Ein Jahr

… ist er jetzt alt.

 

Und obwohl er auf der Wiese geboren wurde, sein Popo noch nie eine Pampers gesehen hat, er nicht weiß, was Babybrei ist, er noch nicht mal ein eigenes Bett hat, und, GAVI bewahre, ungeimpft ist, ist er nicht nur am Leben, sondern könnte gesünder und fröhlicher nicht sein. Selberdenken rules! ;D

Übrigens: Nudeln essen kann er auch.

Im Leben gelandet – K.s Alleingeburt

Eine selbstbestimmte Schwangerschaft ohne Ärzte, Ultraschall und andere Untersuchungen, führte zu einer selbstbestimmten Alleingeburt.

Ich möchte euch gerne von der Ankunft meines 2. Sohnes erzählen:

In der Nacht vom 3. zum 4.5.2011 hatte ich schon „leichte“ Wehen, die ich teilweise im Halbschlaf schon veratmen musste. Und auch in der Früh gingen die Wehen nicht weg sondern kamen im 5-10 min. Abständen. Ich freute mich darauf, denn ich konnte es kaum noch erwarten, endlich die Geburt zu erleben. Ich war zwar erst in der SSW 38+0, doch es fühlte sich einfach richtig an. Nur mein 3jähriger Sohn machte mir etwas zu schaffen. Bei jeder Wehe, die ich doch gerne veratmet hätte, hat er mich so dermaßen beansprucht und „gestört“, dass ich wusste, so geht das nicht. Deshalb entschied ich mich, gegen 6:45 Uhr meinen Mann zu wecken. Der war zwar weniger erfreut, da er ausgerechnet an diesem Tag 2 Stunden länger schlafen hätte können, doch als ich ihm ankündigte, dass er heute gar nicht mehr in die Arbeit fahren muss, wurde er doch ganz schnell hellwach. Seine erste Frage lautete: „Und, hast du die Hebamme schon informiert?“. Das brachte mich doch etwas zum Grübeln, denn er wusste, dass ich bei der Geburt gerne alleine wäre, und die Hebamme nur für den „Notfall“ bzw. für den Papierkram und zur seiner „Sicherheit“ gebucht war. Ich meinte nur „das hat noch Zeit“ und das Thema war erledigt.

Den Vormittag verbrachten wir alle 3 zu Hause und bei jeder Wehe versuchte mein Mann, meinen Sohn abzulenken, doch irgendwie gelang das nicht. Also schickte ich die Beiden einkaufen (der Kühlschrank musste eh noch gefüllt werden) in der Hoffnung, mich besser auf die Wehen einlassen zu können. Kaum waren die zwei aus der Tür raus, waren auch die Wehen weg. Mich überkam eine totale Müdigkeit, deswegen legte ich mich auf die Couch und genoss die Ruhe. 45 min. keine einzige Wehe, dafür hab ich schön vor mich hingedöst.

Als meine Männer wieder da waren, kamen auch die Wehen wieder (ca. alle 10-15 min.) und auch der Schleimpfropf ging ab. Meine Hoffnung auf eine baldige Geburt stieg wieder, und da mich mein Sohn wieder ablenkte, blieb mir nichts anderes übrig, als sie nach dem Mittagessen zum Spielplatz zu schicken. Und wieder das gleiche Ergebnis – ich tanzte und sang, um die Wehen am laufen zu lassen – wurde hundemüde, legte mich auf die Couch und schlief für ca. 1 ½ Stunden ohne einer einzigen Wehe ein. Eigentlich ein toller Mechanismus des Körpers, noch mal vor der bevorstehenden Anstrengung Kraft zu sammeln. Dennoch hatte ich ein leicht schlechtes Gewissen, dass ich meinen Mann den ganzen Tag daheim behielt, die Geburt jedoch nicht voranging.

Abends, gegen 17:50 Uhr legte ich dann meinen Sohn ins Bett. Da er noch einschlafgestillt wird, gab es für mich auch keine andere sinnvolle Möglichkeit ihn rasch ins Bett zu bringen. Zum Glück schlief er innerhalb von 10 min. ein, und ich musste nur eine einzige Wehe liegend im Bett ertragen (aber die war dafür umso heftiger). Endlich raus aus dem Schlafzimmer, ab aufs Klo, wo ich kräftig Durchfall und leichten Schüttelfrost bekam. Jetzt war mir klar – es geht los! Ab in die Dusche! Da ich bei der ersten Geburt im KH nirgends die Möglichkeit hatte mich festzuhalten, mir dass aber so wichtig war, hat mein Mann extra in der Dusche einen Haltegriff montiert, wo ich mich richtig reinhängen konnte. Und das nutzte ich auch aus. So verbrachte ich dann Wehe um Wehe hängend und atmend in der Dusche. Entweder begleitete ich die Wehen mit einem tönenden „aaaaauuuuf“ oder wie ein Pferd schnaubend. Damit kam ich gut zurecht. Zwischendurch rief ich immer wieder meinen Mann zu mir um kurz durchzulüften, damit mein Kreislauf nicht schlapp macht. Und da ich dann doch hungrig wurde, hab ich mir zwischendurch noch Energiebällchen gegönnt, die ich erst vor 2 Tagen gemeinsam mit Sohnemann gemacht habe.

So ging es dann einige Zeit weiter. Die Wehen waren manchmal besser, manchmal schlechter auszuhalten, wobei ich jetzt sagen würde, dass ich immer, wenn ich gerade mit was anderem beschäftigt war, als zu gebären (meinen Mann rufen, kurz auf die Uhr schauen, essen) ich von einer Wehe überrascht wurde, und sie dadurch auch schmerzhaft war. Wenn ich aber nur geistesabwesend war, begab ich mich schon vor der nächsten Wehe in meine „Veratmungsposition“ und dachte danach oft – war das überhaupt eine?
Zwischendurch ging ich auch in den Vierfüßler – aber nur zum Entspannen, da meine Beine von der Wärme und dem langen Stehen doch schon sehr angeschwollen waren. Zum Schluss hin – also ca. 2 Stunden später – wurde es doch anstrengender. Jetzt weiß ich, dass eine gute Hebamme eine Gebärende nicht untersuchen muss, denn jeder kann hören, wie weit sie ist. Das ist sogar meinem Mann aufgefallen. Mein Tönen wurde lauter, tiefer, und manchmal auch verzweifelnder. In der Austreibungsphase spürte ich, wie sich mein Baby mit dem Kopf durch den Geburtskanal drehte und schob – das war eine irre Erfahrung, denn das kannte ich von der ersten Geburt nicht. Ich rief wieder meinen Mann dazu und sagte ihm, dass das Baby jetzt wohl kommt. Er war doch etwas nervös und fragte, ob er endlich die Hebamme anrufen kann. Ich verneinte. Doch bei der nächsten Wehe fragte er nochmals und ich erlaubte es ihm, da mir klar war, dass sie es sowieso nicht mehr schaffen würde.

Ich hatte im Gegensatz zur ersten Geburt keinen wirklichen Pressdrang. Ich fühlte, dass das Baby raus möchte und schob sanft, manchmal stärker mit. Mit dem Durchtritt des Kopfes platze auch die Fruchtblase – in meine Hand. Es war nicht viel, nur ein kleiner Spritzer. Und endlich war der Kopf geboren und der Kleine riss gleich 2mal schnaubend den Mund auf. Also das fühlte sich wirklich komisch an. Ich wartete auf die nächste Wehe – doch es kam nichts. Also schob ich langsam weiter – fühlte, wie sich die Schultern drehten. In dem Moment sackten meine Beine zitternd zusammen. Eine Hand hielt den Babykopf und die zweite krallte sich an dem Haltegriff fest. Eigentlich hätte ich jetzt loslassen sollen und in die Hocke oder auf die Knie gehen. Doch meine Hand war so verkrampft und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich zu Boden zu begeben, während der Kopf aus mir rausschaute. Mein Mann stützte mich von hinten (und sagte mir später, dass er bereit war, das Baby zu fangen), doch mein Becken schob nach vorn – und das Baby plumpste aus mir raus. Es landete doch sehr unsanft in der Duschwanne, gefolgt von einem Schwall Fruchtwasser und Blut.

Ich kniete mich sofort hin und hob mein Kind hoch, das bereits zu schnaufen begann. Der nächste Schreck nach dem Sturz folgte gleich – die Nabelschnur war durchgerissen. Ich hielt sie so gut wie ich konnte zu und schickte meinen Mann in die Küche, um so eine Haushaltsklemme zu holen. Ich wunderte mich dann doch, dass kein Blut aus der Nabelschnur kam, wir klemmten sicherheitshalber trotzdem ab. Im Nachhinein gesehen wäre es nicht nötig gewesen, denn auch bei Tieren reißt die Nabelschnur, und sie verbluten nicht. Erst jetzt fragte mich mein Mann: „Und, was ist es denn“? Ich sah nach – ein kleiner Bub – so wie ich es schon seit der 10 SSW gefühlt habe. Er bekam auch ganz schnell eine rosige Farbe, wir deckten ihn mit einem Handtuch zu und ich legte ihn an meine Brust, wo er auch bald zu saugen begann. Die Plazenta kam dann auch ca. 5 min. später. Ich habe mir schon in der Schwangerschaft überlegt ein Stück Plazenta zu kosten, doch dann wusste ich einfach nicht wo ich was abschneiden soll – sie sah einfach so „schön vollständig“ aus. Und daher ließ ich das Vorhaben auch sein.

Die Hebamme, die mein Mann in der Austreibungsphase gerufen hatte, war natürlich nicht erreichbar. Erst jetzt rief sie zurück, hatte aber keine Zeit und schickte uns eine Ersatzhebamme, die dann 2 Stunden nach der Geburt eintraf. In der Zwischenzeit kuschelte ich mit meinem Sohn gemütlich auf der Couch, während mein Mann das Bad putzte. Mein großer Bub verschlief die ganze Geburt. Um Mitternacht, als uns die Hebamme wieder alleine ließ, weckten wir ihn, damit er seinen kleinen Bruder begrüßen konnte. Er war ganz begeistert. Und schließlich fielen wir als 4-köpfige Familie erschöpft ins Familienbett.

Ich bin so froh, dass ich eine Alleingeburt gewagt habe. Es war für mich schon fast eine perfekte Geburt! Aber ich hab ja noch Gelegenheiten, diese zu übertrumpfen. Ich würde mir beim nächsten Mal wünschen, noch besser abschalten zu können. Ich hatte so viel im Kopf was als nächstes zu tun ist, hatte auch kurz daran gedacht die Hebamme doch zu rufen, den Gedanken aber wieder verworfen, da sie mir den Schmerz nicht hätte nehmen können und mich dann vielleicht doch gestört hätte.

Auch mein Mann ist von der Hausgeburt jetzt überzeugt. Er schaute während der Wehen eine DVD und unterstütze mich nur dann, wenn ich ihn auch brauchte. Dennoch wünscht er sich fürs nächste Mal eine Hebamme dazu, da ihm der Schock des Sturzes doch noch etwas zusetzt.

Die Kinderärztin, die uns am nächsten Tag aufsuchte, beruhigte uns dann auch etwas, indem sie meinte, dass die Nabelschnur so wie ein Bungee-Seil funktionierte, bevor sie riss, und damit auch den Sturz linderte. Und außerdem ist unser Babysohn kerngesund und kräftig. Er hat nicht einmal eine Beule davongetragen.

Und hier noch die Daten:
4.5.2011, 20:36 Uhr – SSW 38+0
3260 g, 48 cm, KU 34 cm

Wir freuen uns sehr, dass du uns als deine Eltern ausgesucht hast und unsere Familie erweiterst!