Alleingeburt mit Hubschrauberflug

Diese Mama bekommt ihr zweites Kind in Eigenregie. Eine schnelle, heftige Geburt. Nach der Geburt ist sie erstmal verunsichert, der Kreislauf macht nicht gleich so mit, so dass sie die Rettung rufen. Und die kommt mal eben mit dem Hubschrauber. Trotz allem Trubel sind Mutter und Kind aber zu jedem Zeitpunkt wohl auf.

Als ich im Frühjahr letzten Jahres schwanger wurde, war für mich ziemlich schnell klar, dass ich gerne zuhause gebären möchte – Corona sei Dank. Denn eigentlich hatte ich eine wunderschöne erste Geburt im Krankenhaus erlebt.

Also bereitete ich mich so gut wie möglich auf eine Alleingeburt vor und stellte mich sogar darauf ein, dass ich aus Beckenendlage gebären werde, denn meine Kleine drehte sich erst in der 38. SSW. Als ich mich dem ET näherte, lag sie aber in einer annähernd guten Geburtsposition und ich begann zu warten, wann denn die Geburt nun losgehen würde.

ET -1 bis ET +7

Einen Tag vor dem offiziellen Geburtstermin begann ich leichte Wehen wahrzunehmen. Sie unterschieden sich in der Intensität etwas von den vorherigen Senkwehen. Allerdings blieben sie nicht, auch wenn sie zwischendurch regelmäßig kamen. Mit diesen Wehen lebte ich die nächsten Tage, bis ich ET +7 erreichte. Vor allem nachts kamen die Wehen regelmäßiger und deutlich wahrnehmbar, ohne schmerzhaft zu sein. Tagsüber kamen und gingen sie, je nachdem wie entspannt oder gestresst ich war.
Zwischendurch versuchte ich den Muttermund zu ertasten, doch scheiterte ich dabei kläglich. Der Kopf hatte sich auch noch nicht fest ins Becken eingestellt und nichts deutete auf eine baldige Geburt hin.
Am Sonntag, ET +5, ging ich dann zur Vorsorge ins Krankenhaus und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich mich dort recht wohl fühlte. Es tat mir ganz gut, mal die Kontrolle abzugeben und mich umsorgt zu fühlen. Wenn nur die ganze Corona – Thematik nicht wäre … Dennoch zog in mir die Überlegung ein, ob ich nicht doch im Krankenhaus gebären möchte.

Der Tag der Geburt

Am ET +7 entschied ich mich für einen Entspannungstag auf dem sonnigen Balkon meiner Mutter. Sie war allerdings nicht zuhause. Dafür war aber meine Schwester aus Braunschweig gekommen, um mich nach der Geburt zu unterstützen und so entschied ich mich, auch über Nacht im Haus meiner Mutter zu bleiben. So konnten wir noch in Ruhe quatschen. Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter in meiner Nachbarschaft wohnt und meine Schwester bei ihr untergekommen ist. Wir wohnen zu beengt.

Während ich mein großes Kind in den Schlaf begleitete, wehte ich vor mich hin, aber das kannte ich ja schon von der ganzen letzten Woche.
Um 21:46 schrieb ich doch an die Lieblingstante meiner Tochter, dass es evt. bald losgeht. Sie war zur Kinderbetreuung eingeplant. Allerdings war ich immer noch sehr unsicher. Die Wehen blieben und verschwanden nicht, allerdings waren sie so leicht, wie die ganze letzte Woche auch: Nicht schmerzhaft und nur etwas stärker als die Senkwehen vorher. Oder waren sie genauso stark? Für mich war es kaum zu unterscheiden. Um 22:23 Uhr entschied ich mich schlafen zu gehen, doch als ich mich hinlegte, kam die Sorge über mich, dass die Wehen wieder aufhören würden. Also stand ich wieder auf und bewegte mich und nach und nach wurden die Wehen etwas stärker. Um kurz vor 23 Uhr bat ich meine Schwester, zu kommen, damit sie für meine Große da ist, falls sie aufwacht. Eine halbe Stunde später war sie da und meine Wehen inzwischen so intensiv, dass ich mich nach warmem Wasser sehnte um etwas entspannen zu können. Also ging ich in die Badewanne. Immernoch war ich vorsichtig und hatte Sorge, dass die Wehen wieder aufhören würden. Noch um 23:29 schrieb ich der Doula, die mich unterstützen würde, falls etwas sein sollte, dass die Geburt evt. bald losgehen könnte. Gleichzeitig drückte ich aber meine Unsicherheit aus, ob ich mich tatsächlich schon unter der Geburt befinde. Die sieben Tage Wehen hatten mich vorsichtig gemacht.
Übrigens hatte ich keine Sekunde lang den Gedanken, nach Hause zu gehen. Mein Kind schlief und es war klar, dass sie mich braucht, wenn sie aufwacht. Ich musste in ihrer Nähe bleiben. Und sie zu wecken war irgendwie auch keine Option.

Nach 10 Minuten in der Badewanne rief ich meinen Partner an um ihm Bescheid zu sagen. Mittlerweile entwickelten sich die Wehen als so schmerzhaft, dass ich nicht mehr wollte. Ich habe den Abstand der Wehen nicht gemessen, doch hatte ich gefühlt kaum eine Verschnaufpause dazwischen. Dann erinnerte ich mich an die Presswehen aus der ersten Geburt und die fühlten sich auch so unfassbar schmerzhaft an, bis ich mit Pressen begann. Ich versuchte noch mal nach dem Muttermund zu tasten und scheiterte wieder. Allerdings hatte ich immernoch den Eindruck, dass der Kopf nach wie vor sehr hoch und noch nicht ins Becken getreten war. Dennoch folgte ich meinem Instinkt und versuchte leicht mitzupressen. Daraus entwickelten sich so unfassbar heftige Presswehen, die für mich kaum zu kontrollieren waren. Nach ein paar Wehen spürte ich den Kopf am Damm und versuchte ihn etwas zurückzuhalten, da die Kraft der Presswehen so heftig war. Meine liebe Tochter ließ sich jedoch nicht aufhalten und war dann in zwei oder drei Wehen geboren. Als ich auf die Uhr sah, war es 00:04.

Kurz nach der Geburt war mein Partner da. Ich bat ihn zu gucken, ob ich verletzt bin und wie stark. Das fiehl ihm jedoch schwer. Er wusste auch nicht so recht einzuschätzen, wie stark ich blute. Auch mir war es in dem Moment nicht möglich, da ich etwas neben mir stand. Als ich versuchte aufzustehen, sackte mein Kreislauf zusammen und mir wurde schwarz vor Augen. Außerdem begann ich unheimlich zu frieren und die Plazenta kam nicht. Da ich mich nicht dazu in der Lage sah, die Situation einzuschätzen und nicht ganz klar denken konnte, entschied ich mich, den Rettungsdienst zu rufen. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, mit dem eigenen Auto zu fahren, aber so klar war ich in dem Moment nicht. Auch hatte ich vollkommen vergessen, dass ich bei solchen Unsicherheiten die Doula anrufen kann. Jedenfalls kam der Rettungsdienst mit Blaulicht und Helikopter. Meine Schwester hatte angerufen und vermutlich hatte der Rettungsdienst Panik bekommen oder einen richtigen Notfall erwartet. Wahrscheinlich muss man bei solch einem Anruf erst mal ein paar beruhigende Worte finden. Jedenfalls wurde ich mit dem Helikopter ins Krankenhaus geflogen. Dabei riss die Nabelschnur, als mein Baby kurz zu meinem Partner auf den Arm ging. Ich hatte vergessen, dass wir ja noch verbunden waren. Die Plazenta war immer noch nicht geboren. Während der ganzen Zeit versuchte ich für mein Baby dazusein, so dass sie den nachgeburtlichen Stress gut verkraftet. Mein großes Kind war irgendwann aufgewacht und hatte eine Krise mit viel Weinen. Für sie konnte ich leider nicht da sein. Nachdem ich nun mit zwei verschiedenen Krankenwägen und einem Hellikopter im Krankenhaus angekommen war, wurde ich dort recht ruhig und undramatisch versorgt. Die Plazenta kam dort mit etwas Hilfe und mein Dammriss wurde genäht. Ich musste mich zwar gegen ärztlichen Rat selbst entlassen um endlich auch für mein großes Kind da zu sein, doch insgesamt war es im Krankenhaus ruhig und mein Baby war die ganze Zeit bei mir. Der Rettungsdienst problematisierte ein paar Dinge aus Unwissenheit. So diagnostizierten sie bei meinem Baby ein großes Hämatom statt eines Storchenbiss, sie kannten keine Lotusgeburt und machten sich Sorgen, dass Blut wieder vom Baby weg, in die Plazenta fließt und sie hatten Probleme damit, dass die Nabelschnur gerissen war. Zu guter Letzt problematisierten sie, dass wir erst 1,5 Stunden nach der Geburt angerufen haben. Das Ergebnis: Sie schickten das Jugendamt zu uns. Nach dem ersten Besuch und einem Anruf zwei Wochen später, scheinen die aber beruhigt und ziehen sich zurück.

Meine Kleine entwickelt sich prächtig und ich hoffe nun, dass sie den Stress ganz gut verarbeiten konnte. Im Nachhinein gäbe es ein paar Dinge nach der Geburt, die ich anders gemacht hätte. Das Eindrücklichste aber bleibt die unfassbare Kraft und die Schnelligkeit der Geburt. Vielleicht war es auch nur für mein Erleben so schnell? Ich weiß noch nicht mal, ab wann ich realisierte, dass die Geburt nun wirklich begonnen hat. Ich schätze, 1 Stunde oder 1,5 Stunden bevor meine Tochter dann da war. Ob ich noch mal eine Alleingeburt möchte? Ich sag mal so: Ich würde mir jemanden wünschen, der mich absolut umsorgt und mir für Fragen zur Seite steht. Ich habe gerne alles unter Kontrolle und stehe mir dadurch immer wieder selbst im Weg. Manchmal tut es mir doch gut, an jemanden abzugeben, dem ich vertraue. Wenn ich vertraue, kann ich mich fallen lassen.

Hausgeburtshebamme Weg – Dann eben Alleingeburt

Durch einen Umzug verlor diese junge Mutter ihre Hausgeburtshebamme und entdeckte die Geburt in Eigenregie für sich. Ihre erste Schwangerschaft endet zu früh. Wie damals auch schon vertraut sie bei der Geburt auch jetzt wieder ihrer Intuition.

Da ich mich daran erinnere, wie mich in meiner „Alleingeburts-Findungsphase“ diese Berichte hier von Hocker gerissen haben, möchte ich nun selbst von der Geburt unserer Tochter im Februar dieses Jahres schreiben. Ich bin 22 und hatte wie alle Erstgebärenden wenig Ahnung, was mich bei einer Geburt überhaupt erwartet. Als ich vor circa einem Jahr schwanger wurde, hatte ich irgendwie Hemmungen, mich damit zu beschäftigen, es ging mir richtig gegen den Strich. Diese erste Schwangerschaft endete in einer „Kleine Geburt“/Fehlgeburt im dritten Monat. Damals war für mich intuitiv klar, dass ich entgegen den Empfehlungen keine Ausschabung wollte, sondern das, was meiner Ansicht nach ein winziger Mensch gewesen war, zu Hause alleine zur Welt bringe. (Ohne überhaupt je etwas von Alleingeburt gehört zu haben. Ich habe letztendlich 6 Wochen nach Feststellung warten müssen! Es war dann ein sehr schönes Erlebnis). Danach habe ich mich selbst und andere aufmerksamer beobachtet. Frauen tuen oft Dinge, die sie eigentlich gar nicht wollen, nur sprechen sie nie darüber, weil a) „man das eben so macht“ und sie b) nicht mal merken, dass etwas faul ist, sondern denken, sie selbst hätten dumme irrationale Gefühle. Als ich sofort wieder schwanger wurde, plante ich eine Hausgeburt und ging diesmal erst in der 20. Woche zur Frauenärztin, vorher nur zur Hebamme. Beide waren total lieb und verständnisvoll, aber ich merkte, dass ich die Geburt nicht mit ihnen teilen wollte. Gegen Ende der Schwangerschaft wurde klar, dass wir umziehen müssten, noch vor der Geburt … Ätzend! Also keine Hausgeburt, natürlich war in der neuen Gegend keine Hebamme mehr dafür zu finden. Ein Geburtshaus erbarmte sich dann noch meiner, aber da war ich schon auf den Gedanken der Alleingeburt gekommen. Und dann waren mein Mann und ich nicht mehr zu bremsen. Wir verschlangen die ganze Palette an Alleingeburtslektüre. Am Schluss hatten wir die Ansicht, dass für uns alles andere riskanter wäre als eine Geburt alleine zuhause. Ich wusste, das jeder, der nicht mein Mann ist, die Geburt stören und gefährden würde. Nach dem Umzug genoss ich die letzten Wochen, zumal ich ja für Hebamme und Ärztin von der Bildfläche verschwunden war. Die Schwangerschaft war insgesamt eine wunderbare Zeit. Ach ja, das Geburtshaus noch. Wir schauten es uns trotzdem an. Obwohl wir sonst unsere Pläne geheim hielten, erzählte ich sie der Hebamme dort. Sie war gar nicht sooo entsetzt und meinte am Ende noch, dass wir das auf jeden Fall schaffen werden. Ich wollte es mir bis zum Schluss offen lassen, ob wir da hinfahren, zu Hause bleiben oder sogar ins Krankenhaus gehen. Ich habe nämlich manchmal Angst vor der Angst und war mir unsicher, wie wir bei Geburtsbeginn reagieren würden. Bis jetzt war ich immer gelassen und wusste einfach, dass alles gut gehen würde, aber man weiß ja nicht … Und so komme ich jetzt endlich mal zum eigentlichen Geburtsbericht.

Die Geburt

Drei Tage vor Termin (ich war noch fleißig am Vorkochen) ziepte es einfach morgens und ich dachte: Mhhh, das kenn ich doch von der Fehlgeburt. Wir fuhren am Nachmittag noch zu den Schwiegereltern, wo mir langsam mal dämmerte, dass das Wehen sein könnten. Wir mussten noch eine Stunde zurückfahren und flüchteten. Im Sitzen bei der Fahrt waren die Wehen echt eklig und es war gar keine Frage, ich wollte nur nach Hause und sonst nirgendwo hin. Ich war aber weder ängstlich noch aufgeregt. Dort angekommen, es war schon Abend, ging die Geburt richtig los. Unsere Vorbereitungen bestanden lediglich aus einer Menge Erste-Hilfe-Zeug und alten dunklen Handtüchern (Einmal kalt, einmal heiß waschen und alles ist wieder sauber). Die Erinnerungen an die Wehen sind so nebelig, ich habe absolut nicht gemerkt, wie die Zeit verging. Ich lief und hockte und duschte immer mal wieder (Ich kann Duschhocker sehr empfehlen). Zwischendurch musste ich mich mehrmals übergeben, mir war von den Wehen so speiübel. Das war gefühlt das Schlimmste an der Geburt (Aber ich behaupte stolz, dass das das erste Mal Übergeben in der ganzen Schwangerschaft war).

Mein Mann maß die Abstände zwischen den Wehen, mich interessierte das gar nicht. Für ihn ging es bestens voran, ich hatte das Gefühl, die Wehen würden gar nichts bringen. Ich hatte einfach keine Lust auf Geburt und wollte schlafen. Ich döste auch zwischendurch immer mal ein. Irgendwann merkte ich, als ich kurz vor Mitternacht im Schlafzimmer kauerte, dass die Wehen in Presswehen übergingen. Mein Mann saß im Bett und las, ich sagte nichts und tappte verstohlen in unser winziges Badezimmer. Dieser warme kleine Ort, der zur Hälfte aus Dusche besteht, war während der letzten Zeit immer mein Rückzugsort gewesen und in allen meinen Vorstellungen der Geburtsort. Kaum angekommen platzte die Fruchtblase. Das gab mir vielleicht einen Kick! Die Wehen wurden jetzt auf einmal seltsam angenehm, alles wurde noch nebliger und ich MUSSTE mich einfach aus dem Stand hinhocken, so überwältigend war das Ganze. Ich liebe es, mich an das Gefühl zu erinnern, wie das Köpfchen herunterkam. Es war einfach unglaublich! Übrigens hatte ich bis dahin kein einziges Mal unten nachgeschaut. Der Muttermund war für mich schon immer ziemlich undefinierbar gewesen und ich dachte, dass ich mich eh bloß verunsichern würde. Aber nun fühlte ich doch mal und war natürlich prompt verunsichert. Ich erwartete ein glattes Köpfchen und fühlte die übereinandergeschobenen Schädelplatten, was mir in dem Moment aber nicht klar war. Neokortex wieder an und mich fragend, ob das irgendwie Händchen, Füßchen oder gar die Nabelschnur sei, rief ich dann doch noch meinem Mann dazu. Der sah sofort was Sache war und staunte, weil das Baby auch sofort kam. Erst der Kopf. Ich sah, wie sie sich drehte und freute mich wahnsinnig, dass sie das so wie im Lehrbuch meisterte. Ich habe sie sogar dafür gelobt. Gleich darauf kam der Körper und mein Mann fing sie auf. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich das mache, aber egal. Sie gluckste und schrie dann kurz. Ich legte sie an die Brust, wickelte sie in ein Handtuch, streichelte sie und damit war sie sichtlich zufrieden. Ich konnte es gar nicht richtig fassen, dass das tatsächlich ein richtiges Baby war …unser Baby! Sie wurde schnell rosig und schlief bald fest ein. Irgendwann durchtrennten wir mit einer Stoffschere die Nabelschnur (meistgefragte Frage hinterher: „Aber wie war denn das mit der Nabelschnur…?!“) und watschelten zurück ins Schlafzimmer. Die Plazenta wollte sich noch Zeit lassen und kam erst durch gaaanz leichtes Drücken und Ziehen. Entgegen unseren Erwartungen fanden wir sie irgendwie doch ekelig …

Die Nachwehen waren ziemlich mies. Ich saß ja stillend im Bett und konnte mich dabei nicht bewegen. Als würde mir die Geburt noch einen Tritt in den Hintern verpassen. Naja … Wie fand ich die Wehen insgesamt? Nicht schmerzhaft, aber anstrengend und intensiv. Ich hätte zu keinem Zeitpunkt Schmerzmittel haben wollen. Ich hatte immer gedacht, dass sie Richtung Übergangsphase recht gnadenlos werden müssten. In der Realität dachte ich, dass sie zu kurz und harmlos wären, aber zugleich hatte ich lange sowas von keine Lust mehr …Übergangsphase gab es also gar nicht wirklich für mich. Dafür, dass man monatelang nur Geburt im Kopf hatte, war alles doch recht unspektakulär. Die Kleine war so gegen halb eins gekommen. Ich hatte hier einen Bericht gelesen, bei dem es für alle zur Feier nach der Geburt Pizza gab und fand diese Idee so toll, dass ich das auch wollte. Aber es sah dann so aus, dass ich mich dermaßen vor der Pizza ekelte, dass ich sie nicht sehen wollte. Unsere Kleine schlief ganz schnell ein und dann schmusten wir alle zusammen. Das Wochenbett war eher stressig. Vielleicht der Preis, den ich für die schöne Geburt zahlen musste. Das Stillen hatte ich gnadenlos unterschätzt und alles wurde wund. Ich habe keine Nachsorgehebamme gefunden, die mir zusagte und wollte, nachdem ich so einiges von anderen Alleingeburtlerinnen gehört hatte, keine schlafenden Hunde wecken. Ebenso beim Standesamt.

Sie verstanden zwar, dass das Kind irgendwie alleine zu Hause auf die Welt gekommen war, aber nicht, dass kein Arzt eine Geburt bestätigen kann, bei der er nicht anwesend war. Irgendwie ergatterte ich dann am vierten Tag nach der Geburt „irgendetwas Ärztliches“, eine Art Bestandsaufnahme von Geburtsspuren mit Stempel und Unterschrift (Übrigens nur eine winzige Schürfung). Das reichte dann anscheinend. Ich musste mich noch etwas von einer frostigen Frauenärztin anmeckern lassen, ließ mich aber auf keine Diskussionen ein, weil ich viel zu müde war und zurück zu Papa und Baby wollte. Wir hatten alles ja möglichst geheim gehalten. Wer es dann sonst noch erfahren hat, hat aber eigentlich meist ziemlich positiv reagiert. Mach dem Motto: Die wissen schon, was sie da gemacht haben. Vor allem der Kinderarzt für die U2 war amüsiert und leicht begeistert. Sicher hat er sich für die Maus gefreut. Ich fand es interessant, wie zwei Ärzte, die ich hintereinander aufsuchte, so verschiedene Ansichten haben konnten.

Was ich letztendlich schade an der ganzen Sache finde ist, dass ich das Ganze anderen nicht mal eben erklären kann. Ich brauchte zur Überzeugung auch meine Zeit und X Bücher um quasi ein ganzes Weltbild zu drehen. Dass Geburt ganz anders funktioniert als wir denken. Ich glaube, der Grund warum viele Angst davor haben, ist die Würdelosigkeit der Krankenhausgeburt (Pauschalisieren kann ich das natürlich nicht … Aber was als vollkommen normal gilt, geht so gegen mein natürliches Schamgefühl, dass ich nicht anders kann als glauben, dass jede Frau sich durch Ängste unbewusst gegen Ausgeliefertsein und Fremdbestimmung wehrt.) Meine Geburtsängste waren ab dem Alleingeburtsplan jedenfalls verschwunden. In den heftigen Reaktionen, die man manchmal bekommt, steckt sicher auch eine große Portion Selbstrechtfertigung mit drin. Man kann eben nicht leugnen, dass Hausgeburtsbabys geburtsmäßig ziemlich verwöhnt sind, was ja auch genau richtig ist. Ich habe absolut gar nichts gegen Hebammen. Ich wollte keine, weil ich weiß, dass ich jemand bin, den das bloße Wissen, dass jemand auf mich wartet, mich schrecklich irritiert und ich mein Gehirn dann fälschlicherweise benutze, um in Beziehung mit ihr zu treten, statt mich in Ruhe gebären zu lassen. In meinem Bekanntenkreis gab es öfters abgebrochene Hausgeburten. Es liegt wohl eher am System als an den Hebammen oder den Frauen. Ich persönlich bin dankbar, dass ich meine Hausgeburthebamme verloren habe. Ohne die blöden Umzugsstrapazen wäre ich sicher kaum auf den Gedanken der Alleingeburt gekommen. Na und ohne ein bisschen „generelle Unkonventionalität“ im Leben wohl auch nicht!

BAUANLEITUNG WINDELFREI-BACKUP 2.0

Für alle, die ihre Babys abhalten: Hier kommt eine detaillierte Nähanleitung für die Minimalwindel, die ich für meine Babys verwende. Der Schnitt ist in jahrelanger Erprobung an meinen Babys entworfen und verbessert worden mit dem Ziel, eine für das Abhalten unkomplizierte aber trotzdem dichte Windelhose zu kreieren, die auch geeignet ist, bei Abhaltestreiks als normale Stoffwindelüberhose zu fungieren. Meine Bekannte Kiran, die mir die Windelhosen nach meinem Schnittmuster näht, hat sich aus dem Verkauf für die Allgemeinheit zurückgezogen, stellt euch aber diese Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verfügung.

Wie ihr sehen werdet, haben sich zwei Varianten herauskristallisiert, wie die Einlage in der Windelhose gehalten wird. Einmal die Lasche vorn, die dem Vorteil hat, dass bei einem Baby, das in Bauchlage in die Windel pieselt, das Pipi nicht nach oben raus in die Kleidung drückt. Weiter unten findet ihr eine zweite Variante mit einer Schlaufe als Windelhalterung. Die hat den Vorteil, dass die Einlage beim Aufklappen ziemlich sicher gehalten wird und nicht herunterfällt. Ihr könnt euch aussuchen, was euch besser gefällt.

Das Backup ist ab Neugeborenenalter (da zu Beginn noch etwas zu groß, mit ca. 4kg fängt es an zu passen) bis ca. 3 Jahre verwendbar. Mit drei Stück komme ich gut hin. Der Stoff ist flüssigkeitsabweisend und muss nur bei Kackikontakt gewaschen werden. Die Wollwalk-Überhosen wasche ich direkt von Hand aus. Ganz unten, unter „Alternative Anleitung“ ist noch ein etwas kleineres Schnittmuster verlinkt, das besser ab Neugeborenenalter passt. Ihr könnt aber auch diesen Schnitt hier an kleinere Babys anpassen, indem ihr die Länge ( etwa -3 cm) reduziert. Es passt dann halt nur bis 1,5 Jahre.

So sieht das fertige Backup Variante 1 aufgeklappt und von oben aus:

Das Schnittmuster: In diesen Maßen hat es für uns (durchschnittliche Babygröße) bis über 2 Jahre ausgereicht.

Material:

Schnittmuster (ohne Nahtzugabe zuschneiden)

Wollwalk mindestens 380g/qm, oder dicker Fleecestoff

Bündchenstoff aus Wolle oder Wolle/Seide alternativ Polyester, wenn man für die Windelhose Fleecestoff verwendet

Gummiband oder Knopflochgummiband (+ Knopf ca. 1,5 cm Durchmesser) 2 cm breit für den Bauchbund Gummiband für Seitengummi 0,5 cm breit

Normale Haushaltsnähmaschine, Garn, Stecknadeln, Schere, (Rollschneider + Matte), Lineal, Nähkreide oder Stift, evtl. Nahttrenner, Sicherheitsnadel und eine Wendenadel

Zu den benötigten Stoffmengen:

Walk: Möchte man mehrere Windeln nähen, kann es hilfreich sein, sich zuerst das Schnittmuster zu basteln. Damit lässt sich testen, wie die Schnitteile (Außen, Innen und Bauchbund) am besten auf den Stoff passen. Walkstoffe bekommt man oft in 10cm Abschnitten. Die Stoffbreite variiert je nach Anbieter.

Bündchenstoff: Hier benötigt man pro Windel 2 Streifen à 8 x ca. 25cm.

In Kombination zu dem eher schweren Walkstoff eignet sich am besten ein dickeres Merino-Rippbündchen. Bei sehr elastischer Bündchenware kann es sein, dass eine geringere Länge ausreicht. Im Internet findet man auch Anleitungen, wie die Bündchenlänge berechnet wird. Da es seitlich als Auslaufschutz dient, sollte es möglichst eng anliegen.

Zuschneiden:

1 x inneres Windelteil (siehe Foto) ohne Nahtzugabe zuschneiden

1x äußeres Windelteil ohne Nahtzugabe zuschneiden

1 x Bauchband (54×6 cm) zuschneiden

2 x 19 cm Gummiband (0,5 cm breit) als Auslaufschutz rechts und links

ca. 45-50 cm Gummiband (2 cm breit) für das Bauchband / alternativ Knopflochgummi plus Knopf

2 x ca. 25 cm Bündchenstoff (8 cm breit) – es wird im Prinzip angenäht wie Schrägband

Nähanleitung:

1. Das äußere Windelteil vorne mit einem Zickzackstich versäubern

2. Beide Windelteile übereinanderlegen, mit Nadeln oder Clips aufeinander fixieren, und seitlich mit Geradstich einen möglichst schmalen Tunnel für die Seitengummis nähen. Die innere Naht bei max. 1cm setzen, die äußere ganz knapp am Stoffrand. Der Tunnel endet etwa 14cm vor der vorderen Kante des Innenteils.

3. Mit einer Wendenadel an beiden Seiten das schmale Gummiband durch den Tunnel ziehen, und an den Endpunkten festnähen.

4. Das innere Windelteil an der vorderen Kante auf dem äußeren Teil festnähen (z.B. mit Geradstich).

5. Außenteil vorne einschlagen, mit Nadeln fixieren, und die Seitennaht der Windel durch alle 3 Schichten bis zum Ende des Tunnels schließen.

6. Auch am hinteren Rand beide Windelschichten z.B. mit Zickzack verbinden

7. Jetzt werden die Bündchen angenäht. Zur Vorbereitung kann man auf den Bündchenteilen und der Windel Markierungen setzen (jeweils die Gesamtlänge in Vierteln). So lässt sich das Bündchen gleichmäßig auf die Länge der Windel verteilen. An den Markierungen wird das Bündchen dann wie auf dem Bild festgesteckt, und unter Dehnung mit 1cm Nahtzugabe angenäht. Diese Naht sitzt dann auf der inneren Naht des zuvor genähten Tunnels.

Die andere Kante des Bündchens wird dann ca. 1cm eingeschlagen und an der Außenseite der Windel festgesteckt. Als Orientierung dienen hier wieder die Markierungen. Mit einem Zickzackstich wird es dann durch alle Stoffschichten hindurch festgenäht, so dass das endgültige Beinbündchen ca. 3cm breit ist.

8. Am vorderen und hinteren Ende wird das Bündchen dann noch mit Zickzack versäubert. Vielleicht fällt jemandem hierfür auch noch eine elegantere Lösung ein 🙂

9. Das Bauchband an den kurzen Enden zu einem Ring schließen.

10.Mit etwa 1cm Nahtzugabe wird das Bauchband nur am hinteren Rand der Windel festgesteckt und mit einem relativ großen, engen Zickzackstich festgenäht. (ca. Stichbreite 6, Stichlänge 3)

11. Da im Bauchbereich eine Öffnung im Bund zum Verstellen des Knopflochgummis gelassen wird, kann man diesen kleinen Bereich jetzt an beiden Kanten mit Zickzack versäubern.

12. Anschließend wird das Bauchband der Länge nach in der Mitte geknickt, mit Clipsen fixiert, bzw. auf der Außenseite der Windel festgesteckt, und anschließend rundherum – bis auf eine kleine Öffnung vorne – geschlossen.

13. Mit einer Sicherheitsnadel wird dann zum Schluss das Gummiband oder Knopflochgummiband (mit festgenähtem Knopf) in den Bund eingezogen.

Variante 2 mit einer Schlaufe als Halterung für die Einlage:

Hierzu wird einfach das innere Windelteil 2 x zugeschnitten

1. Auf der inneren Lage wird im vorderen Bereich mit ca. 8cm Abstand zum vorderen Rand der Windel ein Streifen Walk mit den Maßen 2,5 x 11cm (rundherum mit Zickzack versäubert) an den kurzen Enden festgenäht.

2. Beide Windelteile übereinanderlegen, mit Nadeln oder Clips aufeinander fixieren, und seitlich mit Geradstich einen möglichst schmalen Tunnel für die Seitengummis nähen. Die innere Naht bei max. 1cm setzen, die äußere ganz knapp am Stoffrand. Der Tunnel endet etwa 14cm vor der vorderen Kante der Windel.

3. Mit einer Wendenadel an beiden Seiten das schmale Gummiband durch den Tunnel ziehen, und an den Endpunkten festnähen.

4. Am vorderen und hinteren Rand beide Windelschichten z.B. mit Zickzack verbinden und den Rest der noch offenen Seitennaht vom Ende des Tunnels bis zum vorderen Rand der Windel schließen. Danach der oberen Anleitung ab Schritt 7 folgen.

Alternative Anleitung

Hier findet ihr noch eine Nähanleitung von mir zur selben Windelhose, allerdings etwas weniger ausführlich, inklusive noch mehr Fotos. Enthalten ist auch eine Variante, die ohne Seitenbündchen auskommt. Die Maße sind etwas kleiner, das Prinzip ist aber dasselbe. Diese Überhose passt Neugeborenen besser, ist dafür maximal bis 1,5 Jahre verwendbar.