Gib Stoffwindeln eine Chance

Was für unsere Großeltern noch selbstverständlich war, hat heute oft den Hauch des Exotischen. Dabei sind Stoffwindeln gar nicht kompliziert, und wenn man sie mit windelfrei/abhalten kombiniert, hat man noch nicht mal viel Wäsche.
Ein Gastbeitrag von Katharina von deine-Stoffwindel.com.

Immer mehr Eltern entscheiden sich für das nachhaltige Wickeln mit Stoffwindeln. Als Alternative zur Wegwerfwindel haben moderne Stoffwindeln viele Vorteile: sie sind gut für die zarte Babyhaut und schonen nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Durch einen Stoffwindelzuschuss, den einige Städte und Landkreise in Deutschland bewilligen, kann der Geldbeutel weiter geschont werden. So kannst du bis zu 225€ zusätzlich sparen. 

Stoffwindeln sind gut für das Baby und die Umwelt

Stoffwindeln sind gut für die Gesundheit deines Babys, denn Du entscheidest beim Wickeln welche Materialien Du an die zarte Babyhaut lässt. Die saugenden Bestandteile von Stoffwindeln, die in direktem Kontakt zum Babypo sind, können entweder aus natürlichen Fasern wie Baumwolle oder Hanf oder aus synthetischen Fasern wie Bambusviskose oder Mikrofaser hergestellt sein. Hier können sich die Eltern individuell und bei jedem Wickelintervall neu entscheiden. Aber nicht nur das Baby freut sich über Stoffwindeln, sondern auch die Umwelt dankt dir, wenn du nicht zu Wegwerfwindeln greifst. Denn über die gesamte Wickelzeit betrachtet benötigt ein Kind zwischen 5.000 bis 6.000 Wegewerfwindeln, was einer Müllmenge von etwa 1.000 kg entspricht. Am Beispiel von Berlin ergibt sich für das Jahr 2019 damit folgende Rechnung: bei 39.503 vom statistischen Bundesamt gemeldeten Geburten und der Annahme, dass 95% der Kinder mit Wegwerfwindeln gewickelt werden (Bundesdurchschnitt laut BMU, exakte Zahlen für Berlin gibt es leider nicht), bedeutet, dass über den Zeitraum von 3 Jahren 197.515.000 Windeln weggeworfen werden. Der Windelmüllberg summiert sich auf 39.503.000 Kilogramm. Wegwerfwindeln können nicht recycelt werden und so muss diese große Menge an Windelmüll in einem aufwändigen Verfahren in derMüllverbrennungsanlage verbrannt werden. So muss, um den in der Wegwerfwindel enthaltenenSuperabsorber verbrennen zu können, sogar Energie hinzugeführt werden. Und was schlussendlich bei dem Brennvorgang übrig bleibt gilt als Sondermüll. Die Stoffwindel hingegen hat eine lange Lebensdauer und kann sogar von mehreren Kindern getragen werden. Und sollte sie doch einmal für den Wickelprozess nicht mehr einsetzbar sein, so können ihre Bestandteile anderweitig verwendet werden z.B. als Schwimmwindel oder als Putzlappen. Am Ende ihrer Lebensdauer werden alle nicht recycelbaren Bestandteile wie z.B. die Überhose aus PUL dann ebenfalls dem Restmüll zugeführt. Die Menge ist aber verschwindend gering im Vergleich zur Müllmenge, die Wegwerfwindeln produzieren.

Stoffwindeln schonen den Geldbeutel

Nicht nur wenn du einen Stoffwindelzuschuss erhältst, lohnt sich das Wickeln mit Stoff für deinen Geldbeutel. Grundsätzlich lässt sich mit Stoffwindeln Geld sparen. Die Ersparnis ist stark davon abhängig für welchesStoffwindelsystem man sich entscheidet. Die Kosten belaufen sich, je nach System, für die gesamte Wickelzeit auf 360€ bis 800 € für die komplette Stoffwindelausstattung. Weiter sparen kann man wen man die Windeln nach dem Ende der Wickelzeit entweder an Geschwisterkinder weitervererbt oder aber verkauft. 

So ergibt sich die folgende einfache Rechnung: Wickelst du z.B. drei Kinder mit den angeschafften Stoffwindeln, liegst du bei 120€ bis 233€ plus 150 Euro pro Kind für das Waschen und Trocknen der Stoffwindeln für den Wickelzeitraum von 3 Jahren. Demgegenüber geben Eltern in Abhängigkeit der Windelmarke, der Anzahl benötigter Windeln pro Tag und dem Zeitpunkt des Trockenwerdens zwischen 700€ bis 1500€ für Wegwerfwindeln pro Kind aus. Das ist eine Ersparnis von mindestens 317€ pro Kind, wenn du dich für Stoffwindeln entscheidest. Und bei diesem Betrag ist noch nicht miteingerechnet, dass deine Stadt oder Landkreis das Stoffwindelwicken eventuell bezuschusst.

Moderne Stoffwindeln einfach in der Handhabung

Moderne Stoffwindeln sind, je nach System, so einfach in der Handhabung wie Wegwerfwindeln: Windel öffnen, Kind auf die Windel legen, Windel schließen, fertig. Das Bild, welches viele von Stoffwindeln noch in ihrem Kopf haben – kompliziert zu faltende Mullwindeln, Einweichen und Auskochen der schmutzigen Windeln – stammt aus den Erzählungen der Großeltern und hat sich doch ziemlich gewandelt. Heute werden die verschmutzen Stoffwindeln bis zum Waschen in einem geschlossenen Eimer oder geruchssicheren Wetbag (https://deine-stoffwindel.com/nasstasche/) gelagert und dann ganz einfach bei 60°C in der Waschmaschine gewaschen und können sogar teilweise im Trockner getrocknet werden.

Weitere Infos zum Thema „wie funktionieren Stoffwindeln“ findest du hier: https://deine-stoffwindel.com/wie-funktionieren-stoffwindeln/

Projekt Windelzuschuss

Du möchtest prüfen, ob deine Stadt oder dein Landkreis das Wickeln mit Stoffwindeln schon finanziell unterstützt? Dann informiere dich dazu auf unserer Webseite www.deine-stoffwindel.com. Dort findest du unter dem Projekt Windelzuschuss eine Übersicht aller bisher über 60 Städte und Landkreise, die den Kauf von Stoffwindeln fördern. Mit dem 2018 gegründeten Projekt wollen wir dazu beitragen, moderne Stoffwindeln durch den Windelzuschuss attraktiver zu machen und weiter zu verbreiten. Ebenso findest du auf der Webseite eine Vielzahl weiterer Artikel zum Thema Stoffwindeln.

Über die Gastautorin: Katharina ist Mutter eines Sohnes und hat zusammen mit ihrem Mann Oliver im Jahr 2018 ein Online-Stoffwindelprojekt namens www.deine-stoffwindel.com ins Leben gerufen, um den Windelzuschuss zu fördern und Eltern eine Orientierungshilfe im Stoffwindelbereich zu geben. Hauptberuflich arbeitet Katharina in der Wissenschaft und erforscht dort Themen rund um neue Arbeitsformen.

Alleingeburt nach zwei Kaiserschnitten

Die Mutter im folgenden Bericht erzählt von ihrer Geburt in Eigenregie nach zwei Kaiserschnitten.

Hier der Bericht von der Geburt meines dritten Kindes am 17.10.20, bei ET+14

Ich bin mittlerweile Mama dreier Kinder und habe mir lange nichts sehnlicher gewünscht, als eine natürliche Geburt zu erleben. Im Jahr 2020 war es dann soweit. Unser drittes Wunder kündigte sich an und mit ihm eine lange Liste an Sorgen und Ängsten, denn ich bin Kaiserschnitt-Mama.

Im Frühjahr 2014 und im Winter 2015 kamen meine ersten zwei Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Lange war der Wunsch nach einem dritten Kind nicht da oder besser gesagt: Mein Verstand war beschäftigt damit es mir auszureden, denn mir war klar, dass ich das gleiche Prozedere nicht noch einmal durchstehen möchte.

Glück, Zufall oder gar Bestimmung sorgte dafür, dass ich eine wunderbare Frau und Mama kennenlernte, die selbst schon zwei Geburten alleine bewältigt hat, ohne Hebamme, nur in Begleitung ihres Mannes. Das hat mich sehr beeindruckt und doch dachte ich weiterhin: „Das schaffst du NIE! Schon gar nicht nach zwei Kaiserschnitten!“

Und dann kam Corona. Fluch und Segen zugleich. Meine ganze Ablehnung und Angst stemmte ich in den Wunsch, auf keinen Fall unter diesen abstrusen Bedingungen maskiert mein Kind im Krankenhaus zu bekommen. Unabhängig davon habe ich weder Idealgewicht in den Augen der Schulmedizin, noch war ich mit meinen 35 Jahren „jung“. So stand in meinem Mutterpass, den ich an meinem ersten von nur zwei Ultraschallterminen bekommen habe, „risikoschwanger“.

Na, Herzlichen Glückwunsch.

So habe ich in den ersten Wochen der Schwangerschaft im ersten Lock Down oft geweint und war regelmäßig verzweifelt. Doch ich gab nicht auf und las dann das Buch von der Sarah Schmid „Alleingeburt“. Das und das Buch von A. Rockenschaub „Gebären ohne Aberglauben“, haben mir geholfen, mich mit den medizinischen Aspekten einer physiologischen Geburt auseinanderzusetzen und vor allem auch die pathologischen Besonderheiten zu erfahren und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Es folgten die Bücher „Wunschgeburt nach Kaiserschnitt“, „Instinctive Birth“ und „Die selbstbestimmte Geburt“. Aber mit Abstand DAS Buch, das mir so sehr geholfen und mich in meine Kraft und in mein Vertrauen gebracht hat, war „Meisterin der Geburt“ von Jobina Schenk. Das habe ich im Verlauf der Schwangerschaft ganz oft gelesen.

Was ich persönlich auch ganz wichtig finde ist, dass ich mir die Krankenhausberichte meiner ersten zwei Kinder habe schicken lassen und genau angeguckt habe, was das „Problem“ war. Leider hauptsächlich mein Unwissen und Hebammen und Ärzte, die an einem Freitagabend einfach keine Lust hatten und mit ihren Interventionen und Beschämungen für massive Hilflosigkeit und Angst bei mir gesorgt haben. Als Indikation der Kaiserschnitte stand zum Beispiel immer „Wunsch der Mutter“, was absolut nicht stimmte. Oder auch „Zustand nach Kaiserschnitt“ bei meinem zweiten Kind dann. Oder auch „Geburtsstillstand nach Blasensprung“ – meine Blase war intakt und es gab auch noch keinen Fortschritt, da damals der Muttermund nicht mal erreichbar war. Mein Körper hatte sich komplett „verdichtet“ vor Angst.

Verzichtet habe ich diesmal auf sämtliche Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt und bei der, ohnehin schon skeptischen, Hebamme. Das fühlte sich für mich absolut richtig so an. In der 20. SSW hab ich einen Ultraschall machen lassen, um mir Gewissheit zu verschaffen, dass die Kaiserschnittnarben gut aussehen. Meine Vorbereitung für die Hausgeburt hielt sich in Grenzen.

Am 15.10.20 bekam ich am Abend leichte Kontraktionen – ich kannte das aus den anderen Schwangerschaften nicht, war aber sicher, dass die Geburtsreise nun beginnt. Gegen 2:00 Uhr in der Früh musste ich die Kontraktionen schon veratmen. Dieser Tag war schwer für mich, denn es kam die Info ins Haus geflattert, dass von nun an alle Kindergärtner Masken tragen müssen und wir unseren Sohn nunmehr an der Tür abgeben müssen. Auch unsere maskenpflichtbefreite Tochter sollte in der Schule nun ein Faceshield tragen. Ich war am Boden zerstört, hab den halben Vormittag wehend und weinend in der Wanne verbracht. Ich erwähne diese Thematik, da der „Zustand“ dieser Welt mich sehr beschäftigt und ich mich den Maßnahmen gegenüber oft hilflos fühlte. Gegen Mittag schrieb ich meiner Freundin noch mal, die ziemlich schnell verstanden hat, dass ich emotionale Unterstützung brauchte. Die Wehen wurden sehr intensiv und gegen 18:00 Uhr riefen wir die Doula dazu. (Sie ist eine Freundin, deshalb kam sie dazu.) Mein Kopf konnte sich lange nicht abschalten lassen und ich hatte wirklich Probleme loszulassen. Meine Freundin und die Doula haben ganze Arbeit geleistet und mich immer wieder motiviert und bestärkt, als ich schon anfing zu zweifeln, dass ich es tatsächlich schaffe. Um 3.18 Uhr, in einem Kraftakt der Liebe und des Vertrauens im Kreise meiner Freundin, meiner Doula und meines Mannes, der mir in der Endphase seine Hände zur Unterstützung reichte, gebar ich ALLEINE meinen Sohn in meine Hände.

Ich konnte ihn direkt anlegen und gebar die Plazenta vollständig ca. eine dreiviertel Stunde nach der Geburt des Babys. Ich habe mich noch nie stärker gefühlt in meinem Leben und werde das Gefühl der Heilung, die sich mit dieser wundervollen Geburt eingestellt hat, nie vergessen. Die Hebamme, mit der ich vorher darüber gesprochen habe, kam am nächsten Tag und brachte mir das U-Heft mit. Die Anmeldung beim Standesamt erfolgte problemlos durch meinen Mann und die erste U-Untersuchung hat unsere Ärztin dann erst im darauffolgenden Monat gemacht.

Ich würde alles exakt so wiedermachen!