacka sein“. Er lacht und ich auch, denn ich weiß, gleich halte ich mein Baby im Arm. Die nächste Wehe lässt auf sich warten. Es brennt stark, ich sehne die Wehe herbei. Da ist sie! Und da – da ist mein Sohn. Ich fische ihn aus dem Wasser und lege ihn mir auf die Brust. Er weint nicht, hat die Augen geschlossen, und mein Gott, ist der hübsch. Mein Mann legt uns ein Handtuch über, ich rubble ihn ab, streichle ihn. Rosig wird er, und nach einer Weile schreit er zaghaft. Mein Mann und ich sind selig, so glücklich. Wie spät ist eigentlich? Mein Mann schaut auf die Uhr und schätzt die Geburtszeit: 5:01 klingt gut, nehmen wir ?. Plötzlich klopft es an der Jalousie, die Hebammen sind da. Mein Mann lässt sie hinein, empfängt sie mit „Er ist schon da!“. Sie begrüßen uns, lachen mit uns und bestaunen unser Baby. Kurz darauf gebäre ich die Plazenta. Als die Nabelschnur auspulsiert, nabelt mein Mann unseren Felice ab und ich steige aus dem Pool. Ich fühle mich gleichzeitig so fit und so erschöpft. Dann ruft plötzlich jemand von oben „Maaaamaaaa, Paaaapaaaa!“ Unser Sohn ist erwacht und kommt gemeinsam mit seiner Schwester nach unten, um den kleinen Bruder zu begrüßen. Ganz ehrfürchtig sind sie. Irgendwann, nach dem Standardprozedere wie die U1, verkrümeln wir uns ins Bett. Schlafen wollen unsere beiden größeren Kinder doch nicht mehr, also steht mein Mann mit ihnen auf. Ich bleibe mit Felice im Bett, möchte so gern schlafen, aber kann doch nicht. Immer wieder muss ich ihn betrachten. 3800g pures Glück. Diese Geburt war so kraftvoll, so intensiv, aber doch so wunderschön. Ich bin unendlich dankbar für dieses Erlebnis. ❤️

„Ich wollte ehrlich gesagt keine weitere Geburt“ – Heilsame Alleingeburt beim zweiten Kind

Die Mama im folgenden Bericht bekam ihr erstes Kind im Krankenhaus. Sie war mit dem Erlebnis nicht zufrieden und entschied sich beim zweiten Kind für eine Geburt in Eigenregie. 

Nachdem ich meinen ersten Sohn im Krankenhaus entbunden habe, wollte ich ehrlich gesagt keine weitere Geburt mehr erleben. Vor der Geburt meines Sohnes vor drei Jahren habe ich mich zwar mit Hypnobirthing und Alleingeburt befasst, aber die Alleingeburt habe ich etwas gescheut und das Hypnobirthing funktionierte während der Krankenhausgeburt nur bedingt. Ich kam bis zum Vorbereitungsraum und wurde dort dann von dem Krankenhauspersonal total bedrängt, weil ich nicht “nach ärztlichen Leitlinien“ entbinden wollte. Sprich, ich wollte nicht am CTG liegen oder einen Ultraschall machen, weshalb ich vom Personal massiv bedrängt und genötigt wurde, das doch zu tun. Ich war schon in der aktiven Geburtsphase und nach 2,5 Stunden kam mein Junge dann.
Das im Hinterkopf graute es mir vor einer erneuten Krankenhausgeburt. Einen Tag nach dem errechneten Entbindungstermin ging ich zur Kontrolle ins Krankenhaus. Festgestellt wurde, dass die Plazenta in Ordnung ist, ebenso das Fruchtwasser, Nabelschnur und Kindslage. Mit diesem Wissen ging ich ruhig nach Hause und machte keinen zusätzlichen Termin zum CTG. 7 Tage nach errechnetem Termin dachte ich, meine Kleine muss jetzt kommen und sie kam. Am Abend davor trank ich 1,5 l Himbeerblättertee. Ich ging schlafen, weil ich sehr müde war. Gegen Mitternacht wurde ich wach, weil ich aufs Klo musste. Mein Darm entleerte sich. Gegen 0.30 Uhr bekam ich leichte, periodenartige Schmerzen. Diese wurden immer stärker, ich lief herum, um sie zu verstärken. Als sie stärker wurden, veratmete ich sie über einem Pezziball und hörte dabei Hypnobirthing-Videos auf YouTube. Gegen 3 Uhr waren die Kontraktionen sehr stark. Ich hatte insgesamt drei Presswehen. Die erste schlug ich aus, in dem ich meinen Damm festhielt, weil ich Angst hatte der Kopf würde ihn mir sprengen. Bei der zweiten Presswehe ging ich in die Hocke ’squat‘ und der Kopf war da. Mit der dritten kam der Körper und ich fing die Kleine auf. Nach einem kurzen Verschnaufen ging ich zu meinem Mann und weckte ihn. Er kam zu mir ins Wohnzimmer und wir begrüßten die Kleine in Ruhe. Er wollte wissen, ob ich einen Notarzt brauche, aber das kam mir zu stressig vor.

 

Irgendwann nach circa einer Stunde kam die Plazenta in einem Schwung heraus und die Geburt war beendet. Wir nabelten die Kleine dann mit der Zeit ab, als wir wieder einen sauberen Zustand herstellen wollten. Die Schnur war längst auspulsiert und so schnitt mein Mann sie durch, nachdem er sie mit Zahnseide angebunden hatte.

Nachmittags, als alles dann entspannt war, ließ ich mich zur Kontrolle dann doch in die Klinik fahren, aber den Dammriss ersten Grades wollte der Arzt doch nicht nähen.

Insgesamt war diese Geburt eine schöne, heilsame Erfahrung. Meiner Kleinen geht’s super. Sie ist total ausgeglichen und das Stillen klappt diesmal auf Anhieb und ohne wunde Brustwarzen.

Vom Kaiserschnitt zur Hausgeburt

Eine Mama berichtete von den Geburten ihrer fünf Kinder. Fünf Geburten  die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Ich bin 42 Jahre alt, mein Mann und ich haben bis jetzt 5 Kinder, wir leben im Südwesten Deutschland im ländlichen Raum. Ich finde an meiner Geschichte wird besonders deutlich wie schräg das Geburtshilfesystem in Deutschland mittlerweile ist und welche großartigen Auswirkungen das Vertrauen in die natürlichen Prozesse des Körpers, sowie Selbstbestimmung rund um Schwangerschaft und Geburt haben.

Im Mai 2018 stellte ich fest, dass meine Monatsblutung ausgefallen war und daraufhin per Test, dass ich schwanger bin! Schock, erst mal! Damit hatte ich nicht gerechnet. Wir haben vier Kinder und hatten eigentlich abgeschlossen. Meine Lebenspläne hatte ich für die nächsten Jahre schon in eine andere Richtung gemacht. Es hat ein paar Wochen gedauert, bis wir uns gedanklich gut darauf eingestellt hatten. In dieser Zeit reifte in mir gleichzeitig der Entschluss, die anstehenden Ereignisse als Chance zu sehen.

Meine erste Geburt 2006 war als Hausgeburt geplant gewesen. Irgendwie ahnte ich damals schon, dass es besser wäre, das Kind zu Hause zu bekommen. Allerdings war ich zu blauäugig an die Sache herangegangen. Ich hatte mich allein auf eine Hebamme verlassen und mir keinen Ersatz gesucht. Und ich verließ mich darauf, dass es schon irgendwie laufen wird. Die Informationen über Schwangerschaft und Geburt holte ich mir über zwei dicke Wälzer, deren Informationsgehalt dürftig war. Sobald es ans Eingemachte ging, erhielt man die Anweisung zum Arzt zu gehen. Keine Hintergrundinformation und alles sehr systemkonform (weiß ich jetzt). Wie problematisch dieses „Geburtshilfesystem“ ist und welche Informationen ich zusätzlich gebraucht hätte, um mich seinen negativen Kräften zu entziehen, war mir nicht klar. Es gab keine einzige aufklärende Stimme in meinem Umfeld. Für mich war klar: Kinder kriegen, das gab es schon immer und so viele Frauen haben das schon geschafft, also schaffe ich das auch. Mit dieser Haltung bin ich an alles in meinem Leben herangegangen und hatte damit Erfolg gehabt. Mit so vielen Fallen bei Schwangerschaft und Geburt hatte ich allerdings nicht gerechnet.

2006:

Die Hebamme war nicht verfügbar zu diesem Zeitpunkt (Blasensprung). Sie sagte mir, es täte ihr leid und ich solle in die Klinik gehen. Dort passierte folgendes: Kind stellte sich nicht ins Becken ein, Geburtsstillstand, Wehensturm, PDA, Kaiserschnitt. (dortige Hebamme war schon 24 h im Dienst, betreute 3 Frauen gleichzeitig) Und das bedeutete es für mich: Überfahren, extrem mies fremdbestimmt, Versagen, extreme Stillschwierigkeiten, keine Geburt

2008: Niemand erklärte sich bereit, nach einem Kaiserschnitt eine Hausgeburt zu begleiten. Also wieder Klinik. Kind stellte sich nicht ins Becken ein, ich übermäßig erschöpft, Geburtsstillstand, Wehensturm, PDA, Kiwi (kleiner Saugapparat) + Kristellern auf dem Rücken liegend um Kaiserschnitt zu vermeiden. Und das bedeutete es für mich: wieder keine Geburt, Dammriss, Scheidenrisse

2010: Wegen Hausgeburt gefragt, da sich bei Kind zwei gezeigt hatte, dass eine Vaginalgeburt möglich ist. (Augenrollen, „Was soll das, du immer mit deiner Hausgeburt!“), spät in Kreissaal gegangen, guter Geburtsfortschritt, plötzlich CTG schlecht, Panik, Aufruhr, dann mind. 10 Leute im Raum, 10 Sekunden vor Durchführung kurze Info, dass das Kind jetzt mit der Zange geholt wird. Schnell noch einen Pudendus-Block gesetzt, hat aber nicht gewirkt. Schmerz ohne Gleichen, Kind sofort weggenommen. Zustand des Kindes trotz dem „schlimmen“ CTG gut. Nach dem Nähen (natürlich alles gerissen) kurz das Kind gegeben, ich schnell angelegt. Dann wieder weggenommen, weil es angeblich die Temperatur nicht halten konnte (warum nicht auf meinem Bauch lassen?). Dann Ösophagusatresie festgestellt (unvollständige Speiseröhre). Ich bekam es nicht mehr zu Gesicht, bis in 3 Tagen auf der Intensiv in einer anderen Stadt, nach einer aufwendigen OP (danke, sonst wär sie nicht mehr da). 8 Tage sediert, mit Antibiotika vollgepumpt. Ich konnte nicht in der Klinik aufgenommen werden, nur als Begleitperson, wenn das Kind später dann auf Normalstation ist. Musste mich deshalb aus Entbindungsklinik selbst entlassen, trotz katastrophalem Zustand, um mein Kind überhaupt besuchen zu können. Konnte weder stehen noch gehen wegen hohen Blutverlusts. Keine Wochenbettbetreuung, weil ich ja mein Kind sehen wollte….  Milch abpumpen, 50 km fahren, mit dem Rollstuhl rein, bei ihr sein, wieder heim, Kopfschmerzen, abpumpen, schlafen usw.. Wenn ich mich um mich selbst gekümmert hätte, hätte sie keine Milch bekommen von mir (Magensonde) und ich hätte nicht bei ihr sein können. Später Kampf ums Stillen „Warum ich mir das antue, wäre doch viel einfacher mit der Flasche, und ob das jetzt überhaupt noch klappt“ lauteten die Entmutigungen.

Wieder keine Geburt, überfahren, simple organisatorische Mängel machen die Situation zur Hölle.

2013: Von der Hausgeburt will niemand etwas hören. 10 – 12 h Wehen, Erschöpfung macht sich breit, bekomme Flashback wegen der vorherigen Geburten und weine aus Verzweiflung. Hebamme reagiert sehr gut, fängt mich auf, gibt mir Raum und fragt was ich will. Ermutigt mich sehr, suchen fieberhaft einen Weg (Positionswechsel, Bewegung). Trotzdem Geburtsstillstand, PDA. In Seitenlage habe ich das Verlangen, mich mit den Füßen abzustützen und mit den Händen an etwas zu ziehen. In dem Moment geht es vorwärts. Leider dann doch in Rückenlage. Kristellern. Dammriss, Scheidenriss. Trotzdem ein Licht am Horizont. Sollte mein inneres Gefühl, meine Intuition doch in der Lage sein, den Geburtsverlauf richtig zu beeinflussen?

Ein bisschen Geburt

2019: Es ist noch Frühjahr 2018. Ich brüte über der Geburt. Meine Gedanken schweifen zu den Unterhaltungen, die wir mit Sarah und ihrem Mann hatten, Okt. 2013 und Sept 2017, als wir uns in einem anderen Zusammenhang kennengelernt und besucht hatten. Ich besorge mir das Buch Alleingeburt. Es setzt genau dort an, wo das Problem bei der heutigen Geburtshilfe liegt. Ich wage mich, alles zu hinterfragen worüber ich je Zweifel hatte. Ich gehe jeder Ungereimtheit auf den Grund und informiere mich weiter. Dann ergründe ich, was ich genau will für die bevorstehende Geburt, prüfe, wie realistisch es ist und komme zu dem Schluss, dass ich mich noch mal auf die Suche mache nach einer Hebamme, die eine Hausgeburt begleiten würde. Und wenn nicht, nehme ich mir vor, trotzdem zu Hause zu bleiben. Das größte Problem ist eigentlich nur noch, meinen Mann davon zu überzeugen! Er ist sehr ängstlich, und hält viel von ärztlicher Autorität.

Bei der Suche nach einer Hebamme im Internet finde ich ungewöhnlich schnell eine. Der Text auf Ihrer Webseite, der ihre Einstellung widerspiegelt, deckt sich ziemlich genau mit dem, was ich mir vorstelle. In unserem ersten Gespräch achte ich besonders darauf, dass ich nicht einfach nur alles laufen lasse, so wie Richtlinien es vorgeben, sondern reiße jedes Thema bewusst an und mache deutlich was ich will und was nicht. Das ist neu für mich und ungewohnt, ich muss mich regelrecht dazu zwingen, immer wieder scheinbar Selbstverständliches in Frage zu stellen (Theater um den ET, CTG, Muttermunduntersuchungen, Eingreifen nur nach vorherigem respektvollem Fragen, sich an Absprachen halten), jedoch reagiert sie entspannt und positiv darauf. Auch im weiteren Verlauf unserer Begegnungen tauchen immer wieder Fragen auf und wir klären Dinge ab, wie zum Beispiel, ob wir Vitamin K geben oder ob wir das Stoffwechselscreening machen wollen, wer das Kind zuerst in die Hand nimmt, nachdem es herausgekommen ist und so weiter. Ich bohre, bis ich alle ihre gesetzlichen und versicherungstechnischen Grenzen und Vorgaben ausgelotet habe.

Im gemeinsamen Gespräch mit meinem Mann wird diese Hebamme mir zu großen Hilfe, ihn für eine Hausgeburt zu überzeugen. Ihre Aussagen und ihre Zuversicht, dass eine Hausgeburt wirklich eine gute Sache und auch für uns geeignet ist, helfen ihm, sich auf meinen Plan einzulassen.

Unsere Kinder füttere ich schon während der ganzen Schwangerschaft mit Informationen über das Ungeborene und über die Geburt. Ich biete Ihnen nun auch an, bei der Geburt dabei zu sein. Das möchten sie auch alle sehr gern. Ich erkläre ihnen die Geburt mit einem Bild von einem Menschen der einen Berggipfel ersteigt. Anhand dieses Beispiels lassen sich gut Vorbereitung, Gefühle und Körperzustand während dieses Projekts erklären. Auch wie sich die Aussagen von anderen Menschen auf seine Seele und seine Leistungen auswirken. Da sie gerade im Sommer erst eine Bergwanderung gemacht haben, bei der sie auf fast 2000 m aufgestiegen sind, können Sie das alles gut nachvollziehen. Ich ziehe auch noch andere Vergleiche und beantworte alle Ihre Fragen. Immer stelle ich die Geburt als ein positives und ganz besonderes Ereignis dar.

Ca. eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin bemerke ich abends um 10.00 Uhr eine dünne, leicht rosa Flüssigkeit in der Slipeinlage. Ob das nun etwas zu bedeuten hat? 2 Stunden später ist noch mehr von dieser Flüssigkeit abgegangen, anscheinend ein Blasensprung, und ich spüre die erste Wehe. In einer Vorahnung habe ich diese zwei Stunden schon damit verbracht, unser großes Bad in eine Art Wohnzimmer zu verwandeln und meinem Mann einen Plan zu schreiben, was er in den nächsten Stunden noch tun sollte. Im Bett liegen kann ich nicht mehr, die Wehen kommen etwa alle 10-15 Minuten. Deshalb richte ich mir einen Sessel her, so dass ich meine Füße hochlegen kann und meinen Kopf anlehnen. So verbringe ich die Wehen-Pausen schlafend oder dösend. Die Notwendigkeit, mit meinen Kräften hauszuhalten war eine wichtige Erkenntnis, die ich bei der Auswertung meiner vorherigen Geburten gewonnen habe. Währenddessen versuche ich auch, so viel wie möglich noch zu trinken. Denn ich weiß, dass es mir unter der Geburt übel wird und ich erbrechen muss. Da ist nicht mehr an Trinken oder gar Essen zu denken. Um 6:30 Uhr rufe ich die Hebamme an. Ihre Kollegin ist auch schon bei ihr. Sie kommen so gegen 8:00 Uhr bei uns an. Die Wehen sind noch einigermaßen erträglich und kommen ca. alle 5 Minuten. So gegen 9:30 Uhr werden die Wehen heftiger. Die Hebammen hatte ich gebeten, mich noch eine Weile in Ruhe zu lassen, was sie auch getan haben. Wir schauen so alle 30 Minuten nach den Herztönen. Ich bin einfach zu Hause! Wie schön! Die Kerzen flimmern, ich stehe im Mittelpunkt und alles was ich sage ist sehr wichtig, für jeden! Niemand ist patzig, beleidigt oder fordernd. Jeder ist sich bewusst, dass mein Körper jetzt die Ansagen macht und ich das mit meinem Mund übersetzen kann. Ich gehe in dieser heftigen Phase auch einmal in die Wanne. Das dauert aber nur etwa eine halbe Stunde. Wirklich entspannen tut es mich wenig und ich kann einfach schlechter eine gute Position für mich finden oder mich bewegen. Also geh ich wieder raus, verbringe eine Zeit auf dem Klo. Die Wehen werden gewaltiger und schmerzhafter. Ich bin sehr laut, lasse alles über meine Stimme raus. Wir erinnern uns an diese Haltung, bei der ich mich mit den Füßen abgestoßen und mit den Händen gezogen habe. Dabei habe ich die Lendenwirbelsäule nach außen gekrümmt. Vermutlich ist es eine Bewegung, die das Kind einfach besser durchlässt. Ich setze mich in die Hocke mit dem Rücken gegen die Badewanne, dann halte ich mich an einen Turnring, den mein Mann schnell angeschraubt hat, um daran zu ziehen. Es beginnt zu spannen in der Scheide. Nach zwei weiteren Wehen ist der Kopf da. Und nach weiteren zwei Wehen ist das ganze Kind geboren. Es liegt vor mir auf dem Boden und ich nehme es auf. Die Nabelschnur ist noch ein bisschen drumrum gewickelt, wir entwirren es und ich nehme das Kind an meine Brust. Geschafft! Unglaublich, aber es ist geschafft! Wir lachen und lächeln, alle sind berührt und begeistert. Das Kind verzieht das Gesicht, öffnet den Mund und atmet – eine leise Stimme, ein leises Schreien beginnt. Die Kinder kommen heran und schauen sich das Kind an und berühren es. Wir sehen nach, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Ein Mädchen!  Ich bitte um ein Handtuch, um es etwas zuzudecken auf meiner Brust. Mein Mann, die Kinder und ich befühlen die pulsierende Nabelschnur. Ich hocke immer noch vor der Badewanne – wir warten auf die Plazenta. Ungefähr 30 Minuten nach dem Kind kommt sie dann rausgeflutscht. Auch ein Haufen Blut noch. Nachdem wir die Plazenta untersucht haben und festgestellt dass sie vollständig ist, befördern wir sie in einen Eimer und wiegen noch die Vorlagen mit dem Blut, um festzustellen, wie viel Blut ich verloren habe. Danach nabeln wir gemütlich ab und irgend jemand holt mir meine Bettdecke. So wandern wir rüber auf die Couch. Dort verbringe ich mit unserer frisch geborenen Tochter den Rest des Tages. Die Hebammen bleiben noch ein bisschen, unsere Große hat Pfannkuchen gemacht. Dann fahren sie. Abends kommen Sie noch mal bei uns vorbei. Ich grinse für den Rest des Tages.

Es ging mir noch nie so gut nach der Geburt. Keine Geburtsverletzungen, keine Hormongaben, keine Drogen. Ich hatte im Vorfeld meinen Mann gebeten die ersten Tage Kinder und Haushalt zu übernehmen und keine Besuche zuzulassen. Auch den Kindern habe ich klar gemacht niemanden reinzulassen, weder Kinder noch Erwachsene. Sie waren selbst so begeistert und verzaubert, dass es gar nicht erst zu derartigen Herausforderungen kam. Mein Körper und meine Seele sind bei weitem nicht so durcheinander wie sie es sonst nach den Geburten waren.

Ob es sich lohnt, selbstverantwortlich an Schwangerschaft und Geburt heranzugehen, alles kritisch zu hinterfragen, der eigenen Intuition, dem eigenen Körper zu vertrauen? Ob es sich lohnt den (anstrengenderen) eigenen Weg zu suchen, anstatt die ausgetretenen Pfade der derzeitigen Schwangerenvorsorge und Geburtshilfe entlang zu gehen?

Die „großen“ Ereignisse des Lebens wie beispielsweise Einschulung, Schulabschluss, Eintritt in die Arbeitswelt, Studienabschluss, Partner finden/Ehe, Partnerwechsel, berufliche Selbständigkeit, Renteneintritt, Tod eines nahen Angehörigen, schwere Krankheit – ihnen wird in großen Teilen der Gesellschaft viel Gewicht beigemessen. Meiner persönlichen Einschätzung nach wesentlich mehr als einer Geburt. Insbesondere für das Erleben der Mutter gibt es so gut wie keine Beachtung. Der Fokus liegt auf dem Kind. Meistens hinsichtlich der Verantwortung der Eltern, der finanziellen Mehrbelastung, des Zeitaufwands oder der optimalen Förderung.

Die Geburt als eines der großen Ereignisse des Lebens einer Frau zu betrachten UND als den nicht wiederholbaren Start ins Leben für das Kind, wäre meines Erachtens die bessere Sichtweise.

„Mir ist nun bewusst, dass ich mein Leben in der Hand habe“ – Alleingeburt nach Kaiserschnitt

Die Mama im folgenden Bericht machte bei ihrer ersten Geburt alles standardmäßig an Vorsorge und Geburt mit. Das Ende wurde eine eingeleitete Geburt, die im Kaiserschnitt endete. Beim zweiten Kind war ihr klar, dass sie dieses Erlebnis nicht wiederholen wollte …

Als ich schwanger wurde mit meinem zweiten Kind, war bei mir klar, dass ich anders gebären muss als beim ersten Mal. Das erste Mal war schrecklich. Schon die Schwangerschaftskontrollen waren für mich immer mit Angst verbunden und ich habe mich als Person nie gesehen gefühlt. Mir kam es so vor, als würde mein Körper untersucht werden, aber ich selbst nie dazu gefragt. Aber ich habe das alles so mitgemacht, weil ich dachte, dass das so ist. Und vielleicht war ich auch zu bequem, mich weiter zu informieren oder dafür zu sorgen, dass mir wirklich wohl ist. Als der Geburtstermin verstrich, habe ich bis zuletzt vertraut, dass alles gut kommt. Nach 14 Tagen wurde mir gesagt, dass nun eingeleitet werden müsse. Ich habe zugestimmt. Nach einer „erfolgreichen“ Eröffnungsphase, trat dann ein sogenannter Geburtsstillstand ein, und nach ein paar Versuchen mit abwechselnd Wehenstoppern und Wehenmitteln wurde letztendlich ein Kaiserschnitt durchgeführt. Das Wochenbett im Krankenhaus war dann auch nicht gut.
Jedenfalls war mir klar, als ich das zweite Mal schwanger wurde, dass das anders gehen muss. Ich selbst wurde von meiner Mutter ohne Anwesenheit eines Arztes oder Hebamme in einem Warmwasserbassin unter freiem Himmel in Kalifornien geboren. Das schien mir unerreichbar, aber ich bin unendlich dankbar, da ich glaube, dass meine Mutter mir mit dieser Geburt das tiefe Vertrauen und Wissen in den weiblichen Körper mitgegeben hat.
In der Bibliothek habe ich verschiedene Bücher zu Geburt und Schwangerschaft mitgenommen. Zu Hause habe ich in den Büchern geblättert und ich weiss noch genau, wie ich auf dem Bett lag mit dem Buch „Alleingeburt“ von Sarah Schmid und beim Lesen der Geburtsberichte der Frauen weinen musste. Ich habe geweint, weil es mich so unendlich traurig gemacht hat, wie meine erste Geburt abgelaufen ist. Ich habe geweint, weil ich die Alleingeburten so wunderschön fand. Und ich habe geweint, weil ich so sehr auch so eine Geburt haben wollte. Ich wollte auch selbstbestimmt gebären. Ich wollte auch, dass es der schönste Moment, das wunderschönste wird in meinem Leben. Und gleichzeitig hatte ich so sehr Angst, dass es wieder so wird wie letztes Mal.
Mir ist wichtig zu sagen, dass ich in diesem Moment (noch sehr am Anfang der Schwangerschaft) NICHT beschlossen habe alleine zu gebären. Im Gegenteil. Ich habe mir das überhaupt nicht zugetraut. Ich habe mich eher als mega schwach gesehen. Deswegen bin ich zuerst zu verschieden Krankenhäusern, Geburtshäusern, Hebammen für Hausgeburten. Es war ein Marathon. Und nirgends habe ich mich wohl gefühlt. Alle waren immer nett, aber ich habe niemandem mehr vertraut und ich hatte immer das Gefühl, dass mir zu sehr reingeredet wird. Mich hat selbst bei den Hausgeburtshebammen gestört, dass sie mich nicht entscheiden haben lassen, welche Voruntersuchungen gemacht werden. Letztendlich habe ich erst Frieden und Ruhe gefunden (und das war dann erst am Ende der Schwangerschaft), als ich mir eingestanden habe, dass ich zu Hause gebären will und alleine. Dass ich mich nur so sicher fühle, dass ich gut auf meinen Körper hören kann und dass ich mich nicht aus dem Konzept bringen lasse von anderen Menschen.
Wir wohnen 10 Minuten entfernt von einem Krankenhaus und ich war angemeldet in einem mir sympathischeren Krankenhaus weiter weg. Kommuniziert habe ich gegenüber anderen, dass ich zu Hause bleibe solange wie ich mich wohl fühle und dass ich mir zutraue, rechtzeitig zu spüren, wenn etwas nicht stimmt.
Während der Schwangerschaft habe ich ausserdem ALLE Literaturempfehlungen von Sarah Schmid und noch weitere Bücher über das Gebären gelesen. Nicht nur gelesen sondern wirklich durchgearbeitet, mir Notizen gemacht, diese auf Karteikarten geschrieben, mit meinem Mann besprochen, auswendiggelernt. Das war hart aber wichtig für mich. Ich wollte mir wirklich sicher sein, dass mir nicht im letzten Augenblick etwas einfällt, irgendeine mögliche Komplikation, auf die ich keine Antwort weiss und die mir dann Angst macht.
Je mehr ich gelesen habe, desto sicherer wurde ich, dass für mich (für alle Frauen?) es absolut wichtig war, dass ich mir selbst vertraut habe, meinem Körper und meinem Baby, dass eigentlich mir niemand diese Geburt abnehmen konnte und dass es normalerweise auch gar kein Problem ist. Gegen Ende der Schwangerschaft, habe ich dann aufgehört über Komplikationen zu Lesen. Ich hatte die auch wirklich alle durch, da war ich mir total sicher. Und habe mich dann konzentriert auf positive Affirmationen, mit dem Baby reden, es mir gut gehen lassen.

Die Schwangerschaft verlief komplikationslos, alle Test waren super und ich 2 Wochen vor Geburtstermin inzwischen im Frieden mit dem Plan zu Hause zu bleiben, solange wie ich mich wohlfühle. Ich weiss gar nicht, ob ich wirklich geglaubt habe, dass ich dann wirklich alleine zu Hause gebäre. Ich glaube es war eher so, dass ich darauf gehofft habe, aber dass ich immer noch nicht gewagt habe, das wirklich zu wünschen.

Zwei Wochen vor Geburtstermin bin ich um Mitternacht aufgewacht mit ein bisschen Ziehen im Bauch. Ich habe mich gefragt, ob das jetzt Wehen sind, da ich ja durch das Einleiten der ersten Geburt nicht wusste, wie es sich anfühlt, wenn es losgeht. Ich bin ins Bad. Meine Große und mein Mann schliefen weiter. Es war eine heiße Sommernacht, die kürzeste im Jahr, ich habe die Fenster weit aufgemacht und auf der Strasse die lachenden jungen Leute beobachtet, die auf dem Weg in die Nacht oder vielleicht schon auf dem Heimweg waren. Es war eine tolle Stimmung. Und dann ging es ganz schnell. Die Wehen waren voll da. Ich habe mich mit beiden Händen am Waschbecken festgehalten und jede Wehe wie eine Welle über mich kommen lassen. Es war krass, aber gut. Wenn ich gut geatmet habe, richtig mitgemacht habe, mich nicht dagegen gewehrt habe, dann war es gut. Zwischen den Wehen habe ich aus dem Fenster geschaut in die wunderschöne Neumondnacht, meine Haare kühl abgeduscht.
Nach zwei Stunden war Pause. Ich habe meinen Mann geweckt. Eigentlich mehr aus Pflichtbewusstsein. Ich wollte nicht, dass er nachher sauer ist, wenn er alles verpasst!
Er war ganz aufgeregt, ich habe ihm gesagt, dass er das Auto und meine Tasche bereitmachen soll. Dann gingen bei mir die Wehen wieder los. Mein Mann kam immer wieder mal ins Bad und hat gefragt, ob ich etwas brauche. Das war gut, aber ich wollte einfach alleine sein.
Das waren dann auch schon die Presswehen. Nach insgesamt 4 Stunden kam das Köpfchen. Ich habe meinen Mann gerufen und er hat das Baby empfangen. Das Baby war sofort fit, hat geschnauft und war gar nicht blau. Davor hatte ich im Vorfeld Angst.
Wir sind mit unserem kleinen Baby ins Schlafzimmer. In dem Moment ist die Große (2 ½ Jahre alt) aufgewacht und wir haben ihr gesagt „Das Baby ist da!“ Sie hat Augen gemacht!!!
Dann haben wir das erste Mal uns Sorgen gemacht. Die Plazenta ist nämlich nicht grad sofort hinterhergekommen. Mein Mann hat im Krankenhaus angerufen und dort hieß es dann, wenn sie nicht innerhalb so und so lang kommt, dann muss ein Krankenwagen kommen … Also Stress gemacht, dabei war seit der Geburt gerade einmal eine halbe Stunde vergangen. Ursprünglich wollte ich, dass die Nabelschnur dranbleibt, bis das Baby richtig getrunken hat, aber ich hatte dann das Bedürfnis mich frei zu bewegen um nochmal alles zu geben, um die Plazenta zu gebären. Was dann auch geklappt hat. 40 Minuten nach der Geburt, also völlig im Rahmen.

Ich hatte vor der Geburt unseren Kinderarzt gefragt, ob er im Falle, dass alles sehr schnell gehen würde, und ich zu Hause gebären würde, ob er die Erstuntersuchung vom Baby machen könnte. Somit war das auch geregelt und wir konnten uns die anstrengende Reise ins Krankenhaus sparen. Die Kinderarztpraxis ist nämlich ein paar Straßen weiter von unserer Wohnung.

Das Wochenbett zu Hause war schön, aber auch mit allen Hoch und Tiefs. Ich muss zugeben, dass ich immer gedacht habe, dass die erste schlimme Geburt Schuld war an dem schwierigen Wochenbett. Aber jetzt nach dieser perfekten Geburt, war das Wochenbett auch krass. Ich glaube vielleicht sogar gerade weil ich alleine geboren habe und nun die enorme Anspannung gewichen ist und mir vielleicht auch erst im Nachhinein bewusst geworden ist, dass ich wirklich die ganze Verantwortung auf mich genommen habe.

Dieses Erlebnis, meine Ängste zu überwinden und diese innere Stärke in mir zu finden, hat mich zutiefst verändert. Ich bin zwar immer noch ich und habe immer noch Ängste und Selbstzweifel, aber immer wenn ich nicht mehr weiter weiß, erinnere ich mich an die Geburt und vor allem auch an die Zeit davor. Mir ist nun bewusst, dass ich mein Leben in der Hand habe und dass ich die Verantwortung dafür trage, während ich vorher mich einfach habe treiben lassen.

Heilsame Alleingeburt beim zweiten Kind

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr zweites Kind. Bei der Geburt des ersten musste sie sich vom Krankenhaushauspersonal beschimpfen und bedrohen lassen, weil sie eigene Wünsche hatte. Das soll diesmal nicht passieren. 

Meine heilsame, kraftvolle und wunderschöne Alleingeburt am 06.02.19

Heute bin ich bei ET + 10. Es ist eine Hausgeburt geplant. Ob wir die Hebamme anrufen wollen, ist noch nicht sicher. Je nachdem was mir mein Gefühl während der Geburt sagen wird. Aber es ist geplant, dass wir eine Alleingeburt wollen. Insgeheim wünsche ich mir sehnlichst eine Alleingeburt und bitte Gott immer wieder darum, mir es zu ermöglichen. Andererseits habe ich Angst, vielleicht durch die traumatische Krankenhausgeburt, wo mir mit Polizei und Jugendamt gedroht wurde. Diesmal soll es anders, heilsam und ohne psychische Gewalt sein.

Morgens um 07.00 Uhr stehe ich auf und bin noch sehr angeschlagen und müde. Die Strapazen der letzten Tage, weil ich über Termin bin, haben Spuren hinterlassen. Ich habe keine Lust mehr. Die Hebamme hat mir wegen der Terminüberschreitung sehr viel Energie geraubt und ich fühlte mich von ihr unter Druck gesetzt.

Um 07.20 Uhr verlasse ich das Haus. Ich bin sehr geladen und will nur noch weinen, aber da ich unterwegs bin, unterdrücke ich es. Ich bitte Allah darum, dass meine Tochter heute auf die Welt kommen soll – und diesmal soll ich erhört werden. In der Stadt bummel ich und versuche mich abzulenken. Ich kaufe mir Datteln vom Markt, sollen ja gut sein für die Entbindung.

Es ist 08.30 Uhr. Ich habe periodenartige Unterleibsschmerzen. Ich messe dem keine Bedeutung bei, da ich das schon letzte Woche hatte, aber dass sich das heute in die Länge ziehen wird oder ich sogar heute entbinden werde, ahne ich noch nicht. Mein Mann ruft mich an und bittet mich nach Hause zu kommen, da meine Kleine sich irgendwie nicht beruhigt. Komisch, denke ich mir, sonst ist sie auch mal den ganzen Tag ohne mich. Anscheinend spürte sie es, dass ihre Schwester heute kommt.

Bis 10.00 Uhr bleibe ich noch in der Stadt und erledige ein paar Dinge. Irgendwann habe ich dann keine Kraft und Lust mehr und fahre nach Hause. Um 10.30 Uhr bin ich da, lege mich hin und stille meine Tochter. Meinem Mann erzähle ich von den Unterleibschmerzen, die ich jetzt schon seit zwei Stunden habe. Die Unterleibschmerzen sind nicht mehr andauernd, sondern kommen und gehen. Es ist unangenehm. Mein Mann gibt die Abstände in der App ein. Sie kommen ca. alle 5 Minuten und halten 30 bis 45 Sekunden an. Sie sind aber noch relativ unregelmäßig.

Um 11.00 Uhr lässt mein Mann die Badewanne ein und ich steige rein. Im Wasser werden die Wellen erträglicher und schwächer. Ich bin mir unsicher, ob es jetzt bald losgeht. Wir entscheiden uns, die Hebamme nicht anzurufen. Mein Mann lässt auf meine Bitte den Pool ein, denn ich befürchte, dass, wenn es losgeht, ich es nicht mehr rechtzeitig in den Pool schaffe. In der Wanne werden die Wellen dann doch heftiger. Eine Welle reißt mich sogar auf den Badewannenboden. Man, wie kraftvoll das war und ich habe den Drang, auf Toilette zu gehen und mein Darm zu entleeren, obwohl ich überhaupt keine Lust habe.

Um 12.00 Uhr steige ich in den Pool und es wird immer heftiger. Mein Mann ist mit der Kleinen beschäftigt, putzt und räumt auf. Er ahnt in keinster Weise, dass es jetzt losgeht und schätzt es auf abends. Ich bin die ganze Zeit im Vierfüßlerstand und vertöne die Wellen mit: „Ya Allah, ya Rab“. Ich habe irgendwann keine Kraft mehr und bin nur noch müde und will schlafen. (Dabei ahne ich nicht, dass ich schon in der Übergangsphase bin.) Ich bitte Gott darum, dass ich bitte nur schlafen will oder dass meine Kleine kommen soll. Es kommt eine heftige Welle und ich bitte um eine kurze Pause, die ich dann auch bekomme. Ich spreche abwechselnd Bittgebete auf Arabisch und Deutsch. Ich spüre Druck. Mein Mann kommt in dem Moment rein und ich sage ihm das. Dann spüre ich Pressdrang und frage und wundere mich, dass die Fruchtblase immer noch nicht geplatzt ist.

Mein Mann fragt mich nochmal, ob wir die Hebamme rufen sollen und ich daraufhin: „Nein.“ „Ok Schatz, wir machen das so wie Du das möchtest und für richtig hälst.“ Er vertraut meiner Urkraft und zweifelt keine Sekunde an mir. Spricht mir Mut zu und sagt immer wieder, dass ich das schaffen werde. Es tut gut, diese Worte zu hören. Sie geben mir Kraft. An dieser Stelle danke ich ihm sehr für sein Dasein und Zuspruch.

Während dem Pressen brülle ich wie eine Löwin. Wow, ich hätte niemals gedacht, dass ich so brüllen kann. Ich springe kurz auf und halte seine Hand fest. Der Kopf ist geboren mit der Fruchtblase. Dann platzt sie auch. Ich gehe wieder in die Knie und mit der nächsten Welle ist der Körper geboren. Puh. Es ist 13.30 Uhr. Mein Mann ruft die Hebamme an und ich bin froh, dass sie kommt und sich um uns kümmert. Wir sind überwältigt. Meinem Mann wurde schwarz vor Augen, als der Kopf geboren war und er war kurz vorm Umkippen. Aber er reißt sich zusammen, erzählte er mir im Nachhinein. Ich nehme meine Kleine hoch. Ich habe Unterleibschmerzen und Rückenschmerzen – kannte ich von meiner ersten Geburt noch – und als ich damals auf Aufforderung der Hebamme drückte, kam dann nämlich die Plazenta raus. Ich drücke, weil ich denke, dass die Plazenta raus will aber vergebens. Nachdem meine Tochter endlich die Brust nimmt, klappt es nach ein paar mal Drücken, aber ein kleines Stück bleibt in der Scheide stecken und ich ziehe es vorsichtig raus. Die Plazenta ist um 14.00 Uhr geboren. Wow, was für eine heilsame, kraftvolle und wunderschöne Geburt! So geht Geburt, ohne Drohung, unnötige Interventionsversuche und gewaltfrei, denke ich mir.

Um 15.00 Uhr ist die Hebi da und macht mir Vorwürfe wegen der Alleingeburt. Ich unterbreche sie und bitte sie darum, ihre negativen Äußerungen sein zu lassen, da ich sie nicht um Ratschlag gefragt habe. Sie gibt nach und guckt, ob ich verletzt bin. Leichter, oberflächlicher Scheidenriss, mit einem Stich ist es getan. Sie erledigt noch Papierkram. Uns geht es soweit gut, außer die fiesen Nachwehen in den ersten paar Tage.

Glaubt an euch, vertraut eurer Intuition und eurer Urkraft! Seit Jahrtausenden gebären wir schon. Es ist in unserer DNA gespeichert, wie Gebären geht. Dein Körper hat neun Monate lang Dein Kind versorgt, wieso sollte er also nicht wissen, wie es den Weg ins Leben findet ? Danke fürs Lesen.

Nachts allein im dunklen Klo – Alleingeburt beim ersten Kind

Die Mutter im folgenden Bericht bekommt ihr erstes Kind – in Eigenregie. Und damit es klappt, zieht sie sich nachts ins dunkle Bad zurück und bekommt mucksmäuschenstill ihr Baby – um Oma und Opa nicht zu erschrecken, mit denen sie und ihr Mann unter einem Dach wohnen. 

Der offizielle Plan für die Geburt meines Sohnes war, ins Geburtshaus zu gehen – vor allem zur Beruhigung der Verwandtschaft. Der inoffizielle (nur für mich) war, ihn zu Hause zu bekommen. Da er mein erstes Kind ist und ich auf alle möglichen spontanen Entscheidungen vorbereitet sein wollte, war sowohl die Geburtshaustasche gepackt, als auch im Wohnzimmer alles nötige für eine Hausgeburt bereit gelegt.
Wir wohnen mit den Großeltern (die am meisten Angst von allen vor der Geburt hatten) in einem Haus. Deswegen war klar, falls ich es zu Hause mache, muss ich mucksmäuschenstill sein (und ich hatte keine Ahnung, ob ich das schaffe), sonst hetzen sie mir den Rettungswagen auf den Hals.
Am Ende ist es doch für mich perfekt aber anders als geplant gelaufen.

Die Geburt

Am 02.11.2018 (Freitag) bin ich bei 40+6, ich muss zum Kontroll-US und sehe auch kurz meine Hebamme. Davor gehe ich wie fast immer mit meinem Hund eine gute Stunde im Wald  spazieren. Und wie so oft bekomme ich dadurch häufig einen harten Bauch, sogar Senkwehen sind dabei. Und wie so oft die letzen Tage frage ich mich, ob das die Zeichen sind? Ob es bald losgeht, ob ich zuviel in mich hineinlausche und mir am Ende nur durch den Wunsch endlich mein Baby zu haben, Geburtsanzeichen einbilde? Was ich mir nicht einbilde ist, dass sich mein Muttermund und das Gewebe drum herum schon  sehr weich – fast flüssig anfühlen. Mein Körper ist bereit, aber das kann alles oder nichts bedeuten.

Auf dem Ultraschall ist nichts besonderes zu erkennen, der Kopf meines Babys liegt schon schön tief im Becken, die Füße befinden sich direkt unter den Rippen. Fruchtwassermenge ist gut, Plazenta sieht für ihr Alter normal aus. Die Frauenärztin denkt nicht, dass da heute und die nächsten Tage was passiert. Ich mache einen neuen Kontroll-Termin für Montag aus. Der Rest des Tages verläuft unspektakulär. Ich habe wieder keinen Hunger und mir ist leicht schlecht. Der Druck auf den Magen durch den Riesenbauch sorgt seit ungefähr einer guten Woche für Übelkeit. Heute muss ich auch mal wieder brechen, ich bin müde, obwohl ich letzte Nacht ausnahmsweise einigermaßen geschlafen habe (ich war oft schlaflos die letzen 2 Wochen). Deswegen gehe ich schon gegen 21 Uhr – aufgrund der Übelkeit ziemlich nüchtern – ins Bett. Eigentlich will ich noch lesen, bin aber so schläfrig, dass ich um 21:30 Uhr das Licht ausmache. Mein Mann ist im Wohnzimmer geblieben und zockt auf seiner Konsole. Ich fühle noch zu meinem Baby hin, das sich ruhig verhält, was ungewöhnlich für diese Zeit ist. Mir fällt noch ein, dass er (Baby) den ganzen Abend ruhig war, obwohl er normalerweise ab 19 Uhr ausgiebig in meinem Bauch turnt. Ist wohl auch müde heute, wir schlafen ein.

2 Stunden später, 23:30 Uhr, wache ich auf und muss aufs Klo. Ich schaue auch nach meinem Mann … der wie so oft, vor dem Fernseher pennt, Jurassic Park ist gerade zu Ende. Ich bin sauer, weil es mich nach wie vor stört, dass ich so oft alleine ins Bett gehen muss und mein Mann es nicht gebacken bekommt, einfach rechtzeitig ins Bett zu gehen. Es gibt mir das Gefühl, dass es ihm egal ist, wo er schläft (ich hätte ihn gern bei mir, er mich anscheinend nicht). Wütend lass ich ihn dort sitzen und stapfe wieder ins Bett.

Um 00:10 weckt mich mein Hündin, die aus irgendeinem Grund unruhig ist und rumjammert. Ich bin immer noch so gereizt, dass ich aus dem Bett hochfahre und mich zum Aus-dem-Bettsteigen nach links drehe. Dabei reißt meine Fruchtblase rechts unten. Jedenfalls fühlt es sich so an. Leicht perplex gehe ich auf Toilette, nachprüfen, ob ich Recht habe. Ich verliere wirklich ein paar Tropfen Fruchtwasser.

Ich bin nach wie vor in wenig begeisterter Laune und denke bloß: Das heißt ja noch lange nicht, dass deswegen irgendwas bald passiert. Trotzdem schnappe ich mir vorsichtshalber den Hund und geh mit ihm in Nachthemd und Gummilatschen raus auf die Straße. Die blöde Kuh (Hund) interessiert sich mehr für Katzen als fürs Pinkeln, also wieder rein. Hund ins Hundebett im Schlafzimmer gestopft und dann übellaunig beschlossen, meinen Mann doch ins Bett zu schaffen. Falls hier und heute doch noch irgendwas losgeht, nützt er mir ausgeschlafen im Bett mehr als müde auf dem Sofa. Ich bin sogar so zickig, dass ich mich über sein Abendessen – Linsensuppe mit Bockwurst – aufrege, weil die ganze Bude nach Wurst  riecht und ich das hasse. Hab den Kerl wenig freundlich geweckt, den Fernseher ausgemacht, das Fenster gekippt und wir sind beide ins Bett gegangen (ca. 00:30). Vorsichtshalber ziehe ich noch ein Netzhöschen mit Surfbrett (Inkontinenz-Einlage) an, ich will die Matratze nicht mit Fruchtwasser einsauen. Ich döse wieder ein.

00:50 Uhr wache ich wieder auf – von einer Wehe. Ich bin irgendwie erstaunt und irritiert, denke kurz drüber nach, dass – falls heute die Geburt losgehen sollte – ich darauf überhaupt keinen Bock habe, weil ich viel zu schlecht gelaunt bin. Gleichzeitig bekomme ich einen kurzen Anfall von starker Aufregung, schon fast Angst, der aber gleich wieder geht. Innerlich zucke ich mit den Schultern und beschließe weiter zu schlafen. 10 Minuten später wache ich wieder auf – Wehe. Und 10 Minuten später wieder – Wehe. Beim nächsten Mal sind es nur noch 5 Minuten, dann 4, dann wieder 5.

Rückblickend hab ich keine Ahnung, warum ich mir nichts dabei gedacht habe, ich kann nur sagen, ich hab nicht wirklich gedacht und gleichzeitig war ich trotzdem voll da.

Irgendwie geht hier ja jetzt doch was los, deswegen will ich aufs Klo: Pinkeln, vielleicht kacken und eventuell kann ich irgendwie Fruchtwasser ablassen. An der Schlafzimmertür drehe ich nochmal um. Lieber gleich noch das Intim-Piercing rausfummeln. Vielleicht wird es später zu mühsam. Dann gehe ich gegen 1:30 Uhr aufs Klo und werde, was ich da noch nicht weiß, nicht zurück kommen.

Auf der Toilette geht´s richtig los, nur dass ich außer pinkeln ziemlich viele Wehen in ziemlich kurzen Abständen habe. Ich muss mich arg konzentrieren, um mit diesen sehr fiesen, periodenartigen Schmerzen umzugehen. Ich finde es wirklich absurd und sehr sinnlos, dass das so weh tun muss. Ich denke kurz darüber nach, dass ich bald ins Geburtshaus fahren müsste und es kommt mir unmöglich vor. Der Weg ins Schlafzimmer, meinen Mann wecken, den Hund zu Oma und Opa schaffen, die Treppen zum Haus raus, ins Auto steigen, Auto fahren, im Geburtshaus die Treppen rauf laufen … Ich bleib da.

Kaum ist der Entschluss gefallen, hole ich mir einen leeren Putzeimer zum Kotzen aus der Kammer nebenan, kippe das Fenster über dem Klo einen Spalt, damit ich frische Luft bekomme und mache das Licht aus, weil ich weiß, dass der Körper Geburtshormone im Dunkeln besser produzieren kann. Es ist fast stockfinster, weil außer zum kleinen Fenster über der Toilette und der Glastür zwischen Hausflur und Klo-Vorraum kein Licht rein kommt.

Dann geht es richtig los. Ich verliere völlig das Zeitgefühl, weil ich mich komplett auf die Wehen konzentrieren muss. Anfangs sitze ich noch einige Zeit wehend auf dem Klo, aber nachdem mein Schleimpfropf dort abgeht (ich dachte eigentlich, ich hätte ihn schon vor 2 Wochen verloren – war nicht so, nachdem ich ihn in echt gesehen hab), halte ich es nicht mehr auf der Schüssel aus und knie mich auf den Fußabstreifer davor. An der Schüssel kann man sich prima festhalten, dazwischen muss ich kotzen bis nur noch Galle kommt. Dabei platzt mir dann auch richtig meine Fruchtblase. Die Inkontinenz-Einlage fängt das meiste zum Glück auf, so dass ich nicht in einer schleimigen Pfütze sitze. Dann ziehe ich sie aber samt Netzhöschen aus und schmeiße sie in meinen Kotz-Putzeimer. Die Abstände zwischen den Wehen sind so kurz, dass ich nur noch zwischen alter und neuer Wehe unterscheiden kann, keine Zeit sich wirklich Auszuruhen, keine Zeit über irgendetwas nachzudenken.

Ich merke, dass mit den ganzen Wehen Stuhlgang mit runter kommt! Es ist meine persönliche Horrorvorstellung, mir unkontrolliert auf und zwischen die Beine zu kacken und am Ende mein Baby in einen Scheißhaufen zu gebären. Also lege ich mir im Halbbewusstsein Klopapier in die Hand und kacke in meiner Not tatsächlich dort hinein. Lässt sich prima ins Klo werfen und runter spülen und mehr kommt zum Glück auch nicht.

Ich bin so randvoll mit Adrenalin, dass es meinen gesamten Körper immer wieder
durchschüttelt. Ich nehme es zur Kenntnis, kümmert mich aber nicht weiter – ich hab sowas wie ein kleines, analytisches Männchen in meinem Kopf sitzen, das die ganze Zeit kommentiert, was gerade passiert. Es ist, als würde ich den Geburtsvorgang mit einer Checkliste abarbeiten und kontrollieren, ob alles in der richtigen Reihenfolge abläuft. Und weil es das tut, weiß ich von Wehe zu Wehe, ich kann weiter machen, es geht den richtigen Gang. Ab und zu fühle ich kurz zu meinem Kind hin. Es ist ganz ruhig aber wach.

Wâhrend der ganzen Wehen-Arbeit bin ich nur zu drei Gelegenheiten bei wirklich klarem
Verstand. Einmal trinke ich ein paar Schluck Wasser, einmal sperre ich die Milchglastür zu,
damit mich nicht doch jemand uneingeladen überrascht und einmal hole ich mir eine Packung Küchenrolle aus der Putzkammer, um die Geburtssoße gleich größtmöglich auffangen zu können. Dazwischen hab ich immer wieder mal kurz ein paar vernünftige Gedanken, die aber gleich wieder verschwinden: Ob der Hund ruhig bleibt oder ob sie in ihrem Hundebett liegt und
jammert … warum ich mein Kind auf der Toilette bekomme … dass Geburt sich ähnlich anfühlt, wie wenn man viel zu viel gesoffen hat und nun kotzend mit Kreislaufproblemen über dem Klo hängt und weiß, dass man da jetzt einfach durch muss, bis es wieder besser wird … ich wüsste gern, wie spät es ist …
Die Wehen werden immer intensiver (späte Eröffnungsphase) und es fällt mir immer schwerer, damit vernünftig umzugehen. Ich bewege meinen Oberkörper vor und zurück, strecke und krümme mich, halte mich abwechselnd am Klo und am Türrahmen fest … mein Kind ist zu meinem Verdruss immer noch oben im Bauch und ich frage mich langsam, ob ich das noch lange aushalte.
Ich werde kurz unterbrochen: Ich höre ein paar Schritte und jemand murmelt etwas. Ich
verharre ganz still und lausche. Nach ein paar Momenten höre ich nichts mehr, da gehen die
Wehen auch schon weiter (später stellte sich heraus, dass der Opa die Katze rausgelassen hat – der Abstand zwischen Milchglas- und Haustür beträgt höchstens zwei Meter, er hat mich nicht bemerkt).

Ich hab jetzt keine Lust mehr, ich bin müde wie nie und will mich nur noch ausruhen und
schlafen. Kurz wünsche ich, mir würde jemand den Rücken streicheln und mir sagen, dass ich das gut mache. Sofort kommt die barsche Antwort aus mir: Quatsch, ich weiß ja wohl selber, dass ich das hier gut mache! Dann stelle ich mir vor, wie jemand vor mir sitzt, meine Hände hält und mich mitfühlend-sorgend ansieht. In dem Moment weiß ich ganz klar, dass ich niemanden hätte dabei haben wollen und dass mir niemand auch nur irgendwie hätte helfen oder was abnehmen können. Also bin ich froh, allein zu sein, weiter geht´s.

Dann wird es so wild, dass ich hier und jetzt Schluss machen will … erst morgen den 2. Teil
der Geburt fertig machen … Moment! 2. Teil? Das heißt, ich müsste mich jetzt in der
Übergangsphase befinden! Ich taste nach dem Muttermund und finde tatsächlich einen
glibberigen, ringförmigen Bereich mit einer Öffnung und da ist was Hartes zu tasten. Der Kopf vom Kind! Oh FUCK!!! Ist der noch weit oben!
Habe ich zu Beginn der Geburt noch freundlich mit meinem Muttermund geredet, dass es okay ist, aufzumachen, dass keine Gefahr droht und er Tür und Tor öffnen kann … Jetzt brülle ich ihn innerlich an: Mach endlich auf, du dummes A……..!!!
Dann gerate ich endgültig in eine Art Trance und bin nicht mehr so wirklich bei mir selbst –
eher drum herum. Einmal versuche ich mich tatsächlich hinzulegen, weil ich mich so gerne
ausruhen möchte – mit Wehen unmöglich, also liege ich zwischenzeitlich mit dem Oberkörper auf dem Klo. Einmal mache ich sogar ein Geräusch, „Aaaah“ oder so, was ich höre und sofort wieder leise bin (das war das einzige Geräusch während der gesamten Geburt, sonst hab ich nur geschnauft, geschwitz und geatmet, damit mich bloß keiner hört und mich findet).
Weil die Wehen so übermächtig sind, versuche ich sie irgendwie mit dem Oberkörper wegzuzappeln. Beim Festhalten stört mich mein Fingerring, also ziehe ich ihn ab und lege ihn ordentlich zu Seite. Meine Knie tun unangenehm weh, weil ich die ganze Zeit auf dem Fußabstreifer sitze. Deswegen schnappe ich mir das einzige Handtuch, was wir für Hände und Morgentoilette im Klo-Bad haben und lege es unter mich. Viel besser.

Eine kurze Pause, ich taste nach. Oh FUCK, der Kopf ist immer noch so weit oben, aber die Öffnung wird größer. Müssten jetzt nicht eigentlich bald die Presswehen kommen? Und dann beginnen zu meiner großen Erleichterung die Presswehen! Ich bin heilfroh, weil ich weiß, dass ein Ende langsam in Sicht kommt. Gleichzeitig bin ich
schockiert, was für eine Urgewalt eine Presswehe ist! Dabei sind die ersten Presswehen noch nicht einmal so stark. Ich vermute, dass der Muttermund noch nicht vollständig eröffnet ist. Das gibt mir genug Zeit, ein paar Presswehen lang herauszufinden, ob es besser ist, mit zu schieben oder sie einfach von selbst passieren zu lassen. Mitschieben ist besser, wenn auch beängstigend, weil ich nicht einschätzen kann, wie schnell und heftig der Geburtskanal gedehnt wird (ich will keine Geburtsverletzungen haben). Dann denk ich mir: Scheiß drauf. Ich will mein Kind haben, ich will nicht länger als nötig hier rum tun. Schluss mit der Korinthenkackerei, jetzt wird geklotzt und nicht gekleckert.
Ich schiebe mit. Gefühlvoll aber mit aller Kraft, jede Presswehe, und es fühlt sich sooo richtig an! Innendrin spüre ich zu meiner Erleichterung nur ein leichtes Brennen und – wow – wie sich der Kindskopf nach unten bewegt! Als ich nachtaste, ist er schon in der Hälfte des Vaginalganges, es geht also richtig vorwärts und motiviert mich ungemein!
Dann erreicht der Kindskopf den Ausgang und beult meinen gesamten Beckenboden aus. Ich habe keine Gelegenheit drüber nachzudenken, ob jetzt gleich alles kaputt gehen wird, weil in diesem Moment in der Küche die auf 5 Uhr programmierte Kaffeemaschine anfängt, lautstark Kaffee zu mahlen. Ein paar kurze Gedanken schießen mir durch den Kopf: Waaaas? Schon so
spät? Ich hätte die Uhrzeit auf 3 bis halb 4 Uhr geschätzt; oh nein, nur noch eine Stunde Zeit, bis die Großeltern munter werden; Hoffentlich wacht und steht mein Mann jetzt bald auf und findet mich, dann könnte er sogar noch was von der Geburt mitkriegen …

Die nächste Presswehe kommt, ich entscheide mich für alles und lasse „nichts“ hinter mir, ist mir egal, ob alles kaputt geht, ich gebäre jetzt mein Kind! Und so schiebe ich bei dieser sowieso schon mehr als gewaltigen Presswehe so stark ich kann mit und der Kopf meines Kindes ist geboren. Ich bin überwältigt und fasse hin. Das Gesicht zeigt nach rechts, alles ein bisschen schleimig, aber Augen und Nase/Mund sind soweit frei. Mein Kind fängt noch in mir an zu atmen. Es macht Glucksgeräusche und deutlich regelmäßige Schniefer, was mich ungemein
erleichtert und freut! Ich lasse die Hand am Kopf und rede leise mit meinem Baby. Wir warten kurz, ich fühle wie das Kind in meinem Körper zappelt und sich dreht … dann kommt die nächste Presswehe und in einem feuchten Schwall gebäre ich den Körper in meine Arme.
Für einen Moment muss ich das Baby ablegen, umgreifen, hochnehmen und presse es dann mit beiden Armen an meinen Bauch. Ich bin unendlich froh, dass mein Baby da ist, dass diese Wahnsinnsgeburt jetzt geschafft ist. Ich rede weiter beruhigend auf mein quäkendes Kind ein, streichel seinen Kopf und kontrolliere nochmal seine sehr regelmäßige Atmung. Ich will sein Gesicht sehen und da erst stelle ich fest, dass ich ja immer noch im Dunkeln sitze und fast gar nichts sehen kann. Also Licht an und ja, es ist ein richtiges Baby! Genauer gesagt ist es mein Baby und es macht für mich komischerweise gefühlt keinen Unterschied, dass er jetzt „draußen“ ist. Es ist dasselbe Kind, davor war es in mir drin und jetzt ist es an mir dran und es ist meins.
Ich will aufstehen und zu meinem Mann ins Schlafzimmer, ihm sein Kind zeigen! Und dann schüttelt es mich dermaßen, dass ich nur noch mein Kind an mich drücken kann und ich wieder in die Knie gehe. Ich weiß nicht, wie viele Minuten lang ich so zitterte, aber ich bekomme Angst um mein Baby, weil es im kalten Bad schnell an Hauttemperatur verliert. Das erste Mal wünsche ich mir, es wäre jemand da um mir zu helfen.
Dann beruhigt sich mein Körper gut genug vom Schüttelfrost, so dass ich hochkomme und die 7 Meter ins Schlafzimmer laufen kann. Tür auf, Licht an: „Kannst du mir bitte mal helfen? Ich habe gerade unser Kind geboren.“ Mein Bester glotzt mich ungläubig und fassungslos an und denkt wahrscheinlich einen Moment lang, ich will ihn verarschen. Dann steht er senkrecht im Bett, springt raus, wickelt mich und Baby in alle zur Verfügung stehenden Decken und wir gehen rüber ins Wohnzimmer auf die Couch. (Später wird er erzählen, es war sowas wie sein persönlicher, nachträglicher Halloween-Moment: Aus dem Dunkeln plötzlich zu voller Zimmerbeleuchtung wird er geweckt und da steht seine Frau blutverschmiert, kreidebleich und zitternd mit einem Neugeborenen im Arm.)

Im Wohnzimmer bitte ich ihn, eine große Schüssel zu holen, weil ich die Nachwehen spüre und die Plazenta wohl gleich kommen wird. Er holt sie, ich drücke ihm das an der Nabelschnur hängende Baby in die Hände, stelle ein Bein aufs Sofa, halte die Schüssel zwischen meine Beine, drücke kurz mit und platsch, flutscht die gesamte Nachgeburt raus.

Ich will das Kind von dem glibberigen See getrennt haben, der jetzt auf dem Wohnzimmertisch steht. Also kontrolliere ich die Nabelschnur mit den Fingern: kalt, weiß, kein Puls – kann ab. Ich wackel in die Küche und dort muss ich mich erstmal kurz zwischen die Küchenschränke auf den Boden legen, weil mein Kreislauf schlapp macht. Dabei kucke ich auf die Herduhr: 05:26 Uhr (lustig, wie solche Zahlen im Kopf hängen bleiben). Meinem Mann rufe ich zu, dass alles in Ordnung ist, ich steh gleich wieder auf. Geht tatsächlich auch gleich wieder, ich nehme meine superscharfe Küchenschere mit und schnippschnapp Nabelschnur plazentanah ab. Anschließend nehme ich mein Baby wieder zu mir und lege mich in Decken gewickelt mit ihm aufs Sofa. Ab da bin ich nur noch entspannt und glücklich, ich fühle mich wie eine Siegerin!
Mein wunderbarer Mann ruft die Hebamme an und erklärt ihr die Situation, dass wir nicht mehr ins Geburtshaus fahren und dass das Baby bereits geboren ist. Und so macht sich die Hebamme zusammen mit ihrer Zweithebamme auf dem Weg zu uns, um wenigstens eine Nachsorge zu machen. Ich bin heilfroh, als sie 45 Minuten später bei uns eintreffen und sich alle um alles und um mich kümmern.
Meine Plazenta war sehr groß, deswegen war der Blutverlust durch die Lösungsblutung bei der Geburt mit geschätzten 500ml recht hoch. Bis auf Kreislaufprobleme beim Aufstehen und Rumlaufen an diesem Tag hatte ich aber keine weiteren Probleme. Die Gebärmutter hatte sich anschließend gut zusammengezogen und die Blutung auch sofort gestoppt.

Ich habe mir minimale Geburtsverletzungen zugezogen, die mit jeweils einem Stich an 4
unterschiedlichen Stellen repariert wurden. Einmal im Vaginalgang ein kleiner Riss zur
Dammseite hin (hätte man nicht unbedingt machen müssen, aber ein Gefäß hat an der Stelle noch geblutet) und die anderen drei kleinen Risse im Vaginalgang zu den Schamlippen hin wurden mit jeweils einem Stich wieder zugenäht. Der Damm sowie der Rest sind heil geblieben.

Baby-Sohn, geboren am 03.11.2018
Vermutlicher Geburtszeitpunkt: 05:05 Uhr
Geburtsdauer: 4 1/2 h (1. Wehe bis zur Plazenta), ohne Plazenta: 4h 10 Min
Baby-Sohn: 54cm lang, 36,5cm Kopfumfang, 4100g schwer
Nur eine leichte Blaufärbung des Schädels durch Venenstauung während der Geburt, ansonsten knitter- und faltenfrei, minimale Reste Käseschmiere am Rücken und in den Körperfalten
U1 wurde nicht gemacht