Einmal Süden und zurück – eine Alleingeburt beim 5. Kind

Bei der Mama im folgenden Bericht läuft vieles vor der Geburt anders als geplant und doch erlebt sie am Ende mit ihrem 5. Kind eine schöne, selbstbestimmte Geburt.

Als wir im November 2016 unsere Zwillinge bekamen, sagten wir vielen Freunden, es wären die letzten. Diese lieben kleinen Jungs brachten uns an den Rand des Wahnsinns. Und doch, sie waren fast 2, beschlossen wir, den Seelen die da schon immer zu uns wollten, noch eine Chance zu geben. So entstand im August 2017 unsere Nummer 5. Schnell stand fest, es wird ein Mädchen und schnell spürte ich eine tiefe Verbundenheit zu diesem Kind.  In der Mitte der Schwangerschaft zogen wir beruflich ins Ausland. Ich freute mich, würde dieses Kind eventuell im warmen Südeuropa geboren werden. Ich träumte von einer Geburt im Garten, im Pool oder sogar im Mittelmeer. Aber auch einer Geburt bei meinen Eltern mit gewohnter Hausgeburtshebamme stand nichts im Wege. Abends saß ich oft im Bett, tüftelte Namen aus und las nach ihrer Herkunft und der Bedeutung und wie oft er vergeben wurde. Doch plötzlich, ich schaute gerade einen Krimi und hörte „diesen“ Namen. Er fühlte sich richtig an. Ich fühlte, dieser Name beschrieb, wie sie war und werden würde. Die Seherin.

Schnell war der Mann von diesem Namen überzeugt und ich malte Bilder mit ihrem Namen. Meine Gedanken und Träume umwoben seine Bedeutung.

Plötzlich, wie aus dem nichts, kam mein Mann abends heim und eröffnete mir, dass er entlassen werden könnte. Ich hatte mich auf zwei Jahre im warmen Süden sehr gefreut. Wütend und enttäuscht packte ich unsere kompletten Kleiderschränke inklusive Kleidung der nächsten Größen für alle 5 Kinder und uns wieder in die Kartons. Eine Woche schlaflos. Eine Woche zwischen noch mal alles geben und Hoffnung, dass ein solches Unglück nicht geschehen könne. Dass ein solches Unternehmen uns mit 5 Kindern doch nicht jetzt, hier, hochschwanger sitzen lassen würde. Ich war die Starke, ich musste meine tägliche Routine mit den Kindern beibehalten und musste gleichzeitig meinem Mann den Rücken stärken, ihn aufbauen. Ihm Hoffnung geben. Und doch. Eine Woche später kam mein Mann heim und sagte, pack ein, wir fahren heim.

Welch ein Glück war gerade meine Schwester da und so packten wir zusammen 150 Kartons wieder ein. Einige Möbel, unser Gartenspielgerät, sämtliche Gartenfahrzeuge, die Kücheneinrichtung usw. Innerhalb einer Woche war alles eingepackt und ich fuhr mit den Zwillingen nachts um 3 Uhr zurück nach Deutschland. Eine Pause bei Ikea und weiter ging es bis nach Hause, 12 Stunden insgesamt.

Nun genossen wir die Beurlaubung, der Garten wurde auf Vordermann gebracht und ich richtete jedes Zimmer neu ein, strich fast alle Wände und tapezierte. Ich war zwei Wochen vor dem errechneten Termin. Ich war fast zufrieden aber ich hatte keine Lust mehr. Ich wollte mich nun auf die Geburt vorbereiten und räumte das Geburtstzimmer, unser großes Bad ein. Einmalunterlagen, Nabelschnurband usw. Keiner durfte hier mehr rein und ich gönnte mir hier fast allabendlich ein warmes Bad. Wir fingen an, diese Beurlaubung zu genießen und vergaßen bald das Martyrium unserer Niederlage. Während mein Mann den Garten umgrub und die Kinder im Garten spielten, lag ich stundenlang in der Sonne, las mir all meine Bücher über Geburt nochmal durch und war vertieft in meine Träumereien meiner Geburt. Es kam der errechnete Termin und nichts rührte sich. Die Kleine schlief nachts und macht nur abends etwas Radau im Bauch. Ich fand sogar noch sehr kurzfristig die einzige Hausgeburtshebamme im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern und sie wollte mich begleiten. Was für ein Glück. Wir machten Akupunktur und sprachen stundenlang über das Thema Geburt. Es tat so gut. Zum ersten Mal hatte ich Vorwehen, nicht schmerzhaft aber sie waren gut zu spüren. Doch abends war es das wieder. ET plus fünf machte ich meinen Kontroll-US um die Hebamme abzusichern, alles supi, Muttermund 2 cm und weich, leicht dehnbar. Zwei Tage vor der Geburt wachte ich morgens auf und spürte wie sich die Wehen plötzlich anders anfühlten, die Abstände waren bei 15 bis 20 Minuten. Diese Wehen waren schon recht knackig aber es tat sich nichts. Im Sitzen hatte ich einfach nichts und auch im Liegen waren die Wehen verschwunden. Schnell belas ich mich und stellte fest, Latenzphase. Alle 20 Minuten schon knackige Wehen. Und in der Nacht verschwanden sie, so wie in der Wanne. Na super. Sowas hatten eigentlich eher Erstgebärende. Es war eine inaktive Eröffnungsphase. Na, vielleicht eröffnen diese Wehen wenigstens ordentlich. Am Tag der Geburt kam meine Hebamme zur Kontrolle und meinte: heute kommt sie. Befund jedoch unverändert. Schleimpropf ging schon 5 Tage vorher Stück für Stück ab. Hebamme meinte, sie könne dableiben und auf dem Sofa pennen. Das wollte ich jedoch nicht. Es würde mich unter Druck setzen und ich wollte es ja eh ohne sie machen. Sagen wollte ich es ihr jedoch nicht. Ich kann das nicht. Ich wollte sie nicht in Bredouille bringen. Es wurde abends, ich setzte mich ins Bett und machte mir einen Krimi an. Mein Mann brachte die Kinder ins Bett. Punkt halb 7 kam eine Wehe die mich zwang aufzustehen, zu veratmen, rumzulaufen. Ich packte alle meine Sachen, die ich mir in einem Karton zurecht gelegt hatte für die Geburt, falls sie  im Bett kommen wollte oder im Garten, und verschwand im Bad. Meinem Mann gab ich die Klingeleinheit meiner Funktürklingel und legte mich in die Badewanne. Hier war es aushaltbar, ich lud mir eine Wehenapp herunter und konnte in dem Chaos von Wehen absolut keine Regelmäßigkeit entdecken. Erst ab 19.30 Uhr kamen die Wehen in Abständen von unter 10 Minuten. Etwa um 21 Uhr hielt ich es in der Wanne nicht mehr aus – wie im Lehrbuch, dachte ich mir und machte es mir vor der Wanne gemütlich. Ca 21.15 wurden die Wellen happig, sie waren nun fast 2 Minuten lang und ich konnte nun nicht mehr meine App bedienen. Ich spürte ein starkes Dehnen, ein reißendes Gefühl in der Scheide und mir entfuhr wie immer am Ende der Geburt ein lautes Tönen, ähnlich eines Urschreis. Nun würde auch mein Mann, der im Wohnzimmer wartete, Bescheid wissen. In dieser Welle spürte ich ihren Kopf herauskommen und tastete vorsichtig. Sie drehte ihren Kopf hin und her und dies ließ mich schmunzeln. Das passte zu ihr, so neugierig. Wieder überrollte mich ein tiefer, lauter Urschrei und sie flutschte komplett auf die Unterlage. Ich nahm sie auf und spürte sofort dieses tiefe, innige Vertrauen, welches uns schon früh verband. Ich setzte mich mit ihr auf meinen präparierten Sessel und klingelte nach meinem Mann. Er rief die Hebamme und konnte nun endlich, beim 5. Kind, sich ruhig neben mich setzen und mit mir gemeinsam dieses kleine, ruhige Wunder betrachten. Ich wollte sie anlegen, doch das interessierte sie nicht. Wir saßen am Fenster und sie drehte und wendete den Kopf, sah sich alles um sie herum an. Und so ist sie mit nun 6 Monaten immer noch, sehr emsig, sehr neugierig, sehr fröhlich und sehr geduldig. So besonders. Plazenta kam nach 30 Minuten mit einer starken Wehe. Auf ihr wird ein Obstbaum im Garten gepflanzt.

Alleingeburt beim 5. Kind – Den Segen zuhause empfangen

Diese Mama bekommt ihr 5. Kind – und entscheidet sich für eine Geburt in Eigenregie und im Vertrauen auf Gott. Wie sie die Geburt nach vier Krankenhausgeburten erlebt hat, schildert sie im folgenden Bericht.

Die Gedanken an eine Haus- bzw. Alleingeburt kamen erst in der fünften Schwangerschaft. Zum fünften Mal schwanger … Zum fünften Mal das Privileg zu haben, ein Leben in sich zu tragen und diesem kleinen Wesen auf die Welt zu verhelfen. Großartig! Danke …

Die Schwangerschaft verlief komplikationslos bis auf die gut ertragbare Übelkeit am Anfang, die ja meistens dazugehört. Habe viel über Geburt nachgedacht, die vergangenen vier nochmal im Kopf abgespielt und analysiert. Nein, ich möchte diesmal MEINE Geburt haben. Habe viele Berichte über Alleingeburten und natürlich das Buch von Sarah „Alleingeburt“ gelesen. An dieser Stelle muss ich sagen, das hat mir viel Mut und Positivität gegeben. Unterstützung meines Mannes in dieser Frage bekam ich auch. Schön!

Zuerst dachten wir an eine Hebamme als Unterstützung, bekamen aber keine, da diese schon längst ausgebucht waren. So kam die Entscheidung: mit Vertrauen auf Gott und Vorbereitung unsererseits wollen wir es zuhause passieren lassen … 😊

Obwohl ich gehofft und es mir gewünscht habe, das Baby vor dem errechneten Termin zu bekommen, kam es dennoch nicht dazu. (Bei anderen vier Kinder war ich auch über ET). Baby weiß besser, beruhigt ich mich immer wieder. Die Versuchung etwas den Prozess zu beschleunigen kam. Doch ich gab nicht nach. Als der errechnete Termin kam und das Baby immer noch auf sich warten ließ, dachte ich „okay“.

ET + 3 morgens früh: alles ruhig, nicht mal Senkwehen. Dann geht es heute ab, shoppen! Gesagt – getan. Etwas erschöpft zuhause angekommen: alles ruhig bis auf die sanften Babybewegungen, die mir verraten, dass es dem Baby gut geht.

Abends beteten wir, dass es bitte bald kommen soll. Um 4 Uhr morgens weckte ich meinen Mann mit Worten: „Das Baby ist unterwegs“. Er fragte nur, wie ich das meine. Ich hoffte sehr, dass es ernst ist, denn „die Wehen“ kamen in 7-8 min Abstand. Wehen kann ich dazu nicht sagen, weil es noch alles so entspannt war. Mein Mann kam runter und machte sich ein Kaffee, er fragte mich, ob wir zuhause bleiben. Ja, war meine Antwort. Ich ging noch in die Badewanne, um noch etwas zu entspannen. Leider ließ es sich schlecht im kalten Wasser entspannen (Die Zeitschaltuhr war so eingestellt, dass es nachts kein heißes Wasser gab). Mein Mann hat schnell heißes Wasser organisiert. Ich blieb aber nur kurz drin, es war mir zu wenig Platz, ich wollte mich bewegen. Wieder im Wohnzimmer angekommen, legte ich mich hin und bin eingenickt. Wehen? Oh nein! Keine Wehen mehr. Fehlalarm. Tut mir leid, Schatz, hab dich umsonst geweckt.

6 Uhr morgens. Oh, Wehe! Und die muss ich veratmen, arbeite richtig mit. Wir beten um Segen für die bevorstehende Geburt. Trotzdem kreisen Gedanken in meinem Kopf, dass es noch nicht ernst ist. Alle Kinder schlafen. Abstände zwischen den Wehen zähle ich nicht mehr, ich bewege mich viel. So fühlt es sich alles richtig an. Keine Hektik, keine Fremden in der Nähe, keine unangenehmen Eingriffe in so einen intimen Prozess. Aber irgendwie alles viel zu entspannt. Ob es am Lavendel-Öl liegt, den ich vom Tuch immer wieder einatme? Es muss doch viel intensiver sein, ich zweifle weiter. Ich kläre meinen Mann über die Übergangsphase auf. Dass diese kommen muss und was alles auf ihn zukommen kann. Registriert! Super, jetzt ist er vorgewarnt, denke ich. Er sagt nur, dass es schon ernst ist und nicht mehr aufhören wird.

Wir nehmen „die Geburtskiste“ und verlagern uns ins andere Zimmer, wo man die Tür abschließen kann. Für den Fall, wenn Kinder wach werden. Haben nämlich offenes Wohnzimmer.

Ab jetzt wird es auch für mich ernst. 7 Uhr morgens: der Jüngste wird wach, er ist ein Frühaufsteher. Mein Mann geht aus dem Zimmer, er telefoniert, organisiert schnelle Kinderbetreuung. Das klappt, seine Schwester kommt. Mir ist es recht, dass ich allein bin. Die Wehen sind jetzt intensiv, ich bete und weine zwischendurch. Wie lange soll das noch gehen? Ich weiß ja gar nicht, wie weit ich bin. Wenn ich das nur wüsste … Ich frage meinen Mann, wie lange noch?! Er sagt immer wieder: „Alles wird gut“.

Ich befinde mich mitten in der Übergangsphase und kapiere es nicht. Ich denke, es muss noch schmerzhafter sein, so kenne ich das von den anderen Geburten im Krankenhaus.

Ich frage Gott: „Was soll ich machen? Ich weiß nicht mehr weiter!“. Mein Mann ist bei mir, er betet auch.

Langsam merke ich, dass ich pressen muss. Wie, jetzt schon??? Ja, jetzt! Soll ich mich freuen? Ich stehe da und bin voll konzentriert darauf was als nächstes kommt. Eine Wehe, ich schiebe mit. Jetzt tut es auch nicht mehr weh, ich warte nur auf die nächste Wehe. Mitschieben … der Kopf zeigt sich, rutscht aber zurück. Das fühlt sich aber in dem Moment richtig an. Nächste Wehe: halber Kopf ist geboren. Dann der ganze Kopf. Mein Mann feuert mich an und sagt: „Weiter, weiter!“ Ich aber mache Pause und warte auf die nächste Wehe. So bewusst habe ich die Austreibungsphase noch nie erlebt. Ich wusste nie, wann ich pressen soll bei anderen Geburten. Mein Körper und das Baby arbeiten zusammen und machen alles richtig. Die Wehe kommt, Schulter kommt raus und das ganze Baby hinterher. Mein Mann fängt es meisterhaft auf. Es ist ein Mädchen (später gewogen: 4570 g). Sie schreit. Er gibt sie mir und reicht mir ein Handtuch. 7 Uhr 49. Schon geschafft? Kaum zu glauben, sie ist da! Unser großes, kleines Wunder ist geboren. Mein HERR, wie groß bist DU! Später beten wir, danken Gott und segnen unser Kind. Ich bin mir sicher, sie wird uns ein Segen sein, genauso wie auch unsere anderen Kinder.

Etwas später werden Geschwister geweckt, alle begrüßen das neue Familienmitglied.

Happy …