Eine Alleingeburt beim zweiten Kind

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr zweites Kind – in Eigenregie. Die Hebamme rufen sie so, dass sie gerade rechtzeitig zur Plazentageburt kommt. 

Vorgeschichte und Gedanken zur Geburt in Eigenregie 

Ich habe meinen Sohn im Geburtshaus geboren. Die Geburt war auch interventionsarm und selbstbestimmt. Die Hebammen haben hauptsächlich unterstützt und begleitet. Allerdings war die Pressphase mit 2 Stunden sehr lange und anstrengend für mich. Letztendlich wurde er mit einem leichten Kristellergriff der Hebamme, in tiefer Hocke geboren. Ich war wirklich froh, dass es endlich geschafft war. Aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl, es nicht ganz alleine gepackt zu haben. Somit habe ich mich auf die Suche nach einer “Ursache” gemacht. Ich kam dann zum Ergebnis, dass ich während der Pressphase die mentale Verantwortung abgeben habe. Ich hab zwar gepresst wie eine Blöde. War aber nicht bei mir selbst. Ich dachte immer, die Hebamme sollen den jetzt endlich holen. Und das war glaub das Problem, dass ich die Verbindung zu mir und meinem Baby verloren hatte.

Ich bin dann über Urbia und Netmoms auf Alleingeburtsberichte gestoßen, dann auf diese Seite hier (www.geburt-in-Eigenregie.de) und schließlich aufs Hausgeburtsforum. Ich hab viele, viele Berichte gelesen und mir das Buch „Alleingeburt – Schwangerschaft und Geburt in Eigenregie“ gekauft. Ich hab mich seit meiner ersten Geburt auf meine zweite Schwangerschaft und Geburt vorbereitet. Und noch bevor ich schwanger wurde, stand der Plan einer Alleingeburt fest. Eine Hebamme wollte ich als Backup allerdings haben und hab mit ihr auch entspannte Vorsorge und Nachsorge genossen. Ich hatte einen Ultraschall in der Schwangerschaft mitte, um grobe körperliche Schäden auszuschließen.

Da ich während meiner zweiten Schwangerschaft beruflich sehr eingespannt war, hatte ich gar nicht so viel Zeit, mich intensiv auf die Geburt vorzubereiten, aber da diese mentale Vorbereitung schon seit meiner ersten Geburt statt gefunden hatte, fühlte ich mich wirklich sicher und wohl zu Hause.

Ich hab natürlich auch meinen Mann Schritt für Schritt an die Alleingeburt herangeführt. Er „musste“ dann zum Ende hin auch das Buch „Alleingeburt“ lesen und hat sich sogar eine kleine Übersicht erstellt. Was in welchem Falle zu tun wäre. Er war wirklich die Ruhe selbst und hat mir völlig vertraut. Seine Ausstrahlung hat mir sehr gut getan und in kurzen Momenten der Unsicherheit (Übergangsphase), hat er mir wieder Sicherheit gegeben.

Ganz alleine hätte ich glaub während der Übergangsphase schon ein bisschen Angst bekommen, ob denn wirklich alles passt, weil es so schnell gegangen ist. Aber ein kleines „Es ist doch alles gut!“ hat mir als Bestärkung schon gereicht.

Das Wichtigste ist, dass man sich als Gebärende wohlfühlt und Vertrauen!!! in sich und seinen Körper hat. Das wäre auch bei so vielen Krankenhausgeburten der Schlüssel zur Lösung.

Die Geburt

Montag, 20.08.2018: Ein Termin bei der Hebamme zum CTG, da ich 4 Tage über Termin bin. Das erste CTG in meiner Schwangerschaft ist schnell geschrieben und alle Werte passen. Die Hebamme tastet auf meinen Wunsch hin noch nach dem Muttermund. Er ist bei 4 cm, Gebärmutterhals noch etwas wulstig, Gewebe schön weich und dehnbar.

Ich fahre nach Hause und habe den ganzen Tag über vermehrtes Ziehen am Muttermund und im Kreuz, ähnlich wie bei der letzten Untersuchung am Muttermund. Wie jeden Abend gehe ich ins Bett und hoffe, dass es endlich los geht.

Um ca. 2.00 Uhr weckt mich die erste Wehe. Ich versuche einfach weiter zu schlafen, denke noch nicht gleich an Geburtsbeginn. Die zweite Wehe ist im Liegen aber einfach unangenehm und ich stehe auf. Denke mir, ja das könnte heute was werden. Da ich mir vorab schon überlegt habe die Badewanne auszuprobieren, lasse ich mir ein Bad ein und zünde schöne Kerzen an, um ein angenehmes Licht zu haben. Aber irgendwie ist die Wanne nichts für mich, da ich nur auf dem Rücken liegen kann. Während den Wehen bin ich einfach gerne nach vorne gebeugt. Also steige ich nach drei Wehen wieder raus und trockne mich ab.

Es ist ca. 3.00 Uhr und ich wecke meinen Mann. Die Wehen kommen nun schon sehr zackig (ca. alle 3 Minuten) und kraftvoll.

Da ich gerne meine Schwester noch als Unterstützung dabei habe, ruft mein Mann sie um ca. 3.15 Uhr. Sie ist um 3.23 Uhr etwa bei uns angekommen und ich bin nicht mehr am rummaschieren, sondern knieend vor unserem Bett. Meine Schwester drückt in den Wehen auf mein Kreuz, was das Ganze etwas erträglicher macht. Ich will auch nicht mehr alleine sein und um 3.29 Uhr platzt die Fruchtblase.

Die nächste Wehe war die unangenehmste von allen und dann setzten auch schon die Presswehen ein. Da wir mit dem Anruf bei der Hebamme möglichst lange warten wollten, rief mein Mann erst jetzt bei ihr an (ca. 3.35 Uhr).

Ich spürte, wie der Kopf sich mit jeder Wehe durchs Becken schob und das es nicht mehr lange dauern kann, bis das Baby geboren ist. Nach ca. vier Wehen war der Kopf bereits am Scheidenausgang. Mit der nächsten Wehe wurde er bis zur Nase geboren, es folgte eine kurze Pause und der ganze Kopf wurde geboren. Mein Mann kniete hinter mir und unterstützte mich wundervoll. Mit der letzten Wehe wurde unsere Tochter in seine Hände geboren. Er reicht sie mir unter dem Oberschenkel hindurch, ich setze mich hin und bewunderte mein Kind.

Meine Tochter kam um 3.51 Uhr auf die Welt. Ca. 2 Minuten später kam auch die Hebamme ins Schlafzimmer. Sie war sehr gestresst, da sie am Telefon schon hörte, wie weit ich war, aber froh, dass es uns beiden gut ging.

Ca. 10 Minuten später wurde die Plazenta geboren. Wir nabelten in aller Ruhe ab, bevor ich auf Geburtsverletzungen untersucht wurde. Ich hatte einen Scheidenriss, der genäht wurde, aber auch der macht mir keinerlei Probleme.

Die Geburt verlief genau so, wie wir es uns im Vorfeld gewünscht hatten. Obwohl ich wieder überwältig war von dieser Kraft, die Geburt mit einem „macht“. Man hat keine Wahl und kommt einfach nicht raus, auch wenn man gerne eine Pause hätte. Im Nachhinein wurde mir bewusst, dass man es einfach geschehen lassen muss und sich demütig diesem Prozess der Natur ergeben. Sich Fallen lassen und Geburt geschehen lassen und mit jeder Wehe mitgehen.

Unser 3-Jähriger Sohn schlief die ganze Zeit im Zimmer nebenan und durfte seine Schwester gleich am Morgen betrachten und bewundern.

Für mich war die ganze Zeit klar, dass ich nachts entbinden werde und wir dadurch auch keine Betreuung für unseren Sohn brauchten.

 

 

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