Zehntes Kind, achte Alleingeburt – Geburt im Schafstall

Endlich komme ich dazu, mit euch wieder einmal eine meiner Geburten teilen. Schon letztes Jahr am 14.6.2024 ist der kleine Ephraim, unser 10. Kind, zu unserer Familie gestoßen. Aber im ganzen Trubel aus Babyzeit, Umzug und Bauernhof sanieren habe ich nicht eher die Zeit gefunden, den Geburtsbericht zu Ende zu bringen.

An meinem 42. Geburtstag vor 2 Jahren hätte meine Mens kommen sollen. Das tat sie aber nicht – und ich war nicht überrascht. Zum Eisprung war ich rollig wie eine Katze gewesen und mein Mann hatte sich darauf eingelassen, die Verhütung wegzulassen. Zum Eisprung hatte ich dann ein Erlebnis, bei dem ich die Seele, die da kam, wahrnehmen konnte. Sie war groß, bunt, kreativ und sprudelte vor Lebensfreude. Sowas hatte ich vorher noch nicht erlebt. Und auch die Einnistung ein paar Tage später habe ich gespürt. Für einen Nachmittag hatte ich ein ganz warmes Gefühl im Unterbauch. Ich habe dann keinen Schwangerschaftstest mehr gemacht, weil ich es so wusste.

Mein Bauch wuchs sehr schnell. Das ist etwa seit dem fünften Kind der Fall, dass mein Bauch zu sehen ist, kaum dass ich weiß, dass ich schwanger bin. Für mich ist das beruhigend, denn wo etwas wächst, ist Leben. Ich kann davon ausgehen, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist.

Mir ging es die ganze Schwangerschaft bis zur Geburt super. Das wiederkehrende Thema Krampfadern bin ich diesmal konsequent angegangen. Ich habe mir gute Stützstrümpfe gekauft und sie von Anfang an getragen. An dem Unterschenkel, wo die Krampfadern besonders ausgeprägt sind, hab ich doppelte Strümpfe getragen. Damit waren meine Venen gut gestützt und ich hatte keine Beschwerden damit. Zum Glück war die Geburt im Juni, so dass ich die Strümpfe vor dem Hochsommer wieder ausziehen konnte.

Einmal, um die 20. Ssw herum, haben wir einen Ultraschall in der Praxis meines Mannes gemacht, weil mir schon wieder das Thema Zwillinge im Kopf herumgeisterte. Das war damit erledigt. Es war nur eins – und eine Vorderwandplazenta. Und ich glaubte, es sähe aus wie ein Mädchen. Aber eindeutig konnten wir es nicht erkennen.

Die restliche Schwangerschaft habe ich einfach unbeschwert genossen. Es gab nichts, worüber ich mir Sorgen machen musste. Das Baby lag früh mit dem Kopf nach unten und dem Rücken nach vorn. Zum Ende hin nahm dann der Nestbautrieb zu. Die Zeit verging viel zu schnell, so viel war noch zu erledigen und das Wochenbett vorzubereiten. Ich ging davon aus, dass ich wie immer über den errechneten Termin gehen würde. Aber was, wenn nicht? Dann würde ich nicht alles schaffen. Daher war ich ein bisschen erschrocken, als ich an einem Morgen, zwei Tage vor Termin, eine Blutung bekam. Fast regelstark. Sie hörte aber schnell wieder auf und bis auf sanfte, unregelmäßige Übungswehen tat sich nichts weiter. Ein Glück! Nur ein Warnschuss. Kindsbewegungen blieben wie gehabt, daher ging ich davon aus, dass mit dem Baby alles ok war. Also zügig weiter im Programm. Ein Babybauchshooting hatte ich unter anderem noch geplant.

Mein Plan war, am Bauernhof zu gebären, den wir im Jahr davor gekauft hatten. Da der Elektriker auf sich warten ließ und es auch sonst Verzögerungen gab, verzögerte sich unser geplanter Umzug. In der Zeit ließen wir eine reisende Familie auf dem Bauernhof wohnen, die aus diversen Gründen erst einmal gestrandet war. Wir wohnten derweil noch im alten Haus. Wir hatten aber bereits Schafe auf dem Bauernhof stehen und dort im Unterstand, wo eines unserer Schafe ihr Lamm bekommen hatte, zog es mich hin zur Geburt. Kein Luxusplatz aber irgendwie entspannend. Gerade richtig für Geburt. Zwei Mütter können sich nicht irren.

In der Nacht vor der Geburt ging der Schleimpfropf mit etwas altem Blut ab und ich lag bis nach 4 Uhr wach mit schwachen Wehen alle 15-20 Minuten. Mir war kalt und die Vorstellung, draußen im Stall zu gebären, war gar nicht attraktiv. An dem Abend hatte ich noch zusammen mit dem Mann der Familie, die zu der Zeit auf unserem Bauernhof wohnte, die Beleuchtung am geplanten Geburtsplatz aufgehängt und letzte Vorbereitungen getroffen. Mir wurde wieder warm, die Wehen ließen nach und ich schlief noch ein paar Stunden.

Früh waren die Wehen weg und ich machte meinen Alltag weiter: Essen kochen, Mittagsschlaf mit Kezia, Geld holen, Wocheneinkauf, Milch holen beim Stall usw. Als ich zum Einkaufen losfuhr, waren wieder sanfte Wehen da, alle 15 Minuten, dann alle 10. Mein Mann kam mit, um auf mich aufzupassen. Die Wehen wurden stärker, aber so, dass ich sie mir nicht anmerken lassen musste. Als wir vor der letzten Station Kuhstall auf die Milch warteten, weil die Bauern verspätet dran waren, war mir klar: Es gibt heute abend/Nacht ein Baby. „Ich muss heute noch gebären“, verabschiedete ich mich.

Wieder zu Hause gegen 19:30 Uhr half ich noch mit den Einkäufen und der Vorbereitung des Sabbatessens, bis die Wehen dann alle 4 Minuten kamen und ich merkte: Es ist Zeit, zum Geburtsort zu fahren. Mein Mann brachte mich hin. Wir wohnten nur 5 Minuten vom Bauernhof entfernt.

Meine Fotografin mit ihren beiden Töchtern und unsere Mitbewohnerfamilie empfingen mich erwartungsvoll. Die Schafe und Ziegen (letztere hatten wir von einem Freund vorübergehend untergebracht) waren nicht so begeistert, dass wir ihren Stall besetzten. Es regnete nämlich.

Schnell war alles hergerichtet: der Mist raus, frisches Stroh rein und ich auf meinen Ball. Ich weiß gar nicht, wie man ohne Ball gebären soll. Der Gegendruck auf den Beckenboden macht für mich den großen Unterschied zwischen Verzweiflung und dem Gefühl, ich hab die Sache unter Kontrolle.

Mein Mann war nochmal nach Hause gefahren, um mit den Kindern zu essen. Ich merkte aber, dass es nicht mehr lange dauern würde und er kam mit den Kindern gerade noch rechtzeitig zum großen Ereignis. In einer ruhigen Minute schauten auch die Ziegen und Schafe vorbei und nibbelten am frischen Stroh.

Mit wenigen Presswehen wurde das Baby schließlich in der Fruchtblase geboren und sah für einen Moment ganz dunkel aus. Altes Mekonium war im Fruchtwasser. 22:27 Uhr war er da, aufgefangen vom Papa und sah ohne Fruchtblase drum schnell normal aus. Überrascht sah ich, dass es ein Junge war. Wieder mal hatte ich falsch gelegen. Aber das war die Chance für meinen Ephraim. Der Name stand schon vor den Zwillingen auf meiner Favoritenliste.

Alle begrüßten den neuen Erdenbürger. Gemütlich im Stroh und vor dem Heizer, den mein Mann aufgestellt hatte. Ephraim hatte einen echten Knoten in seiner Nabelschnur.

Nach der ersten ausführlichen Begrüßung ging ich duschen. Das muss sein nach einer Geburt. Die Plazenta war bereits wenige Minuten nach der Geburt herausgefallen. Später wurden noch Fotos gemacht, gewogen und gemessen. Diesmal wieder ein Baby in Normalgröße (3130g, 35 Kopfumfang, 50 cm lang). Es wurde noch aufgeräumt, damit die Schafe und Ziegen zurückkonnten. Dann verabschiedeten sich alle nach Hause und ich quartiere mich mit Baby im großen Schlafzimmer im Bauernhaus ein. Dort hatte ich mir schon mein bewährtes Geburtsessen vorbereitet (Quark mit Eigelb, Zitrone und Obst) und dort blieb ich dann zehn Tage, um mich in Ruhe zu erholen und das Chaos daheim nicht mitkriegen zu müssen. Ein Luxus! Zuhause war derweil alles organisiert. Eine Freundin kochte für alle und die große Tochter einer anderen Freundin brachte mir das Essen und bekämpfte das Unkraut im Garten, solange mir das nicht möglich war.