Wenn sich trotz Turbulenzen alles fügt – Kraftvolle Alleingeburt

Die Mutter in diesem Bericht bekommt ihr viertes Kind. Dank dem Familienleben, was man mit ein paar Kindern so hat, und der Coronazeit sind die Tage vor der Geburt reichlich turbulent. Aber dann fügt sich doch alles ganz wunderbar.

„Ich glaub, ich bin in der Übergangsphase!“
„Was? Schon?!“

Vorab:

Lina ist unser 4. Kind. Unser erstes Kind kam an ET + 11 mit Einleitung im Krankenhaus (Gott sei Dank „nur“ PDA und Oxytocin-Tropf und am Ende angeleitetem Powerpressen wegen angeblich schlechter Herztöne) innerhalb 16 Stunden. Die kleinen Brüder dann an ET + 2 und an ET – 4 innerhalb von etwa vier Stunden zuhause, mit relativ zurückhaltenden Hebammen. Schon beim dritten Kind hatte ich mir eigentlich gewünscht, es nur mit Baby und Papa zusammen zu meistern, bat M. (meinen Mann) dann aber 45 Minuten vor dem ersten Schrei doch die Hebamme anzurufen: Ich brauche sie jetzt! Seit unserer Alleingeburt weiß ich, dass ich sie in der Übergangsphase da haben wollte in der irrationalen Hoffnung, dass ihre Anwesenheit irgendetwas an der Situation ändert …

Als ich dann knapp vier Jahre nach unserem dritten Kind wieder schwanger war, reflektierte ich viel über die letzten Geburten und habe bemerkt, dass ich mich durch die pure Anwesenheit von „fremden“ Personen gestört gefühlt hatte und dass selbst Sätze wie „hock dich mal so hin“ und „noch nicht pressen!“, „Ich untersuch dich noch“ und der Koffer mit der Aufschrift „Beatmung“ mich verunsichert und aus meiner Mitte gebracht hatten. Außerdem ging die volle Konzentration auf das Baby, mich und meinen Körper schon beim Warten auf die Hebamme(n) und erst recht beim deren Eintritt ins Geburtszimmer mehr oder weniger verloren.

Bitte auf keinen Fall falsch verstehen! Hebammen sind natürlich Gold wert und ihre unermüdliche Arbeit darf um nichts in der Welt verloren gehen. Dennoch würde ich mir mehr abwartendes und zurückhaltendes (Nicht-)Handeln wünschen, ganz im niederländischen Sinne des „Hands off“. Doch ich erahne auch erst nach und nach, in welcher Zwickmühle sich die Hebammen befinden, zwischen Vertrauen auf die Intuition der Mutter und ihrer eigenen, um nicht in zum Teil furchtbare Situationen zu rutschen. Unsere liebe, aktuelle Hebamme C. hat angedeutet, dass sie letztes Jahr in so eine unschöne Situation geraten ist, die bis heute ein Verfahren gegen sie nach sich zieht, so dass sie erst einmal nicht arbeiten konnte und im Moment schauen muss, ob sie die Arbeit weiter machen kann.

Ich hatte eine wundervolle, vierte Schwangerschaft und sehr viel Kontakt zu meinem Kind, viele wunderschöne Träume und unheimlich viele philosophisch-spirituelle und soziale Erkenntnisse. Schon sehr früh hatte ich vorzeitige Wehen und einen verkürzten Gebärmutterhals, so dass ich für einige Wochen eine Haushaltshilfe bekam, was unglaublich toll war! Ich habe in der kompletten Schwangerschaft zu etwa 90 % auf Zucker, gegen Ende auch auf so gut wie alle kurzkettigen Kohlenhydrate verzichtet, so dass ich dieses Mal kaum jemals Sodbrennen und andere Schmerzen oder Wassereinlagerungen hatte. Mir ging es (vielleicht deshalb?) körperlich viel besser als bei den ersten drei Schwangerschaften. Auf die Geburt bereitete ich mich mit Sarah Schmids grandiosem Buch „Alleingeburt“ vor und redete viel mit M. über meinen Wunsch einer Alleingeburt, der sich mehr und mehr dafür öffnete. Außerdem las ich alle Geburtsberichte auf Sarah Schmids und Jobina Schenks Blogs (danke euch dafür!!!) und sah mir Berichte und Videos bei YouTube an. Unsere Hausgeburtshebamme, welche die meisten Vorsorgeuntersuchungen machte, weihten wir nicht in unsere Pläne ein aus Angst, sie könnte abspringen … (Heute denke ich, wir hätten sie mutig einweihen sollen.) Unserem Baby erzählte ich oft über meinen Wunsch einer sehr entspannten Geburt über etwa 12 Stunden. (Die letzten beiden waren für meine Psyche eigentlich zu schnell gewesen.)

Der errechnete Termin unserer kleinen Lina fiel mitten in die turbulente „Corona-Zeit“ und der Schul- und Kitaschließung, so dass klar war, dass wir sehr wahrscheinlich in Anwesenheit unserer sehr lebendigen Buben unser Baby bekommen werden. Meine Schwester war letztlich in der Zeit der Ausgangssperre die einzige Person, die (auch nur relativ) zuverlässig für unsere Kinder da gewesen wäre. Sie hat aber keinen Führerschein, so dass wir nur planen konnten, dass sie bei gutem Wetter ein, zwei Stündchen mit den Großen einen langen Spaziergang machen würde. Unsere direkten Nachbarn (wir wohnen in einer Häusergemeinschaft mit gemeinsamem Hof und Garten) boten auch ihre Hilfe an, waren aber viel unterwegs und es ließ sich partout nie voraus sagen, wie es am jeweiligen Tag sein würde. Anfangs musste ich über diese verrückte Situation schmunzeln und hab mir immer wieder gesagt: Bleib fröhlich!“, was mir Gott sei Dank auch meistens gelang. M. machte Home Office, die Kinder spielten viel draußen mit den anderen Kindern unserer kleinen Gemeinschaft (7 Erwachsene, 10 Kinder), ich versuchte mit meiner dicken Kugel den Haushalt einigermaßen auf Vordermann zu halten und kam dank Mann zuhause auch meist zu meinem dringend benötigten Mittagschlaf.

Es schien seit etwa zwei Wochen vor Termin, als würde Klein-Lina immer wieder ernsthafte Anläufe machen zu kommen: Regelmäßige, stärker werdende Wehen, zum Teil im Fünf-Minuten-Abstand. Abgang eines großen Teils des Schleimpfropfes, Durchfall … Und was passierte bei mir? Es ratterte sofort los im Kopf: O nein, heute wäre es sehr ungeschickt! Es regnet, die Jungs wären hier im Haus, vielleicht höchstens ein bisschen drüben bei den Nachbarn … usw. Manchmal hatte ich auch stärkere Wehen und „befürchtete“ im größten Trubel, dass es jetzt los geht. Die Kinder stritten, waren laut, brauchten uns … Nein! Ich war mental absolut nicht bereit! (Ich bewundere alle Frauen sehr, die inmitten ihrer Kinder entspannt entbinden können. Ich glaube, ich komme gut mit den Wehen klar, solange ich möglichst in Ruhe gelassen werde und mich voll und ganz konzentrieren kann auf das, was da geschieht. Da scheint auch jede Frau anders zu sein. Ich selbst betitele mich schon länger gerne als „Höhlen-Gebärende“.)

Zwei Tage vor dem errechneten Termin wurden M. und unser Großer sehr krank. Beide heftige Grippe, unser Sohn mit Mittelohrentzündung und schließlich Trommelfelldurchbruch. Meine Schwester hatte frei, wollte aber ungern kommen, um sich und damit ihren sehr ängstlichen Freund nicht (eventuell sogar mit Corona) anzustecken. Verzweifelt versorgte ich mit dicker Kugel und ständig hartem Bauch die zwei Gesunden und die zwei Kranken, telefonierte mit verschiedenen Ärzten, und machte mir dann einen Tag später sehr große Sorgen, als unser kranker Sohn über sehr kurze Zeit immer höheres Fieber, starke Kopfschmerzen und schließlich Nackenschmerzen bekam. Ich zögerte nicht lange und rief, mit den Tränen kämpfend, die Rettung: Jetzt sollte keiner ins Krankenhaus müssen, dachte ich mir, die sollen ruhig kommen und mal einen Blick auf unseren Sohn werfen und hoffentlich eine Hirnhautentzündung ausschließen. Maskiert und von Scheitel bis zur Sohle in Schutzkleidung kamen sie zu viert im Wohnzimmer am Krankenlager an und verkündeten nach etwa einer Minute, dass sie ihn mitnehmen würden. Meine Schwester hatte sich dann doch erweichen lassen zu kommen und war im Taxi auf dem Weg zu uns, so dass ich direkt hinter dem Krankenwagen ins Krankenhaus fahren konnte. Zum Glück war alles in Ordnung, so dass unser Sohn nach ein paar Stunden wieder entlassen wurde und das zweite große Glück: Er war auf Corona getestet worden!

Zwei Tage später war klar: Er hat kein Corona, ergo auch wir anderen nicht. (Soweit die Informationslage Ende März.) Am Montag, den 30.3. hatte ich abends einen vermeintlichen Blasensprung, so dass ich meinen Vater bat, unsere Großen am Tag darauf abzuholen, was dank des negativen Corona-Tests kein Problem war. Wehen hatte ich keine stärkeren als auch die letzten Wochen, als mein Vater unsere Buben gegen Mittag des 31.3. abholte, die sich sehr auf ein paar Tage bei den Großeltern freuten! Puh! Was für eine Erleichterung! Endlich durchatmen, nach den vielen sehr, sehr anstrengenden Wochen … Ich ermahnte mich immer wieder: Jetzt nur nicht ungeduldig werden, die Wehen werden schon kommen … Obwohl M. noch nicht ganz gesund war, hatten wir einen sehr ruhigen und schönen Tag zusammen, gingen dann allerdings wegen der ausbleibenden Wehen gegen Abend zum Frauenarzt, der einen Blasensprung ausschloss: Also hatte ich mich dermaßen heftig eingepinkelt!? Wahnsinn! Aber auch nur deshalb waren die Kinder bei den Großeltern … also war es immerhin für etwas gut. Um etwa 00:00 Uhr gingen wir nach einem gemütlichen Film-Abend ins Bett.

Die Geburt:

Am nächsten Morgen, wir schrieben den 1. April (ET + 5), bin ich gegen 4:00 Uhr von der ersten Wehe aufgewacht, die anders war als die Wehen, die ich in den letzten Wochen (eigentlich Monaten) schon hatte: Ich musste mich auf meinen Atem konzentrieren um nicht zu tönen und M. zu wecken, der seit ein paar Wochen im angrenzenden Gästezimmer schlief, wegen meiner ständigen nächtlichen Pipi-Gänge. Die Wehen kamen ca. alle 20 bis 30 Minuten. Ich nickte zwischendurch wieder ein, sah nach einem Gang zum Klo den Sonnenaufgang über den nahen Bergen und dachte: Das wäre ein wunderbarer Start in Linas Geburtstag! Gegen 9:00 Uhr hatte ich schon bei zwei Wehen leise tönen müssen, als ich meine Eltern anrief um zu erfahren, wie es unseren Großen geht und wie die erste Nacht war. Von den Wehen hab ich nix gesagt, ich bin nämlich jemand, der das gerne ganz im Stillen vollzieht 😉 … Hab dann schnell aufgelegt, bevor die nächste Wehe kam, mit der Ausrede, ich müsse jetzt etwas essen, damit mir nicht übel wird.

Ich hab dann gemütlich gefrühstückt, immer mal wieder eine Wehe vertönt, die noch völlig unregelmäßig kamen: mal war auch gefühlt 50 oder 60 Minuten nichts, mal waren sie nur 10 Sekunden lang. Tönen musste ich allerdings jedes Mal. M. kam irgendwann dazu, dem es leider immer noch nicht sehr gut ging. Ich hab dann zu Musik singend die Küche aufgeräumt und auch mal tief singend eine Wehe vertönt … Ich war gut gelaunt und zuversichtlich, dass es vielleicht heute endlich soweit ist, nach so vielen Fehlalarmen …

Ich bin dann von halb zwölf bis halb eins eine Runde wandern gegangen in den Weinbergen wie auch die letzten Tage schon. Diesmal bei makellosem, azurblauem Corona-Himmel. (M. blieb zuhause um noch einen Einlauf zu machen: unsere Methode um schnell wieder auf die Beine zu kommen. Er wollte für die Geburt fitter und einigermaßen ausgeruht sein …) Die Bussarde kreisten über mir, Vogelschwärme flogen auf, es war unglaublich schön! Wenn ich Spaziergängern begegnet bin, musste ich stehen bleiben oder ein Stück in eine andere Richtung laufen, um in Ruhe die Wehen möglichst leise zu vertönen, die inzwischen etwa alle 10 Minuten kamen. Danach lächelte ich die Menschen an und dachte mir vergnügt: Wenn ihr wüsstet! Ich redete mit der Kleinen und sagte mir bei den Wehen mein spontanes Mantra vor: „Ich gebäre ruhig und entspannt“. Ich hab beim Einatmen bis fünf gezählt und beim Ausatmen bis sieben. Um 12.00 Uhr saß ich auf einer Bank oberhalb unseres Nachbardorfes, gegenüber der Kirche, und hörte die Glocken und beobachtete die Vögel und bestaunte die Schönheit der nahen Berge. Es war einfach wunderschön! Eigentlich hatte ich zu einer kleinen Kapelle wandern wollen, verspürte aber dann den Drang langsam nachhause zu gehen.

Zuhause angekommen bin ich in die Badewanne um zu testen, ob die Wehen bleiben. Denn aus irgendeinem Grund hielt ich es noch für genau so wahrscheinlich, dass es ein Fehlalarm ist. Ich hatte vor was zu essen und dann einen Mittagsschlaf zu machen, denn inzwischen war ich ziemlich müde. M. kochte unten und ich las im warmen Wasser mit mäßiger Konzentration und hundemüde in meinem Buch: Wehen weg. Na gut, dann eben vielleicht morgen oder übermorgen. Wäre ja auch ok. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich dann die nächste, schon kräftigere Wehe. Nach drei Stück dieser Art, etwa 15 Minuten später, wollte ich raus aus der Wanne, zumal das Essen fertig war und ich ja eigentlich noch ein Schläfchen machen wollte. Wir haben dann gemeinsam gegessen, ich im Schneidersitz im Bademantel auf dem Bett, M. auf einem Stuhl mir gegenüber. Während des Essens musste ich ein paar kräftige Wehen laut vertönen, zwei davon mit vollem Mund, denn Zeit zum Schlucken war nicht mehr. 😉 M. hab ich dann beim zweiten Mal noch schnell raus geschickt, denn dass er mir beim Tönen in den Gemüse-Spiegelei-Kartoffel-Mund schaut war mir dann doch ein bisschen … äh … unangenehm.

Ich hab mich dann hingelegt um zu schlafen, doch schon nach der nächsten Wehe wollte ich partout nicht mehr liegen, ich wollte mal den Geburtspool „testen“ – dachte, ich könnte dort in den Wehenpausen ein bisschen an den Rand gelehnt dösen und bei den Wehen schneller eine gute, erträgliche Position finden. Ich hielt es also immer noch für möglich, dass die Geburt noch ein paar Tage auf sich warten lassen könnte… Wir haben dann gemeinsam den Pool, der schon aufgepumpt und vorbereitet im gemütlich vorbereiteten Wohnzimmer stand, befüllt, Salz rein geschüttet, die Geburtskerze angezündet, ich habe noch Fotos und Selfies gemacht … Es war 15:00 Uhr.

Im Wasser kamen die Wehen etwa alle 5-7 Minuten, waren immer noch mit meinem Mantra gut auszuhalten, aber ich wurde schon lauter. M. hab ich Aufgaben aufgetragen wie Trinken holen, einen Eimer (denn mir war etwas übel), Wasser über meinen Rücken fließen lassen während der Wehen usw. Zwischen den Wehen hab ich gedöst oder wir haben geredet, unten am Poolboden stand: „Stricktly no diving!“ – darüber haben wir noch herzlich gelacht.

Irgendwann dachte ich, ich müsse aufs Klo (dabei war ich heute schon zweimal Groß!). Bin dann langsam und zittrig mit Hilfe von M. in den Bademantel geschlüpft und in den ersten Stock hoch (denn in der unteren Toilette hätten mich die Nachbarn, die im Garten waren, wahrscheinlich gehört), wobei mir schlagartig klar wurde, dass ich mich in der Übergangsphase befinde. „Was!? Schon???“, war der Kommentar von M. Eine Hammer-Wehe jagte die nächste, ich dachte, ich schaffe es nicht nach oben. Auf dem Klo waren die Wehen unerträglich … Gibt es wirklich Frauen, die die Toilette während der Geburt lieben? Dachte ich noch … M. ließ heißes Wasser in den Pool nachlaufen, weil es inzwischen etwas abgekühlt war. Als ich nach unten kam sagte ich ihm, dass ich nicht mehr aus dem Wasser gehe, das halte ich nicht aus, komme, was da wolle!

Wieder im Wasser, was mir jetzt etwas zu warm vorkam, wurden die Wehen sehr, sehr heftig. Mein Mantra half nicht mehr, aber die unendliche Bewunderung für meinen Körper und mein Baby, wie sie das so toll gemeinsam meisterten und ganz genau wussten, was sie zu tun hatten, half mir … M. schickte ich einmal mit den Worten: „Such dir was zu tun!“ weg, denn ich konnte es schwer ertragen, dass er da sitzt und mir zuschaut … Er nahm es mit Humor und ging sich was zu Essen holen. Mir wurde wieder übel, ich bat M. um Traubenzucker, um Wasser zu trinken, um einen nass-kalten Waschlappen, um ein nass-kaltes Handtuch, das ich mir um die Schultern legte. Bei drei Wehen drückte er mir gegen das Kreuzbein, dann bemerkte ich, dass das den nötigen Platz einschränkt, den mein Becken jetzt braucht. Irgendwann bemerkte ich, dass ich falsch atme und ein Kribbeln in den Händen spürte. Ich bat M., mich immer bei den Wehen daran zu erinnern, durch die Nase einzuatmen. Ich dachte jetzt, ich halt das nicht mehr aus! Können wir bitte die Rollen tauschen!!!??? „Wieso? Mir geht’s gut! Ich kann noch ewig so weitermachen“, war das Kommentar von M. „Finde bitte den Pauseknopf, ich will später weiter machen!!!“, „Meinst du, C (die Hebamme) könnte mir jetzt helfen?“ „Äh, ich glaube nicht …“
Ich fühlte dann mal nach und siehe da, mir ragte die prall gefüllte Fruchtblase entgegen und dahinter das Köpfchen, noch weit oben aber deutlich fühlbar. Wie herrlich!
Gut, dann tapfer weiter machen!!!
Kurz darauf – ca. 16.45 Uhr – kam die erste Presswehe, ich kniete im Pool und war laut wie ein Stier, und mit der Wehe kam nicht wenig Stuhl, der dann im Pool schwamm. M. musste also immer im Wechsel fischen – ich half ihm zum Teil beim Finden der Elementarteilchen – den Eimer leeren gehen und wieder kommen, um mir beim richtigen Atmen zu helfen. Zwischendrin schob er mir einen Traubenzucker in den Mund. Beim nächsten Mal Nachfühlen war schon ein Fortschritt erkennbar. Ich versuchte, die störende Fruchtblase mit den Nägeln zum Platzen zu bringen, was mir nicht gelang und mich kurz zum Verzweifeln brachte.
Ich hatte das Gefühl, dass sie extrem viel Platz braucht und die Hoffnung, dass dadurch mehr Platz entsteht und die Wehen erträglich werden. Tatsächlich war dann erstmal eine kleine Wehenpause erkennbar, als sie endlich geplatzt war. Ich kniete im Pool, fühlte wieder nach: Oben in der Scheide deutlich ihr zusammengequetschtes Köpfchen! „Sie hat Haare!“ rief ich M. zu. Mit der nächsten Presswehe – was für eine überwältigende Naturgewalt!!! – dann kam sie kooooooooooomplett nach unten „laaangsam!!!“ bis ihr Köpfchen geboren war. Es brannte!!! (Ich spürte sogar das Flop-Gefühl, als ihr kleines Näschen den Damm passierte ;)) Ich streichelte überglücklich ihren Kopf während der gefühlten zehn Sekunden Wehenpause, den sie schon tapfer hin und her drehte, um ihre Schultern frei zu bekommen … Bei der nächsten Wehe kam dann der restliche Körper nach vorne aus mir raus geschossen, sie verzog ich Gesichtchen zu ihrem ersten Schrei, den sie dann gleich von sich gab, als ich sie schnell aus dem Wasser zu mir nahm. Sie quäkte kurz und atmete dann tapfer mit so unglaublich süßen Geräuschen, dass mir gleich das Herz schmolz … 17:16 Uhr. M. legte ein Handtuch über sie, sie atmete ruhig und war wach, ich sang ihr ein Geburtstagslied, wir waren einfach nur überwältigt.

Nach etwa zehn Minuten hat M. dann die Hebamme angerufen, die uns lachend gratulierte und überglücklich und stolz war, dass wir die Geburt ohne sie gemeistert hatten. Sie machte sich direkt auf den Weg. Wir zogen nach etwa 20 Minuten um auf das Sofa, wo ich sie dann sehr schnell anlegte, da sie schon anfing zu suchen. Sie trank gleich wie eine kleine Weltmeisterin.

Die Hebamme versorgte uns, wir machten die U1, zogen sie an, M. räumte in Ruhe auf, meine zwei Schürfungen wurden begutachtet und für nicht nähenswert gehalten. Alles perfekt!

Lina, 3.720g, 51cm, 35 KU. Ein kleines, perfektes Zwerglein.

Die Brüder kamen drei Tage später nachhause (was für herrliche drei Tage zu dritt!!!) und sind total verliebt in ihre Schwester … Es lief erstaunlich gut, trotz Corona usw. Zum Glück haben wir einen großen Garten und wohnen mit anderen Familien in einer Häsergemeinschaft, so dass es immer Spielgefährten und Abwechslung gab. Das warme Wetter, das Vogelgezwitscher, trug das Seine dazu bei. Einfach herrlich!
(Unsere Mit-Bewohner haben mit ihren Kindern gegen 17:00 Uhr vor unserer Terrassentüre aufgeräumt und NICHTS von der Geburt mitbekommen… ;))

Seid herzlich gegrüßt, ob Wöchnerin oder noch Kugelnde. Ich wünsche euch wundervolle Erlebnisse – ob vor, während oder nach der Geburt!

Beim 3. Kind: Geplante Hausgeburt wird zur Alleingeburt

Diese Mama berichtete von ihrer dritten Geburt, wo das Baby ein bisschen schneller als die Hebamme kam. Aber da sie gut vorbereitet war, war das gar kein Problem.

Mein drittes Kind wollte ich zuhause zur Welt bringen. Die Vorstellung, mit Mundschutz zu Corona-Zeiten in der Klinik zu gebären, passte mir gar nicht. Mein Mann war sofort davon begeistert.

Wir lernten eine nette Hausgeburtshebamme kennen und es passte alles. Unser Sohn sollte am 5.11.20 zur Welt kommen. Laut Ärztin, die ich sehr schätze, da ich meine Schwangerschaft gestalten durfte und sie alles mitmachte, würde er aber sicherlich bisschen früher kommen, da er immer zwei Wochen voraus war mit Größe, Gewicht usw. Mir selber kam es auch so vor. Mein Gefühl täuscht mich eigentlich nicht und so hatte ich auch alles früher schon fertig und die letzten Tage vor der Geburt wollte ich nur noch „nicht mehr schwanger“ sein. Am 19.10.20 hatte ich tagsüber immer mal leichte Wehen, die meinen Einkauf sogar beendeten und ich lieber mit meinem 6 jährigen Sohn nach Hause fuhr. Zuhause war alles weg und auch abends kam nichts mehr. Dabei hatte ich mittags sogar für den nächsten Tag vorgekocht, was ich sonst nie mache. Unsere Pudelhündin lag abends eng an mir und folgte mir auf Schritt und Tritt. Die beiden anderen Kinder kamen nachts, daher rechneten wir abends mit Wehen. Mein Mann und ich gingen um 22 Uhr ins Bett.

Um 1. 46 Uhr wachte ich von einer recht anständigen Wehe auf. Ich blieb im Bett, versuchte zu schlafen. Ging aufs Klo, leichte minimale Schmierblutung … Ich war mir nicht sicher. Ich versuchte zu schlafen, die Wehen kamen alle 15 Minuten. So gegen halb vier hatten sich die Abstände auf sieben Minuten verringert und es zog schon bisschen in den Rücken. Um vier stand ich auf und ging ins Wohnzimmer, ich stellte alles parat, zündete den Kamin und die Kerzen an und wollte mich noch ablenken mit einer Brötchenbackmischung, die es sonst nicht bei uns gibt. Mein Mann kam um 4.15 Uhr runter und übernahm das Backen, da ich schon ordentlich zu tun hatte. Bei jeder Wehe musste ich mich am Stuhl abstützen. Die Hebamme wollten wir noch nicht anrufen. Um Viertel vor fünf fragte mein Mann, ob er nun die Hebamme anrufen solle, denn sie brauchte ca. 35 Minuten zu uns. Ich verneinte. Ich konnte gut auf meinem Gymnastikball sitzen und zwischen den Wehen noch reden und es kam mir nicht dringend vor. Schließlich habe ich schon zwei Kinder und wusste, wann es zeitlich drängen würde. Eine Stunde später rief mein Mann dann die Hebamme an und um ca. 6 Uhr kamen unsere Kinder runter, da sie zur Schule mussten. Ich war schon heftig am Tönen und musste zum Klo, dort platzte dann die Fruchtblase. Nun ging es los, es kam leicht Blut und Schleim. Bei den anderen beiden Kindern fand danach die Geburt zügig statt. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass die Hebamme nicht reichzeitig kommt, aber es war mir egal. Ich hatte keine Angst. Ich wusste, was zu tun ist. Mein Mann stützte mich auf dem Weg zum Sofa, ich kniete davor und die erste Presswehe kam, die ich nur veratmete, da ich nicht sicher war, ob es eine war. Mein Mann rannte zum Ofen und nahm die Brötchen raus. Die nächste Wehe kam, ich fühlte den Kopf kommen … nach der nächsten Wehe war der Kopf geboren und mit der vierten und letzten Presswehe kam der Körper hinterher. Ich rief noch zu meinem Mann, dass er unseren Jungen gleich auffangen muss. Leif Erik fiel um 6.33 Uhr am 20.10.20 in die Hände seines Vaters. Die Kinder kamen zu uns (sie hielten sich im Hintergrund auf), unsere Hündin kam aus ihrer Box heraus und da saßen wir alle zusammen und bestaunten unser Baby und die ganze Situation. Fünf Minuten später klingelte es an der Tür, die Hebamme war da. Meine große Tochter (11) sagte, das Baby sei schon da. Sie kam herein, rief die zweite Hebamme per Telefon hinzu und alles war gut. Es war die leichteste und schönste Geburt, die ich hatte. Mein Mann war ein prima Geburtshelfer und wir sind uns sicher, dass wir es immer wieder so machen würden!

Die Hebamme kam zu spät – Blitzgeburt beim zweiten Kind

Manchmal geht eine Geburt schneller als gedacht. Die Mutter in diesem Bericht hat das bei der Geburt ihres zweiten Kindes erlebt. Mehr von ihr findet ihr auf Instagram @christine.springer.

Eine Geburt ist immer eine Reise zu sich Selbst und in einen neuen Teil von Ich. Das fängt in der Schwangerschaft an und oft auch schon davor.

Bei meinem zweiten Sohn hatte ich, entgegen meiner ersten Schwangerschaft, erstaunlicherweise nie ein Gefühl für Zeit. Das übernahm mein Großer, denn er sagte ein Datum voraus – ganz klar und definitiv. Was ich aber schon hatte, war ein Gefühl für den Ort: Ich wollte eine Hausgeburt. Die Vorstellung, direkt zu Hause gemeinsam anzukommen, in sicheren vier Wänden Loslassen zu können und von keiner Fremdbestimmung abgelenkt zu sein, waren nur ein paar Gründe dafür. Ich wollte wissen, was alle Frauen wissen sollten, von Generation zu Generation, und habe mich in einem wundervollen Kurs, nicht nur mir als Gebärende gestellt und Wissen über Geburt angehäuft, sondern Sicherheit, Selbstbestimmtheit und meinen Leitsatz: „Ich bin der Geburtsort.“ gewonnen.

Zunehmend wusste ich aus meiner Intuition heraus, dass es eine Alleingeburt werden würde – ohnehin auch sehr gewünscht von mir – und habe gemeinsam mit meinem Mann und der Hebamme auch diesen Fall genauestens durchgesprochen im Vorfeld.

Und dann war er da, der von meinem Sohn „vorhergesagte“ Tag (ein paar Tage vor ET). Und er verging und verging und verging. Ich habe sogar noch mit dem Vermieter wegen kalten Wassers geschimpft und die Aschelade beim Ofen mit bloßen Händen ausgeleert.

Am Abend wollte ich es mir mit einer Musik-Unterhaltungssendung gemütlich machen. Mein Sohn und mein Mann schliefen bereits nebenan, ich saß im Schneidersitz, sprach zu meinem Baby. Und dann machte es unerwartet zweimal Rums/Knack nach unten. Ich wusste noch von meiner ersten Geburt, dass das der Startschuss war, die Fruchtblase war „geplatzt“ um ca. 23 Uhr. Ich rief meinen Mann, sagte ihm, dass es losgeht und schon befand ich mich in den heftigsten Wehen (wieder von 0 auf 1000 ohne Ankündigung – das ist bei meinem Körper scheinbar einfach so). Er half mir aufs Klo und ja, da hat der Urinstinkt meines Körpers das Ruder übernommen mit Kommando: „Einmal komplett entleeren.“

Dazwischen Wehen, bei denen mir sehr klar war, dass das hier sehr schnell gehen würde und schreien eben doch auch eine Urkraft ist, die beim Loslassen helfen kann. Mein Mann hatte keinen Hauch einer Chance den Pool aufzupusten und musste der Hebamme am Telefon, die wollte, dass ich mich nochmal entspannt hinlegen solle, von mir ausrichten: „Dass ich auf die Couch mache, wenn ich mich hinlege und das definitiv nicht möglich ist, nochmal zu entspannen.“ (Der 0-Ton war etwas weniger damenhaft.) Der Wehenabstand war da schon bei 1-2 Minuten und ich wusste kaum noch, ob ich sitzen, hocken, stehen oder das Regal eintreten soll. Ich habe offensichtlich so ziemlich jede Phase übersprungen und war relativ schnell bei dem Standardsatz „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich schaffe das nicht“. An Veratmen der Wehen war nicht zu denken, es war einfach sofort viel zu heftig. Trotzdem war ich im tiefen Vertrauen und voller Vorfreude und Aufregung. Schließlich brachte mich jede Sekunde näher zu meinem Baby.

Da ich das Kind nicht auf dem Klo bekommen wollte, habe ich mich noch schnell in die Dusche geschleppt. Dort wollte ich – wie von meiner Hebamme empfohlen – mich hinlegen, aber schon im Versuch mich hinzulegen habe ich gemerkt: Das geht gar nicht. Ich habe mich hingekniet, nach unten gefasst, war direkt in der letzten Wehe und mein tönendes Schreien ging über in „es kommt“. Und schon war der Kopf in meiner Hand, mein Mann griff in dem Moment auch mit nach unten und es rutschte in einem Rutsch komplett durch und war da. Unser Sohn hat es bis heute einfach immer eilig.