Eine Alleingeburt – Mit der Familie und Gottvertrauen

Liebe Leser, wieder darf ich die schöne, ganz normale Geburt in Eigenregie einer anderen Mama mit euch teilen. Warum und wie sie ohne Hebamme geboren hat und wie sie mit einer stärkeren Lösungsblutung nach der Geburt umgegangen ist, erzählt sie euch im folgenden Bericht:  

Meine erste Geburt war eine sehr unschöne Krankenhausgeburt. Die Geburt vom zweiten Babysohn war eine sehr schöne, hebammenbetreute Hausgeburt. Ich hätte auch mein drittes Kind wieder mit meiner tollen Hebamme bekommen, einfach weil ich sie sehr gerne mag, nicht weil ich mir das gebären nicht alleine zugetraut hätte, aber sie konnte leider keine Hausgeburten mehr anbieten. Mit der Option Krankenhaus konnte ich auch nicht wirklich leben … Also habe ich mich die ganze Schwangerschaft über auf eine Alleingeburt eingestellt.

Sonntag, 27. September 2015: SSW 40+1

Nachdem ich in der letzten Woche immer wieder Wehen hatte und dachte, dass es jetzt bestimmt los geht, ist es heute sehr ruhig. Ich hab letzte Nacht gut schlafen können und bin morgens relativ fit. Vormittags habe ich aber einfach das Bedürfnis mich zurück zu ziehen und mein Mann kümmert sich um die Jungs, so dass ich das machen kann.

Ich lege mich ins Bett, döse ein bisschen vor mich hin. Danach schreibe ich noch einen Brief an das Baby in meinem Bauch. Ich freue mich so auf dich und hoffe, dass du ganz bald bei uns bist.

Generell ist die Stimmung einfach ruhig. Ich freue mich auf mein Baby. Bin weder total euphorisch, noch total down, sondern einfach in frohere Erwartung.

Nachmittags sind wir bei meinen Eltern und auch einige meiner Geschwister. Wir trinken Kaffee, die Jungs spielen draußen mit ihren Cousinen und Papa. Ich hab Lust abends noch mal gemütlich Essen zu gehen und meine Mama kommt mit mir.

Als ich mich fertig mache, fangen die Wehen wieder an, es zieht immer mal, aber das nehme ich nicht mehr ernst. Ist ja an den meisten Abenden so. Das bleibt so, auch als wir im Restaurant sitzen. Ab 20 Uhr gucke ich immer mal auf die Uhr, die mir gegenüber hängt. Die Wehen sind schön beständig und alle unter zehn Minuten. Ab und zu muss ich mal mein Besteck hinlegen und kann auch nicht sooo gut zuhören oder erzählen. Aber auch das ist ja nichts Neues. Auf dem Rückweg ins Auto gucken wir noch ein bisschen Schaufenster an. Beim Laufen kommen die Wehen schon unter fünf Minuten und ich muss auch immer mal stehen bleiben.

Ich überlege, wann ich meine Freundin anrufen soll, die zum Photos machen kommen soll. Will sie nicht unnötig aufscheuchen. So richtig glaube ich immer noch nicht an einen Beginn der Geburt. Ich schreibe ihr einfach, dass ich Wehen habe, aber noch nicht weiß ob sie bleiben, dass sich alles auch noch wieder legen kann. Sie soll sich ruhig ins Bett legen. Und ich rufe dann an, wenn sie kommen soll.

Ich will zu Hause erstmal duschen gehen und gucken ob alles so bleibt.

Gegen 22 Uhr sind wir zu Hause und ich sage J., meinem Mann, wie der Stand der Dinge ist. Als ich auf dem Klo bin, sehe ich, dass sich der Schleimpfropf langsam löst. Hach, vielleicht doch Geburtsbeginn?!

Ich gehe duschen und sage J., dass er sich ruhig noch mal ins Bett legen kann. Ich wecke ihn dann, falls es ernster wird.

Die Wehen bleiben auch nach dem Duschen. Zwischen 4 und 6 Minuten sind die Abstände und sie werden ganz langsam kräftiger. Ich veratme sie noch still vor mich hin.

Montag, 28. September 2015

Meine Mama kommt um 12:40 Uhr dann auch zu mir. Wir wollten sie gerne da haben, falls die großen wach werden. Und falls nicht, ist es auch schön, sie einfach so bei der Geburt dabei zu haben. Sie kann sowieso nicht schlafen. Gemeinsam verbringen wir noch einige Zeit im Wohnzimmer und irgendwann habe ich dann Lust, Wasser in den Pool zu lassen, um mich darin ein bisschen zu entspannen.

Zwischen den Wehen räume ich hier und da noch ein bisschen rum, der Pool füllt sich langsam. Ich ruhe mich immer wieder auf dem Bett aus. Die Abstände der Wehen sind im Laufen und auf dem Klo sehr viel kürzer als im Liegen und werden immer intensiver.

Um zwanzig nach 1 rufe ich meine Freundin an, die dann gegen 2 Uhr da ist. Wir Frauen unterhalten uns in den Wehenpausen, meinen Mann lasse ich noch eine Stunde schlafen. Um 3 weckt Mama ihn.

Ich wandere immer zwischen Pool und Klo hin und her. Dazwischen stütze ich mich während der Wehen an Kommode oder Bett ab und kreise mein Becken. Ich töne schon langsam bei den Wehen mit. Im Pool sind die Abstände weiterhin sehr viel größer als draußen. Deshalb gehe ich immer wieder raus und bewege mich, damit es weiter geht. Gehe auch immer wieder zum Wehen veratmen aufs Klo, weil ich merke, dass dieses Geburtshocker-artige Sitzen gut tut. Der Kopf rutscht immer weiter nach unten, der Muttermund öffnet sich langsam, aber ich fühle, wie die Fruchtblase ganz prall vor dem Kopf sitzt.

Ab ca. 4 Uhr werden die Wehen wirklich heftig. Ich muss sie schon gut vertönen um sie auszuhalten. Diese Intensität kenn ich nur von der Übergangsphase bei den beiden Jungs und freue mich, dass es dann wohl bald geschafft ist.

Zwischendurch fällt es mir wirklich schwer, mich nicht auf den Schmerz, sondern die Atmung zu konzentrieren. Die Wehe zuzulassen und mich zu öffnen, alles locker zu lassen und nicht anzuspannen, weil ich möchte, dass sie schnell vorbei ist. Ab hier habe ich kein wirkliches Zeitgefühl mehr. Ich möchte gerne, dass es voran geht, steige deshalb immer wieder aus dem Pool, aber merke schnell, wie mein Körper an seine Grenzen kommt und ich immer erschöpfter und müder werde. Ich möchte nur noch schlafen. Ich schicke irgendwann alle aus dem Zimmer und lege mich ein bisschen ins Bett. Wenn mein Körper ein bisschen Ruhe braucht, soll er die haben. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich Wehenpausen habe, aber ich kann mich ein bisschen erholen.

Irgendwann hole ich meine Mama wieder dazu. J. und B. – meine Freundin, bleiben nebenan. Sobald ich aufstehe sind, die Wehenabstände wieder kürzer. Ich verbringe jetzt viel Zeit auf dem Klo und versuche immer mal mitzuschieben, aber es tut sich nichts. Wenn diese Fruchtblase doch endlich platzen würde.

Irgendwann wachen die Jungs auf und ich weiß, dass während sie da sind, das Baby auch nicht kommen wird. Ich veratme weiter meine Wehen. Ich erinnere mich selbst dabei an eine Löwenmama – ich brauche so viel Kraft für diese Wehenarbeit, hab vor jeder Wehe das Gefühl, es nicht mehr länger zu schaffen und muss mich selbst immer wieder ermutigen weiter zu machen. Die Wehenabstände sind weiterhin lang aber die Wehen, die ich dann habe, seeehr intensiv und lang.

Gegen viertel nach sieben bringt mein Mann die Jungs in den Kindergarten. Ich gehe wieder auf mein Klo um die Wehen zu veratmen. Da werden die Abstände wieder sehr viel kürzer. Die Blase ist immer noch prall. Ich töne inzwischen sehr intensiv und merke schnell, dass wir so nicht mehr ins Krankenhaus fahren werden.

Ich gehe in den Pool in der Hoffnung, noch etwas Entspannung zu bekommen. Aber auch da bleiben jetzt die kurzen Abstände und die Wehenintensität nimmt noch mal zu. Hier ist auch jetzt nichts mehr mit Kind einfach raus atmen. Ich muss stark mitpressen und führe gefühlt einen innerlichen Kampf gegen diese Fruchtblase … Irgendwann platzt sie dann und mit ihr kommt die Hälfte des Kopfes mit. Es brennt und diese Wehenpause, in der der Kopf halb draußen ist, ist so urgewaltig. Ich habe die ganze Zeit die Hand an Babys Kopf und fühle viele Haare. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Ich widerstehe dem Drang einfach noch weiterzupressen, weiß kurz nicht, wie ich mich platzieren soll und bleibe dann einfach so aufrecht wie ich bin. Irgendwann kommt die nächste Wehe, ich merke wie der Körper meines Babys sich durch mein Becken dreht und irgendwann ganz raus flutscht. Ich hebe mein Baby ganz schnell an meine Brust. Dabei fällt mein Blick auch schon zwischen die Beine und ich sehe, dass ich Mama von meinem dritten Sohn geworden bin. Was für ein Gefühl. Ich bin so erleichtert. Es ist 8:36 Uhr und ich habe mein Kind alleine in meine eigenen Hände geboren!

Um mich rum weinen alle. Die Anspannung fällt spürbar von allen ab. J. kommt ins Zimmer, ich habe gar nicht mitbekommen, dass er die ganze Zeit im Flur neben der Tür saß und gebetet hat. Er holt Handtücher und ich decke unser Baby damit zu. Da kommt auch schon die erste Nachwehe. Recht schnell möchte ich aus dem Pool raus, um die Plazenta draußen zu bekommen.

J. und Mama helfen mir aus dem Pool und decken mich auf dem Bett zu. Da kommt auch schon die nächste heftige Nachwehe und ich höre ein flatschen in meinem Bauch, als ob die Fruchtblase noch mal platzt. Da hat sich wohl die Plazenta gelöst. Es kommt ein riesen Schwall Blut, und ich merke, dass die Plazenta auch bald kommt. Ich gebe mein Baby an meine Mama ab und hocke mich über eine Schüssel, damit ich die Plazenta aufrecht besser gebären kann. Mit ihr kommt noch mal einiges an Blut. Als die Plazenta komplett draußen ist und ich wieder zurück ins Bett möchte, merke ich, dass mir unglaublich schwindelig wird und ich kurz vor der Ohnmacht bin. Ich fange an zu zittern und bekomme nichts mehr mit um mich rum, nur Hände die auf meinem Rücken liegen und Leute, die für mich beten. Das Zimmer ist ganz schnell voller Engel… Irgendwann werde ich ruhiger und merke, dass ich langsam wieder zurückkomme. Ich lege mich auf den Boden, die Füße auf einen Hocker und bitte, dass irgendjemand mir schnell ein Stück Plazenta gibt. Die Blutung wird schnell weniger.

Da liege ich dann einige Zeit, bis ich denke ganz langsam ins Wohnzimmer aufs Sofa krabbeln zu können. Während der Plazentageburt um 9 Uhr hat mein Mann G., die Hebamme, angerufen und die ist auf dem Weg zu uns. Irgendwie habe ich es geschafft nach nebenan zu kommen und lege mich aufs Sofa. Meine Mama hat hier mit dem Babysohn und der Plazentaschüssel gewartet.

Um halb zehn ist G. da. Die Nabelschnur ist inzwischen auspulsiert und ich schneide sie durch. J. und Mama waschen mich – ich bin überall voller Blut.

Auch jetzt habe ich wieder kein Zeitgefühl mehr. G. macht einiges an Papierkram. Irgendwann wird unser Sohn gewogen und gemessen: 3750 g – 50 cm und 36 cm Kopfumfang. Ich liege nackt mit ihm auf dem Sofa und so genießen wir die ersten Stunden bis die großen Brüder nach Hause kommen und ihren kleine Bruder glücklich begrüßen.

 

 

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