Eine freie Geburt 15 Tage nach Termin

Die Mama im folgenden Bericht entscheidet sich beim dritten Kind für eine Geburt nur mit ihrem Mann. Schließlich muss sie bis 15 Tage nach Termin ausharren, um ihr Wunder in Empfang nehmen zu können.

Die freie Geburt von Lone *14.7.2019

Völlig überraschend hat sich die kleine Dame in meinen Bauch geschlichen und nur durch Zufall und der Hartnäckigkeit meiner Freundin sei Dank, erfuhren wir am 5.11.2018 von unserem dritten Wunder. Ende August des gleichen Jahres mussten wir leider ein Baby aus den Bauch in den Himmel gehen lassen. Mit einer erneuten Schwangerschaft hatte keiner gerechnet, aber unsere Gebete nach Veränderung in unserem Leben wurden mit voller Liebe beantwortet. Die Schwangerschaft war kurz gesagt, wie auch bei den beiden Kindern zuvor, sehr anstrengend. Das volle Programm von Kreislaufproblemen, Übelkeit, Sodbrennen bis zum Erbrechen und einer Symphysenlockerung nach einem Sturz und damit verbundenen Schmerzen war leider allzeit präsent. Verständlich ist daher, dass die Nerven beim Überschreiten des ET völlig blank lagen. Ich weiß nicht, wieviele unzählige Gespräche ich mit meinem Herrn im Himmel geführt habe, war kurz vorm „Aufgeben“, zweifelte an den Fähigkeiten meines Körpers, haderte mit mir selbst. Nach 11 Tagen über ET bot mir meine Hebamme einen „Wehencocktail“ an, sie sah meine Not und wollte mir gerne helfen. Ich kaufte die Zutaten, weinte auf der Rückfahrt im Auto bitterlich. Seit Monaten hatten Tim und ich uns nun auf die Geburt vorbereitet, hatten um eine interventionsfreie Schwangerschaft gekämpft und unsere Pläne zu Hause alleine zu entbinden verteidigt – warum sollte ich jetzt eingreifen MÜSSEN? Ich fühlte mich nicht wohl und Tim stärkte mir den Rücken, weiter abzuwarten. Auch meine Hebamme war am nächsten Tag glücklich mit meiner Entscheidung abzuwarten und bestärkte uns zusätzlich. Unser Ausharren und Beten wurde bei ET +15 beantwortet.

Nach dem Aufstehen um 10 Uhr fingen leichte Wehen an. Allerdings glaubte ich absolut nicht an Geburtsbeginn, denn diese Wehen kannte ich nur zu gut von mittlerweile unzähligen „Fehlalarmen“. Auch mein vorhandener Appetit ließ nicht auf Geburtsbeginn schließen. Nach dem Frühstück hab ich mich auf meinen Gymnastikball begeben und ins Tragetuch gehangen. Gegen 11 Uhr bemerkte ich beim Bearbeiten der Wehen, dass mich zunehmend die laute Kulisse der beiden großen Kinder störte. Als mein Mann dann noch (zu recht) mit den Kindern schimpfte, war ich super angespannt und bat meinen Mann energisch für Frieden zu sorgen. Mein Mann sagt rückblickend, dass dies der Moment war, an dem er wusste, dass es jetzt losgeht. Leider fühlte ich mich auch weiter durch das rege Leben im Haus abgelenkt, so dass ich Tim bat, die Kinder zu meiner Mutter zu bringen. Bei ihr wäre das Zurückrudern bei einem Fehlalarm nicht so „peinlich“. Kurzzeit war ich enttäuscht, da ich ihnen beiden frei stellen wollte dabei zu sein. Aber es war die richtige Entscheidung – für Tim und für mich.

Bis ca. 13 Uhr glaubte ich nicht an den Geburtsbeginn, aber als ich dann das erste mal das Bedürfnis verspürte, die Geburtsplaylist zu starten, waren auch meine Gedanken in Richtung Geburtsarbeit fokussiert. Passend dazu erklang das erst Lied von „Hillsong – Be still“, was ich oft vorher gehört habe, wenn meine Gedanken zu viel kreisten. Die Wehen kamen von Beginn an in kurzen Abständen – ich schätze max. 3-4 Minuten. Sie nahmen einfach stündlich an Intensität zu. Ich erlebte sie zum ersten mal sehr intensiv als „Arbeit“ und nicht als Schmerz. Tim und ich lachten viel, beteten, hielten einander, fragten unser Kind, wie es ihm geht – und ja, wir bekamen immer eine Antwort. Ob durch Bewegung, einen Tritt oder Schluckauf. Eine unbeschreibliche, tiefe Verbindung herrschte zwischen uns dreien. Ich trank viel, lutschte zwischendurch einen Traubenzuckerlolli, weil mir etwas übel war. Das tat gut. Ich merkte zunehmend, dass ich Richtung Übergangphase unterwegs war, am meisten daran, dass ich anfing zu schwitzen und kleine Gedanken des Zweifels aufkamen. Schaff ich das wirklich? Bisher sind die Übergangsphasen von der Hebamme „beendet“ worden, indem die Fruchtblase eröffnet wurde. Schaff ich das jetzt alleine? Tim schrieb unserer Hebamme (die leider ohne Versicherung für die Geburt ist) eine Nachricht, dass das geplante CTG heute Abend wohl nicht mehr stattfindet, wir uns aber für die U1 melden würden. Er schrieb ihr zudem, dass er schätzte, dass ich mich Richtung 7cm befinden würde. Wahnsinn oder? Was hab ich für einen tollen Mann!

Gegen 15.30 Uhr nahmen die Wehen Fahrt auf, besonders im Unterbauch Richtung Oberschenkel und Kreuzbein. Gut, dass ich vorher vom „Türrahmenwehen“ gelesen hatte. Was war das eine Erleichterung!!! Und gut, dass wir massiv gebaut haben 😉 Vorher hatte ich selbst versucht zu ertasten, wo wir uns befanden, aber ich fühlte NICHTS. Keinen Muttermund noch irgendwas, was sich nach Kopf anfühlte. Ich war zugegebenermaßen enttäuscht, aber vertraute zu dem Zeitpunkt meinem Körper. Nach über einer Stunde starker Wehen wurde noch mal der Ofen angeheizt. Ich war sicher in der Übergangsphase, aber auch nach erneutem Tasten, NICHTS. Der Türrahmen und ich waren beste Freunde und mein Mann die beste Unterstützung, die man sich erdenken kann. Ruhig, gelassen, voller Vertrauen in mich und das Baby sprach er uns gut zu, ermutigte mich auch nach 40x „ich kann nicht mehr“.

Gegen 17.15 Uhr war der Höhepunkt der Intensität erreicht. Ich überlegte im Türrahmen vom Badezimmer stehend, ob ich es zum Telefon schaffe und 112 rufen soll, zweifelte aber an geeigneten Narkosemitteln auf dem Rettungswagen, die ich gerne hätte haben wollen. Ich wollte weglaufen, einfach hier aufhören. Das Gefühl kannte ich und trotzdem übermannte mich es erneut. Die Tatsache, dass ich bereits Druck verspürte, ließ mich noch mal vorsichtig versuchen, meinen Muttermund zu tasten. Wieder NICHTS. Endlose Weite, aber kein Muttermund, Kopf oder Fruchtblase. Ich fing an unruhig zu werden, veratmete die nächste Wehe wieder im Türrahmen und während einer erneuten Wehen mit Druck musste ich etwas mitschieben. In diesem Moment tropften zwei kleine Tropfen Blut auf die Fliesen. Der Höhepunkt der Unsicherheit war bei mir erreicht. Ich meinte zu Tim, dass Blut nicht gut sei. Er war total entspannt und meinte, dass es doch normal sei, wenn der Muttermund sich öffnet, dass es auch mal blutet – oder es sei vielleicht der Schleimpfropf, der sich löst. Wie weise er ist, dachte ich und war wieder beruhigter. Trotzdem zweifelte ich noch an der eigenen Fähigkeit, diese Fruchtblase zum platzen zu bringen. Der Druck war unbeschreiblich und so intensiv, wie bei noch keiner Geburt. Aber laut meinem Tasten war ja noch kein Kopf ansatzweise Richtung Ausgang unterwegs.

Interessanterweise wollte ich gegen 17.35 Uhr die nächste Wehe nicht mehr im Türrahmen stehend erleben, sondern wieder ins Wohnzimmer in mein Tragetuch. Ich kam gerade noch auf meine Gymnastikmatte mit Einmalunterlage drauf, hing mich ins Tuch und die nächste Wehe kam. Diese fühlte sich völlig anders an. Es brannte leicht im Bereich des Muttermundes und der Druck „bewegte“ sich. Ich spürte den Kopf, der sich nach vorne schob. Ich sagte Tim, dass sich der Kopf eindreht, war aber der Annahme, dass er sich noch „oben“ im Geburtskanal befand. (Ich hatte ja kurz vorher NICHTS er tastet.) Tim kniete hinter mir und beantwortete meine Frage mit: „Ich seh den Kopf, der Kopf kommt.“ Ich dachte, er meint, dass er einen kleinen ersten Teil sieht, aber dem war nicht so. Die Blase sprang, der Kopf wurde geboren, den kurzen Widerstand des Kinns konnte ich am Damm spüren und ohne Pause drehten sich die Schultern ein und Tim sagte: „Sie kommt – ich habe sie.“ Mit dem Aussprechen hatte er sie aufgefangen. Sie weinte sofort, auch wenn ich sie noch nicht sah. Ich war sprachlos. Vor 4 Minuten hatte ich noch nichts tasten können und jetzt schrie sie. Ich begriff gar nichts. Tim reichte sie mir durch die Beine (ich habe sie im Stehen geboren) und ich entwirrte die Nabelschnur die um Hals und Bauch gewickelt war. Sie war rosig, die Hände und Füße leicht blass/livide, aber ansonsten strotzte sie vor Leben, schaute mich ungläubig an. Mindestens genauso ungläubig schaute ich Tim an. Wahnsinn. 17.41 Uhr. Sie ist da, wir drei haben es geschafft – und wie?! Genau dort, wo Tim und ich von Beginn an gesagt haben, hier kommt sie zur Welt. Punktlandung – für alle.

Ich setzte mich aufs gegenüberstehende Sofa, hielt dieses wunderschöne Mädchen in meinem Arm und wir genossen den Moment. Heilig beschreibt es am besten. Die Geschwister waren 15 Minuten nach der Geburt bei uns, bestaunten dieses Wunder.

Die Geburt der Plazenta war nochmal mit starken Wehen verbunden, sodass wir uns nach einer Stunde doch fürs Abnabeln entschieden, damit ich mich besser bewegen kann. Geboren habe ich die Plazenta dann ca. eine Stunde später in der Dusche. Nochmal ein Wunder, diese in den Händen zu halten. Ehrfurcht beschreibt diesen Anblick wiederum am besten. Nach der Geburt der Plazenta ging es mir prächtig. Ich habe während der gesamten Geburt kaum geblutet, legte mich mit der Kleinen ins Bett, wir stillen und kuschelte und nach insgesamt drei Stunden kam unsere Herzens-Hebamme und führte die U1 durch. Alles bestens, genauso wie bei mir. Keine Verletzungen, die Plazenta war vollständig und wurde der Tiefkühltruhe zugeführt. 😉

Ich hatte bisher eine vorbildliche Rückbildung, trotz minimalster Nachwehen, der Milcheinschuss war heftig, aber ist nun auch bereits überwunden. An Tag 9 postpartum bin ich immer noch überwältigt von den Ereignissen und kann nicht fassen, dass unser Traum in Erfüllung ging – noch viel segensreicher als ausgemalt. Wie froh bin ich über meinen Mann, den kein Wort der Welt beschreiben kann und über meinen Herrn im Himmel, der sich für mich in diesem Wunder und den Geschehnissen verherrlicht hat.

„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzem Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Auf all deinen Wegen erkenne nur IHN, dann ebnet er selbst deine Pfade.“ Sprüche 3, 5-6

2 Gedanken zu „Eine freie Geburt 15 Tage nach Termin“

  1. Jesus segne euch und eure Familie!
    Danke für s Teilen und die Ermutigung! Hat mich sehr an unsere erste Alleingeburt erinnert (Mai 15)….nun sind wir schwanger mit unserem 5 Segensgeschenk… Und da die SS wieder mal furchtbar ist, geht es mir ähnlich wie dir mit deinem Bericht. Aber auch wir wollen uns halten an Spr 3:5!

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