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Ungeplante, entspannte Alleingeburt beim ersten Kind

Hier kommt wieder eine schöne Geburtsgeschichte, die ich mit euch teilen darf. Die Mama, die dies schreibt, ist selbst Hebamme und berichtet von der Geburt ihres ersten Kindes. Viel Spaß beim Lesen. 🙂

Es war eines Abends im Juli, wenige Tage nach dem errechneten Termin, dass ich zum ersten Mal leichte Wehen spürte. Da wurde ich auf einmal so aufgeregt, dass es tatsächlich losgehen sollte, und bekam auch etwas Angst. Ich saß also auf dem Sofa und zitterte, obwohl es wirklich nur ganz klitzekleine Wehchen waren. Wahrscheinlich war ich einfach viel zu aufgeregt, jedenfalls waren nach einiger Zeit die Wehen wieder weg und ich total erleichtert.
Am darauffolgenden Abend spürte ich wieder ein leichtes Ziehen im Bauch, rechnete wieder mit ein paar Übungswehen, freute mich darüber und war wunderbar entspannt. B. ging zur Nachtschicht und es war so schön ruhig, dunkel und friedlich in der Wohnung. Ich habe noch ein schön warmes Dampfsitzbad gemacht, das tat richtig gut. Die Wehen waren ganz leicht, geradezu angenehm und ich guckte aus dem Küchenfenster in die Dunkelheit.
Später legte ich mich mal ins Bett, denn ich wollte ja ausgeruht sein, wenn mir morgen noch ein langer Tag bevorstand. Das war dann aber keine gute Idee, denn sobald die erste Wehe mich im Liegen ergriff, stand ich ruckzuck wieder auf. Das war nicht auszuhalten.
Also bin ich einfach wieder in die Küche gegangen und habe mich auf der Arbeitsplatte abgestützt. Das war wunderbar angenehm. Längere Zeit verbrachte ich auch auf der Toilette. Im Sitzen war es auch ganz hervorragend und gleichzeitig entleert man sich der unnötigen Dinge – wie praktisch.
Da die Wehen also weiterhin sehr angenehm waren, ja so langsam habe ich schon etwas kräftiger ausgeatmet – wurde ich mal neugierig und untersuchte den Muttermund. Der war zu dieser Zeit gerade fingerdurchlässig. Ich, ganz die Hebamme, fing also an, mir ein kleines Protokoll zu schreiben mit Uhrzeit und Muttermund-Befund und rechnete – ganz lehrbuchmäßig ausgebildet – mit einem Zentimeter pro Stunde, schlug noch 2 Stunden für die Zeit von vollständiger Eröffnung bis zur Geburt drauf und kam somit auf eine voraussichtliche Geburtszeit von etwa Nachmittag des nächsten Tages.
Dass die Pausen zwischen den Wehen nur noch ca. 3 minütig waren, passte zwar nicht ganz so ins Bild, aber das konnte sich schließlich auch wieder beruhigen. Nichtsdestotrotz informierte ich schon mal meine Hebamme, dass ich mich langsam einwehe. Sie fragte mich, ob sie mal kommen soll? Das hat mich ganz überrascht, denn ich vermutete keine Geburt in nächster Zeit. Also sind wir so verblieben, dass ich mich wieder melde, wenn ich sie brauche.
Nach dem Auflegen kam eine richtige Wehe, die ich dann auch schon etwas lauter veratmet habe. Sobald sie vorbei war, habe ich also auch B. aus der Nachtschicht zurückgerufen, da es nachts mit dem Bus länger dauert, bis er dann ankommt.
Ich habe also wieder total diese ruhige und friedliche Atmosphäre in der Dunkelheit genossen und fand es einfach so schön. Ich stand einfach immer vornübergebeugt in der Küche und zwischendurch bin ich auch mal ins Wohnzimmer gewandert.
So gegen 1 Uhr oder etwas später kam dann B. zu Hause an und fragte, ob er jetzt den Pool aufbauen soll. Ich dachte aber, das wäre ja noch nicht nötig und lehnte ab. Er hielt sich also schön im Hintergrund für ein paar Minuten irgendwo auf, bis ich dann wirklich merkte, es dauert nicht mehr bis zum nächsten Nachmittag. Das war der Moment, in dem nämlich bereits ein deutliches Druckgefühl in der Wehe auftrat, auch wenn es anfangs nur kurz war. Als ich das gemerkt habe, meinte ich: „Jetzt schnell aber, mach du schon mal das Wasser heiß, ich blase den Pool auf.“ (Also wir hatten so ein elektrisches Teil zum Aufblasen.)
Ich konnte während der Wehen echt kein einziges Geräusch ertragen, das hat mich total raus gebracht und mich total sauer gemacht. Deswegen gestaltete sich der Aufbau echt lustig, weil ich sobald eine Pause war, hastig das Teil aufblies und sobald eine Wehe kam, bin ich wieder richtig in mir gewesen und alles musste mucksmäuschenstill sein. Also dieser Wechsel von Wehe und Pause, das war echt enorm, ich war hellwach und da in der Pause, völlige Entspannung – wenn man das so sagen kann, während ich den Pool aufbaute.
Der Pool stand dann ich glaube ziemlich schnell, ich kniete davor und stütze mich darauf in der Wehe ab. Ich sagte B.: „Beeil dich mit dem Wasser, das Kind kommt bald!“ Dann fiel mir auf, dass ich ja noch gar nicht den extra angeschafften Entbindungsduft und das Geburtsöl angewendet habe, auf die ich mich so gefreut habe. Und so, ich weiß nicht warum, stand ich auf, um mir noch wenigstens auf den Bauch hastig etwas Geburtsöl draufzuklatschen 😉 Dann ging ich schnell wieder in meine kniende/ hockende Position vor den Pool. Als vielleicht 2 Ladungen voll von diesem 1,5 l Wasserkocher drin waren, wurde deutlich, dass die ganze Beeilung nichts mehr nützt, denn die Fruchtblase kam zum Vorschein. Erst da haben wir wieder an die Hebamme gedacht und B. rief sie an. Ich hörte wie er sagte: „Der Kopf ist schon da!“ Und ich rief: „Nein, das ist doch nicht der Kopf, nur die Fruchtblase.“ Es war irgendwie so lustig, wie in einem Comic, wenn man das so von seiner eigenen Geburt sagen kann. Auch wenn ich das gerade aufschreibe, muss ich immer lachen. Es war einfach schön und lustig.
Natürlich kam also hinter der Fruchtblase, die dann wohl platzte (oder habe ich sie aufgemacht, dass weiß ich nicht mehr so genau), dann auch etwas Kopf. Ich rief B., dass er mir die Kupfersalbe im Schlafzimmer holen soll, weil ich eigentlich vor der Geburt etwas auftragen wollte, und so schmierte ich mich dann auch damit noch hastig ein.
In einer weiteren kräftigen Wehe kam dann – bevor der Kopf überhaupt richtig geboren war – das ganze Kindelein in meine Hände geschossen. Da war es kurz nach 3 Uhr.
Und das war so schön, weil er kam so perfekt da raus, und er war so frisch wie ein Tautropfen am Morgen. Er sah so wunderschön aus, schöner Kopf, runder Haarwirbel wie eine Quelle auf der Mitte des Hinterhauptes platziert – Augen so klar und wach als ich ihn hochnahm. Da durchströmte mich so eine richtige Welle, dass ich mich selbst als Baby sehe. Unbeschreiblich. Er war einfach so rosig und hatte so schöne Haut. Er machte ein kurzes Geräusch. Das klang so ähnlich wie ein erstauntes „Waah“. Ich glaube, er war einfach auch so überrascht, draußen zu sein.
Wir haben ihn in ein Handtuch gewickelt und saßen so zu dritt auf dem Boden im Wohnzimmer und konnten unser Glück kaum fassen.
Meine Hebamme kam dann so 15 min nach der Geburt.

Die traumhafte Alleingeburt der kleinen Elisa

Erinnert ihr euch noch an Mikas Geburt, die für alle Beteiligten nicht ganz wie gewünscht endete? Wer sie nachlesen will, findet die Geschichte hier. Mika hat vor Kurzem eine kleine Schwester bekommen. Hier der frisch geschriebene Bericht seiner Mama:

Die Nacht vom 18. zum 19.10.2014

Ich kann nicht schlafen. Ständig werde ich wach … fühle mich unruhig… wälze mich im Bett umher. Besonders gut war der Schlaf ja wegen ständigem Toilettengang die letzten Wochen eh nicht mehr. Aber diese Nacht ist anders. Am liebsten wäre ich aufgestanden, um dieser inneren Unruhe davonzulaufen, zwinge mich aber zum Liegenbleiben.

19.10.2014

Ich wache auf und kümmere mich um Mika. Alles ist wie immer. Trotz des schlechten Schlafs bin ich wach. Ich mache noch Bauchfotos und nichts deutet auf baldige Geburt hin. Ich koche das Mittagessen und wir essen. Mein Appetit hält sich in Grenzen. Beim Essen ein paar leichte Wellen … kaum spürbar. Nach dem Mittag gehe ich auf die Toilette und finde eine freudige Überraschung: Ein Stück des Schleimpfropfs hat sich gelöst. Diesmal eindeutig und ohne Zweifel. Ich freue mich und sage Sven, dass es wohl nicht mehr all zu lang dauern wird. „Vielleicht so 2-3 Tage noch … Blut ist noch nicht dabei“, sage ich und Sven freut sich, dass er am nächsten Wochenende wohl nicht mehr zur Nachtschicht muss. Mika, Sven und ich gehen ins Bett, um Mittagschlaf zu halten. Danach wollen wir die Mädels von den Omas abholen. Ich kann jedoch nicht schlafen und setze mich an den Computer auf meinen Pezziball. Kaum merkbare, unregelmäßige Wellen begleiten mich die ganze Zeit.

Als die Männer wach werden, fahren wir zu meinen Schwiegereltern, um Felia abzuholen. Dort angekommen machen die Wellen Pause. Weg sind sie. Einfach so! Dacht’ ich mir, dass die „nicht echt“ sein konnten. Wir fahren wieder nach Hause und ich erzähle meiner Großen, dass es nun nicht mehr lang dauern wird, bis das Baby kommt. „Noch 2-3 Tage“, sage ich wieder. Felia spricht mit dem Bauch und sagt: „Komm raus, wir wollen dich kuscheln!“ Mein Papa bringt Kiara nach Hause und wir sind wieder komplett. Schön, da sind sie wieder – mein Rudel ist vollständig.
Da so wunderschönes Wetter ist, ist mir nach einem Spaziergang. Ich schnappe mir die Mädels und wir laufen in der goldenen Oktobersonne, die mich den ganzen Tag schon selig stimmt, eine Runde durch unser kleines Dorf. Es riecht so herrlich … nach Herbst … nach Gras, Laub und nach dem Rauch, der aus den Schornsteinen steigt. Die Sonne scheint auf unsere Haut. Es ist so warm, das man heute keine Jacke braucht. Ich bin sogar kurzärmelig. Unterwegs kommen die Wellen wieder … ganz zart und leicht.

Zuhause angekommen kommt gerade die 14-Jährige Enkelin der Nachbarin zu uns und fragt, ob sie mit den Mädels spazieren gehen darf. Na klar darf sie. Meine Mäuse sind so gern mit ihr zusammen. Sie fragen, ob sie länger draußen bleiben dürfen. Ich sage, dass dann die Fernsehzeit ausfällt und sie nach dem Essen direkt ins Bett gehen. „Alles klar, Mama! Wir hören auch auf Celina!“ Ich lächle, winke und denke mir: „Warum funktioniert das bei anderen eigentlich immer besser als bei mir?“

Mika und Papa sind draußen. Ich räume währenddessen auf und sauge die Wohnung durch. Es nervt mich, wenn etwas rumliegt. Als ich fertig bin und rausschaue, ist es schon dunkel. Sven und Mika wechseln noch schnell das Wasser aus dem Enten-Teich. Ich hab mir Musik in die Ohren getan und mache, was ich seit Jahren nicht getan habe: Bauchtanz (das war damals mal ein Hobby von mir). Der Bauch wird weiter ordentlich hart, aber es zieht nicht … drückt nicht. Alles easy.

(Der ganze Tag ist übrigens begleitet von ständigen Toilettengängen und jedes Mal ist auch Stuhl dabei. Ich entleere mich komplett … ganz von selbst)

Irgendwann sind alle wieder daheim. Ich mache Abendbrot für die Rasselbande. Die Wellen bleiben. Als alle fertig sind, bringe ich sie ins Bett. Beim Singen des Gute-Nacht-Liedes muss ich kurz innehalten, als der Bauch hart wird. Nicht vor Schmerz … Schmerz ist keiner da. Nur Druck. Meine Große fragt, was los ist. Ich sage ihr, wie schon mehrmals in dem Tag, dass es nicht mehr so lang dauern wird, bis das Baby geboren wird. Das mein Körper übt und ganz bald … werden wir zu sechst sein. Sie lächelt, freut sich. Ich sage ihr, dass wir sie wecken, falls es die Nacht losgeht. Sie nickt eifrig und freudig, denn sie möchte unbedingt bei der Geburt dabei sein. Ich sage noch: „Ich denke aber, die Nacht passiert noch nichts …“ und gehe aus dem Zimmer. „Gute Nacht, ihr Süßen!“

Sven will gerade Abendbrot für uns machen. Ich sage ihm, dass ich keinen Hunger habe, aber er könne ja mitdecken. Vielleicht kommt der Appetit noch. Aber das tut er nicht. Das einzige, was ich essen kann, ist eine halbe Gurke … die ist lecker. Meinen Brot-Kanten zwinge ich mir rein, mehr geht nicht. Nach dem Essen macht Sven sich einen Film an, während ich am Computer mein Spiel spiele.

Die Wellen verändern sich … tun aber dennoch nicht annähernd weh. Sie schieben den Bauch aber merkbar nach unten und ich muss innehalten, wenn sie kommen. Ich lasse die Wehenapp mitzählen. Etwa alle 9 Minuten kommt eine Welle. Sie sind alle länger als eine Minute und kommen regelmäßig, jedoch nicht wirklich in kürzeren Abständen. Zwischen den Wellen hüpfe ich auf meinem Pezziball am Rechner umher. Nach einer Stunde sind es dann mal nur sechs oder sieben Minuten dazwischen, dann wieder neun. Für mich heißt das: Nicht ernst zu nehmen. Das ganze geht von 21.15 Uhr bis 22.35 Uhr.

Ich beschließe, in die Wanne zu gehen, tröpfele etwas Lavendelöl dazu. „Entweder kommen sie richtig oder sie gehen halt …“, denke ich mir.
Pustekuchen! Sie tun weder das eine, noch das andere. In der Wanne ist erstmal ganz Pause … ich entspanne beim Lavendelduft komplett. Und schwupp! Da sind sie wieder, aber viel schwächer im Wasser. Nach etwa einer halben Stunde denke ich mir, dass ich genug weiß um ins Bett zu gehen. Kaum aus der Wanne nehmen die Wellen ihre ursprüngliche Intensität wieder auf. „Man, so Übungswehen sind echt penetrant und nervig! Und bei jedem Kind intensiver …“ Ich schreibe ein kurzes Update für’s Forum und sage Sven, dass wir schlafen gehen. Er hat ja auch Frühschicht am nächsten Tag.

Wir gehen ins Bett. Kaum liege ich, kommt eine Welle. Ui, irgendwie ist die doch unangenehm. Aber ich bleibe liegen und veratme sie durch leises Pusten. Sven fragt mich zum x-ten Mal an diesem Abend, ob es losgeht. Ich verneine und sage ihm, dass er schlafen soll. Die nächste Welle kommt … noch unangenehmer. Ich zwinge mich krampfhaft liegenzubleiben, obwohl mein Körper mir befiehlt aufzustehen. Ich puste … und sie vergeht. Kaum ist die Welle vergangen, ist wirklich keinerlei Druck oder Schmerz mehr zu spüren. Alles fühlt sich an wie immer. Nach 6 Minuten kommt die nächste … Ich bleibe wieder liegen, weiß nun aber, dass mit solchen Übungswehen an Schlaf nicht zu denken ist. Nach der dritten Wehe stehe ich auf und gehe nach unten. Sven sage ich, er soll schlafen. Ich laufe umher. Was genau ich gemacht habe, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls tut es gut, allein zu sein und die Wellen sind im Stehen gleich wieder viel angenehmer. Ich stöhne leise, sage „Jaaaaaaa“, wenn der Druck im Bauch stärker wird. Wieder gehe ich auf Toilette. Man, wie viel kann da noch sein? Ich taste nach dem Muttermund. Ja, da tut sich was … die Cervix ist wohl verstrichen. Aber Eröffnung scheint es nach meiner Einschätzung noch nicht zu sein. ( Fehleinschätzung!)

Sofort reagiert meine Gebärmutter auf das Gefummel und es kommt eine knackige Welle. Ich veratme sie und wandere wieder Richtung Geburtszimmer. Sven kommt die Treppe runter. „Was denn? Schon in den Tempel?“, scherzt er. Ich verpuste mittlerweile nicht mehr, sondern veratme bereits … töne mit. Ich ziehe mir, da bis hierher nur im Schlüppi, mein Geburtskleid über.
„Geht es nun los?“, fragt er.
„Ich weiß nicht genau … aber ja, ich denke schon!“ Die nächste Welle kommt und ich muss lauter tönen.
„Okay“, sagt Sven. „Ich fahr dann schnell zur Arbeit! Ich habe meinen Urlaubsschein noch nicht unterschrieben und so muss ich morgen nicht los.“
Mir fällt alles aus dem Gesicht! „Wie bitte? Du fährst jetzt nirgends mehr hin!“
Er entgegnet, dass er das müsse, sonst bla bla … die nächste Wehe!
„Ich bin in 20 Minuten wieder da! Schaffst du das noch?“ Ich frage ihn, ob er neuerdings fliegen kann, dass er so schnell wieder hier sein will … „Okay, 30 Minuten. Meinste, das geht noch so lange?“
Wehe!!! (und ja, ab hier nenne ich sie bewusst Wehe!) Ich hänge mich an unsere Wohnzimmertür und töne … In den Wehenpausen kann ich lachen und scherzen. „Ja, so schnell wird’s nicht gehen! Sieh zu, dass du schnell wieder hier bist!“
Er zieht sich an und weg ist er. 23.56 Uhr ist es. Okay, dann werd ich langsam anfangen, alles vorzubereiten. Ich stelle die Kamera auf, packe die Handtücher in den Ofen und lege das Malerflies aus. Durch die Bewegung kommen die Wehen nun Schlag auf Schlag. Es gibt nur kurze Pausen dazwischen, die aber wirklich erholsam sind. Ich finde kein Feuerzeug für meine Kerzen … fange an meinen Mann zu verfluchen, weil er ständig alle verbummelt. Als ich endlich eines finde, zünde ich die Kerzen an und will es mir bequem machen. Ich starte die Kamera. DAS KANN DOCH WOHL NICHT WAHR SEIN! Akku fast leer. Wehend pule ich Batterien aus der Verpackung und wechsle die Akkus der Kamera. Dann schalte ich sie an. Sie hält auf beeindruckende Weise fest, wie ich wehend mein Zimmer selbst herrichte … mir selbst meine Musik aus dem Handy suche, Unterlagen ausbreite usw.. Das werde ich meinem Mann noch 100 Mal zeigen … denn das wäre sein Job gewesen – eigentlich.

Plötzlich muss ich auf Toilette. Dort angekommen zerreißt es mich fast vor Schmerz. Es kommt nochmal eine ziemliche Menge … naja … Groß. Alter Schwede, das tut weh! Ich taste noch mal den MuMu … der ist offen. Wie weit? Keine Ahnung, aber er ist offen. Geht also tatsächlich los. Als ich aufstehe, kommt eine Wehe, die mich fast um den Verstand bringt. Das ist die einzige Wehe, in der ich so laut schreie wie ich kann. (Ich denke, durch die Entleerung ist das Kind da ein ganzes Stück tiefer gerutscht …). Genau in diesem Moment ist Sven wieder da. 0.30 Uhr ist es. Er sieht mich im Bad, zwischen Waschbecken und Wanne … wie bei Mika damals. Er schaut mich an und fragt, ob alles gut ist. „Ja, alles gut!“ Die Wehe vergeht und ich gehe in mein Gebärzimmer. Ich überlege kurz: Am liebsten wäre ich nackt, aber Sven ruft gleich die Fotografin. Hmm … ich lasse mein Kleid an! Auf dem Weg bitte ich Sven, mir mit einem Lappen die Stirn abzuwischen, weil mir so warm ist. Ich schwitze wie verrückt.

Ich knie mich vor’s Bett, stütze die Arme auf. Vor mir liegt mein Lavendelkissen. In den Wehen, die für mich jetzt kurz auf knapp zu kommen scheinen, stecke ich meine Nase tief in das Kissen. Wie angenehm. Aber ich schwitze … ich schwitze so dermaßen! Sven kommt rein, holt das Handy und sagt der Fotografin Bescheid, dass es losgeht. Als er fertig ist, fragt er, wie er die Musik wieder anbekommt. „Lass einfach!“, stöhne ich. Er macht sie trotzdem an. „Mach leiser!“ Er macht leiser und geht wieder. Ich greife nach einer Einmal-Unterlage … Sven packt sie unter mich. Wehe!!! Ich halte es nicht mehr aus und ziehe mir das Kleid aus. Scheißegal, was irgendwer denkt und was die Kamera aufnimmt. Who the f… cares? Mir ist es zu diesem Zeitpunkt schnurz-pups-egal! Nach der Wehe, oder nach zweien, beschließe ich, das ein Bikini vielleicht ne Lösung wäre und beginne, meinen Schrank zu durchwühlen. Ich find nur die falschen, viel zu kleine Teile. Dann doch der Richtige. Ich werfe ihn in Sven’s Richtung, dann kommt eine Wehe. Ich beuge mich vorn über, stütze mich mit den Ellenbogen auf den Kindermatratzen ab, die ich vor dem Bett ausgelegt hatte. Man, sind die Matratzen warm und weich. Sie nerven mich total! Ich will harten Boden unter mir! Am Ende der Wehe … Pressdrang! Was??? Ich drücke leicht mit und wölbe den Rücken instinktiv nach oben. PLATSCH! Die Fruchtblase platzt. Viele Gedanken schießen durch meinen Kopf. So weit bin ich schon? Ich dachte, das ginge noch ewig?! Gott sei Dank wohl nicht, denn die Schmerzen sind echt nicht mehr lustig … auch nicht aushaltbar oder so … nein, sie waren ganz real schmerzhaft und brutal! Der absolute Wahnsinn und mich an meine Grenzen bringend. Es war dieser Moment, in dem man Wunschkaiserschnitte für sehr gut nachvollziehbar hält. Im Nachhinein weiß ich: Übergangsphase! Ich sage Sven, er soll die Matratzen wegtun, und breite mein Malerflies auf dem Laminat aus.

Ich frage Sven, ob die Kamera läuft. „Da steht Record.“ Gut! (Das die Kamera mich gar nicht richtig im Bild hatte, hat er übersehen … schöner Scheiß!) Nächste Wehe – wieder Pressdrang. Ich schiebe mit. „Mach langsam! Oh Gooooott …!“
Sven fragt, ob ich noch was brauche. Ich stammele ein „Äh äh“ zusammen, während ich schiebe. Ich spüre den Kopf in den Scheideneingang eintreten … spüre, wie ich weit werde. Mein Mann scheint nicht zu checken, dass ich hier gerade das Kind bekomme. Erklären, geschweige denn sprechen, kann ich nicht mehr. Irgendwann fragt er mich, ob er Felia wecken soll. Sie wollte soo gern dabei sein. Ich, mitten in der Pressphase, stammele: „Ja, Kopf kommt …“ Er rennt los.

Dieses Gefühl ist der Wahnsinn! Ich habe drei Kinder geboren, aber SO hatte ich das nicht in Erinnerung. Ich spüre den „Ring of Fire“. Es ist so gewaltig … und ja, schmerzhaft! Wirklich schmerzhaft. Die Wehe ist vorüber, der halbe Kopf ist da. Liegt es mit dem Gesicht nach vorn, dass das so weh tut? Ich fasse hin, spüre den weichen Kopf. Nein, es ist eindeutig das Hinterhaupt. Ich spüre auch meinen gedehnten Damm. Ich denke zum ersten Mal, bei vier Geburten, dass es mich zerreißt. Die nächste Wehe kommt. Ich beuge mich mit dem Oberkörper weiter nach vorn und schiebe. Endlich! Der Kopf ist geboren. Wahnsinn! Dann geht alles ganz schnell. Ich bekomme nur einen kurzen Moment zum Erholen. Dann die nächste Wehe. Ich schiebe … schiebe noch mal … und da ist sie!
Ich nehme sie hoch in meine Arme und sie schreit sofort kräftig. In dem Moment kommt Sven mit unserer Tochter herein und alle sind einfach glücklich! Wir schauen nach dem Geschlecht: Ein Mädchen. Sven besorgt noch Tücher zum Abwischen für mich und fängt sofort das große Aufräumen an. Mich nervt das leicht. Aber es ist wohl seine Art, mit der Aufregung umzugehen. Ich versuche, bevor ich ins Bett gehe, noch die Plazenta zu gebären. Die braucht aber noch Zeit. Die Nabelschnur pulsiert noch (im Übrigen noch eine halbe Stunde!) und so legen wir uns ins Bett und kuscheln.

Meine Tochter ist furchtbar aufgeregt. Und ich? Ich könnte vor Glück schreien! Es war perfekt so! Zwar war ich ungeplanter Weise ganz allein, aber … für mich kann ich sagen: Ich durfte meine Traumgeburt erleben. Mit wahnsinns-intensiven Wehen, unfassbar krassem Kopfdurchtritt … mit Schmerzen, ja! ABER: Völlig selbstbestimmt mit anschließendem Kuscheln und Bestaunen … ohne Störenfriede jeglicher Art. Nur geladene Gäste durften danach mitstaunen.

Sven sagt, er wusste nicht, wie weit ich bin, weil ich leiser war als sonst. Das war mir nicht bewusst … es fühlte sich diesmal einfach richtig so an. Die Plazenta habe ich eine Stunde später in eine Schale geboren und die Nabelschnur haben wir durchgebrannt. Elisa blieb bis zum 21.10. Nachmittags komplett nackig und wir hatten ausgiebig Hautkontakt. Die Hebi kam am Nachmittag vorbei. Alles super. Plazenta auch vollständig. Das konnte ich selbst überhaupt nicht einschätzen. Es waren so viele Blutkoagel daran und ich wusste nicht recht, was ist Plazenta und was nicht. Hat mir die Hebi aber alles eindrucksvoll gezeigt und erklärt. Gemessen und gewogen wurde auch. 52cm, 3960g (nach Mekoniumabgang, auf unserer Wage direkt nach der Geburt 4085g, offiziell nun 4000g) und 37cm Kopfumfang. Gerissen bin ich übrigens nicht.

 

Schwangerschaft und Geburt: Selbst verantwortet

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Das ging fix …

Die Geburt eines Babys. Kaum ein Ereignis im Leben ist einschneidender. Ein risikoreiches Ereignis, das der medizinischen Kontrolle und Lenkung bedarf – sagen Ärzte und Klinikpersonal. Ein normaler, natürlicher, freudiger Vorgang – sagen Hausgeburtshebammen und selbstbewusste Frauen.

Wie kann es sein, dass die Wahrnehmung ein und desselben Ereignisses so unterschiedlich ausfällt? Wenn du schon ein Kind hast: Wie war deine Schwangerschaft und Geburt? War es eine Zeit, in der du die Verantwortung für dich und dein Kind in die Hände anderer gelegt hast oder eine Zeit, in der du gut informiert und selbstverantwortlich gehandelt hast? War es ein Ereignis, das dich verletzt an Körper und/oder Seele zurückgelassen hat, oder hat es dich stark gemacht für die Herausforderung des Mutterseins? Wie viel Einfluss hattest du auf das, was mit dir geschah?
Hat man als Frau überhaupt Einfluss darauf, wie die Geburt werden wird? Nur bedingt, versichern uns Schwangerenratgeber. Denn schließlich kommt es anders und zweitens als man denkt. Wir können doch nicht klagen oder um ein verlorenes Geburtserlebnis trauern: Wir halten schließlich ein gesundes Kind im Arm!
So lässt es die Gesellschaft uns Frauen glauben und wir schweigen meist brav – Mädchen sollen brav sein – und ertragen den Schmerz im Stillen. Es war eben so. Die beauftragten Profis mussten uns vor den Unzulänglichkeiten unseres eigenen Körpers retten. Wahrscheinlich wären wir sonst gestorben und unser Kind auch. Frauenärzte und Hebammen sind ja nicht umsonst ausgebildete ExpertInnen der Geburtshilfe. Die werden schon wissen, was sie tun.
Aber wissen sie das wirklich? Diese Frage sollten wir Frauen angesichts einer durchschnittlichen Kaiserschnittquote von über 30% und einer klinischen Interventionsrate von über 90% dringend stellen. Sind die Experten, denen wir unser Leben und das unseres Kindes anvertrauen, wirklich qualifiziert, den fein abgestimmten, intimen Vorgang Geburt so zu begleiten, dass das Ergebnis optimal ausfällt? Ist die Angst, die von Anfang an bei Vorsorgen und der Geburtsüberwachung mitschwingt, berechtigt, oder führt sie zu vorschnellen Interventionen und damit unnötigen Komplikationen?
Tatsache ist, dass eine Mehrzahl der geburtshilflichen Routineeingriffe in Studien entweder als nutzlos oder sogar potentiell schädlich belegt wurde (Routineultraschall in der Schwangerschaft, Routine-CTG (Herztonüberwachung), Rückenlage/Halbsitzen und sogenanntes „Kristellern“, also starkes Drücken auf den Bauch während der Geburt, Einleitungsversuche der Geburt bei rechnerischer Terminüberschreitung).
Was die ExpertInnen machen, beruht – so unglaublich es klingen mag – vorwiegend auf medizinischen Traditionen und Meinungen.
Es ist daher an uns Frauen, zu entscheiden, ob wir eine solche Geburtshilfe wollen, ob wir sie klaglos hinnehmen und die häufig vorgebrachten Scheinbegründungen für Komplikationen tatsächlich glauben („Es hatte die Nabelschnur um den Hals, deshalb konnte es nicht normal geboren werden.“), oder ob wir bereit sind, für unseren Körper und das Wohlergehen unseres Kindes auch in der Schwangerschaft volle Verantwortung zu übernehmen und uns selbst gründlich zu informieren.
Hört man anderen Frauen über ihre Geburten reden, klingt das häufig so: „Ich durfte noch nicht pressen.“ „Ich musste eingeleitet werden.“ „Es musste ein Kaiserschnitt gemacht werden.“

Tatsache ist: Jede mündige Frau muss überhaupt nichts, was sie nicht selbst will. Egal, ob ein Arzt oder eine Hebamme es für nötig erachtet oder nicht. Doch unter Wehen lässt sich schlecht diskutieren und noch schlechter recherchieren, daher ist Information im Vorfeld der Geburt angebracht.

Entspannt schwanger: In Eigenvorsorge oft viel besser möglich.

Sonne auf dem Bauch
Sonne auf dem Bauch

Du musst keine Schwangerenvorsorge machen lassen. Du musst dich nicht einleiten lassen. Du brauchst niemand Fremdes, um dein Baby zu gebären, wenn du lieber allein sein willst. Das einzige, was du tun solltest, ist, dich um dich zu kümmern und dir bewusst zu machen, was du selbst willst.
Wenn wir im restlichen Leben für uns selbst verantwortlich sind, warum lassen wir uns dann von Fremden vorschreiben, wie wir schwanger zu sein und wie wir zu gebären haben? Als Mutter ist man viele Jahre lang für sein Kind verantwortlich. Lassen wir uns vor unserem eigenen Körper so viel Angst einjagen, dass wir die wichtige Zeit der Schwangerschaft und Geburt in anderen Händen sicherer wähnen als in unseren eigenen?
Dabei traut man sogar Diabetikern oder Bluthochdruckpatienten heutzutage zu, sich selbst den Blutzucker oder den Blutdruck zu messen. Menschen mit Herzinsuffizienz werden angehalten, sich regelmäßig zu wiegen, um einem Entgleisen der Erkrankung rechtzeitig gegensteuern zu können. Wie viel mehr sollten gesunde, schwangere Frauen in der Lage sein, sich gut informiert um ihre eigene Schwangerschaft zu kümmern? Ärzte und Hebammen wären dann immer noch wertvolle Ansprechpartner für aufkommende Fragen und bei eventuellen Problemen – aber sie wären nicht mehr die unangetasteten Autoritäten, deren Entscheidungen die Frau sich kommentarlos zu beugen hat.

Eigenverantwortliche Schwangere, die das Vorsorgetamtam und Geburtsmanagement durch die ExpertInnen in Frage stellen und vielleicht sogar ohne dieses einfach schwanger sind und gebären? Dieses Szenario macht Angst. Vor allem den ExpertInnen, die sowieso schon Angst haben, weil sie den weiblichen Körper für störanfällig und potentiell krankhaft halten. Und sicher fürchten nicht wenige auch um ihre Macht. Der Kaiserschnitt als Höhepunkt, ein ultimatives Hochgefühl für den Arzt, der das neue Leben auf die Welt bringt. Ihm gebühren Dank und Bewunderung. Ob Kaiserschnitt oder nicht: Von der Frau wird erwartet, Objekt zu sein und sich entbinden zu lassen.

Viele Frauen wollen nicht mehr hinnehmen, dass man ihnen auf diese Weise die Geburt stiehlt. Sie hinterfragen die Ängste und Geburtsmythen unserer Gesellschaft. Sie entdecken, dass das Wissen um eine schöne, sichere Geburt in ihnen selbst ist, und dass ihr selbst gewählter Weg schön, freudig und alles andere als gefährlich ist.
So wie auch Tiere ohne jede Vorbildung wissen, wie sie gebären müssen, können auch Menschenfrauen auf ein instinktives Wissen zurückgreifen. Sich zurückziehen, dorthin, wo man sich geborgen und von Beobachtern geschützt weiß. Vertrauen haben und loslassen. Das Geburtshormon Oxytocin fließt dann ungehindert und sorgt für einen reibungslosen Geburtsverlauf.
Muttermund tasten? Pressen auf Anleitung? Unnötig. Ein geburtshilfliches Basiswissen hilft, besondere Situationen wie vorzeitigen Blasensprung, grünes Fruchtwasser etc. beurteilen zu können und entsprechend zu handeln. Stress dagegen (ausgelöst durch fremde Umgebung, helles Licht, fremde Menschen und ein Gefühl des Ausgeliefertseins) gehört nicht zum freudigen Gebären. Er lässt Wehen verschwinden und verursacht Probleme – und im Krankenhaus zahlreiche Interventionen.

So kompliziert sind Schwangerschaft und Geburt nicht. Letzten Endes muss das Baby aus dem Bauch und nicht aus dem Gehirn geboren werden. Für eine gute Vorbereitung und damit man von den heutigen Ammenmärchen nicht unnötig eingeschüchtert wird, lohnt sich allerdings die Lektüre guter Bücher wie zum Beispiel „Gebären ohne Aberglauben“ (Rockenschaub),“Die selbstbestimmte Geburt“ (Ina May Gaskin) oder mein Beitrag „Alleingeburt“ (Sarah Schmid). Auch das Internet bietet auf diversen Blogs und youtube-Videos so viel Wissen an, dass eine Geburt für niemanden mehr ein undurchschaubares Mysterium bleiben muss. So kann jede Frau, die das will, ihre Schwangerschaft und Geburt in eigene Hände nehmen. Ganz gleich, wo und mit wem die Entbindung letztlich stattfindet.

Geburt – Ein Ausbruch von Lebensfreude

Ich hatte aufgrund von Krankheit gerade einem Menge Zeit, in meinen Büchern zu stöbern, und lasse für euch heute einmal Frédérik Leboyer, den berühmten, französischen Geburtshelfer, zu Wort kommen:

Du musst nämlich wissen, eine Entbindung, eine Geburt ist wie ein Ausbruch von Lebensfreude. Das Leben ergießt sich in Dich und es ist so stark, dass es alle Grenzen, alle Barrieren sprengt. Ein Fluss, der auf einmal so viel Hochwasser führt, dass er wie rasend alles wegfegt, alles überschwemmt, was ihm im Weg steht.
Was ist das? Was „schäumt“ bei einer Entbindung über? Es ist das Leben! Es ist die Liebe! Ja, es ist die Freude! Und all das mit einer Kraft, die Dich in Angst und Schrecken versetzt.
Die überspülten Ufer des außer Kontrolle geratenen, Hochwasser führenden Flusses haben einen Namen: Sie sind Dein „kleines Ich“ oder auch Dein Ego, welches sich ein Erlebnis dieses Ausmaßes gar nicht vorstellen konnte. Und als dieses „kleine Ich“ spürt, dass es mitgerissen wird, leistet es Widerstand. Es reagiert wie in der Psychoanalyse, in der es so viel Widerstand gibt.
Auf die Frage „Wo entbinden?“ gibt es eine klare Antwort: Dort, wo die Wehen angefangen haben. Und wenn man gerade im Supermarkt ist? So schnell wie möglich nach Hause! „Wohin soll ich gehen? Wo wird man mich entbinden?“ All diese Fragen stellen sich nicht mehr, wenn man wirklich verstanden hat, dass niemand, ja niemand für Dich entbinden kann.
Leider gibt das „kleine Ich“, das Ego, nicht so schnell auf. Die Widerstände melden sich zu Wort: „Zu Hause entbinden? Ist das denn klug? Geht man da nicht große Risiken ein?“ Weil Du genau weißt oder zumindest ahnst, dass dies nur die Sprache der Angst ist, fängt der ganze Hokuspokus von vorn an: „Setze ich mein Kind nicht großen Gefahren aus?“ Das käme nicht in Frage. Folglich wird man Dich auf direktem Weg zum Arzt schicken und schon wärst du gefangen, in die Fallgrube gestürzt:

„Herr Doktor, ich erwarte ein Kind.“
„Ja?“
„Und ich …“
„Sie haben Angst?“
„Ja, Herr Doktor, Sie haben es erraten.“
„Also Angst. Ein bisschen Angst?“
„Nein, um ehrlich zu sein, ich habe schreckliche Angst.“

Und schon nimmt der Geburtshelfer die Sache in die Hand.

„Sie müssen sich nicht schämen. Ihre Angst ist ganz natürlich. Eine Entbindung ist eine risikoreiche Geschichte, die sehr viele Gefahren in sich birgt.“
„Nicht wahr?“
„Außerdem ist alles neu für Sie.“
„Das ist sicher der Grund für meine Angst?“
„Offensichtlich.“
„Aber Sie, Herr Doktor, kennen sich aus?“
„Natürlich.“
„Herr Doktor, da Sie sich so gut auskennen und ich nichts weiß, absolut nichts, würden Sie mich entbinden?“
„Sehr gern.“
„Die Freundin, die mir Ihre Adresse gegeben hat, hat mir gesagt, dass sie ihr eine Narkose verabreicht habe (oder dass sie eine Peridural- oder eine Epiduralanästhesie bekommen hat). Würde Sie das auch bei mir machen?“
„Sie können sich auf mich verlassen, versprochen.“
„Ach, Herr Doktor, wie soll ich Ihnen bloß danken? Ich bin ja so erleichtert und beruhigt.“

Und schon ist die Frau in die Falle gegangen, in eine ausgeklügelte Falle.
Weshalb fällt sie darauf herein? Wegen ihrer Angst, das ist klar. Diese Angst ist die heimliche Triebfeder aller Machtmechanismen, sei ihre Macht politischer, religiöser oder wie hier medizinischer Natur.
Weil die Mächtigen sich gegenseitig die Hand reichen, ist es heutzutage so, dass man die Frauen nicht darin bestärkt, selbst zu entbinden, sondern es ihnen aus Sicherheitsgründen untersagt. Eine Sicherheit hat es aber niemals gegeben, weil das Leben einfach riskant IST. Jederzeit, überall und erst recht während der Entbindung. Es ist wie ein Sprung ins Ungewisse, und jede „richtige“ Frau müsste das ausgesprochen aufregend finden – aber sicher! – steht es doch ganz im Gegensatz zu dem wahnsinnigen Einerlei des grauen Alltags.
Ist eine Entbindung denn wirklich so gefährlich? Überhaupt nicht! So riskant? Sie ist doch das Natürlichsten, was es gibt. So voller Angst? Das schon.
Aber Angst und Gefahr sind nicht dasselbe.

aus: Atmen, singen, gebären von Frédérick Leboyer, Walter Verlag, Düsseldorf 2006, S. 16-19.

Die Geburt eines Buchbabys!

Hallo liebe BlogleserInnen,

ich darf Euch eine weitere Geburt kundtun. Lange hat’s gedauert, viel Spaß hatte ich beim Schreiben und Zeichnen, einige Nachtstunden habe ich durchwacht, aber jetzt ist es da und die Anstrengung schon fast vergessen:
Das Buch

„Alleingeburt – Schwangerschaft und Geburt in Eigenregie“

ist ab jetzt auf der Welt und im Handel erhältlich.
Ich wünsche Euch viel Freude damit und hoffe, dass es ganz Frauen vielen Mut macht, die Geburt ihres Kindes selbstbewusst, gut informiert und angstfrei in die eigenen Hände zu nehmen! 🙂

Für Fragen, Verbesserungsvorschläge und gefundene Fehler dürft ihr euch gern an mich wenden.
(Kontakt-Email-Adresse: siehe Impressum)

Wie der kleine Bruder geboren wurde – Alleingeburt beim zweiten Kind

Ich darf euch wieder an einem wunderschönen Geburtsbericht teilhaben lassen. Es ist nicht mein eigener, sondern der einer Frau, die bereit ist, ihn mit euch zu teilen. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

„Ach, vor dem 1. Juli wird das eh nichts, vorher passt es mir nicht.“ Diesen Satz habe ich gefühlte Hundertmal zu allen möglichen Leuten gesagt. Insbesondere, als sich mein Kindchen getraute, über den Termin(!) zu bummeln. Hätte ich mir echt aufs T-Shirt drucken können …
Der Donnerstag passte mir tatsächlich gar nicht ins Konzept. Der Mann hatte von acht Uhr an bis open end Prüfungsbeisitz an der Uni und ich hatte mir meinen Tag mit allerlei Erledigungen vollgepackt. Außerdem hatte ich meinem Körper befohlen, dass mir Anfang Juli zum Gebären besser passt als Ende Juni. Ich hätte es ahnen sollen, schon die Nacht war irgendwie komisch. Der Bauch wurde ständig hart und nervte mich, weil ich weder bequem liegen, geschweige denn schlafen konnte. Zudem grübelte ich mal wieder über unangenehm Aufgeschobenes nach. Da konnte ich doch froh sein, dass mich meine Tochter um fünf in der Früh mit dem Schlachtruf „Mama, mein Bauch tut weh, ich glaub ich muss kotzen.“ aus dem Bett riss. Na prima. Pullern, trinken und eine Banane später, schlief das Kind wieder. Keine Stunde danach kam alles wieder raus und in 30 weiteren Minuten folgte der Rest. Das war es heute also mit Kindergarten. Ob das Nervosität war oder eine Vorahnung – man weiß es nicht! Sie war danach wieder ganz die Alte. Aber das Szenario: Kind-ist-während-des-Tages-daheim, hatte keiner von uns eingeplant. Naja, ist sie eben dabei. Vormittags hummelte ich wie ein aufgescheuchtes Huhn in der Wohnung umher und bemerkte blutigen Ausfluss. War das jetzt der Schleimpfropf?! Egal, heute gebäre ich ja eh nicht und bei E. kam er auch einige Tage vorher. Trotzdem befand ich mich in einer Art nervöser Unruhe. Ich beschloss, doch mal lieber einkaufen zu gehen, so hatte ich wenigstens alles da. Noch schnell Wäsche ansetzen und los. Da war es gegen 10 Uhr. Ich radelte mit E. zum Konsum, ließ mich von der Tochter zu Pommes bequatschen und ging noch schnell in die Apotheke. Mein Geburtsöl traf gerade rechtzeitig ein, prima! Beim Bezahlen merkte ich einen Druck nach unten und ich drückte – warum auch immer – mit.
PLATSCH! Och nee.
Ich kam mir vor wie in so einem billigen Ami-Kitschfilm, wo die Frauen an den ungelegensten Orten sofort nach Blasensprung ihre Kinder unter lauten Schmerzensschreien (und genug Panik) in drei Wehen zur Welt brachten. Ich tat Wahrheit kund: „Ähm, mir ist gerade die Fruchtblase geplatzt.“ Stille. Danach rannten und riefen alle durcheinander. „BrauchenSieetwas?EineToilette?HabenSieSchmerzen?Sollenwirjemandenrufen?“ Es war kein weiterer Kunde da, aber bestimmt sechs Mitarbeiter. Ich: „Eine Toilette und Vorlagen sind gut und bleiben Sie doch bitte ruhig, mir geht es gut!“ Auf dem Klo bemerkte ich dreckige grüne Brühe. Mist, ist das jetzt ok oder gefährlich? Aber wie soll das Kind Mekonium einatmen, wenn es doch noch gar nicht atmen kann?! Ich beruhigte mich und versuchte mich so gut wie möglich abzuputzen. Der meiste Schladder wurde durch meine schwarze Leggings und meinen Rock aufgefangen. Man sah gar nicht mal so viel von außen, obwohl es im Rinnsal lief. Draußen ging die Panik indes weiter. Ich konnte die Damen und den Herr beruhigen, ja, ich rufe gleich meinen Mann und die Hebamme an, ich habe keine Schmerzen und mir geht es wirklich und echt gut! Selbstverständlich lag mein Handy zuhause. Ich zahlte und eilte unter Glückwunschbekundungen, mit Kind und Fahrradkörbchen im Schlepptau, zum Rad. Also doch heute ein Kind! Jetzt war ich sogar ein bisschen aufgeregt. Es war kurz vor halb zwölf mittags.
„Mama beeile dich, es läuft!“ „Ich kann nicht schneller.“ Schon am Fahrradschuppen fingen leichte Wehen an. Ich wuchtete mich mit dem schweren Korb ins dritte Obergeschoss und hinterließ eine verräterische Tröpfelspur auf der Treppe. Auf dem Klo reinigte ich mich ausgiebig und zog so einen sexy Netzschlüpfer mit Surfbrett an. Es lief und lief und lief. Die Wehen wurden stärker und kamen schneller hintereinander. Der Mann war nicht gleich zu erreichen, rief mich aber zurück. „Es geht los, halt dich bereit!“ Die Amme war auf keinem Kanal zu empfangen, so hinterließ ich SMS und WhatsApp-Nachrichten. Ich wollte sie zumindest informieren, dass die Blase gesprungen war. Brauchen konnte ich sie noch nicht. Die Wehen wurden intensiver und ich konnte mich kaum auf meine Hausarbeit konzentrieren. Die Große malte, spielte und tönte mit.
Ich orderte den Ehemann heim. Kurz nach zwölf Uhr war er dann da und ließ gleich Wasser in den Pool und fotodokumentierte mein Leiden. Die Amme meldete sich auf unsere zahlreichen Anrufe nicht. „Warum zahl ich der eigentlich 450 Euro Rufbereitschaft, wenn die nicht ans Telefon geht?!“ Aber noch brauchte ich sie ja nicht.
Das Warmwasser war schnell alle. Kacke, ich will doch in diesen Pool rein! Also haben wir alle großen Töpfe mit Wasser befüllt und auf dem Herd kochen lassen. Wie im Film! Um meine Würde wenigstens etwas zu wahren, zog ich mir ein Shirt und einen Rock über den Netzschlüppi, hängte mein Tragetuch in die Klimmstange und räumte in der Wohnung umher. Die Hebamme rief endlich zurück und entschuldigte sich vielmals. Wir hatten nicht die Rufbereitschaftsnummer angerufen, sondern Privathandy. Alles gut. Wehen aller 5-7 Minuten. Brauchst noch nicht zu kommen. Ah, diese blöden Wehen kamen aber verdammt schnell und schmerzhaft hintereinander. Das waren doch keine fünf Minuten mehr?! Sie waren intensiv aber sehr kurz. Ich stöhnte und röhrte wie ein Tier. Ich schaffte es aber noch, die Pommes mit den Nuggets in den Ofen zu schieben, denn das große Kind war hungrig.
Beim Saugen des Schlafzimmers gab ich aber auf. Das ging nicht mehr, ohne viele Wehen dazwischen. Ich hechtete immer wieder zum Tuch und hing mich rein. „Hör auf mit dem blöden Geknipse, das nervt mich jetzt.“ Zwischenzeitlich überredete ich den Mann dazu, dass Ding aus der Hand zu legen und das Schlafzimmer zu Ende zu saugen, weil mich die Wollmaus unterm Schrank störte. In der Stube stand alles bereit, der Pool war zu einem Drittel voll und wunderbar temperiert. Gut! Schnell noch das Öl in die Duftlampe, das Kind will bald raus. Ich hinterließ eine Nachricht im Forum und die Amme rief nochmal an. Ach, das ist noch gut auszuhalten, Wehen aller 2-3 Minuten. „Was stinkt und raucht denn hier so?!“ „Hast du das Duftöl mit Wasser vermischt?“ „Nö.“ „Das musst du doch mit Wasser vermischen!!!“ „Weiß ich doch nicht! Mach das aus, das stinkt ja furchtbar!“ Ich stieg in mein neues Luxusbadebecken. Herrlich!!! Aber nur ganz kurz, denn jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Wehen (und ja, ich sage nicht Wellen, weil es einfach scheiße weh tat) kamen ohne Pause hintereinander. Ich konnte nicht in einer Position bleiben und bewegte mich in einem fort, um diesen furchtbaren Schmerz zu umgehen. Ich ließ mich völlig gehen, war animalisch, laut, scham- und hemmungslos. Mann und Tochter standen fasziniert am Beckenrand und beobachteten eine Frau, die sie so noch nicht kannten.
13.25 Uhr. Es drückte. Ich drückte mit und sofort setzten die Presswehen ein. Was?! Jetzt schon? Bin ich denn überhaupt soweit? „Ruf die an, ruf K. an, das Kind kommt jetzt!!!“ Ich wühlte in mir rum und alles war matschig. Ei verbibbsch! Keine Ahnung wie sich ein völlig geöffneter Muttermund anfühlt. A. brachte mir auf mein Verlangen einen Handspiegel. Haare! Dunkle nasse Haare. Ich kann weitermachen! Die Amme war mir eigentlich völlig schnurz, die brauchte ich nicht. Und sie würde es jetzt auch nicht mehr schaffen. Mein Körper stellte auf Automatik und funktionierte einfach von selbst. Ich war laut und mein Mann schloss schnell die Stubenfenster. Was sollen denn sonst die Leute denken?! Ich schob mein jüngstes Kind mit aller Kraft zum Ausgang und nutzte die zwei Sekunden Pause zum Jammern. Das Wasser war in der Zwischenzeit recht unappetitlich geworden. Der Kopf war nun von außen sichtbar und wurde von der Fankurve freudig kommentiert. „Mama, da ist der Kopf, ich seh‘ den Kopf!“ „Die Schädelplatten überlappen sich!!!“ Es brannte, ich merkte wie ich innen reiße und es tat so weh. Mit einer Hand versuchte ich, meine Scheide zu retten, mit der anderen Hand meinen Hintern. Den Kopf drückte ich händisch nach oben und er kam nach einem kraftvollen Schub heraus. Pause. Erleichterung. Die knochigen Schultern wollten hinterher und ich gebar mein Kind in meine Hände. 13.40 Uhr am 26. Juni 2014.
Oh mein Gott, ein Junge, ich habe einen Sohn!!! Ich war ganz und gar überwältigt. Ein Junge. Mein Junge. Mein Ruben. Ich hab geheult und war froh, dass diese Geburt vorbei war. Es war so viel schmerzhafter als bei E. damals. Er schrie, als ich ihn aus dem Wasser hob und wurde langsam rosig. A. hatte etwas Angst, weil er so lila-grau aussah. Ich wusste, dass es ihm gut ging. Spürte seine Mimik und sah seinen ersten Atemzug. Die Schnur hing ihm locker über eine Schulter. Ihn an mich drückend machte ich es mir im Becken bequem und konnte wieder lachen. Jetzt klingelte auch meine liebe Amme. E. war furchtbar aufgedreht! 20 Minuten später zog ich die gelöste Plazenta aus mir raus und wandelte den Pool in ein wunderbares Prinzessinnen-Pink um. Wir bestaunten uns noch eine Weile und der Mutterkuchen schwamm in seinem Tupper-Boot umher. Langsam zogen wir ins Schlafzimmer um. Ich duschte mich fix. Im Bett wurde mein Riss in der Schamlippe bestätigt. Jetzt ist sie also vorbei, meine Schwangerschaft, meine Geburt und an deren Stelle ein ganz wunderbar duftendes brandneues Menschlein und eine ganz neue Familie.
Zusammen banden wir die Nabelschnur mit einem dunkelgrünen Satinbändchen ab, die die große Schwester mit der Schere durchschneiden durfte. Wireless wie er nun war, hat sich der kleine Kerl das Wiegen und Messen anstandslos gefallen lassen, danach gab es auch ausgiebigste Kuscheleinheiten von Papa und Schwester. Mutters Busen fand er aber doch am besten. Erst sehr viel später haben wir ihn angezogen. Zur Krönung des Tages saßen wir alle im Bett und haben ein ganz wunderbares Vanilleeis mit frischen Erdbeeren genossen, dazu eine Tasse Haselnusscappuccino. Lecker! Der Tag hat sich doch gelohnt, so schnell kommt man zu einem zweiten Kind. Und die gewünschten Himalaya-Gesänge, die ich mir so schön als Geburtsmusik ausmalte, wurden – wie so viele andere Kleinigkeiten – auf einmal ganz unwichtig.
„Kleiner Bruder“, sagt E., Ruben „Rübchen“ sagen wir.
13.40 Uhr
3430g
50cm und ein bisschen
36cm Kopfumfang
Perfekt.

Eine geplante Alleingeburt im Pool

Ich darf wieder einen ganz unspektakulären, dennoch oder gerade deswegen sehr schönen Geburtsbericht mit euch teilen. Die Geburt fand dieses Jahr im April statt. Es ist nicht meine Geburt, sondern die einer Frau, die dieses Erlebnis gern mit euch teilen möchte. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Die Schwangerschaft dauerte länger als erwartet. Die jeweils 4 Geburten meiner Mutter und Großmutter und
auch die Geburt meiner ersten Tochter fanden allesamt vor dem errechneten Termin statt. Eine
Terminüberschreitung kam mir völlig seltsam vor und ich rechnete ca. eine Woche vor dem offiziellen Termin
mit der Geburt.
Doch der Termin kam und ging vorüber und ich wurde allmählich immer ungeduldiger und gereizter. Auch fing
ich schon bei ET+6 an mir ernsthaft Gedanken über die weitere Vorsorge und mögliche Einleitungsversuche zu
machen. Ich hatte mich doch nicht die ganze Schwangerschaft von allem medizinischen fern gehalten, um die Geburt
hinterher mit Einleitung oder gar Sectio im KH zu beenden?
Selbst einer sehr zurückhaltenden Hebamme hatte ich mich nur zögerlich geöffnet, um sie für den Notfall in
Rufbereitschaft zu haben. Das war auch meinem Mann R sehr wichtig. Ansonsten hatte er sich schon lange
immer mehr mit dem Gedanken an eine Haus- und Alleingeburt angefreundet.
Die Hebamme kam bei ET+7 und wir besprachen die Möglichkeiten für die nächsten Tage. Sie hätte gerne
spätestens bei ET+14 einen Ultraschall gehabt und vorher noch 2 mal selbst Herztöne gehört und den Bauch
abgetastet. Auch hatte sie verschiedene Möglichkeiten im Angebot mit Akupunktur, Homöopathie oder Tee
nochmal selbst einen Anstoß für die Geburt zu geben.
Das klang für mich alles sehr vernünftig und nach einem echten Minimalprogramm.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, meine große Kleine wollte Aufwach-Stillen und ich spürte dabei mal
wieder ein leicht schmerzhaftes Ziehen im Bauch. Soweit nichts Ungewöhnliches oder war es diesmal doch
unangenehmer als sonst? Schon seit Wochen hatte ich beim Stillen immer mal wieder ein paar Wehchen
gehabt. Auf der Toilette wieder ein nettes aber uneindeutiges Zeichen: Etwas Schleim mit braunem Blut drin.
Aber Schleim hatte ich auch schon vor einer Woche ein wenig gesehen und zum Glück niemandem etwas
verraten.
Als aber beim Frühstück um 9:30 Uhr gleich 3 Wehen in 15 Minuten Abständen zu spüren waren, da war ich mir
sicher: Jetzt kommt die Geburt wirklich in Gang. Ich freute mich heimlich ein bisschen und weihte dann sehr
bald Mann R. und Tochter M. ein. Wir frühstückten in Ruhe fertig. Danach begann R den Pool zu füllen und sonst
alles vorzubereiten. Ich blieb mit M oben in der Wohnküche und legte mir eine Matte vor unser Sofa.
Inzwischen musste ich mich tatsächlich etwas konzentrieren, wenn eine Wehe kam. Ich kniete vor dem Sofa
und legte meinen Kopf in ein Kissen. Die Schmerzen waren vor allem hinten am Kreuzbein zu spüren. Mit
einem heißen Körnerkissen am Rücken waren sie aber gut auszuhalten. Zwischendurch hörte ich mir noch an,
was M so beim Spielen zu erzählen hatte und sie ließ mir meine Pausen und meinen Platz auf dem Sofa, wenn
die Wehen kamen.
Gegen 11 Uhr hatte R den Pool fertig. Ich war mir nicht sicher, ob mir die Zeit im Wasser nicht lang werden
würde, wollte aber zumindest mal probieren. So zogen wir um ins EG. Mein Töchterchen plantschte ein wenig
mit den Händen im Wasser und spielte Hebamme, die den Pool putzt. Mein Mann erleichterte mir die
Schmerzen im Rücken mit Gegendruck.
Um 12 Uhr – die Wehen kamen etwa alle 10 Min. – riefen wir eine liebe Freundin N an, die sich während der
Geburt um unsere Große kümmern wollte und – je nach spontanem Gefühl – auch dabei sein
konnte/sollte/wollte.
Auch mit der Hebamme hat mein Mann dann irgendwann telefoniert und Bescheid gegeben, dass es wohl
heute etwas wird und sie nicht noch weit weg fahren soll, falls wir sie dann doch dazu holen möchten.
Etwa um 13 Uhr kam N dazu. Ich hatte zwischen den Wehen noch Zeit ihr ein wenig zu erklären, was es mit
den Rückenschmerzen auf sich hat. R zeigte ihr wie sie mir helfen konnte und nun wechselten sich die beiden
ab mit Tee kochen und ähnlichem drum herum und der direkten Hilfe an meinem Rücken. Ich hätte keine Wehe
mehr darauf verzichten wollen, dass mir jemand den Rücken drückt, es linderte die Schmerzen wirklich ganz
enorm.
Auch im Pool fühlte ich mich unglaublich wohl. Ich werde nur noch im absoluten Notfall jemals wieder ohne
Pool gebären! Während der Wehen kniete ich, lehnte meine Stirn auf den Rand und schaute vor mir ins Wasser.
Die Wasserhöhe reichte grade, dass mein Kreuzbein noch gut bedeckt war. Zwischendurch rutschte ich ins
Wasser und lag auf dem Rücken, möglichst weit drin im warmen Wasser. Ich fühlte mich total wohl dort.
M wurde dann sehr aufgeregt und hüpfte um den Pool herum und wackelte am Poolrand. Weil ich auf keinen
meiner Helfer verzichten wollte, schlug ich ihr vor mit der Oma draußen Laufrad zu fahren. Sie nahm die Idee
an und ich dachte sogar noch an „in der Nähe bleiben und Handy mitnehmen“ und äußerte das kurz und
knapp.
Als mich R gegen 13:40 Uhr fragte, ob ich mal auf Toilette wolle (stand so in meinem Geburtsplan), da war mir
klar: Nein, ich gehe nirgendwo mehr hin! Er meinte es wäre dann auch mal Zeit zu lüften. Ich bat ihn vorher
noch heißes Wasser nachzufüllen. Ich wollte es warm genug haben, falls das Kind plötzlich da ist. Zum Wasser
austauschen kamen wir noch, zum Lüften blieb schon keine Zeit mehr…
Mir fiel außerdem ein: 1. Wie gut, dass ich nirgendwo hin muss während der Geburt und 2. Wie locker ich alles
öffnen kann, wenn ich ganz sicher bin, dass niemand da am Geburtsweg herum untersuchen will! Jede andere
Möglichkeit fand ich gradezu absurd.
Kurz darauf um 13:50 Uhr wurden die Wehen intensiver und die Pausen kürzer. Einmal nahm ich ein leichtes Zittern in meinen Beinen wahr und dachte mir: „Aha, Übergangs-Phase!“. Das gab mir neuen Mut. Die Wehen
waren jetzt doch sehr schmerzhaft. Ich klammerte mich in den Pausen an die Uhr und setzte mir 14 Uhr als
„Zwischenziel“, keine Ahnung warum. Dann begannen auch schon die Presswehen. Das war mir gar nicht
richtig klar, aber ich nahm eine etwas veränderte Haltung ein. Ich rundete meinen Rücken soweit es ging ohne
das Gesicht ins Wasser zu tauchen.
Ein paar Wehen später richtete ich mich auf und fühlte mit der Hand schon den Kopf. Ich behielt die Hand
während der Wehen dort. Bei der nächsten Wehe sprang die Fruchtblase, zwei oder drei Wehen später kam der
Kopf und ich wusste: Jetzt ist das Schlimmste überstanden. R und N saßen vor dem Pool und konnten durch die
durchsichtigen Wände sogar schon das Gesicht sehen. Ich hielt den Kopf in meinen Händen und wartete auf die
nächste Wehe. Gleichzeitig kam mir schon der Verdacht, dass wohl die alte Naht wieder aufgegangen sei. Als
die Wehe kam, drehte sich das Kind (ein ziemlich merkwürdiges Gefühl) und – schwupp – kam der Körper
heraus.
Unter Wasser nahm ich mein Kind sicher in die Hände und hob es dann heraus. Ich setzte mich hin und legte
es mir auf die Brust. Zuerst war es noch ganz bläulich, aber man konnte zuschauen wie schnell es rosiger
wurde. Ich ließ mir eine Mullwindel geben und deckte es zu, wo es aus dem Wasser schaute. Das Kindlein
atmete schnaufend und röchelnd, aber doch schön regelmäßig. Die Nabelschnur pulsierte weiter. Wir saßen
einige Minuten staunend da und schauten es uns an.
R hat als Geburtszeit 14:13 Uhr rekonstruiert. Dann riefen wir die große Schwester M an. Etwa 15 Min. nach der
Geburt kam sie herein und schaute sich ihr Geschwister vorsichtig an. Erst jetzt guckten wir nach und stellten
fest: Es ist ein Junge. Er machte einen kleinen Still-Versuch und blinzelte vorsichtig in die neue Welt.
Nach ca. 40 Min. kam die Plazenta und nun wollte ich auch aus dem Pool heraus, auch um die Blutung besser
sehen zu können. Das Wasser im Pool war seit dem Blasensprung trüb und inzwischen schon deutlich rot
gefärbt. Ich fühlte, dass die alte Narbe wieder gerissen war und wir riefen die Hebamme an. Sie fragte, ob es
eilig sei. Nein, sie könne ruhig noch ihren Kaffee austrinken und sich dann langsam auf den Weg machen.
Wir nabelten ab und ich gab den Kleinen zu seinem Papa auf den Arm in ein warmes rotes Handtuch. Dann
nahm ich im Pool noch eine kurze Schlauch-Dusche. Ich fischte noch die Plazenta heraus und legte sie in einen
Eimer. Mit Ns Hilfe stieg ich über den Poolrand auf eine Einwegunterlage. Ich trocknete mich ab und zog mich
an. Dann wagte ich den Aufstieg ins erste Stockwerk, um mich dort ins Bett zu legen. Ganz langsam und
vorsichtig, Stufe für Stufe, kam ich ohne Schwierigkeiten im Bett an.
Nun durften auch die Schwiegereltern ihren neuen Enkel begrüßen. Sie standen ganz ergriffen am Bett. Der
Opa brachte seine Kamera mit, um ein paar schöne Fotos vom frisch geborenen Kind zu machen. Es dauerte
nicht lange, da fiel meiner Schwiegermutter die Abwesenheit der Hebamme auf… Wir beruhigten sie, sagten
die Hebamme sei „schon“ auf dem Weg und es ginge uns ja auch offensichtlich allen gut. Ich gab dann auch in
den nächsten Stunden zu, dass wir das durchaus so geplant hätten und ich ihr nur den Gedanken nicht vorher
zumuten wollte. So im Nachhinein kann sie das sogar akzeptieren. Interessant wird es dann möglicherweise,
wenn die nächste Geburt bevor steht? Aber schon toll, dass es jetzt kein Problem ist!
Die Hebamme kam dann zu uns als unser Kleiner etwa 2 Stunden alt war. Ich bat sie um ihre Einschätzung
wegen der Verletzung. Sie empfahl mir einen Stich zu nähen, aus dem dann während der Arbeit nach
Absprache doch 3 wurden. Als Betäubung reichte ein Tupfer mit Gel. Ich schaute mir vorher im Spiegel die
Wunde an und auch beim Nähen wollte ich zusehen. Wenn ich es schon nicht selbst machen kann, dann muss
ich zumindest genau wissen was da passiert und mich auf die Piekser einstellen. Sie gab mir noch ein Arnikagel
und Kompressen für die Wunde.
Wir baten sie einen Blick auf die Plazenta zu werfen, einmal die Blutung und die Gebärmutter zu beurteilen und
besprachen die weitere Betreuung. Das Tasten der Gebärmutter übernahm ich selbst – wieder ein Beispiel für
ihre angenehm zurückhaltende Arbeitsweise. Sie füllte uns eine Geburtsanzeige für’s Standesamt aus und ließ
uns ihre Babywaage da. Damit war der Besuch auch schon beendet und wir verabredeten uns für den nächsten
Mittag, um dann noch etwas U1 nachzuholen und weitere Fragen zu besprechen. Unser Baby war inzwischen
eingeschlafen und wir wollten ihn nicht stören.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Essen, Baby bestaunen und ein paar Anrufen.
Ich bin total dankbar, dass wir so eine Geburt erleben durften. Alle Beteiligten haben ihre Sache ganz ganz toll
gemacht und uns genau so geholfen, wie es für uns gut und richtig war. Überhaupt gab es so viele Helfer drum
herum: Mein Mann R, meine Tochter M, unsere Freundin N, Hebamme T, Schwiegermutter K und
Schwiegervater U (der doch tatsächlich den Pool entleerte).
Die ersten Tage:
Schon die erste Nacht war ein wenig anstrengend. Der Kleine war noch bis 3:30 Uhr damit beschäftigt sein
Mekonium los zu werden. Er lässt sich auch furchtbar leicht gleich wieder wecken, wenn er eingeschlafen ist.
Einmal hatte er beim Einschlafen seinen Kopf unter meiner Brust vergraben. Da reichte es schon, dass ich ihm
die Atmung erleichtern wollte und schon war er wieder wach. Wir schafften es dann aber doch zumindest 4-5
Stunden zu schlafen, er lag dabei natürlich in meinem Arm.
Am nächsten Mittag kam meine Schwester zu einem 24-Std-Besuch angereist. Das war schön und vor allem für
M richtig gut. Die ist nämlich weiterhin sehr aufgekratzt und zappelig, braucht außerdem sowieso jeden Tag
mehrere Stunden Bewegung. Es stört nur leider den Kleinen und mich, wenn sie dann durchs Bett hüpft und
dabei quietscht…
Der Papa ist ausgelastet mit Aufräumarbeiten und Haushalt. Natürlich will und soll R auch immer wieder Zeit haben für seinen neuen Sohn. Das Abhalten auf dem Töpfchen macht z.B. hauptsächlich er, denn sitzen ist ja
nicht so vorteilhaft im Wochenbett und mit Verletzung.
Windelfrei klappt auch schon super. Von den 5 Portionen Mekonium ist eine im Pool, eine im Handtuch, eine in
der Windel und zwei im Töpfchen gelandet. Seitdem erwischen wir ungefähr die Hälfte aller Pipis und die
meisten Kakas, was uns viel ungeliebtes Liegen auf dem Wickeltisch erspart. Natürlich gibt es auch immer
wieder Missverständnisse, wenn er eigentlich doch Weiter-Stillen möchte und wir denken er muss mal. Oder
umgekehrt, wenn er mal muss und ich es mit Stillen oder Tragen versuchen bis dann die Windel nass ist.
Ich bin eine anspruchsvolle Wöchnerin, vor allem was die Versorgung mit viel gutem Essen angeht. Immer
muss der Mann Obst und Gemüse nachliefern und dann lege ich auch noch Wert darauf nichts Stopfendes zu
essen. Er hat es wirklich nicht leicht, kennt sich im Supermarkt und in der Küche nur halb aus, usw.
Das Stillen hat der Kleine nach den ersten paar Versuchen ganz schnell gelernt. Jetzt möchte er meistens im 20
Min. Takt für etwa 2 Stunden immer wieder an die Brust. Dann kommt dazwischen wieder eine 3-5-stündige
Schlafpause. Die Milch ist nach 2 Tagen auch schon voll da gewesen. Nur meine Brustwarzen sind jetzt sehr
empfindlich. Stillen im Liegen ist zwar toll für die Rückbildung und zum Ausruhen, für die Brustwarzen ist es
aber nicht so der Hit. Ich hoffe es wird einfach wieder besser und lasse immer mal Luft dran. Wenn sie noch
richtig wund werden, probiere ich es mal mit schwarzem Tee.
Die Große möchte gerne ihr gewohntes Einschlaf- und Aufwach-Stillen und ich möchte ihr das auch unbedingt
und sehr gerne ermöglichen. Es ist allerdings schon mehrmals schwierig gewesen, wenn dann der Kleine
gleichzeitig beim Papa weint und auch an die Brust möchte. Da müssen wir unseren Weg noch finden … Beide
gleichzeitig im Liegen Stillen wäre eigentlich schön, kriegen wir aber bisher nicht hin, erst recht nicht mit so
empfindlichen Brüsten und dem extrem wichtigen Ellbogen-Gepuhle, das untrennbar mit dem Einschlaf-Stillen
verbunden ist.
M ist wirklich sehr lieb und so rücksichtsvoll, wie sie nur kann. Dennoch ist sie eine sehr mama-bedürftige 4-
Jährige und von der Situation natürlich verunsichert. Da tut sie mir manchmal sooo leid und ich muss wirklich
gut auf sie achten, grade weil sie sich so viel Mühe gibt und sich eher zurück zieht. Was sehr schön läuft: Seit
Geburtsbeginn bin ich wieder ganz interessiert an den Dingen die sie mir erzählen und zeigen mag. Vorher war
ich wirklich nörgelig und ungeduldig mit ihr. Jetzt kann ich ihr oft ganz ruhig sagen, wenn mich etwas stört oder
sie aufrichtig um etwas bitten ohne Anspruchshaltung. Das finde ich sehr sehr schön.
Ab nächste Woche darf sie dann endlich mit dem Papa zur Eingewöhnung in den KiGa. Ich denke es wird ihr
gefallen und vielleicht bekommt sie dort dann auch gleich genug Bewegung.
Der Hebammenbesuch verzögerte sich dann noch um einen Tag. Sie rief an, sie habe die ganze Nacht
gearbeitet, ob es in uns Recht wäre das zu verschieben. Als sie dann am übernächsten Tag nach der Geburt
kam, hatte sie allerdings die nächste Nacht auch nicht mehr Schlaf bekommen …
Wir holten noch das Abhören und Messen von der U1 nach: Lunge und Herz klingen normal, Kopfumfang 35cm,
Länge 50cm. Gewogen hatte ich 12 Stunden nach der Geburt: 3400g (mit kl. Korrektur für Mekonium und Pipi).
Ich bat sie noch einen Blick auf die Naht zu werfen: Alles in Ordnung. Dann wünschte ich ihr einen erholsamen
Schlaf nach zwei durchgearbeiteten Nächten. Nachdem sie nun alle anstehenden Geburten geschafft hat,
möchte sie nach Ostern gerne verreisen und so werden wir uns evtl. gar nicht mehr sehen.
Vielleicht lasse ich nächste Woche noch eine andere Hebamme nach der Naht und der Rückbildung sehen,
denn ich bin noch nicht ganz entschlossen, ob ich 2 Wochen nach Geburt verreise … Der Stillkongress lockt. Im
Moment traue ich es mir eher zu als meinem Baby. Ob er sich dann immernoch so leicht stören lässt? Naja,
noch muss ich mich ja nicht entscheiden.

Vorzeitiger Blasensprung? – Nur die Ruhe!

Ich darf einen ganz frischen Bericht einer Alleingeburt (2. Kind, 2. Alleingeburt) mit euch teilen. Es ist nicht meine Geburt, sondern der Bericht einer Frau, die bereit ist, dieses Ereignis mit euch zu teilen. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

Unser Baby ist da, ein Junge, am 8.5. um 13:28 Uhr.
Irgendwie war mir am 7.5. abends schon so, dass die Blase springen könnte, deswegen legte ich das Bett mit Moltonunterlagen aus. Um 3 Uhr nachts wachte ich von so einem warmen Gesicker zwischen den Beinen auf, und stellte fest, dass die Blase tatsächlich gesprungen war. Das war ja eigentlich die Situation, die ich überhaupt nicht wollte, der Druck, Wehen produzieren zu müssen.
Nach dem Gang ins Badezimmer legte ich mich erstmal wieder hin und sagte meinem inzwischen aufgewachten Mann, wir werden heute oder morgen Eltern (danach konnte er nicht mehr einschlafen ;-),
Um 8 Uhr morgens rief ich die Hebamme an. Sie kam zum Bauch abtasten und Herztöne abhören. Außerdem schlug sie vor nachzusehen, wie reif der Muttermund sei, aber das wollte ich auf keinen Fall, was für sie ok war. Immerhin hat mich ihr Kommentar, nach der Muttermundreifung zu schauen, daran erinnert, dass ich einige Zeit zuvor in dem Buch „Adventures in Tandem Nursing“ (Hilary Flower) gelesen hatte, Stillen unter der Geburt trüge zur Muttermundreifung bei. Das machte ich, nachdem die Hebamme wieder gefahren war, mit meiner Tochter ausgiebig an dem Morgen. Trotzdem tat sich praktisch gar nichts, manchmal ein kaum wahrnehmbares Ziehen im Bauch, sonst nichts.
Beim Essen kochen um 12 Uhr war mir aber plötzlich so, als würde ich nicht mehr dazu kommen, zu essen. Ich war stark verlangsamt mit allem, meinen Bewegungen, ging langsam durch die Wohnung, so leicht vorgebeugt (wozu mein Mann bemerkte, so bist du bei der letzten Geburt auch gegangen), und da war dann klar, dass es bald losgehen würde.
Eine Kartoffel habe ich um 13 Uhr noch geschafft zu essen, ganz langsam, und dann kam plötzlich eine heftigere Wehe, bei der ich schon etwas bewusster atmen und mich irgendwo festhalten musste.
Ich fing an, Sachen vorzubereiten, Duschvorhang über den Teppich, Unterlagen hinlegen, etc., aber die zweite heftigere Wehe kam erst nach mehreren Minuten. Mein Mann telefonierte noch in aller Ruhe und bekam nichts mit. Ich merkte nach der dritten Wehe plötzlich, dass mein Unterleib anfing zu zucken, und sich unglaublicherweise schon das Kind durchschob (also praktisch nach drei Wehen). Als mein Mann aufgelegt hatte, sagte ich ihm, er solle mir schnell aus der Hose helfen, das hätte ich alleine nicht mehr geschafft, weil ich mich vornüber gebeugt festhalten musste und das Baby schon so tief saß, dass ich kein Bein mehr heben konnte.
Für meine Tochter, die noch die ganze Zeit um mich herum wuselte, war es plötzlich zuviel, dass ich mich so festhielt, atmete, meinem Mann sagte: schnell, zieh mir die Hose aus – jedenfalls fing sie an zu weinen. Mein Mann schickte sie eine Etage tiefer zur Oma. Zu dem Zeitpunkt saß der kindliche Kopf schon vor meinem Damm. Ich hielt ihn mit einer Hand zurück, weil ich nicht wollte, dass er so schnell durchschießt, aber nach ein paar Sekunden war klar, dass es kein Halten mehr gab, also hab ich einmal gedrückt, und das ganze Baby glitschte mir in einem Zug entgegen.
Ohne irgendwelche Presswehen, nur mit diesem Unterleibszucken.
Als mein Mann daran dachte, auf die Uhr zu schauen, war es 13:28 Uhr, die komplette Geburt hatte also etwas mehr als zwanzig Minuten gedauert.
Wir hielten das Baby warm und mein Mann meinte, es ist ein Junge, worauf ich noch gar nicht geachtet hatte, dann habe ich mich aufs Bett gesetzt, und nach einer Stunde oder so haben wir die Hebamme angerufen.
Direkt nachdem das Baby draußen war habe ich mir ein bisschen mehr Gedanken gemacht als bei der Alleingeburt unserer Tochter. Sie hörte ich nämlich schon schreien, bevor sie mir in einem Rutsch in die Hände geflutscht kam, er schrie nicht, sondern meckerte ein bisschen angestrengt herum, viel zurückhaltender als sie.
Das ist er wohl allgemein. Auch wenn er jetzt Stillen will, maunzt er ein bisschen und wedelt mit den Armen, unsere Tochter hat, wenn sie stillen wollte, Wände zum Einstürzen gebracht.
So hatte ich nun zwei völlig problemlose Alleingeburten, die erste zweieinhalb Stunden, die zweite zwanzig Minuten.
Obwohl ich über den Blasensprung nicht begeistert war, denke ich im Nachhinein, dass er vielleicht gut war, weil ich deswegen an dem Morgen zu Hause geblieben bin. Wäre ich Einkaufen gefahren, wie eigentlich geplant, und wäre die Geburt dann auch so schnell gegangen, hätte ich ihn im Einkaufszentrum bekommen.
Ich bin wirklich dankbar, dass ich zwei so schöne, ruhige, problemlose und schnelle Alleingeburten hatte, die einfach ganz natürlich passiert sind, ohne dass jemand um mich herum Unruhe gemacht oder eingegriffen hätte. Solche Geburten sind ein Geschenk, finde ich. Aber sie sind auch so normal. Wahrscheinlich wäre das die Art, wie Geburten meistens ablaufen würden, wenn die Frauen nicht so auf Drama und Angstmacherei gepolt wären.
Mein Mann ist auch froh, dass er mit mir solche Geburten erleben konnte, obwohl er etwas, sagen wir mal, weniger begeistert davon war, als ich der Hebamme bei der Vorsorge gesagt habe: Ich rufe dich unter der Geburt nur an, wenn ich das Gefühl habe, ich brauche dich, wenn nicht, mache ich es alleine.