Alleingeburt einer Beckenendlage

Wenn das Baby in Beckenendlage liegt, wird gern Panik geschoben und das Kind per Kaiserschnitt geholt. Diese Mama sah keinen Grund zur Panik. Als geburtserfahrene Mutter meisterte sie die Geburt ihres sechsten Kindes ganz souverän. Ein Bericht vom Geburtstag:

Um 0.59 Uhr wachte ich heute Nacht mit einer OK-das-sind-meine-gleich-voll-durchstartenden-Geburtswehen-es-geht los-Wehe auf. Die ersten drei lagen noch wenige Minuten auseinander, bis es gewohnt direkt im 1-2 Minuten-Rhythmus weiterging. Dann wurde der Jüngste wach, wo ich mich zulegen musste und 2-3 Wehen auf der Seite liegend ertragen musste – obwohl ich laut veratmen musste, schlief er wieder ein. Mein Mann ist wach geworden und hat schnell den Ofen im Wohnzimmer angemacht, damit es für die Beckenendlage besonders kuschelig ist. Die Matratze hatte ich schon geholt und vor die Couch gelegt und alle Kerzen angemacht. Nachdem ich dann wieder ins Wohnzimmer kam, brauchte ich auch prompt meinen Mann, der mir bei jeder Wehe die Faust ins Kreuz drücken muss, um mir den Schmerz etwas zu nehmen. Und schon kam am Ende der Wehe der leichte Pressdrang. 1x, 2x, okay, dann ging es los. Mein Mann sagte unserer Hebamme um 1.59 Uhr Bescheid, so dass sie rechtzeitig hinterher bei uns ist. Nun ging es richtig rund, die Fruchtblase käme, rief mein Mann. Da kam aber dann eine riesige Kugel gefüllt mit grünem Fruchtwasser, wo man dann sehe konnte, wie von oben noch Mekonium nachdrückte. Diese baumelte dann wiederum nur noch an den Eihäuten. Irgendwie sah das ganze aus wie ein elefantöser grüner Schlepphoden. Dann riss die Eihaut oben. Und ich war erstmal irritiert, weil es sich dann im Geburtskanal so leer anfühlte. Dann rollte eine gewaltige Presswehe nach der anderen an, ich spürte, wie sie sich durcharbeitete, der Po erschien, mein Mann filmte auf meinen Wunsch alles und war völlig fasziniert und hielt mich komplett “auf dem Laufenden”. Dann kam sie Stück für Stück mit jeder Wehe, ich spürte ihre Drehung, ihre Arme. Sie entwickelte ihre Beine und war bis zum Brustkorb draußen. Dann kamen keine Wehen mehr. Ich wusste ja, dass das Zeitfenster ab nun begrenzt ist und habe sie dann ohne Wehen in fünf Minuten Stück für Stück rausgepresst, was eine Anstrengung! Dann entwickelte sie ihre Arme und war damit in 10 Sekunden in einem Flutsch komplett geboren. Man hörte nur ihren Atem, kein Schreien, völlig entspannt. Wie glatt und hübsch doch ihr Gesicht ist! Drei Minuten später traf unsere Hebamme ein – perfektes Timing! Sie durfte ja nur rechtzeitig hinterher eintreffen, aber für die Nachgeburt wollte ich sie als Backup haben, da ich letztes Jahr schwere Plazentalösungsblutungen hatte. Wie immer ließ die Plazenta sich Zeit, ich will dann auch nicht angefasst werden, usw. irgendwann fühlte die Hebamme dann doch und tastete und nahm die Nabelschnur, ich sagte sofort “Bloß nicht ziehen!!!”, aber genau da zog sie, nur ganz leicht – wirklich kaum merklich – und zack, hatte sie die Nabelschnur ohne Plazenta in der Hand … da dachte ich wirklich, nu müssen wir doch ins Krankenhaus … mein Kreislauf ging mir schon weg, mehr als Liegen ging nicht mehr. Ihr Arm verschwand bis fast zum Ellenbogen in mir (sowas würde ich mir als puren Horror ausmalen, aber es war kaum spürbar, allerdings ist sie zum Glück auch recht zierlich), aber die Nabelschnur bekam sie nicht zu fassen (hinterher sahen wir, das ca. 1cm an der Plazenta gerissen ist). Zweimal bekam ich insgesamt Oxytocin gespritzt, irgendwann kam statt riesen Koageln dann endlich die Plazenta, die ich selber rausdrückte. Die Blutungen hörten dann umgehend auf. Sie kontrollierte sofort die Plazenta und war total aus dem Häuschen. Sowas hatte sie in der Form auch noch nie gehabt. Eine zweigeteilte Plazenta (placenta bipartita), komplett durchgehend in der Mitte nur von Eihaut von einigen Zentimetern Breite verbunden und die Gefäße liefen durch diese Eihaut hin und her. Wäre hier interveniert, die Blase geöffnet und ein Gefäß angeritzt worden … Auf meinen Mann bin ich irre stolz – manch ein Geburtshelfer hätte sicher nicht die Finger davon lassen können, vor allem, als die letzte nötige Wehe nicht kam. Er hat auch so aufgepasst beim Wechsel der Unterlagen, usw., dass er bloß nicht an die Kleine kommt und dadurch den Moro-Reflex auslösen könnte. Einfach perfekt.

Geboren am 25.4.2018 bei ET+10: Luise Josefine – 4490g – 53cm – KU 38cm

2 Gedanken zu „Alleingeburt einer Beckenendlage“

  1. Wie schön! Und wie faszinierend mit der Plazenta!!
    Man merkt auch die Erfahrung raus.
    Und das Babylein ist ja noch nicht mal eine Woche, alles Gute und Gottes Segen Euch!

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