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Gibt es bald nur noch die Wahl zwischen KH-Geburt und Alleingeburt?

Auch wenn ich persönlich die Alleingeburt vorziehe, so ist sie doch nicht für jede Frau und in jeder Situation die beste Lösung. Gute Hebammen sind mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und ihrem Einfühlungsvermögen ein Schatz, den kein mit noch so viel Technik gewappnetes Krankenhaus ersetzen kann.
Nicht immer ist ein Baby, das geboren wird, lebensfähig. Die Gründe mögen vielfältig sein, aber ganz unabhängig vom Können der Geburtshelfer und dem Geburtsort sterben manchmal Babys. Heutzutage zum Glück selten, denn die meisten Frauen befinden sich in unserem Land bei guter Gesundheit und können entsprechend gesunden Nachwuchs zur Welt bringen. Trotzdem passiert es auch bei uns. Eine Tatsache, die allgemeinhin auch akzeptiert wird.
Nun aber tut sich dabei ein seltsames Paradoxon auf:
Stirbt ein Baby bei der Geburt im Krankenhaus, wird in der Regel kein großer Wirbel darum gemacht. Es kommt eben vor, egal wie man sich müht. Manchmal werden eben Babys geboren, die nicht lebensfähig sind. Niemand würde auf die Idee kommen, deshalb dem geburtshilflichen Personal (außer es hat nachweislich grob fahrlässig gehandelt) die Arbeitserlaubnis zu entziehen oder die gesamte klinische Geburtshilfe in Frage zu stellen.
Stirbt ein Kind bei einer außerklinischen Geburt geschieht etwas völlig anderes. Selten sind es die betroffenen Eltern, die die Hebamme vor Gericht ziehen. Nein, das medizinsche Establishment wittert seine Chance, der Konkurrenz um Geld und Kundschaft (sprich, den Hebammen) eins auszuwischen. Nicht nur das, der seit über 100 Jahren tobende Kampf um die Alleinherrschaft am Gebärbett wird ein wenig weiter betrieben. Die klassisch arbeitenden Ärzte sind sich einig: Geburt kann nur dann sicher sein, wenn sie so stark wie möglich technisch überwacht und medikamentös gesteuert wird und um die Ecke OP und Neugeborenen-ITS bereitstehen. Jeder, der einen anderen Ansatz verfolgt, gefährdet Mutter und Kind. Dafür gibt es zwar keine Beweise, aber das ist egal. Früher hat man von der erwünschten Praxis abweichende Hebammen als Hexen verbrannt, heute stellt man sie vor Gericht.
Das aus dem eben beschriebenen Konflikt resultierende Dilemma kann man gerade in einem Gerichtsprozess beobachten. Angeklagt wird Anna Rockel-Loenhoff (Ihre Webseite: http://www.elternkindpraxis.de/). Sie ist eine freiberufliche Hebmme und Ärztin, die nach 30 „unfallfreien“ Jahren bei einer Geburt ein Kind verloren hat. Das Baby konnte nicht reanimiert werden. Sie wollte klinische Tests durchgeführt wissen und zog einen Notarzt hinzu. Der aber hatte nichts besseres zu tun, als die Kripo einzuschalten. Jetzt steht sie vor Gericht, angeklagt wegen Todschlags. Mit ihr vor Gericht steht die außerklinische Geburtshilfe als Ganzes.
Ist das also ein weiterer Schritt in Richtung Ende der außerklinischen Geburtshilfe? Müssen freie Hebammen, die durch horrende Versicherungssummen sowieso schon reihenweise zum Aufgeben gezwungen werden, jetzt auch noch den Entzug ihrer Lizenz fürchten, wenn sie außerhalb der Illusion von der sicheren Geburt durch Technik und Medikamente arbeiten? Wird diese Art der Geburt vielleicht bald verboten, wie von Geburtsmedizinern schon gefordert? Haben Frauen bald nur noch die Wahl zwischen Krankenhausgeburt und Geburt im Alleingang?
Und die wichtigste Frage ist: Lassen wir Frauen uns das gefallen? Lassen wir es uns gefallen, dass von sich selbst und ihrer Technik eingenommene „Experten“ entscheiden, wie und wo wir unsere Babys zu kriegen haben?

Wer sich engagieren möchte, kann auf den laufenden Prozess aufmerksam machen und Anna gern in der ihm möglichen Weise unterstützen. Der ganze Prozess, Rechtsanwalt und Gutachten kosten sehr viel Geld. Jeder Gerichtstag schlägt mit 3000 Euro zu Buche. Wer willig und in der Lage ist, darf Anna auch gern finanziell unterstützen.

Kanzlei Combé, Schnell und Fuchs
Postbank Karlsruhe
BLZ:66010075
KTNR:176649751
Verwendungszweck: „Strafsache Anna R.-L.“

Lasst uns dafür kämpfen, dass nicht Profit und Konkurrenzdenken den Weg unserer Geburtshilfe lenken. Die Geburtshilfe muss vielseitig bleiben, weil Frauen und ihre Bedürfnisse verschieden sind. Und solange wir uns als freie Nation rühmen, sollte diese Freiheit auch darin zum Tragen kommen, dass jede Frau frei wählen kann, wie ihr Baby zur Welt kommt.

Für Anna und alle anderen Hebammen, die sich für diese Freiheit einsetzen!