Eine geplante Alleingeburt 27 Tage über Termin

Im folgenden Bericht schildert eine Mama die Geburt ihres vierten Kindes. Sie hat insgesamt fünf Kinder. Ihr erstes Kind kam im Krankenhaus zur Welt, das zweite im Geburtshaus. Die anderen drei waren geplante Alleingeburten. In ihrem Buch „Die geplante Alleingeburt“ erzählt sie von ihren Geburten und gibt das Wissen weiter, das sie in der Vorbereitung auf ihre Geburten erworben hat. Mehr von ihr findet ihr auch auf ihrer Webseite.

Mein viertes Kind wurde, wie mein drittes Kind, zu Hause geboren. Dieses Mal verzichtete ich auf die Schwangerschaftsvorsorge. Daher kannten wir auch das Geschlecht des Kindes nicht. Nach 43 Wochen und 6 Tagen brachte ich einen gesunden Jungen zur Welt. Er wog 3.486g.

Endloses Warten

Ich hatte bereits seit mehreren Wochen Übungswehen. Sie kamen und gingen seit dem Geburtstermin. Manchmal hatte ich ganz komische Schmerzen auf meiner linken Seite, bei denen mein Oberschenkel wehtat. Allerdings ließen die Wehen immer wieder nach, obwohl sie manchmal ziemlich regelmäßig waren. Mein errechneter Termin, basierend auf der letzten Periode, war der 21. Juni. Wenn man das Empfängnisdatum benutzte, dann wäre der Geburtstermin vielleicht der 3. Juli gewesen. Aber das war unserem Baby ganz egal, denn er kam erst viel später, am 18. Juli.

Meine vorherige Schwangerschaft endete erst nach 43 Wochen und 2 Tagen und dieses Baby wollte anscheinend meinen persönlichen Rekord überbieten. In der letzten Woche vor der Geburt hatte ich täglich regelmäßige Wehen. Allerdings hörten diese auf, sobald ich nicht mehr auf- und ablief und mich hinsetzte oder hinlegte.

Leichte Blutung

An einem Donnerstagabend gingen wir zu Bett, während es draußen anfing zu stürmen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich quengelig war und mich beschwerte, dass das Baby nicht kommen wollte. Mein Mann sagte mir, ich sollte dem Universum mitteilen, dass es heute passieren sollte. Da lachte ich drüber, allerdings hatte ich wirklich keine Lust mehr, schwanger zu sein, denn die Schwangerschaft schien wirklich ewig zu dauern.

Ich legte mich hin und ein paar Minuten später fühlte ich, dass ich irgendeine Flüssigkeit verlor. Ich ging ins Badezimmer und war erstaunt, dass ich leicht blutete. Es sah auch aus, als ob es viel Blut war. Allerdings macht Blut im Wasser (in diesem Fall in der Toilettenschüssel) immer den Eindruck, dass es sich um eine größere Menge handelt als es in Wirklichkeit ist. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gar keine Wehen, wodurch ich noch mehr verwirrt war. Bei vorherigen Geburten hatte ich erst dann Blutungen, als die Geburt schon weiter fortgeschritten war.

Ich bat meinen Mann das Zimmer vorzubereiten. Es war ungefähr 23.30 Uhr. Er schlug vor, dass ich auf- und abgehen sollte, damit die Geburt vorangeht, aber ich war unheimlich müde und wollte mich einfach nur hinlegen und schlafen. Ich entschloss mich, diesmal meinen Instinkten zu folgen und schickte auch meinen Mann wieder ins Bett.

Die Geburt schreitet voran

Ich erwachte früh um 1 Uhr mit Wehen. Ich hatte Hunger und aß ein Stück Toastbrot. Die Wehen waren nicht allzu schmerzvoll, aber ich fühlte mich jetzt wach. Zwischen 1 und 3 Uhr lief ich im Flur auf und ab, sterilisierte die Schere und beruhigte meinen Sohn, der vom Donner und Blitz wach geworden war und Angst bekommen hatte. Ich schaute nicht auf die Uhr, um herauszufinden wie lange die Wehen dauerten oder wie oft sie kamen. Irgendwann legte ich mich wieder hin. Die Blutung hatte nachgelassen und ich machte mir darum keine Sorgen. Ich war mir sicher, dass unser Baby kommen würde, sobald es soweit war.

Sobald ich mich aber hinlegte, spürte ich eine sehr starke Wehe. Nach ein paar weiteren Wehen der gleichen Intensität setzte ich mich auf die Toilette, weil ich mich dabei besser fühlte. Dann weckte ich auch meinen Mann. Da war es ungefähr um 3 Uhr. Er unterhielt mich mit sinnlosem Geschwätz und lenkte mich von den Schmerzen ab.

Die ganze Zeit über hatte ich auch Durchfall. Irgendwann wurden die Schmerzen noch intensiver und dann wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Gleichzeitig wollte ich, dass alles bereits vorbei war. Ich wollte auch auf der Toilette sitzenbleiben, weil ich mich in dieser Position wohler fühlte, aber ich wollte eigentlich nicht das Kind an dieser Stelle gebären.

Timmy wird geboren

Ich befand mich auf Händen und Knien in unserem Schlafzimmer. Aber nach ein paar weiteren schmerzhaften Wehen ging ich zurück auf die Toilette. Ich hatte den Drang zu Pressen und wusste, dass es jetzt gleich soweit war. Ich hätte logischerweise auf dem Fußboden bleiben sollen, aber irgendetwas zog mich auf die Toilette zurück. Ich fühlte auch schon, wie sich sein Köpfchen nach draußen drängte und dann half mir mein Mann von der Toilette herunter. Er schob die Decken vom Schlafzimmer ins Badezimmer um den Fußboden zu polstern. Jetzt war ich auch schon aktiv beim Pressen und konnte seinen Kopf mit meiner Hand fühlen. Das war ein unbeschreiblich tolles Gefühl, aber gleichzeitig tat es auch unheimlich weh. Ich weiß, dass ich wegen den Schmerzen gejammert habe. Aber mein Mann unterstützte mich und erinnerte mich, dass es doch fast vorbei war. Und war es nicht aufregend den Kopf zu spüren?

Ich fühlte, wie sich meine Haut um den Kopf dehnte. Dann war der Kopf auch schon draußen. Die nächste Wehe brachte den Rest des Kindes. Interessanterweise kam auch die Plazenta gleich mit hinterher. Sie sah aus wie ein saftiges Stück Steak. Baby Timothy fing nach kurzer Zeit an zu weinen. Nach einer Weile nuckelte er auch zufrieden an meiner Brust.

Irgendwann stand ich auf und ging duschen, während mein Mann unser Kind im Arm hielt. Wir durchschnitten die Nabelschnur kurz danach und dann machte mein Mann das Bad sauber. Es war zwar nicht der Geburtsort, den ich mir ausgesucht hatte, aber es war wenigstens einfach zu säubern.

Timmy lernt seine Geschwister kennen

Die Kinder verschliefen das große Ereignis. Meine Tochter Becky wachte zuerst auf. Wir zeigten ihr ihren neuen Bruder und ihre Augen wurden auf einmal ganz groß. Sie lächelte und sagte, dass er ganz niedlich war.

Michael erwachte als nächstes. Er war total aufgeregt und wollte sich neben seinen Bruder legen und ihn küssen und umarmen. Er war wirklich sehr vorsichtig und sanft, so sanft wie ein fast zweijähriges Kind es nur sein kann. Melanie lernte ihren jüngsten Bruder als letztes kennen. Michael erzählte ihr bereits im Flur ganz aufgeregt von dem Baby und sie starrte Timmy nur ganz glücklich an. Sie war auch der Meinung, dass er unheimlich niedlich war.

 

 

4 Gedanken zu „Eine geplante Alleingeburt 27 Tage über Termin“

  1. Liebe Autorin,
    danke für den interessanten Bericht. Ich hätte drei Fragen an dich oder auch Sarah:
    1. zum errechneten Termin: macht es nicht sowieso mehr Sinn nach dem Empfängnisdatum bzw. dem Eisprung zu rechnen, wenn man es denn weiß? Das Datum der Periode gibt doch nur dann eine sinnvolle Prognose, wenn man einen klassisch regelmäßigen Zyklus hat. Was hier scheinbar nicht der Fall war, oder? Sonst dürften die zwei Termine nicht so weit auseinander liegen.
    2. zu der Blutung: ich glaube, ich wäre in der Situation schon nervös geworden. Um was für eine Blutung hat es sich dabei wohl gehandelt? Wie schätzt du das im Nachhinein ein?
    3. zur Plazenta: ich glaube, auch das hätte mich verunsichert, wenn die so schnell mit hinterher kommt. Hast du dafür eine Erklärung? Oder kommt das öfter vor, dass das so schnell geht?
    Könnte es sein, dass die Blutung auf eine beginnende Plazentalösung hingedeutet hat?

    1. Ich antworte mal, weil ich nicht weiß, ob Anita hier reinschaut. 🙂
      1. Bei unregelmäßigem Zyklus ist es sinnvoll, sich bei der Terminberechnung nach dem Eisprung zu richten anstatt nach der letzten Periode. Das ist richtig.
      2. Mit der Eröffnung des Muttermundes kann eine leichte, vorübergehende Blutung einhergehen. Das ist recht häufig der Fall und nicht bedenklich. Bedenklich wäre ein höherer, anhaltender Blutverlust. Eine beginnende Plazentaablösung macht sich normalerweise noch durch andere Symptome bemerkbar, wie heftige Dauerwehen, die das Kind im Eiltempo herausbringen sollen (kenne solche Geschichten auch). Bei einer Placenta praevia kommt es spätestens in der Eröffnungsphase zu einer starken, anhaltenden Blutung. Solange die Blutung leicht und vorübergehend ist, kann man aber davon ausgehen, dass es sich um eine harmlose Eröffnungsblutung handelt.
      3. Es kommt öfter mal vor, dass die Plazenta gleich hinterher geboren wird. Auch das scheint also im Rahmen des Normalen zu liegen.

  2. Hallo,

    Aus persönlicher Erfahrung mag ich unbedingt ergänzen das Plazentaablösungen nicht immer mit weiteren Symptomen einhergehen müssen. Bei 2 von 4 Kindern hatte ich einmal eine komplette Ablösung und einmal eine beginnende..und bis auf Blutungen verschiedener Stärke hatte ich keinerlei Symptome!
    Hätte bei meiner 1 Tochter der Arzt nicht so reagiert wie er es tat wäre sie heute nicht am Leben. Es wurde ein Not-Kaiserschnitt. Und das mehr als knapp. Sie war schon ganz blau.

    Ich möchte hiermit keine Panik machen, einfach nur sensibilisieren.

    Liebe Grüße
    Natascha

    1. Hallo Natascha, danke für dein Feedback. Darf ich dazu was fragen? Wie wurde denn festgestellt, dass etwas nicht stimmt? Am CTG? Wie viel und lange geblutet hast du? Wurde eingeleitet oder hattest du eine PDA? Wie war der Geburtsverlauf bei beiden Kindern? Da wüsste ich gern mehr. Gern auch als Email an mich Sarah.Schmid81@gmail.com Ich lerne gern dazu und korrigiere mich wenn nötig.

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