„Mir ist nun bewusst, dass ich mein Leben in der Hand habe“ – Alleingeburt nach Kaiserschnitt

Die Mama im folgenden Bericht machte bei ihrer ersten Geburt alles standardmäßig an Vorsorge und Geburt mit. Das Ende wurde eine eingeleitete Geburt, die im Kaiserschnitt endete. Beim zweiten Kind war ihr klar, dass sie dieses Erlebnis nicht wiederholen wollte …

Als ich schwanger wurde mit meinem zweiten Kind, war bei mir klar, dass ich anders gebären muss als beim ersten Mal. Das erste Mal war schrecklich. Schon die Schwangerschaftskontrollen waren für mich immer mit Angst verbunden und ich habe mich als Person nie gesehen gefühlt. Mir kam es so vor, als würde mein Körper untersucht werden, aber ich selbst nie dazu gefragt. Aber ich habe das alles so mitgemacht, weil ich dachte, dass das so ist. Und vielleicht war ich auch zu bequem, mich weiter zu informieren oder dafür zu sorgen, dass mir wirklich wohl ist. Als der Geburtstermin verstrich, habe ich bis zuletzt vertraut, dass alles gut kommt. Nach 14 Tagen wurde mir gesagt, dass nun eingeleitet werden müsse. Ich habe zugestimmt. Nach einer „erfolgreichen“ Eröffnungsphase, trat dann ein sogenannter Geburtsstillstand ein, und nach ein paar Versuchen mit abwechselnd Wehenstoppern und Wehenmitteln wurde letztendlich ein Kaiserschnitt durchgeführt. Das Wochenbett im Krankenhaus war dann auch nicht gut.
Jedenfalls war mir klar, als ich das zweite Mal schwanger wurde, dass das anders gehen muss. Ich selbst wurde von meiner Mutter ohne Anwesenheit eines Arztes oder Hebamme in einem Warmwasserbassin unter freiem Himmel in Kalifornien geboren. Das schien mir unerreichbar, aber ich bin unendlich dankbar, da ich glaube, dass meine Mutter mir mit dieser Geburt das tiefe Vertrauen und Wissen in den weiblichen Körper mitgegeben hat.
In der Bibliothek habe ich verschiedene Bücher zu Geburt und Schwangerschaft mitgenommen. Zu Hause habe ich in den Büchern geblättert und ich weiss noch genau, wie ich auf dem Bett lag mit dem Buch „Alleingeburt“ von Sarah Schmid und beim Lesen der Geburtsberichte der Frauen weinen musste. Ich habe geweint, weil es mich so unendlich traurig gemacht hat, wie meine erste Geburt abgelaufen ist. Ich habe geweint, weil ich die Alleingeburten so wunderschön fand. Und ich habe geweint, weil ich so sehr auch so eine Geburt haben wollte. Ich wollte auch selbstbestimmt gebären. Ich wollte auch, dass es der schönste Moment, das wunderschönste wird in meinem Leben. Und gleichzeitig hatte ich so sehr Angst, dass es wieder so wird wie letztes Mal.
Mir ist wichtig zu sagen, dass ich in diesem Moment (noch sehr am Anfang der Schwangerschaft) NICHT beschlossen habe alleine zu gebären. Im Gegenteil. Ich habe mir das überhaupt nicht zugetraut. Ich habe mich eher als mega schwach gesehen. Deswegen bin ich zuerst zu verschieden Krankenhäusern, Geburtshäusern, Hebammen für Hausgeburten. Es war ein Marathon. Und nirgends habe ich mich wohl gefühlt. Alle waren immer nett, aber ich habe niemandem mehr vertraut und ich hatte immer das Gefühl, dass mir zu sehr reingeredet wird. Mich hat selbst bei den Hausgeburtshebammen gestört, dass sie mich nicht entscheiden haben lassen, welche Voruntersuchungen gemacht werden. Letztendlich habe ich erst Frieden und Ruhe gefunden (und das war dann erst am Ende der Schwangerschaft), als ich mir eingestanden habe, dass ich zu Hause gebären will und alleine. Dass ich mich nur so sicher fühle, dass ich gut auf meinen Körper hören kann und dass ich mich nicht aus dem Konzept bringen lasse von anderen Menschen.
Wir wohnen 10 Minuten entfernt von einem Krankenhaus und ich war angemeldet in einem mir sympathischeren Krankenhaus weiter weg. Kommuniziert habe ich gegenüber anderen, dass ich zu Hause bleibe solange wie ich mich wohl fühle und dass ich mir zutraue, rechtzeitig zu spüren, wenn etwas nicht stimmt.
Während der Schwangerschaft habe ich ausserdem ALLE Literaturempfehlungen von Sarah Schmid und noch weitere Bücher über das Gebären gelesen. Nicht nur gelesen sondern wirklich durchgearbeitet, mir Notizen gemacht, diese auf Karteikarten geschrieben, mit meinem Mann besprochen, auswendiggelernt. Das war hart aber wichtig für mich. Ich wollte mir wirklich sicher sein, dass mir nicht im letzten Augenblick etwas einfällt, irgendeine mögliche Komplikation, auf die ich keine Antwort weiss und die mir dann Angst macht.
Je mehr ich gelesen habe, desto sicherer wurde ich, dass für mich (für alle Frauen?) es absolut wichtig war, dass ich mir selbst vertraut habe, meinem Körper und meinem Baby, dass eigentlich mir niemand diese Geburt abnehmen konnte und dass es normalerweise auch gar kein Problem ist. Gegen Ende der Schwangerschaft, habe ich dann aufgehört über Komplikationen zu Lesen. Ich hatte die auch wirklich alle durch, da war ich mir total sicher. Und habe mich dann konzentriert auf positive Affirmationen, mit dem Baby reden, es mir gut gehen lassen.

Die Schwangerschaft verlief komplikationslos, alle Test waren super und ich 2 Wochen vor Geburtstermin inzwischen im Frieden mit dem Plan zu Hause zu bleiben, solange wie ich mich wohlfühle. Ich weiss gar nicht, ob ich wirklich geglaubt habe, dass ich dann wirklich alleine zu Hause gebäre. Ich glaube es war eher so, dass ich darauf gehofft habe, aber dass ich immer noch nicht gewagt habe, das wirklich zu wünschen.

Zwei Wochen vor Geburtstermin bin ich um Mitternacht aufgewacht mit ein bisschen Ziehen im Bauch. Ich habe mich gefragt, ob das jetzt Wehen sind, da ich ja durch das Einleiten der ersten Geburt nicht wusste, wie es sich anfühlt, wenn es losgeht. Ich bin ins Bad. Meine Große und mein Mann schliefen weiter. Es war eine heiße Sommernacht, die kürzeste im Jahr, ich habe die Fenster weit aufgemacht und auf der Strasse die lachenden jungen Leute beobachtet, die auf dem Weg in die Nacht oder vielleicht schon auf dem Heimweg waren. Es war eine tolle Stimmung. Und dann ging es ganz schnell. Die Wehen waren voll da. Ich habe mich mit beiden Händen am Waschbecken festgehalten und jede Wehe wie eine Welle über mich kommen lassen. Es war krass, aber gut. Wenn ich gut geatmet habe, richtig mitgemacht habe, mich nicht dagegen gewehrt habe, dann war es gut. Zwischen den Wehen habe ich aus dem Fenster geschaut in die wunderschöne Neumondnacht, meine Haare kühl abgeduscht.
Nach zwei Stunden war Pause. Ich habe meinen Mann geweckt. Eigentlich mehr aus Pflichtbewusstsein. Ich wollte nicht, dass er nachher sauer ist, wenn er alles verpasst!
Er war ganz aufgeregt, ich habe ihm gesagt, dass er das Auto und meine Tasche bereitmachen soll. Dann gingen bei mir die Wehen wieder los. Mein Mann kam immer wieder mal ins Bad und hat gefragt, ob ich etwas brauche. Das war gut, aber ich wollte einfach alleine sein.
Das waren dann auch schon die Presswehen. Nach insgesamt 4 Stunden kam das Köpfchen. Ich habe meinen Mann gerufen und er hat das Baby empfangen. Das Baby war sofort fit, hat geschnauft und war gar nicht blau. Davor hatte ich im Vorfeld Angst.
Wir sind mit unserem kleinen Baby ins Schlafzimmer. In dem Moment ist die Große (2 ½ Jahre alt) aufgewacht und wir haben ihr gesagt „Das Baby ist da!“ Sie hat Augen gemacht!!!
Dann haben wir das erste Mal uns Sorgen gemacht. Die Plazenta ist nämlich nicht grad sofort hinterhergekommen. Mein Mann hat im Krankenhaus angerufen und dort hieß es dann, wenn sie nicht innerhalb so und so lang kommt, dann muss ein Krankenwagen kommen … Also Stress gemacht, dabei war seit der Geburt gerade einmal eine halbe Stunde vergangen. Ursprünglich wollte ich, dass die Nabelschnur dranbleibt, bis das Baby richtig getrunken hat, aber ich hatte dann das Bedürfnis mich frei zu bewegen um nochmal alles zu geben, um die Plazenta zu gebären. Was dann auch geklappt hat. 40 Minuten nach der Geburt, also völlig im Rahmen.

Ich hatte vor der Geburt unseren Kinderarzt gefragt, ob er im Falle, dass alles sehr schnell gehen würde, und ich zu Hause gebären würde, ob er die Erstuntersuchung vom Baby machen könnte. Somit war das auch geregelt und wir konnten uns die anstrengende Reise ins Krankenhaus sparen. Die Kinderarztpraxis ist nämlich ein paar Straßen weiter von unserer Wohnung.

Das Wochenbett zu Hause war schön, aber auch mit allen Hoch und Tiefs. Ich muss zugeben, dass ich immer gedacht habe, dass die erste schlimme Geburt Schuld war an dem schwierigen Wochenbett. Aber jetzt nach dieser perfekten Geburt, war das Wochenbett auch krass. Ich glaube vielleicht sogar gerade weil ich alleine geboren habe und nun die enorme Anspannung gewichen ist und mir vielleicht auch erst im Nachhinein bewusst geworden ist, dass ich wirklich die ganze Verantwortung auf mich genommen habe.

Dieses Erlebnis, meine Ängste zu überwinden und diese innere Stärke in mir zu finden, hat mich zutiefst verändert. Ich bin zwar immer noch ich und habe immer noch Ängste und Selbstzweifel, aber immer wenn ich nicht mehr weiter weiß, erinnere ich mich an die Geburt und vor allem auch an die Zeit davor. Mir ist nun bewusst, dass ich mein Leben in der Hand habe und dass ich die Verantwortung dafür trage, während ich vorher mich einfach habe treiben lassen.

Heilsame Alleingeburt beim zweiten Kind

Die Mama im folgenden Bericht bekommt ihr zweites Kind. Bei der Geburt des ersten musste sie sich vom Krankenhaushauspersonal beschimpfen und bedrohen lassen, weil sie eigene Wünsche hatte. Das soll diesmal nicht passieren. 

Meine heilsame, kraftvolle und wunderschöne Alleingeburt am 06.02.19

Heute bin ich bei ET + 10. Es ist eine Hausgeburt geplant. Ob wir die Hebamme anrufen wollen, ist noch nicht sicher. Je nachdem was mir mein Gefühl während der Geburt sagen wird. Aber es ist geplant, dass wir eine Alleingeburt wollen. Insgeheim wünsche ich mir sehnlichst eine Alleingeburt und bitte Gott immer wieder darum, mir es zu ermöglichen. Andererseits habe ich Angst, vielleicht durch die traumatische Krankenhausgeburt, wo mir mit Polizei und Jugendamt gedroht wurde. Diesmal soll es anders, heilsam und ohne psychische Gewalt sein.

Morgens um 07.00 Uhr stehe ich auf und bin noch sehr angeschlagen und müde. Die Strapazen der letzten Tage, weil ich über Termin bin, haben Spuren hinterlassen. Ich habe keine Lust mehr. Die Hebamme hat mir wegen der Terminüberschreitung sehr viel Energie geraubt und ich fühlte mich von ihr unter Druck gesetzt.

Um 07.20 Uhr verlasse ich das Haus. Ich bin sehr geladen und will nur noch weinen, aber da ich unterwegs bin, unterdrücke ich es. Ich bitte Allah darum, dass meine Tochter heute auf die Welt kommen soll – und diesmal soll ich erhört werden. In der Stadt bummel ich und versuche mich abzulenken. Ich kaufe mir Datteln vom Markt, sollen ja gut sein für die Entbindung.

Es ist 08.30 Uhr. Ich habe periodenartige Unterleibsschmerzen. Ich messe dem keine Bedeutung bei, da ich das schon letzte Woche hatte, aber dass sich das heute in die Länge ziehen wird oder ich sogar heute entbinden werde, ahne ich noch nicht. Mein Mann ruft mich an und bittet mich nach Hause zu kommen, da meine Kleine sich irgendwie nicht beruhigt. Komisch, denke ich mir, sonst ist sie auch mal den ganzen Tag ohne mich. Anscheinend spürte sie es, dass ihre Schwester heute kommt.

Bis 10.00 Uhr bleibe ich noch in der Stadt und erledige ein paar Dinge. Irgendwann habe ich dann keine Kraft und Lust mehr und fahre nach Hause. Um 10.30 Uhr bin ich da, lege mich hin und stille meine Tochter. Meinem Mann erzähle ich von den Unterleibschmerzen, die ich jetzt schon seit zwei Stunden habe. Die Unterleibschmerzen sind nicht mehr andauernd, sondern kommen und gehen. Es ist unangenehm. Mein Mann gibt die Abstände in der App ein. Sie kommen ca. alle 5 Minuten und halten 30 bis 45 Sekunden an. Sie sind aber noch relativ unregelmäßig.

Um 11.00 Uhr lässt mein Mann die Badewanne ein und ich steige rein. Im Wasser werden die Wellen erträglicher und schwächer. Ich bin mir unsicher, ob es jetzt bald losgeht. Wir entscheiden uns, die Hebamme nicht anzurufen. Mein Mann lässt auf meine Bitte den Pool ein, denn ich befürchte, dass, wenn es losgeht, ich es nicht mehr rechtzeitig in den Pool schaffe. In der Wanne werden die Wellen dann doch heftiger. Eine Welle reißt mich sogar auf den Badewannenboden. Man, wie kraftvoll das war und ich habe den Drang, auf Toilette zu gehen und mein Darm zu entleeren, obwohl ich überhaupt keine Lust habe.

Um 12.00 Uhr steige ich in den Pool und es wird immer heftiger. Mein Mann ist mit der Kleinen beschäftigt, putzt und räumt auf. Er ahnt in keinster Weise, dass es jetzt losgeht und schätzt es auf abends. Ich bin die ganze Zeit im Vierfüßlerstand und vertöne die Wellen mit: „Ya Allah, ya Rab“. Ich habe irgendwann keine Kraft mehr und bin nur noch müde und will schlafen. (Dabei ahne ich nicht, dass ich schon in der Übergangsphase bin.) Ich bitte Gott darum, dass ich bitte nur schlafen will oder dass meine Kleine kommen soll. Es kommt eine heftige Welle und ich bitte um eine kurze Pause, die ich dann auch bekomme. Ich spreche abwechselnd Bittgebete auf Arabisch und Deutsch. Ich spüre Druck. Mein Mann kommt in dem Moment rein und ich sage ihm das. Dann spüre ich Pressdrang und frage und wundere mich, dass die Fruchtblase immer noch nicht geplatzt ist.

Mein Mann fragt mich nochmal, ob wir die Hebamme rufen sollen und ich daraufhin: „Nein.“ „Ok Schatz, wir machen das so wie Du das möchtest und für richtig hälst.“ Er vertraut meiner Urkraft und zweifelt keine Sekunde an mir. Spricht mir Mut zu und sagt immer wieder, dass ich das schaffen werde. Es tut gut, diese Worte zu hören. Sie geben mir Kraft. An dieser Stelle danke ich ihm sehr für sein Dasein und Zuspruch.

Während dem Pressen brülle ich wie eine Löwin. Wow, ich hätte niemals gedacht, dass ich so brüllen kann. Ich springe kurz auf und halte seine Hand fest. Der Kopf ist geboren mit der Fruchtblase. Dann platzt sie auch. Ich gehe wieder in die Knie und mit der nächsten Welle ist der Körper geboren. Puh. Es ist 13.30 Uhr. Mein Mann ruft die Hebamme an und ich bin froh, dass sie kommt und sich um uns kümmert. Wir sind überwältigt. Meinem Mann wurde schwarz vor Augen, als der Kopf geboren war und er war kurz vorm Umkippen. Aber er reißt sich zusammen, erzählte er mir im Nachhinein. Ich nehme meine Kleine hoch. Ich habe Unterleibschmerzen und Rückenschmerzen – kannte ich von meiner ersten Geburt noch – und als ich damals auf Aufforderung der Hebamme drückte, kam dann nämlich die Plazenta raus. Ich drücke, weil ich denke, dass die Plazenta raus will aber vergebens. Nachdem meine Tochter endlich die Brust nimmt, klappt es nach ein paar mal Drücken, aber ein kleines Stück bleibt in der Scheide stecken und ich ziehe es vorsichtig raus. Die Plazenta ist um 14.00 Uhr geboren. Wow, was für eine heilsame, kraftvolle und wunderschöne Geburt! So geht Geburt, ohne Drohung, unnötige Interventionsversuche und gewaltfrei, denke ich mir.

Um 15.00 Uhr ist die Hebi da und macht mir Vorwürfe wegen der Alleingeburt. Ich unterbreche sie und bitte sie darum, ihre negativen Äußerungen sein zu lassen, da ich sie nicht um Ratschlag gefragt habe. Sie gibt nach und guckt, ob ich verletzt bin. Leichter, oberflächlicher Scheidenriss, mit einem Stich ist es getan. Sie erledigt noch Papierkram. Uns geht es soweit gut, außer die fiesen Nachwehen in den ersten paar Tage.

Glaubt an euch, vertraut eurer Intuition und eurer Urkraft! Seit Jahrtausenden gebären wir schon. Es ist in unserer DNA gespeichert, wie Gebären geht. Dein Körper hat neun Monate lang Dein Kind versorgt, wieso sollte er also nicht wissen, wie es den Weg ins Leben findet ? Danke fürs Lesen.