Die schmerzfreie Geburt – ein Mythos?

Die schmerzfreie Geburt, am besten noch mit Orgasmus, gilt als das Traumziel beim Kinderkriegen. Die, die sie hatten, schwärmen davon, die anderen beneiden die wenigen Glücklichen. Viele arbeiten mit Entspannungstechniken auf dieses Ziel hin und werden am Ende doch vom Schmerz überwältigt. Haben sie etwas falsch gemacht? Sind sie keine dieser Super-Gebärerinnen, die wonnevoll Stöhnen, wenn der kindliche Kopf geboren wird? Haben sie versagt? Im Folgenden will ich euch meine Gedanken zu dem Thema ausbreiten und die verschiedenen Faktoren beleuchten, die, wie ich denke, eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob eine Geburt als schmerzhaft erlebt wird oder nicht.

Selbst habe ich vier Kinder geboren. Die erste Geburt war lang und sehr schmerzhaft dank einer Komplikation, die sich hoher Geradstand nennt. Die zweite und vierte hatten ihre schon durchaus schmerzhaften Momente, auch wenn kein Vergleich zur ersten Geburt bestand. Sie dauerten ein paar Stunden, aber waren durchaus gut zu verkraften. Ausnahme bildete Nummer drei. Dieser Geburt war nach einer Stunde erledigt, ein bisschen Ziepen im Bauch und das Kind war da – sehr zu meiner und meines Mannes Überraschung. Ich erwartete nun, Nummer 4 würde ebenso leicht herausflutschen. Aber Fehlanzeige! Bei allen drei Alleingeburten hatte ich Entspannung pur. Niemand stresste, alles war in Harmonie. Es wird an manchen Stellen behauptet: Lerne die richtige Entspannung und Atemtechnik, schaffe dir eine harmonische Umgebung und schon wird deine Geburt schmerzfrei. Die Bedingungen hätten kaum besser sein können, trotzdem hatte ich die schmerzfreie Geburt nur dieses eine Mal.
Bei dem Thema muss ich an die vielen übereinstimmende Berichte von Völkerkundlern, Ärzten und Forschern denken, die indigene Völker vor ihrem engen Kontakt mit der weißen Zivilisation beschrieben haben. Durchweg wird berichtet, dass Frauen schnell und leicht ihre Kinder zur Welt brachten. (siehe auch hier). Sie waren auch nicht härter im Nehmen, wie gern gemutmaßt wird. Ihre Geburten gingen wirklich schnell und undramatisch von statten. Erst mit Übernahme der modernen Lebensweise und Kost wurde das Kinderkriegen für die nächste Generation ebenso mühevoll wie für die weiße Bevölkerung, und es wurden Eskimo-Mütter in die Krankenstationen gebracht, nachdem sie tagelang ohne Fortschritt in den Wehen gewesen waren.
Wir wiegen uns gern in der Gewissheit, dass wir uns recht gesund ernähren und keine nennenswerten Defizite haben. Schauen wir aber in den Spiegel und beispielsweise an, wie unsere Zähne stehen, dann gibt es wohl kaum einen, dessen Zähne so schön gerade nebeneinander stehen, wie es noch bei indigenen Völkern überall auf der Welt der Fall war, bevor die moderne Lebensweise Einzug hielt. Etwas muss uns in unserer Kindheit gemangelt haben, dass unsere Kiefer nicht breit genug wachsen konnten, das genetisch ererbte Potential nicht ausgeschöpft werden konnte. Es ist logischerweise anzunehmen, dass nicht nur unser Gesichtsschädel durch diesen Mangel nicht geräumig genug wachsen konnte, sondern auch andere Bestandteile unseres Skeletts, wie zum Beispiel auch unser Becken. Die Becken moderner Frauen sind in der Regel natürlich nicht so eng, dass sie eine Geburt völlig unmöglich machen, aber zu eng, um eine schnelle, schmerzfreie Geburt zu ermöglichen. Bei der einen Frau mehr, bei anderen weniger. Engstehende Zähne habe ich und sicherlich auch kein optimales Becken. Deshalb werde ich wohl nie eine komplett schmerzfreie Geburt erreichen. Oder halt; eine hatte ich doch! Wie das nun?
In meiner dritten Schwangerschaft kam ich auf die Idee, dass es gesund sein könnte, frisch gequetschte Haferflocken statt der aus dem Laden zu essen. Jeden Morgen aß ich eine große Schüssel voll davon. Sie schmeckten anfangs unangenehm bitter, was mir eine Warnung hätte sein sollen, aber es galt ja als gesund und ich gewöhnte mich daran. Sonst änderte ich nichts an meiner Ernährung, außer, dass ich Zucker fast komplett strich. Als unser Dritter geboren wurde, stellte der Zahnarzt bald darauf fest, dass ich 5 neue, zum Teil große Löcher in den Zähnen entwickelt hatte. Wo ich noch in der Schwangerschaft davor trotz eines gewissen Zuckerkonsums kariesfrei geblieben war! Ich begann über Karies und die Ursachen zu recherchieren, weil auch unsere Große im gleichen Zeitraum ebenfalls zwei große Löcher bekommen hatte. Ich las über die mineralstoffbindenden Antinährstoffe in Getreide und vor allem auch in Hafer und mir dämmerte, was ich in dem Versuch, gesünder zu essen, angerichtet hatte. Offenbar enthält der im Laden verkaufte, hitzebehandelte Hafer bereits weniger Antinährstoffe als der frische, was wohl auch den bitteren Geschmack des frischen Hafers erklärt. Kinder Nummer drei kam mit einer sehr großen Großen Fontanelle nur Welt. Viel größer als bei allen anderen. Seine Zähne stehen recht eng, er hat eine behinderte Nasenatmung und in Folge der schmalen Kiefer stehen die Ohren ab. Versteht mich nicht falsch, er ist trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – ein ganz süßer Knopf! Offenbar fehlte ihm aber bereits im Mutterleib etwas, das zu einer optimalen Knochenbildung notwendig gewesen wäre. Kein Wunder, dass er eine leichte Geburt war! Sein Schädel war durch die geringere Verknöcherung weicher und leichter verformbar. Interessanterweise fand ich in einem alten Buch die Empfehlung, Frauen mit sehr engem Becken eine kalziumarme Kost zu verordnen, um die Verknöcherung des kindlichen Schädels im Mutterleib zu verzögern und so eine natürliche Geburt zu ermöglichen. Bei mir hatten die Antinährstoffe in den Haferflocken offenbar dafür gesorgt, dass von den Mineralstoffen, die ich zu mir nahm, nicht genügend beim mir und dem Kind ankam.
Vor der nächsten Schwangerschaft strich ich Haferflocken komplett von meinem Speiseplan und nahm jeden Tag, wie vom Zahnarzt Weston Price empfohlen (siehe auch hier) täglich 1-2 Teelöffel Lebertran gemischt mit Butteröl. Die Folge: Die vierte Geburt dauerte wieder recht lange, länger als die zweite, und war schmerzhaft. Die Große Fontanelle bei meiner Tochter aber war normal,eher klein. Sie hat keine abstehenden Ohren und ein schönes, breites Gesicht mit (so weit das bisher zu erkennen ist) genug Platz für alle Zähne. Und bei mir ist in der Zwischenzeit die Karies zum Stillstand gekommen.
Ich weiß jetzt also, wie ich eine schmerzfreie Geburt bekommen könnte. Aber noch lieber habe ich ein gut entwickeltes Kind und kariesfreie Zähne und nehme dafür auch mal richtig fiese Geburtsschmerzen in Kauf.

4 Gedanken zu „Die schmerzfreie Geburt – ein Mythos?“

  1. Hallo! Danke für dein Bericht! Sehr interessant. Ich würde gerne mehr wissen über was Karies verursacht. Obwohl ich auch Angst habe, dass dann noch weniger übrig bleibt von dem was wir uns als Standardnahrung erlauben. Kann man online eine Liste finden von Gefahren-Produkten? Oder muss ich unbedingt das ganze, auf dieser Site erwähnte, Buch lesen?
    Hast du meine Email empfangen? Sonst schicke ich ihn erneut.

    Eine wichtige Frage noch: wenn ich mir noch EIN Buch wähle um mich gut auf eine Alleingeburt vorzubereiten (überzeugt bin ich schon, sorglos auch u erfahren mit drei guten Hausgeburten). Welches würdest du dann wählen?

    Danke!!!

    1. Hallo Yvette! Listen gibt es schon, allerdings geht es dabei nicht darum, was man alles nicht darf, sondern darum, eine Balance zu finden. Wichtig ist ja, was man regelmäßig in sich reinstopft. Diese Listen (wie hier z.B. http://kariesheilen.de/karies/Nahrung-die-Karies-hervorrufen.htm) muten auf den ersten Blick schrecklich an und sie zu 100% durchzuziehen ist den meisten von uns heute eigentlich unmöglich. Aber darum geht es auch nicht, sondern darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was wir essen. In dem Zusammenhang ist es eben sehr wichtig, die Hintergründe zu kennen, warum dieses oder jenes Lebensmittel nicht optimal ist. Auf dieser Basis kann man selbst entscheiden, wie man sich eine möglichst gesunde Ernährung zusammenstellt. Und das reicht normalerweise auch aus, um Karies in den Griff zu kriegen. Es gibt eine zum Buch gehörige Webseite, die nicht so ausführlich wie das Buch ist, aber dir für den Anfang vielleicht genug Infos bietet. Ich habe mich am Anfang auch durch die Webseite gewühlt, fand es dann aber sinnvoll, mich tiefer mit der Materie zu beschäftigen und mir das Buch zu kaufen. Die englische Website ist „www.curetoothdecay.com“. Die deutsche ist „Karies-heilen.de“, allerdings ist sie noch im Aufbau. Die Texte sind zwar da, aber in teilweise sehr schlechter Übersetzung.
      Eine Email habe ich von dir nicht in meinem Postfach gefunden. Hast du an Sarah.Schmid81@gmail.com geschrieben?
      Welches Buch ich wählen würde? Schwere Frage! Ich habe in meinen Schwangerschaften gern „Luxus Privatgeburt“ gelesen, um mich mit den Geburtsberichten anderer einzustimmen. Sind zwar zumeist Hausgeburten geschildert, aber gebären tut ja in jedem Fall eh die Frau. Die Bilder und Geschichten haben mich immer wieder berührt. Vor meiner ersten AG habe ich vor allem sehr viele (meist englische) AG-Berichte im Internet gelesen. Spezielle Literatur über Alleingeburten gibt es bisher im Deutschen, soweit ich weiß, leider noch nicht. Wenn du Englisch kannst und dich noch mal über jedes mögliche Szenario bei der Geburt und was man im Notfall macht, belesen willst, ist „Emergency Childbirth“ von Gregory White sicher hilfreich. Wenn du Probleme mit Karies hast, wird dir das Karies-Buch vermutlich mehr nutzen als alle deutschen Gebärbücher, die mir sonst so in den Sinn kommen, vor allem wenn du schwanger bist und dann stillst. Denn für dich und das Baby ist es sicherlich am besten, wenn ihr ohne den Mangel, der auch aber nicht nur Karies verursacht, starten könntet.
      Das sind jedenfalls so meine Gedanken.

  2. Interessante Beobachtungen, aber ob das wirklich an der Ernährung lag?
    Mein drittes Kind kam, im Gegensatz zu den ersten beiden, auch schnell und schmerzlos zur Welt. Die Wehenphase war buchstäblich ein Spaziergang (frühmorgens durch den Garten meiner Mutter; Hausgeburt), die Pressphase bestand aus einer Wehe und das Kind war da.
    Meine Tochter war ein sehr wohlgenährtes Baby (4200g) und ist auch heute ganz super entwickelt. Sie hat von allen die besten Zähne, die ganz gerade stehen. Ist sehr athletisch und fast nie krank.
    Ich glaube, der Ablauf der Geburt hat nichts vorrangig mit der Ernährung zu tun, sondern hängt von vielen Faktoren ab. Bei der dritten GEburt hatte ich einfach am wenigsten Angst, schon viel mehr Erfahrung und war sehr entspannt. Auf mein drittes Kind habe ich mich am meisten gefreut (auch wenn sich das jetzt komisch anhört – natürlich liebe ich alle drei gleich) und ihr Ankommen ersehnt. Während der Geburtsphase war ich fast ausschließlich allein und die Uhrzeit eine andere (morgens, die Sonne ging auf, im Sommer) als bei den ersten Geburten (die ersten beiden kamen 1-2 Stunden nach Mitternacht). Das alles hatte sicher sehr viel Einfluss auf den Ablauf der Geburt.
    Ich denke, jede Geburt ist ganz einzigartig und spiegelt auch den Menschen wider, der da in diese Welt kommt. 🙂

  3. Ja, natürlich. Es spielen unzählige Faktoren eine Rolle. Nicht zuletzt auch die Kindslage, wie man entspannen kann usw.. Mir war es halt auffällig, dass er diese große Fontanelle hatte und die beschriebenen Gesichtsauffälligkeiten (letztere beschreibt auch Weston Price als Zeichen für einen typischen Mangel während der Entwicklung). Und super entspannt war ich ja unter allen drei Alleingeburten. Na klar, ich kann mich auch irren, wollte meine Gedanken aber mal in die Runde werfen. Denn je länger ich bei mir, ganz speziell in meinem Fall halt, darüber nachdenke, desto offensichtlicher erscheint mir, dass es hier einen Zusammenhang zu o.G. gibt. Auch wenn sicher noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, von denen ich nichts weiß. Ich will damit sicher nicht den Geburtsverlauf aller in ein einziges Erklärungsmodell stecken.

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