Alleingeburt im Pool

Ich darf wieder einen schönen Geburtsbericht mit euch teilen! 
(Damit keine Verwirrung aufkommt: Dies ist nicht mein Bericht, sondern ich veröffentliche hier neben meinen eigenen auch die Geburtsfreudenfeste anderer Frauen, die damit natürlich einverstanden sind.)

Die perfekte Geburt unseres Sohnes (Töchter sind 5 und 2) im März 2013
Geplante Alleingeburt im Pool
Dauer: 5 Stunden

Vorab, das Erstaunlichste an der Geburt unseres dritten Kindes war, dass die Wehen gänzlich anders waren, als ich sie kannte, nämlich von Anfang an sehr schmerzhaft. Es war wie zum ersten mal Gebären, aber trotz der stärkeren Schmerzen war es die schönste Geburt – kraftvoll, selbstbestimmt, spirituell. Auch erstaunlich: Nach 5 Std war der Muttermund erst bei 4 cm, dann öffnete er sich innerhalb von 10 Min auf 10 cm!! Aber lest selbst …

Die Vorsorgen machte unsere Hebamme. Ich war nicht beim Gyn, wollte keinen Ultraschall und ließ mich auch nicht vaginal untersuchen, statt dessen spürte ich intensiv in meinen Körper und kommunizierte sehr stark mit meinem Kind. Schon vor der Schwangerschaft konnte ich mein Kind „sehen“ und wissen, dass es ein Junge ist.

Wir hatten uns intensiv auf eine Alleingeburt vorbereitet, sprich: medizinisches Fachwissen angeeignet (v.a. über Dr. Rockenschaub), „Unassisted Childbirth“ gelesen sowie „Luxus Privatgeburt“ und Bücher von Odent und anderen Autoren, Geburtsvideos auf You Tube angesehen, die Wunschgeburt visualisiert, Selbst- und Gottvertrauen gestärkt, Umgang mit Menschen reduziert, die uns nicht gut tun, ausreichend Bewegung usw.

Am 26.03., eine Woche vor ET, beschloss ich, zu einer Freundin zu fahren, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Während die Kinder im Garten spielten, bei eisigen Temperaturen, tranken die Freundin und ich unseren Kaffee. Ich spürte 4 bis 5 Wehen, die nicht schmerzten, aber meine Aufmerksamkeit erregten, da in den letzten Tagen Stille herrschte und ich mich schon fragte, geht denn hier nie was los. Okay, werden wohl Senkwehen sein, dachte ich mir.

Als die Kinder im Bett waren, ging ich duschen und stellte fest, dass der Bauch merklich tiefer gerutscht war. Unter der Dusche stellte ich einen Schleimabgang fest, der nur der Schleimpfropf sein konnte, da er aussah und sich anfühlte wie Leim.
Kurz darauf im Bett wurde plötzlich mein Laken nass und das machte mich stutzig. Da dämmerte mir, dass die Fruchtblase geplatzt war! Männlein und ich freuten uns, dass die Geburt losging. Ich war so voller Glückshormone, dass ich vor Freude hätte springen können.

Nach etwa einer halben Stunde Schlaf schreckte ich auf, geweckt durch eine Hammerwehe. Sie rollte so schmerzhaft an, dass ich aufstöhnte und mich gleichzeitig freute: Jetzt geht es wirklich los! Die Uhr zeigte 00.00 Uhr an. Ich weckte meinen Mann. Bis halb eins blieben wir noch liegen, in der Zeit hatte ich schon fünf Wehen. Also bereiteten wir die Geburtsräume vor. Stellten in Schlaf- und Wohnzimmer Kerzen auf, schützten Boden und Bett teilweise mit Wickelunterlagen, Männlein pumpte den Pool mitten im Wohnzimmer auf und befüllte ihn. Die Wehen waren von Anfang an so schmerzhaft wie bei den anderen Geburten in der Übergangsphase! Daher war mir recht schnell klar, dass unser Kind im Wohnzimmer kommen wird, wo der Pool war, der Erleichterung versprach.

Nach der ersten halben Stunde kamen die Wehen mit einer Minute Pause dazwischen bis keine Pause! Also bis zur eigentlichen Geburt insgesamt viereinhalb Stunden Hammerwehen von einer unglaublichen Schmerzintensität. Zum Glück konnte ich in den Pool steigen (ca. 01.35 Uhr), wo es halbwegs auszuhalten war. Ich schaute ins Kerzenlicht und lauschte der Gitarre meines Mannes. Es war so schön, im eigenen Haus zu sein, die Kinder und den Hund in der Nähe zu wissen, das warme Kerzenlicht, die Stille…

Ich bin mit Wehen immer super klargekommen, hab sie veratmet und war ziemlich ruhig dabei. Aber diese Geburt sollte anders werden. Ich konnte die Wehen nur mit lautem Tönen auf A und O ertragen. Kaum Pausen zu haben machte mir zu schaffen. Der Muttermund öffnete sich nur langsam, was mich verwunderte angesichts der Wehenstärke. Die Wehen strahlten vom Kreuzbein bis in die Beine, Bewegen war nur eingeschränkt möglich, und die Wehen dauerten teils fast 2 Minuten. Wenige Male habe ich den Versuch gewagt, aus dem Wasser zu steigen und mich zu bewegen. Aber Vierfüßer ging gar nicht, am Seil hängen auch nur kurz, Umherlaufen ebenso. Ohne das warme Wasser hätte ich die Wehen nicht ausgehalten.

Um 04.50 Uhr tastete ich, wieder im Pool liegend, wieder nach dem Muttermund. Er war noch immer sehr weit oben und hinten und erst 4 cm geöffnet. Ich war frustriert, obwohl ich wusste, dass es auf einen Schlag schneller gehen kann. Es kamen aber Gedanken wie: Was, wenn die Kinder bald wach werden? Kommt unser Kind evt. erst mittags zur Welt? Jetzt wäre es doch perfekt! So eine Ruhe! Und was, wenn ich diese Wehen noch stundenlang aushalten muss?

Also rief ich die Hebamme an (04.55 Uhr). Sie sollte kommen und eine Vermutung äußern, wie lange es wohl noch dauern wird. Übergangsphase. Aber das wusste ich in dem Moment nicht, denn die Wehen waren die ganze Zeit so heftig, dass ich die Eröffnungs- und die Übergangsphase nicht trennen konnte. Die Hebamme sagte, sie fährt bald los. Kaum hatte ich aufgelegt, verstärkte sich der Druck im Becken. Ich spürte schon seit 2 Stunden einen Pressdrang, der schwer zu ertragen war, aber jetzt wurde er übermächtig. Ich saß in der hohen Hocke am Beckenrand und legte die Arme über den Rand, Männlein saß mit einem Stuhl rechts neben mir. Ich wollte den Muttermund wieder tasten, da stellte ich fest, dass er vollständig eröffnet war! Und ich spürte den Kopf meines Babys und sagte meinem Mann, dass das Baby kurze, aber viele Haare hat!

Ich konnte es einfach nicht glauben, innerhalb von etwa 10 Minuten war der Muttermund von 4 auf 10 cm aufgegangen und ich hatte Presswehen!

Mit der nächsten Wehe spürte ich, wie der Kopf sehr tief ins Becken rutschte. Es war so befreiend! Ich redete und redete irgendwas von „Gleich kommt der Kopf! Komm, Kind, komm! Komm!“ und mit der nächsten Wehe war der Kopf am Ausgang. Ich hielt die ganze Zeit meine Hand hin und drückte bei der nächsten Wehe mit. Erst leicht, dann einmal unter einem Schrei kräftig, und ich spürte, wie der Kopf meines Kindes geboren wurde. Ich hielt meine Hand immer noch am Kopf und sagte „Er ist da, der Kopf ist da!“. Ich fühlte, ob die Nabelschnur um den Hals ist, aber was ich ertastete, was nur Halsspeck von meinem Kind:-) Und mit der nächsten Presswehe kam mit einem weiteren Schrei der Körper hinterher. 05.10 Uhr. Vor 15 Minuten hatte ich die Hebamme angerufen, nicht ahnend, dass ich bereits kurz vor der Geburt war.

Ich nahm mein Kind sofort hoch, drehte mich im Wasser um, setzte mich hin und legte mein Kind auf meine Brust. Ich war die ganze Zeit in einem vollbewussten, gar nicht tranceartigen Zustand, und überglücklich und stolz. Von 4 cm bis zur Geburt waren vielleicht 15 Minuten vergangen, unser Sohn war mit zwei Presswehen geboren. Der Durchtritt war im Vergleich zu den Wehen vorher ein Leichtes. Ich spürte, dass ich nicht verletzt war. Mein Sohn ist wirklich fast rausgefallen. Er schrie, sobald ich ihn aus dem Wasser gehoben hatte, und hörte lange nicht auf. Er röchelte ein wenig, atmete aber gut und ich streichelte ihm den Rücken, der als einziges noch Käseschmiere hatte.

Ich stand nach einigen Minuten auf, wir wickelten Babylein in ein rotes, dickes Handtuch, und dann stieg ich aus der Wanne. Ich legte mich in mein Bett, mein Kind dauernd bei mir, und kaum 10 Minuten nach der Geburt saugte er kräftig an meiner Brust. So herrlich! So ein hübscher kleiner Mann, so ein süßer Saugmund, so dicke Backen!

Um 05.35 Uhr, also noch keine halbe Stunde nach der Geburt, wurden die Kinder wach. Was für ein Glück, dass sie durchgeschlafen hatten und nun, im genau richtigen Moment, aufwachten! Sie bestaunten ihr Brüderchen bei mir im Bett, waren voller Ehrfurcht. Schön war dieser Moment, aber gleichzeitig hatten bei mir die Presswehen noch nicht so richtig aufgehört. Die Plazenta wollte kommen, aber ich hatte solche Schmerzen im Kreuzbein, dass ich mich kaum bewegen konnte. Ich fühlte mich wie gelähmt in den Beinen und konnte, mit Baby auf dem Arm, dessen Nabelschnur auch noch so kurz war, dass es gerade zum Stillen reichte, der Plazenta nicht helfen.

Als die Nabelschnur auspulsiert hatte, durchtrennte ich sie um 05.45 Uhr mit einer sterilen Schere und war froh, meinen Sohn seinem Papa auf den Arm geben zu können, als kurz darauf die Hebamme vorbeikam. Die Geburt war bereits 1 Stunde vorbei. Alle gingen ins Wohnzimmer und die Hebamme half mir bei der Nachgeburt. Natürlich hätte ich die Plazenta gerne einfach kommen lassen, von mir aus hätte sie auch stundenlang auf sich warten lassen können, aber ich wollte die Schmerzen endlich los sein. Ich kannte nur Nachgeburten binnen 15 Minuten, ohne große Schmerzen, aber das hier war etwas völlig Anderes. Ich spürte einen lähmenden Schmerz aus dem Kreuzbein bis in die Beine, gab mir aber alle Mühe, in unterschiedlichsten Positionen die Plazenta zu gebären. Es half nichts, also ließ ich mich akupunktieren mit zwei Nadeln auf dem Bauch. Ich erlaubte der Hebamme auch, an der Nabelschnur zu ziehen, denn ich hatte selbst durch leichtes Ziehen festgestellt, dass die Plazenta sich gelöst hatte. Gleichzeitig drückte sie sanft auf den Bauch. Ein paar mal pressen, was sehr schmerzhaft war, und da kam sie endlich. Es war ca. 06.15 Uhr, also mehr als eine Stunde nach der eigentlichen Geburt.
Später machte ich noch einen Plazentaabdruck auf ein Papier und trank mit meinem Schatzemann einen Plazenta-Shake.

Unser Baby durfte stundenlang in seinem roten Handtuch mit mir kuscheln und wurde erst am Vormittag von mir angezogen. Mein Mann und ich haben ihn auch selbst gewogen und gemessen, so kamen wir auf 4000-4100 g und ca. 51 cm, der Kopfumfang war 37 cm (der bisher dickste Kopf kam am leichtesten durch!).

Die Hebamme kam dann am 3. Tag wieder, untersucht wurde unser Kind aber nicht und mich auch nicht.

Nicht nur bei der Geburt, auch im Wochenbett herrschten Ruhe und Frieden. Die heilige Stimmung in den Wochen vor der Geburt gipfelte während der Geburt in einem völligen Gottvertrauen, in dem Wissen, dass es richtig ist, was wir tun, und keine Sekunde waren wir uns unsicher – es war selbstverständlich, dass wir unser Kind alleine bekommen, und wunderschön trotz der Schmerzen. Insgeheim hatte ich nach der schmerzarmen Geburt meines zweiten Kindes auf eine fast schmerzlose Geburt gehofft, aber so war es auch gut, denn es hat mir gezeigt, was ich zu leisten in der Lage bin. Ich hoffe, unser Kind hat genau die Geburt bekommen, die er sich gewünscht hat. Und ich fühle mich als Frau noch einmal mehr bestätigt und bin unendlich stolz darauf, empfangen, gebären und nähren zu können.

frisch geschlüpft

Was wenn … die Hebamme abspringt?

Hausgeburt geplant, die Hebamme steht in den Startlöchern … und dann kommt das Baby einfach nicht! Über den errechneten Geburtstermin zu gehen ist in Deutschland für eine Schwangere mit einigem Stress verbunden. Bis 10 Tage über den errechneten Termin dürfen Hausgeburtshebammen begleiten, dann greift ihre Versicherung nicht mehr. Der Traum von der Hausgeburt platzt, Frau muss ins Krankenhaus. – Oder muss sie?

Im Folgenden der Bericht einer Mama, die es ausprobiert hat.

Die Vorgeschichte

Schwangerschaft durch Test festgestellt. Dr. H. aufgesucht, ihm gesagt, dass letzte Periode völlig unklar sei. Etwa Mai 2012. Eintrag 6. März 2013 als ET (Entbindungstermin), mit Ungefährzeichen davor.
Weitere Termine bei Dr. H., er sehr lieb, auch einverstanden mit dem Vorhaben der Hausgeburt (nicht wie Dr. Z. bei unserer Tochter damals „mit so etwas Abartigem wie einer Hausgeburt möchte ich nichts zu tun haben“).

Allerdings Praxispersonal äußerst unfreundlich, grob und nicht sehr verständnisvoll, dass ich keinen Eisenwert im Finger messen und kein Blutabnehmen mag. Verständigung von Hebamme C., die schon die Geburt unserer Tochter begleitet hatte. C. teilt mit, dass sie Ende März zu ihrer Tochter nach Südafrika fliegen werde. Ich selbst bin überzeugt, dass das Kind eher Ende Februar kommt. (So irrt man!).

Wechsel von Dr. H. zu Frau Dr. S., da sie Frauenärztin und Homöopathin ist. Sehr angenehme Praxis, etwas tuddelig die Frau, aber entspannt und nervt nicht 🙂 Liebes Personal. Dennoch Unwohlsein, da am liebsten von Hebi daheim untersucht. C. ist auch bereit dazu. Prüfungstermin (Bibelkunde) rückt näher. Schwangerschaft geprägt von viel Stress, auch Tränen, aber nicht so schlimm wie bei unserer Tochter damals.

Als der Prüfungstermin (18. Februar) vorüber ist, weitere Untersuchungen von Hebi. Sie ist auch der Meinung, dass das Kind sich gut vorbereitet. Tritt die Rufbereitschaft an, alles im Haus für Hausgeburt gerichtet. Doch der Februar geht zu Ende. N., eine Doula, plant, vom 01. bis 06. März mit Kindern und Mann zu kommen. Hebi meint bei Besuch, dass das Kind schon unten liege. Muttermund zu. Kopf noch etwas unfertig vom Gefühl her. Kind warte vielleicht, bis die Doula aus Brandenburg dabei sei. Zunächst war Hebi kritisch, dass eine mir bis dato nur über Facebook Bekannte mit Familie kommen würde. Ob ich so gebären könne? Besuch sehr schön, wunderbare Kinder. Dennoch Gefühl in mir tatsächlich, dass in dieser Woche das Kind nicht kommt. Sehr starke Senkwehen am Dienstag (05.03.). Anscheinend hat sich der Kopf noch tiefer gesetzt. Mittwochabend regelmäßige Wehen, die aber wieder gehen. Doch lieber mit Hebamme, Mann und erstem Kind allein gebären – Doula und Familie reisen ab. Ganze Wohnung auf Vordermann gebracht, meiner Nachhilfeschülerin abgesagt, Bad genommen. Kind darf kommen 🙂

Nichts tut sich. Hebamme wollte Mittwoch kommen, war aber sehr krank. Daher Besuch auf kommende Woche verschoben. Hebamme meint, ob Besuch beim Frauenarzt sinnvoll wäre. Ich verneine, möchte Vorsorge bei ihr, wenn sie gesund ist. Samstag dann Telefonat, sie sagt, wir könnten auch zu ihr zu einer Vorsorge kommen. Ich Freitag und Samstag sehr traurig, weil ich eben nicht Vorsorge mit CTG etc. in der Praxis machen wollte, sondern bei Hebi, daher erleichtert und dorthin. Alles super, Kind startbereit, meint sie, aber Muttermund zu und Kind noch schwerer geworden. Sagt nun aber, wir sollen doch zur Frauenärztin, noch einen Ultraschall machen und messen, wie schwer Kind in etwa ist, da es viel kräftiger als unsere Tochter sei und sie für sich gerne wissen mag, was sie in etwa erwartet. In der Praxis bei Dr. S. dann nur Ultraschall gemacht und kein CTG :). Hebamme C. fragt kritischer, wie es gehe, wie das Gefühl sei. Nervosität steigt, da C. nur bis ET +10, also 10 Tage über den errechneten Geburtstermin, begleitet. Und dann? Krankenhaus.

Mittwoch, 13. März. Ich frage C., was genau dann sei, wenn es über +10 gehe. Sie sagt, ich solle noch keine Gedanken daran verschwenden. Man könne Donnerstag nochmal einen Cocktail probieren. Bis Freitag begleite sie, da sei ja noch viel Zeit. Dann rede man und vielleicht komme das Kind ja nachts.
Inzwischen auf Facebook im Forum meine Lage beschrieben, liebe und bemühte Unterstützung durch die anderen, vom Cocktail abgeraten. D, mein Mann, besorgt dennoch den Schnaps und Saft im Rewe. Hebamme C. kommt Donnerstag. Sitzt mit uns am Tisch. Erklärt, dass sie, seit es über den Entbindungstermin geht, ein seltsames Gefühl habe. Da gäbe es etwas, dass sie nicht einordnen könne. Da ja auch bei unserer Tochter damals alles so gut verlaufen sei. Aber etwas, was sie vielleicht nicht bewältigen könne. Da sei es gut, in sicheren Händen zu sein. Ihre Devise sei nicht die von anderen Hausgeburtshebammen, auf Biegen und Brechen zu Hause zu begleiten. Ich weine und weine. Die Angst vor dem Krankenhaus. Die Hilflosigkeit. Pistole auf die Brust – sie begleitet bis Freitag. Dabei ist Samstag ET +10. Ich nehme Cocktail nicht! Angst in mir, dass am Gefühl der Hebamme was dran sein könnte. D. redet von Besorgnis vielen Blutens nach Geburt.

Blutdruck 130 zu 100 – wen wundert es? Hebamme dennoch besorgt!

Durch das Forum immer stärkerer Gedanke an Alleingeburt, aber Angst so groß. Freitag verstreicht. Hebamme kommt, sagt, sie wird die Nacht noch mitbegleiten. Außer, es sei das schlechte Gefühl dann auch da. Da würde sie uns dann auch ins Krankenhaus schicken. Sie rät und legt ans Herz, dass wir uns im Krankenhaus vorstellen. Vorab klären, was uns wichtig ist für die U1 etc. (Da ich Kind nicht aus den Händen geben will, Plazenta gebären will etc.) – Illusorisch für ein Krankenhaus. Unterstützung im Forum wächst. Tolles Angebot von S. aus Ingolstadt, dorthin zu kommen. 🙂 Hat ein Geburtshaus.
Der Samstag beginnt. Nun bin ich ohne Hebamme. Sage meinen Eltern nichts davon, würden sterben vor Angst. Wen man trifft beim Spazierengehen mit den Hunde, wer anruft und Eltern, immer wieder fragt jeder, was da los sei, man sei ja schon über der Zeit. Nicht gut fürs Kind etc.

Entschluss steht immer mal, Geburt allein zu machen und im Notfall ins Krankenhaus zu fahren. Viele Tränen, Herzklopfen, Verzweiflung. N. warnt vor Komplikationen wie starke Blutung etc., was man dann mache – S. rät zum Vertrauen in einen selbst. Montag bricht an. Mein Mann an der Uni, ich telefoniere mit einer Hebamme in München auf Anraten von F. R. aus dem Forum. Sagt, dass es auch allein möglich sei. Oder ich mal eine andere Hebamme kontaktieren solle. Gibt mir die Nummer. Hebamme O. und ich telefonieren eine Stunde lang. Sie macht keine Hausgeburten mehr, sagt aber auch, wenn, würde sie nicht einfach dazukommen, da sie eine Frau begleitet haben will, um den Prozess nicht zu stören als Fremde. Ich solle ein Krankenhaus besuchen, unbedingt hin und mir alles ansehen und mich drauf einlassen als den nun neuen Ort für die Geburt. Rät mir noch eine Klinik ins Auge zu fassen, da sehr babyfreundlich (mit Auszeichnung) … naja.

Inzwischen habe ich mit J., meiner Freundin, vereinbart, dass ich die Geburt alleine mache. Sie rät auch dringend vom Krankenhaus ab solange es mir gut geht. Sagt, dass im Notfall sie ja auch in sieben Minuten mich ins KH gefahren hat, schneller als auf Krankenwagen zu warten und dann zu fahren. Sie ist bereit, bei der Geburt dabei zu sein. Ich fühle mich neben mir selbst stehend. Kann es nicht glauben, dass ich keine Hebamme habe und nicht weiß, was passiert. Im Forum Sabine F., fast selben Geburtstermin, ist auch auf dem Weg zur Geburt ohne Hebi :-/ Sie wird wohl ins KH fahren müssen, da Fruchtblase geplatzt.
Ich rufe in der von der Hebamme empfohlenen Klinik an. Sage, ET plus 10. Hebamme am Telefon sagt, da werde dann eingeleitet. Ich frage warum, Muttermund zu und mir geht es gut. Sie sagt, ich würde keine Krankenhaus finden, wo man nach ET +10 nicht einleite. Ich sage ihr, dass ich dann auch nicht zu kommen brauche.

Mein Mann kommt von der Uni, legt sich hin, meine Freundin J. noch kurz da. Dann fahren wir in die Klinik, unsere Tochter schläft im Auto. Verfahren uns aber.

Das Verfahren an jenem Montagabend (18.03.2013) war wohl der größte Segen. Als wir in der Klinik schon völlig fertig ankamen, war natürlich keiner mehr auf der Geburtsstation zu sehen. Wir gingen ein-zweimal den Gang auf und ab und standen vor den verschlossenen Kreissaaltüren. Auch sonst herrschte Totenstille. Als unsere Tochter anfing zu weinen und raus wollte, schloss jemand noch vehement die Tür zu den Empfangsräumen. Mir war klar, absolut klar, hier nicht ein Kind zur Welt bringen zu können.
Wir fuhren heim.

Der Geburtstag

19.03.2013 – der beste Tag :):):) begann damit, dass ich ab ca. 4.30 Uhr regelmäßige, deutliche Wehen spürte und ein sehr entspanntes Gefühl hatte. Ich teilte es meine Mann mit und schrieb meiner Freundin J. eine SMS, dass es wohl an diesem Tag so weit sei und sie, sobald sie wach sind, gerne kommen mögen.
Die Wehen hielten den Vormittag über an, J. kam mit ihrer Tochter und sie spielten mit unserer Tochter. Mein Mann ging nicht zur Uni und unser Hund, war unglaublich nervös, unendlich oft musste er raus. Ich trank viel und teilte mein Befinden den lieben Damen auf Facebook mit, die mich so unterstützt hatten.
Unsere Tochter guckte immer mal kritisch, wenn ich ob der Wehen tief atmete. Ich war sehr guter Laune und räumte hier und da auf, ging gegen Mittag nochmal selbst mit jeweils einem der Hunde, da die Wehen nun, wie ich für mich feststellte, wohl Phase 2 erreichten.

Etwas beunruhigend fand ich, dass ich völlig bei mir, Herr meiner Sinne war! Auch waren die Abstände nicht soo kurz, aber die Vehemenz zeigte mir, dass sich der Muttermund öffnete. Im Wald beim Spazierengehen musste ich schon richtig in die Knie gehen, da es so intensiv war.

Meine Freundin J. holte mittags etwas von McDonalds, um die hungrigen Kinder – und den besonders hungrigen Magen meines lieben Mannes zu füllen.

Mir war zu übel, um das zu essen. Am Nachmittag ging mein Mann mit unserer Tochter und J.s Tochter in den Sandkasten. Ich war aufs Bett gegangen, wo ich die seltenen aber extrem starken Wehen auf vier Beinen empfing und mich dann aber hinlegte, weil ich so müde war. Plötzlich riss mich eine kommende Wehe aus dem Schlaf und unter mir tropfte Fruchtwasser auf der Bettseite von meinem Mann. Ich freute mich unbeschreiblich und musste sehr viel lachen. Meine Freundin war etwas entsetzt, nicht wegen des Fruchtwassers, sondern dass ich trotz der deutlichen Schmerzen so lachen musste. Es kam so unglaublich viel Fruchtwasser im Verlauf der nächsten Viertel- halben Stunde! Meine Freundin notierte Uhrzeit und dass es klar sei. Also keinerlei Indikation für zu wenig oder gar grünes Wasser …

S., der wir dies am Telefon mitteilten, meinte, dass ich nun wohl eine Pause haben würde und das Kind bald kommen werde. Ich spürte sehr viel Freude in mir und konnte noch gar nicht fassen, dass ich wirklich vorhatte, allein zu gebären. Etwas später, ich war nur noch im T-Shirt gekleidet mittlerweile, übergab ich mich einmal im Waschbecken. Die Wehen wurden extrem stark. Ich ließ mir Wasser in der Badewanne ein. Ging mit T-Shirt hinein und empfing die Wehen im warmen Wasser im Sitzen. Allerdings überkam mich nun ein Gefühl der Unsicherheit. Die Schmerzen dieser Wehen waren so intensiv, so überwältigend. Ich wünschte mir nun doch, dass C., meine Hebamme, hier wäre, aber es gab ja kein zurück. Irgendwann hockte ich mich und drehte mich, dann stand ich, aber die Wehen waren so heftig. Unsere Tochter kam ins Badezimmer und ich bot ihr an, mit in die Wanne zu kommen. Sie war dabei sich auszuziehen, aber als ich ob einer sehr starken Presswehe stöhnte, weinte sie bitterlich nach Papa und er ging mit ihr und dem sehr(!)nervösen Hund eine Gassirunde.

Blut war im Wasser (Schleim!) und ich hatte nur noch den Gedanken, dass ich jetzt Angst hatte, zugleich aber auch nicht anders wollte als hier und jetzt. Ich bat meine Freundin J., S. anzurufen, ihr das Blut zu beschreiben. J. telefonierte zwischen Schlaf- und Badezimmer und beschrieb Konsistenz und Menge des Blutes, mich überkam bereits die nächste Wehe. J. rief, sie sehe den Kopf, aber ich spürte, dass ich jetzt nicht pressen oder dem Drang zu drücken nachgeben durfte, da ich nicht bereit war und mein Körper unten wohl komplett aufgerissen wäre. Ich war etwas verzweifelt, da ich bei vollem Bewusstsein nach wie vor war und den Schmerz enorm intensiv wahrnahm. Wieder eine Wehe, ich stand mit dem Gesicht zum Badezimmer in der Wanne, halb hockend, ließ die Welle zu, spürte diesen enormen unbeschreiblichen Schmerz, stöhnte ein lautes tiefes und annehmendes Jaaaaa, jaaaaaaaaaa, jaaaaaaaaa und der Kopf war draußen, im Moment des Schmerzes zugleich so ein überwältigendes Glücksgefühl, kurz bevor der Kopf nach außen trat. Dann war er da, ich schrie J. an, sie solle halten, doch nicht, dann drehte ich mich schräg hin, wieder eine Schmerzenswelle, ich hielt den Kopf in meinen Händen und dachte, die Schultern sind drin. Ich drehte irgendwie leicht am Kopf und gebar mit der Welle und meinen selbst helfenden Händen das kleine Geschöpf. Ich ließ sie ins Wasser gleiten, um sie zu wärmen. Sie schaute mich mit großen Augen an! Es war 17.32 Uhr! Erst im Wasser schaute ich kurz nach ihrem Geschlecht und zog ganz ganz sachte an der Nabelschnur, ob diese lang genug, nicht wie bei unserer ersten Tochter so kurz, sei und rief J. zu, sie solle S. fragen, was ich machen solle? Ich war so perplex, so frisch, die Wanne voller Blut. Der Papa und unsere Tochter kamen völlig fertig von der Hunderunde, der Hund hatte wohl Rehe aufgescheucht, jener kam auch ins Bad, schaute nur in die Wanne, schnupperte und ging sich dann schlafen legen, wo er doch bisher den ganzen Tag so nervös gewesen war! Der Papa erzählte vom Spaziergang, ich noch immer in der Wanne hockend das Kind drin im Wasser halb auf mir, und er nahm es noch gar nicht richtig wahr. Ich stieg vorsichtig aus der Wanne, legte mich aufs Bett, 10 Minuten später wieder eine starke Wehe, die ich im Liegen annahm und die Plazenta, weich und groß, wurde warm geboren. Freundin und Mann legten sie in eine Schüssel. Zuvor, ich noch auf dem Bett liegend, hatte ich J. gebeten, den Rat von S., unsere Hebamme anzurufen, zu befolgen. Sie rief C. an. Gab sie mir. Ich erklärte halb, dass ich zu Hause geboren hatte. C. sagte, sie breche ihre Besuche ab und sei in 20-30 Minuten da. Als sie eintraf, lag ich noch immer auf dem Bett, hatte aber das Mäuslein in Handtücher und auch mich bedeckt. Das T-Shirt hatte ich wohl im letzten Geburtsstadium ausgezogen.

C. ließ sich von mir erzählen, wie es gewesen war, wobei ich eher dezent davon sprach, dass ich, als die starken Wehen dagewesen seien, erst gemerkt hätte, dass es mit der Geburt wirklich soweit sei und dann nicht mehr ins Krankenhaus wollte. Warum ich sie nicht angerufen hätte. Ich teilte ihr meine Sorge mit, dass sie vielleicht den Krankenwagen gerufen hätte oder so. Sie sagte, das hätte sie doch nicht gemacht! Sie habe ja ohnehin gespürt, dass wir nicht in festen neuen Händen seien, aber sie konnte dieses Gefühl noch nicht einordnen. Aber ich hätte ja meine Wunschgeburt gehabt mit den spielenden Kindern und den Hunden um mich herum. 🙂

Kind wurde von ihr untersucht und auch mich schaute sie an, ich zitterte sehr. Sie untersuchte die Plazenta mit meinem Mann zusammen und J. brachte sie dann meinen Eltern runter 😀

Mein Papa kam hoch zum Gucken.

C. sagte noch, ich müsse genäht werden, da ich einen deutlichen tiefen Vaginalriss hatte (von den Schultern? 😉 ) Sie betäubte die Stelle, wo die Spritze hinsollte ein wenig, spritzte und nähte dann  *jaul* aber sie machte es wirklich gut!

Dieser unvergessliche Moment, als unsere zweite Tochter in der Wanne in meinen Händen lag und mich mit Riesenraupenaugen anblickte!! Ohne zu schreien. Welch ein vollkommener Tag!!!

Die freie Geburt von O.

Ich darf wieder einen sehr schönen Geburtsbericht mit euch teilen! :yes:

„Mit meinem riesigen Bauch bejammere ich schon seit Tagen meine Unbeweglichkeit, das Kribbeln im linken Bein nach kurzen Fußmärschen, nicht zu wissen, wie ich noch bequem liegen kann. Trotz dieser deutlichen Schwangerschaftsunlust zusammen mit der sich mir aufdrängenden Frage, warum man sich das nochmal antut mit dem Kinderkriegen deutet nichts auf eine nahe Geburt hin. Kein Vorwehchen weit und breit, das mir Hoffnung macht.

Stattdessen Freund L. und die beiden Großen zu hause krank im Bett. Wie soll ich hier auch gebären können, wenn ich keine Sekunde für mich selbst habe? Also raus aus der Wohnung, an diesem ersten und für lange Zeit auch letzten frühlinghaften Tag weit und breit. ‚Wichtige‘ Sachen sind schließlich zu erledigen, wir haben ja noch gar keinen Sekt fürs Anstoßen nach der Geburt besorgt, die Kranken brauchen Gemüsesuppe und außerdem muss ich unbedingt im Sonnenschein das erste Eis des Jahres essen.

Schon beim Losgehen das erste Ziehen im Bauch, aber ich traue mich noch nicht, das auch ernst zu nehmen. Auch nicht, als es bei dieser und jener Erledigung, die ich nebenbei noch mache, stärker wird. Bepackt mit großen Taschen und Tüten und Eis in der Hand mache ich einen Sonnenscheinspaziergang, damit die Wehen nicht einfach wieder verschwinden. Zu meiner großen Freude tun sie das auch nicht, sondern werden immer stärker. Die Runde wird größer als beabsichtigt und gegen Ende muss ich mich unter besorgten Blicken anderer Schwangerer schon am Brückenpfosten aufstützen bei einer Wehe.

Zu hause auf dem Sofa beim Entspannen verschwinden die Wehen auch nicht wieder und so entsteht in der Wohnung erst mal große Hektik. Die beiden großen kranken Kinder sollen mit den beiden Mitbewohnern kurzfristig ausquartiert werden und das Losgehen dauert und dauert, während ich im vom Losgehtrubel am weitesten entfernten Kinderzimmer meine Runden drehe und mich bei jeder Wehe an Schränken oder Türrahmen festhalte. Die Wehenabstände werden immer kürzer und ich sehne den Moment herbei, da ich mich endlich nur auf die Geburt konzentrieren kann.

Um fünf Uhr sind sie endlich draußen. Jetzt geht alles ziemlich schnell, die Wehen werden sehr intensiv und ich bin endlich ganz bei der Geburt. Ich nehme keine Zeit wahr, nicht die Welt draußen vor der Wohnungstür. L. währenddessen rennt herum und bereitet alles mögliche vor, schließt Vorhänge, legt Planen aus und Handtücher bereit. Ich vor dem Bett in der Hocke maule vor mich hin, hab nun absolut keine Lust auf Gebären, ichwillnichtwillnichtwillnicht.

Es folgt eine mustergültige Übergangsphase mit zitternden Knien, literweise Wasser trinken, fast-kotzen und lautstarkem ich-will-nicht-mehr-Gejammer. Nun will ich gerne in die Pressphase übergehen, aber die Presswehen kommen nicht. Ich bemerke, dass ich nicht richtig loslassen kann, weil ich lieber noch eine Runde auf dem Klo einlegen will. Also raus aus dem abgedunkelten, geburtsölduftbewehten, liebevoll mit Polstern und Planen ausgelegten Gebärzimmer ins grelle enge kühle Badezimmer. Dort L. erstmal raus schicken und mich entleeren. Dann soll er wieder kommen, weil nun die Presswehen beginnen und die Fruchtblase platzt, praktischerweise über dem Klo.

Runter von der Schüssel und mich davor hingehockt, an den Badewannenrand und L. geklammert. Mit geschlossenen Augen gegen das grelle Badezimmer schreie ich verzweifelt es-geht-nicht-ich-will-eine-Pause. Ich weiß ich schaffe diese Geburt gut, aber ich will eine Pause, jetzt sofort!, doch es gibt keine. Mein Körper presst sehr angestrengt und stark. Trotzdem habe ich das Gefühl, es geht nicht gut voran. Mit der Hand spüre ich außer Kopf noch etwas anderes, was da nicht sein sollte. So geht es nicht weiter. Erst mal in den Vierfüßler. L. soll die ganze Zeit bei mir vorne bleiben und mich dort stützen. In dieser Position rutscht das Baby wieder ein Stück zurück und was auch immer im Weg gewesen war ist es anschließend nicht mehr. Nun kann das Kleine nach unten rutschen. Ich will, dass diese anstrengende Geburt vorbei ist! In aufrechter kniender Haltung wird der Kopf geboren, der seitlich gedreht ist. Mit der nächsten Presswehe kommt der Rest des Körpers und das kleine Geschöpf beginnt laut zu weinen.

Irgendwie landet das Baby in meinen Armen und beruhigt sich. Wir Eltern beruhigen uns auch. Wir ziehen wieder um ins Gebärzimmer in den großen Sessel. Im Vorbeigehen ein Blick auf die Uhr: 18.12. Nun bestaunen wir das kleine Wunder, das auf meiner Brust liegt, trocknen es ab, schnuppern an ihm, streicheln es. Mir fällt wieder ein, warum man sich das mit dem Kinderkriegen nochmal antut. Wir warten auf die Plazenta. Trinken will der Kleine noch nicht, hustet zuerst Fruchtwasser hoch, das ich mit dem Mund absauge. Ich verschlinge eine ganze Packung Traubenzucker, während ich weiter mit dem Kleinen kuschele.

Die beiden Großen, die ich eigentlich abgenabelt und geduscht empfangen wollte, kommen nun schon nach hause und können noch bestaunen, wie die Nabelschnur von Babys Bauch in meinen hinein reicht. Während sie im Wohnzimmer sind, stehe ich aus meinem Sessel auf und da rutscht die Plazenta knapp zwei Stunden nach der Geburt des Kindes heraus. Endlich. M., meine Große, schneidet die Nabelschnur voller Stolz durch.

Die nächsten Tage verbringen wir zu fünft im Bett, die anderen drei sind ja noch krank. Das ist neben wunderschön auch ziemlich anstrengend, weil J. die ganze Zeit mit mir kuscheln will und M. die ganze Zeit mit dem Baby kuscheln will. Meine Schwester kommt für zwei Wochen und spielt mit den Kindern, kocht, putzt, kauft ein, was für eine tolle Unterstützung.

Da die Hebamme, die eigentlich kommen sollte, nun doch verhindert ist (hatte sie vorher angekündigt, dass das passieren könnte), finde ich kurzfristig eine andere, die am dritten Tag auch findet, dass der Kleine ganz gesund und munter ist. Sie beruhigt mich, dass meine Rückbildung normal ist, ich fühle mich nämlich – obwohl äußerlich nicht die kleinste Verletzung entstanden ist – als könnte jeden Moment mein komplettes Innenleben aus mir herausfallen. Das kenne ich so überhaupt nicht und das beunruhigt mich.

Noch mehr als bei den beiden vorangegangenen Geburten habe ich das Gefühl, dass die Geburt eines Kindes länger dauert als die eigentliche Geburt. Mein Baby, bisher im Bauch, ist nun auf meinem Bauch, trinkt an meiner Brust und die Geburt selbst war nur der Beginn einer langsamen Ablösung, die bis heute andauert.“

Die schmerzfreie Geburt – ein Mythos?

Die schmerzfreie Geburt, am besten noch mit Orgasmus, gilt als das Traumziel beim Kinderkriegen. Die, die sie hatten, schwärmen davon, die anderen beneiden die wenigen Glücklichen. Viele arbeiten mit Entspannungstechniken auf dieses Ziel hin und werden am Ende doch vom Schmerz überwältigt. Haben sie etwas falsch gemacht? Sind sie keine dieser Super-Gebärerinnen, die wonnevoll Stöhnen, wenn der kindliche Kopf geboren wird? Haben sie versagt? Im Folgenden will ich euch meine Gedanken zu dem Thema ausbreiten und die verschiedenen Faktoren beleuchten, die, wie ich denke, eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob eine Geburt als schmerzhaft erlebt wird oder nicht.

Selbst habe ich vier Kinder geboren. Die erste Geburt war lang und sehr schmerzhaft dank einer Komplikation, die sich hoher Geradstand nennt. Die zweite und vierte hatten ihre schon durchaus schmerzhaften Momente, auch wenn kein Vergleich zur ersten Geburt bestand. Sie dauerten ein paar Stunden, aber waren durchaus gut zu verkraften. Ausnahme bildete Nummer drei. Dieser Geburt war nach einer Stunde erledigt, ein bisschen Ziepen im Bauch und das Kind war da – sehr zu meiner und meines Mannes Überraschung. Ich erwartete nun, Nummer 4 würde ebenso leicht herausflutschen. Aber Fehlanzeige! Bei allen drei Alleingeburten hatte ich Entspannung pur. Niemand stresste, alles war in Harmonie. Es wird an manchen Stellen behauptet: Lerne die richtige Entspannung und Atemtechnik, schaffe dir eine harmonische Umgebung und schon wird deine Geburt schmerzfrei. Die Bedingungen hätten kaum besser sein können, trotzdem hatte ich die schmerzfreie Geburt nur dieses eine Mal.
Bei dem Thema muss ich an die vielen übereinstimmende Berichte von Völkerkundlern, Ärzten und Forschern denken, die indigene Völker vor ihrem engen Kontakt mit der weißen Zivilisation beschrieben haben. Durchweg wird berichtet, dass Frauen schnell und leicht ihre Kinder zur Welt brachten. (siehe auch hier). Sie waren auch nicht härter im Nehmen, wie gern gemutmaßt wird. Ihre Geburten gingen wirklich schnell und undramatisch von statten. Erst mit Übernahme der modernen Lebensweise und Kost wurde das Kinderkriegen für die nächste Generation ebenso mühevoll wie für die weiße Bevölkerung, und es wurden Eskimo-Mütter in die Krankenstationen gebracht, nachdem sie tagelang ohne Fortschritt in den Wehen gewesen waren.
Wir wiegen uns gern in der Gewissheit, dass wir uns recht gesund ernähren und keine nennenswerten Defizite haben. Schauen wir aber in den Spiegel und beispielsweise an, wie unsere Zähne stehen, dann gibt es wohl kaum einen, dessen Zähne so schön gerade nebeneinander stehen, wie es noch bei indigenen Völkern überall auf der Welt der Fall war, bevor die moderne Lebensweise Einzug hielt. Etwas muss uns in unserer Kindheit gemangelt haben, dass unsere Kiefer nicht breit genug wachsen konnten, das genetisch ererbte Potential nicht ausgeschöpft werden konnte. Es ist logischerweise anzunehmen, dass nicht nur unser Gesichtsschädel durch diesen Mangel nicht geräumig genug wachsen konnte, sondern auch andere Bestandteile unseres Skeletts, wie zum Beispiel auch unser Becken. Die Becken moderner Frauen sind in der Regel natürlich nicht so eng, dass sie eine Geburt völlig unmöglich machen, aber zu eng, um eine schnelle, schmerzfreie Geburt zu ermöglichen. Bei der einen Frau mehr, bei anderen weniger. Engstehende Zähne habe ich und sicherlich auch kein optimales Becken. Deshalb werde ich wohl nie eine komplett schmerzfreie Geburt erreichen. Oder halt; eine hatte ich doch! Wie das nun?
In meiner dritten Schwangerschaft kam ich auf die Idee, dass es gesund sein könnte, frisch gequetschte Haferflocken statt der aus dem Laden zu essen. Jeden Morgen aß ich eine große Schüssel voll davon. Sie schmeckten anfangs unangenehm bitter, was mir eine Warnung hätte sein sollen, aber es galt ja als gesund und ich gewöhnte mich daran. Sonst änderte ich nichts an meiner Ernährung, außer, dass ich Zucker fast komplett strich. Als unser Dritter geboren wurde, stellte der Zahnarzt bald darauf fest, dass ich 5 neue, zum Teil große Löcher in den Zähnen entwickelt hatte. Wo ich noch in der Schwangerschaft davor trotz eines gewissen Zuckerkonsums kariesfrei geblieben war! Ich begann über Karies und die Ursachen zu recherchieren, weil auch unsere Große im gleichen Zeitraum ebenfalls zwei große Löcher bekommen hatte. Ich las über die mineralstoffbindenden Antinährstoffe in Getreide und vor allem auch in Hafer und mir dämmerte, was ich in dem Versuch, gesünder zu essen, angerichtet hatte. Offenbar enthält der im Laden verkaufte, hitzebehandelte Hafer bereits weniger Antinährstoffe als der frische, was wohl auch den bitteren Geschmack des frischen Hafers erklärt. Kinder Nummer drei kam mit einer sehr großen Großen Fontanelle nur Welt. Viel größer als bei allen anderen. Seine Zähne stehen recht eng, er hat eine behinderte Nasenatmung und in Folge der schmalen Kiefer stehen die Ohren ab. Versteht mich nicht falsch, er ist trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – ein ganz süßer Knopf! Offenbar fehlte ihm aber bereits im Mutterleib etwas, das zu einer optimalen Knochenbildung notwendig gewesen wäre. Kein Wunder, dass er eine leichte Geburt war! Sein Schädel war durch die geringere Verknöcherung weicher und leichter verformbar. Interessanterweise fand ich in einem alten Buch die Empfehlung, Frauen mit sehr engem Becken eine kalziumarme Kost zu verordnen, um die Verknöcherung des kindlichen Schädels im Mutterleib zu verzögern und so eine natürliche Geburt zu ermöglichen. Bei mir hatten die Antinährstoffe in den Haferflocken offenbar dafür gesorgt, dass von den Mineralstoffen, die ich zu mir nahm, nicht genügend beim mir und dem Kind ankam.
Vor der nächsten Schwangerschaft strich ich Haferflocken komplett von meinem Speiseplan und nahm jeden Tag, wie vom Zahnarzt Weston Price empfohlen (siehe auch hier) täglich 1-2 Teelöffel Lebertran gemischt mit Butteröl. Die Folge: Die vierte Geburt dauerte wieder recht lange, länger als die zweite, und war schmerzhaft. Die Große Fontanelle bei meiner Tochter aber war normal,eher klein. Sie hat keine abstehenden Ohren und ein schönes, breites Gesicht mit (so weit das bisher zu erkennen ist) genug Platz für alle Zähne. Und bei mir ist in der Zwischenzeit die Karies zum Stillstand gekommen.
Ich weiß jetzt also, wie ich eine schmerzfreie Geburt bekommen könnte. Aber noch lieber habe ich ein gut entwickeltes Kind und kariesfreie Zähne und nehme dafür auch mal richtig fiese Geburtsschmerzen in Kauf.